Deutschland erwache

 
  • Original-Titel: Deutschland erwache - Film als Propaganda im NS-Staat
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  • Regie: Erwin Leiser
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1968


Inhalt

Das Thema dieser Dokumentation ist FIlm als Propaganda im NS-Staat. Anhand unterschiedlicher Spielfilmausschnitte wird dokumentiert, wie auch scheinbar völlig unpolitische FIlme dazu dienten, die Menschen auf die Ideologie des dritten Reiches einzuschwören. Eine äußerst präzise und aufschlussreiche Analyse, die Ausschnitte aus berüchtigten Filmen wie „Jud Süß“, „Ich klage an“ oder „Hitlerjunge Quex“ bedient. Dabei wird vor allem klar, dass Goebbels Propagandaministerium darum bemüht war, beinahe alle Teile der Naziideoloigie filmisch aufzuarbeiten. Das geht von Euthanasie („Ich klage an“), über den Holocaust („Jud Süß“), die angebliche Unterdrückung der Sudetendeutschen („Heimkehr“ – in dem Film haben übrigens Attila Hörbiger und Paula Wessely mitgespielt) und natürlich die Vereinnahmung der Jugend („Hitlerjunge Quex“). Außerdem wird demonstriert, wie andere große Männer der Geschichte als Vorläufer von Adolf Hitler charakterisiert wurden („Der große König“). Die Ausschnitte repräsentieren wirklich einen guten Querschnitt. Vor allem wird gezeigt, dass Reichspropagandaminister Goebbels keineswegs die direkten Propagandafilme bevorzugte. Vielmehr kommt die Ideologie der Nazis in diesen Filmen nur sehr schleichend zum Tragen (Ausnahme: „Jud Süß“, denn direkter gehts ja kaum).

Die Dokumentation scheut nicht davor zurück, den Zuschauern zum Teil besonders perfide Stellen zu zeigen, die die Tendenz dieser Filme besonders unterstreichen. Neu war für mich, dass Goebbels sich für seine Propagandafilme ausgerechnet einen Tendenzfilm der anderen Seite, nämlich Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“, zum Vorbild genommen hatte. Es ist den deutschen Filmemachern allerdings nie gelungen, ein Gegenstück hierzu zu produzieren, das wirklich das gleiche Niveau erreicht hätte. Interessant sind auch die „Scheindiskussionen“, die in manchen der Filme über die Richtigkeit des Handelns der „Helden“ geführt werden. Hier wird gezeigt, wie alle Gegenargumente erstens verdreht und zweitens in den Mund von weltfremden Spinnern gelegt werden, sodass am Ende die für die Nazis richtige Seite den Sieg davonträgt (ein gutes Beispiel hierfür ist der Euthanasiestreifen „Ich klage an“). Ich wollte schon länger ein Bit über diesen FIlm schreiben, da ich wohl nicht der einzige Mensch auf Erden bin, der sich dafür interessiert, wie solche Propagandafilme funktionieren. Nach dem Ansehen dieser Dokumentation muss ich sagen, dass sie wohl lange nicht so plump sind, wie ich ursprünglich gedacht habe. Die Verbreitung der Ideologie ist laut Dokumentation in diesen Filmen – mit Ausnahmen – eher indirekter Natur war.

Die DVD: Bild und Ton schwanken in Sachen Qualität aufgrund des Alters der Dokumentation und der darin verwendeten unterschiedlichen Filmausschnitte sehr stark, was aber nicht anders zu erwarten war. Das Bild erfüllt die Anforderung genauso wie der Ton (der aber oft einen Tick zu leise ist). Als Extra gibt es nur eine Linkliste mit Websites zu dem Thema.

Fazit: Erwin Leiser hat mit diesem Film ganze Arbeit geleistet. Jeder, der sich für dieses Thema interessiert, ist mit „Deutschland erwache“ bestens bedient.


mm
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