Der goldene Nazivampir von Absam 2 – Das Geheimnis von Schloß Kottlitz

 
  • Deutscher Titel: Der goldene Nazivampir von Absam 2 - Das Geheimnis von Schloß Kottlitz
  • Original-Titel: Der goldene Nazivampir von Absam 2 - Das Geheimnis von Schloß Kottlitz
  • Alternative Titel: Iron Nazi Vampir |
  • Regie: Lasse Nolte
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Daniel Krauss (William „B.J.“ Blazkowicz), Götz Burger (Otto von Grimm), Hendrik Martz (Smokey Savallas), Walter Stapper (General Donovan), Kim Bärmann (Brick Bradford), Oliver Kalkofe (Adjutant), Guido Meyer (SS-Hauptsturmführer), Ferdinand Dörfler (SS-Scharführer), Christian Heiner Wolf (Corporal)


Vorwort

1942 – Seltsame Dinge gehen in Schloss Kottlitz, offiziell eine SS-Akademie, vor – dem US-Militärgeheimdienstagenten Smokey Savallas gelingt es unter Einsatz (und Verlust) seines Lebens, einen Film aus dem Schloss zu schmuggeln, der General Donovan, Chef des OSS, zu denken gibt. Nachdem er zu seiner eigenen Überraschung festgestellt hat, dass sein Dienst tatsächlich eine Abteilung für okkulte Forschungen unterhält – bestehend aus dem bebrillten und versoffenen Feigling und allgemeinen Drückeberger William „B.J.“ Blazkowicz, der sich schon (sprichwörtlich) in die Hosen macht, wenn jemand unerwarteterweise die Tür zu seinem Kellerbüro öffnet – wird selbige auch schon in den aktiven Fronteinsatz gepresst: wenn, wie der von Savallas erbeutete Film es behauptet, die Nazis tatsächlich Vampirsoldaten heranzüchten, sollte man zumindest mal vor Ort nachkucken, ob und wenn ja, was genau an der Sache dran ist. Blazkovicz‘ Winseln, Flehen und versehentliches Zerstören von generalseigenem Schreibtischnippes bleibt erfolglos – wenig später wirft ein US-Flugzeug den armen Mann über Kottliz ab und eine Verkettung glücklicher Umstände später ist B.J. tatsächlich allein im Büro von SS-Überobersturmbannusw.führer Otto von Grimm. Das Geheimlabor ist schnell gefunden – dito auch die Nazivampire, die sich aber erfreulicherweise als totale Luschen erweisen, die schon beim Anblick eines Kruzifix aus zwei übereinandergelegten Wiener Würstchen den Löffel reichen…

Kaum hat B.J. die Vollzugsmeldung in die Heimat gefunkt, kommt das böse Erwachen in Form eines vampirisierten und *gar nicht mehr so leicht* umzubringenden von Grimm, der dem nicht wirklich tapferen Ami verkündet, pflichtschuldigst in eine sorgfältig aufgebaute Falle gestolpert zu sein. Mit den aus Transsylvanien geborenen Original-Fangzähnen des Grafen Dracula und einer goldenen Rüstung, die den Träger gegen Sonnenlicht immunisiert, will von Grimm die Welt erobern – und der mitnichten tote, sondern nur übergelaufene Smokey Savallas ist sein willfähriger Erfüllungsgehilfe. Sieht so aus, als müsste B.J. über sich hinauswachsen…


Inhalt

Wo wir gerade bei Nazi-Trash waren… Sollte man die Absicht haben, einen Themenabend zu diesem Sujet zu veranstalten, bietet sich das Doppelfeature geradezu an – zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen, die beide ihre, äh, künstlerische Berechtigung haben und im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus erfolgreich sind. Wo Buttgereit und Gosejohann die vergleichsweise subtile Trash-Klinge mit intellektuellem Touch schwingen, haut Lasse Nolte mit seinem Debütkurzfilm (sofern wir „45 min“ noch als Kurzfilm durchgehen lassen wollen, aber „abendfüllend“ ist das nun mal nicht und im Gegensatz zur Literatur gibt’s halt im filmischen Bereich zwischen „Roman“ und „Kurzgeschichte“ keine „Novelle“) inhaltlich voll auf die Kacke, packt das aber in einen aus technisch-handwerklicher Hinsicht schon geradezu schockierend professionellen Mantel.

„Der goldene Nazivampir von Absam 2“ (einen ersten Teil gibt’s selbstredend nicht, oder zumindest hat solches Lichtspielwerk bislang nicht den Weg an die Öffentlichkeit gefunden) bekam schon vor seiner Veröffentlichung gewisse Gratis-Publicity, weil die Filmhochschule München, an der Nolte studiert, das Werk zunächst nicht als Abschluss- und Diplomarbeit anerkennen wollte (und wer ein findiges Kerlchen ist, macht aus diesem Umstand gleich eine erfolgreiche Marketing-Maßnahme und zwingt die Studieranstalt angesichts der potentiell verheerenden Öffentlichkeitswirkung zum Umdenken).

Dass die Hochschule gewisse Bedenken anmeldete, wundert mich (speziell im von historischer Selbstironie durch ärztliches Attest befreiten Deutschland) nicht wirklich – ich weiß nicht, ob ich als aufstrebender Filmhochschüler einen Trash-Horror-Exploitation-SS-Vampirfilm als Diplomarbeit einreichen würde, auch wenn ich ihn mit aller, hihi, gebotenen Professionalität heruntergekurbelt hätte. Aber Frechheit siegt und der Schaden des Filmkonsumenten soll’s nicht sein, und, auch wenn die Story natürlich abstrus und absurd ist, so beinhaltet sie doch einen winzigen wahren Kern; diverse Nazi-Größen, und ganz speziell „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler waren durchaus an okkulter Esoterik (im Falle von Himmler auch besonders an hinduistischer Mystik) interessiert – sicherlich weniger, um untote Blutsauger als Soldaten heranzuzüchten, sondern vielmehr, um einem falsch verstandenen mystisch-überhöht-verbrämten Germanentum zu huldigen, und – natürlich – um Führerkult und NS-Organisation als Religionsersatz bzw. Ersatzreligion mythologisch zu legitimieren; ein Umstand, dem nicht zuletzt Spielberg und Lucas in der Indiana-Jones-Reihe huldigten. Was also Blockbuster-Machern recht ist, sollte eimem Filmhochschüler nur billig sein.

„Der goldene Nazivampir von Absam 2“ ist also, grob gerechnet, Indiana Jones mit einem vertrottelten feigen Hanswurst anstelle eines verwegenen Kampfarchäologen – trotz dieser eigentlich für einen parodistisch gemeinten Film recht günstigen Voraussetzung entfaltet der Streifen leider nicht ganz das erwartete Humorpotential (weswegen sogar Fäkalhumor herhalten muss, und auf den reagiere ich im Allgemeinen allergisch, speziell, wenn der gleiche „Gag“ zweimal innerhalb von drei Minuten herangezogen wird) – die humoristische stand-out-Szene ist zweifellos die Besprechung von Blazkowicz und General Donovan, wobei diese Szene enorm durch die Mitwirkung von Oliver Kalkofe in der stummen Rolle des Adjutanten gewinnt, eine Comedy-Szene, die – speziell, wenn wir uns vor Augen halten, dass hier deutsche Filmemacher „witzig“ sein wollen, und das geht halt nur selten gut – sich erstaunlich ungekünstelt und unverkrampft abspielt, die ein oder andere Pointe zwar antelegrafiert, aber dennoch treffend umsetzt. Danach wird’s leider sowohl story- als auch gagtechnisch eher dünn. Vereinzelte nette Ideen (z.B. der hysterisch-doofe Kunstgriff, mit dem Blazkowicz sich die Uniform eines Kradmelders aneignet, die Wurst-Kruzifixe oder der Joke, dass im Keller von Schloss Kottlitz offensichtlich Spongebog Schwammkopf gefoltert wird) gehen in einer nicht zwar abseitigen, aber in ihrer endgültigen Ausprägung nicht sonderlich originellen Story unter, oder anders ausgedrückt – sobald die Katze (sprich der wahre Plan von Otto von Grimm) mal aus dem Sack ist, fällt Lasse Nolte nicht mehr sonderlich viel (und schon gar nicht mehr viel sonderlich witziges) ein, dann wird nur noch auf’s Ende hin gearbeitet. Insofern muss man Nolte schon wieder dankbar sein, dass er es bei einem Dreiviertelstünder belassen hat (ehrlich gesagt ist nämlich auch die zentrale Idee mit dem Dracula-Gebiss nicht so wirklich doll). Die Charaktere sind natürlich nur bewusst angelegte Stereotypen, funktionieren aber als das, was sie sind, brauchbar. Die Dialoge, die nicht direkt eine Pointe setzen sollen, sind allenfalls akzeptabel.

Als Showcase für einen couragierten Jungautoren taugt der Nazivampir also nur bedingt – gewisses komödiantisches Gespür ist unverkennbar, aber noch sehr uneinheitlich. Allerdings – als Showcase für einen couragierten Jungregisseur ist der Streifen ein echter Gewinner. Die technisch-handwerkliche Seite des Films ist famos – er sieht schlichtweg großartig aus; ich lehne mich nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass man diesseits einer Eichinger- oder Bully-Herbig-Produktion schon ziemlich lange suchen muss, bis man einen deutschen Film findet, der optisch dermaßen gelungen ist, das hat wirklich kinematisches scope, das kann vom visuellen Eindruck her ohne weiteres im Kino laufen, ohne negativ aufzufallen. Ich weiß nicht, wie es Lasse Nolte gelungen ist, mit den vermutlich begrenzten Mitteln eines Diplomfilms eine derartige Duftmarke zu setzen (ja, ich weiß, ich hätte mich durch’s Bonusmaterial tanken können, aber im Rahmen eines bunten Abends ist Audiokommentarhören und Making-of-Kucken halt nicht so angesagt), es ist schlichtweg beeindrucken; was auch für die fulminant gute, liebevoll-detaillierte Ausstattung gilt – Uniformen, Motorräder, riesige Hakenkreuz-Banner (wie eben bei Indy), die Set-Dekorationen, sogar die CGI-Establishing-Shots und digital mattes, alles wirkt authentisch und *teuer* (auch dank location-Drehs, die man sicherheitshalber nur unter dem Untertitel „Das Geheimnis von Schloss Kottlitz“ erfragte) – unter normalen Umständen würde ich ein Budget von zwei-drei Mio. Euronen vermuten; die Vampir-Masken sind ebenfalls überzeugend, nur bei der finalen großen FX-Sequenz macht sich bemerkbar, dass hier eben nicht die allererste Riege deutscher Filmhexer am Werk war – sieht immer noch ziemlich gut aus und sucht auf jeden Fall im semiprofessionellen Bereich absolut seinesgleichens, hält aber eben nicht ganz das technische Top-Niveau, an das man sich bis dahin doch schon gewöhnt hat. Die Kameraführung von David Emmenlauer ist auf der Höhe der Zeit, den Schnitt besorgt Lasse Nolte selbst.
Dramaturgisch laboriert der Streifen ein bisschen an dem Problem, dass er eigentlich ganz gerne ein amtlicher Dreiakter wäre, aber im Endeffekt nur ein Zweiakter ist – ihm fehlt ein echter „Mittelteil“, was dazu führt, dass Auflösung und Showdown ein wenig gehetzt wirken; anstatt dass sein Held Hinweise findet und sich die Sache spannungsförderlich langsam zusammenreimt, muss Nolte auf das „talkin‘ madman“-Syndrom zurückgreifen, und nach diesem dramaturgisch-strukturellen Kunstgriff kann er den Dschinn halt nicht zurück in die Flasche pfriemeln, sondern muss umgehend zum Ende kommen. Aber – wir haben’s mit dem Debütwerk eines Jungfilmers zu tun, der – die notwendigen Mittel vorausgesetzt – bei einem abendfüllenden Film sicherlich (hoffe ich zumindest) anders vorgehen würde.

Zu erwähnen wäre noch die Musik von Tuomas Kantelinen, der immerhin schon für Renny Harlins „Mindhunters“ den Score besorgte (und für den russischen Blockbuster „Der Mongole“ UND den Eurovision Song Contest 2007 musizierte) – nicht sonderlich memorabel, aber durchaus effektiv (als Abspannsong gibt’s Knorkators grandioses „Böse“). Wer angesichts der Thematik auf ein wenig Splatterspaß hofft, wird enttäuscht, obschon der Film sich um Vampire dreht, bleibt er blutarm (lediglich Smokey Savallas‘ vermeintlicher Tod durch 835 MG-Salven im Teaser ist „hart“).

Kein Fehler war’s sicherlich auch, „richtige“ Schauspieler anzuheuern und nicht nur Freunde, Kommilittonen und die üblichen Verdächtigen aus der deutschen „Indy“-Szene. Daniel Krauss (aus der Sat.1-TV-Serie „Dr. Molly & Karl“) gibt einen durchaus angemessenen naiv-trotteligen Blazkowicz ab, hat aber keine echte Chance gegen Schwergewicht Götz Burger („Speer und er“, „Die Lawine“, „Immer Ärger mit den Paukern“), der den machthungrigen SS-Schurken von Grimm mit dem notwendigen Gusto spielt.
Als verräterischen Smokey Savallas begrüßen wir Ex-Kinderstar Hendrik Martz („Patrik Pacard“, „Gegen den Wind“, „Der Landarzt“, „Verbotene Liebe“) für den der Nazivampir sogar eine Art Comeback darstellt – er hat nix verlernt.
Auch Walter Stapper („Zwerg Nase“) als General Donovan kann durchaus überzeugen, Oliver Kalkofe habe ich bereits erwähnt, Santiago Ziesmer, der Synchronsprecher von Spongebob, macht uns den voice-only-Stargast (dito Monty Arnold, der einen Nazi-Propagandafilm-im-Film über die okkulten Forschungen textet und spricht – kommt nur leider kaum zur Geltung). Zusammenfassend kann man sagen, dass das Ensemble trefflich agiert – es könnte sicher etwas mehr zu tun haben, aber das liegt nicht an den Darstellern, sondern am etwas schmalbrüstigen Script.

Bildqualität: Veröffentlicht von Mr. Bankers Films/Sunfilm präsentiert sich „Der goldene Nazivampir“ in schickem anamorphen 1.78:1-Widescreen, dass die optische Gefälligkeit des Streifens makellos umsetzt – satte Farben, guter Kontrast, gute Schärfe, störungs- und verschmutzungsfrei. So soll es sein.

Tonqualität: Auch der Ton ist professionell – wahlweise in Dolby Digital 2.0 und 5.1, bestens nachgearbeitet, auch hier bedenkenlos kinotaugliches technisches Niveau.

Extras: Keine Frage, auch hier bleibt kein Auge trocken. Neben Audiokommentar, vier making-of-Featuretten, einer deleted scene, Trailern und Produktionstagebuch finden sich zwei Fotogalerien sowie als Bonusfilm „Die Handwerker Gottes“ von Siegmar Warnecke (und mit Otti Fischer) an. Da die Scheibe auch nicht sonderlich teuer vertickt wird, finden sich rein ausstattungstechnisch keine Argumente gegen eine Anschaffung.

Fazit: Respekt – mit den Mitteln eines Filmhochschülers einen Streifen hinzustellen, der besser aussieht als das meiste, was aus deutschen Landen tatsächlich in die Kinos geschickt wird (von Fernsehproduktionen mal ganz abgesehen), das muss man erst mal hinkriegen. Blöderweise bin ich grundsätzlich eher ein Vertreter der „zunächst-mal-muss-die-Story-stimmen“-Schule, und da hat „Der goldene Nazivampir von Absam 2“ halt doch noch ein paar Probleme. Die Grundidee ist nett-witzig, aber das Potential der Geschichte wird nicht wirklich abgeschöpft; der Streifen hat seine Lacher, aber es sind zu wenige, um den Film als Komödie/Parodie zu tragen, und als reinrassiger Abenteuerfilm mit Gags ist er dann doch nicht spannend und/oder rasant genug. Sagen wir’s so rum – Lasse Nolte ist in technischer Hinsicht sicherlich eines der hoffnungsvollsten Nachwuchstalente des deutschen Films, aber auch für ihn gilt: man kann’s auch mal mit einem Drehbuchautoren versuchen… So kann ich über eine solide Durchschnittswertung nicht hinausgehen – macht durchaus Laune, ist nicht lang genug, um langweilen zu können, hätte jedoch noch einen guten Tacken inspirierter, witziger, respektloser sein können. Aber was nicht ist, kann ja noch werden…

3/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments