Der Teufel tanzt weiter

 
  • Deutscher Titel: Der Teufel tanzt weiter
  • Original-Titel: Night of the Demon
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  • Regie: James C. Wasson
  • Land: USA
  • Jahr: 1980
  • Darsteller:

    N.A. Bob Collins
    N.A. Michael Cutt
    N.A. Rick Fields
    N.A. Jodi Lazarus
    N.A. Joy Allen
    Crazy Wanda (Melanie Graham)
    Monster (Shane Dixon)
    Dr. Paxton (Eugene Dow)
    Dr. Harris (Don Hurst)
    Inspector Slack (Terry Wilson)


Vorwort

Es gibt Filme, um die reißt sich der Doc nicht gerade – das sind dann die, die monatelang unbeachtet in irgendeinem Regal vor sich hin stauben und von denen ich hoffe, dass sie, bevor ich mich tatsächlich in einer schwachen Stunde dazu veranlasst sehe, sie anzuschauen, dem Laserrot oder Bandsalat, je nach Medium, anheimfallen. Aber es ist alt so im Leben – man kann den unangenehmen Dingen nicht immer ausweichen, und für die Zwangsverabreichung von Sachen, die ich eigentlich nicht sehen will, hat sich Forumskollege Razor zuständig erklärt. Sein erster Streich war Das Haus an der Friedhofsmauer, hier folgt sein zweites Attentat auf meine Nerven und mein Geschmacksempfinden… Der Teufel tanzt weiter.

Es soll Leute geben, die diesen Film seines deutschen Titels wegen tatsächlich noch für so etwas ähnliches wie ein Sequel oder zumindest ein Rip-off vom guten alten Tanz der Teufel (Evil Dead) halten. Diese bedauernswerten Menschen (oder, sollte man in TdT-Tradition von “menschenähnlichen Wesen” sprechen) werden von mir an dieser Stelle mal pauschal als “Nixchecker” gebrandmarkt und sind vermutlich auf Websites wie dieser, die sich doch eher an fortgeschrittene Filmkonsumenten wenden, falsch. Bei der Eindeutschung des Titels handelt es sich mal wieder nur um einen krampfhaften Versuch, einen Ladenhüter aus Hollywoods Armenhaus-Horrorküche dem treudoofen Videothekenpublikum unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu verkaufen. Mit Sam Raimis Kultfilm (den ich trotzdem, wie üblich an dieser Stelle mein Hinweis, für überschätzt halte) hat Night of the Demon, wie der zugegeben nicht wirklich treffendere Originaltitel lautet, nur gemeinsam, dass beide Streifen im Wald und im weitesten Sinne zumindest zeitweise in einer Blockhütte spielen.

Dem Doc waren vor dem zweifelhaften Filmgenuss zwei Fakten erinnerlich – erstens eine eher schauderhafte Rezension in Hölle auf Erden, und zweitens die Tatsache, dass es sich bei diesem Film um einen der so beliebten 131er handelt, sprich, also ein Lichtspiel, das aufgrund seiner menschenverachentenden Gewaltorgien dazu angetan ist, relevante Straftatbestände zu erfüllen. Na, das klingt doch schon mal wieder und ist außerdem ein Fall für meinen berühmt-berüchtigten (und sicherlich ungeheuer effektiven) Disclaimer, dass sich das nachfolgende Review ausschließlich an die Altersgruppe richtet, die bei Wahlen ihr Kreuzchen auf den Stimmzettel malen darf, sprich, über 18 ist. My conscience is clean (© Fred Olen Ray).


Inhalt

Schön, wenn sich ein Film alle Möglichkeiten, in meinem “book of cool” ganz weit vorn zu landen, schon mit der ersten Szene versaut – da sehen wir nämlich einen Kerl im Krankenbett, dessen Visage großflächig wegen seiner schrecklichen Verbrennungen (die jedenfalls behauptet sein Arzt) bandagiert ist und von einem Cop befragt werden soll – wegen “fünf vermisster Studenten” (ich ahne, ich ahne, dass der Film eine einzige gigantische Rückblende werden wird, und wir wissen alle, wie *sehr* ich diesen “Kunstgriff” liebe, nämlich ungefähr so sehr wie Darmfäule). Der Angekokelte ist ein gewisser Professer Nugent (Ted?) und Dr. Harris, sein behandelnder Medikus, kunftet aus, dass er schon jede Menge verrücktes Zeug, was den Verbleib seiner Studenten angeht, gelabert habe. Nugent ist auch gerne bereit, dem ermittelnden Polizisten seine Geschichte zu erzählen: “Alle Horrorstories über den Wald sind wahr! Dort lebt ein Dämon!” Na, sag und erzähl! Alles find wohl damit an, dass eines Tages ein Fischer brutal ermordet wurde. Seine Tochter beschloss, sich Nugents Expedition in die Wälder anzuschließen, um Beweise für die Existenz des fischermordenden Dämons zu finde (und damit schalten wir endlich um zum eigentlichen Film. Gebraucht hat’s diesen Prolog so dringend wie Fahrradgaragen für Aquarienfische).

Nach einigen erbaulichen Naturpanoramen, mit denen man herrlich Zeit totschlagen kann, sehen wir bewußten Fischer beim Fischen. Fischers Fritz fischt frische Fische, newa, doch es kann der Frömmste nicht in Frieden fischen, wenn es dem bösen Monster nicht gefällt. Dies kündigt sich durch schicke Monster-POV (ein ovaler Bildausschnitt wird von einem roten Farbfilter umgeben, very stylish, I suppose) an und rupft dem armen Fischersmann (wegen erfolglosem Versuch um Suspense als “Schattenspiel” auf des Fischers Zeltplane) einen Arm aus. Ui, das ist ja richtig Gore (na ja, irgendwelche Gründe muss es ja haben, dass die BPjM so sehr auf den Schinken steht) – malerisch sabbert Blut aus dem Stumpf und wir dürfen uns dazu die Titeleinblendungen ansehen (begleitet von wunderbarer – Achtung, das war Ironie! – easy-listening-Mucke mit vielen Hu-Summerinnen).

Anschließend finden wir uns in Super-8-Footage eines Familienausflugs wieder, aber wie uns der voiceover von Professor Nugent schnell ins rechte Bild setzt, ist das nicht die Rolle “Picknick am letzten Sonntag mit Tante Uschi”, sondern der einzig bildhaft dokumentierte Angriff des Monsters – Blair Witch-Feeling, als plötzlich der böse Dämon (zwecks Suspense immer noch nur schemenhaft zu erkennen) auftaucht und die gerade noch fröhlich winkende Familie eliminiert; inklusive zu Boden polterender Kamera…

Die Filmvorführung findet m Rahmen einer Uni-Vorlesung des Profs statt, die Studenten diskutieren angeregt mit ihrem Lehrmeister, wer was wie und warum für die grauenhaften Bluttaten, die angeblich vor drei Jahren mit eben dem armausreißenden Attentat auf unseren Fischerfreund begannen, zuständig ist. Während ich mich zum ersten Mal frage, was eigentlich das Fachgebiet unseres Professors ist (“Fortgeschrittene Monsterkunde”?) und eine hastig herumgereichte Zeitung über “Bigfoot”-Opfer spekuliert (oha), macht sich Carla, die zu Beginn angesprochene Tochter des Fischers, bemerkbar und erzählt von einer weiteren Untat des Dämons (ich liebe Flashbacks in Flashbacks).

Irgendwo im Grünen treibts, im gemütlichen Van, ein Pärchen wie die Kesselflicker (jep, gratitious breast shot here, whaddya think?). Wie üblich in solchen Filmen ist das Monster ein Moralist und schnappt sich den männlichen Teil der Miniatursexorgie, zerrt ihn aufs Dach des Vans, auf der anderen Seite wieder runter und klatscht ihn, zum Entsetzen seines Püppis, gegen die Seiten- oder Frontscheibe, an der er langsam und blutig runterrutschen kann. Die Tussi gibt dazu Geräusche von sich, die ich weniger als Entsetzenslaute interpretieren würde denn als versehentliches Weiterlaufenlassen des Rammelgeräuschstöhntracks. Unheilsschwanger zoomt die Kamera auf ein Freeze-Frame der aufgerissenen Augen der Schnalle (Fulci-Gedächtnis-Zoom?), das ungefähr zehn Sekunden lang im Bild bleibt. Intense. Dramatic. Edge-of-the-seat. Isses alles nicht.

Kommen wir nun zu einer Szene, die ich sofort für den großen Preis “am schlechtesten gespielte und synchronisierte Filmszene der 80er Jahre” nominieren möchte. Nugent kommt nach Hause und erklärt seinem seiner Forscherei offensichtlich skeptisch gegenüber eingestellten Weibchen (die ist also gar nicht so blöd, wie man meinen sollte, hehe), dass es ungeheuer wichtig sei, am damaligen Tatort gefundene “Fußspuren” zu untersuchen (eh, wenn ich das richtig verstehe, ist der Mord, auf den Nugent sich bezieht, vor DREI JAHREN passiert. Hat das mörderische Monster freundlicherweise einen Fußabdruck in Zement hinterlassen, für den Fall, dass etliche Jahre später ein verblödeter Uniprof den untersuchen will?). Sein Schatziputz stellt die rhetorische Frage, ob ihr Göttergatte nicht eher daran interessiert ist, mit ein paar schnuckeligen Studentinnen ein Wochenende in freier Wildbahn zu verbringen (wüßte sie, dass die betreffenden Geräte auch nicht gerade von der Mittelseite des Playboys entsprungen sind, täte sie sich weniger Sorgen machen) und kommt überhaupt zu der Schlußfolgerung des Jahres: “Es klingt alles sehr unwahrscheinlich!” Razor kann bezeugen, dass ich an dieser Stelle erste Anstalten unternahm, mir die Tischplatte über den Schädel zu ziehen (als wäre die Szene an sich nicht schon erstens doof und zweitens schauerlich gespielt genug, wird sie auch noch synchronisiert, als wären wir in einer 70er-Jahre-Familienserie a la Waltons. Entsetzlich. Bislang zumindest der größte Horror des Films). Nugent tut, was man an dieser Stelle als Mann tut, er springt in Bett und – probably – stopft seiner Holden das Mündchen.

Und so wird am nächsten Tag per Schlauchboot in die Wälder aufgebrochen. Man will dort einen gewissen Duke oder Luke Carson ausfindig machen. Der beobachtet die Reisegruppe schon aus dem Unterholz mit gezücktem Gewehr und spielt, als die Studenten- und Prof-Blase dessen Blockhütte erreicht, den Unkooperativen, bekundet, keine Zeit für Smalltalk zu haben, sondern jagen gehen zu müssen und buggered off. Seltsam, findet Nugent, hat Carson doch den Brief geschrieben. Eh? Welchen Brief? Da scheinen unseren Filmemachern irgendwie die Plotpunkte durcheinander geraten zu sein. Carson hat wohl einen Brief geschrieben, wonach der Mordtatort 13 Meilen von seiner Hütte entfernt sei (ja und? War ja wohl kaum eine Einladung auf ‘n Kaffeekränzchen… Und wäre vielleicht hübsch gewesen, wenn man das VORHER mal angedeutet hätte. So kuckt der Zuschauer wie ein Fahrrad). Höflich und wohlerzogen, wie der Prof und seine Bande nun mal sind, gehen sie vom stillschweigenden Einverständnis Carsons aus, ungefähr anderthalb Meter vor seiner Veranda ihre Zelte aufschlagen zu dürfen (also, ich hätte was dagegen!). Studentin Linda möchte gern das Tanzbein schwingen (!), aber die anderen haben keine Lust, zu Transistorradiocountrymucke abzuraven (könnte jemand Linda mal sagen, dass das kein Vergnügungstrip ist, sondern, ähempt, eine ernsthafte Forschungsexpedition?). Carson kommt zurück, grummelt angesichts des in seinem Vorgarten errichteten Campingplatz ein unfreundliches “Wie lange wollt ihr bleiben?”, aber Nugent besteht darauf, mit ihm sprechen zu wollen. Vermutlich in der Aussicht, dass er die nervigen Städter nur loswird, wenn er irgendwann mal auf diese erpresserische Offerte eingeht, knurrt Carson ein “nagutmorgenfrüh” durch die Zähne und schlägt hinter sich die Hüttentüre zu.

Zeit für eine zusammenhanglose Mordszene. Irgendwo pennt ein Kerl in freier Wildbahn in seinem Schlafsack, als plötzlich das Monster auftaucht (und der Film seine verzweifelten Bemühungen um Suspense sicherheitshalber eher früher als später über Bord wirft und das lächerliche Monstrum, den “Bigfoot”, oops, hab ich was verraten, einen Affenmenschen, der selbst in Harry und die Hendersons als zu lächerlich verworfen worden wäre, in voller Pracht und Größe ausführlich zeigt. Ich habe glaubhaftere Godzilla-Gegner-Suits gesehen). Bigfoot packt Kerl samt Schlafsack, schleudert ihn ein paar Mal über den Kopf (praktisch für die Filmemacher, dass der Typ im Schlafsack pennt, so kann man nämlich einfach irgendwas in einen Sack stecken und den Monsterdarsteller rumschleudern lassen, ohne sich mit komplexen Effekten o.ä. beschäftigen zu müssen), schließlich von sich (ist fast wie bei Yetisports hier…) und den unglücklichen Schlafsackbeleger direkt auf einen Ast (von ungefähr 1 cm Durchmesser!), der ihn durchbohrt (muss aus massivem Stahl sein, der Ast, Holz es sicher nicht aushalten, wenn ein 80-Kilo-Typ mit Schmackes auf ein zierliches Ästchen wie dieses prallt; das ist schon fast so “gut” wie im guten alten schlimmen Requiem der Teufel). Hin ist er, wer immer das auch war. Zunächst dachte ich, es wäre einer der Studenten, dem’s im Zelt nicht gefallen hat, aber da die anscheinend am nächsten Morgen vollzählig sind und auch keinen der Ihren vermissen (okay, ich würde nicht darauf wetten, dass die es wirklich mitkriegen würden…), scheint’s ein namenloses Opfer zu sein, weil wir alle fünf Minuten eine Gore-Szene brauchen und schon eine Weile keine mehr hatten. Meinetwegen. Whatever stirs your coffee (bei wem hab ich jetzt den Spruch wieder geklaut? Hausrocker?).

Noch ist aber Nacht – einer der Studenten (Roy heißt er, aber ich hab mir ehrlich nicht bei allen der Studis gemerkt, wie die heißen. Ist auch so was von egal…) leidet unter Schlaflosigkeit plus fortgeschrittenem Gutmenschentum. Er latscht uneingeladen zu Carsons Hütte, um ihm etwas zu schenken (“weil sie uns hier übernachten lassen”). Weiß der Geier, ob Roy gerade ein paar Glasperlen einstecken hatte oder was auch immer er dem Waldläufer als Versöhnungsgeste in die Patschhand drückt. Carson ist erstaunlicherweise emotional überwältigt genug, um Roy auf einen Drink einzuladen (?) und seine langweilige Lebensgeschichte zu erzählen (er darf z.B. wegen seines schwachen Herzens nicht rauchen, was ihn aber nicht daran hindert, sich den ein oder anderen Mehrstöckigen hinter die Binde zu gießen. Inkonsequent.) – schätze, Roy bereut seinen nächtlichen Ausflug schon. Roy ist der offizielle “rational thinker” der Gruppe (d.h. er ist es in diesen zehn Sekunden des Scripts) und hält nichts von der Theorie, ein blutrünstiges Monster würde durch die Wälder strolchen (ist ja auch “unwahrscheinlich”, wie uns schon Mrs. Nugent erklärt hat). Da kommt er natürlich beim alten Lederstrumpf Carson an den grad Richtigen. Und so kann Roy seinen verblüfften Cronies bald schon ein paar aufregende Neuigkeiten erzählen: eine gewisse “Crazy Wanda” habe das Monster nicht nur gesehen, sondern würde auch noch leben (und das ist ja der Haken an der Monster-Spotterei).

Da Carson sich offensichtlich aus der Nase hat ziehen lassen, Crazy Wanda erledige ihre Einkäufe in Herbs Laden (was die deutsche Synchro erstaunlich einfältigerweise als “Herbs Kräuterladen” übersetzt – weil “Herb” = “Kräuter” zu deutsch, gelle. Der Shop bezieht seinen Namen allerdings aus der Tatsache, dass der Besitzer Herb heißt. Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel, aber ziel gut!), brechen die Teenies und ihr Prof ihr Zelte im Wortsinne ab und eilen zurück in die Stadt, zum Laden. Und nicht nur zum Laden, in einer Proto-Curse of the Blair Witch-Sequenz befragen die neugierigen Studenten jeden Passanten, der nich schnell genug weg laufen kann nach Crazy Wanda (man könnte in der Tat auf die Idee kommen, die BW-Macher hätten sich das ein oder andere hier abgekuckt). Zusammengefaselt ergeben sich folgende Erkenntnisse: ja, Crazy Wanda kauft bei Herb ein, aber nur Bonbons, ihr Vater war ein gewisser Father McKindley, also offenbar ein (und noch offenbarer ein protestantischer) Gottesmann, sie verlor erst ihr Baby und dann auch noch die Sprache, und das Balg sei grob verunstaltet gewesen, weswegen McKindley, der dies als Zeichen des Teufels gedeutet habe, sich anschließend selbst verbrannt habe. Darüber hinaus erzählen die local yokels den Studenten noch diverse Stories vom Pferd, religiösen Fanatikern, denen McKindley angeblich vorgestanden habe, Menschenopfern, Kannibalismus und dem ganzen Schmu. Meine Güte, für einen Film, dessen Monster ein billiger Affenmensch ist, packt der auch jedes 70er-Jahre-Horrorklischee in sein Szenario. Das macht unsere Studis jedenfalls nervös genug, um sich darüber Gedanken zu machen, dass mehr als zwei Gewehre eigentlich auch nicht schlecht wären. Der Sheriff beobachtet die Truppe argwöhnisch, aber das ist auch alles, was er tut (wird auch im Restfilm nicht mehr vorkommen, der Gesetzeshüter, es sei denn, er ist identisch mit dem Cop aus dem Prolog, aber das interessiert mich nicht genügend, um nachzuschauen).

Die ganze Troupe rudert also zurück in die finsteren Wälder und schlägt begleitet von blöden Sprüchen a la “end of the river and end of the road” (dafür hat jemand seinen Namen als Autor hergegeben? Staun!) das Lagerfeuer aus. Da ohnehin alle schon ob der wilden Stories um verunstaltete Babies und kannibalische Religionsfanatiker ein wenig angespannt sind, hält der Prof es für eine ganz tolle Idee, an dieser Stelle und kurz vor Schlafenszeit noch schnell eine weitere “ach-ja-und-nicht-weit-von-hier-hat-das-Monster-einen-kalt-gemacht”-Geschichte zu erzählen (der Typ ist sicher ausgesprochen populär auf Pyjama-Partys). In dieser Story kurvt ein Motorradfahrer durch die Berglandschaft (ah ja, die Gegend ist also so verlassen und am Ende der Welt, dass man gut ausbaute asphaltierte Straßen durchgezogen hat. Und unsere Waldmeister von Studenten schippern mit’m Schlauchboot durch die Gegend. Idioten. Und für so was zahlt man Steuern…). Irgendwann plagt ihn der Drang nach einer Zigarette und blasentechnischer Erleichterung und er fährt rechts ran (aber er ist so schüchtern, dass er einen halben Kilometer in einen (ebenfalls nicht allzu unbefahren aussehenden) Feldweg bricht, ehe er zur Tat schreitet (ist in Amerika das Pinkeln am Straßenrand oder das Rauchen am Straßenrand verboten? Im Zweifel sicher beides). Nachdem ich mich köstlich über den dramatischen music cue amüsiert habe, der uns erfreut, als der Biker seinen Helm abnimmt (ungefähr so, als wäre die Szene auf einem Level mit Demaskierung von Darth Vader), macht er sich daran, die Blumen zu düngen. Dummerweise pinkelt er dem Bigfoot direkt aufs Gesicht (was liegt der auch da rum?). Bigfoot steht nicht auf Natursekt (aua, aua, aua, was mir das wieder für Suchmaschineneinträge bescheren wird) und rupft dem Biker den (sichtbaren!) Schniedel ab. Tja, wer ist nu der Angepißte? Bikerman schleppt sich zurück zu seinem Motorrad, damit er den herrlichen Chrom mit seinem crotch blood vollsauen kann… “Als sie ihn fanden, war er verblutet”, düstert Nugent und wünscht dann seinen Studenten noch eine angenehme Nachtruhe in der Wildnis. Prince Charming, that guy. I’d kill him (der pennt sicher mit einem fetten Grinsen ein, während vor allem die Mädels der Truppe von einem Angstschweiß in den nächsten rutschen werden).

Na, es überrascht mich jedenfalls nicht, dass der ein oder andere der Gruppe einen unruhigen Schlaf hat und deswegen von mysteriösen Geräuschen geweckt wird, nämlich der Professor selbst (ha, selbst reingelegt, was?) und einer der männlichen Studenten. Man hört Gelaber und Gelächter und beschließt, der nächtlichen Ruhestörung auf den Grund zu gehen. Und was soll ich Euch sagen, keine zwei Minuten Fußmarsch vom Lager entfernt findet eine offizielle schwarze Messe mit pseudolateinischem Singsang, einem Mädchen, das von einem Typen mit dem “Samen des Bösen” geschwängert werden soll und zwei-drei Dutzend Teufelsanbetern. Dank der miesen Bildqualität des mir zur Verfügung stehenden Filmexemplars kann ich allerdings nicht wirklich erkennen, was vor sich geht. Irgendjemand schießt, dann brennt’s plötzlich und die Satans- oder Whatever-Jünger nehmen unverrichteter Dinge die Beine in die Hand (nicht ohne dabei “Growlgrowlgronfgronf”-Geräusche von sich zu geben – oder ist das der Bigfoot? You can’t see fuck!). Die schändliche Störung der Zeremonie geht aufs Konto von Nugent und seinem Studi, die sich vermutlich (sehen kann man’s ja net) auf die Schulter klopfen (sure, hervorragende Idee, eine Bande potentiell wahnsinniger Menschenfresser auf sich aufmerksam zu machen. Survival instinct = Zero) und zurück gen Camp hiken, wo sie schon von den aufgescheuchten Restbeständen der Expedition erwartet werden. Nugent spielt den ganz Relaxten. “Kein Problem, nur ein paar Teufelsanbeter, wir haben sie verscheucht”, und das ungefähr in dem Tonfall wie “och, nix passiert, bin nur über meinen Schnürsenkel gestolpert”. Ein echtes Herzchen, unser Professor, aber er gibt seiner Rasselbande wenigstens noch den wohlmeinenden Tipp, “die Ohren offen zu halten” (das erinnert mich schon fatal an Dan Aykroyd in Ghostbusters: “Still! Ich riech was!”). Die Monster-POV macht uns deutlich, dass die studentischen Aktivitäten nicht unbeobachtet bleiben. Unsere Freunde verziehen sich wieder in ihre Zelte, es gibt ein paar nächtliche Geräusche, die aber niemanden entscheidend zu stören scheinen (soviel zum “Ohren offen halten”) und alle überleben die Nacht (langweilig).

Dafür gibt’s am nächsten Morgen den Schock! Einer der Studenten hüpft aufgeregt durchs Lager und macht Panik. Hat er auch irgendwie Grund dazu: “Das Boot ist weg!” Okay, “weg” ist vielleicht die falsche Bezeichnung (aber warum sollte man von einem Studenten im 38. Semester, so alt sehen nämlich die meisten der Studenten aus, auch erwarten können, “weg” und “kaputt” unterscheiden zu können), aber es ist immerhin “zerschmettert” worden. Wer oder was könnte das gewesen sein? Suizidgefährdete sollten nicht weiterlesen und/oder die Stelle im Film überspulen, denn einer der sowohl in Geographie als auch Zoologie hochbewanderten Studenten stellt allen Ernstes die Theorie auf, ein ELEFANT könnte dafür zuständig gewesen sein. Okay, ich weiß, es gibt das Klischee vom doofen Ami, der Finnland für die Hauptstadt von Norwegen hält, aber, aber, aber ich traue fast sogar George W. Bush zu, zu wissen, dass in Amerika außerhalb eines zoologischen Gartens oder eines Zirkus keine freilaufenden Elefanten hausen (oder sagen wir zumindest: selten, wer weiß, wer da drüben irre genug ist, sich einen Dickhäuter als Haustier zu halten). Zum Glück kann die Elefantenhypothese relativ schnell ad acta gelegt werden, da sich zweifelsfrei unelefantöse Fußabdrücke nahe am Tatort finden. Linda kreischt: “Wir sind gefangen!” (na ja, man kann sicher auch darüber diskutieren, ob man in einem weitläufigen Wald- und Flußgebiet tatsächlich “gefangen” ist. “Verloren” vielleicht…). “Wir könnten ein Floß bauen”, schlägt einer der männlichen Studenten vor (könnten, theoretisch, wenn ihr nicht entschieden zu blöde dafür wärt). In der allgemeinen Ratlosigkeit fällt einem anderen der Studis auch noch ein, dass peinlicherweise im Boot Radio und Munition gewesen und damit jetzt hops seien. So’n Ärger (warum habt ihr das Zeug auch nicht mit ins Lager genommen? Mann, hoffentlich kommt gleich Bigfoot und macht Hackefleisch aus euch).

Notgedrungen machen sich unsere “Helden” auf die wandernde Suche nach Crazy Wanda und ihrer Hütte. “Eerie” music nervt den Zuschauer, als ob die Blödpfeifen, die unsere Protagonisten sind, nicht schon nervig genug wären. Letztere unterhalten uns mit weiteren Expertentheorien über die Fußabdrücke: “Sie sind wie von einem Affen, aber irgendwie auch nicht”, wird festgestellt (als ob einer von euch jemals eine Affenspur gesehen hätte, pffz) und Nugent läßt geistigen Dünnpfiff über die “Gewichtsverteilung” der Fußspur ab, die eher auf einen Humanoiden schließen lassen würde. Oh, get on with the killings, these guys suck!

Na, werden meine Gebete erhört? Linda und ein Student, der doch noch einen Namen bekommt und Gary heißt, spielen Schach (!! Was die alles mitnehmen auf so einen field Trip) und labern dummes Zeug. Bevor sich das am Ende noch in eine Sexszene entwicklen kann, schalten wir kurz um auf die Monster-Cam. KREISCH! Irgendwas ist passiert (nein, wir dürfen es *nicht* sehen), der Rest unserer Truppe eilt herbei und findet Linda okay, aber ein bissl geschockt und Gary mit einer fetten Kratz- und Rißwunde auf dem Rücken. Abgesehen von Gary (der naturgemäß nicht ganz so guter Laune ist) sieht die versammelte Truppe die Angelegenheit sehr locker und wenig dramatisch. “Du musst schreckliche Schmerzen haben”, kommentiert Nugent schadenfroh (und die Synchro verpasst ihm dabei wieder diesen extrem mitfühlenden “na, hat’s wehgetan, hähähä?”-Tonfall). Pure Kameraderie! Das sind die Leute, mit denen ich in eine Extremsituation gehen möchte… Nugent kann der Attacke auf Gary etwas positives abgewinnen: “Es hätte sie beide töten können, hat’s aber nicht getan!” Ist aber nett vom Monster. “Es schützt nur sein Territorium!” Klar, ist die einzige Lösung (und erklärt vor allen Dingen, warum der Biker vorhin dran glauben musste…). Aus mir vollkommen schleierhaften Gründen sind sich alle einig, dass Wanda der Schlüssel zum Geheimnis sein muss (das ist unfair, die haben wieder zwanzig Seiten im Drehbuch vorgeblättert! Das giltet nicht! Kann ich ja auch nicht!).

Nach nur wenigen Minuten weiterer erfreulicher Naturaufnahmen (was man alles so mit 20 Minuten raw footage vom letzten Ausflug in den Yosemite-Park anstellen kann) erreichen unsere “Freunde” das McKindley-Haus, nicht aber ohne vorher an ominösen (und verdächtig nach Pappe aussehenden) Grabsteinen plus einer zusätzlichen Grabstelle, die aber nicht durch einen Gedenkstein, sondern nur eine in den Boden gerammte Y-Astgabel markiert ist, vorbeizudefilieren. Nugent klopft an der Hüttentür – Wanda späht vorsichtig-mißtraurisch heraus. Das Vertrauen des Mädels wird durch ein paar mitgebracht Zuckerstangen erkauft (schön, dass manche Leute bestechlich sind). Wandas zarte Türöffnung nehmen die Studenten und ihr Prof gleich mal als Einladung, die Hütte in Beschlag zu nehmen und sich dort häuslich einzurichten (also, höflich sind die jungen Leute heutzutage wirklich nicht). Wanda tut, was eine stumme Verrückte angesichts einer Invasion labernder Verrückter da nur utn kann, sie hockt sich in unseren Schaukelstuhl (und der Kameramann demonstriert, dass er ein großer Künstler ist und bietet Rocking-Chair-POV. Großes Kino!). Nugent textet die arme Frau mit einem Wortschwall über das Monster und seine grauseligen Taten zu. Beim Wort “Bigfoot” (oder “Großfuß”, wie es die deutsche Übersetzung so schön, eh, übersetzt) kriegt die gute Wanda eien Schreikrampf, panikt und rennt weg. “Das macht nichts,” befindet Sympathikus und Mr. Einfühlsamkeit Impersonated Nugent sachlich, während seine munteren Gesellen immerhin feststellen, dass mit Wandas Stimme eigentlich alles ganz normal zu sein scheint. Hoch anrechnen muss ich unserer Truppe, dass sie sich letztlich doch anstandshalber dafür entscheidet, nicht ungefragt in Wandas Wohnzimmer, sondern in bewährter Methodik anderthalb Meter vor der Haustür in den Zelten zu nächtigen.

“Mach das Radio an”, wird gefordert (hm, war das Radio im Boot wohl doch ein Funkgerät. Dass die so was überhaupt mit dabei hatten, wunder!). Aber anstelle guter Musik unterhält Professor Nugent lieber mit ein paar weiteren Horrorgeschichten – zum einen vom Holzfäller, der vom bösen Bigfoot mit seiner eigenen Axt entleibt wurde (schöner Zoom in eine klaffende Wunde, für die Gorefans), garniert mit einer künstlerischen Einstellung, in der die Axt direkt auf die Kamera einschlägt (der Gag, das Bild “splittern” zu lassen, wäre für ‘ne Parodie nett gewesen), zum anderen, weil doppelt genäht hält besser und der ein oder andere der Studis könnte nach nur einer Gruselgoregeschichte vielleicht noch ruhig und zufrieden pennen, die von den beiden Pfadfinderinnen, die für ihre Gruppe einen Pfad suchten (tja, nomen ist omen) und dabei dem Bigfoot in die haarigen Arme liefen. Bigfoot beweist Sinn für morbiden Humor, packt in jede Pfote eine Pfadfinderin und dengelt die beiden so gegeneinander, dass sie sich gegenseitig mit ihren eigenen Messern abstechen (für eine hirnloses Monster ist der Bigfoot ganz schön menschlich fies). Ich frage mich an dieser Stelle allerdings eins: wie kann der Prof die diversen Morde in all ihren splattrig-blutigen Details schildern, wenn’s doch für keine der Taten Zeugen gab? Ich mein, vielleicht sind die beiden Pfadfinder-Girls sich in die Haare geraten, weil sie beide in den gleichen Typen verknallt waren und haben sich deswegen gegenseitig gekillt (mein Gott, wir haben doch alle, d.h. wir 650 Kinobesucher, 2 LDK gesehen und wissen, wie leicht so ‘ne Tusse ausklinkt)… Also, im Zweifelsfall unterstelle ich Mr. Nugent eine kranke Phantasie (der hat eindeutig zu viele Metzelfilme gesehen…).

“Großfuß wird nicht mehr mit uns spielen”, schlussfolgert Nugent und entlässt seine Schäfchen mit diesen beruhigenden Worten in die Nachtruhe.

Die wird nicht lange dauern, weil die Monster-POV sich wieder mal meldet. Zunächst passiert aber erst mal nichts in rauen Mengen, ehe einer der Typen, der heißt wohl Pete, aus irgendwelchen Gründen allein in die Nacht rennt. Carla scheint ihm zu folgen, die Musik macht aufregende “weeahweeahweeah”-Geräusche (sprich: etwas furchtbar aufregendes wird jetzt geschehen), aber wie schon vorhin bei der schwarzen Messe seh ich auch jetzt wieder schwarz bzw. nix. Something-or-other scheint allerdings zu passieren und am Ende dieser undurchsichtigen Szene ist Pete entweder hinüber oder vom Bigfoot hinfortgezerrt worden. Auf jeden Fall ist er weg, tot, gestorben, over und out. Während Linda den obligatorischen hysterischen Anfall absolviert (sie ist mal wieder die einzige, die sich gesteigerte Gedanken um den Vermissten/Toten macht), weist Carla Nugent auf Fußspuren hin – ja, ich glaub, selbst der Dümmste unter den Studenten weiß inzwischen, dass hier ein Schrecken durch die Nacht schleicht, da helfen die Fußspuren jetzt auch nicht weiter. Doofe Weiber. “Ich will weg von hier”, schnieft Linda. “Ja”, stimmt Nugent zu, “ich spreche besser mit Wanda!” (HÄ? Inwiefern besteht da ein kausaler Zusammenhang? Okay, der Kerl ist Akademiker, da muss man mit allem rechnen).

Vor allen Dingen muss man damit rechnen, dass Nugent sich ernsthaft anschickt, Wanda zu hypnotisieren! (Tralala, ich schlag mir grad den Schädel ein, hoppsassa). Wanda erweist sich aber als unkooperativ. Carla fällt eine verschlossene Tür auf und beginnt daran herumzurütteln, das schreckt Wanda allerdings auf. Sie kreischt “agagagagaga” und versucht, die Tür zu blockieren. “Ist etwas wichtiges hinter der Tür, etwas, was du nicht magst?” spielt Nugent den Supersensitiven, um sofort “SCHRAUBENZIEHER” zu blöken. Nach ein paar beruhigenden Worten an die Adresse Wandas befiehlt er “Haltet sie fest!” (Warum nicht gleich fesseln, knebeln oder prophylaktisch umbringen? Besonders wählerisch in seinen Methoden ist Nugent doch ja wohl nicht). Die Tür wird aufgebrochen und wahrhaft schockierendes enthüllt – offensichtlich die Privatkapelle von Father McKindley inkl. Altar und Marienbildern. “Mein Baby, mein Baby”, findet Wanda ihre Sprache wieder(ein Wunder! Ein Wunder! Sinnlose Monty-Python-Reference). Jetzt wird’s doch langsam mal Zeit, dass wir die ein oder andere Klarstellung vornehmen – mir würde ja fürs erste Mal reichen, ob wir jetzt hauptsächlich ein Backwood-Familiendrama oder einen billigen Gore-Monsterfilm machen wollen, dankeschön.

Vermutlich unter Androhung körperlicher Gewalt o.ä. (angesichts seiner bisherigen Methoden) gelingt es Nugent, Wanda nun doch noch zu einer Hypnose-Sitzung zu bewegen. “Erinner dich daran, als du ein kleines Mädchen warst, 15 Jahre…” Hm. Erst mal – mit 15 Jahren ist man m.E. kein “kleines Mädchen” mehr, und außerdem – woher zum Geier weiß Nugent, dass, was auch immer passiert ist, zu diesem Zeitpunkt geschah? Unsereins hat dafür keine Anhaltspunkte. Okay, spielen wir einfach mit und widmen uns dem ausführlichen Flashback…

Wanda (die mit 15 nicht wesentlich anders aussieht als mit Wie-alt-auch-immer-sie-jetzt-sein-soll) hat einen Freund, mit dem sie im Wald rumsitzt. Und auch nichts anderes. Ihrem ultrareligiös-spinnertem Vater ist selbst diese platonische Freundschaft ein Dorn im Auge und ein sicheres Zeichen satanischer Besessenheit. “Ich bringe dich zu Gott und das ist der Dank”, keift der Alte und kloppt auf sein armes Töchterlein ein. “Ich rette dich vor dem Höllenfeuer, in dem deine Mutter brennt”, fügt er fanatisch hinzu (schön, dass wir drüber gesprochen haben. Wieso Mutter? Tut die irgendwas zur Sache?). Wanda ist sich zwar keiner Schuld bewußt, aber dennoch reuig genug, um prophylaktisch vor der Mutter Gottes (hm, jetzt mal langsam, die Evangelen verehren meines Wissens nach doch die Maria nicht, oder doch? Mann, hätte in Reli damals doch besser aufpassen sollen. Aber als Kathole darf ich das ja eh nicht wissen) um Vergebung für alle möglichen Sünden zu bitten. Das ist aber wieder ihrem alten Herrn auch nicht recht (was will der Kerl eigentlich?), denn durch ihre bloße Anwesenheit in seiner Gebetsstube “beschmutzt” sie den “heiligen Boden”. Jeppa, Father McKindley ist amtlich und mit Brief und Siegel vollkommen gaga (aber vermutlich noch die glaubwürdigste und realistischte Gestalt des Films, wenn ich an die Auswüchse christlichen Fundamentalismus in Amiland denke). Es schließt sich erneut eine undurchschauber Nachtszene an, in der irgendwas passiert – Wanda ist jedenfalls draußen vor der Tür und ihr alter Herr starrt mit finsterer Miene in die Nacht. Es growlt und gronft im Unterholz (und der Kameramann überrascht mit weiteren künstlerischen Ambitionen wie einer um 90 Grad gekippten Kamera), gelegentlich erhellen Stock-Footage-Blitze (vermutlich aus den Gründerjahren der Farbfilmzeit geklaut) die Finsternis, aber was vor sich geht, können wir uns nur zwischen den Zeilen zusammenreimen. Gibt’s noch jemanden, den jetzt gesteigert überrascht, dass Bigfoot Wanda vergewaltigt? Dachte ich mir. “Der Herr hat mich verflucht mit einer Teufelstochter”, jodelt McKindley in die Nacht. Aber immerhin bemerkt er, dass sein Gör nu schwanger ist und probiert, sehr fundamental-christlich, eine Abtreibung mit Kräutertees aus dem eigenen Giftschrank durchzuführen, was aber ersichtlich nicht funktioniert, denn nach einer endlosen Weile schreitet Wanda zur Geburt. Die dauert auch minutenlang, ohne dass wir aufgrund hektischer Kameraführun was erkennen können , aber irgendwann reckt Papa McKindley triumphierend-disgusted ein blutiges Monsterbaby-Prop in die Höhe (trotzdem kann man eigentlich nicht identifizieren, was der rote Klumpen darstellen soll. Kann genauso gut ein rohes Steak aus eigener Schlachtung sein). “Töte es nicht, töte es nicht”, kreischt Wanda, die Mütterlichkeitsinstinkte entwickelt… Back to present.

Diese schockierenden Enthüllungen erfordern, schließlich haben wir es mit praktisch veranlagten Akademikern zu tun, eine sofortige Diskussion, die zu dem Ergebnis führt, dass das Baby exhumiert werden muss. Warum auch immer – logischer Grund ‘für fällt mir keiner ein, aber ich schätze, die Produzenten wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, noch mal schnell The Omen zu rippen. Gary (Ihr erinnert Euch) blutet mal wieder aus seiner Rückenwunde (die ihn seit der ursächlichen Attacke nicht mehr behindert hat. Deus-ex-machina-Verletzung, oder wie?). Die Babyleiche wird ausgebuddelt – tatsächlich findet sich im Grab ein deformierter Schädel. Und nu? Was habt ihr jetzt an Erkenntnissen gewonnen? Plötzlich taucht Bigfoot auf – die Bande flüchtet zurück ins Haus, wo Wanda verhindert, dass unsere Helden einen Blattschuß abgeben können. “Haltet die Tür fest!” kommandiert Nugent etwas rätselhafterweise (aufbrechen darf Bigfoot die Tür wohl, aber umfallen darf sie nicht. Keine Bigfoot-Haftpflichtversicherung abgeschlossen oder was?). Linda steuert ihre berufsmäßige Panik bei, Nugent gibt weiter kryptische Bemerkungen von sich. Bei einer Untersuchung der Hütte stoßen die Studenten auf allerhand Camping-Gerümpel und ähnliches Zeug, das offensichtlich von den Ermordeten stammt. “Er bringt mir Geschenke”, erklärt Wanda sachlich (die ist scheinbar wirklich die einzige, die noch so was ähnliches wie eine solide geistige Funktion aufweist). “Das ist unglaublich”, schnauft Nugent (nö, “unwahrscheinlich”, höhö) und spekuliert, dass der Bigfoot der letzte seiner Art sei, das Überleben derselben gewährleisten und daher unbedingt einen Nachkommen zeugen wollte, “egal wie er aussieht” (na, da haben die Bigfoots den Menschen schon mal was voraus). Stellt sich nur die Frage, warum McKindleys ehemalige Anhänger (die komischen Kannibalen/Menschenopferer – nicht, dass das gesteigerten Sinn ergeben würde, da McKindley ein 150%-iger Fundichrist war und die jetzt den Dämonen anbeten) den Bigfoot verehren. Selbst Nugent muss einräumen, dass das nicht wirklich logisch ist (schön, wenn die Autoren über ihren zentralen Charakter zugeben, dass sie sich heillos in ihrem eigenen Script verheddert haben). Wanda überrascht mit dem unerwarteten Geständnis, ihren Vater selbst verbrannt zu haben, was einen umgehenden Flashback erforderlich macht. “Ich tötete ihn, weil er mein Baby getötet hat,” erläutert sie, während wir zusehen dürfen, wie sie ihren alten Herrn in einen Schuppen einsperrt und abfackelt (inklusive liebevoller Nahaufnahme einer hübsch-eklig verbrannten Hand… na ja, so toll ist das Prop auch nicht), “und um den Vater zu schützen!” Macht die Angelegenheit nicht wirklich sinnvoller, aber was soll’s.

Kommen wir zum dramatischen finalen Gemetzel (oops, aber Ihr habt doch noch in Erinnerung – “fünf vermißte Studenten”, bislang ist erst einer aus dem Spiel, müssen wir also noch vier killen). Bigfoot beweist erneut seinen morbiden Humor und hängt unseren Helden als allgemeine Motivation den toten Pete vor die Tür (an einem schicken Seemannsknoten aufgeknüpft. Respekt, was diese Affenmenschen alles können! Ich könnt’ den nicht!). Ein weiteres Geschenk für Wanda, wird vermutet (was aber idiotisch ist, denn seine bisherigen Opfer hat Bigfoot Wanda ja nicht apportiert. Ist doch keine Katze, der die toten Mäuse seinem Frauchen vor die Füße legt und dafür Streicheleinheiten erwartet). Bigfoot langt mal kurz durchs Fenster und kratzt Nugent an der Schulter. Man verrammelt Türen und Fenster (auf die typische Filmmethode, irgendwas leicht kippbares gegen die Tür zu lehnen – selbst Oma mit Gehhilfe würde diese Barrikaden sprengen). Nugent schnappt sich aus dem Kamin einen Schürhaken und sticht durch eine praktisches in Bigfoot-Bauchhöhe in die Tür geschnitzte Klappe (für’n Guckloch zu groß und für ‘ne Katzenklappe zu hoch) nach draußen. “Hat’s funktioniert?” will einer der Studis wissen. “Das Eisen ist weg”, diagnostiziert Nugent zutreffend, nachdem der Schürhaken auf der anderen Seite der Tür verschwindet. Roy wird vom Bigfoot durchs Fenster der Arm gebrochen, während Wanda sich in aller Gemütsruhe auf ihren Schaukelstuhl pflackt. “Ich will Fotos”, kreischt Nugent in dezenter Verkennung der Sachlage (falls der Herr Prof. es noch nicht gemerkt haben sollte: das Ding da draußen will euch alle killen. Da hätte ich zumindest andere Sorgen). Gary (glaub ich) versucht, den Paparazzi-Auftrag zu erfüllen, aber die Kamera wird ihm aus der Hand geschlagen, poltert zu Boden, klappt auf und der Film wird belichtet – so’n Pech aber auch, jetzt wird Euch niemand die Geschichte glauben…

Alle sind nunmehr in heller Panik und kreischen durcheinander. Bigfoot rupft die vor den Fenster hängenden Gitter aus der Verankerung und springt in voller schmucker Lebnesgröße ins Wohnzimmer. Nugent und seine Gesellen flüchten in ein Nebenzimmer, nur Carla schafft’s nicht. Ihre Freunde überlassen Carla heldenmütig ihrem bedauernswerten Schicksal (Freunde in der Not…). Bigfoot lässt sich nicht lumpen und schüttelt Carlas Kopf, bis sie aus der Nase blutet und tot ist (ich gebe nur wieder). Dann bricht das Monster die Tür zum Versteck auf. Gary wird durch die Gegend geschleudert und landet bauchseitig auf einem günstig herumstehenden Sägeblatt. Bigfoot greift mal kurz in Garys Bauchhöhle, zerrt seine Gedärme heraus und beginnt, den armen Kerl mit seinem eigenen Dickdarm zu verprügeln und allgemein mit den Innereien ein herrliches Geschmoddere anzurichten. Roy versucht, durch ein Fenster zu fliehen, aber Bigfoot, der jetzt quite on a roll ist, schnappt sich den Kerl und schraubt ihm irgendwie halb die Rübe ab. Für Linda hat das mordende Untier noch eine Mistgabel parat, mit der er sie durchbohrt (das alles gibt’s zum Genießen in Zeitlupe). Nur noch Nugent ist übrig. Der Professor, der gerade noch Fotos haben wollte, mutiert zum alten Waschweib und winselt um Gnade: “Tu mir nix! Hilfe! Hilfe!” Das Geflenne mag sich Bigfoot nicht anhören und dengelt Nugents Gesicht frontal auf eine Herdplatte (praktisch, dass jemand den Ofen vorher eingeschaltet hat, sonst tät das nicht so weh).

Und damit blenden wir unvermittelt zurück ins Krankenhaus, wo Nugent die ganze Geschichte erzählt und Stein und Bein schwört, die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit berichtet zu haben, im Zwiefel solle man bei Wanda nachfragen. Wie er dem killenden Bigfoot entkommen ist, weiß er leider nicht mehr (und ich habe den starken Verdacht, die Filmemacher wissen es auch nicht und drücken sich deswegen um entsprechende Aufklärung). Der Doktor verpaßt dem hysterischen Prof eine Beruhigungsspritze und erklärt dem Cop, dass Nugent zumindest davon überzeugt ist, die Wahrheit zu sagen. “Aber ich habe fünf vermißte Studenten”, brummt der Inspektor nachdenklich. Die Diagnose des Arztes steht: “Er ist eindeutig kriminell geistesgestört”… Ha, wie ist das für ein Twist-Ende (gähn)…

So, haben wir wieder mal ‘nen 131er gesehen. Wie üblich ist das Gedöns um einen beschlagnahmten Titel nicht wirklich der Rede wert, denn Night of the Demon ist alles in allem ein ziemlich doofer Film, allerdings einer, und das muss man dann doch neidlos anerkennen, einer von der Sorte, der *aufgrund* seiner Doofheit richtig viel Spaß machen kann, bevorzugt in geselliger und optional alkoholisierter Runde.

Dieser äußerst preiswert produzierte Streifen (ohne Zahlen zu kennen, aber ein nennenswertes Budget kann der Film wirklich nicht gehabt haben) bewegt sich in beinahe allen Kategorien auf ambitioniertem Amateur-Niveau (kein Wunder, so ziemlich niemand aus Cash & Crew wurde vor- oder nachher im Umfeld einer Filmproduktion gesichtet). Gehen wir’s auf bewährte Methode der Reihe nach durch und fangen mit dem Drehbuch an.

Hell, where to begin? It sucks. Das ist schon mal klar. Das Script schmeißt allerlei Genremotive wahllos zusammen und hofft, dass dabei irgendwie ein schlüssiger Horrorfilm rauskommt. Kann natürlich nicht funktionieren, wenn das Monster im Film ein Kerl im lächerlichen Bigfoot-Kostüm ist. Die krampfhaften Bemühungen, ein wenig Suspense aufzubauen, in dem man das Monster bei den ersten Kills nur andeutungsweise zeigt, werden schon mit dem “Schlafsack”-Mord untergraben, danach gibt sich der Film auch keine große Mühe mehr, überhaupt Spannung aufzubauen. Aber das ist jetzt schon fast Regiekritik, zurück zum Script. Wie gesagt, es wird viel durcheinander geworfen – “normaler” Monsterfilm um eine Kreatur, die ihr Terrotorium bewacht (insofern ein eher dem Tierhorror der 70er geschuldetes Motiv), umgesetzt mit den Mitteln des gerade in Mode gekommenen Slasherfilms (wozu auch passt, dass das Monster vergleichsweise “intelligent” agiert und seine Mordmethoden perfide ausklügelt – und Seemannsknoten knüpfen gelernt hat’s wahrscheinlich dort, wo Michael Myers seinen Führerschein gemacht hat), garniert mit ein wenig TCM-mäßigem Backwood-Horror (zumindest angedeutet) und okkultistischem Religionsbrimborium Marke Omen meets Carrie. Eine zumindest unbefriedigende und weitgehend auch unverdauliche Melange, da sich die Plotpunkte kaum ineinanderfügen mögen. Mit Müh und Not kann man noch den Plotpunkt, dass der Bigfoot Wanda vergewaltigte, um seine Art zu erhalten, akzeptieren, wozu’s dann aber noch den Satansanbetungskram (der noch dazu wiederum in sich selbst völlig inkonsistent ist, wenn die Satansanbeter zu McKindleys Sekte gehört haben sollen, der aber nun wirklich alles, aber kein Teufelspriester war), brauchte, zumal auf diesen speziellen Punkt kaum eingegangen wird (es ist dem Script nur einen lässig hineworfenen throwaway wert), wird mir sicherlich niemand zufriedenstellend beantworten können. Zudem krankt das Script ganz generell am Children shouldn’t play with dead things-Syndrom – die Geschichte ist ausschließlich auf ihren Showdown hin konstruiert und würde an sich darauf hinauslaufen, dass wie bei dem zitierten Monsterstreifen 80 Minuten gelabert und 10 Minuten gemetzelt wird. Unsere cleveren Filmemacher behalfen sich mit dem Kunstgriff, die an und für sich reichlich langweilige Story (weil nicht wirlich viel im eigentlichen Plot passiert, außer, dass unsere doofen Studenten blöde durch den Wald trapsen) durch die zusammenhanglosen Mordszenen, die allesamt (bis auf den Schlafsack-Mord, der vollkommen neben der restlichen Handlung zu stehen scheint) in Rückblenden erzählt werden, aufzupeppen. Mit der eigentlichen Story selbst hat keiner dieser Prä-Showdown-Kills was zu tun – das sind wirklich “random killing scenes”,. Selbst fünftklassige Teenieslasher versuchen vor ihren Kills wenigstens etwas Suspense aufzubauen und uns die um die Ecke zu bringenden Charaktere etwas näherzubringen, damit wir wenigstens wissen, *wer* da gerade abgeschlachtet wird. Night of the Demon tut nichts dergleichen, sondern haut uns einfach ein paar mehr oder weniger explizite Mordszenen um die Ohren, die der geneigte Zuschauer nur als reine Gore-Show verstehen kann – das ist ungefähr genauso sinnvoll wie die “beliebten” Compilation-Tapes, die Mordszenen aus Horrorfilmen in “best-of”-Form aneinanderreihen (oder wie die hirnrissigen Gesichter des Todes-Schwachmatigkeiten). Mit Horror-”Film” im Sinne von “wir versuchen, den Zuschauer zu erschrecken, indem wir Charaktere, die ihm ans Herz gewachsen oder wenigstens nicht völlig egal sind, töten” hat das überhaupt nichts zu tun.

Naja, dieses Unterfangen wäre eh sinnlos gewesen, weil von “ans Herz wachsen” oder “nicht völlig egal sein” angesichts der Protagonistenbande nicht die Rede sein kann; selten hab ich einen Haufen unsympathischerer Gesellen gesehen, denen ich schon nach fünf Minuten ein möglichst grausames Ende an den Hals wünschte. Nugent und seine Studenten sind nicht nur ausnehmend doof (wie sich schon an der “Elefanten”-Theorie, die künftig wahrscheinlich als Referenzwert für stupide Äußerungen von Filmhelden herhalten muss, festzumachen ist), sondern auch noch rücksichtslos, gefühlskalt (sowohl gegenüber ihren eigenen Kameraden, vgl. die wahrhaft mitfühlenden Reaktionen nach dem Angriff auf Gary und dem Verschwinden von Pete, von der heldenhaften Hilfe, die man Carla nicht angedeihen lässt, ganz zu schweigen, als auch gegenüber anderen – wie Nugent mit Wanda umspringt, ist schon nicht mal mehr mit “unverschämt” annähernd akkurat beschrieben), aufdringlich und doof (erwähnte ich das schon?). Kurz – die machen es einem nicht gerade schwer, sie zu hassen. Bigfoot Go! Bigfoot Go! Kill them all! Macht er ja auch… Okay, möglicherweise liegt das zu einem Gutteil an der hanebüchenen deutschen Synchronisation – das will ich nicht mal an den Dialogen festmachen, sondern an der Qualität der Sprecher an sich (die sind mies) und der Betonung ihrer Sätze, da kann man Wetten drauf abschließen, dass die Emotion, mit der der Sprecher einen Satz spricht, in diametral entgegengesetzter Richtung der Intention der Szene liegt. Ich hab besser synchronisierte Pornos gesehen…

Handwerklich ist der Film einigermaßen ordentlich – niemand wird James C. Wassons Inszenierung mit einem professionellen Majorstudio-Streifen verwechseln, aber technisch ist das schon etwas besser als der typische 70er-Jess-Franco- oder D’Amato-Streifen. Durch den schon erwähnten Kunstgriff der nach dem Zufallsprinzip eingestreuten Kill- und Goreszenen wird das Tempo künstlich hochgehalten, auch wenn die eigentliche Plotte das gar nicht hergibt. Die Kameraführung weist gelegentlich Ideen auf (nicht unbedingt immer gute, aber wenigstens überhaupt welche), die Monster-POV ist, um mal ein dezentes Lob auszusprechen, für einen nahe-an-no-Budget gedrehten Film ambitionierter Amateure gar nicht mal so schlecht (aber auch nicht wirklich gut).

Special-FX-technisch ist natürlich an erster Stelle der primitive Monstersuit zu nennen, der irgendwo zwischen Neandertaler-Faschingskostüm und dem, was man sich vielleicht wirklich unter einem Bigfoot vorstellt, einzuordnen ist und schlicht und ergreifend billig aussieht (die Filmemacher hätten sicher besser daran getan, ihr Suspense-Konzept länger aufrecht zu halten und die Kreatur keine Sekunde länger als nötig zu zeigen). An Gore wird einiges geboten – die Effekte sind zwar größtenteils technisch eher schlicht, aber meistens recht effektiv: die Gedärm-Szene ist z.B. den meisten italienischen Gore-Eskapaden vergleichbarer Dekaden deutlich überlegen. Ansonsten werden abgerissene Arme (nebst Stumpf), stabbings, klaffende Wunden und diverse Durchbohrungen geboten – alles, wie gesagt, nicht unbedingt spektakulär und noch-nie-dagewesen, aber doch blutig und detailfreudig genug, um zumindest den Splatter- und Gorefreund auf seine Kosten kommen zu lassen, da die Kamera sich keine Zurückhaltung auferlegt und voll draufhält. Besteht die Beschlagnahme zu Recht? Prinzipiell besteht natürlich KEINE Beschlagnahme zu Recht (abgesehen von Nazikrempel und Kiddieporn, aber da gehen wir sicher alle konform), aber ich kann mir zumindest vorstellen, warum die BPjS nicht gerade in Begeisterungsstürme ausgebrochen ist: ohne die entsprechenden Beschlüsse zu kennen, möchte ich darauf spekulieren, dass dem Film gerade das, was ich ihm ein paar Absätze weiter oben schon rein strukturell angekreidet habe, zum Verhängnis wird, nämlich die Beliebigkeit der eingestreuten Mordszenen, die für die Handlungsentwicklung keinerlei Sinn haben.

Stichwort Soundtrack: der setzt sich aus klischeehaften tadada-TAAA-scare-cues und nervtötendem elektronischen Gefrödel zusammen und geht auf das Konto von Dennis McCarthy. Ja, der Dennis McCarthy (wenigstens einer, der Karriere gemacht hat), der später zahlreiche Fernsehserien, vor allem SF-Serien, vertonte (u.a. Sliders, Parker Lewis, Dawson’s Creek, Enterprise, Stargate SG-1) und dessen bekanntestes Werk das majestätische Opening Theme für Star Trek: Deep Space Nine sein dürfte. Jeder hat mal angefangen, dass er zu größeren symphonischen Aufgaben berufen ist, deutet Mr. McCarthy mit diesem Score jedenfalls nicht an.

Die Darsteller sind, aufgrund der geschilderten Synchro-Probleme, sicher nicht gänzlich fair zu bewerten. Aber da keiner der Herrschaften (soweit ich das recherchieren konnte, die IMDB kennt die meisten Nasen nicht mal) etwas anderes von Bedeutung (oder überhaupt) gedreht hat, können die in der Originalfassung nicht wesentlich besser gewesen sein. Durch die Bank Amateure, die sicherlich ihr bestes tun (aber das tun Waschmaschinen auch, wie Opa Griswold sagen würde), aber durch die Bank einfach kein Talent haben (besonders auffällige Beispiele sind Nugent, Carla und Roy. Linda kann wenigstens einigermaßen überzeugend kreischen). Darstellerischer Lichtblick ist Melanie Graham als Crazy Wanda, die zumindest ein wenig Spielfreude (auch overacting genannt, hehe) an den Tag legt.

Bevor ich zum Schlußwort komme, noch ein paar Takte zum Thema Blair Witch. Es wird in einschlägigen Kreisen die These kolportiert, dass Night of the Demon zumindest zu den Einflüssen für den Mega-Erfolg zu zählen ist. Das möchte ich nicht abstreiten – wobei ich fast noch weniger den eigentlichen Film meine (die “Super-8”-Szene des Monsterangriffs auf die picknickende Familie kann man zwar gutwillig als Vorläufer von Blair Witch sehen, aber ich bin mir fast sicher, dass es ähnliche Elemente auch schon vorher in anderen Filmen gab, ohne dass mir gerade ein Beispiel einfallen will), mir geht’s eher um die Interview-Sequenzen aus dem Begleit-Mockumentary Curse of the Blair Witch. Da kann man m.E. schon eine direkte Linie zu den Szenen ziehen, in denen Nugents Studenten die “Einheimischen” nach der lokalen Legende um Crazy Wanda befragen. Letztlich beantworten können diese Frage aber sicher nur Sanchez und Myrick. Die Atmosphäre von Blair Witch Project, die ich dem Streifen trotz des Hypes und der Überbewertung dennoch zubillige, kann Night of the Demon natürlich allein schon wegen des lächerlichen Monsterkonzepts und der versammelten Talentlosigkeit der Beteiligten an allen Fronten nicht erreichen.

Kommen wir also zum Fazit: Der Teufel tanzt weiter (wie schon erwähnt, die einzige Gemeinsamkeit mit Tanz der Teufel ist das Setting im Wald und der Showdown in der Blockhütte – mit ähnlicher Legitimation hätte man den Titel aber auch in Die Nacht des lebenden Bigfoot o.ä. eindeutschen können) ist objektiv betrachtet ein ziemlich mieser Streifen, der seine einzige Existenzberechtigung aus seinen deftigen Splattereinlagen zieht. In der richtigen geselligen Runde und der angemessenen Stimmung für hirnlosen Trash hat der Streifen aber durchaus das Potential zum Partyfetzer – der Film ist so konsequent doof, dass man einfach drüber lachen muss: lachen über die dämliche Synchronisation, die debilen Darsteller, die saublöden Sprüche (Elefant… waargh, ich schmeiß mich weg) und das lächerliche Monster. Die Diagnose des Docs daher: ein paar trashgestählte Freunde einladen, ein paar Smirnoffs köpfen und den Film im besten MST3K-Stil selbst in die Pfanne hauen. Da ist ein lustiger Abend schon fast garantiert – aber wenn’s um Qualität geht, würde ich in Punkto Night of the Demon schon den gleichnamigen Song von Demon vorziehen…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 7


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