Der Einzelkämpfer

 
  • Deutscher Titel: Der Einzelkämpfer
  • Original-Titel: Death Dimension
  • Alternative Titel: The Kill Factor | Black Eliminator | Freeze Bomb | Icy Death | Death Dimensions |
  • Regie: Al Adamson
  • Land: USA
  • Jahr: 1978
  • Darsteller:

    Det. Ash: Jim Kelly
    Capt. Gallagher: George Lazenby
    The Pig: Harold Sakata
    Terry Moore
    Aldo Ray
    Bob Minor
    Patch Mackenzie
    Myron Lee
    April Sommers
    Linda Lawrence
    T.E. Forman


Vorwort

Erstmal ein kurzer Exkurs, wie man solche Machwerke entdeckt: Man kauft sich einen schlechten alten Horrorschinken (den ich hier wahrscheinlich auch noch mal besprechen muss, da wird mich der Doktor schon noch zu zwingen, gell Markus?), und auf dieser Kassette wird dann ein Trailer für einen anderen Film – nämlich „Der Einzelkämpfer“ aka viel zu viele verschiedene Titel, um sie hier aufzuführen – gezeigt. Und da war ich von der atemberaubenden Action (gähn), den brutalen Kampfszenen (aua) und den sensationellen Dialogen (häh?) so hin und weg, dass ich wusste: Den musst Du haben! Gesagt, gekauft.

Um zu sehen, was mich da erwartet, erst mal ein Blick auf das sensationelle SVC-Pappcover in attraktivem Rot-Gelb. Allein von dem Bild auf der Vorderseite bin ich hin und weg: Ein Typ, der schwerbewaffnet und mit blossem Oberkörper (aber: Sonnenbrille und Schirmmütze, cool rules) wahrscheinlich gerade den dritten Weltkrieg im Alleingang gewinnen will. Aber das beste: Am Gürtel hängt neben den obligatorischen Granaten noch kopfüber die Alligator-Schildkröte (zu dieser später mehr). Hinzu kommen noch die tollen Ankündigungen der Stars: „mit Bond-Darsteller George Lazenby“ (auweia), „mit Bond-Gegner Harold Sakatä (kurzer Auffrischungskurs: Oddjob aus Goldfinger) und „und Jim Kelly als Kampfmaschine“(berüchtigt als Black Belt Jones oder bekannt aus dem Bruce-Lee-Klopper „Enter the Dragon“).

Die Inhaltsangabe auf der Rückseite besagt folgendes (und ich zitiere, ich habe nicht einen Buchstaben geändert, weggelassen oder hinzugefügt):

„Dr.Maso, ein hochbezahlter Wissenschaftler, hat die Kältebombe erfunden, die alles menschliche Leben in Sekundenschnelle einfrieren lässt. Den Mikrofilm mit der Formel der Bombe transplantiert er unter die Kopfhaut seiner ahnungslosen Assistentin Felicitas Roberts. Bei dem Versuch, sich in Los Angeles mit dem Geheimdienstchef General Jameson in Verbindung zu setzen, wird sie entführt. General Jameson setzt seinen besten Agenten, den Einzelkämpfer, auf die Spur. Doch nicht nur das Verbrechersyndikat, sondern auch eine Grossmacht versuchen Felicitas Roberts das Geheimnis der Bombe zu entreissen. Der Einzelkämpfer beginnt seinen gnadenlosen Kampf gegen den Boss des Syndikats und dessen mörderische Alligator-Schildkröte, den korrupten Leiter der Stadtpolizei, Captain Gallenger und den Unterhändler der Grossmacht, die sich mit 35 Mio Dollar die Bombe und damit die Weltherrschaft sichern will.“

Und ja, ihr habt richtig gelesen: Dr. Maso und die Alligator-Schildkröte. Und nein, der Film ist nicht als Komödie geplant. Und nein, auch nicht als Porno.

Jetzt darf man gespannt sein, ob bei soviel Plot nach dieser ausführlichen Einleitung überhaupt noch was fürs Review über bleibt. Also dann, Licht aus, Video an…. (und hoffentlich übersteh ich das ohne bleibende Schäden – auch wenn das einigen Leuten wahrscheinlich egal sein dürfte ist).


Inhalt

Und los geht es mit… einer Frau. Eben diese bekommt gerade in die Stirn einen Mikrofilm (müssen Mikrofilme eigentlich unbedingt rund sein?) gepflanzt. Und damit wir uns während des Titels, der diese Szene begleitet nicht zu sehr langweilen, und damit wir nicht doof sterben, erklärt uns die Stimme aus dem Off erst mal (viel zu ausführlich) wann/wo/wer/was/wieso wir sind: Nevada, USA. Sommer 1982. Versuchslabor der Taipeh Chang Lee Corporation (ich scherze nicht, es ist so ausführlich; fehlen nur noch die Lottozahlen und die Aussentemperatur). Die Patientin ist Felicitas Roberts, die gerade von ihrem Chef Dr. Mason (Coverschreibfehler ole, und ich hatte mich auf den Namen so gefreut) eben einen Mikrofilm mit den Plänen der Kältebombe eingepflanzt bekommt (was wir auch ohne Erklärung verstanden hätten). Ausserdem erklärt uns der nervtötende Sprecher noch, dass der gute Doktor 54 Jahre alt, der Erfinder der Kältebombe, Professor an der Harvard-Uni (von der er allerdings gefeuert wurde), Nobelpreisträger und begeisterter Roulette-Spieler (und da hätten wir dann auch den Feuerungsgrund) ist. Ausserdem möge seine Assistentin die Pläne zum FBI bringen und dort General Jameson übergeben, welcher der oberste Leiter der ABC-Kriegsführung ist (wieso er dann beim FBI und nicht im Pentagon arbeitet, tät mich schon interessieren). Und natürlich werden uns auch noch die Vorzüge der schrecklichen Kältebombe, die offensichtlich die ultimative Waffe ist, erklärt. Wer bis hierhin dachte, das Cover sei ausführlich gewesen, wurde jetzt eines besseren belehrt.

Nach der erfolgreichen Einpflanzung gibt der gute Doktor seiner Assistentin noch einen Brief für seine Tochter mit (Spitzenidee, den kleinen Mikrofilm verstecken wir mal schnell gründlich, aber das passende Anschreiben bitte in dreifacher Ausfertigung in die Handtasche – autsch!) und impft ihr noch mal ein, dass sie keinem ausser Jameson vertrauen soll. Nach der kurzen aber herzlichen Verabschiedung impft er sich dann noch mal selber mit einer Spritze (was da wohl drin sein mag) und wird auch prompt von einer Karstadt-Lautsprecherdurchsage (der Sprecher klingt verdächtig nach der Stimme aus dem Off) zur Versuchsabteilung bestellt. Wir schalten nach aussen, wo wir einen Schatten durch die Wallapampa rund um die Labore huschen sehen. Jener Schatten, ein typischer Vokuhilamischna (man, waren die 70er modisch bescheiden) beobachtet nun aus seinem (ebenso wie seine Frisur bescheidenem) Versteck ein paar zwielichtige Gestalten (wenn ich raten sollte: Sakata als Oberbösewicht unterwegs, der andere sein typischer Leibwächter: Gross, Afroamerikaner, böse gucken), die wiederum ein paar Gestalten via Fernglas beäugen, welche an ein paar Pfähle gebunden sind. Da der Doktor jetzt auch auf der Seite der Bösen auftaucht, sieht die Versuchsabteilung hier stark nach irgendwo hinter dem letzten Highway links aus.

Oberbösewicht hält einen kleinen Plausch mit dem Doktor, bei dem er natürlich immer böse tun muss, lässt sich aber vom Doktor davon überzeugen, dass Felicitas noch zu tun hat und deshalb nicht da ist. Merke: Das Böse ist zu blöd, um zu gewinnen. Nachdem Oberbösewicht Oddjob (den Namen behalt ich erst mal bei, bis ich den richtigen kenne) bemerkt hat, dass die Gefangenen unruhig werden (wäre ich auch, wenn man mich irgenwo im Nirgendwo an eine Pfahl fesselt), folgt nun der Test der Kältebombe. Ein schlecht gemachter Schneesturm lässt die Gefangenen in nullkommanada die Farbe der Schlümpfe annehmen. Aha, die sollen also erfroren sein.

Nach dem Test kommt noch ein kleines Gespräch, in dem der Doktor seine Gewissensbisse kundtut und uns versichert, dass er doch mit seiner Erfindung nur gutes wolle – was Oddjob relativ wenig kümmert („Die Erde ist schon übervölkert. Es ist an der Zeit, die Bevölkerung zu reduzieren.“).

Nun erfährt Oddjob von ein paar Schlägern, dass Felicitas verschwunden ist und das gesamte Archiv vernichtet. Seine Wut möchte er nun gerne am Doktor auslassen, doch der bricht einfach mal tot zusammen – plötzlich und unerwartet. Muss ne tolle Spritze gewesen sein, Nanosonden mit Zeitschaltuhr oder so.

Nun wird noch der Vokuhilamischna geschnappt und von dem Mean Machine Leibwächter kurzerhand vermöbelt. Wir schalten nun um zum eigentlichen Helden Black Belt Jones, der gerade ein paar Anfängern in einer Turnhalle Karateunterricht gibt. Muss ich erwähnen, dass er alle auf die Matte schickt? Aha, Lieutenant bei der Polizei ist er also, das haben wir nämlich gerade von dem freundlichen Streifenpolizist erfahren, der ihn zu Captain Gallenger zitiert (der, wie wir ja noch vom Cover wissen, korrupt sein muss).

Und im Büro des Captain erwartet uns: Der Bond, den keiner liebte (Ich wage zu bezweifeln, dass er diese Rolle besser hinbekommt). Wir bekommen hier die Leichenfotos von Vokuhilamischna präsentiert, der anscheinend in einer Drogensache gegen Pig (ich glaube ich bleib doch lieber bei Oddjob) ermittelte. Ausserdem bekommen wir nocheinmal den halben Lebenslauf des Doktors – inklusive der Erfindung der Kältebombe – sowie alles, was wir schon gesehen haben, durchgekaut (erstaunlich, was man als einfacher Polizist alles weiss). Ausserdem erwartet uns noch eine kriminaltechnische Meisterleistung: Nur anhand der Fotos, die für mich einfach nur eine Leiche mit ziemlich vielen blauen Flecken und offensichtlich aufgeschnittener Kehle zeigen, erkennt Sherlock Kelly Einzelkämpfer nämlich folgendes: Der Mörder war ein starker, haitianischer, linkshändiger Karateexperte mit einem Goldring. Da schaut man nun seit Jahren CSI, Profiler, Crossing Jordan und Aktenzeichen XY – und dann so was. Und nun bekommt unser Einzelkämpfer von Captain Bond noch den Auftrag, Felicitas Roberts zu finden.

Pig Oddjob (damit könnte ich mich anfreunden) bekommt währenddessen einen Anruf eines potentiellen Käufers, der offensichtlich für die Formel mehr bietet als 30 Millionen. Eben jene Formel befindet sich aber nun noch nicht in seinen Händen, sondern (hoffentlich immer noch in Tateinheit mit Felicitas) in Los Angeles. Also: Die Jagd nach der Formel möge beginnen. Nun will sich der Einzelkämpfer noch von seiner Frau/Freundin/Wasauchimmer verabschieden, erklärt uns noch kurz die Zusammensetzung seines Lieblingsgetränks (Bier, Champagner und Malzlikör – Bierquälerei!), und verschwindet mit seiner Gespielin zum Abschied im Schlafzimmer.

