Demon Nightmare

 
  • Deutscher Titel: Obsessed - von Dämonen besessen
  • Original-Titel: The Demons in my Head
  •  
  • Regie: Neil Johnson
  • Land: Australien
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Matthew Mariconte (Travis Brown), Greg Bowman-Miles (Regis), Jane Rowland (Marcia), Amber Allum (Larissa/Traumfrau), James Dobbin (Bill), Damien Peppin (David), David Vallon (Der weiseste Mann des Universums), Ronnie Scott (Plastik-Mann), Inga Norgrove (seltsame Fantasie-Frau), Carolyn Cleak (Pamela, die Prostituierte), Murray Webber, Neil Johnson (Nephilim), Jason Jurd (Repo Man)


Vorwort

Travis ist ein ziemlicher Loser – die unbezahlten Rechnungen stapeln sich, mit Frauen klappt’s nicht wirklich (auch nicht bei Mitbewohnerin-Model Larissa), sein anderer Mitbewohner, Regis, ist schwul und steht auf ihn, und zu allem Überfluss ist der Rechnungseintreiber, der ihm die Hütte unter’m Hintern wegversteigern will, der gleiche Typ, der ihn schon zu Schulzeiten böse verarscht und ihm die Traumfrau vor der Nase weggeschnappt hat (nur um sie ein paar Wochen später sitzenzulassen).
Eines Nachts findet Travis im Garten einen merkwürdigen Stein, den er für einen Meteoriten hält. Mit Hilfe zweier Zeugen-Jehovas-oder-ähnlichen-Sektierern, dem Stotterer Bill und Marcia, die seinem Traumfrauideal recht nahe kommt, gelingt es Travis, den Stein aufzuschlagen – drin ist ein merkwürdiges Ding, eine Art antikes Kopfhörer-Headset-Thingy, das vom in okkulten Dingen bewanderten Bill als ein Relikt der Nephilim (göttlicher Wesen, die sich mit Menschenfrauen paarten) identifiziert wird. Entgegen aller Warnungen muss Travis das Ding natürlich aufsetzen – und findet schnell heraus, dass er mit Hilfe dieses Geräts Dinge aus dem Nichts „erschaffen“ kann (wahlweise: aus einer Paralleldimension herbeamen, was dem gewieften Zuschauer ein paar Denksportaufgaben beschert), nur sind diese Gegenstände eher unbrauchbar (Goldbarren sind schwarz, Geldscheine unvollständig, Lebensmittel ungenießbar). Weil Travis aber eine merkbefreite Flachzange ist, verfällt er auf den lustigen Gedanken, sich eine willige Partnerin herbeizuprojizieren. Nach einigen Fehlschlägen, die u.a. den „weisesten Mann des Universums“, die Hohepriesterin eines Kults und Satan persönlich (!) herbeirufen, kommt’s zum Super-GAU. Seine Aktivitäten haben die Nephilim auf Travis‘ Spur gebracht und die sind auf der Suche nach einer Königin, und Marcia, in die Travis sich bereits hoffnungslos (wobei „hoffnungslos“ in dieser Hinsicht mehrdeutig zu verstehen ist) verknallt hat, halten sie für eine exzellente Kandidatin. Travis und die restlichen Gesellen hingegen kommen nach Nephilim-Ansicht eher für einen appetitlichen Snack in Frage… Wird Travis sich aus dem Bann des antiken Gizmos lösen und die Lage und seine Freunde retten können (und noch ’ne Frau flachlegen?).


Inhalt

In gewisser Weise muss man die Dreistigkeiten deutscher DVD-Publisher schon respektieren – da klatschen unsere Freunde von Carol Media mal wieder einen trostlosen Heuler, den sie sich nach durchzechter Nacht auf irgendeiner Filmmesse haben andrehen lassen, in die Grabbeltische der Supermärkte, und sind tatsächlich frech genug, den Rotz als „Nervenkitzel pur“ vom „preisgekrönten Starregisseur“ Neil Johnson anzupreisen. Nun geht’s mir sicherlich wie Euch auch: erstens würdet Ihr keinen „Nervenkitzel pur“ in der 3-Euro-Ramschkiste von real (und schon gar nicht herausgebracht von „Carol Media“) vermuten, zweitens sagt Euch der Name Neil Johnson vermutlich ebenso wenig wie mir. Dat kütt daher, dass Meister Johnson den Großteil des überschaubaren Ruhmes, den er ergattern konnte, nicht unbedingt Lichtspielwerken mit Handlung verdankt, sondern des mehr oder weniger inspirierten Mitfilmens von Metal-Konzerten. Der Maestro hat nicht weniger als fünf (FÜNF!) Live-Mitschnitte von Manowar-Gigs verbrochen, und dazu noch einen für die italienischen Kollegen von Rhapsody. Wahrlich ein Starregisseur.

Nun, seien wir nicht bösartig (nicht? Gez. der Setzer). Neben seiner True-Meddl-Filmerei kurbelt Johnson dann und wann auch einen echten Spielfilm runter und der Mythos der Nephilim, je nach Lesart der alten Texte entweder die oben erwähnten göttlichen Wesen, gefallene Engel, beides gleichzeitig oder die Nachfahren von selbigen, haben’s dem Herrn angetan, denn von seinen fünf überlieferten Spielfilme befassen sich satte vier mit den nicht wirklich biblischen Gestalten, die wir u.a. auch aus dem „God’s Army“-Zyklus oder der Mini-Serie „Fallen Angel“ kennen. Drei davon, inklusive sein gerade in der post production befindliches US-Debüt „Humanity’s End“, teilen sich sogar das „Universum“. Da hält sich einer für den nächsten Asimov. „Demon Nightmare“, oder, originalbetitelt, „The Demons in my Head“ markiert das Debütwerk des Regisseurs, der gern auch sein eigener Schreiberling ist, und ist, da fällt einem wenig beschönigende Rede ein, bei einem rapportierten Budget von satten 9.000 Dollar nichts weiteres als ein nicht gänzlich unambitioniertes, nichtsdestoweniger aber eben doch nur Amateurwerk, das irgendwie einen internationalen Vertrieb ergattert hat.

Immerhin – ich rechne Amateuren ja immer hoch an, wenn sie nicht nur mit Kunstblut rumspritzen und ein paar Schweineeingeweide vor die Brust pressen, sondern versuchen, sowas ähnliches wie eine Story zu erzählen, aber die Geschichte, für die Johnson sich entscheidet, ist leider Gottes ziemlicher Käse und letztendlich trotz des Nephilim-Aufhängers doch wieder nur eine x-beliebige „Dämonen“-Plotte, wie sie seit „Evil Dead“ nicht mal mehr Nachbars Lumpi hinterm Ofen hervor lockt, zumal Johnson in seiner Doppelfunktion als Writer/Director ein Zeittotschläger vor dem Herrn ist – bis die erste zarte übernatürliche Präsenz ihre hässliche Visage vor die Kamera wuchtet, ist der Film glatt halb vorbei, was bedeutet, dass wir uns schon gut 40 Minuten mit Soap Opera auf frühem GZSZ-Level herumschlagen durften. Uninteressante Figuren, für die die Bezeichnung „Klischeecharaktere“ zu viel des Kompliments wäre, quasseln belangloses Zeug, als gäbe es kein Morgen, quälen uns mit ihren langweiligen Problemen (Travis ist pleite + gabelt kein Weib auf, Regis ist scharf auf Travis, der besteht aber darauf nicht schwul zu sein, Larissa hüpft mit Travis‘ Intimfeind und Inkassobeauftragten in die Kiste) sowie schwachsinnigen Traumsequenzen (in denen Travis sich mit Blondinen im Bett räkeln darf) und sorgen so dafür, dass sich das Interesse des Betrachters schnell verabschiedet.
Auch die ersten Zaubereien bringen nicht wirklich Frohsinn – erst, als Travis anfängt, Personen in unsere Welt zu holen (und ich erwähnte, dass das ein paar Probleme in der internen Logik des Films verursacht; im Filmsinne ist das Nephilim-Kopfteil ein „Dimensionsportal“ und in der Lage, Gegenstände und Personen aus eben anderen Dimensionen in die unsere zu bringen. Stellt sich schon die Frage, aus welcher Paralleldimension Travis sich z.B. eine Tüte Milch oder Dollarscheine bestellt. Entweder „erschafft“ Travis diese Gegenstände oder er transportiert sie aus der anderen Dimension hierher. Wenn die bewussten anderen Welten irgendwelche komischen Hohepriesterinnen seltsamer Kulte haben, werden die ja kaum mit Dollar zahlen…), kommt die Plotte etwas in Fahrt, aber es bleibt einfach lächerlich (wobei es durchaus den Anschein hat, als würde sich der Film grundsätzlich nicht ganz ernst nehmen, aber für eine echte Horror-Komödie sind diese versuchten Humor-Einsprengsel zu selten) – der „Satan“ mit seinem komischen Streifen-Outfit und dem neckischen hochgesteckten Haarschopf, die Nephilim (alle beide), die ihre Opfer, äh, „töten“, in dem sie ihnen am Bauch rumsabbern wie einst Bill Murray in „Scrooged“ jedem, der ihm über dem Weg lief (eh, natürlich garstig ihre Eingeweide fressen), nichts davon ist irgendwie clever, witty, schockierend oder horribel. Die Ereignisse plätschern gelangweilt am Zuschauer vorbei, sogar die absurderen Ideen (z.B. die parallele Dimension, in der Travis landet, und in der er den „weisesten Mann“ wieder trifft, der ihm ein paar Tipps zur Nephilim-Bekämpfung gibt), entlocken uns kein „ah“ oder „oh“ mehr, sondern nur noch ein „hmtja, was soll’s“ (man amüsiert sich höchstens noch über anzunehmend unfreiwillige Doofheiten, wie die milde Verstimmung, mit der David nach seiner „Rückholung“ darauf reagiert, von Travis gerade in die Hölle, zu „Satan“ geschickt worden zu sein. Die beschränkt sich auf ein leicht zickiges „Larissa, wir GEHEN“). Der Film bleibt frei von echten Höhepunkten und da er sich auch in Sachen body count, wenn alle Stricke reißen, bekanntlich der letzte Unterhaltungswert-Strohhalm, nach dem man greift, in Zurückhaltung übt, ist man letztlich eher betrübt über die 80 Minuten sinnlos vergeudeter Lebenszeit, die man auch in gewinnbringendere Aktivitäten wie Geschirr spülen, das Katzenklo sauber machen oder Pickel ausdrücken hätte investieren können.

Filmisch bemüht sich Johnson nach Kräften, aber gegen sein mageres Budget und seine matte Geschichte kann er auch mit Kniffen wie vorwitzig gekippten Kamerawinkeln (Kameramann Grant Hoy bedient heutzutage die Kamera für australische Seifenopern und wurschtelt an der Känguru-Variante von „Big Brother“ mit) und den für das Preisschild des Films nicht mal gar sooo üblen (aber halt simplen) CGI-Tricksereien (gewerkelt vom Regisseur selbst) für die „Beam“-Effekte nicht anstinken. Zumal ist der Streifen von seiner ganzen Grundanlage halt herzlich öde anzusehen – 90 Prozent des Films spielen in der nicht sonderlich nach production value oder wenigstens engagiertem set decorator schreienden Wohnung (immerhin: einen Ehrenpunkt gibt es für den „Thron“, den Travis nach seiner „Übernahme“ durch das Headset besteigt, und das Design des Headsets selbst). Johnson versucht, durch zahlreiche close-ups vom eintönigen Hintergrund abzulenken, aber seine Darsteller sind halt auch nicht gerade interessant anzusehen. Die make-up-Effekte für „Satan“ und die Nephilim sind auf dem üblichen Amateur-Pizzafressen-Niveau (für die Nephilim hat man sich aber immerhin zu Ganzkörper-Make-up durchgerungen), recht einfallsreich ist wenigstens das Make-up, das man der „Hohepriesterin“ und der Nephilim-Queen im Finale angedeihen hat lassen. Zieht die Wurst im Gesamtkontext nicht entscheidend vom Teller, riecht aber wenigstens ein wenig nach Einfallsreichtum. Das digital matte für die fremde Dimension ist okayish und damit für die Handelsklasse Film, von der wir hier reden, im grünen Bereich.

Den Soundtrack bestreiten teilweise unbekannte Death-Metal-Kapellen der Buschliga, wobei von den im Nachspann genannten mindestens zehn Songs im Film maximal zwei zu hören sind.

Der „Blutgehalt“ ist, wie schon angedeutet, mau – zwar lässt der Film im Abspann „Gore FX“ kreditieren, wo die sein sollen, ist mir allerdings schleierhaft (und aller Recherche nach ist die hiesige FSK-16-Version ungekürzt). Ich sag’s ungern, aber der ein oder andere krasse Effekt hätte den Film doch deutlich aufgewertet.

Weil nämlich auch die Darsteller nix taugen – eine Bande Koalabären wäre nicht wesentlich talentfreier, aber dafür wenigstens drolliger anzuschauen. Matthew Mariconte ist zwar vom Typ her „sympathischer Loser“ einigermaßen treffend besetzt, aber kaum in der Lage, seine Motivation (welche auch immer das sein sollte, er wird natürlich vom Script wie seine Kollegen schmählich im Stich gelassen) zu transportieren. Greg Bowman-Miles erinnert mich frappierend an irgendeinen anderen TV-“Schwulen“, auf dessen Namen ich aber partout nicht komme. Die deutsche Synchro (noch zu würdigen) verleiht ihm dann auch noch eine typische Tunten-“tatatata“-Stimme, womit der Charakter sich endgültig kampflos der Lächerlichkeit ergibt. Bei Jane Rowland (Marcia) hab ich ein echtes Problem damit, sie als Maricontes Love Interest zu kaufen (ich lehne mich mal heftig aus dem Fenster und beziehe vielleicht Prügel, aber sie wirkt auf mich 15 Jahre älter als er. Nicht, dass an solchen Verbindungen was schlechtes wäre, aber das dann glaubhaft zu machen… naja, Rowland und Mariconte gelingt es nicht). Sie ist vielleicht noch die beste von den Amateurschauspielern (die meisten haben allenfalls noch Credits in anderen Johnson-Werken), aber das ist halt ungefähr so wie bei den Einäugigen, den Blinden usw. Amber Allum, Damien Peppin und James Dobbin fallen zumindest nicht entscheidend negativ auf (auch wenn’s völlig überflüssig war, Dobbin auch noch ein Stotter-Gimmick zu verpassen). Einziger echter Profi im Cast (und demzufolge mit einem superspecialgueststarring-“and“-credit gerühmt) ist David Vallon als „weisester Mann“, der ab und an im australischen TV tätig war und ist und u.a. auch in der Landis-produzierten „The Lost World“-Serie auftauchte. Er hat zumindest ein bissl Spaß an seiner Rolle.

Bildqualität: Zunächst mal ist darauf hinzuweisen, dass Opf-, äh, Kunden des DVR der Streifen evtl. als „Obsessed – Von Dämonen besessen“ bekannt vorkommen könnte und vom DVR-Hauslabel Cascarde bereits erstausgewertet wurde. Carol Media hat offensichtlich unbefangen das vorliegende Cascarde-Master übernommen und es pflichtschuldigst auf die eigene DVD gepresst. OHNE Menüstruktur, OHNE Kapiteleinteilung, Autorun, nach Filmende schaltet sich die Disc auf Stopp. Videofeeling! Der Vollbildtransfer ist als „gerade noch so erträglich“ für die Grabbeltisch-Kategorie einzustufen, mit zahlreichen Bilddefekten und Verunreinigungen versehen, von den Schärfe- und Kontrastwerten mittelmäßig, bei akzeptabler Kompression.

Tonqualität: Begreiflicherweise wollte hier niemand in die Kosten für die Lizenzierung der O-Ton-Spur investieren, für eine * vernünftige * deutsche Sprachfassung reicht’s allerdings auch nicht. Carol Media erfreut uns mit einer erstklassigen Pornosynchro, die von der nächsten Handvoll Zigarettenschnorrer, die ich in der Nürnberger Fußgängerzone einsammeln würde, sicher auch nicht unmotivierter und unpassender vorgetragen werden könnte. Das Ganze schimpft sich Dolby Digital 2.0, aber je weniger man davon hört, desto besser ist es vermutlich.

Extras: Eh. Ich sagte doch schon: kein Menü, nur Film, sonst gar nix.

Fazit: Ich bin ja immer irgendwo gewillt, über mehr oder weniger ambitionierte Amateurwerke etwas Positives zu sagen, aber nicht mal Bruce Campbells „It didn’t suck as much as I thought it would“ (sagte er zwar zu Dead/Undead, aber wer wird schon kleinlich sein?) könnte ich guten Gewissens unterschreiben. „Demon Nightmare“ ist ein langweiliger, öder, tumber, uninteressanter, blutleerer, hirnrissiger, talentbefreiter Nulpenfilm, der mir höchstens insofern Respekt abnötigt, als seine Macher innerhalb von neun Tagen mit 9000 Dollar einen abendfüllenden Film auf die Beine gestellt haben. Deswegen müssen sie aber noch lange nicht MIR damit auf die Nerven gehen bzw. einen bis dahin gar nicht mal so üblen Abend verderben. Meinetwegen soll Meister Johnson bis an sein Lebensende Manowar-Livevideos (da treiben sich dann auch weniger wimps und poser rum als in diesem Film) drehen, da habe ich persönlich keinen Einwand dagegen, aber mit seinen Nephilim-Geschichten kann er mir bitte zukünftig nachts bei Mondschein begegnen und auch dann besser nicht. Wir raten ab. Und zwar entschieden.

1/5
© 2008 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments