Der rosarote Panther

 
  • Deutscher Titel: Der rosarote Panther
  • Original-Titel: The Pink Panther
  •  
  • Regie: Shawn Levy
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Steve Martin (Inspektor Clouseau), Kevin Kline (Chefinspektor Dreyfus), Jean Reno (Ponton), Emily Mortimer (Nicole), Henry Czerny (Yuri), Kristin Chenoweth (Cherie), Roger Rees (Larocque), Beyoncé Knowles (Xania), Philip Goodwin (Renard), William Abadie (Bizu), Clive Owen (Nigel Boswell/006), Jason Statham (Yves Gluant)


Vorwort

Yves Gluant, Trainer der französischen Fußballnationalmannschaft und gegenwärtiger Besitzer des weltberühmten Diamanten „Der rosarote Panther“ wird noch während der Siegesfeierlichkeiten nach einem dramatischen Länderspiel auf dem Platz ermordet. Die Polizei steht vor einem Rätsel – Chefinspektor Dreyfus verfällt auf einen tollkühnen Plan: ein erwiesen unfähiger Provinzgendarm soll die offiziellen und vom zu erwartenden Mediengewitter begleiteten Ermittlungen leiten und dabei natürlich keinerlei Erfolg haben, während Dreyfus selbst im Hintergrund in Ruhe die *richtigen* Ermittlungen durchführt. Seine Wahl fällt auf den vertrottelten Gendarmen dritter Klasse Clouseau. Der wird eiligst zum Inspektor befördert, bekommt mit Ponton einen Assistenten (und Aufpasser) und stürzt sich in die Arbeit. Der erste Top-Verdächtige, Nationalspieler Bizu, der den Trainer nicht leiden konnte, weil er ihm die Freundin, Popsternchen Xania, ausgespannt hat, wird aber nach dem ersten Verhör ermordet. Xania, von der ebenfalls wüste Morddrohungen gegen Gluant überliefert sind, kann’s nach Clouseaus fachkundiger Ansicht einfach nicht gewesen sein. Seine Nachforschungen konzentrieren sich auf Gluants Geschäftspartner und Spielschuld-Gläubiger Larocque, doch trotz der Anrichtung erheblichen Sachschadens steht Clouseau plötzlich als Held da – dank des britischen Geheimagenten 006, der in Larocques Casino eine gefürchtete Gangsterbande dingfest macht, aber aufgrund akuten Inkognito-Bedarfs dem Franzosen den Ruhm überlassen muss. Clouseau vermutet, dass Xania mehr über Gluants Tod weiß als sie zugibt und folgt ihr nach New York, wo er – nachdem er u.a. im Waldorf Astoria größere Verwüstungen anrichtet, bei der Ausreise – dank eines kleinen von Dreyfus‘ organsiertem Sabotageakts – in eine ausgesprochen peinliche Situation gerät und seinen als auch den Ruf seiner Grande Nation ruiniert. Dreyfus kann ihn nun beruhigt abberufen, ihm grinsend einschenken, warum er überhaupt erst befördert wurde und plant nun, den Fall offiziell und vor Augen der Weltöffentlichkeit beim Präsidentenball zu lösen. Allerdings ist der Chefinspektor auf dem völlig falschen Dampfer – im Gegensatz zu Clouseau…


Inhalt

Es gibt Filme und Filmreihen, die sind so legendär und ihre Figuren so untrennbar mit den sie verkörpernden Schauspielern verbunden, dass ein Remake/Reboot es von Haus aus schwer hat. Das musste eigentlich auch den Produzenten von „Der rosarote Panther“ klar sein – Peter Sellers, der den tolpatschigen Inspektor Clouseau in fünf Filmen (plus einer posthumen Resteverwertung) verkörperte, prägte die Figur derart, dass aus der Nebenfigur des (vergleichsweise lahmen) Original-Films, der eigentlich ein Star-Vehikel für David Niven sein sollte, die zentrale Figur der Sequels wurde und kein anderer Akteur als Ersatz bislang funktionierte – weder Alan Arkin, der die Rolle 1968 in einem one-shot aufgriff, als Sellers keine Lust auf einen dritten Clouseau-Film hatte, noch – nach Sellers‘ Tod – Ted Wass („Soap“, „Blossom“) in „Der Fluch des rosaroten Panthers“ und Roberto Begnini in „Der Sohn des rosaroten Panthers“, die jeweils Nachfolgecharaktere für den in der Serien-Continuity „verschwundenen“ Clouseau darstellten. Gut, 13 Jahre sind eine lange Zeit, da konnte man produzentenseits hoffen, dass auch die böswilligsten Panther-Fans die letzten drei schlechten bis extrem schlechten Serieneinträge vergessen hatten. Sicherheitshalber entschied man sich dann aber doch für einen Reboot der Reihe (andererseits gibt sich der Film offiziell als Prequel des originalen „Panthers“ und quasi Clouseaus „Origin-Story“ aus).

Immerhin – Steve Martin ist einer der wenigen Schauspieler, denen man grundsätzlich eine erfolgreiche Sellers-Nachfolge zutrauen könnte, um so bizarrer, dass er bei weitem nicht die erste Wahl für die Rolle war. Unter den Kandidaten, die letztendlich keine Berücksichtigung fanden, finden sich Namen wie Chris Tucker (!!), Kevin Spacey (das wäre zumindest interessant geworden), Mike Myers (oh jeee…), Robin Williams (nicht mehr relevant seit… Jahrzehnten?) und Kevin Kline (der dann aber doch lieber als Dreyfus eingesetzt wurde). Martin näherte sich der Figur Clouseau mit allem angebrachten Respekt und sagte erst zu, als er den Charakter, seinen Akzent und einige Szenen bereits ausgearbeitet hatte – und gerade unter diesen Voraussetzungen muss man einfach feststellen, dass das Remake/Reboot eine riesige Enttäuschung ist.

Von dem „Respekt“, dem man gegenüber dem Original angeblich bewahren wollte, ist nämlich im Script, dass auch noch von Martin selbst in Zusammenarbeit mit dem für feingeistigen Humor geradezu berühmten (this is me being sarcastic) Len Blum („Meatballs“, „Ich glaub, mich knutscht ein Elch“, „Spacehunter“, „Ein Hund namens Beethoven 2“, „Private Parts“) auf die Beine gestellt wurde, nicht viel zu bemerken, was gerade bezüglich Martins Kontribution erschütternd ist (immerhin ist Martin durchaus auch in der Lage, die feinere Klinge zu fechten, wie „L.A. Story“, „Roxanne“ oder „Tote tragen keine Karos“ bewiesen. Allerdings sind seine besten Zeiten nun auch schon wieder einige Zeit vorbei). Anstatt der präzisen Slapstick-Comedy, die Sellers perfektioniert hatte, regiert hier die grobe Kelle, bis hin zum wohl traurigsten Mittel, Lacher zu erzwingen – Furz-Gags. Herzlichen Dank, damit ist der „rosarote Panther“ endlich auf dem gleichen Niveau angekommen wie „Tomcats“, „Norbit“ o.ä. Zudem werden platte Stereotypen über Franzosen ausgewalzt (vom Akzent bis hin zur Tatsache, dass Clouseau nach erstmaligem Probefuttern eines Hamburgers den US-Fast-Food zur kulinarischen – und aus den USA zu schmuggelnden – Köstlichkeit erhebt), Gags über Klingeltöne und Viagra gerissen, und die Nummer des englisch lernenden (und aufgrund des Akzents dabei schmählich scheiternden) Franzmanns brachte schon Louis de Funes 1968 erheblich lustiger in „Der Gendarm am Broadway“.

Dabei gibt’s hin und wieder inspirierte Momente – die „guter Bulle/böser Bulle“-Nummer, die Clouseau in Personalunion mit Bizu abzieht, ist witzig, ebenso der Auftritt des britischen Geheimagenten 006, aber abgesehen davon sind die Lacher dünn gesät. Bei der physischen Comedy geht Martin – weil das, das muss man einfach sagen, nicht sein Ding ist – die spielerische Eleganz ab, mit der Peter Sellers Katastrophen auslösen konnte, bei Martin wirkt’s nicht natürlich, sondern meistens verkrampft und gezwungen. Schließlich und endlich passt auch der Clouseau-Charakter nicht – ja, es stimmt, auch Sellers‘ Clouseau war ein überheblicher Trottel, aber trotz allem stets ein liebenswerter Trottel; Martins Clouseau ist einfach *nur* ein Idiot, dessen Eskapaden man nicht mehr mit Sympathie, sondern höchstens noch aus Mitleid verfolgt und dessen überraschender Ausbruch an Kompetenz im Finale völlig aus dem Nichts kommt (während es bei Sellers‘ Ansatz klar wurde, dass er seine Fälle nicht aufgrund echten Wissens, sondern durch schieres Glück und Zufall löste). Ich respektiere dabei durchaus, dass Martin nicht versucht, Sellers zu kopieren – was eh nicht erfolgversprechend wäre – aber diese neue Interpretation, die davon ausgeht, dass Clouseau durchaus kriminalistischen Instinkt besitzt (die im Sequel noch verstärkt wurde), will einfach nicht so recht klicken (zumal die Auflösung des Kriminalfalls ausgesprochen dämlich ist); zu oft scheint mir Martin einfach nur Mannerismen zu kopieren, wie man sie eher aus Leslie Nielsens Blödelfilmen wie „Die nackte Kanone“ oder „Agent 00 – Mit der Lizenz zum Totlachen“ gewohnt ist (auch wenn ich sofort und auf der Stelle zugebe, dass Frank Drebin sehr viel dem Sellers-Clouseau schuldet) – dass man die Rolle des Kato gestrichen hat und dafür Clouseau selbst zu demjenigen macht, der Ponton zwecks Reflextest ständig attackiert, hilft dem Charakter auch nicht (zumal die entsprechenden Szenen größtenteils schlicht und ergreifend nicht lustig sind).

Kevin Kline, den ich ebenfalls durchaus schätze, kommt mit dem von Herbert Lom nicht minder geprägten Dreyfus auch nicht sonderlich gut zurecht; irgendwie scheint Kline zu versuchen, seinen Charakter in den gleichen Stil wie seine Figuren aus „Ein Fisch namens Wanda“ oder „Wilde Kreaturen“ zu pressen, und das passt irgendwie nicht zu dem, was den Dreyfus der Original-Serie ausmacht, der erst durch Clouseau in den Wahnsinn getrieben wird und ihn nicht schon von Anfang an hintertreibt und sabotiert (speziell seine Sabotage von Clouseaus Ausreise aus den USA ergibt irgendwie wenig Sinn; ja, er will Clouseau öffentlich demütigen, weil der plötzlich als Held dasteht, aber trotzdem…).

Regisseur Shawn Levy („Nachts im Museum“, „Voll verheiratet“) durfte immerhin ein stolzes 80-Mio-Dollar-Budget verbraten, dass man dem Film, so leid’s mir tut, trotz einiger schöner Paris-Bilder (die aber auch keine „noch nie dagewesen“-Gefühle auslösen), nicht ansieht. Levy ist einer dieser prototypischen, vom Hollywood-Studiosystem großgezogenen 08/15-Regisseure, für die die Bezeichung „keine eigene Handschrift“ nach eigenem Selbstverständnis wahrscheinlich eine Auszeichnung darstellt, weil sie gerade deswegen auf Großprojekte, bei denen man um Himmels Willen niemanden gebrauchen kann, der vielleicht mal experimentiert, losgelassen werden und für die Filme keine Kunstwerke, sondern schlichte Projekte sind. Das ist für sich allein noch nicht mal negativ, aber bei einem Franchise wie dem „rosaroten Panther“, das Blake Edwards über drei Jahrzehnte hegte und pflegte, einfach nicht die richtige Einstellung; da fehlt jeglicher Enthusiasmus für das, was man da gerade filmt; Typen wie Levy ist es wurscht, ob sie ein etabliertes und geliebtes Thema wie den „Panther“ oder das ölfzigste Sequel zu „American Pie“ runterrattern. Ich weiß nicht, ob der ursprünglich vorgesehene Ivan Reitman (dessen Filmographie aber auch die Hit-or-Miss-Polka tanzt) eine bessere Wahl gewesen wäre (Reitman sagt man auch nach, Stoffen, die er nicht selbst entwickelt hat, ein grundsätzliches Unverständnis entgegenzubringen), aber ich denke, der Film wäre dann wenigstens nicht gar so leblos, so berechenbar, so geschäftsmäßig geworden. Levy hält zwar das Tempo recht gut, es gibt aber kaum eine übergreifende Dramaturgie, Gags werden viel zu oft angetelegrafiert.

Immerhin – die Tradition des Zeichentrick-Vorspanns wurde beibehalten (und gottseidank widerstand man der Versuchung, eine bereits realisierte und auf der DVD als Extra enthaltene CGI-Version dieses Vorspanns zu verwenden); es gehört nicht zu viel Bosheit dazu, diese drei Minuten zu den witzigsten des FIlms zu erklären.

Das legendäre Pink-Panther-Theme von Henry Mancini bleibt als Vorspann-Thema ebenfalls erhalten, im Film selbst gibt’s einige halbwegs dezent (und daher noch knapp anhörbare) modernisierte Aufpäppelungen, einige Songs von Co-Star Beyoncé, „The Race“ von Yello (man möchte den Eindruck gewinnen, Yello hätten zeitlebens nur zwei Songs geschrieben, den und „Oh Yeah“, der gefühlt in jedem zweiten Film der 80er Jahre mit von der Partie war), einige klassische Stücke und einen vergessenswerten Score von Christophe Beck („Garfield“, „American Pie – Jetzt wird geheiratet“, „Trouble ohne Paddel“).

Zu Steve Martin und Kevin Kline habe ich mich ja schon ausgelassen; beide sind, wie gesagt, absolute Vollblutkomödianten, die jedoch meines Erachtens beide nicht den richtigen Ansatz für ihre Figuren finden. Jean Reno („Godzilla“, „Leon der Profi“, „Die purpurnen Flüsse“) spielt – ein bisschen zu gut im Futter stehend vielleicht – den „straight man“ (quasi den Depardieu zu Martins Pierre Richard), darf sich aber in einer „Tanzszene“ gemeinschaftlich mit Martin zum Affen machen. Emily Mortimer (Transsiberian, Young Adam, „Match Point“) als Clouseaus Assistentin Nicole ist zuckersüß anzusehen, hat aber kaum brauchbares lustiges Material (außer ein paar jugendfreien sexual innuendos). Auf Popstar Beyoncé Knowles hätte ich gut und gerne verzichten können – sie hält sich einigermaßen wacker und darf natürlich auch singen, aber es gibt, schätze ich, gutaussehende arbeitslose Schauspielerinnen genug, die die Rolle auch hätten spielen können. Roger Rees, den ich zugegeben seit seiner grandiosen komischen Performance in „Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“ völlig aus den Augen verloren habe (er war auch im „Scorpion King“ dabei, aber da hab ich ihn nicht wirklich erkannt) hat einen kurzen Auftritt als Casino-Chef Larocque (und einen anzüglichen, durch die deutsche Synchro aber halbwegs ruinierten Gag), Henry Czerny („Der Eissturm“, Fido) imponiert als Yuri auch nicht wirklich. Clive Owens („Sin City“, „Shoot ‚em up“) unkreditierter Gastauftritt als Agent 006 (geschuldet der Tatsache, dass Owen immer wieder mal für die 007-Rolle ins Gespräch gebracht wird) ist erwiesenermaßen witzig, ebenso unkreditiert gibt sich Jason Statham („The Transporter“, „Crank“) als Mordopfer die Ehre.

Bildqualität: Sony Pictures legt den Film in anamorphem 1.85:1-Widescreen vor. Wie es sich für eine Major-Veröffentlichung ziemt, ist der Transfer makellos, solide Schärfe- und Kontrastwerte, problemlose Kompression, verschmutzungsfrei. Darf man aber eben auch erwarten.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton werden in Dolby Digital 5.1 geboten. Die deutsche Synchronfassung ist mittelprächtig, kämpft mit einigen Wortspielen (und gibt dann und wann mal kampflos auf), ist aber zumindest rauschfrei, kristallklar und ordentlich dynamisch.

Extras: Jede Menge… neben einem Audiokommentar von Shawn Levy gibt’s eine ganze Orgie von deleted scenes, drei Making-of-Featuretten, Behind-the-Scenes-Aufnahmen, die alternative CGI-Vorspannsequenz, ein Beyoncé-Musikvideo, eine „exclusive Beyoncé-Performance“ mit Audiokommentar und den Trailer. Das ist zumindest quantitativ kaum zu toppen.

Fazit: „Der rosarote Panther“ wird von vielen Fans der klassischen Serie gehasst – ich verstehe das und bin als Fan der Sellers-Filme ebenfalls mächtig enttäuscht, aber man muss halt damit leben – der „Panther“ ist mittlerweile nicht mehr das Lieblingskind eines „comedy auteurs“ wie Blake Edwards, sondern ein Studio-Property, und da wird auf schlichte Massenkompatiblität und Happy-Meal-Tauglichkeit runtergerechnet, für die subversive Anarchie eines Peter Sellers ist in einer solchen Ära wohl kein Platz mehr, und so wird dann aus einem liebenswerten Tolpatsch eben ein reiner „bumbling idiot“. Es ist trotzdem eine verpasste Chance, weil ich Steve Martin – gerade, weil er auch kreativ an der Sache beteiligt war – mehr als diese plumpe Holzhammer-Komedy zugetraut hätte; aber bei einem 80-Mio-Dollar-Investment und einem Star, der zwar einen Namen, aber auch schon eine Weile keinen echten Hit mehr hatte, darf man nicht erwarten, dass mehr als ein „auf Nummer sicher gegangen“ und damit eben leider einfach enttäuschendes Resultat dabei rauskommt. Schlusswort – extrem anspruchslose Blödelkomödie ohne die Substanz und die Energie der Originale, die weder alten Panther- noch Martin-Fans wirklich gefallen sollte…

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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