Der Hammer

 
  • Deutscher Titel: Der Hammer
  • Original-Titel: No Holds Barred
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  • Regie: Thomas J. Wright
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Rip Thomas (Hulk Hogan)
    Samantha Moore (Joan Severance)
    Brell (Kurt Fuller)
    Zeus (Tony „Tiny“ Lister jr.)
    Randy (Mark Pellegrino)
    Ordway (Charles Levin)
    Unger (David Paymer)
    Craig (Patrick O´Bryan)
    Jake Bullet (Bill Eadie)
    Bubba (Stan Hansen)


Vorwort

Abt. Retro Reviews voll auf die Omme.

Ich hatte ja schon angekündigt, dass ich zwischendurch immer wieder mal ein altes VHS-Schatzi besprechen möchte – auch von unserem heutigen Film gibt´s meines Wissens zumindest in Germanien keine DVD-Veröffentlichung (warum eigentlich nicht?).

Der Hammer bzw. No Holds Barred (das ist ein Ausdruck aus dem Wrestling-Regularium und bedeutet so viel wie „keine Griffe verboten“) ist das erste große Starvehikel für Hulk Hogan, den populärsten Wrestler der 80er und 90er Jahre. Ich muss vielleicht für den ein oder anderen Unbedarften etwas weiter ausholen, obschon ich das, glaube ich, in einem früheren Hulkster-Review schon mal getan habe.

Als Terry Bolea Mitte der 70er Jahre in die Wrestlingszene kam und der World Wrestling Federation (damals WWF, heute WWE) beitrat, war Wrestling zwar einigermaßen populär, aber auch kein großes Ding. Zahlreiche regionale Verbände beackerten ihr jeweiliges Einzugsgebiet, um fünf Meilen weiter (mitsamt ihrer Champions) schon völlig unbekannt zu sein. Der einzige überregionale Titel von Bedeutung war der Meister-Gürtel der NWA und das auch nur, weil eine Vielzahl von regionalen Promotern die NWA als „Dachorganisation“ anerkannte. Die WWF war aus dem NWA-Verbund ausgeschert, um ihr eigenes Ding zu machen, war aber trotzdem nur eine regionale Größe im Nordosten der USA. Ihr Champion Bruno Sammartino erfreute sich zwar großer Beliebtheit in Fankreisen, war aber nicht das, was man heutzutage eine „Marke“ nennen würde. Wrestling füllte zwar die lokalen Hallen, aber der große Reibach liess sich damit nicht machen. Terry Bolea erwies sich als Glücksfall für die WWF und deren Chef Vince McMahon, der händeringend nach einem Nachfolger für den alternden Sammartino suchte. Aus Terry Bolea wurde Hulk Hogan, eine der ersten großen Kunstfiguren des Wrestling – sein „Gimmick“ war die Personifikation des „american dream“ und des „american way of life“: gib stets dein Bestes, dann kannst du es an die Spitze schaffen. Obwohl Hogans ringerische Fähigkeiten bestenfalls als „begrenzt“ klassifiziert werden können, hatte er zu seinen besten Zeiten Charisma to boost. Das, wovon der McMahon-Clan jahrzehntelang geträumt hatte, wurde dank Hogan wahr – die WWF (und subsequent der gesamte Wrestling-Zirkus) wandelte sich vom Image des latent Anrüchigen zum good-natured family entertainment und zur dominierenden Marke unter den Wrestling-Promotionen. Hogan nahm Platten auf, hatte lukrative Werbeverträge und war über Jahre hinweg, mit nur kurzen Unterbrechungen, WWF-Champion. Nur eines konnte den Ruhm des Mannes und der Organisation, die durch ihn Gazillionen Dollar scheffelte, noch mehren: der Sprung auf die große Leinwand.

Hogan hatte 1982, noch vor seinem Eintritt in die WWF, bereits einen ersten Ausflug in die Welt des Films unternommen, als er in Rocky III Sylvester Stallone in einem Schaukampf gegenüberstand (was, jetzt wo´s mir einfällt, möglicherweise eine Hommage an den Kampf zwischen Muhammed Ali und der japanischen Ringerlegende Antonio Inoki) und 1984 kleine Auftritte in längst vergessenen Fernsehfilmen absolviert. Auf dem Zenit ihres Schaffens beschlossen Hogan und McMahon, das Problem, einen geeigneten Film für den WWF-Star zu finden, elegant zu lösen und einfach einen * eigenen * Film zu drehen. McMahon steuerte die Kohle bei und verlieh der Produktion, die No Holds Barred werden sollte, quasi Legitimität durch die Benutzung des Namens „WWF“ im Film. Die Gerüchteküche trommelt, dass die kreative Beteiligung McMahons und Hogans soweit ging, dass sie persönlich in drei hektischen Tagen das Drehbuch umschrieben, mit dessen erster Fassung sie unzufrieden waren. Der Film wurde massiv in den WWF-TV-Sendungen beworben, Co-Star Tiny Lister wurde sogar mit passender Storyline in die WWF-Liveshows integriert. Was trotzdem nicht verhinderte, dass der Streifen, der von New Line Cinema in die Kinos gebracht wurde (mit der Produktion hatte New Line nicht viel zu tun), mit einem Einspielergebnis von 16 Mio. floppte. Hogans Filmkarriere hob folgerichtig nie wirklich ab, nach einigen mäßigen Rollen in Komödien (einzig seine Hauptrolle in Suburban Commando, ein Script, das ursprünglich für Arnold Schwarzenegger gedacht war und nach Hogans Anheuerung quick auf „familienfreundlich“ getrimmt wurde, bleibt im Gedächtnis), Cameo-Aufritten in großen Filmen wie Gremlins 2 und der katastrophal schlechten TV-Serie Thunder in Paradise, versandete sie im Reich der B-Actiongülle. Witzigerweise nutzte der clevere Hogan sein Scheitern an den Kinokassen, um seinen spektakulären Wechsel (und Heel-, also Schurken-Turn) zur WCW mit McMahons Unfähigkeit, ihm gute Kinorollen zu beschaffen, zu begründen (Ted Turner, damaliger Inhaber der WCW, verbesserte * diese * Situation aber auch nicht, aber immerhin wurde daraus die beste Storyline der Wrestling-Geschichte). Nach dem finanziellen Kollaps der WCW, die für einen kurzen Moment drauf und dran war, der WWF den Rang abzulaufen, kehrte Hogan in den Schoß des Clans seines Entdeckers und langjährigen Förderers McMahon zurück, um „die Fackel“ dort an The Rock weiterzureichen (Hogan dürfte sich aber täglich in den Hintern beißen, dass aus The Rock tatsächlich ein kassenträchtiger Filmstar geworden ist).

So, das war schon mal wieder ein mächtiges Vorwort für einen Film, der eigentlich kaum große Worte verdient hat. Beenden wir das Vorgeplänkel also noch mit einer Anmerkung zur Altersfreigabe. In den USA firmiert No Holds Barred unter der Freigabe PG-13, gilt also im weitesten Sinne des Wortes als Kinderfilm. Die allmächtige FSK in Deutschland verlieh dem Streifen spielverderbenderweise aber ein FSK-18-Siegel und eine gekürzte FSK-16-Version entbehrt unbegreifliche 20 Minuten! Eigentlich ein reines Wunder, dass es von dem Film keine „Red Edition“ gibt :-). Nun aber endlich genug der öden Phrasen, hinein ins Review. This is no disqualification match with a 90 minutes time limit. May the best showman win.


Inhalt

Nachdem wir positiv überrascht feststellen, dass uns das alte VCL-Verleihtape mit nur zwei Trailern behelligt (den Dame-Edna-Everage-Schmarrn Les Patterson rettet die Welt und das David-Hasselhoff-Vehikel Wings of Freedom. Grumpf, warum ist mir davon das Gebrauchttape durch die Lappen gegangen?), befinden wir uns gleich in einer WWF-House-Show, wo den Kommentatoren Mean Gene Okerlund und Jesse „ich war vor Arnie Gouverneur“ Ventura vor Begeisterung über den anstehenden großen Fight schier der Draht aus der Mütze spring – Mean Gene hat aber immer noch Zeit, Jesses Outfit einer kritischen Betrachtung zu unterziehen (The Body hat sich zur Feier des Tages nämlich diverses Zeug in die Haare flechten lassen. Sieht, äh, verschärft aus. Und mir stellt sich die Frage, ob Mean Genes respektlose Anrede „Jesse Nobody Ventura“ ein Gag des Films oder einfach nur Schlamperei der Übersetzer war). Egal, es steht ein Titelkampf an. Der uneingeschränkte WWF-Champion Rip Thomas (eben uns Hulkster) tritt gegen den Nr.1-Contender, Jake Bullet, an (selbiger wird gemimt von einem nicht gänzlich unbekannten WWF-Star – Demolition Ax, mehrfacher Tag-Team-Champion, allerdings hier ohne Maske und Body Armor).

Rip tritt mit der üblichen Hulk-Hogan-Show auf, hat allerdings sein gelb-rotes Hulkamania-Leibchen gegen ein weiß-blaues getauscht (nein, ich glaube nicht, dass er damit seine Sympathie für das bayerische Bergvolk ausdrücken möchte), auf dessen Vorderseite sein Trademark-Spruch „Rip ´em“ prangt (für die Entwicklung dieses Spruchs waren sicher auch mehrere Mannjahre eines Braintrusts von nöten). Während wir uns noch über des Hulksters mäßig bis gar nicht passende Synchronstimme wundern, die äußerst motiviert beim Einmarsch und Abklatschen mit den Fans „zerreiß ihn“ nölt (der Übersetzer ist ´ne Flasche. Warum sollte Rip sich selbst zum „zerreißen“ auffordern?), teilen uns Mean Gene und Jesse hilfreicherweise mit, dass der hänfliche Spargeltarzan, der Rip zum Ring eskortiert, nicht etwa ein glücklich ausgeloster Fan, sondern Rips leiblicher kleiner Bruder Randy ist (oh weia, das kann ja nur darauf hinauslaufen, dass Randy irgendwann im Filmverlauf mächtig was auf die Glocke bekommt). Rip hat mittlerweile das Ringgeviert erreicht und reißt sich mit der bewährten Poserei das Hemd vom muckibepackten Körper. Ring frei!

Nun, wie wir alle wissen (und ich oben sicherheitshalber ja schon dezent angemerkt habe), der Hulkster mag Wrestling auf eine völlig neue Popularitätsebene geführt haben, als Ringer war und ist er ´ne Niete. Außer Clotheslines, Bigboots und Legdrops beherrscht Hulk keinen technischen Move, was, vom Standpunkt eines Wrestling-Connoiseurs, der sich auch am technischen Können der Kämpen ergötzt, seine Kämpfe eher unattraktiv bis unansehnlich macht. Der hier macht keine Ausnahme. Bullet nimmt Rip ohne viel Federlesens in einen Sleeperhold und schon drohen beim Champ die Lichter auszugehen – sehr zur Freude einiger Anzugträger, die sich den televisionierten Fight ansehen und sich als verantwortliche Chefetage des Fernsehsenders World Television Network (viel allgemeiner ging´s nicht) und mithin diejenigen outen, die WWF-Wrestling * nicht * im Programm haben (äh, und ich hoffe, das ist deutlich – selbstverständlich tut No Holds Barred so, als wäre Wrestling ein legitimer Sport, in dem die Kampfausgänge nicht vorher festgelegt sind).

Rip ist also kurz davor, sich von Morpheus in den Schlaf der Ex-Champions wiegen zu lassen, aber – we were afraid it would happen, albeit not so early – Randy krakeelt motivierende Worte, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Rip rappelt sich auf die überzeugend unüberzeugende Manier, wie sie keiner wie Hulk Hogan so meisterlich beherrscht (es ist wirklich wahr – viele Wrestler bringen es halbwegs glaubhaft rüber, wenn sie aus „verzweifelter Lage“ durch Publikums-Push wieder auf die Beine kommen, aber der Hulkster… nö, der nicht), rammt Bullet seine mächtigen Ellenbogen auf den Solarplexus, schubst ihn in eine Ringecke und lässt seinen Kontrahenten die Besohlung seines Ringerstiefels testen (Bigboot halt, wie´s der Hulkster immer macht). Überraschenderweise packt Rip als Finisher nicht seinen patentierten Legdrop aus, sondern klaut den von Randy „Macho Man“ Savage, den Double Axhandle Blow (für nicht Wrestling-Fachleute: er haut ihm die Unterarme auf die Omme), allerdings nicht wie Savage vom dritten Seil, sondern aus der Laufbewegung heraus. Sieht extremst debil aus, scheint aber wirkungsvoll zu sein. Bullet lässt sich widerstandslos covern und Rip kann sich vom Publikum als alter und neuer Champ feiern lassen.

Sehr zum Missfallen von WTN-Scheff Brell, dem nicht entgeht, dass a) das Publikum in der Halle ausrastet, als hätte es nie einen besseren Kampf gesehen und b) die Einschaltquoten des WWF-Senders astronomische Höhen erreichen. Dass WTN die quotenmäßige Arschkarte gezogen hat, bringt Brell auf die Palme – was ihn wieder runterbringen würde, weiß er auch: „Ich will diese Schießbudenfigur in meinem Sender!“ Womit wir offiziell unseren Plot hätten.

Im Ring zieht Rip immer noch seine Sieger-Show ab (mit einigen der offiziellen Hulk-Posen, aber erstaunlicherweise NICHT der „Hand-ans-Ohr-leg-I-can´t-hear-you“-Stellung) und hat hierfür auch Randy und seinen schwarzen Trainer Charlie in den Ring geholt.

Am nächsten Tag krisensitzt man in der WTN-Zentrale zusammen. Brell hat sich immer noch nicht beruhigt und regt sich tierisch darüber auf, dass das elende Publikum nicht die ganzen tollen WTN-Shows ankuckt, sondern mit Begeisterung einschaltet, wenn Schießbudenfigur Rip (auf der Schießbude reitet Brell ziemlich rum) sich mit anderen „verschwitzten Warzenschweinen“ prügelt. Was kann WTN gegen den Quotenstar ins Feld schicken? Brell wendet sich an die verhuschte Miss Tidings, die es mit gehauchter Piepstimme (und ungefähr dem Selbstbewußtsein, mit dem man seine letzten Worten murmelt, bevor das Erschießungskommando anlegt) wagt, eine neue Sitcom vorzuschlagen. Brell, gegen den Bill Murray in Scrooged ein ausgeglichener Zen-Buddhist ist, hüpft wie ein Springteufel durch den Konferenzsaal und verklickert der Tidings, dass ihre Idee „nach Scheiße stinkt“ (und unsereins soll glauben, dass ein Mädel, dass sich in der Ellbogenwelt der Fernsehunterhaltung in die Vorstandsetage eines Senders hochgetankt hat, ob dieser Ansprache in Tränen ausbricht wie ´ne Sechsjährige, der man ihr Lieblings-„Mein kleines Pony“ in den Müll wirft). Auch die Idee seines left-hand-Mannes (von „rechter Hand“ kann man bei dem Typen nicht wirklich reden) und Yesmen Ordway, es mit einer neuen lustigen Gameshow zu probieren, jagt den Blutdruck Brells nur weiter in ungesunde Höhen. Da ist einer von Inkompetenz umgeben… „Die Leute wollen Rip, ich will Rip, BESCHAFFT MIR RIP,“ stellt er mal, langsam zum Mitmeißeln für seine Vorstandsidioten (tja, das kommt halt davon, wenn man diese Organe mit hirntoten Jasagern besetzt, deren Denkkasten maximal dafür reicht, sich selbst hohe Gehaltsschecks auszustellen), klar. Da stellt sich nur ein kleines Problem, wagt Brells zweiter Sidekick Unger einzuwenden, Rip steht erstens bei der Konkurrenz unter Vertrag und zweitens unter dem Ruf, Verträge auch einzuhalten. Der Verweis auf Rips Ehrenhaftigkeit sorgt dafür, dass Brell endgültig ausflippt, als wäre er bei Olli Kahn in die Lehre gegangen. Sein hysterisches Gekreische lässt sich auf „Selbst Rip hat seinen Preis“ kürzen.

Rip ist offenbar zwar vertragstreu, aber ziemlich dämlich. Zumindest findet er nix dabei, sich von Brell zu einer geschäftlichen Unterredung in die WTN-Zentrale einladen zu lassen (was glaubt Rip, was Brell von ihm will? Ein Autogramm? Sicher, aber auf einen Vertrag). Brell offeriert Rip eine erlesene Sitzgelegenheit (Louis Seize), die unter Rips beträchtlicher Tonnage humorös kracht sowie den obligatorischen Deal. Rip zeigt sich betont uninteressiert, aber Brell weiß, was Ringer normalerweise wünschen – einen Blankoscheck, gewünschte Summe bitte selbst reinmalen (billiger Kalauer: die meisten Ringer können die großen Zahlen, da wo´s Brell weh tun würde, doch gar nicht schreiben). Blanko oder nicht, das ist Rip wurscht, er schickt sich an zu gehen. Nicht mit Brell, der in leichter Verkennung der Tatsache, dass Rip schätzungswiese 140 durchtrainierte Pfund mehr auf den Rippen hat und, selbst wenn er ein schlechter Wrestler ist, mit Brell in aller Gemütsruhe mehrere Etagen des WTN-Buildings aufwischen könnte, wieder mal brüllend und tobend ausrastet und, na klar, Rip als Schießbudenfigur tituliert. Kleine Sünden straft der liebe Rip sofort – er packt den windigen Fernsehchef am Kragen und verfüttert ihm den Scheck, wozu er ein paar der bekannt debilen „Hulk angry“-Grimassen schneidet, die heftige emotionale Reaktionen simulieren sollen, aber eher danach aussehen, als würde ´ne billige Latexmaske schmelzen. Brell lässt diesen Affront nicht auf sich sitzen und ruft die Garage an.

Warum? Na, weil Rip sich blöderweise von einer WTN-Kutsche hat chauffieren lassen und demzufolge nun dumm aus der Wäsche kuckt, als der Fahrer eine falsche Route einschlägt und die eisernen Jalousien im Passagierbereich runterlässt. Rip reimt sich überraschenderweise tatsächlich zusammen, dass hier foul play im Gange ist und malträtiert das unschuldige Fahrzeug mit Tritten gegen die Türen (ich nehme mal an, wenn die Limousine schon Stahlschutz für die Seiten- und Heckfenster hat, dürfte die Karosse auch gepanzert sein. Dann tritt der Hulkster aber einen mittleren Elefantenfuß, wenn er da tatsächlich, wie hier abgebildet, Dellen reinkloppen kann). Der fußtechnische Amoklauf seines unfreiwilligen Pasasgiers veranlasst den Fahrer, der seine Lizenz zum Promikutschieren ersichtlich auch bestenfalls letzten Donnerstag in der Frühstücksflockenpackung oder als YPS-Gimmick gefunden hat, dazu, aus eher unerfindlichen Gründen wilde Schlangenlinien auf den Asphalt zu zaubern und so ziemlich alles, was sich an Mülltonnen, Zeitungsständern oder Gegenverkehr in seine Schußlinie stellt, mit Fleiß zu rammen (ich hab nicht aufgepasst, wer für die Autostunts zuständig war, aber es war ein Versager. Das sieht einfach wirklich so aus, als würde der Stuntdriver gezielt alle Hindernisse abservieren, als wär in einem Videospiel a la Street Racer). Die wilde Bruchfahrt endet in einem Lagerhaus, wohin Brell bereits ein paar freundliche Schlägertypen aus dem nächstbesten Ghetto bestellt hat, die den renitenten Wrestler Mores lehren sollen. Nicht mit Rip! An dieser Stelle machte meine bemitleidenswerte Stirn zum ersten Mal im Filmverlauf Bekanntschaft mit der zwar mittlerweile sanft gepolsterten, aber dennoch immer noch vergleichsweise harten Platte meines Wohnzimmertisches. Als wäre Hulk nämlich sein grünhäutiger Comic-Namensvetter, sprengt er mit bloßer Muskelkraft das Dach der Limousine weg (!!!) und springt wild röhrend aus der Kalesche. Schlechte Zeiten für Gorillas, die werden nämlich nun verkloppt als seien sie Statisten in einem beliebigen Bud-Spencer-Film. Rip lässt, wie nicht anders zu erwarten, um die Bösbuben zu erschrecken, seine Gesichtszüge vielfältig entgleisen und prügelt und haut, bis nur noch der als wimmerndes Häufchen Elend in seinem Cockpit sitzende Chauffeur übrig ist. Rip rupft lässig die Fahrertür ab und packt den Fahrer. Bevor er aber auch an diesen einige denkförderliche sanfte Schläge austeilen kann, steigt ihm ein übler Geruch in den Riechkolben. Der Fahrer hat ins einer Panik eine Not-Darmentleerung vorgenommen, was Rip so anwidert, dass er ihn nicht mal mehr hauen will.

Auch Rips Leben besteht nicht nur aus Training und wilden Ringschlachten (interessant genug: man sieht Rip im Film nicht eine einzige Sekunde lang trainierenderweis eine Hantel schwingen), sondern auch aus wichtigen geschäftlichen Konfernezen. So wird ihm auch eine neue Marketingassistentin an die Seite gestellt, die junge und attraktive Samantha Moore, die nur so nach betriebswirtschaftlicher Kompetenz stinkt. Zumindest soll das der geneigte Zuschauer glauben, wenn sie die versammelte Baggage der Rip-Profiteure einschließlich des Champs selbst mit provokanten und verblüffenden Thesen zur zukünftigen Vermarktung des Superstars verblüfft: Man solle die Sportartikelbranche als Werbepartner ins Auge fassen und Rips öffentliche und TV-Auftritte besser abstimmen. Äh, und damit kann man in den USA ernsthaft studierte Wirtschaftsbosse beeindrucken? Ich buche sofort ein Ticket, das kann ich auch noch. Aber es kommt noch besser: „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Rip ein Einschaltquotenrenner ist“. UNTERSUCHUNGEN? Schätzchen, auch in Amerika stehen die Neilsen Ratings am nächsten Tag in der Zeitung… Die gute Sam hat vermutlich ein Dutzend BWL-Absolventen drei Monate lang ´ne Feldstudie ausarbeiten lassen. Hallefuckinluja.

Langer Rede kurzer Sinn – Rip soll sich nicht so haben und ein bissl mehr für die PR leisten. Der Champ kontert mit Gutmenschentum erster Güte und behauptet, in seiner Freizeit lieber die Witwen und Waisen zu beschützen (naja, nicht ganz, aber es läuft draus hinaus). Einer Dinnersoirée mit Sam wäre er aber nicht abgeneigt. Sam bleibt kühl, erklärt sich aber einverstanden, sofern der auch in seinen Meetings in Jeans, T-Shirt und Bandana rumsitzende Rip es schafft, sich für diesen Anlass in einen Abendanzug zu werfen.

Sam hat ein piekfeines Froschfresserrestaurant ausgesucht und hat offenbar mächtig Spaß daran, den sich unwohl gerierenden Rip quasi am Nasenring durch die Vornehmität zu führen. Der original aus Frankreichland importierte arrogante Kellner ist ein willfähriger Komplize, der die Speisékarté en francais zitiert, hochkulinarische Genüsse wie Escargot (wääh) oder Quiche (okay, damit kann man leben) empfiehlt und in böswilliger Verarschung dem stupiden Amerikaner klar macht, dass er keine fettigen Hot Dogs und Fritten in der Karte finden wird. Dieweil macht sich hinter dem Ober der Chefkoch breit… haha, lustig, Rip ist Stammgast des Etablissements, nur dem neuen Kellneridioten noch nicht bekannt, weswegen selbiger zur Sau gemacht und der Maitré de Cuisine bereits die üblichen Bestellungen des Champs auffahren lässt. „Das übliche?“ – „Wui!“ Hochgradig unterhaltsame Komedy.

Am Abend, in einer letztklassigen Keller-Schankstube, die von demjenigen Abschaum bevölkert wird, der an einer Redneck-Spelunke der dritten Liga vom Türsteher abgewimmelt wird. Dort hat man notdürftig mit ein paar Seilen einen Ring abgesteckt, indem sich hässliche fette Kerle in einer Art ultimate fighting (mit Martial Arts oder Ringkampf im weitesten Sinne hat das aber sicher nichts zu tun), die Scheiße aus den ersichtlich auch nur mit selbiger gefüllten Hirnen prügeln. In diesen vertrauenserweckenden Club führt Brell seine Execs Unger und Ordway auf der Suche nach dem „next big thing“. Das, was man ersatzweise als Kellnerin bezeichnen könnte, hält die leicht deplaziert wirkenden Anzugträger hilariöserweise für Klientel der gegenüberliegenden Schwulenbar. Es kommt zum erbaulichen culture clash zwischen der High Society und dem gemeinen Pöbel (festzumachen an Ausdrucksweise und Reichhaltigkeit der Getränkekarte, die sich offenbar in Budweiser aus der Blechbüchse erschöpft), dieweil einer der Execs sich wundert, warum kein Ringrichter die Balgerei überwacht. „Der ist an der Bar“, verklickert ihm ein ekliges Riesenbaby von Kerl, das selbst in den Credits nur als „Neanderthal“ bezeichnet wird (und von Stan Hansen gemimt wird, einer recht großen Nummer im Wrestling der 70er Jahre, der dafür berühmt wurde, Bruno Sammartino im Kampf mal das Genick gebrochen zu haben) – Regeln gibt´s nicht, außer „einen abmurksen“ ist alles erlaubt (wozu man dann überhaupt noch ein Streifenhörnchen braucht? I have not really an idea). „Das sind meine Regeln!“, freut sich Brell ein Loch ins Knie. Und die testet er dann gleich mal aus – für ein geringfügiges Trinkgeld ist Neanderthaler gerne bereit, dem gerade gekürten Kampfsieger die Glatze zu polieren. Er bestreitet den Fight siegreich und feiert den glorreichen Erfolg damit, ein Blech-Bierfaß mit bloßen Fingern zu punktieren und den Gerstensaft direkt aus dem Faß in seine Fressluke laufen zu lassen, zum Jubel des Publikums, dessen kombinierter IQ von einer gemeinen Stubenfliege deutlich übertroffen wird. „Diese Typen würden auch einer öffentlichen Hinrichtung zujubeln“, bemerkt Unger. „Ja, genau,“ freut sich Brell (?). Unger und Ordway flüchten auf die Toilette (aber allein das Auffinden bereitet Probleme, da Unger sich an hirnamputierter-Redneck-Slang versucht. „Wo kann man denn hier die alte Blindschleiche ausbluten lassen?“ Örks). Die Dillerbude macht den erwartet vollversifften Eindruck. „Nichts anfassen“, warnt Ordway (da hat er recht. Ich würd mir das Schiffen ehrlich gesagt verkneifen. Da holt man sich wirklich alle Krankheiten, die man nicht braucht). Ein laut furzender Toilettenbenutzer begrüßt die Suits launig mit „Hallo, ihr Kackaffen“. Unger und Ordway sind sich darüber einig, es hier mit bilderbuchmäßigen Untermenschen und Idioten zu tun zu haben und ergehen sich in lustigen Mutmaßungen über die Intelligenz und Abstammung der hiesigen Kundschaft. Unvorsichtig, denn wie einige donnernde Ausscheidungsgeräusche aus einem Lokus verdeutlichen, sie sind noch nicht allein… der Latrinenbenutzer ist niemand anderes als der Neanderthaler und der findet diese Bemerkungen nicht wirklich witzig (dass er sie, rein gehirntechnisch, überhaupt kapiert, wundert mich). Er inspiziert die Blindschleichen der Execs und kriegt sich nicht mehr ein – bei diesen „Wutzelwürstchen“ lohnt ja das Ausreißen nicht, muwa-haa. Erzählt mir den Gag nächste Woche nochmal, vielleicht lach ich dann drüber (obwohl – so schlecht ist er auch nicht, hihi, man muss sich nur auf niedriges Niveau begeben).

Egal, jedenfalls hat Brell die neue Supersendung für WTN entwickelt – die „Schlacht der harten Jungs“, ein für jeden offenes Kampfturnier, dessen Sieger sich die schlappe Prämie von hunderttausend Steinen gutschreiben lassen kann (lustigerweise landet der Film hier im ungeahnten Vorgriff auf spätere Auswüchse des Reality TV seinen einzigen Volltreffer). Diverse Muckiburschen (naja, nicht wirklich die definierten Bodybuilder, sondern die fetten Trucker u.ä., die sich aufgrund schierer Körpermasse Chancen ausrechnen) werden hellhörig. Die Live-Übertragung (ohne Werbung! Eh. Wozu betreibt Brell dann den Schmu überhaupt? Wird ein ziemliches Verlustgeschäft…), kündigt Brell in seinen Commercials an, erfolgt „aus der Abschaumbar in der Innenstadt!“ (erstens: cooler Barname… not, zweitens: „Innenstadt“? Sehr präzise).

Für die erste Show haben sich vier Kandidaten gemeldet – Brock Chisler, Bulldog McPhearson, Klondyke Kramer (alle von WWF-Wrestlern der Jobber-Kategorie gemimt) und, als lokaler Titelverteidiger, der Neanderthaler (der Unger und Ordway als „Wutzelwürstchen“ wiedererkennt und sich über den einzigen Witz seines Lebens scheckig lacht). Brell ist begeistert: „Sie sind alle Abschaum!“ Der Boden für die lustige Klopperei wäre also bereitet, doch da!!! Ein unangemeldeter fünfter Bewerber durchbricht die Wand (Sinn für effektvollen Auftritt) als wär er der Terminator. Es ist natürlich ZEUS (Tiny Lister). Eine unglückselige WTN-Mitarbeiterin, die dem Neuankömmling klar machen will, dass der Meldeschluss leider schon in der Vergangenheit liegt, wird von Zeus, stilecht in die Überreste einer Knacki-Uniform-Weste (mit Nummer) gekleidet, dem das sichtlich reichlich wurscht ist, per facehold in die Höhe geliftet (nein, kein chokehold a la Undertaker, er parkt einfach seine Flosse auf des Mädels Visage und hievt sie hoch. Nicht uncool, aber ungefähr so realistisch wie meine Aussichten, badmovie-Kater Pucki zu einer Diät zu motivieren). Brell empfindet Liebe auf den ersten Blick: „Lasst ihn kämpfen!“

Das macht er dann auch, wobei das entzündete Auge des Betrachters erstaunt feststellt, dass Zeus bzw. Tiny ein noch viel schlechterer Kämpfer als der Hulkster ist. Der kann nun wirklich gar nix mehr (und es wundert daher nicht, dass die WWF-Storyline um die Hulk-/Zeus-Fehde als eine der schlechtesten der Geschichte gilt und nach zwei Tag-Team-Kämpfen eingestampft wurde) und die Tatsache, dass er – unzweifelhaft drehbuchgemäß – die Moves seiner Kontrahenten nicht „verkauft“ (d.h. diesen keine Wirkung zubilligt), was ihm den Nimbus der Unschlagbarkeit verschaffen soll, führt nur dazu, dass die Kampfszenen lächerlich aussehen. Rip und seine Entourage kucken sich den Spaß für die ganze Familie in der Glotze an und werden so Augenzeugen, wie Zeus mit den fetten Jobbern kurzen Prozeß macht und zur sichtlichen Begeisterung von Ardway und Unger auch den Neanderthaler plättet. Charlie, Rips Trainer, kennt Zeus. Klischee-O-Meter am Anschlag, denn Charlie hat Zeus dereinst trainiert, aber der Kerl war so durch den Wind, dass er sogar Kakerlaken fraß (Proteine, yummy) und einen „Jungen im Ring getötet hat“ (und zwar explizit „nach der Glocke“. Vorher wär´s okay gewesen, oder wie?), deswegen auch für längere Zeit die Gastfreundschaft der amerikanischen Justizvollzugsanstalten genießen durfte.

Bei Zeus hat die Zeit hinter Gittern scheinbar nicht wirklich zu einem Umdenkprozeß geführt – er röhrt (Tiny Lister hat vielleicht dreieinhalb Zeilen Dialog, der Rest ist Growlen) und rupft diabolisch dem Neanderthaler ein Büschel Haare aus (wenn da jetzt noch der Skalp dranhängen würde, wäre ich eventuell nicht gänzlich unbeeindruckt, aber so?). „Wir haben einen Gewinner“, jubiliert Brell – Zeus ist jetzt 100.000 Dollar reicher (also, wenn das wirklich ohne Werbung läuft, wird wirklich ein riesiges Draufzahlgeschäft für WTN. Hoffentlich ist´s keine wöchentliche Sendung). Rips Gesichtsmuskeln zucken wild & unkontrolliert vor sich hin, scheinbar nimmt ihn das emotional schwer mit (warum auch immer, er hat doch damit bislang nichts zu tun).

Der Tag danach – Brell ist happy, denn WTN hat die Pole Position bei den Einschaltquoten übernommen (unrealistisch. Es war die erste Folge einer unbekannten neuen Show auf einem Sender, den keiner einschaltet. Sowas entwickelt sich über Mundpropaganda), und dass die Publikumsreaktionen durch die Bank negativ sind (da wir in den 80ern sind, kommen die nicht per e-mail oder Fax, sondern per Telegramm…), stört Brell nicht die Bohne. Wobei er völlig Recht hat – die Idioten kucken´s trotzdem und auch schlechte Publicity ist GUTE Publicity (das kann jeder RTL-Dschungelcamp-Stratege aus tiefstem Herzen bestätigen. Auch der hier besprochene Mark-Pirro-Frohsinn Death Row Gameshow machte diesen Punkt).

Die nächste Show wird direkt aus einem Stahlwerk übertragen – nicht nur die Location, auch das Format hat sich geändert. Ein Herausforderer darf auf seinem Terrain (hence the Stahlwerk) gegen Titelverteidiger Zeus, der mittlerweile sein Sträflingsoutfit gegen ein modisches Kettenhemd getauscht hat, antreten und dabei auch Hilfsmittel wie den schweren Vorschlaghammer (oder was immer das ist, was der Bursche da schwenkt) einsetzen. Hilft dem Herausforderer natürlich überhaupt nicht, er wird brutal alle gemacht. Dass Ardway in der Sendezentrale die Show mit seinem Geburtstagsgeschenk, einer Videokamera, abfilmt (? HÄ?), bringt Brell auf eine teuflische Idee: „Zeus lässt sich führen!“ Und das will er ausnutzen (wie das mit der Videokamera zusammenhängt, erschließt sich auf Anhieb nicht und auf den zweiten Blick auch erst über Umwege. Wir kommen darauf).

Indes müssen wir langsam dafür sorgen, dass Rip mit dem Plot in Berührung kommt. Dafür müssen wir uns natürlich eine halbseidene Möchtegernthrillerhandlung backen. Rip muss mit Sam eine PR-Tour absolvieren. Bevor er aber zu ihr ins Auto steigt, telefoniert Sam verdächtigerweise mit einem Unbekannten per Carphone. Könnte es sein, dass?? Aber nie nicht… Rip revanchiert sich für die Haute-Cuisine-Einladung, indem er Sam in ein billiges Diner asführt. Dort ensues comedy galore, da die 300-Pfund-Matrone Sadie, eine alte Bekannt Rips, Sam für dessen neue Freundin hält und diverse Ratschläge erteilt. Bevor Sam entsetzenstechnisch endgültig aus dem Leim geht, wird das Diner glücklicherweise von zwei Halunken überfallen. Sadie wäre durchaus bereit, den freundlichen Räubersleuten den Kassenbestand gewaltlos auszuhändigen, hat die Rechnung aber ohne den elenden Helden Rip gemacht, der sich in Aktion schwingt, die Bösbuben mit Torten bewirft (bekanntlich Gipfel der Komik usw.) und die beiden Kerle, begleitet von Countrymusik, wie sie einer der Schlägereien aus den Cannonball-Filmen auch nicht schlecht gestanden hätte, unter Anrichtung immensen Sachschadens (der mit Sicherheit mehr Öre ausmacht als die potentielle Beute der Gangster) gutgelaunt zu Brei schlägt. „Das ist mein Knuddel,“ (!) freut sich Sadie (naja, Rip dürfte gut versichert sein) und die Gäste des Diners brechen in spontanen Applaus aus (im richtigen Leben würden sie ihre Anwält anrufen und die Sammelklage vorbereiten lassen).

Aufgrund eines Reservierungsfehlers kommt es im gebuchten Hotel zu weiteren Schwulitäten – anstelle der zwei getrennten Kemenaten ist für Sam und Rip nur ein Doppelzimmer mit einer Bettstatt freigehalten worden. Bietet Sam natürlich Anlaß für unangebrachte Zickigkeiten – sie flüchtet ins Bad, dieweil der clevere Rip, vermutlich um seine Nacht- und Nervenruhe besorgt, als vollendeter Gentleman mittels eines Klebebandes und einem darüber gehängten Bettlaken (müssen Power Strips sein) einen Raum- und Bett-Teiler improvisiert. Bei dieser Gelegenheit wird unaufdringlich die Message für die Kids „putzt euch schön die Zähne“ eingebaut, alldieweil wir sowohl Rip als auch Sam bei dieser Tätigkeit zukucken dürfen. Sam schleicht sich im BH aus dem Badezimmer (das ist das, was wir an Erotik von Joan Severance bekommen, so enjoy it, was aber schwer fällt, weil:) und wirft einen prüfenden Blick auf Rips nur notdürftig von einem knappen Höschen bedeckten Stahlhintern. Rip fühlt sich beobachtet und schluckt vor Schreck sein Zahnspülwasser runter. Wohl bekomm´s.

Man pflanzt sich aufs Bett (getrennt vom Hängelaken) und fiedelt einen character moment ein, dem wir entnehmen, dass sowohl Sam als auch Rip sich aufgrund ihrer Geschäftigkeit einsam fühlen. Später wird Sam durch ein merkwürdiges Wippen des Bettes und suspekte Geräusche wach. Sie peept durch´s Laken – aber es ist nur Rip, der sein Workout-Programm mit Situps und Liegestützen absolviert (warum wippt das Bett, wenn Rip auf dem Boden turnt? Ist das Hotel so lasch gebaut?). Frisch austrainiert springt Rip voller Elan ins Bett, doch das ist solche Belastungen nicht gewohnt und bricht sofort zusammen, wodurch den Gesetzen der Physik gehorchend Sam auf Rips gestählten Körper rollt, das offenbar für eine bilige Anmache hält und Zickenterror veranstaltet. Rip hat die Schnauze verständlicherweise voll und beschließt, die Nacht auf einem Sofa im Foyer zu verbringen.

Da die Produzenten des Films in weiser Vorahnung die Aufmerksamkeitsspanne ihrer Zielgruppe nicht überschätzten, lösen wir den Subplot „Sam unter Verdacht“ sofort auf. Natürlich stand Sam auf der Lohnliste von Brell und sollte in dessen Auftrag Rip becircen (was immer auch Brell sich davon versprach). Mit dem von Brell eingefädelten Schachzug, sie in ein Zimmer und ein Bett mit dem Champ zu verfrachten, hat Sam aber ihre Probleme – außerdem hält sie Rip für einen echt netten Kerl (klar, das hat man gesehen, wie nett du ihn findest… Frauen!) und nette Kerle hintergeht man nicht. „Ich fresse nette Jungs zum Frühstück,“ kann Brell endlich wieder einen seiner gefürchten cholerischen Anfälle bekommen, und da Sam leichtsinnig genug ist, anzudeuten, ihr Anstellungsverhältnis mit Brell unter diesen Umständen neu zu überdenken, darf er ihr sogar noch eine kleben.

Sam rennt stantepete in die starken Arme Rips und flennt dem Bedauernswerten die Ohren voll. Wie nicht anders zu erwarten, ist der herzensgute Rip nur zu bereit, der geständigen Schurkenkomplizin zu verzeihen (wer könnte ihrem „letzter-Welpe-in-der-Tierhandlung“-Blick auch widerstehen…). Man knuddelt lustig auf der Couch und könnte, wäre es kein PG-13-Movie, theoretisch in eine Liebesszene abgleiten, doch Extremromantiker Rip hat den Fernseher angelassen. Und auch aufs richtige Programm eingestellt, denn in einer Talkshow fordert Zeus schielenden Auges (verdammt, ich wußte gar nicht, dass der Herr Lister einen Silberblick vom Allerfeinsten hat. Der kann sich quasi selbst in die Augen sehen. Hat der sich seine Glotzer später mal korrigieren lassen?) Rip öffentlich zum Duell. Die Gesichtsmuskeln unseres Helden laufen Amok.

Was ihn nicht daran hindert, wenig später unbeschwert bei einem Kindersportfest den kleinen Steppkes seine Sport- und Lebensphilosophie einzubläuen (Ihr wißt schon, „gebt euer Bestes, trinkt eure Milch, schlukt Steroide, wählt Republikaner“ – okay, I made the last one up, at least). Ein Helikopter landet mitten auf dem Sportfeld und ihm entsteigt – Zeus, begleitet von Brell und den Execs, zelebriert in Zeitlupe und den Brutaloschläger schon fast zum Frankenstein-Monster stilisierend. Zeus baut sich vor Rip ein und starrt ihm crosseyed in die Augen (naja, das wird schwierig bei dem Blick). „Zeus wartet auf eine Antwort“, erklärt Brell, was er will. Rip schweigt eisern (aber natürlich beben ihm die Nasenflügel und noch einiges, was einem normalen Menshen nicht im Gesicht bebt), was Brell konsequenterweise als Feigheit vor dem Feind interpretiert, Zeus unbürokratisch zum Sieger erklärt und mit dem ganzen Hofstaat wieder vom Acker trabt bzw. fliegt. Traurige Kinderaugen sehen den gedemütigten Champion an: „Rip, was soll´n das?“

Charlie ist erfreut über Rips Entscheidung, einem Kampf mit Zeus aus dem Weg zu gehen und bindet das seinem Schützling auch auf die Nase. Der versteht das natürlich völlig falsch: „Du bist also auch der Meinung, dass ich ihn nicht schaffe?“ Naja, Ripmeister, offenbar denkst du das selbst ja auch…

Da der quotenbringende Fight Rip vs. Zeus auf diese Weise nicht zustande gekommen ist, muss Brell wohl andere Seiten aufziehen. Und so wird Sam eines weniger schönen Tages in einem Parkhaus von einem unbekannten Tunichtgut attackiert und einer probehalben Vergewaltigung unterzogen (die Szene sieht bzw. hört sich in der 18er-Fassung beschnippelt an, ist aber wohl nur ein schlecht kaschierter Rollenwechsel. Also nix cut…. Dennoch auch harter Tobak für PG-13). Zu ihrem Glück braut Rip gerade auf sein Motorrad vorbei und kann mit einem kessen Spruch auf den Lippen zur Rettung schreiten und den Möchtegernvergewaltiger als Schutzblechfigur für sein Moped mißbrauchen. Auf dem Rückweg zu Sam wird er von einem Kerl in einem Wagen beschattet (irgendwie führt der Plotpunkt nirgendwohin. Ob der Vergewaltiger nun von Brell gedungen war, oder man uns einfach nur zeigen wollte, was für´n toller Hecht Rip ist, I can´t tell ya). Rip nimmt die heulende Sam in seinen Arm und labert eine mir eher undurchschaubare Dialogzeile: „Ich hab Angst. Wie soll das noch weitergehen?“ „Ich weiß es nicht“, sülzt Sam zurück und mir wäre irgendwie wohler, wenn dieser Dialog in vertauschten Rollen rezitiert worden wäre.

Zeus vernichtet indes im Auftrag des Herrn und der WTN einen weiteren Gegner, wieder einmal in einer Fabrikhalle. Weil sie a) neugierig und b) dumm sind, mischen sich Randy und ein Freund unters Publikum, weil sie Zeus einmal live kämpfen sehen wollen. Zeus verhackstückt seinen Gegner und löst eine Massenpanik im Publikum aus (?), in deren Zug Randy Brell über den haufen rennt. Der ist über „zu Zeus übergelaufene Rip-Fans“ (die Dumpfbacken sind blöde genug, Rip-Fan-Shirts zu tragen) höchst erfreut, aber Oberdumpfbacke Randyfreund ist geistreich genug, dem bösen TV-Producer auf die Nase zu binden, dass Randy Rips Bruderherz ist (Kopf-Tischplatte-Krawömm). „Ah-haaa!“, macht Brell, „dann bist du ein Prominenter!“ Und Zeus * LIEBT * Prominente… Randy wird vor Zeus geschleppt. „Rat mal, wer das ist“, grinst Brell seinen Protegé an. „Ich rate nie“, gibt Zeus eine seiner wenigen klar artikulierten Lines von sich (und eine herzlich blöde noch dazu). Brell klärt auf und spekuliert, dass Randy, being Rips baby brother, theoretisch ja auch kampftechnisch was auf dem Kasten haben sollte (das 50-Kilo-Halbhemd??). Zeus unterrichtet Randy, dass er Rip für eine feige Socke hält und demnäcsht zu killen beabsichtigt, worauf Randy sich Illusionen über den Dampf in seiner Faust macht und Zeus eine reinhaut. „Eee! Eee! Eeek!“, lässt Zeus seinen grauenhaften Kampfschrei ertönen (selbst Bruce Lee, und schon dessen Kampflaute lassen einen nicht gerade vor Angst erzittern, hat ein männlicheres Organ), bevor er Randy fachmännisch auseinandernimmt.

Rip ist nun endlich motiviert genug, Zeus´ Trainingshalle einen Unfreundschaftsbesuch abzustatten. Zeus´ Gym ist supermodern, hat alle Gimmicks die man braucht (alles mit schickem ZEUS-Logo. Billig war das auch nicht) und, vor allem, wird von Motivationsvideos berieselt, in denen Brell seinem Meisterkämpfer auseinandersetzt, wie wenig Rip doch von ihm hält. „Rip sagt, nicht mal Maden würden dein verfaulendes Fleisch fressen!“ (Es ist, zugegeben, ein weiter Schuss, aber ich nehme an, * DAS * ist die teuflische Idee, auf die Brell gekommen ist, als Ardway dereinst mit der Videokamera rumfilmte. Mächtig gewaltig). Abgesehen davon ist keiner daheim, so dass Rip seinen gerechten Zorn an der Einrichtung abreagieren muss und erneut heftigen Sachschaden anrichtet (also, ehrlich, ich glaub, den größten Teil seines Einkommens darf er für seine Haftpflicht abdrücken). Dass an dem Vorurteil, Wrestler wären blöde, doch irgendwo was dran ist, bestätigt Rip, als er in einem Nebenraum ein an einen Spiegel projiziertes Dia von Zeus für den echten hält (!) und attackiert selbigen (gerechterweise verletzte sich Hulk Hogan bei der Szene an der Hand. Dummheit eines Filmcharakters, den man selbst mit entwickelt hat, sollte viel öfter körperlich bestraft werden). What an idiot! Klar, dass Brell und seine Schergen, die das ganze Schmierentheater per Videoüberwachung verfolgen, sich ob Rips Tumbheit königlich beömmeln. Als Rip endlich der Nickel fällt, dass er videotechnisch beobachtet wird (bis dahin staunte er vermutlich große bunte Holzbausteine, dass sich die Wände mit ihm unterhalten), greift er sich eine Hantelstange und schleudert diese präzise ins Objektiv (der auf einmal einzigen) Überwachungskamera. Maßarbeit.

Nachdem er nun Brell allen Grund für eine zünftige Schadenersatzklage gegeben hat (okay, das könnte man vielleicht mit den Schmerzensgeldansprüchen Randys verrechnen), kann Rip sein im Koma liegendes Brüderlein im Krankenhaus besuchen. „Ich bin so stolz auf dich“, haucht er der Halbleiche ins Ohr (! BITTE??? Wenn jemand blöd genug ist, einen Kerl anzugreifen, der ungefähr dreimal so groß und stark ist wie man selbst, auch wenn man provoziert wurde, hat er jede Tracht Prügel verdient). Okay, das liegt daran, dass wir uns in der offiziellen „Hulk-Hogan-schauspielert“-Szene befinden und der starke Mann große Gefühle zeigen und sogar, man fasst es nicht, weinen darf. Sogar Randy ist davon so gerührt, dass er aus dem Koma aufwacht.

Unbeobachtet von der Kamera hat Rip Brell die Zusage für den großen Rachekampf gegeben, und den kündigt der fiese Fernsehmacher auch an: in einem richtigen Ring, und in zwei Wochen geht´s los. Wo wir gerade bei offiziellen Szenen sind – es folgt die offizielle „Zeus-und-Rip-bereiten-sich-auf-den-Kampf-vor“-Parallelmontage. Wenn wir streng danach gehen, dürften wir Rip allergünstigstenfalls die Chancen eines Schneeballs in der Hölle haben, denn während Zeus, von Brells Videobotschaften weiterhin über Rips angeblichen fiesen Verleumdungen motiviert, Ziegelsteine mit bloßer Hand zertrümmert und wirklich etwas durchzieht, das ich ernsthaft „Vorbereitungsprogramm“ nennen würde, beschäftigt sich Rip damit, seinem Bruder das Laufen wieder beizubringen (der lag maximal drei Tage im Koma, okay, mit zertrümmerter Kniescheibe, wenn ich das richtig sehe, und MUSS das Laufen NEU LERNEN? Gut, ´ne Blödpfeife wie Randy verlernt sowas möglicherweise flotter). Dieweil stellt einer seiner Vorstandslakaien Brell die entscheidende Gretchenfrage: Was, wenn Rip den Kampf gewinnen sollte? Als ordentlicher Bösbursche hat Brell aber alles im Griff: „Er wird nicht gewinnen, vertrauen sie mir!“ (Er weiß, was er tut. Dummdidumm… dummdidumm…).

Fight Night! Während in der Arena das zahlende Publikum dem Kampf entgegenfiebert, karrt Sam den rollstuhilsierten Randy in den Backstage-Fahrstuhl. Kaum ist Randy (nebst allesverursachendem Kumpel) aus dem Fahrstuhl wieder rausgerollt, wird Sam von WTN-Sicherheitsleuten gegirlnappt. Randy petzt die Missetat an Rip, die Mühe hätte er sich aber sparen können, weil Brell eh in seiner Garderobe anruft und die Kampfplanung bekannt gibt – zehn Minuten soll Rip sich wacker schlagen, dann aber gefälligst k.o. gehen, „sonst darfst du in Zukunft Toilettenpapier aufwickeln!“ (Das ist jetzt nicht gerade die diabolische Drohung, für die Brell das womöglich hält. Sollte er nicht viel mehr andeuten, dass er Samantha irgendwas abschneidet, was man vielleicht noch mal brauchen könnte?). Rip (wüst grimassierend) befiehlt seiner diversen Entourage, binnen 10 Minuten Sam zu finden.

Er selbst muss notgedrungen in den Ring und es in der Tat ein schnieker achteckiger Kampfplatz, der WTN sicher auch ein paar grüne Scheine gekostet hat. Das Publikum steht ohne Zweifel wie ein Mann hinter ihm, bejubelt ihn und buht Zeus, der sich in die lächerlichste Pseudo-Pappmache-Rüstung geschwungen hat, seit die guten alten Road Warriors endgültig die gespickten Shoulderpads an den Nagel gehängt haben. Es sieht SCHEISSE aus, das trägt nicht mal ein unrespektabler Provinzwrestler (andererseits… es gab schon so manches saudoofes Gimmick). Schicke Metallarmbänder (kann man im Fight auch sehr gut brauchen) trägt Zeus eh schon seit seinem zweiten Fight und ein cooles „Z“ hat man ihm auch in die kurze Frisur geschoren. Rip zieht grimmig die Oberlippe hoch, als sei er Billy Idols zurückgebliebener großer Bruder.

Und los geht´s. Zunächst liefern sich die Kontrahenten einen Staredown, ehe Zeus zu aktiven Maßnahmens chreitet und Rip mit dessen mitgebrachten WWF-Champion-Gürtel verprügelt und würgt (selber schuld, was bringst du das Graffel auch mit). Macht jedenfalls den Eindruck, als hätte Brell die Rückversicherung gar nicht gebraucht, Zeus ist völlig Herr der Lage. Was die Schurkenfraktion natürlich freut – Brell beobachtet den Kampf aus einer kombinierten Übertragungsstudio-/VIP-Loge (so wie später Jean Reno im doofen Rollerball-Remake), Unger, Ardway, zwei gedungene Wachschergen und die angesäuerte Samantha betrachten das ganze ein paar Etagen höher in einem Besprechungszimmer über´s Fernsehen. Randy feuert seinen Bruder an: „Streng dich an!“ (Hat nicht ganz den Klang von Udo Bölts´ legendärem „Quäl dich, du Sau“ an Jan Ullrich). Weil Unger, Ardway und die Wachschergen blöde Vollidioten sind und angestrent auf den TV-Schirm glotzen, kann Samantha sich unauffällig davonstehlen (die Nachtwächter haben tatsächlich nicht mal drangedacht, die Tür abzuschließen. In Sachen Freiheitsberaubung muss man in der WTN-Vorstandsetage noch viel lernen). So bleibt ihr zumindest televisionär erspart, dass Zeus mit Rip einen Chokeslam durchführt, den der Undertaker viel schöner hingekriegt hätte. Dieweil Rip sich von dieser Aktion nur mäßig beeindruckt zeigt, vielmehr ein zartes Comeback andeutet, fällt den Blödbirnen um Unger tatsächlich auf, dass Sam stiften gegangen ist. Man bläst zur Verfolgung.

Rip haut Zeus ein paar Mal aufs Maul, der revanchiert sich mit knackigen Headbutts. Sam flüchtet im Aufzug, die Verfolger nehmen die Treppe. Da Brell in weiser Voraussicht offenbar aus purer Bösartigkeit den langsamsten Fahrstuhl der Weltgeschichte in seine Studiozentrale hat einbauen lassen, gelingt es den Treppensteigenr, den Lift zu überholen und Sam böse grinsend unten zu erwarten. Aber zum Glück ist Charlie da, um den Bösbuben einen Feuerlöscher um die Ohren und in die Magengrube zu hauen. Sam wäre damit offiziell gerettet, und das wird auch heftigst Zeit, denn zum Entsetzen des Publikums benutzt Zeus Rip mittlerweile als Ringwischgerät.

Der böse schwarze Mann erinnert sich an den „keine Regeln“-Kniff und montiert, handwerklich begabt, einen der Ringpfosten ab, um Rip damit aufzuspießen. Angefeuert vom immer noch enthusiastisch auf seiner Seite stehenden Publikum gelingt es Rip, sich in aller-allerletzter Sekunde aus dem Weg zur ollen. „Zerreiß ihn“, fordert Brell in seinem verglasten Studiokabuff und meint damit natürlich seinen Jungen. Randy macht das, was halbtote Sidekicks in solchen Filmen immer tun (egal, ob sie nun von Boxen, Karate oder Catchen handeln), er lässt dem beinahe-schon-geschlagenen Helden eine Motivationsansprache zukommen. Zeus beschäftigt sich indes mit Charlie und haut den alten Trainer k.o., ehe er Rip nochmals brutal in die Turnbuckles schickt (nicht, dass jemand auf falsche Gedanken kommt – der Kampf ist öde, langweilig, fad choreographiert und lässt einen sehnsüchtig an einen mittelmäßigen WWF-Mid-80s-Midcard-Kampf denken). Endlich schnallt Rip, dass Samantha den fiesen Griffeln der Bösmannsfraktion entzogen isst und röhrt wie ein brünftiger Elch. Brell ahnt, das Ungemach auf ihn hereinzubrechen droht und gibt ein hübsch entsetztes „Neeeeein!“ von sich. Rip meint´s jetzt ernst, das beweist uns schon seine uns wieder prominent ins Bild gesetzte ausufernde Gesichtsmechanik. Zeus ist fällig, aber das fällt auch nicht auf, da der Jung bekanntlich eh nicht in der Lage ist, die Moves seines Gegners anständig zu verkaufen. Muss Rip also schon selbst erledigen – er fängt Zeus´ lasch geschlagene Faustschläge ab und gewinnt ein dadurch ausgelöstes Battle of Strength. „Zeus, tu was,“ keift Brell aufgeregt in seiner Glashundehütte, aber Zeus ist nun mal kein Ford und tut nix. Weswegen Rip ihn ohne weiteres bodyslammen und einem weiteren Randy-Savage-Gedächtnis-Double-Axhandle-Blow aussetzen kann. Zeus geht zu Boden.

Aber besiegt ist der böse Feind noch nicht, auch wenn er einer weiteren Konfrontation erst mal aus dem Wege und aus dem Ring geht, dabei aber, ein wahrer Maniac, den armen Randy umschubst. Zeus stapft die Treppe zu Brells Glasstudio hoch, Rip nimmt grimmig die Verfolgung auf, wird aber, nachdem Brell enthusiastisch „leg ihn um“ fordert, bestialisch von Zeus die Stiege wieder runtergeschubst. Zeus schwingt sich in Siegerpose, beachtet aber nicht, dass Rip heimtückisch die Treppe wieder hochkrabbelt (Brell bemerkt´s wohl und springt warnend in seinem Verschlag rum wie Rumpelstilzchen auf Speed, aber sein hirntoter Protegé ignoriert´s geflissentlich) und ihn am Bein packt.

Brell verlässt das Vertrauen in die kämpferischen Fähigkeiten seiner Killermaschine. Weil er offensichtlich vor seinem Aufsichtsrat auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren will, beginnt er, anstelle irgendwelche produktiven Maßnahmen einzuleiten, in einem besseren Amoklauf sein Studio einer Spontandekonstruktion zu unterziehen. Was das wieder alles kostet… aber er hat ja recht, Rip ist am Drücker und bringt Zeus das Fliegen bei. Von der Loge stürzt Zeus zielsicher in die Mitte des Ringachtecks, das wie ein Luftkissen malerisch in sich zusammenstürzt. Tja, auch griechische Obergötter können tief fallen. Schätze, Zeus braucht in Zukunft keine Krankenversicherung mehr (zumal andere Leute, die den Film gesehen haben, sich zu erinnern glauben, dass Zeus aufgespießt verendet. Könnte ich jetzt nicht bestätigen, aber es ist das alte Lied. Man verpaßt gern mal einen Frame, wenn man gleichzeitig mit einem halbleeren Kuli Krakel ins Notizbuch malt. UPDATE: Okay, kombinierte Geistesleistung – in der Tat bleibt Zeus ganz und ungespießt, dafür entscheiden sich die Produzenten zu einem wüsten Continuity-Goof. Der Ring, in den Zeus stürzt, ist trotz seiner vorherigen Basteleinlage unbeschädigt und leer).

Wäre nun noch mit Brell abzurechnen. Ich geb´s zu, wenn Hulk Hogan mit seinem vollbeweglichen Gesicht und Schaum vor´m Mund auf einen zulatscht, kann man´s unter Umständen mit der Angst zu tun kriegen (und sei´s Angst vor Tollwutansteckung). „Grooar! Roaar! Gronf!“, meint Rip verbal zur Klärung der Sachlage beisteuern zu müssen, was Brell auch nicht wirklich beruhigt: Also entscheidet er sich für den japanischen Approach und stürzt sich rücklings in die vorher von ihm demolierte (und daher mit zahlreichen offenliegenden Starkstromkabeln verzierte) elektrische Studioanlage, um sich dort einem tödlichen Stromschlag zu unterziehen. Za-da-da-dapp (ehm. Das ist ein bissl heftig im Kontext dieses Films. Ganz abgesehen davon, dass der Film schon einen ziemlichen Klimmzug machen muss, damit der Held als aufrechter amerikanischer Obergutmensch den strippenziehenden Bösewicht nicht tötet, sondern der das gleich selbst erledigt).

Womit wir ein Happy End hätten. Dem Publikum in der Halle ist´s ersichtlich piepschnurzegal, dass Brell (und vermutlich Zeus) das Ticket für die große Tour ins Jenseits gebucht hat, sondern jubeln Rip zu. Und der entdeckt, dass wider Erwarten (naja, was sollte von Zeus´ Schubser auch groß passieren) sein Brüderlein ohne größere Schrammen überlebt hat. „RANDY!“, brüllt er als letzte Zeile und obwohl´s sicherlich die Absicht war, erreicht das nicht ganz die dramaturgische Wirkung von Slys „ADRIEN!“ in Rocky I. Dann ist auch schon Schluss (aber der Soundtrack spielt uns noch einen typischen 80er-Actionmovie-End-Titelsong vor).

Halleluja – wenn man Filme wie No Holds Barred ansieht, kann man sich doch immer wieder glücklich schätzen, dass man den 80ern mit nur vernachlässigbarem Hirnschaden entronnen ist. Meine Güte. Was einem ebenfalls durch den Genuss dieses stolzen Werks klar wird, ist die Antwort auf die Frage, warum Hulk Hogan nie ein großer Filmstar geworden ist. Der Mann kann sich nicht mal überzeugend selbst spielen, und das ist um so peinlicher, als „Hulk Hogan“ ja auch nur eine artifizielle Persönlichkeit ist, eine Rolle, die er praktisch seit über 25 Jahren spielt.

Dabei war es aus WWF-Sicht die ganze einfache und sichere Lösung, ihrem Zugpferd den Sprung ins, ähm, dramatische Fach zu ermöglichen – man liess ihn eben quasi sich selbst bzw. seine Ringpersönlichkeit spielen (es ist die Frage erlaubt, ob das entschieden wurde, um den Star * oder * das potentielle Publikum nicht zu überfordern). Es spricht aber schon Bände, dass das von Hal „simple solutions“ Needham auf die Beine gestellte Roddy-Piper-Vehikel Body Slam, eine recht klamottäre Action-Komödie mit Dirk Benedict, einen ehrlicheren, realistischeren (ähem) und vor allem hochgradig unterhaltsameren Blick auf das Wrestling-Geschäft wirft als der quasi offizielle WWF-Film (aber „offizielle“ Filme von Wrestling-Promotions sind ja so ´ne Sache an sich, wie das WCW-Fiasko Ready to Rumble mit David Arquette, der sich im Zuge der Promotion für den Film sogar für ein paar Tage WCW-Champion nennen durfte, was allgemein als eine der schwärzesten Stunden des professionellen Wrestlings gilt, „eindrucksvoll“ bewies).

Die Storyline von No Holds Barred, erdacht von Dennis Hackin, der seinen größten Erfolg 1980 mit dem Script zum Clint-Eastwood-Film Bronco Billy feierte, steht und fällt grundsätzlich mit dem Glauben, dass Profi-Catchen ein ernstzunehmender „richtiger“ Sport ist, indem niiiee irgendwelche Absprachen über den Kampfausgang getroffen werden. Ich bin sicher, dass es selbst heutzutage noch irgendwelche armen minderbemittelten Seelen gibt, die glauben, dass The Rock Triple H voll krass in echt was auf den Nüschel kloppt (let´s pray for them, they´re doomed. Die, die das glauben, nicht unbedingt The Rock und Triple H), aber ich geh mal davon aus, dass sogar schon anno 1989 die überwiegende Mehrzahl der Wrestling-Fans sich völlig darüber im klaren ist, dass die ganze Angelegenheit eben „Show“ ist (was ja nichts schlechtes sein muss. Insofern ist mir Wrestling schon sympathischer als Boxen, bei den Faustkämpfern kann man ja immer nur spekulieren, welcher zwielichtige Mafia-Manager den Kampf gerade manipuliert hat). Damit fällt für einen denkenden Menschen die hauptamtliche Story wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Obgleich sie auch dann doof und einfallslos wäre, wenn wir den ganzen Wrestling-Schmu für bare Münze nehmen würden. Gut, dank der drehbuchtechnischen Einmischung von McMahon und Hogan, die ich, bei aller Liebe, nun nicht so einschätze, dass sie zusätzliche Komplexität ins Script geschustert hätten, werden wir nie erfahren, ob Hackin etwas mehr auf der Pfanne hatte als die Übertragung einer der ältesten Western-Geschichten (was nicht sehr verwundert, da Hackin hauptsächlich Western schreibt) – der Held, der sich vor dem Duell mit einem unmoralisch-bösen Rivalen drückt, aber es schlußendlich aufgrund widriger Umstände nicht vermeiden kann. Psychologisch interessant ist an dem Script höchstens (verdammt, verdammt, shoot me now, ich schreibe „psychologisch interessant“ im Zusammenhang mit dem Drehbuch von Der Hammer. Ick gloob, ick tille), dass Zeus, so rein grundsätzlich betrachtet, nicht der „Böse“ ist – Zeus ist ein amoralischer Gegenspieler, den Unterscheidungen wie Gut und Böse nicht interessieren, solang er jemandem auf die Omme hauen kann. Zeus ist nur das Werkzeug für die finsteren Pläne des eigentlichen Schurken Brell (und so gesehen passt dann auch, dass er einzige von mir persönlich verifizierte Tod Brell trifft).

Die Bräsigkeiten des Scripts sind deutlich augenfälliger als seine Psychologie… abgesehen vom uninspirierten Abspulen aller erdenklichen Klischees (personifiziert in den Rollen von Samantha und Randy, die nur dazu da sind, um sich im dramaturgisch notwendigen Zeitpunkt in Schwierigkeiten zu bringen) wird schon deutlich, dass die Zielgruppe des Films die eher schlichten Gemüter sind – ein Film für diejenigen, die mit der mentalen Verarbeitung einer durchschnittlichen Magnum-Folge deutlich überfordert sind. Die Charaktere sind platt wie Flundern nach einem Tag in der Schrottpresse – Rip ist so gutmenschlich-edelmütig, dass einem fast die Galle hochkommen könnte, bei Samantha hat man vor lauter Schreck vergessen, ihr über Zickigkeit hinausgehende Charakterzüge überhaupt anzudenken und Brell ist als Fiesewicht, das zumindest passt im Kontext des Films, herrlich eindimensional evil. Die Dialoge sind größtenteils schrecklich (besonders für die „Guten“, Brell darf ja wenigstens nach aller Herzenslust überziehen), diverse Situationen hanebüchen (ich hab´s ja im Fließtext erwähnt und muss mich hier nicht wiederholen).

Ein grundsätzliches Problem des Scripts und damit konsequenterweise des Films ist die Uneinheitlichkeit – irgendwie scheint sich der Streifen nie sicher zu sein, ob er nun eine leichtgewichtige Action-Komödie oder ein taff-brutales Actiondrama sein will (so „brutal“ ein PG-13-Movie halt sein kann). Auf der einen Seite haben wir comichafte Übersteigerungen wie einen Hulkster, der das Wagendach einer Panzerlimousine aufsprengt, Prügelorgien, wie sie auch bei Spencer/Hill nicht völlig deplaziert gewesen wären, und gelegentlich trotz ihrer intellektuellen Schlichtheit funktionierende Comedy (ganz groß sind Ardway und Unger – herrlich, wie sich freuen, als ihr Demütiger, der „Neanderthaler“, bei der ersten TV-Show von Zeus verprügelt wird), auf der anderen Seite angedeutete Medienkritik (wobei es schon ein wenig frech ist, gerade von einer Wrestling-Company vorgehalten zu bekommen, das Gewaltshows im Fernsehen ziehen), düstere Settings wie die Zeus-Kampfszenen in den Fabrikhallen und, höchstgradig neben der Spur, eine angedeutete Vergewaltigung – ein wenig seltsam für ein insgesamt eher an ein jugendliches Publikum gerichtetes Werk, zumal der Streifen nicht verabsäumt, die ein oder andere „positive“ Message subtil (wie das Zähneputzen, das halte ich nicht für Zufall) oder mit dem Holzhammer („gebt Euer Bestes“ beim Kindersportfest) ins Hirn des Zuschauers zu planieren.

Okay, lassen wir das Drehbuch Drehbuch sein. An dieser Stelle stand schon öfter der Spruch „der Gedanke an ein gutes Script stand auf der Prioritätenliste der Produzenten eher weiter unten“, das trifft auch hier zu. Die Absicht war, die WWF und Hulk Hogan gut aussehen zu lassen, und, wenn man´s von der ganz simplen Seite her betrachtet, das kommt rüber. Hogan ist ein Gutmensch, die WWF die Organisation des Guten. Kommen wir also zu den filmischen Meriten.

Als Regisseur wurde mit Thomas J. Wright nicht gerade eine Oberleuchte der Zunft verpflichtet. Wright begann als second-unit-director bei Stallones Staying Alive und Beverly Hills Cop (eine Funktion, die er viel später bei Final Destination wieder aufgreifen sollte) und sollte nach seiner zweiten Kino-Arbeit (nach dem Drama Torchlight, das zumindest besetzungstechnisch interessant ist, als mit Pamela Sue Martin und Al Corley zwei Denver Clan-Akteure neben Steve Railsback hauptrollten), eben dieser hier, nur noch für´s Fernsehen arbeiten. Dort aber legte er an so manche Hit-Serie Hand an: Max Headroom, Beauty and the Beast, Highlander, X-Files, The Pretender, Angel, Dark Angel, Alias, Smallville, Firefly, Taken, Navy CIS, Tru Calling und nicht zuletzt Millenium – für diese Serie inszenierte er satte 25 Episoden. Obwohl No Holds Barred eher am Anfang seiner Karriere einzuordnen ist, erkennt man die typische Handschrift eines Fernsehregisseurs. Kaum Dynamik, viel Statik, Szenen ohne große Bewegung, es kommt nie wirklich Tempo auf, aber es langweilt auch nicht so sehr, dass man (übersetzt auf TV-Sprache) versucht wäre, den Sender zu wechseln. No Holds Barred wirkt wie ein TV-Film.

Dieser Eindruck wird verstärkt durch die verdächtige Abwesenheit wirklich harter Gewalt. Die Prügeleien mögen zwar auf den ersten Blick ziemlich fies wirken, aber es fließt im ganzen Film kein Tropfen Blut, kein Knochen knackt – das Härteste, was passiert, ist, dass Zeus dem Neanderthaler ein Büschel Haare ausreißt. Eine ungeschnittene Freigabe FSK 16 wäre heutzutage überhaupt kein Thema, aber in den 80ern verpasste die Freiwillige Selbstkontrolle halt so ziemlich allem, was irgendwie nach böser Action aussah, ein rotes Kleberl (wirklich erschreckend ist allerdings, dass eine für den Kaufmarkt freigegebene 16er-Ausgabe des VCL-Videos mit einer Laufzeit von 71 [!!!] Minuten angegeben wird. Die knapp 20 fehlenden Minuten dürften so ziemlich der kompletten Spieldauer der Kampfszenen entsprechen), meine Güte, ich, und ich bin nicht der oberliberalste Sittenwächter dieses Planeten, könnte mich sogar mit einer ungeschnittenen 12er-Freigabe anfreunden.

Sehr, eh, seltsam ist für einen Film, der mehr oder minder direkt von einer Wrestling-Promotion produziert wurde, einen Wrestling-Superstar als ebensolchen präsentiert und insgesamt die Werbetrommel für Wrestling rühren soll, dass verdammt wenig WRESTLING drin vorkommt. Okay, Puristen werden berechtigterweise anmerken, dass das, was Hogan im Ring treibt, auch unter normalen Umständen wenig mit Wrestling zu tun hat, aber als Prestigeprojetk für die WWF ist No Holds Barred ungefähr so erfolgreich wie Hartz IV für die rot-grüne Regierung. Dennoch ist es schon arg arm, dass Hogan im Filmverlauf ein einziges kurzes Wrestling-Match bestreitet (das gleich am Anfang gegen „Jake Bullet“, und das dauert ungefähr drei Minuten). Hulks weitere „Actionszenen“ sind von der schon erwähnten Spencer-/Hill-Schule gegen ein halbes Dutzend Goons und, im Diner gegen die zwei Räuber, auch von der komödiantischen Seite her angelegt. Die naheliegende Variante, Zeus´ „Karriere“ wenigstens den ein oder anderen WWF-Fight Hogans zu zeigen, wird rätselhafterweise ignoriert (man fragt sich wirklich, ob Rip als Champ wirklich nur alle heilige Zeiten in den Ring steigt und den Rest seines trüben Daseins mit geschäftlichen Besprechungen und PR-Terminen füllt). Die „Kämpfe“ von Zeus sind ungefähr so aufregend wie eine Landtagswahl in Bayern, weil Zeus/Lister sich drehbuchgemäß ja gar nicht erst die Mühe gibt, so zu tun, als könnten seine Gegner ihm irgendwas anhaben. Und auch der große Showdown im WTN-Oktagon ist ein einziges Gebrawle ohne großartige Wrestling-Techniken.

Als Werbefilm für Wrestling taugt „No Holds Barred“ als nicht, und das ist schon ziemlich unverständlich, wenn man die direkte Beteiligung von Hogan und McMahon ins Kalkül zieht. Aber die Entscheidung, anstatt auf Wrestling auf tumbstes Gebrawle auszuweichen (spart zumindest Geld für ´nen Kampfchoreographen) ist nicht die einzige unverständliche Entscheidung McMahons. Warum darf Hogan nicht seinen eigenen finishing move zeigen, sondern muss eine Variante (und eine lächerliche obendrein) seines „Erzrivalen“ Macho Man Randy Savage zeigen? Wieso benutzt der Film nicht den talent pool der WWF? Außer kurzen Auftritten von Gene Okerlund und Jesse Ventura als Ringkommentatoren ist die einzige halbwegs bekannte WWF-Nase, die auftaucht, „Demoliton Ax“ als Jake Bullet, aber ohne die Demolition-Maskierung erkennt den ja eh keiner. Der Rest der auftretenden Schlägertypen rekrutiert sich zwar größtenteils aus dem WWF-Stall, aber es handelt sich beinahe ausnahmslos um Jobber der untersten Kategorie. Sollte kein technisch besserer Wrestler Hogan die Schau stehlen? Dann hätte man aber immer noch Hacksaw Jim Duggan oder die Bushwhackers nehmen können (die haben technisch noch weniger auf dem Kasten als Hogan, sind aber wenigstens populär). Es scheint fast so, als hätte McMahon dem Braten in letzter Konsequenz dann doch nicht getraut und seine Organisation, seine Leute doch nicht so prominent ins Bild setzen wollen. Dass Hogan übrigens nicht als er selbst, sondern als sein weiß-blaues Imitat Rip auftritt, ist keine unverständliche Entscheidung, sondern vielmehr eine Kostenfrage. „Hulk Hogan“ ist nämlich eine eingetragene Marke von Marvel Comics, nicht, weil die Comic-Company so herzlich gern Hogan-Comics rausbringt, sondern weil der Kampfname Hulk Hogan, wenig überraschend, auf dem „Incredible Hulk“ basiert (zu Beginn seiner Karriere nannte der Hulkster sich sogar „The Incredible Hulk Hogan“). Um Klagen von Marvel aus dem Weg zu gehen, übertrugen WWF und Hogan die Rechte an dem Namen lieber gleich an die Comic-Fritzen. Und die Marken-Filmrechte wollte man sich dann doch sparen (aus dem gleichen Grund trat Hogan nach seinem spektakulären Wechsel in die WCW nach dem großen Steroid-Skandal in der WWF in der Turner-Promotion auch nicht als Hulk, sondern als „Hollywood Hogan“ auf. Ersparte Lizenzkosten).

Aber irgendwie ist das alles auch wieder genau so, wie es sein soll – die verschiedenen Ebenen der Unfähigkeit verbinden sich tatsächlich zu einer summa summarum doch recht spaßigen Gesamtkatastrophe, da passt dann auch der Soundtrack mit seinen geschrammelten Country-Songs dazu, die öfter treffenden als verfehlenden beabsichtigten Gags, der überedle Held und der erzböse Schuft mit seinem willenlosen Werkzeug, die damsel in distress, die sich sicherheitshalber (weil ihre Freunde zu dämlich sind) selbst rettet. Der Film mag objektiv ein Wrack sein, aber er macht irgendwie unbegründbar Laune. Und das trotz oder wegen der darstellerischen Leistungen…

Der Hulkster, das erwähnten wir bereits, scheitert, obwohl es ihm so leicht wie nur irgendmöglich gemacht wurde (obwohl ich nicht ganz verstehe, warum seine ring antics teilweise geändert wurden. Seine Posen unterscheiden sich ein wenig von seinen realen [und dass Hulks Spezialgruß an seine Fans der Surfergruß war, ist mir jetzt nicht erinnerlich. Außerdem, wie auch gesagt, hat man seinen Finisher geändert), am Anspruch, sich überzeugend selbst darzustellen. In den Kampfszenen gelingt ihm das noch relativ gut, aber sobald Hulk ernstlich in einer Szene schauspielern muss und sich nicht ausschließlich auf sein Charisma verlassen kann (das ihm im Ring sowieso erheblich mehr nützt als auf der Leinwand), ist der Ofen verdammt schnell aus. Emotionale Regungen vermittelt Hulk ausschließlich durch das Wuseln seiner Gesichtsmuskeln (das sieht aber weniger so aus, als würde dem Hulkster tätsächlich irgendein dramaturgisch wertvoller Gedanke durch die Rübe zirkeln; vielmehr so, als würde unter seiner Haut eine Horde Regenwürmer Balztänze veranstalten), und wenn er dann richtig große Gefühle zeigen darf (an Randys Krankenbett), muss man sich selbst als altgedienter Trashkämpe das Lachen mühevoll verkneifen. Zur weiteren filmischen Karriere Hulks ist ja bereits alles gesagt – nach ein paar Hauptrollen in eher unterprivilegierten Deppenfilmen wie Mr. Nanny und Santa with Muscles, die sich an ein arg juveniles Publikum richteten (weil Erwachsene schon gar nicht dazu bewegen waren, sich für Hulk-Filme ins Kino zu wuchten), drehte er ein paar belanglose Actionfilme wie den hier besprochenen Assault on Devil´s Island), ehe er sich wieder auf seine Wrestlingkarriere konzentrierte, die immer noch anhält.

Die weibliche Hauptrolle, bzw. was man so Hauptrolle nennt, übernimmt Joan Severance, die damit ihren zweiten großen Auftritt nach ihrem eindrucksvollen Debüt in der Wilder-/Pryor-Klamotte See No Evil, Hear No Evil (Die Glücksjäger) feiert. Aus der Rolle der Samantha kann der spätere Black Scorpion keinen besonderen Nutzen ziehen. Das Script billigt ihr auch nur Klischees (das verräterische Weib, das seine Verbrüderung mit dem Bösen bereut PLUS das Entführungsopfer und Druckmittel für den Showdown) zu – und da das ganze dann auch noch familientaugliches Entertainment sein soll (zumindest in den US of A) darf Joan noch nicht mal ihre (nicht zu vernachlässigenden) optischen Reize zeigen. Mehr als ein kurzer BH-Shot und ein dezentes Kamera-Abgleiten ihres überwältigenden Fahrgestells ist nicht drin…

Das Schauspielern übernimmt dafür Kurt Fuller für alle Hauptdarsteller geballt. Für Fuller war es die erste große Rolle nach einigen unauffälligen Auftritten in den Arnie-Vehikeln Running Man und Red Heat und, boy, nutzt er die Gelegenheit für Werbung in eigener Sache. Wohlwissend, dass Film und Rolle Grütze sind, führt Fuller, wie ich immer so gern sage, die Overacting-Sau Gassi und spielt, dass sich die Balken biegen – er schreit, brüllt, tobt, springt hysterisch durch die Gegend, es ist eine wahre Freude, ihm zuzusehen (und in der deutschen Fassung hat er das zusätzliche Glück, dass man ihm einen reinrassigen Comedy-Synchronsprecher, ich komm nicht auf den Namen, aber der hat quasi in jeder Klamotte eine tragende Rolle gesprochen, verpasst hat, was den Eindruck, dass Fuller enormen Spaß an der Sache hat, noch verstärkt). Fuller entwickelte sich in der Folge nicht gerade zum Top-Star, aber zum gefragten Akteur für prägnante Nebenrollen und landete so in Erfolgsfilmen wie Ghostbusters II, Wayne´s World und Scary Movie, wurde zuletzt mit Paul Schraders Auto Focus auffällig und absolvierte viele Fernsehauftritte (z.B. in Alias).

Tiny Lister wird heute noch gern gebucht, wenn es darum geht, einen 250-Pfund-Kleiderschrank-Schlägertypen, hauptsächlich in B-, aber auch in Großproduktionen zu besetzen. In dieser Funktion zierte er qualitativ so unterschiedliche Werke wie Beverly Hills Cop II, Prison, 9 ½ Ninjas, Trabbi Goes to Hollywood, Universal Soldier, Trespass, Immortal Combat, Men of War, Don Juan de Marco, Jackie Brown, Wishmaster 2, The Fifth Element oder Dracula 3000. No Holds Barred ist eine der wenigen Gelegenheiten, Lister in einer Hauptrolle zu bewundern. Naja, auch hier gilt, was man so Hauptrolle nennt. Tiny hat als Zeus maximal zwölf Worte Dialog zu nuscheln, irritiert durcs einen extremen Silberblick und darf sich ansonsten voll auf seine physische Präsenz verlassen. Das irgendwie tragische an Lister ist, dass er trotz seiner imposanten Gestalt alles andere als ein großartiger Fighter ist. Er bewegt sich einfach viel zu lansam, er hat´s nicht drauf, den Gegner gut aussehen zu lassen, er stapft einfach herum und verteilt da und dort ein paar Schläge oder Kopfnüsse – er ist, auf den ersten Blick, durchaus ehrfurchtseinflössende Muskelmasse, aber kein memorabler Superschurke (wenn wir schon wieder Vergleiche ziehen wollen – der gegen Tiny zierliche Mr. T brachte eine ähnliche Rollengestalt in Rocky III erheblich zielsicherer auf den Punkt). Lister ist, seien wir ehrlich, eine solide Besetzung für einen Background-Goon zweiter Klasse, aber als tragende Figur ´ne Niete.

Mark Pellegrino, der klischeeerfüllend des Hulksters kleinen Bruder mimt, startete seine Karriere mit einem Fünferpack Filmen, das ihm eigentlich die direkte Eintrittskarte in die badmovies.de-Hall-of-Fame gewährleisten sollte. Zum Genießen – er drehte in Reihenfolge Fatal Beauty (den unerträglich doofen Whoopi-Goldberg-macht-auf-Dirty-Harry-und-murkst-Drogendealer-ab-Schmarrn), Death Wish 4, Night Life (die seltsamerweise in diesem Land verbotene nicht unsympathische Teen-Zombie-Komödie), diesen und an der Seite von Corey Haim Prayer of the Rollerboys. Erstaunlicherweise kratzte Pellegrino trotz dieses Auftakts und gelegentlicher Rückfälle wie Mitwirkung in Knight Rider 2010 doch noch die Karrierekurve und war in jüngerer Zeit in Filmen der Kategorie Mulhulland Drive und National Treasure am Start.

Für die völlig unnötige Rolle des Trainers Charlie heuerten die Produzenten den verdienten Jazzsänger und Teilzeit-Schauspieler Bill Henderson an, dessen Filmkarriere bereits 1943 begann. Kultfilmfans können ihn in Buckaroo Banzai und Fletch bewundern. David Payner (Unger) und Charles Levin (Ardway) geben ein amüsantes Comedy-Duo ab. Levin arbeitet hauptsächlich für´s US-Fernsehen und begnügt sich mit Mini-Filmauftritten, z.B. in This is Spinal Tap, The Golden Child oder The Couch Trip, Payner, der auch als voice actor für Zeichentrickserien arbeitet, ist in Rollen unterschiedlicher Größe und Güte auch immer wieder im Kino zu sehen (Carpool, Unforgettable, Amistad, Mighty Joe Young, The Chill Factor).

Eine echte Zumutung ist da alte deutsche Verleihtape von VCL – man fragt sich doch immer wieder aufs Neue, mit welchem Scheiß man vor fuffzehn-zwanzig Jahren als Videokonsument zufrieden war. VCL liefert den Streifen anstelle des serienmäßigen Panavision-Formats (also 1.85:1) in einem übel zusammengepan- und scanten Vollbild aus. Okay, ich will nicht soweit gehen und behaupten, Kameramann Frank Beascoechea, ein TV-Routinier, der von Kojak über Galactica 1980 bis hin zu Master Ninja alles fotografierte, was nicht niet- und nagelfest war, hätte sich großartige Gedanken um Bildkomposition gemacht (ganz im Gegentum, der Herr liefert mit diesem Film seine einzige Kinoarbeit ab. Ein schieres Wunder, dass der eine Panavision-Kamera überhaupt erkannt hat), aber es sieht halt trotzdem übel aus. Die Qualität des Bilds an sich ist denn auch nicht überwältigend, der Ton ist zumindest erträglich, wenn auch dumpf.

Okay, ich komme langsam zum Schluss. No Holds Barred ist ein dämlicher Film, der auf jeder seiner angestrebten Ebenen versagt – seine Action ist zu bieder und für ein jugendliches Publikum, d.h. „unhart“ zugeschnitten, sein Hauptdarsteller nicht in der Lage, seine zugestandene Ringpräsenz auf den Film zu übertragen, als Promotion für die WWF und ihren Topstar scheitert der Streifen, weil er zu wenig Wrestling beinhaltet. Mit diesem Schmu kann man vielleicht noch ein paar halbstarke Rednecks in den Backwoods beeindrucken, aber für ein „normales“ Publikum ist der Streifen schon erstaunlich hirn- und auch herztot. Er ist dumm, auf TV-Niveau inszeniert, aber, und da wird die Sache dann doch interessant, er ist nicht langweilig, und schon wieder so dumm, dass ein trashgestähltes Publikum sich an den diversen Tumbheiten der Handlung und der Action erfreuen kann. Und wenn das alles noch nicht reicht, dann kann man sich immer noch an der grandiosen Darbietung von Kurt Fuller erfreuen – der Hulkster mag in diesem Film nicht rocken, Kurt Fuller tut es allemal… daher insgesamt trotz aller bislang über No Holds Barred ausgeschütteter Häme eine Empfehlung für Freunde grandios debilen 80er-Jahre-Actiontrashs. Hätte aber trotzdem mit ein bisschen mehr Mühe (d.h. besserer Action) noch viel unterhaltsamer sein können, ohne an Dämlichkeit zu verlieren.

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


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