Der Vampir aus dem All

 
  • Deutscher Titel: Der Vampir aus dem All
  • Original-Titel: Not Of This Earth
  •  
  • Regie: Jim Wynorski
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Nadine (Traci Lords)
    Johnson (Arthur Roberts)
    Dr. Rochelle (Ace Mask)
    Harry (Roger Lodge)
    Jeremy (Lenny Juliano)
    Davenna Girl (Rebecca Perle)
    Happy Birthday Girl (Becky LeBeau)
    Nurse Oxford (Kelli Maroney)
    Agnes (Monique Gabrielle)
    Staubsaugervertreter (Michael Delano)


Vorwort

Es gibt Filme, bei denen man sich fragt: „Um Gottes Willen, why did they make it?“ (Naja, um ehrlich zu sein… es sind die meisten, und vor allen Dingen diejenigen, die in den Cinemäxxen dieser Welt anlaufen – did I mention to you that I don´t like them Multiplexes?) In den allermeisten Fällen lässt sich die Antwort auf diese Frage nicht mehr eruieren (vermutlich deswegen, weil diejenigen, die sie beantworten könnten, nach Anblick des Endresultats entweder den ehrenvollen Ausweg des Harakiri suchen oder abstreiten, jemals von der Existenz belichteten Zelluloids im Allgemeinen gewusst zu haben). Bei unserem heutigen Schatzi allerdings ist die Antwort überliefert. Es folgt eine freie Interpretation des ersten Pre-Production-Meetings…

Hollywood, eine billige Kneipe (wieso billig? Einer unserer Protagonisten ist Roger Corman, darum!). Jim Wynorski, aspiring young filmmaker mit einer gewissen Vorliebe für hervorstechende Teile weiblicher Anatomie, sitzt mit Roger Corman zusammen, dem Billigheimer der B-Movie-Branche schlechthin, für den er gerade mit Billighorrorstreifen wie CHOPPING MALL drei bis fünf Dollar verdient hatte. Beim fünften Billig-Whiskey kommt der gute Roger ins Sinnieren. „Weisst du, Jimmy, damals, als alles noch besser war, die Luft sauberer, Dinosaurier die Welt regierten, damals hab ich einen Film für unter hunderttausend Scheine in nich´ mal ner Woche abgedreht. Junge, heute geht das nicht mehr.“ Jim Wynorski leert sein Glas. „Hör ma, Roger, das kannste so nicht sagen…“ „Doch, Jimmy. Wetten, dass nicht mal du das schaffst?“ Wynorski donnert sein Glas auf den Tisch. „Schlag ein, Roger!“ Und so geschah es…

Und in der Tat ist NOT OF THIS EARTH tatsächlich Ergebnis einer Wette zwischen Roger Corman und Jim Wynorski, dass letzterer ein Remake des 58er-Corman-Streifen gleichen Namens nicht für´s selbe Geld in selber Zeit auf die Beine stellen könne. Man sollte nur hoffen, dass der Wetteinsatz hoch genug war, denn aufgrund der Prominenz der gewonnenen Hauptdarstellerin (dazu später mehr) spielte der Streifen für Corman, der ihn vertreiben durfte, einen ordentlichen Batzen Geld ein (und wurde von Corman dann auch prompt noch zweimal recycled, einmal komplett unter dem gleichen Titel 1995 mit Michael York und einmal 1998 als STAR PORTAL mit abgewandelter Story)…


Inhalt

W ette hin, Wette her – einen entscheidenden Vorteil hatte der gute Jim Wynorski, das wird schon in der Pre-Title-Sequenz klar: er konnte auf einen reichen Schatz Corman´scher Stock Footage zurückgreifen und so entpuppt sich unsere erste Alien-Landung als Material, das vermutlich in einem (seiner zahlreichen) früheren Leben in BATTLE BEYOND THE STARS auf die Welt kam (der wohl meistrecyclete Streifen aller Zeiten, was Stock Footage angeht). Aus dem Stock-Footage-Ufo schält sich ein Man in Black (inkl. Sunglasses), vermutlich aber weder Will Smith noch Tommy Lee Jones, sondern eher einer derer bevorzugter Opponenten, nämlich uns Alien. Neben dem schwarzen Anzug trägt er noch einen silberen Pilotenkoffer (ui, das Budget muss doch höher gewesen sein als man denkt… ol´ Eddie Wood konnt´ sich sowas nicht leisten). Imagepflege steht an, und womit könnte sich ein Alien besser in unsere Gesellschaft einfügen als mit dem Killen des nächstbesten gerade in heftigen Sexvorbereitungen steckenden Teeniepärchens? Glücklicherweise ist gerade eins greifbar, das im einsamen Wäldchen in der 50er-Jahre-Opaschleuder ´ne Nummer schieben will (seltsamerweise sehen alle Autos im Film aus wie aus den 50ern… Statement? Zufall? Whatever…). Der Junge ist schnell geplättet und die barbusige Lady (Wynorski hält sich selten lang mit Vorreden auf…) durch aus den Augen geschossene Strahlen umgenietet und per Obskur-Device aus dem Köfferchen entblutet (hence der deutsche Titel). Vorhang auf für die zusammenhangloseste Opening-Title-Sequenz diesseits eines… äh… eigentlich mehr die absolut zusammenhangloseste… für drei Minuten spielen sich vor dem erstaunten Auge des Betrachters zahllose Monster-, Splatter- und sonstige Ekelszenen aus anderen Corman-Machwerken (bevorzugt natürlich aus dem ebenfalls oft und gern „zitierten“ Alien-Rip-Off GALAXY OF TERROR) ab, die mit unserem Film selbstredend nicht auch nur das geringste zu tun haben. Oh my, vielleicht war eine Bedingung von Corman, dass Wynorski so viel Effektszenen aus alten Filmen wie möglich einbaute und der Jungregisseur fand diese elegante Lösung, sich darum zu drücken. Who knows? (and who cares?)

Auch das geht mal vorbei, also können wir nun mit unserer Filmstory weitermachen.

Unser Alien geht nun erst mal zum Arzt, dessen Praxis unter dem leicht überheblich klingenden, dafür aber umso billiger aussehenden Schild „Clinic“ firmiert. Der Sprechstundenhilfe stellt sich der Fremdling als Paul Johnson vor und verlangt nach sofortiger Bluttransfusion, allerdings ohne vorherige lästige Feststellung der Blutgruppe (note das fabulös aufwendige Set Design – nur nichts filmen ist billiger). Die angestellte Nurse beschliesst, das Problem ihren Chef, Dr. Rochelle, lösen zu lassen – der Buzz-Ton der Sprechanlage allerdings scheint unserem Freund Johnson nicht wirklich zu bekommen (scheint also einer dieser Aliens aus dem Godzilla-Film GODZILLA VS. GIGAN zu sein). Doc Rochelle will sich auf die plumpe Versicherung des seltsamen Patienten, er hätte Blutgruppe 0, nicht verlassen, aber eine telepathische Suggestion, die bei Rochelle auch Kopfschmerzen auslöst (ich wusste es immer: einer meiner Nachbarn ist ein Alien), löst die Probleme. Rochelle darf testen, aber nie nicht darüber reden. Das Blut entpuppt sich als „fantastisch“, da es sich quasi selbst auf zellulärer Ebene zerstört (das medizinische Blafasel, das angesichts der Herkunft des Streifens vermutlich eh unter „Blödsinn“ abgelegt werden kann, erspare ich Euch en detail). Wie dem auch sei, die Transfusion kommt ins Rollen und Johnson-Alien wirft ein bis zwei Augen auf die Nurse und unterbreitet ihr ein unmoralisches Angebot. Ob sie nicht für ihn arbeiten möchte? Für 1000 Dollar die Woche? Die Schwester, von Namen Nadine, ist hin- und hergerissen. Sie soll auch nur auf seine Gesundheit aufpassen, versichert Johnson und erhöht das Angebot auf schlappe zwei Riesen die Woche. Nadine bleibt skeptisch. „Der Doktor und ich sind ein Team, wie Laurel und Hardy.“ „Ich kenne diese Ärzte nicht,“ blafft der filmhistorisch unterbelichtete Ausserirdische, hypnosaftet dann den Doc, dass er Nadine den Jobwechsel förmlich befiehlt. Noch am selben Abend soll sie bei Johnson einziehen…

Vor der Praxistür kommt es dann zu humorigen Kapriolen, denn Johnson hat im Halteverbot vor einem Hydranten geparkt und bekommt einen Strafzettel von Cop Harry, nebenher noch der Freund von Nadine. Selbige verschafft dem Inkognito-Alien die Ausrede, todkrank zu sein, so dass es Harry bei einer Verwarnung belässt. „Warnung? Wovor?“ begriffsstutzt Johnson, bevor er sich in sein Auto schwingt und sein geräumiges Heim aufsucht, wo er von seinem Faktotum Jeremy erwartet wird. Unter extremer Heimlichtuerei schafft Johnson eine Pulle Blut in den Keller, den Jeremy selbstredend niemals nicht betreten darf, denn dort bunkert der Ausserirdische seine Blutkonserven. Jeremy befriedigt seine Neugier anderweitig durch Untersuchung des bewussten Koffers, wird aber von Johnson ertappt und per Undertaker-Choke gemassregelt. „Ich könnte dich sofort eliminieren,“ warnt der Fiese und kündigt dann an, heute „aushäusig“ zu speisen.

Könnte man so nennen, denn als nächstes sehen wir bei stockfinsterer Dunkelheit eine attraktive Jungdame in Reizwäsche (in der ja bekanntlich alle amerikanischen Frauen herumhoppeln, so sie allein zuhause sind). Das Wäsche-Model hört suspekte Geräusche und freaked angemessen aus. To cut a (not so) long story short, vor der Tür steht Johnson und der hat seinen maschinellen Blutsauger dabei… unverschämterweise gönnt uns Auteur Wynorski hier aber keinen Blick auf die unbedeckte Oberweite des Opfers, Spassverderber, elendiglicher…

Dieweil ist es wieder hellerlichter Tag und Nadine trifft ein und lernt Jeremy kennen (da wir ja aus vorherigem Dialog wissen, dass Nadine noch am gleichen Tag bei Johnson einziehen sollte, haben wir hier einen herzigen Tag-/Nacht-Goof a la Ed Wood vor Augen). Nadine bemerkt, dass Jeremy einen Schiessprügel im Schulterholster trägt. Ansonsten das übliche: Jeremy fallen bei Nadines Anblick die Glotzer aus den entsprechenden Buchten und Nadine ihrerseits lässt den Sabbernden behende abblitzen. Irgendwann kommt Johnson zurück von seiner nächtlichen Pirsch und unterhält sich mit Nadine: „Ich sterbe“. „Tun sie nicht,“ kontert Nadine. „Wohl,“ insistiert Johnson. Bevor das ganze in eine Walter-Moers-esque Passage ausartet, verabschiedet sich Johnson und schliesst Nadine in ihrem Schlafzimmer ein, was ihr nicht wirklich passt. Lautstarker Protest bewegt Johnson zur Revision des Lock-Prozesses und wundert sich, dass Nadine die Einschliessung nicht gefiel. „Wo ich herkomme, will niemand in einem ungesicherten Quartier schlafen,“ stellt er fest. Die logisch folgende Frage, wo zum Geier er denn nun herkomme, beantwortet Johnson mit einem eher terminalen „Gute Nacht.“ Well, he got other fish to fry – Johnson kontaktiert seine Vorgesetzten auf seinem Heimatplaneten. Dafür hat er in seinem Arbeitszimmer einen „Lichttunnel“ installiert, der als Universal-Transporter- und Kommunikationsgerät funktioniert (und in seiner Impressivität so wirkt, als hätten Wynorski und sein Requisiteur heimlich ein paar blaue Neonröhren aus einer abgetakelten Disco entführt). Johnsons Chef beamt sich also her (oder so ähnlich) und entpuppt sich als Grateful-Dead-Jünger (zumindest, was sein follikiläres Outfit angeht, sprich seine Frisur und Bartwuchs). Telepathisch tauschen die Aliens das übliche „die Erdlinge sind primitive Untermenschen“-Gewäsch aus, schliesslich sind wir Humans so rückständig, dass wir noch oral kommunizieren. Man stelle sich vor! Jedenfalls ist auf Johnsons Heimatwelt die Kacke mächtig am Dampfen. Aufruhr, Chaos, Anarchie – das Happa-Happa ist nämlich verdammt knapp geworden und das Happa-Happa ist nun mal Blut (untermalt wird die blumige Schilderung einmal mehr durch mehr Stock Footage aus GALAXY OF TERROR). Die bisherigen Eroberungsfeldzüge haben zwar Kriegsgefangene gebracht, aber die sind mittlerweile auch kurz vor alle (sprich: leergesaugt), das Volk hat Kohldampf, also muss Johnson bei seinem Fünf-Phasen-Plan etwas aufs Gaspedal treten. Phase 1 hat man erfolgreich absolviert, jetzt folgen noch Phase 2 (mehr Blut), Phase 3 (Übermittlung eines lebendigen Testobjekts), Phase 4 (Beobachtung der Gesundheit von Johnson) und ggf. Phase 5 (Eroberung der Erde). Wahrhaft diabolische Pläne (wenn man mal davon absieht, dass ein sich von Blut ernährendes Volk wohl kaum in der Lage sein dürfte, hochentwickelte Technik zu schaffen, aber über solche Aspekte haben sich schon grössere Geister als yours truly ausgelassen).

Der nächste Morgen… Jeremy wird von Johnson in die Bibliothek geschickt, um mehr Lesestoff für den lernbegierigen Alien zu organisieren. Vorher schaut der Universal-Diener aber noch bei Nadine vorbei und darf sie (wie auch wir, yummy) nude bewundern. Nichtsahnend, dass Jeremy sie via eines Spiegels bei der Morgentoilette beobachtet, ist Nadine in Tratschlaune und erfährt, dass Johnson Jeremy in Gold bezahlt. Dafür darf Jeremy kochen, fahren und hauptsächlich den Keller bewachen. Okay, das wird eh wieder viel zu lang, also etwas flotter… Johnson gibt Nadine den Nachmittach frei, so dass sich unser Herzchen am Pool vergnügen kann und comic shenanigans mit Jeremy austauschen kann. Der Hausherr selbst bekommt dieweil Besuch von einem Staubsaugervertreter, natürlich einem der aufdringlicheren Sorte (und übrigens einem ziemlichen Dick-Miller-Look-a-like, da im Original eben jener diese Rolle spielte… frag´ mich nur, warum Wynorski nicht der Einfachheit halber Dick Miller selbst engagierte). Der Vertreter räumt, wie´s nunmal so ist, nicht einfach das Feld, sondern möchte unbedingt eine Vorführung im Keller vornehmen. Aber warum sagt er das denn nicht gleich… Johnson bittet den Aufdringling herein und plättet ihn, noch bevor er seinen Staubsauger aufgebaut hat, mittels seiner Augenstrahlen. Die lästige Leiche landet im Heizkessel…

In einer pointless comic interlude hat Dr. Rochelle an einer Bushaltestelle während der Lektüre des örtlichen Tabloids („Blutteufel schlägt wieder zü) eine unheimliche Begegnung mit einer selbsternannten „psychic lady“ namens Agnes (ein Cameo der vollkommen unkenntlichen Ex-EMMANUELLE Monique Gabrielle), die Elvis hört.

Am Pool bemerkt Nadine den rauchenden Schornstein – bei 35 Grad im Schatten. Das erweckt den Verdacht der Hobby-Detektivin, die sich mittels Haarnadel zwecks näherer Examination Einlass in den Keller verschafft, dort über die diversen Blutpullen staunt, aber, als oben Harry mit dem Doc ankommt und hupt, ihre Untersuchung abbricht und dummerweise ihre Sonnenbrille vergisst. Parterre kotzen sich derweil Jeremy und Harry an, man kennt sich aufgrund Jeremys vorangegangener krimineller Karriere. Naturgemäss schmeckt es Harry weniger, dass seine Angebetete das Dach mit einem zugegebenen „small hood“, nichtdestoweniger potentiell kriminellen Subjekt teilt. Rochelle rapportiert seine ersten Erkenntnisse über Johnsons Blut: zu wenig rote Blutkörperchen und die Blutzellen zerstören sich quasi selbst.

Am Abend fahren Jeremy und Mr. Johnson aus, Jeremy hofft auf Amüsemang und seine kühnsten Erwartungen werden übertroffen, als Johnson sich nicht eine, nicht zwei, sondern drei Nutten ins Auto holt. Im Johnson-Domizil muss der treue Chaffeur allerdings erfahren, dass er in die weitere Abendplanung nicht einbezogen ist (was Johnson einen „Männo!“-Blick einbringt), die Bordsteinschwalben (allesamt von der Intelligenz einer durchschnittlichen Scheibe Knäckebrots gesegnet) werden von Johnson in den Keller geleitet (DOOOM!). Damit wir was von den Mädels haben, beginnen die auch erst mal einen Strip, bevor Johnson seine Heino-Brille abnimmt und damit seinen Strahlen freien lauf lässt, womit Phase 2, „mehr Blut“, erst einmal abgeschlossen wäre… Nadine lässt sich derweil von ihrem Harry durchvögeln, macht sich allerdings dabei ihre Gedanken über das „Labor oder sowas“ ihres neuen Arbeitgebers im Keller (hmmm… Labor? Ein paar Flaschen mit Blut und ein paar Regale? Dagegen sind Ed Woods Laborsets „elaborate“). Harry mahnt Nadine, vorsichtig zu sein.

Johnson nimmt derweil wieder Kontakt mit seinem Hippie-Chef auf, der zur Eile drängt, das Blut aber dankbar entgegennimmt.

Später bittet Johnson Nadine um fachlichen Rat. Er hat von einer neuen Krebstherapie gehört (radioaktiver Bestrahlung) und fragt sich, wieso Uran Krebszellen angreift. Er vermutet, dass Krebszellen mit negativer Energie geladen sind (?!) und fragt, was Nadine von dieser Theorie hält. Nadine hält sich vornehm zurück, da dies offenbar in der Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin nicht durchgenommen wurde.

Ding-dong, ding-dong, es klingelt an der Tür. Und da steht eine Geburtstagsstripperin. Leider ist die gute Maid extrem kurzsichtig und hat ohne Glotzhilfe die Adresse verwechselt. Johnson fragt zwar erst mal: „Wollen Sie mir einen Staubsauger verkaufen?“, worauf bei der Striptante das 5-Cent-Stück fällt, dass sie offenbar fehl am Platze ist („nicht schon wieder!“), aber Johnson hat Verwendung für das Goldstück – Phase 3, „lebendes Objekt“. Er nimmt das Mädel unter Hypnose und lotst sie zum Lichttunnel, wo er sie seinem Grossen Vorsitzenden als „typischen Untermenschen“ verkauft. Der Meister macht erneut auf grossen Drängler. Die Lage auf dem Heimatplaneten ist unhaltbar, innerhalb drei Tagen muss Johnson herausgefunden haben, ob das Erdenmenschenblut geeignet ist, ansonsten sieht´s duster aus. Stripmädel wird schreiend einem ungewissen und vermutlich unangenehmen Schicksal per Teleporter zugeführt und dann ist auch schon wieder ein neuer Tag, Tara.

Jeremy klagt Nadine sein Leid, dass sein gehaltvolles Frühstück von seinem Chef nie angerührt wird, da der sich nur von Wasser ernähere. Das Wasser, bzw. den Rest, den Johnson im Glas zurückgelassen hat, kommt Nadine allerdings spanisch vor. Zudem sieht Jeremy Leute ins Haus kommen, die es nie wieder verlassen (shudder), so z.B. die drei Nutten… Nadine empfiehlt Jeremy, ein Auge auf Johnson zu halten, während sie zu Rochelle eilt, um das Wasser analysieren zu lassen. In dessen Praxis hantiert eine andere Sprechstundenhilfe mit einer Pulle tollwutverseuchten Bluts, das der Doc „morgen“ vernichten will. Wohin das wohl wieder führen mag???

Die Antwort kommt prompt (für den Fall, dass die Audience unter short attention span leidet und bei späterer Einführung dieses Plot Points die Tollwutgeschichte wieder vergessen haben sollte), in Form einer hübschen Frau, die dem überraschten Johnson aus dem Lichttunnel vor die Füsse hüpft. Die Gute, vom Screenplay bedauerlicherweise nicht mit einem Namen gesegnet, berichtet vom absoluten Chaos, die Leute fallen übereinander her und ihr gelang nur mit Müh & Not die Flucht. Ausserdem braucht sie ganz dringend Blut… No problem, we can help you… Zur Tarnung reicht Johnson ihr noch Nadines Sonnenbrille (hm, ich hätte vermutet, dem Scripter wäre zu diesem Punkt etwas irgendwie bedeutsameres eingefallen) sowie Klamotten.

Während Doc Rochelle ein intimes Diner von Harry und Nadine mit den Resultaten seines Wasser-Tests stört und berichtet, dass das geheimnisvolle Wasser ein Super-Duper-Nahrungskonzentrat auf Molekularebene (potz!) ist, allerdings unter seiner mentalen Sperre leidet, als Nadine enthüllt, den Stoff von Johnson zu haben, brechen Johnson und sein Alien-Girlie in Rochelles Praxis ein, wo Johnson der Maid natürlich eine Tollwutbluttransfusion verpasst (na, so´ne Überraschung aber auch wieder). Das Blut erweist sich als wenig bekömmlich, aber Johnson wischt derartige Einwände beiseite, drückt der Frau ein paar Dollar in die Hand und gibt ihr die Adresse eines Hotels und einige Verhaltensmassregeln mit auf den Weg. Johnson hätte ihr aber auch noch sagen sollen, dass der Weg zum Hotel durch eine verrufene Gegend führt und prompt läuft die Leichtgeschürzte einer Punker-Gang über´n Weg, die der Aussicht auf eine kleine dezente Vergewaltigung sehr aufgeschlossen gegenübersteht. Dummerweise geraten sie bei der nunmehr Tollwütigen allerdings an die falsche, mit fatalen Folgen für die Punks. Im verzweifelten Bemühen, die Laufzeit etwas weiter zu strecken, darf unsere (inzwischen dank Tollwut zur Pizzapickelfresse mutierte) Alien-Braut in einer endlos langen Slash´n´-Stalk-Sequenz noch einer anderen Frau den Garaus machen, bevor sie zusammenbricht und natürlich auf dem Untersuchungstisch von Rochelle landet. Der Doc nimmt ihr die Sonnenbrille ab und —- aaargh! Schock! Disgust! Die Augenhöhlen der Dame sind leer!! Yikes! Harry, immer dabei bei solchen Angelegenheiten, klingelt Nadine an und informiert sie, dass die inzwischen Abgenippelte Nadines Fummel anhat und empfiehlt ihr, sich aus Johnsons Anwesen zu verpissen, was man für einen durchaus vernünftigen Vorschlag halten kann.

Blondinen sind, wie wir aber alle aus tausendeinhundertsiebzehn B-Movies wissen, nie vernünftig und so entscheidet sie sich, zusammen mit Jeremy (der inzwischen nicht nur Leute reingehen sieht, die nie rausgehen, sondern auch Leute rausgehen sieht, die nie reingingen) weiter rumzuschnüffeln. Tatsächlich stolpern sie über den Lichttunnel, der sich aber näherer Untersuchung mittels eines unsichtbaren Kraftfelds (was wieder Geld für teure Special FX spart) entzieht. Nadine schickt Jeremy in den Keller („muss ich?“) und ruft den Doc an. Der streitet aufgrund seiner Hypnose heftigst ab, dass Johnson irgendwas mit der ganzen Angelegenheit zu tun haben könnte und schiebt das Ableben der Dame auf Tollwut.

Jeremy entdeckt im Heizkessel die Reste des unglücklichen Staubsaugervertreters und Doc Rochelle hat inzwischen herausgefunden, dass die Tote an einer akuten radioaktiven Verseuchung, hervorgerufen durch Nuklearwaffen (what else) litt und abgesehen davon definitiv nicht von hier ist. Selbstverständlich habe das alles nichts mit Johnson zu tun (der Gag ermüdet langsam).

Johnson kommt (woher auch immer) zurück nach Hause und ertappt Jeremy und Nadine beim Schnüffeln (wir nähern uns dem Showdown, gelle?). Der Alien probiert´s mit Hypnose, aber Jeremy versucht ihn zu erschiessen, worauf die Augenstrahlen mal wieder herhalten müssen und den armen Kerl umbringen. Womit sich die Aufmerksamkeit des fiesen Fremden nunmehr Nadine zuwendet, die angemessen mit lautem Schrei reagiert, was wiederum die empfindlichen Horchlöffel des Ausserirdischen strapaziert und Nadine die Flucht ermöglicht. Naturgemäss flieht Nadine nicht etwa in belebte Gefilde, sondern in einen menschenleeren Park, indem immerhin eine Telefonzelle steht, von der aus die Harry um Hilfe anfleht (jetzt auf einmal). Johnson jagt die Heroine ein wenig herum, bis er sie schliesslich hypnotisieren kann und ihr befiehlt, sich selbst auf Johnsons Heimatplaneten zu beamen.

Harry und ein Kollege spielen CHIPs, d.h. sie brettern auf Polizeimotorrädern durch die Gegend und geben uns den Genuss erneuter diverser Tag- und Nachtwechsel (ächz) – ich möchte nicht mal ausschliessen, dass die entsprechenden Szenen tatsächlich direkt aus CHIPs stammen und einfach geklaut wurden. Johnson plättet einen der Bullen per Augenstrahl, schwingt sich in sein Auto und lässt sich von Harry verfolgen, während Nadine unbeteiligt direkt an Harry vorbei gen Johnson-Haus läuft und den Lichttunnel aktiviert. Die unaufregende Verfolgungsjagd geht weiter, Johnson versucht vergeblich, Harry anzustrahlen, der schaltet in einem Geistesblitz die Sirene seines Bikes ein, was Johnson so schmerzt, dass er sich (um die Formulierung eines meiner US-Kollegen zu klauen) in einem völlig anderen Film von einer Brücke stürzt. Auto explodiert, Johnson verbrutzelt, die Hypnose fällt von Rochelle und Nadine, die gerade dabei war, sich wegzubeamen, ab. Hach, the day is saved once again…

Epilog auf dem Friedhof, an einem Grab mit der Inschrift „Here lies a man who was not of this earth“…. Harry und Nadine tauschen noch ein paar Platitüden aus (Nadine tut Johnson irgendwie leid, während Harry ihn akkurater für ein blutgieriges Monstrum hält), bevor sie sich verzischen, gerade rechtzeitig, um nicht mitzukriegen, wie aus dem Hintergrund ein in schwarz gekleideter Herr mit einem Pilotenkoffer anmarschiert… THE END???

Naja… NOT OF THIS EARTH hätte in seiner 88er-Fassung eigentlich alle Zutaten für einen netten kleinen B-Movie-Fetzer, die Zutatenküche liefert Science fiction- und Horrorelemente, das Castingdepartment eine Menge hübscher Frauen in verschiedenen leichtgeschürzten Posen und angemessenerweise nimmt sich das ganze Spektakel nie sonderlich ernst. Sollte also eigentlich ein hübscher Spassfilm sein, oder?

Theoretisch ja, aber irgendwie hat´s dann mit der Umsetzung doch nicht so ganz hingehauen. Das dürfte zum Grossteil daran liegen, dass Jim Wynorski, so sympathisch der Kerl mir aufgrund seines gesammelten Oeuvres nun mal ist, im Vergleich zu Roger Corman als Regisseur ziemlich gnadenlos abstinkt. Obwohl der Streifen mit 78 Minuten charmant kurz geraten ist, schleppt sich das Dargebotene doch relativ mühselig dahin, die Story will nicht so recht in die Pötte kommen und insgesamt fehlt dem Film ganz einfach ein gerüttelt Mass an Dynamik und Action. Wynorski hält sich konsequent an die goldene Regel aller Low-Budget-Regisseure, nach der eine Minute Dialogszene halt viel billiger zu filmen ist als eine Minute Action, was zur Folge hat, dass endlos gelabert wird und relativ wenig wirklich PASSIERT. Da einem darüber hinaus die extrem spartanischen Sets nicht gerade als Hingucker behilflich sind, gestaltet sich das Unternehmen dann schon als ein wenig zähflüssig.

Hinzu kommt, dass das Script sich irgendwie nicht wirklich einig ist, ob´s denn nun ein echter Horrorfilm mit leicht ironisch-komödiantischem Einfluss sein soll oder doch mehr eine pubertäre Klamotte (a la dem jüngst hier besprochenen Dr._Alien von Bruder-im-Geiste David DeCoteau) mit Horroreinschlag. Die Folge einer solchen Unschlüssigkeit ist programmiert: der Film funktioniert auf keiner der beiden Ebenen richtig. Horrorelemente gibt´s eh viel zu wenig, der Streifen bleibt absolut unblutig, liefert keinerlei Goreeffekte (die hätten ja auch Geld kosten können), abgesehen vom Vorspann, der, wie gesagt, eifrig in Corman´schen Archiven wildert und so ziemlich jeden Effekt-Shot eines 80er-Jahre-Corman-Horrorfilms benutzt – da wäre wohl effektiver gewesen, wenn man den ein oder anderen dieser Effekte, wenn man sie schon ausborgt, in den Film selbst eingefiedelt hätte. So bleibt es bei einem „ausser Titten nichts gewesen“, was zwar auch immer wieder ganz nett ist, aber halt nicht ganz das, was hätte sein können. Der Horrorgehalt des Films tendiert also gegen Null.

Was den Humor angeht, so ist´s geringfügig besser. Ein paar der Gags sind ganz nett, andere gezwungen (und damit erstaunlich unlustig wie der blödsinnige Monique-Gabrielle-Cameo), andere werden durch endlose Wiederholung halt auch nicht besser. NOT OF THIS EARTH qualifiziert sich zwar mit Mühe für die Disziplin „Horror-Komödie“, aber wenn man Vergleiche mit dem noch billigeren Fred-Olen-Ray-Streifen Evil_Toons, der ebenfalls in diese Kategorie fällt, zieht, merkt man doch, dass das Ray´sche Opus einen erheblich höheren Unterhaltungswert hat – bessere Gags, mehr nackte Haut und mehr Horrorgehalt. Womit dann auch verraten wäre, dass selbst der „alternative“ body count, also das Zählen nackter oder spärlich bekleideter Frauenkörper, ein letztendlich enttäuschenderes Gesamtergebnis bringt als man hoffen konnte (wobei Traci Lords natürlich ein absolutes YUMMY verdient).

Insgesamt aber hält sich der Film auf jeder seiner Ebenen zu bedeckt, um die Erwartungshaltung „schlockfest“ zu rechtfertigen. Dem regelmässigen B-Movie-Kucker wird der Streifen vermutlich ein „naja, ganz nett“ entlocken, aber keinesfalls Begeisterungsstürme auslösen…

Dass der Film dann doch einen relativ hohen Stellenwert in der Badmovie-Gemeinde hat, liegt ohne Zweifel an der Prominenz seiner Hauptdarstellerin. Eigentlich sollte man die Geschichte ja nicht mehr breittreten, aber vielleicht kennt sie der ein oder andere ja doch noch nicht. Traci Lords markierte mit NOT OF THIS EARTH ihren Einstieg ins „seriöse“ Filmgeschäft, nachdem sie über einige Jahre die ungekrönte Königin des Hardcore-Pornofilms war, bis herauskam, dass sie den Grossteil ihrer Porno-Produktionen als Minderjährige bestritten hatte (das führte zu einigen Musterprozessen in Amiland, inwieweit Videovertreiber und -verkäufer, die nicht wussten, dass Traci minderjährig war, und ihre Filme vertickten, strafbar sind)… diese Filme landeten im Giftschrank der Filmgeschichte und wer eine der Underage-Traci-Cassetten sein Eigen nennt, hat ein in Sammlerkreisen viel gesuchtes Schatzi in seiner Kollektion… Nach NOT OF THIS EARTH fand Traci ein ziemlich geregeltes Auskommen als Hauptdarstellerin in verschiedenen B-Filmen wie THE DIAMOND KILLING aus der Pepin/Merhi-Schmiede und gelegentliche Bit Parts und Nebenrollen in grösseren Produktionen wie VIRTOUSITY. In dieser ihrer ersten, ähm, ernsthaften Filmproduktion schlägt Traci deutlich Kapital aus ihrem Aussehen, steht aber schauspielerisch anderen 80er-Scream-Queen-Kolleginnen wie Linnea Quigley oder Ginger Lynn Allen (ebenfalls ja eine crossovernde Dame aus dem Adult-Fach) nicht sooviel nach. Und easy on the eye ist sie ebenso…

Ihre Ensemblekollegen bekleckern sich nicht wirklich mit Ruhm. Roger Lodge, der einen erstaunlich farblosen Heldenschnösel abgeht, ergatterte später eine TV-Serienrolle, Ace Mask spielte den Dr. Rochelle später in einer weiteren Corman-Produktion und reisst ebenfalls auf einer bereits dem Genrestandard angepassten Schauspiel-Skala keinen Baum aus. Halbwegs überzeugen kann Lenny Juliano, der seinen als comic relief angelegten Charakter Jeremy wesentlich nerviger hätte gestalten können, während Arthur Roberts als Mr. Johnson eine ziemlich gute Vorstellung bietet und auch die besten Gags zur Verfügung hat. Als Opfer „brillieren“ einige hierzulande unbekanntere B-Movie-Actricen, zu Monique Gabrielle´s (EVIL TOONS, EMMANUELLE 6) dussligem Cameo hab ich mich ja schon geäussert.

Anzumerken ist noch, dass der Streifen einen der nervigsten Synthesizer-Soundtracks der gesamten Filmgeschichte sein Eigen nennt, fabriziert durch Chuck Cirino, der mehr Streifen dieser Sorte vertonte, als es erlaubt sein sollte (und gelegentlich zumindest Unnerviges zustande bringen konnte), der einem gelegentlich schon eine Johnson-ist´s-zu-laut-Reaktion aufnötigt – wirklich grausames Gedudel.

Tja, was die Seite des technischen Handwerks angeht, wo wir gerade dabei sind, so entpuppt sich NOT OF THIS EARTH als mittleres Schlachtefest – holprige Schnitte, wüste Continuity, uninspirierte Kameraführung, billigste Sets (tja, 1958 waren 100.000 Dollar offensichtlich mehr wert als 1988) – man merkt schon, unter welchem Zeitdruck die Produktion stand (andererseits – der schon erwähnte EVIL TOONS wurde für´s halbe Geld in fünf Tagen abgedreht und wirkt irgendwie professioneller)…

Fazit: man kann sich den Streifen durchaus anschauen, ohne dass einem dabei schlecht wird. Jim Wynorski bietet mit NOT OF THIS EARTH nichts sensationelles – weder sensationell gut noch sensationell schlecht, sondern einen von diesen hunderttausenden irgendwie nichtssagenden Filmen, die man eine halbe Stunde nach dem Ansehen vergessen hat – nothing to write home about. Ohne den Geniestreich des Castings von Traci Lords wäre diese Variante des Stoffs sicherlich schon der verdienten Vergessenheit anheimgefallen, aber so reicht´s immer noch für einen DVD-Rerelease, der einigen horny guys ein paar sauer verdiente Kröten aus dem Kreuz leiert. Ich würd´ ehrlich gesagt keine schlaflosen Nächte damit verbringen, die billigste Internet-Quelle für die US-DVD zu ermitteln, mir reicht die abgenudelte Videotheken-Cassette (mit einem lustigen Tom&Jerry-Cartoon als Vorfilm) voll aus. So gesehen ein klarer Fall von „haste nix verpasst, wenn du den nicht kennst“ (Spaßbremse – Future Doc).

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments