Der Fluch des blutigen Schatzes

 
  • Deutscher Titel: Der Fluch des blutigen Schatzes
  • Original-Titel: Scalps
  •  
  • Regie: Fred Olen Ray
  • Land: USA
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Jo-Ann Robinson (D.J.), Richard Hench (Randy/Black Claw), Roger Maycock (Kershaw Ellerbe), Frank McDonald (Ben Murphy), Carol Sue Flockhart (Louise Landon), Barbara Magnusson (Ellen Corman), Kirk Alyn (Prof. Machen), Carroll Borland (Dr. Sharon Reynolds), Forrest J. Ackerman (Prof. Trentwood)


Vorwort

Uni-Professor Machen will mit einer Handvoll Studenten in die Prairie fahren, um dort indianische Artefakte auszugraben. Das ist zwar nicht wirklich erlaubt, aber die Wissenschaft kann sich nicht immer an lächerliche weltliche Gesetze halten. Woran sich Herr Professor aber halten muss, sind die dienstlichen Anweisungen seiner Dekanin, die ihm unverblümt klar macht, dass innerhalb weniger Tage eine publikationsfähige Arbeit von ihm erwartet wird und er deshalb nicht zwecks Halligalli in die Pampa gurken darf. Also müssen seine Studenten alleine der speziellen Karte folgen, die er aus unbedingt vertrauenswürdiger Quelle bezogen hat.

Nachdem sie an einer Tankstelle von einem alten Indianer die obligatorische Warnung erhalten und ignoriert haben, machen sich die sechs Studis ans Werk und verblüffen mich zutiefst, in dem sie nicht nur poppen, kiffen und saufen, sondern tatsächlich allen Ernstes archäologische Ausgrabungen vornehmen und die Funde sogar sortieren und katalogisieren. I’m impressed.

Weniger impressed ist allerdings der Geist des Indianerkriegers Black Claw, der sich durch das widerrechtliche Ausgraben von Artefakten auf den Plan gerufen fühlt und in den Körper des Studenten Randy fährt. Randy verändert sich auch körperlich in Richtung Gesichtsbaracke eines hundert Jahre toten Indianers und beginnt sein meuchelnd‘ Handwerk mit Tomahawk und Skalpiermesser, denkt aber auch daran, das Auto seiner Kommilitonen zu sabotieren. Studentin D.J., empfänglich für esoterische Phänomene, denkt in die richtige Richtung, was den Ärger untoter Tipibewohner über die Schändung ihrer Reliquien angeht, aber das hält Randy erst mal auch nicht weiter auf…


Inhalt

Auch ein Fred Olen Ray hat mal klein angefangen (wenn man davon ausgehen will, dass er jemals „größer“ geworden ist). „Scalps“ ist sein dritter eigener Spielfilm nach „The Brain Leeches“ und „The Alien Dead“, und selbstredend eine Art „Evil Dead“-Derivat, gegen dessen Budget Sam Raimi allerdings wie James Cameron zu „Titanic“-Zeiten aussieht.

„Scalps“ (in Deutschland als „Der Fluch des blutigen Schatzes“ in die Videotheken gestapelt) ist ein No-Budget-Film, der zweifellos einiges über den Enthusiasmus und die Filmverrücktheit seiner Macher aussagt, qualitativ aber die Wurst gewiss nicht vom Teller zieht. Das Script ist der übliche Aufguss des „gestörter-Geist-nimmt-Rache“-Themas, die Figuren sind Pappnasen, denen man, bis auf D.J., keinen gesteigerten Charakter mitgegeben hat, bis zum Schlussakt wird eigentlich nur gequasselt und in optisch unattraktiver Wüstenlandschaft herumgekraucht und auch, wenn die Killerei dann los geht, ist das selbst für 1983 ziemlich unspektakulär – ein Kehlenschnitt, einmal Skalpieren und ein abgeschlagener Kopf sind die Splatterhighlights und alles davon hat man auch in mindergut finanziell ausgestatteten Filmen auch schon mal besser gesehen, was auch für das Black-Claw-Make-up gilt.

Das Hauptdarstellersextett übertrifft sich gegenseitig in Ausdruckslosigkeit. Richard Hench und Frank McDonald avancierten zu Stammkräften in Rays erster „Troupé“, der Rest trat entweder nie mehr vor die Kamera oder schloss eine eindruckslose Karriere als bit-player an (Jo-Ann Robinson). Ray wäre auch damals schon nicht Ray gewesen, hätte er in Nebenrollen nicht ein paar alte Heroen untergebracht. Professor Macken wird vom ersten Film-Superman, Kirk Alyn (der die Rolle in zwei Serials 1948 und 1950 spielte), verkörpert, seinen Kollegen Trentwood spielt Fandom-Legende Forry Ackerman (der dabei natürlich auch eine seiner Publikationen vor die Kamera halten darf) und für die Rolle der Dekanin grub der gute Fred Carroll Borland aus, die mit Bela Lugosi in „Dracula“ auf der Bühne stand und 1935 neben dem großen Ungarn in „Mark of the Vampire“ spielte und sich dann aus dem Biz zurückzog.

Diese typische Fred-Olen-Ray-Nostalgie verschafft dem Film einen halben Sympathiepunkt, aber aufregend als Horrorfilm ist „Scalps“ leider nur sehr sehr selten, zumal der Synthi-Soundtrack abgesehen von seinem recht einprägsamen Titel-Cue mit fortschreitender Laufzeit recht nervig werden kann. Ich mag den Film auf seine schrammlige, räudige Art, aber es braucht schon eine gewisse Willenskraft, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Eine generelle Empfehlung für das breite Publikum kann ich daher nicht aussprechen.

„Scalps“ ist jüngst bei den verdienstvollen Briten von 88 Films auf Blu-Ray erschienen. Der Print ist trotz HD-Remasters recht schrammelig und vor allem in den Gore-Szenen, die augenscheinlich aus einem anderen und noch strapazierteren Master integriert worden, auch ziemlich unscharf. Als Ausgleich gibt’s einen Audiokommentar des Meisters, eine Retrospektiv-Featurette mit Fred Olen Ray, Hench und McDonald, Trailer und eine „filmhistorische Einordnung“ von Justin Kerswell.

1,5/5


mm
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