Der Kampfgigant II

 
  • Deutscher Titel: Der Kampfgigant II
  • Original-Titel: Firing Line
  •  
  • Regie: Jun Gallardo (als John Gale)
  • Land: USA/Philippinen
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Reb Brown (Mike Hardin), Shannon Tweed (Sandra Spencer), Kahlena Marie (Laura Gomez), Mel Davidson (Milton Green), Carl Terry (Montiero), Tony Carreon (Minister Figueroa), Jerry Beyer (Perez), Andy Jacobson (Delgado), Dick Isaac (Nunes), Mike Monty (Rodrigues)


Vorwort

Mark Hardin ist als Militärberater in einem rechts- (und damit US-gefälligen) mittelamerikanischen Kleinstaat tätig. „Berater“ ist allerdings eine reichlich euphemistische Bezeichnung für einen Söldner, der fleißig an vordester Front kommandierend und ballernd tätig ist, und dessen Gewissensbisse maximal dahin tendieren, dass er und seine Einheit zu wenige von den kommunistischen Rebellen abgeknallt haben. Dafür allerdings ist seinem Trupp Rebellen-Cheffe Rodrigues in die Hände gefallen. Immerhin ist Hardin Demokrat genug, um sich für den angeblich fiese Mööp ’nen ordnungsgemäßen rechtsstaaatlichen Prozess zu wünschen, aber das soll, so sagen seine Vorgesetzten und auch die einheimischen Lamettaträger, jetzt mal erst nicht seine Sorge sein. Ob Mr. Hardin sich vielleicht etwas amüsieren möge?

Mit der amerikanischen Vertreterin (as in „Zeuch verkaufen wollen“) Sandra Spencer findet Mark auch schnell ein Gspusi für einen lauschigen Abend an der Bar im Kreise einiger ausgesuchter hochprozentiger Spiritousen und anschließende Liebesnacht. Nicht eingeplant ist der Kontakt mit einem versoffenen Reporter, der Hardin ans Knie nagelt, Rodrigues wäre noch an Ort und Stelle seiner Gefangennahme unbürokratisch erschossen worden und er, mithin also Hardin, sei ja dafür irgendwie moralisch-ethisch verantwortlich. Hardin, der für einen berufsmäßigen Leute-Umnieter einen naiven Glauben an das Gute im Menschen pflegt, stellt seinen Vorgesetzten zur Rede und als der ihm verklickert, dass er gefälligst vor seiner eigenen Tür kehren solle, da sei sicher genug Dreck vorhanden,, poliert er ihm die Fresse und wird als chronisch suspekt in den Kerker geworfen. Das Atmen gesiebter Luft löst einen fortgeschrittenen Denkprozess bei Hardin aus – offenbar sind die Gerüchte über Rodrigues‘ Hinrichtung akkurat, mithin seine amerikanischen Auftraggeber ein Haufen unehrlicher Arschgeigen und er selbst damit auf der falschen Seite. Nun hält einen Kampfgiganten eine Zelle nur vorübergehend auf – Hardin entlässt sich gewaltsam selbst aus dem Polizeigewahrsam und findet noch die Zeit, Sandra zu retten, die per „guilty-by-association“-Doktrin auf der Todesliste der Regierung steht und ebenfalls elegant abserviert werden soll.

Für Hardin und Sandra gibt’s nur ein mögliches Fluchtziel – das Camp der Rebellen. Die sind zwar ob der jüngsten, nicht zuletzt von Hardin verursachten Niederlage und Rodrigues‘ Exitus ordentlich demoralisiert. Einige würden Hardin gern aus purem Prinzip umlegen, aber Laura, Rodrigues‘ rechte Hand und momentan so etwas wie neue Anführerin by default, lässt sich davon überzeugen, dass Hardins Kampffähigkeiten ja durchaus der guten, kommunistischen Sache dienlich sein können. In der Tat erweist sich der Yankee als nützlich – in einer kleinen Kommandoperation gelingt es den Rebellen, ihren Kontaktmann Montiero, der in der Hauptstadt Sicherheitskreise infiltriert hat und nun in Lebensgefahr schwebt, zu retten. Montiero pflegt gleich von Anfang an eine herzliche Antipathie gegenüber Hardin, kann aber auch nicht entscheidend verhindern, dass der Amerikaner mehr oder weniger zum neuen Chef-Strategen der Rebellen avanciert und eine Guerilla-Taktik kleiner Nadelstiche auf vorgeschobene Regierungspositionen durchaus erfolgreich praktiziert. Und auch Sandra Spencer mutiert in kürzester Zeit zur killfesten Waffenbraut, die sich frech ins Getümmel stürzt. Ein erster Angriff der Regierung, die nun, wo Hardin mitmischt, richtigerweise befürchtet, dass das den Rebellen neuen Schub bringt und im Falle des Herauskommens kein besonders gutes Licht auf Regierung und USA werfen würde, auf das Camp wird zurückgeschlagen, aber während wenig später Hardin mit seinen Elitetruppen einen Militärposten überfällt, macht die Regierung das Camp mit Bomben & Granaten platt.

Für die Rebellen und Hardin der Anlass, die Glacéhandschuhe auszuziehen und eine große, öffentlichkeitswirksame Aktion in der Hauptstadt zu starten. Das allerdings befürchten auch die Amerikaner dort…


Inhalt

First things first – mit Bruno Matteis Action-Lach-Schlager „Der Kampfgigant“, in dem How Much Keeffe? Miles O’Keeffe seine Allergie gegen Bambushütten pyromanisch ausleben durfte, hat dieser Streifen natürlich nichts zu tun. Aber da „Der Kampfgigant“ sich als bescheidener Videothekenrenner entpuppt hatte (wir hatten ja damals nix anderes!), , war es für den deutschen Videoverleiher, Carrera Topline, ein nachvollziehbarer und umsatzförderlicher Gedanke, diesen Schinken mit Reb „Captain America“ Brown, auch bekannt und beliebt aus „Einer gegen das Imperium“ und „Space Mutiny“, als informelles Sequel auszugeben. Dürfte halbwegs funktioniert haben – die Werbekampagne war damals (TM) für einen drittklassigen Ballerhobel und ein Kleinlabel kaum zu übersehen und, wie gesagt, wir hatten ja damals keine IMDb, keine Ofdb, kein badmovies.de – wir mussten den Verleihern also einen kleinen Vertrauensvorschuss entgegenbringen (und überhaupt… 2,50 DM konnte man damals auch riskieren, wenn das Cover Spaß, Gewalt & gute Laune versprach, ohne sich im Film-Versagensfalle arg grämen zu müssen).

Wäre ich damals schon so gut informiert gewesen wie heute, ich hätte „Der Kampfgigant II“ trotzdem oder grad erst recht ausgeliehen, stammt der Streifen doch aus phillipinischer Produktion und aus dem Hause Silver Screen International, mit deren Erzeugnissen ich so manche Stunde primitiven Spaß hatte. Verantwortlich für den Hobel ist Jun Gallardo (bzw. „John Gale“), dem die Welt auch den drolligen „SFX Man“, „Firebird Connection“, „Sonderkommando Wildcat“ oder „Die unerbittlichen Drei“ verdankt. „Der Kampfgigant II“ ist leider sein direktorialer Schwanengesang – könnte dran liegen, dass Ende der 80er/Anfang der 90er sowieso der größte Teil der Filipino-Kommerz-Filmindustrie über die Wupper ging (nur Cirio H. Santiago hielt ja eisern die Fahne hoch) und dieses ganze B-Action-Geschäftsmodell auch in globaler Hinsicht viel Schwung verlor, leider. Aber erfreuen wir uns an dem, was wir haben.

Das ist dann auch kurios genug, denn wer die obige Inhaltsangabe eilfertig gelesen hat, dem wird’s aufgefallen sein – „Der Kampfgigant II“ ist eigentlich nichts anderes als ein spiegelverkehrtes Remake von „Red Scorpion“. Ein amerikanischer Elitesoldat (im Gegensatz zum russischen Elitesoldat) lernt, dass er im Kampf gegen eine Rebellengruppe, die von einer verbündeten Regierung bekämpft wird, auf der falschen Seite steht und entscheidet sich, die von ihm selbst angerichteten Übeltaten persönlich wieder gut zu machen. Witzig dabei ist nur, dass „Red Scorpion“ und „Der Kampfgigant II“ ungefähr gleichzeitig erschienen und vermutlich nichts voneinander wussten. Natürlich hat weder der eine noch der andere Film wirklich etwas mit den tatsächlichen moralischen-ethischen Fragen am Hut, wobei Gallardos Film zumindest mal eine andere politische Richtung aufmacht, ist doch der 80er-Actionklopper ja seiner Zeit, der Reagan-Ära, gemäß recht(s) reaktionär und eher selten mit viel Sympathie für die kommunistische Idee ausgestattet. Aber letztlich war das Gallardo sicherlich wurscht, es war nur ein launiger realpolitisch angehauchter Backdrop, waren die amerikanischen Einmischungen in die Innenpolitik zentralamerikanischer Kleinstaaten Legion, da muss man dann auch nicht mehr viel erklären.

Die Story selbst klappert die üblichen Beats des „verarschter Soldat“-Genres ab – fiese Vorgesetzte, die sich in Punkto Fiesheit mit den fiesen einheimischen Hutträgern rangeln, der Held, der sich das Vertrauen der Rebellen erarbeiten muss, und seine blonde love interest, die innerhalb weniger Tage vom behüteten Ami-Schnittchen zur schießwütigen Furie wird, die die Soldaten des Bösen im Dutzend niedermetzelt. You know the drill. Mit Montiero, dem Doppelagenten (denn dass der vermeintliche Rebellenfreund nicht nur aus persönlicher Angewidertheit Hardin skeptisch gegenübersteht, sondern längst auf der Lohnliste der Regierung steht, dürfte keinen Zuschauer ernsthaft überraschen), gibt’s zumindest eine kleine Auflockerung des üblichen Plots. Der ist natürlich trotzdem nur eine lausige Ausrede dafür, diverse typische 80er-Action-Ballerszenen abzuspulen – das mag man entweder (wie ich) oder nicht (und ist ein schlechter Mensch). Statisten fallen tot um, wenn die Helden ihre Knarren in deren allgemeine Richtung halten, Granaten killen, werden sie auf Bösmänner geworfen, alles im Umkreis von 500 Quadratmetern, andererseits kann ein Held natürlich fröhlich direkt auf einer explodierenden Granate stehen und bestenfalls die Frisur durchgewuschelt bekommen, was irgendwie Potential dazu hat, in die Luft gejagt zu werden, explodiert – basically, you’ve seen one filipino action movie, you’ve seen them all. Wenn das Euren Kaffee rührt, kommt Ihr auch bei diesem Film auf Eure Kosten…

Außergewöhnlich sind höchstens die Dialoge, die noch eine bis drei Prisen dümmer sind als beim normalen Actionhobel der dritten Liga (da kann Hardin schon mal als Plan das blanke Gegenteil von dem ausgeben, was er zwanzig Sekunden vorher postuliert hat). Der Aufwand an Mann und Material ist für das Budget ordentlich, lediglich einige auffällig eingebaute Archivaufnahmen, wenn schwereres Kriegsgerät wie Kampfhubschrauber aufgefahren werden soll, trüben das Bild (auch, weil sie natürlich von der Bildqualität her deutlich gegenüber dem Original-Material abstinken). Okay, es ist wohl auch der Film, der jenseits eines reinen feministischen Films den größten Frauenanteil in der kämpfenden Rebellentruppe hat… kann aber auch dran liegen, weil unter Hardins weiser Führung die meisten Kerle niedergemäht werden 😉

Auf Darstellerseite bringt unser aller Lieblings-Muskelprotz Reb Brown das Kunststück fertig, mit blondem Porno-Schnäuzer gleichzeitig 100 % männlicher und 150 % tuntiger zu wirken als mit nackter Oberlippe z.B. in „Space Mutiny“. Den Style trug Chuck Norris dann doch irgendwie etwas überzeugender… Schauspielerisch wird Reb vor keine unlösbaren Aufgaben gestellt, und mit ner automatischen Waffe rumwedeln, das kann er. Shannon Tweed versuchte sich immer wieder mal im Action-Fach, auch wenn das Softcore-Erotikthriller-Sujet ihren, ähempt, „Stärken“ dann doch deutlich mehr entgegenkommt. Sie bleibt dann auch zugeknöpft. Kahlena Marie tauchte nur noch in ein paar kleinen Serien-Parts in „Hotel“, „Dream Street“ und „Harrys wunderbares Strafgericht“ auf, was mich auch nicht wirklich überrascht. Mel Davidson („Roboman“, „American Wardog“, „Dschungelratten“) bleibt als böser Ober-Amerikaner blass, da bleibt zumindest an dieser Front dem Trashfreund nur noch der kurze Auftritt des bei Silver Screen International unvermeidlichen Mike Monty („Phantom Raiders“, „Zombi 3“, „Black Cobra 2“). Ein Wunder, dass für Jim Gaines kein Part mehr abfiel…

XCess Entertainment bringt den Film auf DVD selbstverständlich besser, als er es je verdient hätte – der 4:3-Print ist, mit Ausnahme der erwähnten stock-footage-Szenen, ausgezeichnet, der Ton brauchbar. Als Extra gibt’s neben dem Trailer noch die üblichen alternativen Credit-Sequenzen. Actiongülle kann man kaum liebevoller präsentieren als XCess es mit seiner kleinen Hartbox-Ausgabe tut.

Fazit: Der originale „Kampfgigant“ ist vielleicht noch lustiger, dito andere Reb-Brown-Schinken wie „Cobra Force“, „Roboman“ (in seiner ungeschnittenen Glorie) oder „Space Mutiny“, aber wer ein Herz für den lustig-doofen Actiontrash der 80er hat, der wird hier auch mit einem permanenten Grinsen vor der Glotze sitzen. Für Reb-Brown-Fans, und das sollten wir ja alle sein, ist der Streifen unverzichtbar!

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments