Der Todesengel

 
  • Deutscher Titel: Der Todesengel
  • Original-Titel: DER TODESENGEL
  • Alternative Titel: ANGEL OF DEATH | ANDREAS BETHMANN’S DER TODESENGEL | ANGEL OF DEATH: FUCK OR DIE |
  • Regie: Andreas Bethmann
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Manila May (Manila)
    Marc Fehse (Mike)
    Timo Rose (Angelo)
    Katharina Herm (Tina)
    Lady Kora (Angel)
    Petra Quednau (irgendein Weib)
    Oliver Krekel (Astro-Boss Olli Krekel)
    Nadine Krekel (spielt wahrscheinlich Krekels Ehegattin; arme Seele)
    Andreas Bethmann (Polizeiphotograph)
    Heiko Bender (Heiko)
    Mark Door (Mark)


Vorwort

Bethmann, du elender Hühnerdieb! Matz! Verbrecher! Gib mir die drei Stunden meines Lebens wieder, die du mir geklaut hast! 160 Minuten! 161 Minuten, um genau zu sein, du Schuft! Plus „Bonus“, Interviews und Making-Ofs! Die Holländer hatten da noch Glück, da war die Version nur 97 Minuten lang.

Es dürfte wohl klar sein, dass alles, was mit A. Bethmann zu tun hat, unter die Kategorie FSK 18 fällt. Es wird uns also nicht erspart bleiben, uns sprachlich auf das geistige Niveau dieses Machwerks zu begeben (verdammte Fickfotzenscheiße aber auch). Man möge mir also mein gelegentliches Französisch verzeihen.

Nun lasst uns beginnen mit einer Schrift, die warnen, mahnen und schmähen soll – vor allem schmähen. Außerdem möchte hier noch darauf hinweisen, dass ich (außer mit Zeit) nichts für den Schund bezahlt habe, sondern mir den von einem Kumpel geliehen habe. (Hier wäre eine Danksagung angebracht: Hannes, du bist nix, du hast nix und was von dir einst übrig bleiben wird, wird weniger wert sein als Kot – das sage ich dir als dein bester Freund und Optimist).


Inhalt

Man würde es ihnen nie ansehen. Der eine, Angelo (Timo Rose) guckt, als ob er sich gleich in die Hose machen würde; der andere, Mike (Marc Fehse), als ob er es schon getan hätte. Aber trotzdem sind beide in Wirklichkeit ganz harte Jungs. Wenn sie nicht ihrem Broterwerb nachgehen (Drogenhandel und das einsammeln von Nuttengeld), fahren sie durch die Pampa, labbern Blödsinn und suchen sich wildfremde Leute zum vergewaltigen und ermorden. Dabei versucht man steht’s, Tarantino-esque rüber zu kommen, was sowohl lustig (wegen kompletten Dilettantismus), als auch traurig ist. Traurig, weil man Bethmann förmlich hört, wie er im Selbstgespräche murmelt: „Tarantino … yeah! Ganz großes Kino … yeah!“

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„Jetzt schwing ich aber mal den Plastikhammer!“

Am Waldesrand findet man ein Pärchen und da von vieren einer zuviel ist, schlägt man zunähst den Macker mit einem Baseballschläger die Rübe ein. Hört sich fies an, ist es aber nicht, da der Knüppel offensichtlich aus Gummi ist und bei jedem „Schlag“ knapp zwei Zentimeter vor dem Aufprall gestoppt wird. Aber Filmegucker sind ja blöd, wissen wir alle. Da sich der weibliche Teil weigert, für die Brüder anschaffen zu gehen, bläst man ihr kurzum mit einer Schrotflinte den Kopf weg.

Dazwischen treffen wir auf Tina (Katharina Herm), die heult weil ihr Ex Olli (Krekel) sie verlassen hat. Sie verbrennt dessen Bild und geht dann baden. Am Schaumbad wartet schon eine Buddel Weißer, ne Packung Sargnägel und ein Pornomagazin, das Tina eifrig studiert. Nach dem Studium entsteigt sie dem Bad und tut das, was man danach eben tut: abtrocknen.

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Schlampige Arbeit! Ein bisschen Voodoo ist ja schön und gut, aber funktionieren muss es schon …
der Krekel ist noch immer nicht in Flammen aufgegangen!

Wie es der Deibel will, treffen nun unsere nimmersatten Protagonisten auf Manila (May), ihres Zeichens Photomodell. Auf dem Nachhauseweg nach einem Shooting verreckt ihr der Kübel, noch dazu im Wald. Die beiden bieten ihre Hilfe bei der Reparatur an – ihr Werkzeug haben sie bereits in der Tasche dabei. Nach Schema F verprügeln sie die Ruhrpott-Pamela-Anderson zunächst, um sich danach an ihrem silikongefüllten Leib zu vergehen.

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Wir stellen vor, der TODESENGEL: Manila May.

Nach einem Rammstein’schen Kunstspermaabspritzer (und wieder ist die deutsche Sprache um ein Wort reicher; bin ich gut Leute, oder bin ich gut?), von dem Angelos Jacke auch noch was abkriegt, ist die böse Tat vollbracht. Die Vergewaltiger geben sich jovial: das Kennerauge sieht sofort, dass das Mädel für den Puff nichts taugt. (Man könnte jetzt hämisch sagen: wer im wirklichen Leben ein Versager ist und kein Schauspieltalent besitzt, kann diese Wahrheit auf dem Bildschirm nur schwer kaschieren). Kurz, man lässt Manila bewusstlos im Dreck liegen und macht sich auf die Suche nach neuen Herausforderungen.

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„Wenn’s nicht die Vögel sind, die einen vollscheißen,
sind’s die Kumpel, die einen vollvögeln …“

Nachdem Manila erwacht ist, geht sie erst mal nach Hause, um sich zu duschen. Doch die Vergewaltigung hat seelische Spuren hinterlassen: wie das oft der Fall ist, hat Manila nun eine ausgeprägte Blut- und Mordlust entwickelt. Als erstes lädt sie einen Kerl aus der Nachbarschaft zu sich nach Hause ein. Dort wird gevögelt, dann gekillt. Manila sticht erst die Augen ihres Opfers aus (das Linke mit dem Küchenmesser, das Rechte mit einem Elektromesser) und enthauptet ihn mit einem Powertool. Die abgetrennte Birne benutzt sie dann als Behelfsvibrator, was praktisch auch schon das effektmäßige Highlight des Streifens ist.

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Ich weis bis heute nicht, wer von dreien der bessere Schauspieler ist: der Gipskopf, die Blondine oder ihre rechte Titte.

Auch hier klaut Bethmann wie ein Rabe – nur, dass eben Buttgereit keine Styroporköppe benutzt hat und die Japaner von GUINEA PIG: FLOWERS OF FLESH AND BLOOD keine Augen, die sie aus Haribo ™ Gummibärchen gefertigt haben. (Und wenn ihr schon immer wissen wolltet, wie sich das BM finanziell über Wasser hält – fragt nicht. Kauft euch einfach mal wieder eine Tüte Haribo™ – sind einfach lecker).

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Bethmann hat in der Bastelklasse gut aufgepasst:
„Zuerst nehme man alte Zeitungen und füge viel Leim dazu …“

Manila stellt fest, dass sie von Männern die Schnauze voll hat, verstaut ihren verblichenen Liebhaber (oder was davon übrig ist) im Kühlschrank und macht sich auf die Suche nach Nuttenfleisch. Diese lungern an allen Ecken rum, Manila sucht sich eine aus und nimmt diese mit nach Hause. Es folgt eine Lesbensexszene, die ungefähr so erotisch wirkt wie eine durchschnittliche Sexhotlinewerbung. Leider findet die Professionelle kurz darauf den Styroporkopf im Kühlschrank und muss ebenfalls dran glauben.

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„… and this years Oscar goes to *trommelwirbel* the plastic toy gun,
held to the head of a hooker!“

Das hört sich jetzt alles schnell und flüssig an, aber es passiert in den Zwischenzeiten ja noch mehr; viel mehr. Freier vögeln Nutten, Zuhälter legen Freier um und dann die Nutten, es wird irgendwo noch mehr gevögelt, dann wieder ein bisschen Mord und Totschlag. Ein zweites Highlight bahnt sich an als Angelo sich mit Pornoproduzent Olli anlegt, diesem den Arm bis zum Anschlag in den Bauch rammt und einen blutigen Haufen Krekel-Innereien zu Tage fördert.

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„Hallo?! Hollywood?“ – Die Krekels träumen von der großen Karriere – ein Kasten Bier spricht,
dass daraus nichts mehr wird … will jemand die Wette halten?

Nun taucht auch wieder Tina auf (ich glaube, immer noch oder schon wieder im Bad), die sich nun als Manilas Busenfreundin herausstellt. Und wieder zwei Handlungsstränge verbunden! Toll wie du das machst, Bethmann, du Wanze! Tina meldet sich für irgendeinen Job, fällt aber in die Hände von – Zufall über Zufall – Mike und Angelo. Die wollen keine Katze im Sack kaufen und lassen Tina von der Domina Angel (Lady Cora) erst einmal einbrechen. Pech für Tina, dass Angel ihren Job etwas zu ernst nimmt und Tina nach ein wenig S/M Folter ein Messer in den Unterleib rammt. Auch das geht nicht ganz so flüssig ab wie auf dem Papier: dazwischen wird immer wieder gevögelt und irgendwelche Leute werden erschossen oder erschlagen.

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Titelbild der Bethmann Biographie „Eine Handvoll Euros und ne Buddel Ketchup“

Manila ist in der Zwischenzeit unterwegs um ihre sich anhäufenden Leichenteile im Wald zu entsorgen. Da sieht sie Angelo und Mike am Straßenrand, die sich über eine „mysteriöse Mordserie“ wundern, welche ihnen die Belegschaft verkleinert. Sie verfolgt das Angelo zu dem Hauptquartier, ein verlassen und verrottendes Fabrikgebäude am Ende der Welt, wo sie allerdings von Angel entdeckt und überwältigt wird.

Angelo und Angel folterficken Manila erstmal durch, werden jedoch von einem debilen Polizisten, der während des Films immer wieder rumwandert, gestört. Angelo kann den Störenfried mittels Bauchschuss zwar entsorgen, das gibt Manila jedoch Zeit, sich zu befreien und Angela abzumurksen. Das macht wiederum Angelo grätzig, der sich Manila greift und diese zum oralen Sex nötigt. Mit viel Fantasie kann man sich das Resultat ausmalen:

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Die eine wird Schauspielerin am Lee-Strasberg-Institut, der andere kommt bei den Wiener Kammerspielen unter …
an dem Tag, an dem mich die Chinesen zum neuen Kaiser krönen!

Mike kommt hinzu und findet seinen entmannten Kumpel. Er ist außer sich vor Trauer und macht jagt auf den „Todesengel“. Es naht der Moment der Wahrheit – erneut Tarantino-esque stehen sich Manila und Mike gegenüber, zücken die Ballermänner und schießen sich gegenseitig in, beziehungsweise durch den Schritt. In Effektvoller 69-Position bleiben beide tot liegen und das Martyrium der Zuschauer hat ein Ende.

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… und Bethmann schreit im Hintergrund:
„Tarantino! Denk immer daran … TARANTINOOO!!!!“

Na ja, vielleicht nicht ganz. Es folgt noch der Abspann, untermalt von einem Oi!-Punk-Song, wie man ihn nicht schäbiger findet. Wir vermuten: Krekel an der Klampfe, Fehse am Bass, Bethmann vor’m Mikro und ein Drum-Computer, der nicht wegrennen kann. Dann ist endlich Schluss …

… es sei denn, man hat während der letzten drei Stunde den Verstand verloren und tut sich noch ne Stunde „Making-Off“ und Interviews an. Aber da kann dann auch kein Doktor mehr helfen.

Analyse

„Sieht man aber mal von diesem Punkt ab, hat Andreas Bethmann es durchaus geschafft, ein technisch und effektmäßig gutes Filmchen zu drehen. Selbst die Laiendarsteller schlagen sich für eine Produktion in dieser Größenordnung ganz gut, woraus man aber nun nicht schließen darf, daß sie schon reif für eine Rolle in einer Daily Soap oder noch anspruchsvollere Aufgaben wären“, schrieb einst ein namhafter Internetfilmkritiker und hat in kurzen Sätzen seine gesamte Glaubwürdigkeit verloren. Heiko, deine jahrelange Arbeit in Ehren, aber geh nun und lass dich einsalzen.

Meine Herren, ich bin kein Feind der feinen Künste oder der Independentszene. Die Kinopreise gehen in die Höhe, das Niveau fällt immer tiefer, also lasst junge, ambitionierte Filmemacher ihre Werke ins Netz stellen – dort, bei YouTube und Co., kann sie dann ansehen, wer das will. Der Spaß hört allerdings dort auf, wo man auch noch Geld für so ein Machwerk verlangt.

Hauptdarstellerin Manila May scheint den Zenith ihrer Karriere – mit Highlights wie MAXIMUM PERVERSION 53: DREILOCH-STUTEN oder ANONYME NYMPHOMANINNEN: VORNAME GENÜGT – überschritten zu haben. Nach TODESENGEL kam eigentlich nur noch DR. F. OTZE (Teil 5, wohlgemerkt). Wo sie heute ist, weiß kein Mensch, obwohl ich … äh, mir haben sagen lassen, dass sie auf dem Düsseldorfer Straßenstrich nach wie vor aktiv ist.

Des Weiteren, die Protagonisten Marc Fehse, Timo Rose, Heiko Bender … ach, wem interessiert das, was die Penner heute treiben.

Kinematographie, Special Effekte und Schnitt: natürlich Andreas Bethmann – und so sieht der Film natürlich auch aus! Nur die Produktion, die hat Bethmann einem gewissen „Andre de Palma“ gelassen – habe ich nicht gesagt, dass das Schwein vor nichts zurückschreckt?

Aber unser Oliver Krekel soll nicht unerwähnt bleiben: Oliver Krekel, der wohl armseligste Wicht von einem Regisseur – wenn nicht gar der armseligste Wurm auf Erden. Jener Krekel tritt hier nebst seiner Gattin auf, die genauso elend dreinblickt; wahrscheinlich weil sie des Krekels Bett und Namen teilt. (Selbst Schuld, und das sage ich meiner Frau auch immer wieder).

Zu guter Letzt wäre es angebracht, zu einer kleinen Petition aufzurufen: gesucht sind 100 Menschen, denen Bethmann entweder das Geld aus der Tasche gezogen oder deren Zeit er gestohlen hat. Müssen dann nur noch warten, bis der Andy friedlich in seinem Bettchen schlummert, dann bewaffnen wir uns mit in Handtüchern eingewickelter Kernseife und spielen die berühmte Szene aus FULL METAL JACKET nach.

Aber jeder kriegt nur einen Hieb, sonst ist am Ende außer Brei nicht mehr viel übrig. Petitionsschluss ist heute Abend, zehn nach acht, kurz vor den Nachrichten.


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 3


mm
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