Der Rasenmähermörder kommt zurück

 
  • Deutscher Titel: Der Rasenmähermörder kommt zurück
  • Original-Titel: Wacko
  • Alternative Titel: Wacko... da wackelt die Bude! |
  • Regie: Greydon Clark
  • Land: USA
  • Jahr: 1982
  • Darsteller:

    Joe Don Baker (Dick Harbinger), George Kennedy (Doctor Graves), Stella Stevens (Mrs. Graves), Julia Duffy (Mary Graves), Scott McGinnis (Norman Bates), Elizabeth Daily (Bambi), Michele Tobin (Rosie), Andrew Dice Clay (Tony Schlongini, als Andrew Clay), Anthony James (Zeke), Sonny Carl Davis ((Weirdo, als Sonny Davis), David Drucker (The Looney), Jeff Altman (Harry Palms), Victor Brandt (Dr. Moreau), Wil Albert (Dr. Denton), Charles Napier (Chief O’Hara), Michael Lee Gogin (Damien)


Vorwort

Vor dreizehn Jahren wurde Pam, Marys ältere Schwester, am Abend des Halloween-Schulballs, von einem wahnsinnigen Killer mit einem Kürbis auf dem Kopf per Rasenmäher in handliche Einzelteile verarbeitet. Mary und drei ihrer Freunde mussten vom Auto aus hilflos zusehen – kein Wunder jedenfalls, dass Mary seit dieser Zeit ein gewisses Rasenmähertrauma plagt. Das stört ein ganz klein wenig die Beziehung zu ihrem festen Freund Norman Bates, der, die Natur hat das echt schlecht eingerichtet, im Moment sexueller Erregung die Geräusche eines startenden Rasenmähers von sich gibt. Marys Eltern sind der Ansicht, dass sie ihr Mäherproblem nun mal langsam überwinden sollte, und das Mädchen ist auch besten Willens und hat die feste Absicht, nach dem heutigen Halloween-Ball seine Unschuld an Norman zu verlieren…

Noch eine weitere Person wird von einer schweren Rasenmäherkiller-Psychose geplagt – Inspektor Dick Harbinger, seines Zeichens damals erster Mann am Tatort und schwer psychisch (und auch körperlich) gezeichnet von seinem Versagen, denn der Killer ging unerkannt seiner Wege. Seit damals warnt Harbinger vor einer möglichen Rückkehr des Mördersmanns und geht damit seinen Kollegen – die das für gut gelaunte Verarschungen gröberer Natur nutzen – und speziell seinem Captain auf den Keks.

Auch am 13. Jahrestag des ursprünglichen Verbrechens (unschlagbarer Beweis für Harbingers Berechnung: 13 ist 31 umgekehrt, und heute ist der 31.!) geht er mit seinen Thesen hausieren, aber er scheint dieses Mal einen plausiblen Grund zu haben – aus der örtlichen Irrenanstalt ist ein Insasse entsprungen und hat im Zuge dieser Flucht augenscheinlich eine Krankenschwester in ihre diversen Einzelteile zerlegt. Chief O’Hara will trotz psychoanalytischer Unterstützung durch den leicht derangierten Dr. Denton aber nichts von kürbisköpfigen Killern wissen.

Und so geht auch in der Alfred-Hitchcock-Highschool alles seinen Gang – speziell bereitet man sich auf das große Football-Spiel der hauseigenen „Birds“ gegen die „Knives“ von der Brian-de-Palma-Schule vor. Damit die Serie von 13 Jahren und 133 Niederlagen nun endlich ihr Ende findet, hat Chemielehrer-släsch-Football-Coach Dr. Moreau (nur echt mit Metallplatte auf der Rübe) ein todsicheres Mittel gegen’s Verlieren gefunden – ein Spezialserum, dass das Tier im Football-Spieler zum Vorschein bringt! Mary sorgt sich hingegen um Freundin Bambi, die kein Date für den Halloween-Ball hat, aber unerwartet mit dem entsprungenen Verrückten anbandelt.

Harbinger erhofft sich moralische Unterstützung von Harry Palms, dem „Vice Principal in Charge of Vice“ der Schule, doch der ist damit beschäftigt, im Stile eines Fernsehpredigers die Sünde aus seinen Schützlingen herauszu-, äh, „therapieren“. Doch irgendetwas ist im Busch – bei Mary daheim wird ein Rasenmäher durchs Fenster geworfen, verbunden mit einer recht konkreten Liste von Warnungen – und in Marys Schulspind entdeckt Harbinger einen dort teuflisch versteckten Mini-Rasenmäher. Der heruntergekommene Cop scheint ausnahmsweise auf der richtigen Fährte zu sein.

Nichtdestoweniger nimmt der Schulball seinen Lauf, doch die Gänge der Schule werden bestalkt, von einem Killer mit Kürbis auf dem Kopf…


Inhalt

Mit Horror-Parodien ist das so eine Sache… natürlich ist das Horror- und speziell das Slasher-Genre mit seinen ausgefahrenen Pfaden, seinen unvermeidlichen Klischees und stock-Charakteren immer wieder reif für eine ordentliche Verarschung, aber wenn wir uns an all die „Scary Movies“ erinnern, mit denen wir heimgesucht wurden, realisieren wir schnell, dass das Unterfangen offenbar doch nicht sooo einfach ist.

Und dennoch, schon 1982, als das Slasher-Genre noch in den Kinderschuhen steckte, wagte sich schon jemand daran, für das Subgenre das zu tun, was „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ für den Katastrophenfilm getan hatte – die ultimative Gag-per-minute-Parodie. Verantwortlich dafür zeichnet Greydon Clark, der mit den ernst gemeinten „Das Geheimnis der fliegenden Teufel“ (aka „Without Warning“) und „Die Rückkehr der Außerirdischen“ Gassenhauer geschaffen hatte, über die man heute noch redet (vielleicht nicht unbedingt aus Qualitätsgründen, aber besser als nix). Über „Wacko“ redet heute niemand mehr (gut, ich, jetzt gerade). Hat das seine Gründe?

Zunächst mal muss man loben, wo’s angebracht ist. Schon bei seinen beiden vorhergehenden SF-orientierten Filmen hatte Clark für seine Handelsklasse Film ordentliche Ensembles zusammengestellt, und auch bei „Wacko“ ließen er und sein Casting Director sich nicht lumpen. Joe Don Baker, George Kennedy und Stella Stevens, Julia Duffy hatte einen längeren Stint in der Seifenoper „The Doctors“ hinter sich und sich ihre Kino-Hörner mit „Sador – Herrscher im Weltraum“ und „Night Warning“ abgestoßen, Michele Tobin war mit 21 Jahren schon Vollprofi mit fünfzehn Jahren TV- und Filmerfahrung, und auch kleinere Parts gingen an Leute wie Charles Napier, Sonny Carl Davis oder Anthony James, die auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen konnten. Und aus einigen der „neuen“ Namen, die Clark vor die Kamera lotste, sollte durchaus noch was werden, so allen voran aus einem gewissen Andrew „noch nicht Dice“ Clay in seinem allerersten Film- oder Fernsehauftritt.

Auch hinter der Kamera verbirgt sich ein rechter Talentschuppen – schon die das vierköpfige Autorenkollektiv ist, wenngleich damals natürlich noch am Beginn der jeweiligen Karrieren, bemerkenswert: Dana Olsen schrieb u.a. die Kult-Doku „It Came from Hollywood“, Joe Dantes „Meine teuflischen Nachbarn“, Carpenters „Jagd auf einen Unsichtbaren“ und „George – Der aus dem Dschungel kam“, Jim Kouf verfasste „Class“, „The Hidden“, „Rush Hour“ und erfand später die Fantasy-Horror-TV-Serie „Grimm“, gemeinsam mit seinem frequenten Writing Partner David Greenwalt, der auch für „Buffy – Im Bann der Dämonen“ als Producer tätig war und deren Spin-off „Angel“ hauptamtlich verantwortete. Michael Spound hingegen wechselte vor die Kamera und ergatterte eine Stammrolle in „Hotel“, und war auch in „Ring“, „Star Trek: Voyager“ und „Frau mit Hund sucht Mann mit Herz“ zu sehen. Die Kamera bedient Josef-Sohn Nicolas von Sternberg („Tourist Trap“, „Karate Tiger 2“, „Dr. Alien“).

Nun könnte man kritisch anmerken, dass von den vier Schreiberlingen nur einer durch Ruhmestaten auf dem Gebiet der humoristischen Unterhaltung auffällig wurde, und alle eins ihrer jeweiligen ersten Drehbücher ablieferten, dennoch sind das keine talentfreien Nasenbären. Die Blaupause, an der sich „Wacko“ entlanghangelt, ist – naheliegenderweise, da stil- und genreprägend – Carpenters „Halloween“ (für Olsen muss es ein Fest gewesen sein, Jahre später mit dem Maestro himself zusammenarbeiten zu dürfen), aber unterwegs findet das Script genug Gelegenheit, sich auch mit anderen einflussreichen Horrorfilmen anzulegen, „Der Exorzist“, „Das Omen“, „Alien“, „Psycho“ und natürlich „Carrie“ sind immer wieder gern genommene Spoof-Opfer, wobei „Wacko“ erfreulicherweise nicht der Seltzer/Friedman-Schule vorgreift und glaubt, das bloße Nachspielen von Schlüsselszenen aus anderen Filmen wäre automatisch funny – „Wacko“ ist wesentlich eleganter, setzt zitierte Szenen in einen neuen, hoffentlich witzigen Kontext (das klappt manchmal besser, z.B. wenn Norman Bates seine Mutter zum Halloween-Abendessen bei Marys Eltern mitbringt, manchmal kommt’s out-of-leftfield, so wenn Tony Schlongini beim Genuss von Erbsensuppe spontan eine 360-Grad-Headtwist vollführt, um die Suppe dann wieder auszubölken) und hat auch noch genug eigene Ideen, wie Marys schräge Familie um den sich selbst für den Antichristen haltenden Bruder Damien oder ihren Chirurgen-Vater (der kein Arzt ist, aber halt den Vornamen „Doctor“ tärgt), der seien Töchter ständig bespannt (creepy). Auch die Verbindung des Slasher-Plots mit einer Art hardboiled-cop-story um den entehrten und seit seinem Versagen total abgestürzten Harbinger, der uns auch teilweise mit einem voice-over beglückt (und dabei mehr als einmal in einen „falschen“ Flashback abbiegt) funktioniert im parodistischen Sinne überraschend gut, da Harbinger dazu genutzt werden kann, den ansonsten, wie bei einer Parodie oft gesehen, kreuz und quer herumgeisternden Plot mit all seinen nicht wirklich irgendwohin führenden Abzweigungen (z.B. eben den experimentierfreudigen Dr. Moreau – „er soll irgendwo eine eigene Insel haben“) zusammenzuhalten.

Ein Plus ist auch, dass „Wacko“ sich an eine meiner Grundregeln für erfolgreiche Horror-Comedys hält – man könnte den Plot, wenn man wollte, auch völlig straight spielen (was meine These eben bestätigt, dass Horror-Komödien am besten dann funktionieren, wenn die zugrundeliegende Geschichte auf die Essenz heruntergebrochen ernst ist) und dabei sogar die meisten Twists der Story übernehmen (ja, natürlich hat die ganze Sache ein Twistende, das, wie gesagt, auch in einem ernsten Film angewendet werden könnte).

Nun ist aber bei einer Parodie erste Bürgerpflicht, dass die Nummer am Ende auch lustig ist. „Wacko“ ist kein „Airplane!“, aber wer oder was ist das schon? Richtige Brüller, Schenkelklopfer und Hammergags, nach denen man erst mal auf „Pause“ drücken muss, um sich zu verausgabe, bietet „Wacko“ wenige, aber on the flipside – der Streifen müht sich redlich um ein ZAZ-Tempo, was das Herausfeuern von Gags angeht und nimmt dabei Wortwitz, Slapstick, Sight Gags und background jokes unterschiedslos mit, und auch wenn die Volltrefferquote nicht wahnsinnig hoch ist, so reicht’s doch für ein ziemlich permanentes Grinsen – und das ist wesentlich mehr, als ich über „Scary Movie“ & Co. sagen kann, die ich mit versteinerter Miene quittiere und zur humoristischen Auflockerung danach eine Weltkriegs-Zwo-Doku auf N24 ankucken muss, um mich wieder auf einen realitätskompatiblen Fröhlichkeitslevel zu bringen. Natürlich sind ein paar Rohrkrepierer dabei (die hatten aber auch ZAZ), aber deutlich mehr Gags klappen als sie versagen – dazu trägt auch eine gut gelaunte deutsche Synchro mit all Deinen Lieblings-Comedy-Sprechern aus den 80ern bei.

Der FSK-18-Freigabe des aktuellen deutschen DVD-Releases unter dem Titel „Der Rasenmähermörder kommt zurück“ ist der Streifen natürlich nicht sonderlich brutal (der Film ist denn auch ungeschnitten ab 16, Great Movies hat halt ein paar rot-geprüfte Trailer mit auf die Scheibe gepackt. Wenn abgetrennte Gliedmaßen durch die Gegend fliegen, sind die logischerweise auf zehn Kilometer gegen den Wind als „funny props“ erkennbar, richtig blutig wird’s eigentlich nur, wenn wir bei Doctor Graves in den OP kucken (wie sich Mary und ihre Mutter ausdrücken: „Ich hab Angst, dass Dad eines Tages jemanden umbring!“ – „Mary, dein Vater ist Arzt. Er bringt jeden Tag Leute um!“). Die 83 Minuten Spielzeit (inklusive einer George-Kennedy-“PSA“) vergehen jedenfalls durchaus flott, das erkennbar niedrige Budget stört nicht weiter. Die Musik ist (beabsichtigt) stark repetetiv, in der Ball-Szene spielt eine hoffnungsfrohe junge Popband namens „Avalon“ auf, aus der offensichtlich nichts geworden ist…

Ein Plus ist, wie gesagt, der Cast. George Kennedy ist als pfuschender Arzt und schmieriger Spanner-Dad eine echte Schau (es ist echt wunderbar, dass Kennedy, immerhin Oscar-Preisträger, sich nie zu schade dafür war, sich im Dienst der lustigen Sache zum Vollhorst zu machen) und harmoniert mit seiner Film-Frau Stella Stevens („Die Höllenfahrt der Poseidon“) erstklassig. Joe Don Baker, anerkannter harter Maxe aus „Walking Tall“, „Der Bulle von Hongkong“, „Mitchell – Ein Bulle dreht durch“ und zweimal bei James Bond dabei, gemeinhin eigentlich nicht für seine komische Ader bekannt, ist als Ekel-Bulle Harbinger mit ständig im Mundwinkel geklebter Fluppe schon fast ein Konkurrent für John Belushi. Julia Duffy („Newhart“, „Ein (un)möglicher Härtefall“, „Dumm und Dümmerer“) kreischt sich als traumatisierte Mary schön die Seele aus dem Hals, Scott McGinnis („Star Trek III“, „Gunbus“) und Andrew Clay als unter zahlreichen Komplexen leidender Rockabilly-“Fonz“ (mit eigenem Themesong) machen ebenso Spaß wie Anthony James, Sonny Carl Davis („Evil Bong“-Serie) oder David Drucker als entsprungener Irrer.

Die DVD von Great Movies ist nicht toll – der 1.33:1-Transfer hätte eine digitale Entrümpelung sicher vertragen können, deutscher und englischer Ton werden in Dolby 2.0 mitgeliefert, brauchbar, aber auch nicht mehr. Als Extras liegt immerhin der Trailer und eine Bildergalerie vor.

Wie also lauten die berühmten letzten Worte? „Wacko“ spielt sicher nicht auf einem Level mit den ZAZ-Produktionen, aber das ist auch eine unrealistische Messlatte. Man kann auch mit Greydon Clarks Slasher-Parodie seinen Spaß haben – die Ansprüche muss man halt etwas zurückfahren und damit leben, dass die Gags einem nicht das Zwerchfell platzen lassen werden, aber zumindest amüsieren. Und der Cast, insbesondere Kennedy, Clay und Baker, ist allemal ein oder zwei Hinkucker wert!

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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