Der Stein des Todes

 
  • Deutscher Titel: Der Stein des Todes
  • Original-Titel: Der Stein des Todes
  • Alternative Titel: Death Stone | Death Stone - Der Stein des Todes |
  • Regie: Franz-Josef Gottlieb
  • Land: BR Deutschland/Sri Lanka
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Jane Lindström (Birte Berg)
    Frank (Serge Falck)
    Kumar (Albert Fortell)
    Brain (Brad Harris)
    Miguel Gomez (Tony Kendall)
    Kris Patterson (Elke Sommer)
    Merryl Davis (Heather Thomas)
    Hemingway (Siegfried Rauch)
    Vic (Ravindra Randeniya)
    Dealer (Christian Anders)


Vorwort

Ahhh, internationaler Trash-Brei unter deutscher Führung. Fast schon vergessene Delikatessen mit immer gleicher Rezeptur: Exotische Action mit viel Faustkampf und Autojagd, auf jeden Fall ein Hubschrauber, harte Kerls mit lockeren Sprüchen und pseudo-amerikanischen Rollennamen, hübsche Mädels als Garnitur, und nicht selten zwei bis drei Altstars,die beim Türkei-Urlaub gleich noch Arbeit mit Vergnügen kombinierten (und sicher auch ein paar Starlets flachlegten). Edgar Wallace (die späteren), Perry Rhodan, Komissar X, Mister Dynamit – man fragt sich, womit sich Lex Barker, Stewart Granger, und Brad Harris sonst das Gnadenbrot verdient hätten.

Was dem Dino seine Kreidezeit, waren dem internationalen Action-Eintopf die 60er. Die Zahl der Bond-Abklatsche und Orient-Krimis ist Legion. In den 70ern wurde es dann immer billiger, immer obskurer, und immer unappetitlicher. Auch vom aufkommenden Videoboom der 80er konnte der Markt nicht profitieren – statt neu zu produzieren, brachten die Macher ihre alten Schundwerke lieber noch mal auf Kassette heraus.

Was zwischen 1980 und 1990 dann noch auf Zelluloid gebannt wurde, lag schon in den letzten Zuckungen. Und da spiel ich doch gerne den Gaffer wie beim Großunfall auf der Autobahn.

Also her mit einem Prachtexemplar!


Inhalt

Der Österreichische Regisseur F. J. Gottlieb wäre ein eigenes Buch wert, hat er doch so ziemlich jeden Kommerz-Trend der Nachkriegszeit tapfer mitgemacht: Angefangen hat er mit Schlager- und Heimat-Schmachtfetzen vom Schlage „Saison in Salzburg“ und „Die Försterchristl“, um dann schnell zu den Thrillern zu wechseln. Wallace-Fans verdanken ihm unter anderem „Das Phantom von Soho“ und „Die Gruft mit dem Rätselschloß“. Irgendwann hat es Gottlieb natürlich auch in die jugoslawische Pampa gezogen, wo er „Durchs wilde Kurdistan“ drehte (mit Lex Barker, aber ohne Pierre Brice). Von da war es nicht weit zur Groschenroman-Verfilmung „Mister Dynamit – morgen küsst euch der Tod“ (solche Titel gibt es heute leider nicht mehr). Tonnenweise Pauker- und Nakedei-Streifen finanzierten dem fleißigen Vieldreher die 70er. Erwähnenswert aus dieser Periode: „Lady Dracula“ mit Brad Harris, Evelyne Kraft, und Eddi Arent. Die 80er brachten endlich die „neue deutsche Komödie“, sprich: Teenager-Zoten mit Backfisch-Brüsten, aktuellen Charthits, und Karl Dall. Gottlieb beteiligte sich mit „Popcorn und Himbeereis“, sowie „Sunnyboy und Sugarbaby“.

Danach brachen die internationalen Kleinverleiher zusammen, und Gottlieb verlegte sich für sein Altenteil auf harmlose Fernsehserien.

Nur einmal, 1986, kehrte er zu seinem Wurzeln zurück, und schenkte der Welt „Stein des Todes“, der für Gottlieb-Fans das ist, was „Hardboiled“ für John Woo Hongkong-Liebhaber darstellt: Best of und Höhepunkt zugleich. Die Quintessenz seines Schaffens.

Hier wird alles, was in den letzten 30 Jahren an Klischees zusammen gekommen ist, noch einmal verbraten, und allein die Besetzung sorgt für feuchte Träume, als da wären:

– Brad Harris und Tony Kendall, nach fünfzehn „Kommissar X“-losen Jahren endlich wieder vereint. Kendall hat zwischenzeitlich den Don Johnson-Look perfektioniert, während der immerhin 53jährige Harris Muskeln spazieren trägt, dass einem angst und bange wird.

– Elke Sommer, sicherlich die einzig zuverlässige Trash-Queen des deutschen Films – produktiver als Barbara Valentin, hässlicher als Olivia Pascal, älter als Katja Bienert, und talentfreier als Romy Schneider.

– Albert Fortell, der heutzutage primär als Mann von Barbara Wussow durch die Gazetten geistert, aber Ende der 80er mal zu so etwas wie einem Star aufgebaut werden sollte (man erinnert sich schaudernd an seine Pseudo-Malko-Serie „Blue Blood“).

– Siegfried Rauch, deutscher Leading man alter Schule, der eigentlich niemals auffällig geworden wäre, hätte er nicht eine Rolle in dem Granatenheuler „Astaron – Die Brut des Schreckens“ angenommen (welcher Teufel ihn dabei geritten hat, möchte man gar nicht wissen)

– Katja Flint, eine der neuen deutschen Edelschauspielerinnen à la Katja Riemann, die sich ständig als Kulturbewahrer geben, aber Filme wie diesen (und „Piratensender Powerplay“) gerne auf der Vita weglassen.

– Birte Berg, ein dänisches Sex-Starlettchen blöden Namens und vergessenswerter Figur, dessen „claim to fame“ ein Pictorial im deutschen Playboy war, wo groß getönt wurde, dass sie es FAST zum Bond-Girl gebracht hätte (und ich hätte auch FAST mal Nicole Kidman flachgelegt, gelle?)

– Heather Thomas, ewiges „eye candy“ aus „Ein Colt für alle Fälle“ (allein ihr Bikini-Auftritt im Vorspann verschaffte Millionen von Teenagern schmerzhafte Erektionen). Auch hier gänzlich BH-frei und auf dem Höhepunkt ihrer körperlichen Attraktivität (trotz zeitgleicher schwerster Koks-Probleme).

– Christian Anders, ein Mann von erheiternder Vergangenheit, erschreckender Peinlichkeit, und erfrischendem Erfindungsreichtum, wenn es darum geht, in den Schlagzeilen zu bleiben. Als Karate-Dealer wäre das hier sicher seine beste Rolle, wenn er nicht ein paar Jahre zuvor „Brut des Bösen“ gedreht hätte, den ich zu passender Gelegenheit auch noch ausführlicher vorstellen werde.

Als wäre diese Besetzung nicht schon so gut, dass man sie auch nur zwei Stunden beim Mittagessen zeigen könnte, um adäquate Unterhaltung zu generieren, versucht sich „Stein des Todes“ auch noch an einer ziemlich komplexen Story. Ich versuche es mal kurz zu machen: Albert spielt Kumar (wieso das?) Cunningham, dessen Freundin Birte der drogensüchtigen Bekannten Katja helfen will, doch dabei von einem Dealer Christian geschnappt und tot gespritzt wird. Albert kickt Christian, Christian nippelt ab, und Albert wird verhaftet (anscheinend gibt es auf Sri Lanka den Terminus „Notwehr“ nicht). Er türmt, und taucht bei den Söldnern Brad und Siegrfried unter (hier hätte man auf Brad und Tony gehofft, aber es sollte nicht sein). Die beiden Schlitzohren wollen die Drogenmafia der Insel ausnehmen, und Albert ist dabei, als sie gut gelaunt eine Bank überfallen, wobei sie das Drogengeld aber aus Versehen VERGESSEN. Nun kreuzen sich ihre Pfade mit Tony, der im Auftrag von Elke (was aber keiner weiß) ein Drogenimperium aufgebaut hat. Und irgendwie gerät die amerikanische Journalistin Heather zwischen die Fronten, und in die Arme von Albert.

Oder so ähnlich.

Man merkt schon: Ist mächtig was los auf Sri Lanka, und weil das ganze als „deutsch-srilankesische Ko-Produktion“ (schreibt man das so?) firmiert, wird an Aufwand nicht gespart. Ich möchte mal wissen, wie viele Verbrechen 1986 dort ungelöst geblieben sind, weil Militär und Polizei einem abgehalfterten Trashfilmer helfen mussten.

Und so bekommen wir alles, was ich eingangs versprochen hatte: Exotische Action mit viel Faustkampf und Autojagd, einen Hubschrauber, harte Kerls mit lockeren Sprüchen und pseudo-amerikanischen Rollennamen, hübsche Mädels als Garnitur, und zwei bis drei Altstars.

Seien wir nicht unfair – der Schauwert von „Stein des Todes“ ist beträchtlich, die Darsteller sind sichtlich mit Spaß bei der Sache, und ich habe in den 80ern erheblich lethargischere Streifen gesehen.

Auf der Negativ-Seite sei vor allem die häufige Darstellung von Drogensucht zu vermelden, die Spritzen-Phobikern wie mir arg an die Nieren geht. Und Heather Thomas hätte ruhig auch mal aus den Klamotten steigen können.

Dafür ist „Stein des Todes“ als Ex-Wühltischkassette im feschen Pappkarton recht einfach über Ebay zu erstehen. Wenn das nur mit „Brut des Bösen“ und „Macho-Man“ auch ginge.

Unter dem Strich bekommt diese Perle von mir drei Sterne, zwei Daumen hoch, und einen Joint in gemütlicher Runde.

Ach ja: Es kommt zwar ein Stein im Film vor, und dem werden auch irgendwelche ominösen Eigenschaften zugeschrieben, aber dieser verzweifelte Versuch, irgendein „Indiana Jones“-Element einzubauen, wird von Regisseur Gottlieb konsequent ignoriert, und tut dann auch nichts zur Sache.

(c) 2008 Hausrocker (Torsten Dewi)


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 8


mm
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