Der Sieg des Odysseus

 
  • Deutscher Titel: Der Sieg des Odysseus
  • Original-Titel: Odysseus & the Isle of Mists
  • Alternative Titel: Odysseus: Voyage to the Underworld |
  • Regie: Terry Ingram
  • Land: Großbritannien/Rumänien/Kanada
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Arnold Vosloo (Odysseus), Steve Bacic (Eurylochus), JR Bourne (Perimedes), Stefanie von Pfetten (Persephone), Randal Edwards (Homer), Leah Gibson (Penelope), Sonya Salooma (Athena), Michael Antonakos (Christos)


Vorwort

Odysseus und seine Gefährten sind nun schon einige Jahre auf Irrfahrt von Troja zum heimischen Ithaka (Seefahrerlegende oder nicht, guter Navigator ist Herr Ody wirklich nicht). Unterwegs haben die Griechen noch einen schiffbrüchigen jungen Schreiber namens Homer aufgepickt, der sie seitdem mit Fragen zu ihren Abenteuern löchert, um selbige zu Pergament zu bringen. Eines schönen Tages nähert sich das Schiff der Insel der Sirenen. Wie aus der Sage wohlbekannt, stopfen sich die Griechen mit Ausnahme ihres tapferen Anführers Wachs in die Ohren – wer nichts hört, wird nicht verführt. Unglückseligerweise ist die Insel nicht nur Heimstatt der verführerischen Sirenenklänge, sondern auch die fliegender blutsaugender Monster, die das Schiff angreifen, einige Männer töten und den Chef selbst neben einiger Getreuen inklusive Homer an den Strand der Insel spülen.

Die Insel ist nicht sonderlich einladend – mysteriöser Nebel und eine ausgiebige Kreuzigungsstätte machen auf die Griechen keinen besonders positiven Eindruck, insbesondere nicht auf den hellsichtigen Christos, der Tod und Verderben prophezeiht und keinesfalls mit den anderen Griechen auf Erkundungsgang gehen will.

Der Trupp wird denn auch prompt erneut von den fliegenden Bestien angegriffen und aufgemischt. Die Überlebenden werden von der Sirene selbst gerettet – eine geheimnisvolle Frau, die schwerste Verletzungen heilen kann und in einem Refugium lebt, das die Monster nicht betreten können. Die Sirene schlägt Odysseus einen Deal vor – sie hockt nun schon eine ganze Ewigkeit auf der Insel rum und würde gerne abhauen, ihr mangelts nur am handwerklichen und nautischen Know-how, ein Boot zu bauen und stiften zu gehen. Da kämen Odysseus und seine Leute ins Spiel, die das sehr wohl könnten, von ihr geschützt werden würden, und die sie nur bis zum nächsten Hafen mitnehmen müssten. Odysseus traut der Dame zwar keinen Meter Feldweg weit, momentan aber gibt’s kaum Alternativen zu der vorgeschlagenen Vorgehensweise.

Aber Odysseus kann auf die Hilfe zumindest einer Göttin rechnen – Athene erscheint ihn im Traum und versichert ihm, dass die Sirene ein sehr eigenes und böses Spiel spielt. Es handelt sich um die verbannte Hexe Persephone, und die Monster sind ihre Kinder! Natürlich strebt Persephone nach nichts anderem als Weltherrschaft, aber ohne die Hilfe eines Sterblichen kann sie ihr Inselgefängnis nicht verlassen. Man müsste sie sicherheitshalber töten, doch das kann man nur mit dem „Höllenfeuerschwert“, das auf der Insel in einem Vulkan steckt. Ehrensache für einen tapferen griechischen Helden, dass Odysseus den Job übernimmt.


Inhalt

Griechische Sagen und insbesondere „Ilias“ und „Odyssee“, Homers Aufzeichnungen über den trojanischen Krieg und Odysseus‘ recht schwierige Heimfahrt, sind derart ominipräsente und universelle Werke, dass man, selbst wenn es auf der Welt sonst keine anderen schriftlichen Überlieferungen geben würde, aus ihnen praktisch die komplette abendländische Kulturgeschichte destillieren könnte. Logisch, dass sie auch interessantes Thema für Filmemacher waren und sind, auch wenn meistens der trojanische Krieg stärker im Blickpunkt steht, ist er doch „filmischer“ als der sehr episodenhafte Bericht über Odysseus Irrfahrt durch das Mittelmeer (sicher auch ein Argument contra reichhaltige Odysseus-Verfilmungen sind die Schwierigkeiten, denen Filmemacher beim Drehen auf See, das hier zwangsläufig breiten Raum einnehmen würde, sich ausgesetzt sähen. Frag nach bei Kevin Costner. Heute ist das mit Greenscreen-Technik natürlich einfacher). 1954 schlüpfte Kirk Douglas in die Rolle des listigen Seefahrers in einer europäischen Produktion, die sich allerdings auf wenige Stichpunkte der Saga beschränkte, 1997 war es Armand Assante in einer aufwendigen TV-Produktion. 2008 folgte ihnen „Mumie“ Arnold Vosloo in einem britischen Abenteuer-Fantasyfilmchen für den damals noch SciFi-Channel, wobei Autor Brook Durham („Mammut“, „Das Rätsel der Sphinx“) nur vage Motive aus der „Odyssee“ aufgriff, Homer kurzerhand zu einem von Odysseus‘ Gefährten machte und, abgesehen vom Gesang der Sirenen, auf keines der „etablierten“ Abenteuer explizit zurückgriff (ein paar, insbesondere die Zyklopen-Episode, werden aber zumindest im Dialog erwähnt) und ansonsten sein eigenes Süppchen kochte.

Ich bin in der Hinsicht recht abgehärtet – wer mehr als fünf italienische Herkules-Filme gesehen hat, ist gegen laxen Umgang mit den klassischen antiken Texten geimpft und außerdem bin ich sowieso kein source-material-Fetischist. Von mir aus können Autoren gern literarische oder sonstige Vorlagen umschreiben, verfremden oder auf den Kopf stellen, solange ein vernünftiges oder zumindest unterhaltsames Endprodukt dabei rauskommt. Immerhin hat Durham den Umstand, dass seine Geschichte nichts mit der Sage zu tun hat, dadurch erklärt, dass er sie von Homer himself zu einem „verlorenen Teil“ seines Werkes bezeichnen lässt, die er erst jetzt niederschreibt, weil sie zu schrecklich sei.

Was wir dann tatsächlich bekommen, ist ein stellenweise ganz launiges Monster-Movie, das sich von Ton und Handhabung her tatsächlich ganz passabel in die ja durchaus horriblen Original-Abenteuer des listenreichen Ithaka-Königs einfügt. Es ist kein echter Bestandteil der Sage, aber man könnte sich vorstellen, es wäre einer – es hat die Zutaten (die tapferen griechischen Helden, Weichei Homer als Identifikationsfigur für den Zuschauer, ein geheimnisvolles attraktives Weib, grausame Monster und Einmischung der Götter), es ist nur wenig originell (trotz einer recht netten, wenn auch vorhersehbaren Schlusspointe). Arnold Vosloo ist gar nicht mal so schlecht als entschlossener, wettergegerbter Krieger, Steve Bacic („Stargate SG-1“, „Andromeda“, „X-Men 2“) als sein charakterfester Sidekick Eurolychos ebenfalls recht gut, und auch Randal Edwards („Degrassi“, „Package Deal“) als junger Homer macht sich ganz passabel. Stefanie von Pfetten („Icarus“, „Percy Jackson: Diebe im Olymp“) geht leider ein bisschen die larger-than-life-Ausstrahlung ab, um ihre Persephone wirklich memorabel zu gestalten. JR Bourne, als Perimides einer der weiteren griechischen Krieger (und so etwas wie Odysseus‘ rechte Hand), errang wenig später TV-Ruhm in der „Teen Wolf“-Serie.

Die Dialoge sind ordentlich genug gestelzt, um als antik durchzugehen, aber der Plot selbst ist reichlich dünn – mehr als der simpelste „such das Schwert“-Quest ist das halt nicht. Zudem wird der Streifen durch sein mageres Budget sabotiert. „Odysseus“ ist nunmal per Definition epischer Stoff, und ein 1-Mio-Pfund-Budget gibt das nicht her, schon gar nicht, wenn man zwei relativ namhafte Akteure im Cast hat. „Der Sieg des Odysseus“ ist Freilufttheater – so etwas wie Sets oder echte Locations sucht man vergebens. Die paar Schiffs-Szenen sind vor (lausigem) Greenscreen gedreht, ansonsten geht’s halt ins Grüne, wo’s billig filmen ist und man keine Kulissen aufbauen muss. Die Monster-CGI ist, wie kaum anders zu erwarten, auch reichlich mau und hält nicht mal einen Vergleich mit Asylum-Produktionen stand (das Design der Harpyien-Fledermaus-Hybriden zieht auch keinen Hirtenkäse vom Teller). Der undistinguierte TV-Regisseur Terry Ingram („Max Havoc: Ring of Fire“, „Chupacapra vs. the Alamo“ -!-) ist dann auch nicht der „auteur“, der aus den beschränkten Mitteln sonderlich viel herausholen kann – wäre der Cast nicht recht engagiert bei der Sache, hätte Ingram ziemliche Mühe, den Zuschauer über den zweiten Akt bei der Stange zu halten.

Wer ein „monster of the week“-Filmchen im griechischen Heldensagengewand goutieren kann und nicht unbedingt eye candy braucht, kann mit dem Film, dank der Leistungen von Vosloo und Bacic, durchaus ein klein wenig Spaß haben, aber arg viel besser als das übliche CG-Monster der Woche auf Syfy ist auch die klassische Variante nicht…

2/5
(c) 2016 Dr. Acula


mm
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