Der Hexentöter von Blackmoor

 
  • Deutscher Titel: Der Hexentöter von Blackmoor
  • Original-Titel: The Bloody Judge
  • Alternative Titel: Night of the Blood Monster | Throne of the Blood Monster | Trial of the Witches | Witch Killer of Blackmoor | Witches' Trial |
  • Regie: Jess Franco
  • Land: Liechtenstein/Spanien/Italien/BR Deutschland
  • Jahr: 1970
  • Darsteller:

    Lord George Jeffries: Christopher Lee
    Mother Rosa: Maria Schell
    Lord Wessex: Leo Genn
    Harry Selton: Hans Hass jr.
    Mary Gray: Maria Rohm
    Alicia Gray: Margaret Lee
    Barnaby: Pietro Martellanza (als Peter Martell)
    Jack Ketch: Howard Vernon
    Satchel: Milo Quesada
    Palafox: José María Prada
    Sally Gaunt: Diana Lorys
    Steven Truro: José María Blanco
    Soldat: Werner Abrolat


Vorwort

Abt. Burn, Witch, Burn

Okay, das ist zwar ein Alternativtitel von Hexen bis auf´s Blut gequält, aber wer wird denn pingelig sein?

Befassen wir uns heute also einmal mehr mit unserem Lieblingsspanier Jess Franco, der, die Älteren erinnern sich noch an NOCH Ältere, die sich noch erinnern, ja vor seinem Abstieg zum Fließbandhersteller unterprivilegierter (aber trotzdem ab und an mal unterhaltsamer, siehe Killer Barbys vs. Dracula) Schundprodukte, durchaus mal ´ne Phase hatte, in der man ihn als Regisseur sowas ähnliches wie ernst nehmen konnte und durfte. In eben jener Phase kurbelte er des öfteren für die britische Exploitation-Producer-Legende Harry Alan Towers mit für Franco-Verhältnissen fürstlichen Budgets und geradezu stargespickten Ensembles Werke herunter, die man mit gewisser Berechtigung „FILME“ nennen konnte. „Gut“ im Wortsinne waren davon auch sicherlich die wenigsten, aber da gab´s zumindest Production Values, einigermaßen solides Handwerk und nicht nur inkompetente Flachbirnen im Cast…

1970 wollte der gute Harry am allgemeinen Reibach, den Hexenfilme wie Michael Reeves´ fulminanter Witchfinder General oder Hexen bis auf´s Blut gequält an den internationalen Kinokassen absahnte, auch das ein oder andere Pfund Sterling mitverdienen. Beim guten Jesse muss er mit diesem Anliegen offene Türen eingerannt haben, denn das spielte dem kleinen Perversling natürlich munter in die Karten – Hexen? D.h. Frauen, die man unbekleidet zeigen und vielleicht auch ein bissi foltern kann? Was will ein Franco mehr?

Dank des nicht unzugkräftigen Casts von Christopher Lee und Maria Schell wurde der Streifen ein achtbarer Erfolg (auch in der heftig gekürzten deutschen Fassung), unter diversen Titeln (wie dem albernen „Night of the Blood Monster“) von AIP in die US-Kinos gebracht und, an dieser Stelle hakt dann auch die nostalgische Doc-Verklärung ein, war dank der TV-Ausstrahlung in den guten alten Zeiten bei Sat.1, als das Privatfernsehen noch keine Gerichtsshows und Teleshopping-Marathons erfunden hatte und sich daher traute, im Nachtprogramm „schmutzige“ Filme zu senden, der allerallererste Franco, den dieser jener Doc persönlich in Augenschein nehmen durfte oder musste. Das prägt bekanntlich (siehe meinen alten Spruch „deinen ersten Franco vergisst du nie“).

Wie üblich, wenn man irgendwelchen Schotter fast zwanzig Jahre nicht mehr gesehen hat, tendiert man dazu, sich selbigen mental schönzureden. Andererseits hat man mittlerweile auch „Witchfinder General“ gesehen und weiß, wo in dem Subgenre der Hammer zu hängen pflegt. Da wird ein Jess Franco wohl nicht mithalten können, oder? Jedenfalls war ich sehr gewillt, diese Frage durch neuerliche Sichtung des Streifens klären zu wollen, aber nicht unbedingt bereit, Teuer Geld für einen US-Import der Blue Underground-Scheibe zu opfern. Dafür allerdings gibt´s dann unsere Freunde von XT-Video, die den „Hexentöter“ nun ungeschnitten und deutschsprachig (dafür aber auch ohne englische Tonspur) aufgelegt haben und auf den üblichen Schauplätzen (Börsen und „ab 18er“-Onlineshops) verticken, und das wahlweise in der großen Hartbox oder in der hübschen kleinen Buchbox (bekannt von CMV z.B.). Sowas liegt dann doch eher in der Preisklasse des Docs, der sich deswegen letzte Woche auch nicht beherrschen konnte. Damit genug der langen Vorrede. Mal sehen, ob der „blutige Richter“ mit meinen düster-schwammigen Erinnerungen Schritt halten kann oder doch eher ein echter Franco ist…


Inhalt

Zunächst einmal setzt uns ein Erzähler über die wesentlichen Grundvoraussetzungen des folgenden Possenspiels ins Bild. Wie schon der „Witchfinder General“ gibt sich nämlich auch der „Hexentöter“ den Anstrich eines, hüstel, legitimen historischen Dramas.

Also, was ist Sache? Wir schreiben das Jahr 1685 – die Umtriebe von Oliver Cromwell (u.a. geschildert als „gute Seite“ in „Witchfinder General“) haben sich erledigt, trotzdem steppt innenpolitisch in ole England der Bär. König Charles „der Gute“ hat sich in die ewigen Jagdgründe der Royals verabschiedet, sein Nachfolger James II. (wie die Geschichte uns lehrt, der letzte Kini aus dem Geschlecht der Stuarts) ist im Volke unbeliebt die wie sprichwörtlice Räude und Krätze, jenseits des Kanalgewässers wartet schon sein Rivale Wilhelm von Oranien samt Armee auf die günstige Gelegenheit zum privaten D-Day in umgekehrter Richtung. Wie jeder verdienstvolle Tyrann bemüht James sich, sein Regime durch undifferenzierten Terror gegen alles, was irgendwie nicht so ganz nach seiner Pfeife tanzen will, aufrecht zu erhalten und als ausführender Arm versteht sich sein Lordrichter George Jeffries, berüchtigter Hexenjäger, der noch beim ollen Matthew Hopkins gelernt haben könnte.

Wo der Tyrann und sein Exekutivscherge ihr Unwesen treiben, können aufrechte Rebellen nicht weit sein. Sind sie auch nicht, sondern haben in der Grafschaft Wessex ihr Quartier aufgeschlagen und, mit Verlaub, führen sich dort ziemlich blöde auf. Wieso blöde? Naja, wenn Ihr mich fragt, was Ihr ja selten tut, halte ich es nicht für sonderlich clever, in Zeiten wie diesen eine Rebellen-Festivität abzuhalten, in der junge Frauen seltsame Lieder singend um ein Lagefreuer tanzen und Judge-Jeffries-Puppen aufgehängt werden. Heck, selbst *ich* notierte mir erst mal „Hexensabbat“, bevor ich mitbekam, dass es sich hier nicht um schwarzmagische Kalamitäten, sondern nur um ein Treffen der Ortsgruppe lokaler Regierungskritiker handelt (mit dabei ist übrigens auch Seelchen Maria Schell, die einen erblindeten Eindruck macht, d.h. im weiteren Filmverlauf von Schauspielerei insoweit befreit ist, als sie nur irgendwie leer in die Gegend starren muss)…

Vorstehhund der Widerstandszelle scheint ein Jüngling namens Campbell zu sein, dem Politik aber auch am Rektum vorbeirutscht, wenn sich die Möglichkeit auftut, ein kleines romantisches Techtelmechtel mit der Angebeteten durchziehen zu können. Campbell und seine Flamme Alicia setzen sich also vom Rest der Truppe ab, um im Unterholz miteinander rumzuschäkern. So entgeht dem tapferen Rebellen leider, dass loyale Regierungstruppen das Areal bereits umstellt haben und zur Razzia blasen. Die Bösewichter sind durchaus persönlich hinter Campbell her und durchsuchen die nähere Umgebung. Da Liebe taub, blind und blöd macht, realisiert Campbell die drohende Gefahr erst, als die berittene Gesetzeshüterbrigade ihm quasi schon auf die Zehen tritt. In einem Anfall fortgeschrittener Heldenidiotie sucht Campbell sich zur Wehr zu setzen, wird aber unbürokratisch (so´n Prozess bedeutet ja auch nur elendiglichen Papierkrieg und das Urteil steht ja eh schon fest) von einem der Angreifer per Schwert durchbohrt. Revoluzzer-Berufsrisiko, sach ich ma. Alicia wird unter dem Verdacht chronischer Komplizenschaft arrestiert.

Und schon hält Richter Jeffries einen Prozess ab. Sonderlich interessiert an der ganzen Prozessiererei scheint der Richter nicht zu sein, er macht eher einen gelangweilten Eindruck, im Gegensatz zu seinem Chef-Folterknecht Ketch, dem die pure Job-Satisfaktion nur so aus den Augen strahlt. Alicia hängt in ihrer Zelle rum und macht einen geistig abwesenden Eindruck, verrät uns allerdings durch ihr Aussehen, dass Eyeliner und sonstige Make-up-Spezialitäten bereits im Jahr 1685 erfunden waren.

Okay, whatever. Jeffries will nun ernsthaft zu Gericht sitzen. Die Anklage gegen Alicia lautet auf Hexerei, was sonst. Das ausverkaufte Auditorium beginnt nicht wirklich leise zu tuscheln – „dann sind wir alle Hexen!“ Hm, das ist jetzt wieder nicht gerade das, was ICH in dieser Situation sagen würde. Ein paar Scheiterhaufen mehr sind doch schnell aufgeschlichtet. Im Publikum sitzt auch Mary, Alicias Schwester. Dieweil ich die Umsicht der Gerichtsdiener bewundere, Alicia zur Verhandlung in ein hübsches weißes Kleid gehüllt zu haben, beginnt der Kronanwalt mit seinem Plädoyer, während der Richter ziemlich unverholen Marys Ausschnitt interessiert aus der Ferne inspiziert. Zur allgemeinen Überraschung und speziell der des Kronanwalts besteht Jeffries auf Lappalien wie konkrete Beweise für eine Verbindung zwischen dem unglücklicherweise durch vorzeitigen Tod seiner Festnahme entgangenem Campbell und Alicia. Nachdem er den Ankläger ordentlich vor versammelter Zuhörerschaft zur Schnecke macht, macht er deutlich, dass dieses sein Anliegen weniger mit echtem Gerechtigkeitsempfinden zu tun hat. Wenn die bisherige „Untersuchung“ noch nix beweiskräftiges ergeben hat, dann liegt das halt daran, dass die Anklage nicht genau genug nach „körperlichen oder geistigen Abnormalitäten“ gesucht hat! Das möge man doch, bitte schön, tunlichst nachholen und den weisen Richter über die Ergebnisse auf dem Laufenden halten. Mary, die sich durchasu ausgerechnet hat, dass „Untersuchung“ mit „Folter“ gleichzusetzen ist, kreischt sich fast die Möpse aus der Korsage, was Jeffries wohlwollend zur Kenntnis nimmt.

Dann also Spaß im Folterkeller – Alicia wird auf die Streckbank geschnallt und freundlicherweise von Ketch und seinen Assistenten ein paar Zentimeter größer gemacht. Außerdem weiß doch bekanntlich jeder, dass Hexen Eisen nicht leiden können, egal ob kalt oder heiß. Weil allerdings ein heißes Eisen irgendwie doch mehr Frohsinn stiftet, verpasst Ketch der armen Alicia ein Brandzeichen zwischen die Brüste und freut sich ein Bein ab, dass die „Hexe“ dies tatsächlich nicht als angenehm empfindet (vielleicht sollte Ketch das mal an sich selbst ausprobieren). Und noch einen sicheren Indikator für Hexeneigenschaft hat Ketch auf der Pfanne – Hexen könnten tote Körper, also das, was gemeinhin als „Leiche“ bekannt ist, zum Bluten bringen. Das wird sofort anhand eines griffbereit herumliegenden Exemplars ausprobiert. Tatsächlich, da quillt roter Lebenssaft. „Das ist MEIN Blut“, plärrt Alicia, die in der Tat aus ungefähr 384 Wunden quer durch die Landschaft blutet, was von Ketch mit der puren Autorität eines Mannes, der absolut weiß, was er tut, weggewischt wird. Mit´m DNA-Test wär das nicht passiert.

Richter Jeffries enthüllt uns dieweil seine Geheimidentität – nebenberuflich ist er Phantom der Oper! Naja, zumindest haut er ganz gerne in die Orgeltasten und bespricht dabei die Feinheiten des aktuellen Falles mit seinem Lakaien Palafax. Jeffries ist nämlich eingefallen, dass er vor einiger Zeit Alicias alten Herrn wegen Verschwörung gegen die Krone auf´s Schafott geschickt hat, und, naja, der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum, wenn schon der Papa schuldig wie die Sünde war… Da stört unangemeldeter Besuch das juristische Fachgespräch. Mary dürstet es nach einer Audienz. Palafax würde Mary gern unverbindlich hinauskomplimentieren, aber Jeffries hat heute seinen sozialen Tag und empfängt die junge Lady. Wie nicht anders zu erwarten stellt Mary ein frist- und formloses Gnadengesuch bezüglich der Schwester. Jeffries tut so, als müsste er heftig mit sich ringen und stellt den Anklagepunkt „Verschwörung gegen die Krone“ in den Raum (eh, ging´s nicht um „Hexerei“, so ganz offiziell?). „Wir sind unpolitisch“, insistiert Mary (weswegen Alicia sich auf auf Rebellentreffen rumgetrieben hat und mit dem Chef der Aufständischen intim war, gell?). Jeffries stellt die Gretchenfrage: „Was würdest du tun, um deine Schwester zu retten?“ „Alles“, haucht Mary programmatisch. Jeffries klopft sich offenbar innerlich ein wenig ZU offensichtlich selbst auf die Schulter, denn schnell zieht Mary aus dem süffisanten Lächeln des Richters die richtigen Schlüsse und gibt Fersengeld. Soviel also auch zu „für meine Schwester tu ich alles“. Wahre Geschwisterliebe – pööh…

Aus unerfindlichen Gründen hat sich für die Urteilsverkündung das ganze Gericht, inklusive Zuschauern, Einrichtung und Gerichtssaal als solches von Wessex nach Old Bailey´s, London, gebeamt (da hat doch wieder der Synchronautor gepennt). Die Jury (hossa, echte Geschworene? Und da meint man, Jeffries sei das Monster) ist zu dem einstimmigen Urteil gekommen, dass Alicia nix anderes ist als eine echte, leibhaftige und tiefschwarz-sündige Teufelsbraut. Da bleibt dem armen Jeffries ja gar nichts anderes übrig, als sie auf den Scheiterhaufen zu schicken. Mary flüchtet heulend aus dem Saal, während Alicia, von der Folter längst gebrochen, das Urteil ohne Gefühlsregung entgegennimmt.

Hinrichtungstag! Hang the bastard, hang´m high! Oh, flascher Film, aber der Tenor ist der selbe. Im Ort herrscht eitel Freude und Begeisterung über die anstehende Abfackelung der Hexe, das ist family entertainment für Jung & Alt, alles jubelt, alles lacht (so schnell kann sich die öffentliche Meinung drehen, wa?).

Zu meiner Ehrenrettung sei angemerkt, dass ich zum Glück nie das zweifelhafte Vergnügen hatte, einer Hexenverbrennung beiwohnen müssen können zu dürfen und ich daher nicht, zumindest nicht ehe ich mein lang gehegtes Vorhaben, den „Hexenhammer“ zu lesen, in die Tat umgesetzt habe, beurteilen möchte, wie man als Inquisitor von Welt eine solche Prozedur ordnungsgemäß durchführt. Wenn ich nach den von mir bislang gesichteten Hexenexploitern gehe, scheinen die ausführenden Henkersknechte rechte Umstandskrämer zu sein. Alicia jedenfalls darf sich, exakt wie ihre bedauernswerte Kollegin aus dem „Witchfinder General“, den Scheiterhaufen von oben betrachten, an eine Leiter gefesselt (zumindest gehe ich mal davon aus, dass der von den bewussten dreijährigen Blinden mit Krückstock als solcher zu identifizierende lausige Dummy Alicia darstellen soll), was im Umkehrschluss bedeutet, dass es mit „Verbrennen“ an sich nicht so weit her ist und das ganze eher auf Hinrichtung durch schwere Rauchvergiftung hinausläuft. Auch unschön, aber irgendwie… unpraktisch. Alica hechelt und röchelt also in luftiger Höhe vor sich hin. Mary kann sich das ganze Elend ihrer Schwester nicht wirklich gut ansehen (hättest ja auch daheim bleiben können, Mädel), und verfällt, nachdem ihre verbal geäußerten Gnadengesuche verständlicherweise nicht wirklich auf enthusiastische Rezeption bei des Lordrichters Schergen stoßen, auf den Gedanken, einen der selben mit barer Penunze zu bestechen, die Leiden Alicias etwas abzukürzen. Echt mitfühlend. Einem kleinen Lohnzuschuss verschließt der Folterknecht sich nicht, schwingt sein Schwert und lässt die Leiter mitsamt der bedauernswerten Alicia frontal in die Flammen krachen. In „Witchfinder General“ – es tut mir ja leid, aber ich MUSS den inflationär als Vergleichswert heranziehen – ging mir das ganze irgendwie mehr an die Nieren.

Nun ist der Film schon zu einem guten Viertel vorbei und von der zweitgebillten Maria Schell haben wir bislang bestenfalls einen guten Eindruck gewonnen, aber noch nicht wirklich einen Schimmer, wen, was und warum die gute Frau hier darstellen soll. Dem kann abgeholfen werden. Die Schell hört hier auf den vertrauenswürdigen Namen Mutter Rosa, haust als Eremitin in einer Höhle und ist die allgemein be- und anerkannte lokale Koryphäe in Sachen Spiritismus, Wahrsagerei und grundsätzlich okkultem Mumbo-Jumbo (also eigentlich genau das, was auf Lord Jeffries’ Hexenabschussliste ganz oben stehen sollte. Interessiert die bösen Hexenjäger aber genau Nullzich). Mary sucht Rosa auf, um ihr die schlimme Kunde von Alicias Abfackelung zu überbringen, aber being blind, wise and stuff haben Rosa das schon längst ihre übersinnlichen Einflüsterungen, äh, geflüstert. Wo Mary schon mal da ist, und so’nen beschwerlichen Weg will man ja nicht umsonst auf sich genommen haben, lässt sie sich von Rosa die Zukunft prophezeihen. Rosa lässt sich nicht lumpen und liefert eine detaillierte 10-Dollar-Zukunft (gratitous Pratchett-reference): sie sieht Schmerzen, Zerstörung, Verzweiflung und Grausamkeit, aber, sollte Mary das Sadomaso-Programm zufälligerweise überleben, auch Liebe und Frieden und so (und auch noch eine gratitous Ärzte-reference. I’m on a roll – macht wohl die Berliner Luft). Wer Böses denkt, könnte auf die Idee kommen, Liebe & Frieden wären dann die Bestandteile des nächsten Lebens…

Jeffries ist indes trotz der erfolgreichen Exekution eher mürrischer Laune. Die doofen Rebellen bereiten ihm ziemliches Kopfzerbrechen, speziell die in der Grafschaft Wessex, die es, wie der zuständige Lord von Wessex eifrig zu vermitteln versucht, hier ganz bestimmt nicht gibt. Jeffries erinnert den vergesslichen Lord an Alicias Hinrichtung, die mittlerweile einen Monat zurückliegt (merken, das Datum. Wir kommen drauf zurück). Die war gar nicht von hier, verteidigt sich Wessex (jaja, immer auf die Zug’reisten schieben. Könnte Bayer werden, der Typ), und außerdem war Alicia ja eine Hexe und keine „politische“ (ich glaub, der gute Lord Wessex hat den letzten Schuss auch nicht gehört. Oder er ist arg naiv). Sie nicht, grübelt Jeffries, aber der Vater. Es ist unschwer zu erkennen, dass Jeffries sich nach Kräften bemüht, den Lord zu einer eindeutigen politischen Positionierung zu bringen, der Lord aber wieselt, ganz Berufspolitiker moderner Schule, geschickt um alles, was ihn irgendwie festnageln könnte, herum.

Da muss der Lordrichter seinen Ansatz schon revidieren und knallharte unmissverständliche Fragen stellen. Z.B. nach einem gewissen Barnaby. Den kennt Wessex selbstverständlich nicht mal vom entferntesten Hörensagen, obwohl es sich bei dem Burschen um einen bekannten Verräter handelt. Und noch dazu um einen, mit dem Lord Wessex’ Sohn Harry regen Kontakt zu unterhalten beliebt, erläutert Jeffries leutselig. Genau diesen dramaturgisch perfekten Moment sucht sich Wessex’ Diener Satchell aus, um in den Salon zu stürmen und ungefragt zu proklamieren, dass es Harry gerade jetzt mit Mary Gray, der Schwester der gestern verbrannten Hexe treibe (habt ihr aufgepasst? Noch vor zwei Screen-Minuten war die Hinrichtung schon einen Monat her, jetzt war’s gestern. Wie denn nu?)… A-haaaa, macht da Jeffries und ist in seinen finstersten Verdächten nur zu bestätigt. Er rekrutiert Satchell an Ort und Stelle für seine Zwecke und befiehlt ihm, Mary zwecks persönlicher Inaugenscheinnahme am Abend zu einer Schänke, wo der Herr Lordrichter zu dinieren gedenkt, zu schaffen. Nach ein paar eher allgemeinen, aber wohl verstandenen Drohungen in Richtung des Lords trabt Jeffries ab.

Dieweil räkeln sich Harry (schön, dass wir doch langsam mal unseren offiziellen Helden vorstellen. Sind ja erst eine halbe Stunde im Film) und Mary tatsächlich nackend im Heu eines Stalls (also, Mary, wenn die Hinrichtung deiner Schwester echt erst gestern war, bist du ein ziemlich herzloses Wesen). Harry gehört zu der Sorte Alibi-Rebellen, denen zwar der status quo im Land nicht passt, die handgreifliche Änderung dieses Zustands aber nicht wirklich als seine Aufgabe ansehen (nannte man im später „Salon-Marxisten“, solche Leut’). Er will lieber in die Neue Welt auswandern und Mary, die sich darüber fast die Möpse abfreut, mitnehmen. Das hat er alles schon mit einem gewissen… tadadatamm… Barnaby arrangiert (qu’elle surprise).

Um die Formalitäten klar zu machen, trifft er sich später mit Barnaby, der schon wieder neue Nachrichten hat – Lord Montmouth, ein Verbündeter von Wilhelm von Oranien, hat vor, mit einer Armee zu landen, um den Königstruppen mores zu lehren und das HEUTE NACHT. Gasp!

Noch später kommt Harry nach Hause und scheitert, wie Millionen missratener Söhne und Töchter vor und nach ihm, schmählich bei dem Versuch, sich am bereits die Heimkunft des Nachwuchses brennend erwartenden Elter vorbeizuschleichen. Der Lord stellt seinen Sohnemann zur Rede, wobei Harry erwartungsgemäß mit dem lächerlichen Argument, Mary zu lieben, kommt. Wessex plädiert vergeblich an die Vernunft des Juniors (wenn einer mal drüsengesteuert ist, ist alles zu spät), speziell jetzt, wo Jeffries noch seinen neugierigen Zinken in alle möglichen Sachen, die ihn nichts angehen, steckt. „Der soll doch zum Teufel gehen“, empfiehlt Harry und erläutert seinem Erzeuger den festen Entschluss, sich heute noch für immer und ewig und samt Mary zu verpissen. Wessex weist Harry auf die Schwierigkeit dieses Vorhabens hin, wo Mary doch von Satchell schon zu Jeffries eskortiert wird. Harry springt – allerdings noch recht reserviert – der Draht aus der Mütze. „Sag ihm, dass ich ihn umbringen werde,“ finsterdroht Harry in Richtung Satchell. „Kein Grund, gleich gewalttätig zu werden“, versucht der Lord die Gemüter zu beruhigen (cooler Spruch in der Situation), vielmehr sei Vorsicht geboten.

Im Gasthaus erhält Jeffries indes von seinen gut unterrichteten Spionen die unerfreuliche Nachricht über die bevorstehende Invasion. Weil ohne ihn halt nix läuft, auch nicht in Sachen Landesverteidigung (I know the feeling), bedeutet das für Jeffries, dass er schweren Herzens die Akte Mary Gray für den Moment unbearbeitet zuklappen und dringend nach London abreisen muss, um seinem Herrn und Gebieter James mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können. Satchell soll Mary aber bis zur Rückkehr des Richters unter Verschluss halten (im übrigen scheint der ganze Invasionstrubel ganz in der Nähe stattzufinden, alldieweil Kanonendonner zu hören ist).

Satchell ist grad noch feste dabei, die gewünschte weibliche Person unter dem Vorwand eines „Überraschungsausflugs“ zum Gasthof zu schaffen. Mary, blond, wie sie im Buche steht, denkt sich nix dabei und lässt sich abschleppen. Dort herrscht nun aber, wie gerade geklärt, höchstens noch ein Jeffries-förmiges Luftloch. Satchell wird entsprechend instruiert und das passt dem fiesen Knilch nun ganz hervorragend in den Kram. Wenn der Lordrichter nicht da ist, könnte man doch ganz unverbindlich, frisch, fromm, fröhlich frei und ungezwungen zu einer kleinen lauschigen Vergewaltigung unter Freunden schreiten, schließlich, behauptet er ohne rot zu werden, sei er doch eigentlich ein richtig netter Kerl. Mary sieht das wenig überraschenderweise dann doch ein wenig anders und würde sich gern durch beherzte Flucht dem sexuellen Zu- und Übergriff entziehen. Satchell hat sich aber seine Abendunterhaltung in den Kopf gesetzt – es kommt zu einem Handgemenge vor dem Kamin der Wirtsstube. Mary greift zum Schürhaken und haut ihn Satchell um die Ohren bzw. an den Dez, weswegen unser Freund und Kupferstecher in der Folgezeit eine entstellte Visage Spazieren tragen wird. Ehe er zu finsterer Rachetat schreiten kann, zaubert sich Harry an den Ort des Geschehens und rettet seine Holde vor dem Schlimmsten.

Dieweil, in London – Palafax berichtet Jeffries, dass Montmouth’ Truppen ordentliche Geländegewinne verzeichnen. Jeffries, als beinharter loyaler James-Anhänger von Lächerlichkeiten wie nackten Tatsachen nicht im Geringsten zu beeindrucken, wischt den Report als bloße Propaganda beiseite und verkündet siegessicher, dass die Rebellen von der mächtigen Artillerie der Loyalisten zu Klump geschossen werden.

Na, das wollen wir doch mal sehen – wir kommen in den Genuss einer ausführlichen Schlachten-Szene, für Genossen Franco schon beinahe episch, weil wir auf jeder kämpfender Seite doch gut und gerne 20 Figuren zählen können. Okay, es ist nun nicht gerade Helms Klamm, aber ich respektiere den guten Willen… In der Tat gibt die königliche Artillerie den berittenen Angreifern, in vorderster Front u.a. Barnaby und Harry, mächtig Saures, da die Rebellen aber heimtückischerweise die königstreue Kanonenfront auch von hinten angreifen, gelingt es, einige Kanonen zu erobern und gegen die Loyalisten, die nun auch Kavallerie-Unterstützung erhalten, einzusetzen (d.h. jede Menge Stuntmen fliegen von Pferden, und, Tierfreunde weggekuckt, auch die Pferde müssen einiges an Stuntarbeit verrichten). Sähe eigentlich alles ganz gut aus für die Rebellen, doch in letzter Minute trifft weitere Verstärkung für die Königlichen ein, die Rebellen werden zurückgedrängt und Barnaby fängt sich eine üble Verwundung ein.

Mary wurde von Harry treusorglich in einer nahe gelegenen Scheune abgestellt (in besserer Steinwurfweite vom Schlachtfeld). Da kann sie gleich Krankenschwester für den Schwerverletzten spielen, als der von Harry hereingetragen wird. Harry rast gleich weiter, um einen Knochenflicker für seinen Busenkumpel zu finden, der selbst sieht die Sache aber recht realistisch: „Ich glaube, ich sterbe!“

Lord Wessex erhält dieweil Besuch von Satchell, mittlerweile mit vernarbter Gesichtsverbrennung (die Zeitabläufe in diesem Streifen sind recht, eh, vage), für die er bei dieser Gelegenheit gleich mal finstere Rache an Mary gelobt. Der Lord glaubt zu Recht, dass das jetzt nicht unbedingt der Anlass für Satchells Freundschaftsbesuch ist. Satchell hat eine Warnung auf Lager – Jeffries hat Harry für vogelfrei erklären lassen, nach der Niederlage in der Schlacht sei der Schelm auf der Flucht. Und Satchell, der mitgekriegt hat, dass es für einen Vertreter eines niederen Standes in lordrichterlichen Diensten leichter ist, mal eine abzukriegen und deswegen unbürokratisch einseitig bei Wessex gekündigt und in Jeffries’ Verein eingetreten ist, könnte gegen Zahlung einer vernachlässigbaren Geldsumme temporär vergessen, Harry im Falle eines Falles, wie eigentlich von Jeffries angeordnet, zu verhaften oder gleich umzubringen. Grummelnd öffnet der Lord seine Geldbörse…

Wenig später zankt Satchell in einer Szene, bei der mir irgendwie der Anschluss nach vorne fehlt, mit einem Mädel namens Sally, ihres Zeichens eine Dienstmagd o.ä. in Wessex’ Sold. Ich weiß nicht wirklich, *was* er von ihr will, aber jedenfalls untermauert er seine Ansprüche durch ein paar heftige Tritte u.ä. Ich schätze mal, Sally kennt Harrys Geheimversteck und er will’s aus ihr rausprügeln. Außerdem wird sie gleich als Spionin für Satchells eigene kleine Privatarmee (der Mann greift den Entwicklungen etwas vor, möchte ich meinen) zwangsrekrutiert.

Als Harry etwas später in die Scheune zurückkehrt, bieten sich im zweierlei Anblick. Zum einen der seines Kumpels Barnaby, unvorteilhaft am Hals aufgehängt (Verschwendung von Seilerwerk, der wär’ doch eh verblutet), zum anderen eine Nullmenge an Mary. Harry zieht den korrekten Schluss, dass Jeffries’ Handlanger schon da waren und für beides ursächlich verantwortlich sind. Echt böse…

Tja, und was macht ein Hexenjäger mit gejagten bzw. gefangenen Hexen? Foltern, bis die Schwarte kracht, natürlich. Da ist uns Jesse natürlich voll in seinem Element und präsentiert uns nun ein buntes Potpurri an diversen mehr oder weniger appetitlichen Folterszenen inklusive Auspeitschung, mit Dornen durchbohrten Händen und Abhackung der Greifwerkzeuge (selbstverständlich alles am weiblichen Objekt, und natürlich Ehrensache für unseren Freund Franco, dass er der Versuchung, durch Gitterstäbe durchzufilmen, kaum widerstehen kann). Jedoch war das keine Live-Übertragung aus dem Tower, sondern nur ein schauerlicher Nachtmahr des Herrn Lordrichter persönlich, dem seine urteilende Tätigkeit also doch sogar im Traum nachgeht (Weichei!). Schweißgebadet erwacht plärrt Jeffries nach Palafax und erleichtert sein Gewissen konsequenterweise mit der sofortigen Anordnung einer Massenhinrichtung aller gefangen genommenen Rebellen (die hübsch barbarische Methode „hanged, drawn and quartered“ möchte er, wenn’s keine Umstände macht, angewendet sehen). Mit bloßen Formalitäten wie einem halbwegs seriösen Prozess mag er sich scheinbar nicht mehr aufhalten. „Gerechigkeit wirkt manchmal grausam“, philosophiert der Grundgerechte, aber wat mut, dat mut, harte Zeiten erfordern harte Maßnahmen und überhaupt hat’s das Gesocks ja eh nicht besser verdient. Es geht nichts über Philanthropen in der Judikative.

Stichwort Menschenfreundlichkeit – Mary wurde, das haben wir uns ja schon zusammengereimt, von den Bösen gekäscht und ist nun unfreiwilliges Mitglied eines Gefangenen-Treks, bestehend aus zahlreichen anderen Weibsbildern, die offensichtlich allesamt irgendwelche unspezifizierten Connections mit den Rebellen haben – man muss ja nicht alles erklären, gelle? Aus ziemlich unerfindlichen Gründen zieht der Trek direkt an der Wohnhöhle von Mutter Rosa vorbei und die begleitenden Soldaten vergessen nicht, der ollen Wahrsagerin ein paar Beleidigungen zuzugröhlen, die die Blinde pflichtschuldigst mit gleicher Münze vergilt (ich will jetzt ganz bestimmt nicht motzen, aber wäre Mutter Rosa nicht ein 1-A-Kandidat für eine Festnahme? Ich meine, die IST faktisch eine „Hexe“, blökt regierungsfeindliche Parolen und steht allgemein eher auf der Seite der Rebellen, außerdem ist sie griffbereit und kaum zu gesteigerter Gegenwehr in der Lage. Warum also bleibt die von der Staatsmacht unbehelligt?).

Okay, ich kann mir die Frage natürlich schnell beantworten – wir brauchen Rosa noch als personifiziertes Plot Device. Ohne Rosa hätte Harry nämlich gar keinen Plan, wen er nach Marys Verbleib fragen soll (wobei „London“ als Sitz der königlichen Regierung und ihres Lordrichters freilich ein guter „educated guess“ wäre). Das tut er denn auch und Rosa kunftet gerne aus, dass die ganze Baggage vor kurzem vorbeigezogen sei und zudem nur von zwei Wächtern begleitet werde (wobei jetzt ehrlich gesagt eine Blinde nicht unbedingt DIE Vertrauensperson für Headcount-Fragen ist). „Nur zwei?“, freut sich da Harry, hat er doch drei Kumpels und vier gegen zwei deucht ihm ein günstiges Verhältnis. Das aber auch nur, jedenfalls ist das insoweit meine bescheidene Ansicht, wenn Harry und seine Getreuen die Bösburschen unterwegs angreifen würden und nicht, wie nun dargestellt, nachdem die bereits in einer befestigten Anlage (und, wenn ich das richtig sehe, auch von weiteren Soldaten bemannten) ihr Nachtlager aufgeschlagen haben. Auf alle Fälle ist diese Festung groß und befestigt genug, um einen ordnungsgemäßen Temporär-Knast für die gefangenen Rebellenbräute abzugeben. In selbigem heult Mary verzweifelt vor sich hin, aber ein anderes Girl (Sally, würde ich vermuten, wenn die einen Anlass hätte, überhaupt gefangen genommen worden zu sein… schließlich steht sie, wenn auch unfreiwillig, auf Satchells und damit indirekt auf Jeffries’ Lohnliste) gibt ihr den freundlichen Ratschlag, lieber zu pennen.

Hm, ich habe Harry und seine merry men offenkundig unterschätzt – es bereitet ihnen keine gesteigerten Probleme, die Festung zu überfallen, alles und jeden zu killen, der sich dort in der falschen Uniform aufhält und die Gefangenen zu befreien.

Jeffries ist indes einmal mehr in einer selbstreflektiven Phase angekommen und schreibt sich in seinem Tagebuch das Gewissen rein. Für König und Vaterland tut er schon das Richtige, ist er sich sicher, auch wenn’s vielleicht mit ein paar Grausamkeiten verbunden ist. Palafax überbringt die frohe Kunde von der geglückten Befreiungsaktion und teilt mit, dass Satchell vermutet, Harry stecke dahinter (was jetzt auch keine geistige Glanzleistung ist, die dringend mit einem Nobelpreis gewürdigt werden müsste). Erzürnt setzt Jeffries seinen Friedrich Wilhelm unter eine Vogelfrei-Erklärung des Nachwuchslords (wir ignorieren mal ganz fröhlich, dass Satchell uns vor ungefähr 15 Minuten unterrichtete, das dies bereits geschehen sei. Who needs script continuity anyway?).

Rosa ist nicht nur blind, weise und prophetisch begabt, sondern – hat halt alles zwei Seiten – auch eine dämliche Blödblinse vor dem Herrn. Probehalber fragen nämlich ein paar von Satchells Schergen mal nach, in welche Richtung Harry und seine Leute denn geflohen seien, und falls Rosa nicht antworte, werde Mary hängen, Harry habe man eh schon erwischt und abgestochen – ungeachtet der Tatsache, dass die Fiesowatze ihr gerade mehr oder weniger unverschlüsselt durchgefunkt haben, dass Harry MIT Mary geflohen ist, mithin also noch atmend die Erdkugel zieren sollte, greint Rosa sofort, dass ihres Wissens nach Harry den Weg durch’s Moor gesucht habe (auf die Idee, WARUM die Idioten sie überhaupt ausfragen sollten, wo sie doch sowohl Harry als auch Mary nach eigener Auskunft ja schon haben, kommt die senile Tusnelda natürlich nicht). Die Goons bedanken sich artig und Rosa, die zumindest ansatzweise begriffen hat, dass sie gerade etwas furchtbar blödes gemacht hat, versichert den abziehenden Schergen, dass sie demnächst brennen werden (burn, motherfucker, burn…), ehe sie sich in einen patentierten Maria-Schell-Seelchen-Weinkrampf verabschiedet (da macht das Casting wenigstens Sinn).

Um so mehr staunt Rosa die bewussten Legosteine, als ein paar Minuten später niemand anderes als Harry und Mary in ihrer Zwei-Zimmer-Höhle stehen. „Harry wurde getötet“, schnieft Rosa, was vor allem eben jenen doch mächtig verblüffen tut. Rosa versucht die letzten Fitzelchen ihrer zweifelhaften Reputation zu retten und spielt Troi: „Ich spüre Gefahr!“ Sie empfiehlt ihren Schützlingen daher umgehende Verpfeifung, was nicht viel bringt, da die Bösbuben einen weiteren unerwarteten Anfall von Cleverness erlitten haben und sich nur im Gehölz vor der Höhle versteckt und gewartet haben, bis die gesuchten Subjekte bei Rosa auftauchen. Und schon sind Harry, Mary (und warum-auch-immer ihre gesammelte Komplizenschaft, die sich wohl auch nicht gerissener angestellt hat) (ggf. wieder) verhaftet. So dumm kann’s laufen, wenn man auf blinde Zigeunerinnen hört. Lasst Euch das eine Lehre sein oder auch nicht.

Wenn man nun alle Feinde im Sack hat, kann man dem ganzen Pöbel ja auch den Prozess machen. Jeffries macht in Sachen Schuldsprüche aus seinem Herzen keine Mördergrube – diverse von Harrys Spießgesellen werden zum Hängen & Vierteilen verurteilt, Sally soll einem hochnotpeinlichen Verhör unterzogen werden, was auch nicht gerade ein Ferienausflug nach Usedom ist, alles recht zackig durchgezogen und verkündet, nur für Harry selbst will der gestrenge Richtersmann sich dann doch ein paar Minuten Zeit nehmen und verschiebt dessen Urteilsverkündung daher auf eine baldige Mußestunde. Rosa, die, wie auch immer, aber als blinde Zigeunerhexe kann man ja fast alles, die Anhäufung von Todesurteilen telepathisch oder sonst wie visionär miterlebt, muss jedenfalls ordentlich greinen. Naja, ist ja auch alles ihre Schuld. Soll sie ein gutes Werk tun und sich aufhängen.

Im Folterkeller hat Satchell dieweil viel Spaß an der Freud und bestätigt damit meine durch vielerlei Schundfilme aufgestellte These, dass Folterknecht im Mittelalter einer der Berufe mit der höchsten Jobbefriedigung gewesen sein muss. Hm, das kommt ja wieder in Mode, vielleicht sollte ich mich doch mal bei der US-Army bewerben. Objekt Satchells zuschlagender Art ist Sally (vermute ich… macht zwar nicht wirklich Sinn, weil sie ein paar Szenen später wieder Dienstmagd Satchells sein wird, aber ich suche niemals Logik in einem Franco-Film), die von ihm mal ordentlich durchgepeitscht wird. Als aufrechte Rebellenmaid schenkt Sally ihrem Peiniger nur ein paar herzensgut gemeinte Durchhalteparolen und lässt sich in eine Bewusstlosigkeit kloppen.

Beim Lordrichter herrscht dieweil wieder Besucherverkehr. Lord Wessex begehrt eine Unterredung und hat sogar ein gerolltes Stück Papier dabei. Es ist nicht der größte Joint der Welt, sondern frohe Kunde vom Kini, zumindest aus Wessex’ Sicht. „Eine Begnadigung?“, wundert sich Jeffries, der solcherlei Unsinn von seinem Scheff nicht gewohnt ist. Nun ja, nicht ganz – zwar steht Wessex durchaus auf dem Standpunkt, der vom König persönlich unterkritzelte Wisch würde gewährleisten, dass sein Sohnemann nicht bei nächster Gelegenheit dem Henker überantwortet wird, aber es ist halt mitnichten ein offzielles Pardon, sondern mehr so eine Art unverbindliche Empfehlung an Jeffries, Harry, wenn’s dem Richter nicht allzu ungelegen käme, freizulassen. Damit, bemerkt Jeffries, liegt die Entscheidung weiterhin bei ihm und seiner weißen Lockenperücke, und weil Harry ihn jetzt schon eine ganze Weile ärgert, soll der Bursche nun exekutiert werden, königlicher Gnadenwunsch her oder hin. Dieser Mann ist härter als der Gouvernator. Wessex findet begreiflicherweise die richterliche Einlassung nicht wirklich lustig und wünscht dem Gnadenverweigerer, einmal bei einer Hinrichtung zukucken zu müssen (sollte man vielleicht auch Arnie empfehlen), Jeffries belässt es nämlich offensichtlich beim Aussprechen der Urteile und interessiert sich für die tatsächliche Umsetzung nicht wirklich. Frustriert dampft Wessex ab.

Nach längerer Grübelphase bestellt Jeffries bei Palafax Mary Gray (ich verkneife mir krampfhaft jegliche Earl-Grey-Witze. Ich bitte dies zu würdigen). Ketch, Jeffries’ Chefhenker, nimmt dies zum Anlass, die Gemeinte mit einem Beispiel des berühmten britischen schwarzen Humors zu konfrontieren: „Jetzt bist du dran“, eröffnet er der Entsetzten, bevor er die „war-nur-Spaß-der-Richter-will-dich-sehen“-Wahrheit rausrückt. Ein echter Scherzkeks und bestimmt zwölfmal im Jahr Mitarbeiter des Monats im Dungeon. Aus eher unerfindlichen Gründen, und sei’s, weil er seine humoristischen fünf Minuten noch nicht voll ausgeschöpft hat, führt er Mary nicht, wie ihm aufgetragen, gleich zum Richter, sondern führt ihr vorab noch ein wenig praktische Folteranwendung am (knapp noch) lebenden Objekt in Form einer mir bislang unbekannten (und auch nicht weiter in Erscheinung tretenden) Blondine vor, mit dem mittelalterlichen Folterknecht-Äquivalent eines „du bist die Nächste“ auf den fröhlichen Lippen. Dann zwingt er Mary dazu, die Gefolterte (die selbstredend, wie es sich für ein ordentliches weibliches Folteropfer gehört, splitterfasernackig ist) ausführlich und eingehend abzulecken (ich schätze, rein aus hygienisch-medizinischen Erwägungen. Das Blut muss ja irgendwie runter von der Lady). Yummy. Das Motto lautet: wie prügele ich eine Lesbenszene in einen Film, der keine hergibt… aber wer wird sich beschweren wollen? Und ja, Jess Franco konnte auch 1969 nicht mit Zoom und/oder Weichzeichner umgehen…

Nachdem Ketch sich an der Zwangsorgie satt gesehen hat, gelingt es Sally, begünstigt durch ein Ablenkungsmanöver seitens einer Mitgefangenen, Mary während der Ankleide nach einem Zuberbad (schließlich möchte der Lordrichter schon einigermaßen saubere Mädels empfangen) beiseite zu nehmen und ihr ein Messer zuzustecken (von dem ich mal wieder gar nicht wissen möchte, wie sie da rangekommen sein will…). Die Absicht ist klar – Mary soll den Richter im Rahmen der gewährten Privataudienz mal eben abstechen.

Immerhin, schnieke hat man Mary rausgeputzt. Auch Jeffries gefällt, was er da sieht und was ihm gefällt, das will er haben, da ist er wie´n Kleinkind. Demzufolge stellt er ihr die berühmte Frage, bei der wir zwar ungefähr ´ne Stunde vorher auch schon waren, wenn auch in leicht veränderter Konstellation. Er hat Harry und die Mittel, den legitim um die Ecke zu bringen, aber wenn Mary ein bisschen lieb ist usw. Es spricht wohl doch für sich selbst, dass Mary sich zwar nicht überwinden konnte, ihre eigene Schwester vor dem Hexengrill zu retten, indem sie sich Jeffries hingab, mit Harrys armseligem Leben on the line aber mal fünfe grade sein lässt und den Richter über sich drüberrutschen lässt (wer Angst hat, Christopher Lee unten ohne sehen zu müssen – nö, Chris hält sich aus der Sexszene raus und wird von genau EINER Hand, die verdächtig jugendlich aussieht, gedoubled, die diverse erogene Zonen Marys erkundet. Hauptsächlich aber sehen wir Marys leiderfüllte Visage. Würde mich nicht wundern, wenn Mr. Lee auch erst bei der Premiere gesehen hat, was Franco da zusammengedreht hat).

Da 1685 die Zigarette danach noch nicht erfunden war, beschränkt Jeffries sich nach vollzogener Verrichtung auf ein postkoitales Glas Wein. Mary erkundigt sich besorgt, ob sie durch ihren Körpereinsatz (naja, steif wie´n Brett lag sie da. Richtig Laune gemacht hat das Jeffries vermutlich auch nicht) nun Harrys Hals gerettet hat. Schon irgendwie, denn Jeffries verkündet, dass Harry sich auf ein neues Leben als Plantagenarbeiter in den Kolonien jenseits des Wassers vorbereiten darf. Das ist der undankbaren Mary jetzt auch nicht Recht (what did she expect? Ich meine, er wird nicht hingerichtet, das ist doch das, was sie wollte…), weswegen sie mit einem entrüsteten „Du Teufel“ und dem Leihmesser auf Jeffries losstürzt. Teufel oder nicht, Jeffries hat jedenfalls keine Lust darauf, sich erstechen zu lassen und überwältigt Mary mühelos. Für den Affront soll sie im Tower von London schmachten (was mich wieder mal darüber grübeln lässt, WO diese Szene jetzt eigentlich spielt… die Geographie in diesem Streifen ist, äh, interessant).

Dieweil, im Kerker. Ein „anständiger“ Wärter informiert den Gefangenen Truro, einen von Harrys Kumpeln, dass die ersten Hinrichtungen anstehen (Sally hat´s rausgefunden und weitergetratscht). Was folgt, ist ein Musterbeispiel für „stille Post“-mäßige Informationsalteration. Wir erinnern uns: Der Wärter sagt folgendes: „Morgen beginnen die Hinrichtungen“. Truros Version an Harry lautet: „Morgen beginnen die Hinrichtungen, außerdem werden die Frauen in die Plantagen in der Neuen Welt geschickt!“ Da hat jemand eine blühende Fantasie oder den totalen Durchblicksstrudel gefrühstückt. Für Harry ist damit die Zeit zum Handeln bzw. zum Ausbruch gekommen. Da er mit seinen Kollegen aber angekettet ist, muss ihm da schon der Zufall in die Karten spielen und der heißt Satchell. Dem nämlich fällt nix besseres ein, als Harry in der Zelle zu besuchen und ihm auf die Nase zu binden, dass er nur noch ein paar Stunden zu leben hat. Tja, liebe Bösburschen, ihr werdet es nie lernen. Man verarscht den Gegner erst, wenn er schon tot ist, ansonsten droht Ärger. Truro und Harry können Satchell nämlich, trotz der Bewegungseinschränkung durch die schweren Eisen, in Gemeinschaftsarbeit Satchell k.o. schlagen und ihm die Schlüssel (die der natürlich treudoof in der Hosentasche spazierenträgt) abknöpfen. Jail break 1685! Aber soviel Zeit, um mit Satchell abzurechnen, muss natürlich sein. Truro organsiert ein impromptu-Gericht aus den Mitgefangenen, und die sind sich selbstverfreilich einig, dass Satchell ein fieser Halunke ist, der schuldig wie die Sünde dringlichst aufgeknüpft werden sollte. Dieweil Satchell auf kleinlauter Schleimscheißer umschaltet und Harry an die guten alten Zeiten erinnert, erinnert sich auch jemand anderes, nämlich das Mädel (das ist also wohl doch nicht Sally, auch wenn mich der Schlag treffen soll, wenn ich weiß, WER die nun ist), das er vorhin ausgepeitscht hat. Die Gute ist nachtragend und der Ansicht, hängen wäre für den Bastard noch viel zu harmlos. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, wo Franco seine tolle „let´s massacre that bitch“-Idee in „Greta: Haus ohne Männer“ her hat… Satchell wird nämlich von den aufgebrachten Rebellen, die den Vorschlag des Mädels für eine töfte Idee halten, mit Händen, Klauen und Zähnen zerfetzt usw. Harry mag nicht mitspielen, klemmt sich Truro unter den Arm (und ruft Sally zu sich… jetzt kapier ich mal wieder gar nix mehr) und geht stiften.

Allerdings kommt die Blase nicht weit, schon auf dem Hof werden die Flüchtigen von Soldaten mit gezückten Lanzen umzingelt. Lange Kerkerhaft macht aber offenbar farbenblind, denn Harry und seine Getreuen kapieren nicht wirklich, dass die Lanzenschwinger blaue Uniformen tragen und damit offiziell Gefolgsleute von Wilhelm von Oranien und damit ihre Buddys sind… Das Missverständnis klärt niemand anderes als Harrys alter Herr, Lord Wessex, der sich höchstpersönlich als Anführer des Oranier-Trupps outet. Mehr als die fadenscheinige Ausrede, in seiner exponierten Lage als Lord halt „low profile“ gehalten haben zu müssen, fällt dem Lord aber nicht ein, um zu erklären, warum er seinen Sohnemann bislang nicht stärker moralisch unterstützt hat. Na ja, das kann man ja auch noch später vor´m Kamin im Familienschloss klären, Harry hat andere Sorgen – was ist mit Mary? Der Lord weiß Bescheid – die wird mit anderen Frauen gerade nach London gekarrt, aber Harry soll sich mal nicht ins Knie machen, der Konvoi ist langsam unterwegs und nur schwach bewacht…

Ungeachtet der politischen Realitäten ist Jeffries bester Laune und haut in die Orgeltasten – er ist zum Lordkanzler Englands befördert worden und damit von allerhöchsten Gnaden der zweithöchste Käse des Landes. Palafax wagt es darauf hinzuweisen, dass man sich in der gegenwärtigen Situation darauf nicht so wirklch viel einbilden könnte, wo die Oranier schon mächtig dabei sind, das ganze Land zu erobern und König James sich als feige Socke bereits nach Fronkreisch abgesetzt habe. Jeffries ist uneinsichtig – er ist der Lordkanzler, es ist seine heilige Pflicht, diesen Job auch ordentlich zu erledigen, und das kann man halt nur von London aus, auch wenn James Jeffries dringlich jenseits des Ärmels erwartet. Und abgesehen davon ist Jeffries eh wurscht, wer unter ihm König ist. Diese Ansicht muss er allerdings revidieren, als Wessex mit ein paar Soldaten sein Arbeitszimmer entert und ihm wieder mal eine gerollte Botschaft unter die Nase hält. „Ein Todesurteil für sie“, grinst Wessex süffisant und kann sich die Bemerkung nicht verkneifen, dass der Schuldspruch auch vom König himself (wenn auch wohl kaum von dem, den Jeffries für den korrekten halten würde) ratifiziert wurde. „Verräter“, zischt Jeffries. „Nein, SIE haben England verraten“, kontert Wessex, was ich bei aller Sympathie für die Seite der Oranier jetzt nicht wirklich unterschreiben würde. Ist ja aber auch egal.

Dafür, dass der Gefangenentransport „langsam und schlecht bewacht sein soll“, legt der Konvoi (auch wenn´s sehr seltsam ist, dass der einfach so durch die Lande tuckert, dieweil die Oranier schon London und alle wesentlichen Gegenden erobert zu haben scheinen) ein flottes Tempo vor und wird immerhin von einem knappen Dutzend bewaffneten Reitern eskortiert (scheint mir nicht unverhältnismäßig wenig zu sein, wo im Holzkäfig auf der Kutsche doch immerhin drei oder vier Frauenzimmer inkl. Mary hocken). Harry attackiert mit seiner schnellen Eingreiftruppe – der Kampf ist kurz, heftig und erfolgreich. Binnen weniger Sekunden liegen die Bewacher tot im Staub der Feldwege (und zumindest für ein Pferd möchte ich keine Garantien abgeben) und Harry kann seine geliebte Mary aus dem Käfig geleiten. Hach, da geht einem doch das Herzelein auf.

Nicht ganz so guter Dinge ist dagegen Jeffries, der jetzt selbst mal die Annehmlichkeiten einer Gefängniszelle in Anspruch nehmen darf. Er ist ziemlich angefressen – wie kann es sein, dass jemand wie er, der selbstlos im Dienste der Gerechtigkeit agierte, jetzt selbst verurteilt wird? „Die Geschichte wird mich gerecht beurteilen,“ gibt er sich unrealistischen Hoffnungen hin. Immerhin ist seine Zelle eine mit Aussicht, allerdings nur solcher direkt auf den Richtplatz, wo gerade eine Hinrichtung vollzogen wird (geht´s da Palafax an den Kragen? Das wäre ungerecht, der war ja auch nur Diener…). Der Henker ist niemand anderes als Ketch, der seinen Job behalten durfte (klar, der Kerl ist unpolitisch, der hat einfach nur Spass an der Arbeit. Und motivierte Mitarbeiter sind halt schwer zu finden). Der bedauernswerte Delinquent wird kurz gehängt und dann per Axthieben mittschiffs seiner vitalen Organe beraubt. Da wird dem kaltherzigen Richter ziemlich übel – sogar so übel, dass er sich in einen Herzinfarkt verabschiedet und Wessex, als der ihn zur Exekution abholen will, nur noch ein „Sie hatten Recht – ich hab´s nicht gewusst…“ ins Ohr röcheln kann. Abgang Richter und Ende Film.

Mein Gedächtnis hat mich nicht völlig getrogen – auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich an kaum etwas erinnern konnte, was nach Alicias Verbrennung passierte, kann ich meinem Erinnerungsvermögen insoweit zustimmen, dass „Der Hexentöter von Blackmoor“ einer der technisch und handwerklich besten Jess-Franco-Filme ist. Das ist jetzt natürlich nicht so das Mörder-Kompliment, das man einem Film machen kann und heißt vor allen Dingen nicht viel, weil „technisch und handwerklich gut“ bei Franco nicht automatisch zu „unterhaltsam“ wird (als Beispiel sei seine „Jack the Ripper“-Verfilmung mit Kinski angeführt, die von den handwerklichen Aspekten her auch voll in Ordnung geht, trotzdem aber ein fast zweistündiges Exerzizium in Ödnis darstellt). Der „Hexentöter“ allerdings hält über weite Strecken die Balance zwischen Franco´schem Sleaze, Bemühen um eine sinnvolle und nachvollziehbare Story und technischer Kompetenz.

Einer der großen Vorteile des Films ist freilich, dass Franco aus Funktionen wie „Drehbuch“ und „Finanzierung“ rausgehalten werden konnte. Dadurch ist das Script bis auf wenige Ausnahmen einigermaßen sozialverträglich (geschrieben hat´s u.a. Harry Alan Towers selbst unter seinem Autoren-Pseudonym Peter Welbeck) und die production values annehmbar, auch wenn niemand den Film mti einer Hollywood-Major-Produktion verwechseln wird. Da Towers zwar ein elender Sparfuchs ist, seinerzeit aber recht gut im Geschäft war, nicht am Hungertuch knabbern musste und damit auch ein paar Pfund Sterling wieder IN seine Filme stecken konnte (und zudem clever genug war, drei weitere Produktionsfirmen mit ins Boot zu holen), sieht der Film recht authentisch aus (und vermeidet Peinlichkeiten wie notdürftig abgehängte Verkehrsschilder in „Hexen bis auf´s Blut gequält). Aber der Reihe nach, Ihr seid an dieser Stelle ja erst mal die Drehbuchschelte gewohnt.

Erdacht wurde die Plotte, wie gesagt, Towers selbst, die Ausformulierung übernahm sein gedungener Scherge Anthony Scott Veitch (der in seiner überschaubaren Vita ansonsten von „Bedeutung“ nur noch die Edgar-Wallace-Abenteuer-Verfilmung „Coast of Skeletons“ mit Heinz Drache und Dietmar Schönherr, selbstredend Towers-produced, stehen hat). Noch wesentlich stärker als der rein deutsche „Hexenb is auf´s Blut gequält“ orientiert sich der „Hexentöter“ an Reeves´ „Witchfinder General“ – wo bei Reeves aber politische Allegorie Programm war und die Folterszenen mehr oder weniger nur illustrieren sollten, wie man aus einem vergleichsweise „normalen“ Menschen einen an Grausamkeit seinen Peinigern mindestens ebenbürtigen Fanatiker strickt, dient die historische Rahmenhandlung bei Franco – auch wenn der sich für diesen Film sicher wieder den Lorbeer eines ungeheuer relevanten Politfilmers ans Revers tackert – nur als Backdrop für eine Aneinanderreihung relativ austauschbarer Action- und Sleazeszenen, wobei auch in der ungekürzten Fassung (dazu ganz unten dann etwas mehr) der Exploitation-Anteil verhältnismäßig gebremst bleibt.

Dem Drehbuch fehlt also beinahe völlig die politische Schärfe, auch wenn man immerhin positiv überrascht konstatiert, dass trotz der betriebenen Schwarz-Weiß-Malerei versucht wird, aus Jeffries kein reines Monster zu machen, sondern ihm zumindest ansatzweise einen inneren Konflikt anzudichten (das geht dann sogar soweit, dass Jeffries sogar eine Art Läuterung durchmachen darf), sondern präsentiert sich als episodenhaftes Sammelsurium, indem die Charaktere pausenlos verhaftet werden, fliehen, wieder verhaftet werden usw. usf. Immerhin kommt dadurch einigermaßen Tempo in die Plotte, denn eins trifft auch beim „Hexentöter“ zu – Franco ist, vom filmischen Standpunkt her gesehen, selten bis nie in der Lage, durch inszenatorische Mittel einem Film Beine zu machen und auch der „Hexentöter“ macht da keine Ausnahme – viele Szenen sind einfach unnötigerweise zu lang. Durch die vielen Schauplatzwechsel und die nicht unbedingt abwechslungsreiche, aber zumindest einigermaßen flotte Gangart des Scripts verkommt der Streifen nicht zu einem derartigen Ausbund an geballter Langeweile wie die ungeschnittene Fassung von „Marquis de Sade: Justine“ oder der schon zitierte „Jack the Ripper“.

Dennoch hat das Script seinen Schwung eigener Probleme – der erste Akt, der sich primär um Alicia dreht, ist streng genommen für die Story überflüssig. Die eigentlichen Hauptakteure des Films, Mary und Harry, werden dadurch erst relativ spät in die Geschichte eingeführt, was der ganze Subplot um „Mutter Rosa“ soll, ist mir völlig schleierhaft (naja, produktionstechnisch ist mir das völlig klar – Maria Schell war grad greifbar, ein großer Name, speziell für´s Geschäft in Deutschland, da schreibt man halt schnell zwei-drei zusammenhanglose Szenen ins Drehbuch – und dass die Schell sich nicht höchstpersönlich foltern lässt, obwohl sie die einzige „echte Hexe“ im Film ist, liegt ja auch auf der Hand), Geographie und Zeitabläufe sind bestenfalls äußerst suspekt (wobei da durchaus die deutsche Synchro einiges verbrochen haben kann – leider beinhaltet die XT-Scheibe keinen englischen Ton), ja, und aus dem Sally-Charakter werde ich, wie sich oben nachlesen lässt, irgendwie nicht schlau (wenn´s doch zwei verschiedene Figuren sind, appelliere ich hiermit einmal mehr an alle Filmemacher dieser Welt, Schauspieler zu casten, die man voneinander unterscheiden kann). Auf der Haben-Seite verbucht das Script ausgerechnet einen politischen Punkt, den „Witchfinder General“ kaum oder nur nebensächlich machte: dass die „Hexenjagd“ von der regierenden Kaste instrumentalisiert wird, um politische Feinde abzuservieren und der okkulte Schmafusi nur vorgeschoben wurde, um den Pöbel zufriedenzustellen, stellt der Franco-Film offen heraus (Reeves hatte da einen anderen, subtileren Ansatzpunkt), ohne allerdings wirklich etwas daraus zu entwickeln.

Gefällig sind einige Charakterisierungen – Jeffries selbst ist, wie angedeutet, keineswegs das blutrünstige Monster diverser Verleihtitel (schließlich kuckt er sich selbst die Hinrichtungen nicht mal an, geilt sich also nicht daran auf), sondern laboriert durchaus unterbewusst an seinem Job, redet sich aber ein, wahrhaftige Gerechtigkeit zu üben und in deren Namen halt auch mal grausam und brutal sein zu müssen (das könnte man fast HEUTE als politische Allegorie sehen). Völliger Quatsch ist natürlich der XT-Coverblurb „CHRISTOPHER LEE IN SEINER HÄRTESTEN ROLLE“, alldieweil der Jeffries-Charakter ja nie persönlich Hand anlegt (und in der „Sexszene mit Maria Rohm lässt sich Lee ja von einer unkreditierten Stunt-Hand vertreten). Kein anderer Charakter erfährt eine derartige Differenzierung, auch wenn Lord Wessex passabel gezeichnet ist und sogar, gasp, Mary, wenn auch wohl eher by accident als by design, erfährt eine gewisse Zwiespältigkeit (so ist sie nicht bereit, für Alicias Leben mit dem Richter in die Kiste zu hüpfen, für Harry aber schon, und die Bestechung von Henkern, das Leiden der Delinquenten zu verkürzen, ist zwar historisch verbürgt, kommt aber dennoch ziemlich schockiernd rüber). Plumpe edler-Held- bzw. pöser-Schurke-Figuren sind Harry und Satchell, der kleine Gag am Rande, dass Folterknecht Ketch nach dem Machtwechsel seinen Beruf weiter ausüben darf, ist nett und fies.

Insgesamt kann man wohl drehbuchmäßig nicht sonderlich meckern – tiefschürfendes a la „Witchfinder General“ darf man von einem Streifen, der als schneller cash-in zu einer aktuellen Vogue gedreht wurde, und dann eben noch von Jess Franco, nicht erwarten, da freut man sich lieber über die positiveren Aspekte und darüber, dass das Script stimmiger ist als das des rein teutonischen Konkurrenzprodukts „Hexen bis auf´s Blut gequält“ (und ich bin wieder einmal daran erinnert, dass ich mir jetzt noch Adrian Hovens „Hexen – Geschändet und zu Tode gequält“ ankucken muss, damit ich alle wichtigen Hexploiter abhaken kann).

Filmtechnisch bescheinige ich, wie bereits erwähnt, Jess Franco eine recht souveräne Leistung – für seine Verhältnisse, wohlgemerkt. Dank des wohl für Franco opulenten Budgets sieht der Film ziemlich gut aus – gut gewählte Locations und dezent, aber zumindest glaubhaft eingerichtete Sets verleihen dem Streifen tatsächlich einen akzeptablen 17th-Century-Look, was auch für die Kostüme gilt. Manuel Merino, zu dieser Phase von Francos Karriere dessen Stamm-DOP (und auch verantwortlich für die Fotografie des Perry-Rhodan-Films), kommt weitgehend ohne die gewohnten Trademarks eines Franco-Films aus, d.h. die Kamera erweist sich als relativ uninspiriert, aber dafür zumindest handwerklich sinnvoll eingesetzt – was wir sehen sollen, sehen wir tatsächlich, die sinnlose Zoomerei hält sich in Grenzen, (in der aufoktroyierten Lesben-Szene konnte Franco wohl nicht an sich halten und befahl Merino einens einer gefürchteten „warum-sollten-wir-schärfer-stellen-wenn-wir-ranzoomen“-Shots; in selbiger Szene kommt auch Francos „durch-irgendwas-durchfilmen“-Tick am besten zum Ausdruck), dafür gibt´s ab und an mal interessante (und nicht nur aus Abseitigkeitsgründen interessante) Einstellungen und Kamerawinkel. Die Actionszenen (es gibt zwei größere… die große Schlacht zwischen Harrys Rebellen und den Regierungstruppen und die Gefangenenbefreiung im Finale) sind angemessen – kein großes episches Schlachtenkino, aber einigermaßen akzeptable Darstellung kleinerer Scharmützel mit soliden, wenn auch bestimmt nicht sonderlich tierfreundlichen Stunts und achtbarem Aufwand.

Die Musik besorgt Italo-Altmeister Bruno Nicolai, dessen Scores oft besser waren als die Filme, die sie beschallten. Der Score zum „Hexentöter“ ist nicht sonderlich memorabel, aber stimmungsvoll und atmosphärisch durchaus passend. Muss ich nicht als Soundtrack-CD haben, funktioniert im Rahmen des Films aber gut.

Dann also zum Sleaze-Gehalt… okay, die meisten großen Filmdatenbanken und -nachschlagewerke führen den „Hexentöter“ als „Horror“, was natürlich vollkommener Tinnef ist. Der Streifen ist, machen wir uns nichts vor, ein Historiendrama, das man mit einigen (und nicht so zahlreichen, wie uns die Propaganda glauben machen will) Folterszenen für die Bahnhofskinocrowd „aufgewertet“ hat. Von „Horror“ keine Spur. Geschenkt, wir reden von einem Film aus dem Jahre 1970 und dem zeitgenössischen Publikum fehlten 35 Jahre mit den Bethmanns, D´Amatos und Fulcis dieser Welt, aber schon an einer Tatsache kann man festmachen, dass die Folterszenen nicht SO im Mittelpunkt stehen wie allgemein getan wird (womit der Film übrigens auch in guter Gesellschaft mit den aufs Blut gequälten Hexen steht, obwohl dort sicherlich mehr gefoltert wird als hier) – die gut 20 Minuten, um die man die alte deutsche Videofassung (die nun wiederum mit der deutschen Kinofassung identisch sein sollte) erleichtert hatte, enthalten mitnichten graphische Folterexzesse, sondern betreffen hauptsächlich Handlung und hierbei ironischerweise die meisten Momente, die aus Richter Jeffries einen dreidimensionalen Charakter machen (die meisten politischen Anspielungen sowie seine Selbstzweifel; außerdem lege ich für die Sexszenen nicht meine Hand ins Feuer); der Folterkrams scheint mir nach oberflächlicher Sichtung auch in der alten 82-Minuten-Fassung weitestgehend intakt gewesen zu sein.

Der deutsche Verleihtitel ist, fällt mir grad noch ein, übrigens Kappes – ein Ort namens „Blackmoor“ wird im ganzen Film nicht mit einer Silbe erwähnt…

Was haben wir dann an bösen Abgefeimtheiten? Alicia auf der Streckbank – von der Umsetzung her ziemlich simpel (man braucht nur einen leidenden Gesichtsausdruck und ein bissl Kunstblut), eine Auspeitschung und das Folter-Potpurri aus Jeffries´ Alpträumen (sicherlich die härteste Einlage des Films, da hier auch mal wirklich graphisch voll draufgehalten wird). Die „Verbrennung“ Alicias ist effekttechnisch sehr schlicht (und arg offensichtlich) per Dummy gelöst (und ich wundere mich immer noch über mein Gedächtnis, ich hätte wetten mögen, dass es ZWEI Verbrennungen gibt. Aber das hab ich wohl mit „Hexen bis auf´s Blut gequält“ durcheinander geworfen); die Darmentfernung des Hinrichtungsopfers im Schlussbild gibt´s nur aus ´ner weiten Totalen, da reicht ein roter Farbfleck auf dem weißen Hemd des Delinquenten. Nackte Tatsachen gibt´s nicht in rauhen Mengen, aber zumindest oft genug, sogar für drei Beinahe-Softsex-Szenen hat´s gereicht (Harry und Mary spielen im Heu, Mary und ihre Zwangsgespielin im Folterkeller, Mary wird von des Richters Hand befummelt). In den Actionszenen wird reichlich, aber unblutig gestorben.

Zu den darstellerischen Leistungen – Christopher Lee wage ich nicht endgültig einzuschätzen. Einerseits fand ich persönlich seine Performance ziemlich gut (und da Lee immerhin dreimal mit Franco zusammenarbeitete, kann er nicht völlig unwillig gewesen sein), andererseits kann man´s manchmal auch anders verstehen – wenn Lee in seiner Richterrobe hinter seinem Richtertisch lümmelt, als würde ihm der ganze Prozess tierisch auf die Nüsse gehen, mag man das als bewusste Regieentscheidung begreifen oder als Statement des Schauspielers, dass ihm grad fürchterlich langweilig ist, aber die Gage halt gern kassieren möchte. Ich denke, dass man Lee aber durchaus nahegelegt hat, sich von der Rollenanlage her an Vincent Price im „Witchfinder General“ zu orientieren, d.h. nach Möglichkeit nicht zu overacten und den Charakter eher „matter-of-factly“ anzulegen. Man kann sich wohl darauf einigen, dass Lee nicht sein ganzes schauspielerisches Herzblut in die Waagschale geworfen hat, aber ein Lee auf 80 % ist besser als so mancher anderer mit 110 %…

Zu Maria Schell hab ich schon kurz angemerkt, dass ihr Mitwirken sicher allein kommerziellen Erwägungen geschuldet ist. Ihr Charakter tut nichts zur Sache und hat auch maximal fünf Minuten Screentime, was immerhin für zweitrangiges Billing reicht. Die Schell, die sich nach „99 Mujeres“ nicht zu schade für einen zweiten Franco-/Towers-Auftritt war, trägt wie üblich ihren leidenden Gesichtsausdruck spazieren, der mich unwillkürlich immer wieder auffordert, aktive Sterbehilfe leisten zu wollen. Dass sie drehbuchgemäß blind ist und damit ihren eh schon pathetischen Blick auch noch völlig leer in die Landschaft stiert, hilft ihr nicht wirklich…

Eine sehr passable Vorstellung bietet Leo Genn als Lord Wessex, der auch das richtige Maß findet und vergleichsweise nuanciert agiert. Der Eurotrash-Fan kennt Genn aus „Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse“, „A Lizard in a Woman´s Skin“ oder Pete Walkers „Frightmare“. Österreichische Beteiligung ist in Form von Hans Hass jr., seines Zeichens Sohn des Tauch-Pioniers Hans Hass, zu verzeichnen. Der ansehnliche Jüngling wollte in den 70er Jahren offenbar auf Teufel komm raus irgendeine, völlig egal welche, Showkarriere machen und spielte in einigen Exploitern wie diesem, dem „Jungfrauen-Report“ und dem „Urlaubs-Report“ und wurde 1974 letztmalig im kultverdächtig betitelten „Ein toter Taucher nimmt kein Gold“ auffällig, befleißigte sich aber parallel noch einer überschaubar erfolgreichen Karriere als Schlagerbarde, die ihn auch einige Male in die ZDF-Hitparade führte. Eine totale Niete als Akteur ist er nicht, aber eine in irgendeiner Form memorable Leistung kann er nicht anbieten.

Wobei ihm halt auch anatomisch die Möglichkeiten fehlen, die die Damen im Cast haben… Maria Rohm und Margaret Lee können im Zweifel halt blank ziehen und das zeigen, womit der Herrgott sie gesegnet hat und so punkten. Die Rohm, eine Towers-Entdeckung für die „Sumuru“- und „Fu Man Chu“-Filme, die sich dann schnell zur Franco-Stammaktrice entwickelte und auch in „Eugenie“ und „Nachts, wenn Dracula erwacht“ dabei war, sieht wie auch ihre Filmschwester Margaret Lee (zahllose Eurospy- und Spät-Wallace-Verfilmungen) schmuck aus, wird nicht von überragendem schauspielerischen Talent behindert, fällt aber auch nicht negativ auf (das waren halt noch Zeiten, als Jess Franco sowohl noch hübsche als auch nicht völlig untalentierte Schauspielerinnen auftreiben konnte. In beiden Kategorien war der gute Jess ab spätestens Ende der 70er nicht mehr wirklich wählerisch).

Milo Quesada (Satchell) kann immerhin darauf verweisen, in Mario Bavas „Drei Gesichtern der Furcht“ mit von der Partie gewesen zu sein und spielte sonst hauptsächlich in Italowestern der zweiten Kategorie. Als fieser Satchell hat er ein wenig Spass, aber nicht soviel wie Francos Ober-Spezi Howard Vernon, der als Folterknecht Ketch die Rolle seines Lebens spielt und mit einer solch sichtlichen Motivation bei der Sache ist, dass man fast schon wieder ins Grübeln kommen könnte – das nimmt sich jedenfalls nix mit der ähnlich, äh, unterhaltsamen Darbietung der gleichen Rolle in „Hexen bis auf´s Blut gequält“ von Herbert Fux.

In der 103-minütigen ungekürzten Version ist „Der Hexentöter von Blackmoor“ bei den Ösis von XT-Video erschienen (wie gesagt wahlweise limitiert als große Hartbox oder in der kleinen Buchbox). Der anamorphe 2.35:1-Transfer reißt keine Bäume aus, kann aber für einen 35 Jahre alten Schundfilm absolut zufriedenstellen. Da und dort gibt´s kleinere Defekte und die Farben scheinen mir ab und an leicht zu schwanken, das ganze könnte sicherlich deutlich schärfer sein, auch Kompression (Nachzieher sind aktionsreichen Szenen durchaus zu bemerken) und Kontrast (speziell in dunklen Szenen) könnten besser sein, aber summa summarum ist das passabel – nicht Blue-Underground-Niveau (obwohl ich gewisse Vermutungen habe, wo der Print herkommt), aber besser als Laser Paradise oder Astro 🙂

Das kann man leider nicht über den Ton sagen, der wahlweise in Dolby 5.1 oder 2.0 genossen werden kann – bedauerlicherweise nur auf Deutsch mit untertitelten englischen Szenen für die vormaligen Kürzungen. Etwas nervig ist hierbei, dass die deutsche Synchronfassung etwas seltsam erstellt wurde – die deutsche Tonspur wiederholt nämlich oft Sätze, die die Darsteller eigentlich in gerade gesehenen, vormals gekürzten, untertitelten Szenen gesprochen hat, mit der Folge, dass die „tatsächlichen“ Originaldialoge in der Synchro unter den Tisch fallen. Da kann XT nicht ursächlich was dafür, weil die DF nun mal in der Form vorlag und der damalige Bearbeiter das wohl für eine gute Idee hielt, um den Film etwas zu straffen, ohne zuviel Information zu verlieren, aber es nervt auf die Dauer ziemlich – nichts ist störender als Redundanz. Um so bedauerlicher, dass keine englischsprachige Tonspur vorliegt. Die Tonqualität selbst ist nicht überragend, wobei der 2.0-Ton etwas weniger dumpf klingt als der 5.1er. Beide Versionen bringen aber ein leichtes Rauschen mit. Die Untertitel in den eingefügten Szenen liegen manchmal deutlich daneben…

An Extras hat sich XT nicht überschlagen. Wir bekommen den Trailer, einen TV-Spot (für ein Drive-In-Double-Feature), eine Fotogalerie und eine Artwork-Galerie. Die andere Company mit ´nem X im Namen hätte zumindest vermutlich ein Franco-Interview aufgetan…

Es ist mit „guten“ Francos so eine Sache – wenn der Herr mal handwerklich nicht pfuscht und einen plausiblen Cast zur Verfügung hat, ist der ganze Schmu dann gerne mal weniger unterhaltsam. Auch „Der Hexentöter von Blackmoor“ ist kein Partyfetzer und Tempobolzer, sondern ein eher gemächliches Drama mit gelegentlichen Exploitation-Einlagen. Die 20 Minuten, die wir im deutschsprachigen Raum nun erstmals „genießen“ dürfen, tun dem Film, wie´s auch bei „Justine“ schon zu verzeichnen war, vom Pacing her nicht wirklich gut (auch wenn sie die Handlung ausnahmsweise mal wirklich erweitern) – Franco ist halt, wenn losgelassen, ein erstklassiger Zeittotschläger und dazu in der Lage, eine Szene, die andere Regisseure in 30 Sekunden erschöpfend abhandeln würden, zu einem lockeren Dreiminüter aufzubauschen. Dennoch entlasse ich den Streifen mit einer Empfehlung auf den weiteren Lebensweg – die Mankos werden durch die guten production values, die passablen Darsteller und die beinahe komplett durchgezogene Ernsthaftigkeit im Stile des Reeves-Vorbilds beinahe völlig aufgewogen. Ich würde nicht soweit gehen und den „Hexentöter“ als „gelungenen Film“ bezeichnen, aber er beweist, dass Franco, wenn Zeit, Mittel und Cast stimmen, durchaus mal was abliefern konnte, das einem ansehbaren Film recht nahe kommt. Über die Längen des Films trösten die Exploitation-Elemente hinweg, die dabei sowohl von Quantität als auch „Qualität“ im Rahmen des Goutierbaren bleiben (Moralapostel können sich natürlich trotzdem drüber erzürnen, aber wenn man diesen Franco mit einem „Imprint“ vergleicht, darf sich Miike schon als größerer Schmutzfink titulieren lassen). Wer grundsätzlich keine Franco-Filme sieht, sollte diesem hier eine Chance geben – es ist wohl der gelungenste Kompromiss aus „echtem Film“ und „echtem Franco“, den der Spanier zuwege gebracht hat; keine delirierende Surrealität wie in „Vampyros Lesbos“, keine extreme Langeweile wie in „Jack the Ripper“, keine extremen Sleazigkeiten wie in „Greta – Haus ohne Männer“. Wer allerdings einen tüchtig flotten Film ohne übertriebenen Handlungsballast sucht, sollte nach der alten deutschen Videofassung Ausschau halten, die das Wesentliche (Sex und Gewalt also) beinhaltet und auf den „überflüssigen“ Storykrams verzichtet…

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


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