Der Schlitzer

 
  • Deutscher Titel: Der Schlitzer
  • Original-Titel: La casa sperduta nel parco
  • Alternative Titel: The House on the Edge of the Park |
  • Regie: Ruggero Deodato
  • Land: Italien
  • Jahr: 1980
  • Darsteller:

    David A. Hess (Jack / Alex in US Version)
    Giovanni Lombardo Radice (Ricky)
    Annie Belle (Lisa)
    Lorraine De Selle (Gloria)
    Christian Borromeo (Tom)
    Marie Claude Joseph (Glenda)
    Gabriele Di Giulio (Howard)
    Brigitte Petronio (Cindy)


Vorwort

Na schön, dann also mal wieder einen Italo Schmodder. Wobei das von mir heute in die Zange genommene Werk nicht wirklich die Bezeichnung „Schmodder“ verdient – bei manchen gilt „Der Schlitzer“ ja sogar als Meisterwerk (wird sich diese These heute bestätigen?).

Ein direkter Einstieg ist also gefragt – ich weiß auch nicht wirklich, welche großen Vorworte ich zu diesem Film finden soll (schließlich will ich nicht alles gleich zu Beginn vorwegnehmen). Regisseur Ruggero Deodato dürfte auch allseits bekannt sein. Er schuf schließlich mit „Cannibal Holocaust“ das Meisterwerk der Filmgeschichte schlechthin (wollt ihr das wirklich unkommentiert lassen?) und in Anbetracht der bald erfolgenden DVD VÖ des quasi Vorgängers „Ultimo Mondo Cannibale“ aka „Der Vogelmensch“ von X-NK dürfte auch dieses Stück Kinogeschichte bald für jedermann (oder 1500 – so „groß“ ist die Limitierung) verfügbar sein.

„La casa sperduta nel parco“ aka „House on the edge of the park“ aka „Der Schlitzer“ entstand auf dem Höhepunkt der Italo Sleaze/Schmodderwelle, 1980 und geht auch konform mit dem Höhepunkt der Karriere Ruggero Deodatos. Ähnlichkeiten mit dem 1972 erschienenen und bereits hier zu genug Ehren gekommenen „Mondo Brutale“ aka „Last house left“ von Wes Craven sind – sagen wir es ausnahmsweise ohne Umschweife – erkennbar und gewollt – andererseits war der Craven Heuler ja auch nur eine Neuinterpretation eines bereits bekannten Stoffes. Soviel an Backgroundinfo für der Anfang. Und alle unter 18 Jährigen schauen hier wie es weiter geht.


Inhalt

New York, New York – it´s the city that I love. Nicht nur ich, sondern anscheinend auch jeder noch so drittklassige italienische Genrefilm der in der Periode 1977-1982 gedreht wurde. Man könnte sich ja durchaus mal hinsetzen und eine Liste von diesen Filmen schreiben, die alle in New York beginnen: „Emanuelle und die letzten Kannibalen“ – im Prinzip jeder Kannibalenfilm der danach kam, jeder Fulci Film von Zombie bis zu Manhattan Baby (zu dem ich nach der kürzlich erfolgten Sichtung sagen muss, dass der auch noch drankommt), „Der Schlitzer“ – hach, das ist ja der Film, den wir heute besprechen. Ja, der fängt natürlich auch mit beschaulichen Impressionen aus New York an. Allerdings ist es Nacht und so sieht man von der Skyline ziemlich wenig und so bleibt es dem Newyorkophilen nur übrig, David Hess im Auto auf dem Highway zuzusehen und ein paar beleuchtete Straßenschilder zu betrachten. Wenn ich so weitermache, wird die Inhaltsangabe wieder länger als eigentlich gewollt, deshalb kommen wir zum Punkt:

Der gute David verfolgt zum wirklich schönen Titelthema von Riz Ortolani ein blondes Häschen im Auto („Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“). Was zunächst wie eine kleine Flirtelei zwischen zwei Autofahrern wirkt (na gut – er flirtet – sie weiß nicht wie ihr geschieht) entpuppt sich schnell als tödlich: Nicht dass auf den Straßen New Yorks so viel Verkehr wäre, dass es einen Unfall gegeben hätte, aber er drängt sie von der Straße ab, springt aus seinem Wagen und setzt sich zu ihr ins Auto (das geht natürlich blitzschnell). „Hast gedacht ich krieg dich nicht!“ – wohl nicht gerade die besten Worte, um eine dauerhafte Beziehung zu beginnen. Dauerhaft wird es sowieso nicht, denn Jack, so heißt David Hess Charakter, will „nur ein bisschen ficken“. Weil sie davon überhaupt nichts hält, zeigt er ihr mal, wer der Stärkere im Auto ist und mit ein bisschen Überredungskunst zu Beginn ist auch nicht viel bei der standhaften Blondine zu machen – dann also auf die harte Tour. Er wirft sie auf die Rückbank ihres Wagens und vergewaltigt sie. Dabei wird der Bildschirm immer wieder für ein paar Sekunden schwarz. Zeitgleich erwürgt Jack sein Opfer.

Da das „Sweetly oh Sweetly“ Thema immer noch erklingt, werden jetzt die Stabangaben gezeigt – im Hintergrund das „Haus im Park“.

Jack bekommt Besuch von seinem Freund und Arbeitskollegen Ricky. Die beiden wollens in dieser Nacht mal wieder richtig krachen lassen, Ricky hat dazu extra seine Jacke aus der Reinigung geholt (wow). Zum weiteren Verständnis: Wir befinden uns in einer KFZ- Werkstatt-Garage, in der Jack allem Anschein nach wohnt. Ricky erzählt ihm, dass die Bullen am Morgen hier waren und nach einem bestimmten Auto gesucht hätten – das Jack allerdings noch rechtzeitig verschwinden lassen konnte. Jack scheint wirklich Schneid zu haben, denn er erzählt Ricky eine wirklich tolle (TM) Geschichte (die ich euch natürlich nicht vorenthalten will, schließlich habe ich schon gemerkt, dass diese Inhaltsangabe wieder länger wird): Also, der olle Jack saß in´ner Kneipe und trank sein Bier, als so ein Bulle reinkommt. Jack erzählt also lauthals „irgendso´ ne Story“ von einem anderen Polizisten, dessen 15-jährige Tochter man vergewaltigt hat, weil er „gestört“ hat. „Und was hat der Bulle dann gemacht?“ will Ricky und der Zuschauer wissen (vielleicht kommt jetzt ja ne witzige Pointe). „Er hat sein Bier bezahlt und ist gegangen. Denn er hat auch eine Tochter die 15 ist.“ (oh, kein Witz also) – „Du bist doch wirklich ein abgewichster Typ, Jack!“ Was soll man da noch sagen?

New York, New York die Zweite: Diesmal zu flotten Discoklängen. Ein junges Pärchen fährt durch die Stadt. Sie sind auf dem Weg zu einer Party bei Freunden, und er nimmt eine Abkürzung durch eine nicht gerade „noble“ Gegend. Na egal, wir erfahren halt, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass sich die anderen langweilen („Howard und Gloria bumsen bestimmt“). Da plötzlich beginnt der Motor zu stottern und die beiden fahren direkt in Jacks Werkstatt, die halt zufällig gleich an der nächsten Ecke liegt.

Jack und Ricky sind schon „ausgehfertig“ als der Wagen anrollt. Auch wenn der junge Mann zugibt, keine Ahnung von Autos zu haben, vermutet er, dass die Benzineinspritzung im Eimer ist. „Dann ist es ne Kleinigkeit, das dauert höchstens 5-6 Stunden.“, witzelt Jack. Der junge Mann versucht es mit der üblichen Masche: „Ich gebe ihnen 20$!“ (Was für ein Stundenlohn!-) Jack lässt sich nicht überreden, selbst als der Mann das Angebot verdoppelt. Ricky hingegen hat Mitleid und will mal einen Blick reinwerfen. Jack begutachtet inzwischen die Frau im Wagen, die ihm erzählt, dass sie zu einer Party wollen, die ein paar Freunde geben. Jack will sich mit Ricky anschließen und da der das Problem inzwischen behoben hat (ein Genie dieser Ricky – und für alle die es interessiert: Das Batteriekabel war locker), haben die zwei auch nichts dagegen wenn sie Ricky und Jack mitnehmen. Jack verspricht, dass die Party ganz bestimmt ein Erfolg werden würde – der junge Mann hat allerdings Vorbehalte gegenüber Ricky („Der hat doch ´ne Schraube locker!“). Bevor es dann los geht, geht Jack noch mal in sein Zimmer und holt ein Rasiermesser aus seinem Spind.

Im Auto gibts noch ein paar belanglose Quatschereien. Jack gibt vor, eine Freundin zu haben, die er heiraten möchte, die aber mit ihm wiederum nicht schlafen will. Außerdem vermutet er, dass es für Ricky der Abend der Abende werden könnte und er auch eine Freundin bekommen könnte. Aus dem Radio kommt die dringende Durchsage, dass in den frühen Morgenstunden eine Leiche gefunden wurde – um Mithilfe der Zivilbevölkerung wird gebeten…

Kurzer Schnitt ins Haus: Dort warten schon die drei anderen Partygäste auf die anderen, die gerade ankommen. Die Radioansage geht weiter und Jack meint, dass man dieses Schwein aufhängen müsste. Wir erfahren im Haus den Namen des Fahrers, Tom. Howard ist etwas eifersüchtig auf ihn, denn er macht mit den Weibern was er will, und sie himmeln ihn dafür an.

Zunächst ist mal richtig Party angesagt. Und zu diesem Zwecke stelle ich noch den Rest des Ensembles vor: Lisa, die kurzhaarige Mitfahrerin, Howie, der eifersüchtige Typ, der mit Gloria, der heißen schwarzhaarigen, zusammen ist und last but not least Glenda, die Schwarze mit der Glatze. Zu funkigen Klängen tanzen Gloria und Ricky und man möchte es nicht glauben (sowohl als Zuschauer als auch als direkt im Film vorkommende Person) – Ricky lässt sich nicht lumpen und legt sogar ´nen „flotten Strip“ hin. Jack ist davon nicht begeistert und macht seinen Kumpel darauf aufmerksam, dass die ganze Bande ihn nur veräppeln wolle. Ricky ist das egal – er will sich halt austoben und seinen Spaß haben. Schließlich schafft ihn das herum gezapple dennoch und er stößt sich irgendwo an (und ich merke, dass ich eine ziemlich genaue Erinnerung an diese Szene habe). Besorgt wird er von den anderen umhegt.

Mittlerweile hat es sich Lisa in der Küche bequem gemacht und muss sich einem Annäherungsversuch von Jack erwehren – das heißt zuerst lässt sie ihn mal ein bisschen „probieren“, dann stößt sie ihn weg. Die anderen sitzen dieweil beim fröhlichen Pokerspiel zusammen und verarschen den nicht gerade hellen Ricky bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und es geht auch schon weiter bei unserer beliebten Reihe: Jack versucht Lisa zu bekommen – diesmal steht Lisa unter der Dusche und Jack kommt rein – ob er dann aber wirklich „rein kommt“ im Wortsinne ist auch diesmal zu bezweifeln, denn er stößt nicht gerade erheitert zu der geselligen Runde im Erdgeschoß. Zur Erklärung, Lisa hat ihn unter der Dusche allein gelassen (und dann auch noch das Wasser auf kalt gestellt). Ja, Jack ist sauschlecht drauf und das müssen die anderen jetzt mal richtig ausbaden, indem er Howard und Tom verprügelt. Ergo wird jetzt nach Jacks Regeln gespielt, da er seinen kleinen (stählernen, damit es keine Missverständnisse gibt) Begleiter zückt und auch den zwei starken Männern gleich mal zeigt, wer jetzt der Chief ist. Und – oh Wunder – plötzlich hat der arme Ricky auch Glück im Spiel und gewinnt alles zurück.

Jack meint wohl, es sei jetzt endlich Zeit, richtig Spaß miteinander zu haben und da Ricky sowieso schon den ganzen Abend gierig auf Gloria stiert (ich verweise hier nebenbei wieder auf eine geglückte Alliteration meinerseits *g*) soll der Junge sie auch kriegen. Jack hat zuvor das Kleid der schwarzen Glenda ein bisschen „gelüftet“ bzw. das was sich unter dem Kleid verbirgt – vermutlich um Ricky anzuheizen. Ja, aber Ricky hat so seine Vorbehalte gegenüber Sex vor anderen Leuten und möchte es mit ihr doch lieber im Schlafzimmer treiben. Die Idee findet nun Jack wiederum nicht gerade brillant, schließlich sollte doch jeder seinen Spaß haben an der kleinen öffentlichen Vergewaltigung. Na, wenn der Chef es so will – Ricky macht sich also an die Arbeit. Gloria wehrt sich jedoch aber der geneigte Zuschauer darf jetzt erst mal so richtig rohe Frauengewalt miterleben. Die „Verwirrung“ nutzen die anderen und starten den Angriff auf Jack, was aber wieder nichts wird. Stattdessen kriegt Tom als kleines Andenken einen Schmiss ins Gesicht. Ricky hält die anderen mit dem Rasiermesser in Schach während Jackyboy sich um Howard kümmert: Im Garten stößt er ihn zunächst in den Pool und pinkelt (!) auf ihn. Dann zerrt er ihn wieder zurück ins Haus und fesselt ihn mit einem Gürtel während Ricky alles weitere „vorbereitet“ (sprich: Tür zu, Gardinen vor, etc.).

So what´s up next? Das fragt sich auch Jack, der die Party wieder ein bisschen anheizen möchte. Da kommt ihm wohl die Idee, dass Ricky da weitermachen könnte, wo er vor ein paar Minuten aufhören musste. Jack packt Gloria und wirft sie auf einen Polstersessel. Ricky schmust Gloria also ein bisschen ab, die wehrt sich erneut, wirft ihn zu Boden und hämmert mit den Fäusten auf ihn ein. Es ist also Zeit, dass Jack wieder seine Wunderwaffe zückt und schon ist Gloria ruhig, als sie das Rasiermesser an der Kehle spürt. Während also Ricky an Gloria rummacht, spielt sich Jack mit ein paar Porzellanfigürchen. Als es dann aber wirklich los gehen sollte, hat Ricky Vorbehalte. Obwohl Jack sich bemüht, Ricky zu „überzeugen“ (er erinnert ihn u.a. auch an frühere Schandtaten) kriegt der einen Weinkrampf. Jack meint daraufhin, Ricky zeigen zu müssen. Er nimmt daraufhin sein „Objekt“ des Abends, nämlich Lisa, zur Hand und macht ihr mit „Mh“s und Gegrinse klar, dass sie ihm einen blasen soll. Gerade als sie den Hosenschlitz öffnet, stößt er sie weg (ätsch). Das nutzen die anderen für ein kleines Ablenkungsmanöver. Glenda läuft aus dem Zimmer in ein anderes, in dem sich auch der Stromschalter befindet. Der wird zunächst mal ausgemacht und so erlischt auch das Licht im Hause. Böse Zungen mögen jetzt behaupten, da Glenda von dunkler Hautfarbe ist, kann Jack sie deshalb noch schwerer im Schatten erkennen – ich mache das aber nicht. Jedenfalls gefällt Jack die Situation so nicht. Er nimmt eine Flasche und zerschlägt sie, sodass er die obere Hälfte als Waffe einsetzen kann. Das gute Stück vertraut er Ricky an, während er sich umsieht. Glenda schleicht sich inzwischen zur Tür, wird aber von Jack beobachtet und aus der Traum von der heroischen Flucht. Denn Jack hat jetzt vor allem Interesse an ihren „wundervollen, griffigen Titten“. Tom ist der nächste, der etwas Verwirrung stiften will, hat aber von vorneherein schlechte Karten (da keine Titten). Er zerschlägt einen Glastisch, woraufhin Jack ihn packt und sein Gesicht ein paar Mal gegen den Pokertisch schlägt. Gloria nutzt währenddessen die Zeit um ans Telefon zu gelangen – aber sie wird noch rechtzeitig von Ricky bemerkt und von Jack aufgehalten.

Lisa, die sich die ganze Zeit über versteckt hat, flüchtet nun ins obere Stockwerk, wird aber wieder von Ricky beobachtet und von Jack verfolgt. Sie versucht über den Balkon irgendwie aus dem Haus zu kommen, findet aber anscheinend keine geeignete Stelle. Deshalb greift sich Jack auch dieses abtrünnige Schaf. Nach ein paar Schlägen ins Gesicht, lässt sich Lisa davon überzeugen, dass es das beste wäre, Jacks Befehlen zu gehorchen und der lautet – schließlich sind wir in einem Sexploitationfilm: Ausziehen, Beine breit machen und ab die Post. Warum sollte es hier auch anders sein? So kriegt Jack auch noch, was er will.

Unten rastet Ricky aus, weil es noch immer kein Licht gibt. Er befiehlt Glenda, sofort wieder Licht zu machen, ansonsten würde sie „in keinen Sarg mehr passen“. Jack und Lisa haben mittlerweile fertig und kommen wieder runter. Jack prahlt natürlich vor Tom, dass er jetzt Lisa endlich auch mal rannehmen konnte, aber die ist ziemlich frech und macht ihn vor den anderen sextechnisch schlecht. Dabei kommen auch ein paar sozialkritische Stellen zum Vorschein („Die meisten Männer tragen das Ding da unten nur zur Dekoration“). Soviel „Scheiße“ erträgt Jack nicht und er gibt Lisa den Spitznamen „Scheißtier“ (das mal am Rande bemerkt). Weiter geht es in der Psychologiestunde – Jack fragt mal so ins Blaue, wo eigentlich ihr Problem liegt. Natürlich bei den Männern, die sie sich ausgesucht hat: Den Intellektuellen (Tom) und den anderen, der „froh ist, wenn er mal wichsen darf“. Vorschlag von Jack: Lisa soll es mit Glenda treiben – das wiederum soll die anderen Jungs so geil machen, dass sie es ihr so richtig besorgen können. Die zwei Mädels küssen sich also und Jack sagt zu Ricky, er soll ein bisschen Musik einlegen. Tom schleicht indes zu einer Schublade unter dem Vorwand, Schallplatten zu holen. Aber auch da ist Jack wieder schlauer und er schiebt ihn weg.

Klingeling – plötzlich läutet es an der Tür. Es ist Cindy, der letzte Partygast. Die flirtet gleich mal ein bisschen mit Jack – wird aber skeptisch als sie Ricky mit der zerbrochenen Flasche sieht. Gloria nutzt die Gelegenheit zur Flucht. Die währt aber nicht lange, denn schon am Zaun hat Ricky sie eingeholt. Nur ein Blinder mit Hund wird aufmerksam – aber er hat wohl auch zu wenig gemerkt und geht weiter. In einem Gewächshaus geht Ricky Gloria dann endgültig an die Wäsche, aber diesmal wehrt sie sich nicht, sondern es gefällt (?) ihr sogar. Und um es kurz zu machen: Im Haus selbst geht Jack Cindy an die Wäsche, zerschneidet zunächst ihr Hemd, macht sie dann ganz nackig und prüft sie ob ihrer Jungfräulichkeit. Im Gewächshaus bumsen (um mal beim Ton des Filmes zu bleiben) Gloria und Ricky dieweil fröhlich weiter – kehren aber dann wieder ins Haus zurück. Dort prahlt Jack, dass er eine echte Jungfrau am Haken hat. Deshalb hält er auch nichts von Rickys Vorschlag jetzt abzuhauen, nachdem alle ihren Spaß hatten. Der durchschaut natürlich sofort, dass das Glorias Werk war und „züchtigt“ seinen Freund.

Jetzt kommt die wohl berüchtigtste Szene des Films, denn in seiner Wut wiegt Jack nicht vier Zentner, sondern wirft Cindy auf die Couch und bearbeitet ihren Körper mit dem Rasiermesser. Das wird äußerst realistisch gezeigt und wirklich ein harter Brocken. Ricky redet auf Jack ein, aufzuhören, doch Jack ist nicht mehr zu stoppen. Als er ihn körperlich aufhalten will, passiert das Unglück: Jack schlitzt Rickys Oberkörper auf. Der erkennt: „Du bist der Schlitzer!“

Eigentlich gehts von nun an ziemlich schnell. Jack lässt vor Schock das Messer fallen, kniet sich zu seinem Freund um ihm beizustehen und bietet ihm an, die ganze Drecksbande zur Vergeltung umzubringen. Da Jack nicht aufpasst, fasst Tom aus der Schublade seine Pistole hervor und schießt Jack ins Bein und in den Arm. Letzterer Schuss hat zur Folge, dass Jack durch das Glas der Verandatür bricht und sich draußen am Pool wie ein Wurm windet.

Gloria befreit Howard und Tom übt blutige Rache an Jack. Er bemerkt, dass Jack eine Kette trägt, die seiner ermordeten Schwester gehört haben könnte. Heute würde er für alle Morde bezahlen müssen. Jack richtet sich auf und wird erneut ins Bein geschossen – ergo fällt er rückwärts in den Pool. Als nächste darf Lisa schießen, dann kriecht Jack aus dem Pool. Howard veräppelt ihn ein bisschen und hilft ihm hoch, nur um ihn dann wieder hinein zu werfen. Dann bietet er Gloria die Pistole an, aber sie will nicht auf Jack schießen. Tom meint weise: „Ihr müsst euch keine Gewissensbisse machen“ und resümiert außerdem: „Eine gute Pistole [wie das?]. Wenn wir sie nicht gehabt hätten, hätte uns das Schwein glatt kalt gemacht.“ Howie will auch noch Ricky erschießen, der um Gnade winselt, und Gloria kann ihn schließlich überzeugen, ihn am Leben zu lassen. Glenda kümmert sich um Cindy, während Tom zunächst noch vermutet, dass Lisa das ganze in gewisser Weise „spannend“ gefunden hat. Dann ruft er die Polizei und wir dürfen Jacks Leiche im Swimming Pool zu den Credits beobachten.

Die Inhaltsangabe wurde etwas kürzer – und das obwohl ich eigentlich gelogen habe. Denn natürlich habe ich mir den Film weiterhin angeschaut und nicht aus dem Gedächtnis reviewt.

So dermaßen viel Action gibt es aber auch nicht in diesem Film und gerade deshalb muss ich auch sagen, dass ich das erste Mal ziemlich gelangweilt nach ungefähr 40 Minuten abgebrochen habe. Erst als ich mit einem Kumpel den Film zwei drei Monate später wieder in Angriff nahm, wurde ich mir seiner ungeahnten Qualitäten bewusst. Denn „Der Schlitzer“ ist rauh, hart und lasziv zugleich – und zugegebenermaßen halt auch oft langweilig. Also alles was wir uns von deftiger Sexploitation wünschen.

Ich bin mir auch noch nicht sicher, wie ich die Nachbesprechung genau angehen will – vielleicht mit meinem zur Zeit aktuellen Standpunkt bezüglich des Films: In einigen Szenen durchaus meisterhaft, aber die Sexszenen nehmen doch einiges an Wind aus den Segeln. Zumal ich Annie Belle beispielsweise nicht gerade für ein Beispiel an „Erotiktauglichkeit“ halte und Lorraine de Selle in früheren Filmen durchaus knackiger ausgesehen hat. Lichtblick am Frauenhimmel ist Cindy, aber die hat keine echte Sexszene sondern eine wirklich eklige Verstümmelungsszene bekommen. Die ist dermaßen realistisch geworden, dass es selbst einen Gorehound wie mich beim ersten Mal vom Sessel gehoben hat. Schlimmer war in der Hinsicht nur Lucio Fulcis „New York Ripper“ mit der graphischen Darstellung von Rasiermessermorden. Da sind wir auch schon bei den Special Effects – die sehen allesamt äußerst realistisch aus – auch wenn der Film nicht gerade von Gore Effekten strotzt und hinterlassen gerade deshalb einen bleibenden und unangenehmen Geschmack im Magen.

Eigentlich hätte man es bei dem Film nur mit Durchschnittsware zu tun, aber es gibt da einen Mann, der das Niveau hebt: David Hess. Der spielte schon in „Last House on the left“ (dem „Vorgänger“) dermaßen realistisch und beängstigend die Rolle eines perversen Triebtäters – hier – acht Jahre später, setzt er die Messlatte noch mal deutlich höher. Ohne ihm etwas vorwerfen zu wollen, aber hier hat man das Gefühl, er spielt Jack (der im Original übrigens Alex heißt) nicht nur, sondern er IST diese Figur wirklich. Er blüht förmlich auf bei seinen „rohen“ Szenen und da ist es klar, dass der übrige Cast nicht wirklich mithalten kann. Giovanni Lombardo Radice ist schon der einzige, der in einer etwas höheren Liga mitspielt – er wurde zu dieser Zeit gerne mit solchen Rollen besetzt, man denke an die Filme „Cannibal Apocalypse“ von Antonio Margheriti, wo er einen geisteskranken Vietnamveteranen mit Lust auf Fleisch spielt, an Fulcis „Zombie hing am Glockenseil“, wo er den geistig zurückgebliebenen Bob spielt, der dann in der berühmten Bohrmaschinenszene ermordet wird, oder an seine wohl bekannteste Rolle als Mike in Umberto Lenzis Kannibalenschmodder „Cannibal Ferox“ aka „Make them die slowly“ (irgendwann auch hier). In vielen anderen Reviews (ja ich hab mich informiert) wird geschrieben dass Hess und Radices Darstellung den Film auch nicht besser macht – ich bin da anderer Meinung: Sie geben dem Film eine ganz besondere Note ohne der er nur langweilige Stümperware wäre. Die restlichen Darsteller spielen halt mehr oder weniger motiviert ihre Rolle, bei den Frauen gibt es halt wenigstens vollen Körpereinsatz zu sehen. Die Darsteller von Tom und Howard sind derartige Schnarchnasen, dass sie zu keiner Zeit das Niveau der anderen erreichen.

Kommen wir zum Skript: Ich glaube, ich habe bisher noch keinen Film gesehen, der dermaßen viele Kraftausdrücke beinhaltete als dieser hier (deutsche Amateurproduktionen mal außen vor gelassen). Dadurch kommt die Rohheit der Charaktere gleich noch mal besser zur Geltung, auch wenn manche so genannte Kritiker dem Film mangelnde Intelligenz in der Hinsicht vorwerfen. Die Demütigungen, denen die Frauen in dem Film ausgesetzt sind, sind oft auch verbaler Natur. Musikalisch nicht gerade vielfältig, aber überzeugend: Riz Ortolanis Musik, vor allem der Song „Sweetly, oh Sweetly“, einem Kinderlied gleich, wird besonders bei den brutalen Stellen des Films eingesetzt und gibt dem ganzen somit einen noch härteren Touch. Perfekt geworden ist auch die Kameraarbeit: Sehr viele Einstellungen mit Handkamera vermitteln den Eindruck, direkt in den Händen eines Psychopathen zu sein – es ist schlicht genial, wenn man sozusagen einen Schritt zur Seite macht, wenn Jack mal wieder jemanden verprügelt.

Lasziv ist der Film also auch noch, und das ist meiner Meinung nach das Hauptproblem. Die Sexszenen hätten nicht so dermaßen plakativ sein müssen und auch nicht so lange. Denn erotisch sind sie nicht wirklich, aber die meisten haben auch nicht die Absicht, abstoßend zu wirken. Das trägt auch dazu bei, dass man nach 90 Minuten das Gefühl hat, einen zwar in gewisser Hinsicht schockierenden, aber äußerst langweiligen Film hinter sich zu haben.

Deodato wollte nach dem Erfolg von „Cannibal Holocaust“ weiter mit der sozialkritischen Schiene fahren, und das ist ihm hier teilweise ganz gut gelungen. Die zwei „Minderbemittelten“ kommen auf die Party der Reichen und Schönen, und die nutzen einen gleich mal aus und machen ihn zum Clown. Der andere rächt sich fürchterlich für diese Tat. So könnte man im Groben zusammenfassen und so wäre es vermutlich auch in gewisser Hinsicht gesellschaftskritisch, aber Deodato macht Jack schon zu Anfang zu einem „Serienmörder“ und einer tickenden Zeitbombe und somit geht von dem Aspekt für meine Verhältnisse da schon wieder einiges verloren.

Zur DVD: Mir liegt der Film von Laser Paradise vor (rote Amaray Hülle, englischer Klappentext) – die ist aber inhalts-, qualitäts- und längengleich mit der Fassung von EC Entertainment. Das Bild ist ziemlich gut geworden, wenn auch nicht überragend – der Ton hingegen brummt auf deutsch freudig durch die Gegend – da hätte man sich besseres gewünscht und auch die zusätzliche englische Fassung ist nicht gerade das Gelbe vom Ei (brummt zwar nicht, rauscht aber stark und ist ziemlich leise). Extras gibt es. obwohl am Cover angekündigt, keine.

Wer darf sich also den Schlitzer anschauen? Alle über 18 – sagt das Gesetz. Frauenrechtlerinnen dürften an dem Film absolut keine Freude haben – Alice Schwarzer sollte also besser kein Exemplar dieses Streifens in die Hände bekommen. Aber ansonsten sind alle Interessenten auf die Party ihres Lebens eingeladen. Apropos Party: Als Stimmungsmacher würde ich den Film nicht bezeichnen, auf einer Party herzeigen kann man ihn aber dennoch. Als harte Kost für einen lauen Sommerabend durchaus geeignet.

(c) 2008 Eduardo D’Amaro


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 4


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Daniel
Daniel
24. August 2022 11:16

Gutes Review, aber die beiden Dolph Lundgren-Screenshots gehören zu einem anderen Film 😀
Und die ersten beiden warscheinlich auch…

Last edited 1 Jahr her by Daniel
mm
Webmaster
Thomas Hortian
28. August 2022 2:01
Reply to  Daniel

Danke, hab die gleich mal rausgenommen.