- Deutscher Titel: Der Schrei des Panthers
- Original-Titel: Day of the Panther
- Alternative Titel: White Panther |
- Regie: Brian Trenchard-Smith
- Land: Australien
- Jahr: 1987
- Darsteller:
Edward John Stazak (Jason Blade), John Stanton (William Anderson), Jim Richards (Jim Baxter), Michael Carman (Damien Zukor), Zale Daniel (Colin), Matthew Quartermaine (Constable Lambert), Paris Jefferson (Gemma Anderson), Linda Megier (Linda Anderson), Brian Fitzsimmons (Hudson)
Vorwort
William Anderson, Spezialagent der Hongkong-Polizei und Mitglied des Ordens der Panther-Krieger, tritt in den wohlverdienten Ruhestand, aber die Nachfolger stehen schon bereit – Superkämpfer Jason Blade und Andersons höchsteigenes Töchterlein Linda. Bei einem Polizeieinsatz werden Linda und Jason Augenzeugen, wie ausländische Drogenkäufer ihre chinesischen Geschäftspartner exekutieren. Linda ermittelt auf eigene Faust in Australien – als sie eine heiße Spur entdeckt hat, informiert sie Jason (der mittlerweile in der Tarnung eines Triaden-Enforcers kriminelle Kreise infiltriert), will aber nicht warten, bis der aus dem fernen Hongkong zu Hilfe eilen kann. Hätte sie mal besser gemacht, denn sie wird entdeckt und vom fiesen Baxter eiskalt gemeuchelt.
Als Jason in Perth eintrifft, kann er nur noch die Todesnachricht entgegennehmen. Entgegen Andersons Rat (und die dringliche Empfehlung der einheimischen Polizei) möchte Jason persönliche Rache ausübuen. Und er weiß auch schon wie – durch einen gezielten Demonstrationskampf mit einigen Handlangern empfiehlt sich Jason für einen Job im Imperium des örtlichen Crimelords Damien Zukor. Baxter, dessen rechter Hand, ist der Neue absolut nicht geheuer, aber die Weisungen des großen Bosses gehen vor. Jason macht sich schnell aufgrund seiner Kampffähigkeiten unersetzlich, was Zukor auf eine Idee bringt: Er veranstaltet illegale Kampfsportturniere und will Jason – der inzwischen mit Andersons hübscher Nichte Gemma turtelt – zum großen Favoriten aufbauen, doch im Finale soll er dann bitte schön gegen Baxter, auf den Zukor zu diesem Zeitpunkt beträchtliche Summen gesetzt haben wird, verlieren. Das schmeckt Baxter gar nicht – er durchleuchtet Jasons Background und stellt bei einem kleinen Einbruch unter Freunden fest, dass der und die gekillte Linda alte Kumpels waren. Nun soll Jason aber schleunigst ausgeschaltet werden…
Inhalt
Wieder Spaß, Spannung und Schokolade mit der „Drive-In Movie Classics“-Box von Mill Creek. Nach einem italienischen Krimi und einem Südstaaten-Monster-Truck-Film nun also ein australischer Martial Arts-Actionstreifen? Naja, warum auch nicht. Jedes Land will seinen Kung-fu-König haben und wir Deutschen sollten da ja schön die Klappe halten, sonst erinnert uns noch jemand an Christian Anders. Die Aussies also hatten sich als ihren Local Hero einen gweissen Edward John Stazak ausgekuckt und stifteten produzentenseits eine schlappe Million australischer Dollar, auf dass die gedungene Crew pflichtschuldigst gleich ZWEI international vermarktbare Klopper abliefern möge. Dummerweise stellte sich nach vier Tagen heraus, dass dieses Unterfangen in einer größeren Katastrophe zu enden drohte. Man zog die Reißleine, feuerte den Regisseur und heuerte Brian Trenchard-Smith, der auf dem fünften Kontinent mit Filmen wie „Turkey Shoot“ oder dem mittlerweile kultisch verehrten „BMX Bandits“ (mit der jungen Kidman, falls das jemand noch nicht wissen sollte) einen gewissen Namen gemacht hatte, an, um zu retten, was noch irgendwie zu retten war.
Wie Trenchard-Smith (den ich eigentlich für Megiddo: The Omega Code 2 auf alle Ewigkeit verachten müsste, aber immerhin mit Air Force 2 neulich ja einen halbwegs tauglichen B-Actionhobel hinlegte) sich erinnert, hatte er nur zwei Tage Drehpause Zeit, das Projekt umzugestalten – dass er in dieser kurzen Phase kaum eine komplett neue Story erfinden konnte, ist verständlich; statt dessen bemühte er sich, der Filmcrew aus Perth, die bis dato noch nie an einem Spielfilm gearbeitet hatte, wohl wenigstens die Grundlagen beizubringen und den Scripts (das unter der Produzenten-Maßgabe geschrieben worden war, seine Stars Stazak und Richards hauptsächlich in viele Kämpfe zu verwickeln, alles andere war nebensächlich) eine Dosis Humor zu injizieren. Hat’s geholfen?
Die Antwort ist wie üblich in solchen Fällen ein klares „Jein“. Die Story taugt nix und ist in vielfältiger Hinsicht sogar reichlich blödsinnig; die Eröffnungsszene, in der Jason (und wohl auch Linda, obwohl der Film da schamhaft wegblendet) in den Panther-Orden initiiert wird, ist völliger Kappes, genauso wie natürlich nicht das Geringste zur Sache tut, dass Jason und Linda in Hongkong arbeiten. Kein Mensch wird erklären können, warum Jason sich die Tarnung eines Triaden-Enforcers zulegen musste, und noch viel weniger lässt sich nachvollziehen, wie und warum Linda auf den Trichter kam, in Australien rumzuforschen und warum sie nicht auf Jason warten kann. Niemand wird mir begreiflich machen, warum Zukors Schläger in dieser Szene mit Schweine-, Skull- oder Raiders of the Magic Ivory-Priester-geprüften Weihnachtsmannmasken rumlaufen. Nicht mal der Geier dürfte eine leise Ahnung davon haben, wieso wir von einem Kampfsport-Turnier erzählt bekommen (wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, dass man keinen Martial-Arts-Film machen darf, in dem kein Kampfsportturnier eine Rolle spielt…), aber nicht eine einzige Sekunde davon zu sehen bekommen. Völlig rätselhaft bleibt, warum das Script einen Konflikt innerhalb der Gangster-Organisation zwischen Baxter und Zukor aufbaut, das aber außerhalb einer Dialogsequenz absolut unbeachtet bleibt. Da fallen kleinere Rätselhaftigkeiten (wie die Tatsache, dass William Anderson eine Muckibude betreibt, die offensichtlich außer Jason und Gemma keinen einzigen Kunden hat; zumindest aber für seine mangelnde Trauer um sein geplättetes Töchterlein hat er eine Ausrede – als Zen-Buddhist steht man da natürlich drüber) schon gar nicht mehr ins Gewicht.
Wie Trenchard-Smith es sagt – niemand gab einen feuchten Rattenfurz auf ein stimmiges Script, Hauptsache, das, was sich die Autoren Peter West und David Groom (zuständig zuvor für den von Stephen Hopkins inszenierten Thriller „Dangerous Game“) aus den Fingern saugten, reicht dafür aus, um von den 84 Minuten Laufzeit ’ne lockere halbe Stunde mit Fights zu füllen, den langweiligen Teil dazwischen, mit Dialogen und so’n Zeuch, würde die angesprochene Zielgruppe vermutlich eh vorspulen. Wer das dann tat, verpasste sicherlich nichts elementar Wichtiges, aber immerhin zwei absolut unlustige comic-relief-Bullen, die unseren tapferen Helden beschatten sollen, aufgrund eigener Blödheit jedoch ständig aus den Augen verlieren.
Vergessen wir also die Story – ich gebe nämlich freimütig zu, dass ich irgendwann aufgab, einen tieferen Zusammenhang zwischen Zukors garstigen Drogengeschäften und dem illegalen Turnier (das übrigens in einem schicken open-air-Amphitheater stattfinden soll) herzustellen (jedenfalls lagert Zukor aus unerfindlichen Gründen seine Drogen in einem Verschlag unter der dortigen Bühne). ’s hat keinen Wert. Konzentrieren wir uns also lieber auf das, worauf wir uns nach dem Willen der Macher auch konzentrieren sollen… wie schon angedeutet, an Martial-Arts-Action spart Trenchard-Smith nicht. Nicht immer inszeniert er die Action clever – welcher Teufel ihn dabei geritten hat, die an und für sich nicht üble längere Sequenz, in der Linda mit den maskierten Schlägern balgt, durch ungeheuer aufregende Zwischenschnitte auf Jason, der im Flugzeug hockt, Jason, der aus dem Flugzeug aussteigt, Jason, wie er in der Airport-Schalterhalle rumläuft, Jason, wie er zum Hotel fährt usw. zu ent-dynamisieren, ist mir schleierhaft – im Schlusskampf gelingt ihm ein ähnliches Kunststück, indem er den lang antizipierten (naja) Showdown zwischen Jason und Baxter ebenfalls durch zwei Nebenkriegsschauplätze (Gemma, die sich vor einem Thug in Sicherheit bringt, und William, der Zukor auflauert) zerreißt, aber da hat das zumindest noch eine gewisse dramaturgische Deckung, weil hier gleichzeitig verschiedene handlungsrelevante Dinge passieren. Ansonsten beschränkt sich der Regisseur darauf, zwischen den Kampfszenen keinen größeren Blödsinn anzustellen (bzw. von seiner unerfahrenen Crew anstellen zu lassen) und, wie beabsichtigt, die ein oder andere humorig gemeinte Passage einzubauen – das geht manchmal in die Bux (wie praktisch bei jedem „Gag“ der erwähnten „lustigen“ Polizisten), manchmal aber ist das sogar witzig (wenn Gemma z.B. vor dem gerade Gewichte stemmenden Jason das australische Äquivalent zum Totenauferstehungstanz aus Deathrow Gameshow – selbstredend aber zu cheesy 80er-Mucke – zelebriert). Da und dort schimmert mal eine nicht uninteressante Kameraeinstellung durch, insgesamt ist das aber eine – angesichts der Umstände verständlich – konservative Herangehensweise, keine Experimente, einfach kucken, dass man sich halbwegs professionell da durchwurschtelt und nicht zuviel Fokus von den Martial-Arts-Kämpfen wegnimmt.
Die sind nämlich durchaus patent – man muss Edward John Stazak sicherlich nicht auf den Thron des amtierenden Kung-fu-Königs setzen, aber der Junge weiß, wie er seine Hand- und Fußkanten einzusetzen hat. Nicht over-the-top, sondern vergleichsweise realistisch und vom ausführenden Kämpen im Verbund mit Co-Star Jim Richards solide, wenn auch nicht spektakulär choreographiert. Richtig *hart* ist die Action nicht (aber in den 80ern bekam ja grundsätzlich jeder Film, der nur im Verdacht stand, Martial Arts zu beinhalten, ein rotes Kleberl – die FSK-16-Fassung läuft wohl schlappe 6 Minuten kürzer), wobei ich mir nicht gänzlich sicher bin, ob der mir vorliegende Print uncut ist (die üblichen Quellen scheinen das zwar so zu sehen, aber der ein oder andere Schnitt ist etwas, ähm, rätselhaft).
Klingt bis jetzt ja alles gar nicht mal SO übel, denn doofe Scripts sind wir ja im Kampfkunstfilmbereich gewohnt, also muss irgendwo ein Haken dran sein, sonst wäre Mr. Stazak heute ein Name, den jeder B-Film-Affeccionado kenne würde. Ist er auch, und der ist im Klartext, dass Edward John Stazak einer der schlechtesten Schauspieler ist, der mir in einem professionellen Film (also einem solchen von einer richtigen Produktionsfirma und von einem richtigen Regisseur in der erklärten Absicht, damit Geld zu verdienen) unter die Glotzbuchten kam. Die einzige Emotion, die Stazak glaubhaft verkörpert, ist eitle Selbstgefälligkeit (diesseits des Jaguar Wong in Ninja Terminator kenne ich keinen Helden, der mit einem derart sichtlichen Gefühl der maßlosen „Ihr-könnt-ja-alle-nix“-Attitüde durch seinen Film stiefelt), dummerweise substituiert er diesen Ausdruck auch für Trauer, Wut, Freude, Erregung, Schmerz etc. Jou, die Kicks und Punches hat er drauf, da gibt’s nix, aber wenn jemand seiner schauspielerischen „Klasse“ unbedingt ins Business will, dann bitte als Stuntman oder „featured“ Schläger, aber um Himmels Willen nicht als jemand mit einer tragenden Sprechrolle. Charisma, Screenpräsenz, Likeability, alles nahe Null…
Jim Richards (im back-to-back-geschossenen Sequel „Strike of the Panther“ ebenfalls wieder mit dabei und ein paar Jahre später für ein paar Sekunden in „Flucht aus Absolom“ und Stuntman in „Streetfighter“) ist ebenfalls okayer Fighter, aber nicht mal unterdurchschnittlicher Schauspieler, was in einer Chief-Henchman-Rolle aber nicht so negativ auffällt.
John Stanton (William) ist routinierter australischer Fernsehdarsteller (zur Zeit in „McLeods Töchter“ zu sehen, zu seinen Filmrollen zählen Auftritte in „Darkness Falls“, „Rent-a-Cop“, „Tai Pan“ oder „Phar Lap“), der seine Rolle auf Automatik absolviert und trotzdem damit der beste Akteur ist. Michael Carman („Schräge Bettgesellen“, „Quigley Down Under“), ebenfalls Veteran des Aussie-TVs, ist ein äußerst uninteressanter Bösewicht, nie exaltiert genug dafür, der Schuft in einem B-Film zu sein, wo man nun mal die Overacting-Sau Gassi führen MUSS.
Paris Jefferson hat dieses Meg-Foster-Ding in hübscher laufen, ergo einen eher „interessant“ denn „hinreißend attraktiv“ zu nennenden Look. Sie war später noch in „Royce“ und einige Male in „Xena“ zu sehen.
Linda Megier, die nach einer recht guten Actionsequenz abserviert wird, wechselte später hauptamtlich ins Stunt-Fach.
Bildqualität: Mill Creek legt hier mal wieder einen wunderbaren (this is me being ironic again) VHS-Rip in Vollbildformat vor, inklusive eines schönen Tracking-Fehlers in der Anfangsphase. Das Bild ist völlig verrauscht, die Schärfe- und Kontrastwerte sind allerbestenfalls mangelhaft, die Kompression zum Fürchten, also ungefähr das, was man bei einer derartigen Billig-Box erwarten darf. Ich will nicht meckern, ich wusste, worauf ich mich einlasse.
Tonqualität: Für den Ton gilt entsprechendes – der englische Audiotrack ist leicht verrauscht, aber noch verständlich, der Soundmix recht matschig, aber für den generischen 80er-Pop-Score braucht’s auch nichts Aufregenderes.
Extras: Nix.
Fazit: Nach den ersten drei Minuten – mit dem Initationritus des Panther-Clans – hatte ich noch die Hoffnung, „Day of the Panther“ würde, nein, mit Sicherheit kein guter Film, aber ein hochgradig unterhaltsamer Trashheuler im Stile von „Gymkata“ o.ä. werden. Pech gehabt – nach dieser, ähm, inspirierten Eröffnung und der zumindest theoretisch (praktisch s.o.) recht guten Einsteigs-Actionszene mit Linda Megier verliert sich der Film in der „Füllsel-Fight-Füllsel-Fight“-Routine eines vollkommen ordinären „kaukasischen“ Kung-fu-Kloppers, nicht schlecht als showcase für die diesbezüglichen Qualitäten seines Stars, aber als *Film* belanglos. Hardcore-Trash-Freunde können an der gruseligen darstellerischen Leistung von Stazak sicher ihre begrenzte Freude haben, aber auch der Gag läuft sich irgendwann mal tot. Wenn man nicht unbedingt JEDEN Martial-Arts-Film sehen MUSS, kann man sich „Day of the Panther“ schenken. Es gibt Schlimmeres, aber eben auch viel viel Besseres oder wenigstens wesentlich Unterhaltsameres (Romano Kristoff, anyone?).
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(c) 2009 Dr. Acula