Der Geächtete von Gor

 
  • Deutscher Titel: Der Geächtete von Gor
  • Original-Titel: Outlaw
  • Alternative Titel: Outlaw of Gor | Gor II |
  • Regie: John "Bud" Cardos
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Urbano Barberini (Tarl Cabot), Rebecca Ferratti (Talena), Jack Palance (Xenos), Donna Denton (Lara), Russel Savadier (Whatney), Nigel Chipps (Hup), Alex Heyns (Ältester), Tullio Moneta (Ost), Larry Taylor (Marlenus), Michael Brunner (Targus), Michelle Clarke (Vara), Cristobel d’Ortez (Alicia)


Vorwort

Nach seiner Rückkehr von der Gegenwelt Gor findet Tarl Cabot es schwer, sich wieder in sein normales Leben als harmloser Universitätsprofessor einzufinden – der Verlust der Liebe seine Lebens, Talena, macht ihm schwer zu schaffen und so ist aus Tarl ein depressiver Einzelgänger geworden. Der einzige, der sowas ähnliches wie ein Freund ist, ist sein Kollege Whatney, der allerdings ein ziemlicher Depp und ein verhinderter Weiberheld ist, der sich noch durch keinen Korb von seinen aufdringlichen Baggerversuchen abschrecken hat lassen. Nach einem weiteren Abend des frustrierten Kuckens in ein leeres Glas (Cabot) bzw. heftiger Abfuhren (Whatney) will Tarl seinen Kollegen nach Hause fahren. Doch unterwegs beginnt Tarls Ring zu pulsieren und ehe man nur „hat’s letztes Mal nicht noch wenigstens einen Crash gebraucht?“ sagen kann, werden Tarl und Whatney nach Gor katapultiert.

Auch wenn sie mitten in der Wüste gelandet sind, kann Tarl sein Glück kaum fassen – er wird Talena wiedersehen. Auf dem Weg nach Koruba müssen sich die zwei Erdenmenschen ihrer Haut bei Überfällen von Nomaden-Banditen (Nomditen? Banmaden?) erwehren und Whatney staunt nicht schlecht, wie Tarl mit einem Schwert umzugehen weiß und wie nonchalant er den einen oder anderen Angreifer niedermetzelt. Endlich erreichen die Jungs Koruba (das inzwischen seltsamerweise aussieht wie Sarms Hauptquartier aus dem letzten Film). Tarl erhält einen 1A-Heldenempfang, auch vom Ältesten, von Talena und König Marlenus. Der allerdings hat sich mittlerweile in den Hafen der Ehe gestürmt und das heiße (und für ihn viel zu junge) Betthaserl Lara vor den Altar geführt. Wichtigster Berater der greisen Kings ist Hohepriester Xenos, und genau diese beiden Neuzugänge bei Hofe sind es, die den Ältesten reichlich nervös machen. Der Einfluss Xenos auf Marlenus ist kein Guter, ist sich der Älteste sicher, und Lara ist auch nicht besser. Aus diesem kühnen Grunde hat der Älteste Tarl über den Heimatstein (der jetzt „Heiliger Stein“) heißt, herbeizitiert.

Das Leben am Königshof unterscheidet sich in der Tat nur marginal von den Sitten und Gebräuchen bei Sarm (sogar dessen Jazzdance-Truppe beschäftigt Marlenus weiter). Dieweil Whatney sich voll ins Vergnügen stürzt, ist Tarl hauptsächlich damit befasst, die Beziehung zu Talena zu formalisieren. Whatney, der heftig von der Königin angebaggert wird (was beweist, dass Lara dringend einen Optiker aufsuchen sollte), rät Tarl, offiziell bei Marlenus um Talenas Hand anzuhalten. Ist jetzt nicht gerade die Idee, wofür’s einen IQ von 197 braucht, aber Tarl wäre alleine nicht draufgekommen, so, power to Whatney.

Dafür sucht er sich leider den Zeitpunkt aus, an dem Lara auf Xenos Rat Nägel mit Köpfen macht und Marlenus erst vergiftet und dann erdolcht. Tarls Erscheinen in Marlenus‘ Kemenate gibt Lara eine erstklassige Chance, ihn als Mörder zu denunzieren. Talena und der Älteste spekulieren nicht zu Unrecht, dass Lara hier nur von ihrer eigenen Schuld ablenken will, aber ausgerechnet Whatney gibt der Königin ein Alibi. Es kommt zu einem größeren Handgemenge, an dessen Ende der Älteste sich mittschiffs ein Schwert eingefangen hat, Talena neben dem persönlich und menschlich enttäuschten Whatney im Kerker sitzt und Tarl in Begleitung des wasserstoffoxidierten Zwergs Hup das Weite gefunden hat.

Während Lara keine Sekunde verliert, um umgehend eine Schreckensherrschaft zu errichten (begünstigt dadurch, dass Marlenus loyale Soldaten innert einer Sekunde zu blutrünstigen sadistischen Mordbrennern und Folterknechten konvertieren), ist mir Tarls Plan nicht ganz klar. Er scheint prinzipiell daraus zu bestehen, sinnlos durch die Wüste zu stapfen und entweder bald zu verdursten oder auf ein Wunder zu warten. Man ist geneigt, aufs erstere zu hoffen.

Ungeachtet der Tatsache, dass Tarl ein Nasenbär ist, halten Xenos und Lara den Burschen freilaufend für eine Bedrohung ihrer Herrschaft. Daher schicken sie den Kopfjäger Ost auf Tarls Spuren, mit der dezenten Bitte, diesen lebendig und am Stück zu apportieren.

Dieweil Lara einen Großteil ihres Volkes als Sklaven in einer Mine schuften lässt, um dort unspezifiziert in der Erde wühlen zu lassen, stolpern Tarl und Hup über einen Sklavenmarkt. Obwohl dort Dutzende Sklaven in Käfigen vor sich hin vegetieren und verkauft werden, greift der elende Held Tarl erst ein, als ein besonders hübsches Frauenzimmer verschachert werden soll. Tarl klemmt sich das Mädel unter den Arm, killt ein paar Sklavenhändler und flieht mit Hup und dem Girl in die Wüste. Dort allerdings wartet Ost und kann das Trio ohne große Probleme gefangen nehmen und nach Koruba bringen. Xenos drängt darauf, Tarl umgehend zu killen, und als Lara sich weigert, weil wegen isso, offeriert der Priester Tarl die Freiheit, sofern er sich umgehend auf die Erde verpisse. Natürlich – und trotz Folter – lehnt Tarl ab, denn schließlich muss Laras Tyrannei flott beendet werden…


Inhalt

Prinzipiell kann man zu „Der Geächtete von Gor“, dem parallel zum Vorgänger geschossenen Sequel, mehr oder weniger das exakt Gleiche schreiben wie zu „Gor“. Andererseits – das würde dem „Geächteten“ auch wieder nicht gerecht, denn erstaunlicherweise ist der zweite Film, so schwer das auch gewesen sein mag, glatt noch schlechter als der Vorgänger

Dieweil das Drehbuch wieder von Harry Alan Towers und Rick Marx verfasst wurde, hat es diesmal noch weniger mit der „literarischen“ Vorlage von John Norman zu tun – mehr als ein paar Namen verbindet die verfilmte Geschichte nicht mit den Romanen. Auf der Regieposition wurde ein Wechsel vollzogen, statt Fritz Kiersch schwingt nun John „Bud“ Cardos das Zepter, und damit der Regisseur des klassischen Arachnohorrors „Mörderspinnen“ – einer, der’s kann (aber viel zu selten Gelegenheit dazu bekam), aber… wie Kiersch weder mit dem Genre noch den Einschränkungen einer Towers-Low-Budget-Produktion sonderlich glücklich werden sollte.

Die Geschichte ist beim zweiten Aufguss sogar noch primitiver – die ganze „Heldenreise“ besteht darin, dass Tarl aus der von Lara okkupierten Stadt flieht, sinnlos herumgeistert und als Gefangener wieder zurückgebracht wird. Seine „Erlebnisse“ unterwegs sind uninteressant und auch wenig dazu angetan, ihn als einen anbetungswürdigen Helden zu betrachten; als Hup und er erstmals auf eine Horde Sklavenhändler stoßen, die gerade ein paar arme Leute zusammentreiben, bleiben die „Helden“ schön in Deckung und greifen nicht ein, und als einer der frischgebackenen Sklaven zusammenbricht, sind sich Hup und Tarl schnell einig, dass „sie nichts mehr für ihn tun können“. Ähnlich ist es dann auch auf dem Sklavenmarkt selbst, den Tarl und Hup erst mal dazu nutzen, sich den Bauch vollzuschlagen (durch Diebstahl) und sich in den Verkauf von Sklaven erst dann einmischen, als Tarl Gefallen an einem der Verkaufsobjekte findet (aber nicht SO viel Gefallen, um dann mit ihr rumzumachen. Er hat ja noch Talena in der Hinterhand). Das macht seine Reden, dass er sich sein Leben lang gegen die Sklaverei einsetzen werde, ein wenig bigott (ganz abgesehen davon, dass der literarische Tarl Cabot mit der Sklaverei und speziell der Versklavung von Frauen keinerlei moralischen Probleme hat). Generell ist Normans misogyne Philosophie noch stärker zurückgefahren, in Sachen Versklavung macht hier niemand Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein und grundsätzlich ist das Interesse an den Sklaven hier überwiegend ihrer Arbeitskraft geschuldet und etwaige sexuelle Vorteile höchstens zusätzlicher benefit.

Radikal ist der Umgang mit den Figuren aus dem ersten Teil – Marlenus und der Älteste werden schnell terminal aus dem Verkehr gezogen und selbst Talena ist für den größten Teil des Films ein Non-Faktor (darf aber immerhin in zwei Schaukämpfen zu Laras Vergnügen gegen Gladiatorinnen um ihre Freiheit rangeln). Hup bleibt der überflüssigste Charakter der Filmgeschichte – der Muskelzwerg trägt zur Handlung exaktemente null bei, dafür aber scheint John Cardos an seinen, äh, anatomischen Merkmalen ein etwas ungesundes Interesse zu entwickeln, so oft wie Hups Hintern formatfüllend ins Bild gerückt wird. Was wir *dringend* gebraucht haben, ist ein comic-relief-Charakter wie den überaus nervenden Whatney (der zum Glück nach seinem dussligen Verrat die meiste Zeit im Kerker verbringt und dort weder Schaden anrichten noch dem Zuschauer gesteigert auf die Nerven gehen kann).

Eine kleine Überraschung mag es sein, dass der zunächst als großer Schurke apostrophierte Xenos letztlich nur ein Handlanger Laras ist, aber ihre Pläne nicht vollständig unterstützt und gelegentlich und zu ihrem Verdruss gegen ihren erklärten Willen vorgeht, aber das Kraut wird dadurch auch nicht fett.

Ganz besonders hübsch (dämlich) ist der Showdown, in der Tarl mit einer „feurigen Rede“ (hihi) und dem Kraftakt „Verbiegen eines Gummischwerts“ die Menschenmassen auf seine Seite bringt (die bis dahin durchaus Lara bejubelten) – den finalen Schlag gegen die böse Tyrannin führt dann nicht mal der Held, sondern Ost, der Kopfjäger. Keine Ahnung, wer das alles Mal für eine gute Idee hielt (naja, Harry Alan Towers, im Zweifel).

Das Budget dürfte gegenüber dem ersten Teil noch niedriger gewesen sein, denn „Der Geächtete von Gor“ hat nun wirklich überhaupt keine Schauwerte mehr. Es gibt womöglich ein-zwei Actionszenen mehr, aber das Talent der Beteiligten für überzeugendes Stuntwork ist nicht größer geworden (eher sind die Szenen noch lächerlicher, wenn mit den Schwertern sichtlich am beabsichtigen Opfer vorbeigestochen wird, als wär’s ein Theaterstück von 1523). Insgesamt ist der Film vielleicht ein bisschen „blutiger“ (ohne dabei wirklich expliziter zu werden), dafür aber in Sachen Erotik noch weiter heruntergefahren. Die Kostüme sind größtenteils dämlich (man mag mir erklären, warum die männlichen Hofschranzen weniger Textil am Körper tragen als der verarmte Pöbel vor der Tür, nämlich zumeist nur ein neckisches weißes Lendenschürzchen) – Jack Palances Headgear muss ebenso gesonderte Erwähnung finden wie Marlenos Krone.

Wie schon der erste Teil hat das Sequel kein Tempo, keinen Spannungsbogen zu bieten. Cardos steht der ganzen Angelegenheit offensichtlich recht ratlos gegenüber. Ungewöhnlich für einen eigentlich kapablen Handwerker sind einige Schlampereien wie die modernen Häuser, die deutlich zu sehen sind, als Tarl und Whatney Koruba betreten oder der Teppich, der das große Bodenmosaik in Marlenos Thronsaal mimt. Das sorgt für einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man auf unfreiwilligen Humor steht, aber insgesamt ist der Streifen einfach zu langweilig, zu vollkommen an sich selbst heruntergekurbelt (obwohl mit Neal und Cedric Sundstrom, Mark Roper, Dany Lerner und Alain Jakubowicz wieder einige Leute im Hintergrund werkelten, die der geneigte badmovies.de-Stammgast gut genug kennt).

Die Musik ist wieder die gleiche wie im Vorgänger – warum etwas Neues komponieren lassen, wenn man etwas verwenden kann, das man schon zweimal benutzt hat…

Der Cast hat sich auch nicht wirklich verbessert. Urbano Barberini versucht sich hier offensichtlich daran, als Michael-Dudikoff-Double durchzugehen, ohne auch nur ein Fitzelchen dessen Ausstrahlung zu haben. Seine Kampftechnik, seine Gegner mit elbow drops zu töten, die Ted DiBiase nicht gerade vor Neid erblassen lassen würden, sollte man mal gesehen haben (die sind fast so schön wie Cüneyt Arkins Unterarmschläge), und dass er in manch gar nicht so komplexer Kampfszene von einem ihm nicht wirklich ähnlich sehenden Double vertreten lässt, bringt ihn auch nicht auf vordere Plätze auf meiner Liste cooler Leute. Rebecca Ferratti und ihre Fönfrisur haben immerhin die zwei kurzen (und miserablen) Kampfszenen mit den von Lara beauftragten Kriegerinnen, ansonsten ist sie eine Randnotiz im Film (so randständig, dass Barberini eben die gerettete Sklavin ins Script geschrieben wurde, damit er wenigstens was Hübsches im Arm hat). Jack Palance ist gut gelaunt genug, weil offenbar die Alkoholvorräte ausreichend waren und legt ansonsten kein gesteigertes Herzblut in seine Rolle, wohingegen Donna Denton („Mike Hammer“) als fiese Schweinebitch gar nicht so schlecht ist. Russel Savadier („Yankee Zulu“, „Tarzan und die verlorene Stadt“, „Black Sails“) sollte sich für seine Performance als Whatney in Grund + Boden schämen. Als Kopfjäger Ost spielt sich Tullio Moneta („Howling V“, „Red Scorpion“, „Steel Dawn“, „Eine irre Safari“) auch nicht grad die Seele aus dem Leib.

Man darf sich fast schon freuen, dass Great Movies den zweiten Teil als 4:3-Version auf die Disc klatscht, man hat also zumindest etwas mehr von seinem großen Fernseher… Die Bildqualität per se ist aber genauso beschissen wie beim ersten Teil, matte Farben, Grauschleier, Kontrastarmut. Der Ton ist unterdurchschnittlich. Extras gibt’s nicht.

„Der Geächtete von Gor“ hat nun wirklich gar nichts mehr an Eigenschaften, die auch nur für das dezenteste Anerkenntnis gut wären (außer vielleicht – er ist fünf Minuten kürzer als der erste Teil, und das sollte man würdigen). Es ist ein wirklich mieser, mies gemachter, bodenlos langweilige und seine Vorlage kilometerweit verfehlender primitiver Fantasystreifen, der selbst für Cannon und/oder Harry Alan Towers ganz besonders lustlos heruntergeschrubbt wurde. Das MST3K-Treatment, das sich dieser öde Stinker redlich verdient hat, kann dem Entertainmentwert nur zuträglich sein, für sich alleine ist der „Geächtete“ unerträglich.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments