Der Teppich des Grauens

 
  • Deutscher Titel: Der Teppich des Grauens
  • Original-Titel: Der Teppich des Grauens
  •  
  • Regie: Harald Reinl
  • Land: BR Deutschland/Spanien
  • Jahr: 1962
  • Darsteller:

    Joachim Fuchsberger (Harry Raffold), Karin Dor (Ann Learner), Eleonora Rossi Drago (Mabel Hughes), Antonio Casas (Dr. Shipley), Fernando Sancho (Killer), Roberto Rey (John Milner), Julio Infiesta (Inspektor Burns), Lorenzo Robledo (Sam), Carl Lange (Colonel Gregory), Werner Peters (Crayton)


Vorwort

Gerade ist Roberts aus Indien zurückgekehrt, in seinem Gepäck einen Eimer an Dokumenten, die peinlichst genau das Treiben einer halunkischen Mörderbande aufzeichnen, und mit denen er auch gleich Scotland Yard unterhalten gehen will. Doch bevor er dazu kommt, wird er ermordet – mit einem heimtückischen indischen Giftgas.

Dieweil drängt sich Harry Raffold, Typ energischer Jungdynamiker, bei der attraktiven Ann Lerner auf. Die lebt bei ihrem reichen Onkel Milner, und der wird, wie’s der Deibel so will, das nächste Opfer des Giftkillers. Dass Raffold unmittelbar nach der Mordtat auftaucht, sich eine Aktentasche aneignet und sich dann nebst seinem schwarzen Diener Bob mit einer Handvoll Henchmen prügelt, macht ihn nicht gerade spontan unverdächtig.

Harrys post-mortaler Einbruch war allerdings völlig umsonst – anstatt der erhofften Dokumente beinhaltet die ehrenvoll geklaute Tasche „nur“ wertvolle Juwelen. Was daran liegt, dass kurz vor Onkel Milners finalem Abgang Crayton zu Besuch war. Und der ist, wie Milner selbst, Mitglied der bewussten indischen Gangsterbande und hat sich durch die Juwelen Kenntnis über den streng geheimen Namen des Bandenchefs erkauft.

Crayton steht der Sinn nämlich nach Übernahme der allgemeinen Bandengeschäfte und hofft, den großen Boss zur passenden Gelegenheit wahlweise zu erpressen oder den Bullen auszuliefern. Wie passt nun Harry ins Spiel? Er ist, was zumindest Scotland-Yard-Hilfsinspektor Webst verblüfft, Geheimagent und ebenfalls auf der Suche nach dem Bandenchef.

Ein anonymer Hinweis lotst Harry in die von Miss Mabel geleitete Pension für Gentlemen gehobenen Ranges. Sollte sich der große Bosse unter den Gästen verbergen? Und kann Harry die Avancen von Mabel zurückweisen, wo er sich doch gerade entschieden hat, Ann zu heiraten?


Inhalt

Nach dem großen Erfolg der ersten Wallace-Krimis waren die deutschen Studios, die sich hinsichtlich der Wallace-Rechte von der dänischen Rialto Film hatten übertölpeln lassen, natürlich auch scharf auf einen Teil des Kuchens. Nun hätte man sich mit Fug und Recht eigene Stoffe ausdenken können, erst recht, zumal die Wallace-Filme eh nur rudimentär mit den Romanen zu tun hatten, aber man setzte studioseits auf etablierte Autoren oder zumindest Franchises. Atze Brauner reanimierte Dr. Mabuse und sicherte sich die Rechte an den Werken von Bryan Edgar Wallace, bei der Constantin hielt man sich an den englischen Krimiautor Louis Weinert-Wilton, einem heute längst vergessenen Schreiberling, und brachte binnen kurzer Zeit vier Pseudo-Wallaces nach Weinert-Wilton-Motiven in die Kinos.

„Der Teppich des Grauens“ (was sich auf die Mordmethode bezieht, nach der das Giftgas schneller wirkt, wenn es in einem Teppich aufgelöst wird) war der erste dieser Filme. Inszeniert von „Dr.“ Harald Reinl bietet der Film das, was man von einem solide gearbeiteten Wallace-Derivat eben so erwarten kann. Man kraucht durch „Londoner“ Nebenstraßen und Hinterhöfe, wenn man nicht in Herrenhäuser oder vornehmen Pensionen ermittelt, verprügelt, ist man Held, schmierige Gangsterlappen und hat Zeit für eine ordentliche Romanze. Das ist alles gut und schön, hält einigermaßen bei Laune und versucht im Showdown, der in der Kanalisation spielt, sicher ein wenig „Dritter Mann“-Stimmung zu verbreiten, aber in seinem zentralen Punkt, dem Mystery, kann der „Teppich“ mit seinen Wallace-Vorbildern nicht mithalten. Zwar versucht der Streifen mit seiner Mordmethode und dem geheimnisvollen, nur per Textbotschaft auf Fernsehschirm mit seinen Untergebenen kommunizierendem Boss, sich auch in die Mabuse-Tradition zu stellen, aber das hilft halt nur eingeschränkt weiter, wenn das große Geheimnis des Films, die Identätit des Bosses, spätestens nach 30 Minuten klar auf der Hand liegt (und sei’s durch schlichtes Ausschlussverfahren).

Obwohl der Film dann alle genrebewährten Klimmzüge nimmt (natürlich wird Ann von den Bösewichtern entführt), will sich im Schlussakt dann die Spannung nicht so richtig einstellen. Es ist alles sehr kompetent gefilmt, aber es wird nicht richtig packend, und da dem „Teppich“ im Vergleich zu den Wallace-Filmen der Humor fehlt (was man natürlich so oder so sehen kann), läuft der Streifen dann eher gemächlich aus als dass er mit einem richtigen Höhepunkt endet.

Der Cast besteht aus einigen Wallace-Regulars und wird durch italienische und spanische Akteure (es handelt sich um eine Co-Produktion) aufgepeppt. Blacky Fuchsberger amtiert souverän wie eh und je, Karin Dor bleibt unterbeschäftigt, Werner Peters setzt wie gewohnt einer tragenden Nebenrolle Akzente. Die internationalen Cast-Mitglieder überschlagen sich nicht gerade an Motivation oder Memorabilität. Einigermaßen interessant ist die Tatsache, dass man Blacky einen schwarzen Sidekick an die Seite gestellt hat – Pierre Besari, der einige Jahre später im Paul-Naschy-Opus „Rebellion der lebenden Leichen“ wieder auftauchte – und den nur dezent als comic relief missbraucht (dafür darf er eifrig mitprügeln und sich als Blackys persönlicher Sklave nützlich machen).

Die Blu-Ray von Filmjuwelen verfügt über einen sehr hübschen s/w-Print sowie als Extras über einige Fernsehauftritte von Karin Dor und Blacky (u.a. als Olympia-Sprecher).

Insgesamt – solide Krimi-Kost, aber nicht auf dem Level der besseren Wallace-Filme.

3/5
(c) 2017 Dr. Acula


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