Natürlich kommen darüber zwei Schläger hinzu, die sich zu gemeiner Musikuntermalung von aussen anschleichen. Von Superohr Einzelkämpfer werden diese natürlich frühzeitig erkannt und kurzerhand nach allen Regeln der Kunst (so glaube ich zumindest, denn der meisterliche Schnitt erspart uns wahrscheinlich die meisten Szenen – wie bereits zuvor bei der Ermordung von Vokuhilamischna) vermöbelt. Von einem der beiden erfährt er dann noch Namen und Aufenthaltsort (Reno) von Oberbösewicht. Zur Belohnung hängen wir den Bösen dann mal ans Balkongeländer, wo er wahrscheinlich auch heute noch hilfeschreiend baumelt. Kurzer Einwurf: Ich käme ganz leicht ins Grübeln, wenn mir jemand, der nichts von mir wissen kann, Schläger auf den Hals hetzt.

El Magnifico Kelly fährt nun in seinem Wagen los, und wird auch prompt von einem zweiten Wagen bedrängt. Als dann auch noch aus dem Wagen auf ihn geschossen wird, nimmt er natürlich todesmutig auf der ach so kurvigen Landstrasse die Verfolgung auf, jagt den Wagen in ein abgelegenes Waldstück und landet: in einem Hinterhalt. Zum Fahrer des Wagens gesellen sich weitere vier fiese Gestalten, die natürlich alle ihre obligatorischen Nahkampfwaffen dabei haben, und mal richtig Fressedick verteilen wollen (ich zitiere:“Halt! Jetzt werden wir dich fertigmachen, Bursche!“). Doch unser Superheld zaubert irgendwo aus seinem Trainingsanzug ein Nunchaku hervor und zerlegt die Boys natürlich nach Strich und Faden. Und dank gekonnter Schnitttechnik braucht unser Held dafür auch nur ziemlich genau (von oben erwähntem Zitat bis zum Abgang Bühne links) 45 Sekunden. Als Abschiedsgruss fast unser Held einer der jämmerlichen Gestalten am Boden noch mal mit Gewalt in den Schritt (na Jim – irgendwas, was Du uns beichten möchtest?) und sprintet dann in einem Affenzahn zu seinem Wagen um dann mit quietschenden Reifen abzubrausen. Wahrscheinlich will er das Flugzeug aus der nächsten Szene noch erreichen.

Angekommen in Reno ruft unser Held erst mal eine asiatischen Freund an, der ihm sein Hilfe gegen Pig zusichert (hm… offizielles Amtshilfeersuchen, Anfrage ans FBI, Unterstützung durch die hiesigen Sheriffs oder Pfadfinder? Wär das vielleicht ne bessere Idee?). Man verabredet sich also für den nächsten Tag, wo auch immer.

Der Einzelkämpfer betritt jetzt eine Ranch, die mir unwesentlich nach Puff aussieht, und verschwindet mit einer der Damen aufs Zimmer. Dort bekommen wir eine Vorgeschmack auf das FSK-16-Siegel und unsere erste GBS (GratisBusenSzene). Aber unser Held sagt nur er möchte lieber eine Auskunft. Und noch bevor eine Antwort der Dame kommt, lässt unser Superheld sowohl die Dame als auch den Zuschauer verdutzt stehen, und wir finden uns auf irgendeinem Flur wieder. Er schnüffelt ein wenig umher, findet eine weitere GBS und lässt sich schliesslich ohne Murren von einem Wachmann hinauskomplimentieren… …nur um so ca. 50 Meter weiter (muss es wohl sein, auch wenn hier jetzt alles wie das Gelände aussieht, auf dem Vokuhilamischna gestorben wurde – liegt der Puff jetzt direkt neben dem Labor, oder was?) sportlich unelegant über einen Zaun zu steigen. Auf dem Was-Auch-Immer-Gelände erwarten ihn dann die üblichen Schergen, die hier allerdings zur Abwechslung mal Strumpfmasken tragen (schon schlimm, wenn man die Statisten tarnen muss, damit keiner merkt, dass man nicht genug hat). Aber auch diese bekommen Ruckzuckfressedick von unserem Helden, der allerdings hier tatkräftige Unterstützung bekommt von seinem asiatischen Freund, den wir doch schon fast vergessen hatten. Wieso dieser plötzlich auftaucht bleibt wie so vieles in diesem Film ein Mysterium. Unsere beiden Zweinzelkämpfer befinden sich (warum? Fragt nicht mich, fragt das Drehbuch – wenn es denn eins gegeben hat) jetzt per Boot auf dem Weg zur nächsten unnützen Prügelei in einem Waldstück. Da sie auch hier siegreich sind (und noch ein paar Meter Film an dem Drehtag übrig waren – so jedenfalls meine Vermutung) liefern sie sich anschliessend noch eine ebenso unnütze Verfolgungsjagd per Boot mit den flüchtenden Verlierern.

Wir schalten nun um nach Los Angeles, wo Pig Oddjob mit seinen Schergen inzwischen auf der Suche nach Felicitas Roberts ist. Doch sowohl der Versuch, sie bei der Tochter des Doktors (die angeblich die einzige ist, die die Verbindung zum FBI herstellen kann – und dabei stehen die doch im Telefonbuch) abzufangen, als auch der erste Versuch unseres beliebten haitianischen Linkshänders, sie zu schnappen, schlagen kläglich fehl.

Felicitas Roberts versucht nun verzweifelt, telefonisch General Jameson zu erreichen (hab ich doch gesagt – Gelbe Seiten), doch der ist andauernd unabkömmlich. Sie bekommt nur zu erfahren, dass Captain Gallenger ihn vertritt (liegt es an mir oder an diesem Film – jetzt versteh ich die amerikanische Polizeistruktur absolut nicht mehr).

Während Miss Roberts also planlos durch die Strassen zieht, wird mal so nebenbei in einer GBS die Freundin von unserem Helden unter der Dusche ermordet. Spätestens jetzt würde ich mir dann doch mal Gedanken machen…

Die Szene im Leichenschauhaus ist eigentlich (wie alles andere bisher) bis auf einen der schlecht getarntesten Schnitte der Filmgeschichte nicht erwähnenswert. Vor dem Gebäude lauern unserem Helden allerdings schon die nächsten Killer auf, die in einem wenig spannenden Driveby-Shooting brilliant danebenschiessen. Das ganze gipfelt in einer (gähn) wilden Verfolgungsjagd. Unser Held springt am Ende mutig aufs Autodach und (dank der schon erwähnten gekonnten Schnitttechnik) fast augenblicklich wieder runter, bevor der Verfolgerwagen ohne näheren Grund einen Abhang runterfährt.

In seinem Zweitpuff hat Pig Oddjob nebenbei noch eine für die Story (welche Story) absolut unwichtige Unterredung mit dem russischen Unterhändler, in der allerdings mal wieder deutlich wird, dass anscheinend jeder (ob nun Leibwächter, leichtes Mädchen oder Bombenkäufer in spe) mit dem Oberbösewicht umspringt, wie es ihm gefällt. So wird aus dem nie ein Al Capone. Die verzweifelte Miss Roberts wendet sich nun telefonisch an Captain Gallenger, der sofort Lieutenant Ash (endlich kennen wir auch den Namen unseres Helden – nicht, dass es jemanden interessiert) schickt, um sie in ihrem Hotel abzuholen. Doch hier ist leider unser Lieblingshaitianer als erster am Ort (hmmm… auch hier gäbe mir zu denken, dass er weiss, wo er suchen muss), und trotz eines unbeeindruckenden Zweikampfes (schwaches Unentschieden) kann unser kurz später eintreffender Held die Entführung nicht verhindern.

Zumindest hat dieser Vorfall dafür gesorgt, dass The Brain Einzelkämpfer jetzt mal anfängt, nachzudenken und doch tatsächlich schlussfolgert, dass es wohl eine Verräter in den eigenen Reihen gibt (wenn nur mein Vorgesetzter und ich davon wüssten, würde ich meinen Verdacht doch glatt noch etwas vertiefen).

Unterdessen wird die gute Felicitas in den Zweitpuff – inzwischen ist auch der Bombenkäufer in spe wieder anwesend – gebracht, wo natürlich sofort die Befragung nach der Formel beginnt (ich würde freiwillig reden, denn die Dialoge sind tödlich langweilig). Aber da die Bösen natürlich viel subtilere Foltermethoden als das Chinesische Todquatschen beherrschen, folgt nun eines der Highlights (nein, eigentlich hat dieses Machwerk von Zelluloidverschwendung keine Höhepunkte, aber was soll´s: Das Cover hat´s versprochen) des Films: Die Alligator-Schildkröte. Bei der Vorführung der alles zermalmenden Kiefer zerbeisst dieses putzige Tierchen doch glatt ein Lineal (wenn man mich kopfüber am Schwanz hochhalten würde, könnte ich wahrscheinlich sogar Stahlseile zerbeissen). Nur bevor die Schildkröte mal schnappen darf, wird die gute Miss Roberts leider ohnmächtig – wie schade. Später wacht sie natürlich auch mal wieder auf und schafft es – dank der sensationellen Fesselkünste der Bösewichter – die Polizei anzurufen. Und statt des obligatorischen „Hilfe, man hat mich entführt“ lässt sie sich lieber gleich mit Captain Aushilfsbond verbinden, der sich natürlich sofort auf den Weg macht. Bis er dort eintrifft, unterhalten uns der Oberrusse und Pig Oddjob noch mit ein paar schlechten, irrelevanten Dialogen.

Der Captain befreit nun unsere gefesselte Felicitas (ich tät ja wieder ins Grübeln kommen, dass der hier ohne grossen Aufwand rumspazieren darf, aber nein…), und sie verrät ihrem holden Retter auch gleich noch, wo die Formel steckt. Unerwartet tauchen nun auch unsere Zweinzelmännchen auf, und siehe da: Als unser Blitzmerker Kelly den Wagen des Caprains sieht, hat er es endlich kapiert! Sein Vorgesetzter ist ein Verräter. Bravo, hat auch nur fast den ganzen Film gedauert. Nun kommen die beiden auch mal auf die Idee, Verstärkung anzufordern.

Das dynamische Duo stürmt also das Haus und hält auch die halbe Zweitpuffbesatzung inklusive Russenhändler locker in Schach. Wundersamer Weise bekommt die Versammlung unserer Hauptbösewichter davon nichts mit und nimmt sich erst mal die Zeit, sich den Mikrofilm zu besorgen. Diese Szene ist übrigens zusammen mit dem Beginn des Filmes zusammen die blutigste. Es wurden für diesen Film wahrscheinlich tatsächlich 2 Milliliter Kunstblut verwendet. In diese Versammlung platzt allerdings unser Hauptheld hinein. Nach einen kurzen (geschnittenen – habt ihr was anderes erwartet?) Handgemenge mit seinem Exchef, entfleuchen allerdings Pig Oddjob und sein Haitianer, an dessen Fersen er sich natürlich heftet.

Auch Captain Gallenger entflieht, doch an seinen Hacken klebt der Aushilfs-Bruce-Lee, der inzwischen von der eingetroffenen Verstärkung (zwei Typen von der Highway-Patrol oder so, fehlen eigentlich nur noch Erik Estrada und Larry Wilcox) als Wachhund abgelöst wurde. Es kommt zur kurzen, schmerzlosen Prügelei im Hinterhof, wo Captain Gallenger sein Leben dadurch beendet, dass er mit einem Stromkabel in der Hand in einen Swimmingpool fällt. Tja, dumm gelaufen.

Wir nähern uns (den Mächten des Himmels und der Hölle sei Dank) dem Ende und befinden uns jetzt in der rasanten (wer´s glaubt) Verfolgungsjagd. Nachdem den Parteien die Autos anscheinend nicht mehr spannend genug sind, steigen sie um: Pig und sein Sidekick in die Seilbahn, und Lieutenant Karatechamp in den angeforderten Hubschrauber. Der dabei entstehende Schusswechsel folgt natürlich den Filmgesetzen: Und ist das Ziel auch noch so gross, ich treff nicht.

Da das ja nun alles nichts bringt, muss eben noch eine Verfolgung zu Fuss durch die Einöde her. Hier kann sich unser Superheld nun endlich für das Unentschieden im Hotelzimmer und den Tod seiner Freundin bedanken. Und wir lernen aus der Prügelei: Haitianer können nicht fliegen.

Nun wäre ja nur noch der Oberbösewicht zu erledigen, der etwas unbeholfen durch die Hügel stolpert. Im unehrlichen Zweikampf hat dieser allerdings die Oberhand, man soll es nicht für möglich halten… So belibt also nur das sinnlose „Fang den Fettsack“-Spiel. Unser Held schreitet also etwas unmotiviert (Oddjobs Körperfülle macht ihn nun mal nicht zum geboren Sprinter) zur Verfolgung. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, taucht jetzt noch ein Privatflugzeug mit zwei Schergen an Bord auf, die versuchen, ihren Chef tatkräftig zu unterstützen, indem sie die Gegend mit Dynamit bepflastern. Und tatsächlich bringt ein Beinahe-Treffer unseren Helden zu Fall. So können sie also landen und ihren Chef an Bord nehmen. Sie heben wieder ab, unser Held rappelt sich auf, schiesst dreimal mit seinem Colt, trifft, die Machine explodiert und stürzt ab. Abruptes Ende.

Kurzkommentar: BÄÄÄÄÄÄÄÄH!

Und wem das nicht langt, hier etwas ausführlicher my two cents dazu: Dieser Film hätte nie gedreht werden dürfen, reine Zelluloidverschwendung. Die Version, die hier zum Review vorliegt, ist zwar um mindestens acht Minuten auf 82 geschnitten, aber die ungeschnittene Version kann auch nicht viel besser sein.

Selbst dem Zuschauer mit niedriger Intelligenz müssen die Logikfehler direkt ins Gesicht springen. Die Kameraführung tut nicht das geringste, um die dürftige Action auch nur im geringsten aufzufrischen. Die Szenen selber sind lieblos und unzusammenhängend aneinander geklatscht. Das Drehbuch, wenn denn eins vorhanden gewesen ist, kann nur katastrophal gewesen sein. Es macht den Anschein, als ob die Crew sich manchmal getroffen hat und erst dann entschieden, was gedreht wird.

Schauspielerische Leistungen sind praktisch nicht vorhanden, teilweise kann man den Schauspielern (wenn man sie denn noch so nennen kann) ihre Unlust geradezu ansehen. Vor allem Lazenby steht ins Gesicht geschrieben „Ich brauch das Geld, also mach ich hier mit“. Aber auch die armen Statistinnen, die sich ihre Gage (wenn es denn eine gab) als leichte Mädchen verdienen mussten, sehen teilweise leicht zugedröhnt aus – und ich wage zu bezweifeln, dass das gewollt war.

Die deutsche Synchronisation tut ihr übriges, um diesen Film noch lächerlicher erscheinen zu lassen: Die Dialoge sind einfach nur schlecht, ohne jeglichen Tiefgang. Die Sprüche, die zur Auflockerung gedacht sind, sind einfach nur flach. Jede Folge „Cagney & Lacey“ ist actionreicher, jede Tagesschau witziger, jede „Starsky & Hutch“-Folge professioneller und jeder Musikantenstadl spannender.

Ich kann jedem, der sich diesen Film antun möchte (oder muss – wie meine Kumpels am letzten Wochenende, wofür ich mich nochmal ausdrücklich entschuldige) nur raten, die entsprechenden Gegenmittel während oder nach dem Film bereitzuhalten: Alkoholreiche Getränke, THC-haltige Tabakwaren oder Filme wie Staplerfahrer_Klaus.

Ansonsten befindet sich der weitaus beste Tipp zu diesem Film schon auf der Rückseite des Covers: „Hochwertiges Bandmaterial – Als Leercassette wiederverwendbar“. Definitiv das beste, was sich mit diesem Machwerk anstellen lässt: Überspielen!

(c) 2003 Stefan „Kingkojak“ Will


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 2


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mm
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Thomas Hortian
29. September 2018 5:19

Wer hat jetzt diesen Trash-Klassiker niedergemacht? Kingkojak oder The Doc himself?