- Deutscher Titel: Defense Play - Mörderische Spiele
- Original-Titel: Defense Play
- Regie: Monte Markham
- Land: USA
- Jahr: 1988
- Darsteller:
David Oliver (Scott Denton), Susan Ursitti (Karen Vandermeer), Monte Markham (Mark Denton), Eric Gilliom (Starkey), Jamie MacMurray (Beltzer), Jack Esformes (Deetz), William Frankfather (General Phillips), Tom Rosqui (Gill), Milos Kirek (Anton), Patch Mackenzie (Ann Denton), Terence Cooper (Prof. Vandermeer), Jonathon Wise (Nick), J Downing (Nicolai)
Vorwort
Present Day 1987… das US-Militär steht drei Tage vor dem Start der ersten Rakete, die Killersatelliten gemäß Ronnie Reagans SDI-Programm in den Orbit schicken soll, und verständlicherweise ist die Nervosität einigermaßen groß. General Phillips (William Frankfather, MÄUSEJAGD, DER TOD STEHT IHR GUT, BIGFOOT UND DIE HENDERSONS) hängt daher seinem Exekutivschergen Colonel Mark Denton (Monte Markham, AIRPORT’77 – VERSCHOLLEN IM BERMUDA-DREIECK, DIE RACHE DER GLORREICHEN SIEBEN, WE ARE STILL HERE) ordentlich im Kreuz. Der Start muss pünktlich und ohne Schwierigkeiten über die Bühne gehen, weil sich zu diesem Anlass auch ein Rudel Senatoren aus Washington angekündigt hat, und die wollen natürlich sehen, dass die enormen Geldmittel, die in das Projekt gepumpt wurden, nicht in einem lustigen Feuerwerk in Rauch aufgehen. Daher muss Denton Überstunden schieben und kann sich weder um sein Zweitprojekt an der lokalen Tech-Uni noch um seine Familie kümmern.
Diese Familie besteht neben Ehefrau Ann (Patch Mackenzie, GRADUATION DAY – 7 TAGE BIS ZUR EWIGKEIT, CRAZY FAMILY – EINE TOAL VERRÜCKTE FAMILIE) und der handlungstechnisch zu vernachlässigenden Tochter Audrey prinzipiell aus Teenage-Sohn Scott (David Oliver, DIE NACHT DER CREEPS, HORROR HOUSE, SHADOWCHASER), der sich trotzdem ein oder zwei Beine abfreut, dass ihm seine Eltern zur Feier des Tages (welche auch immer das sein mag, Ferienbeginn allein wird’s ja wohl nicht sein) einen funkelnagelneuen Jeep (mit Schleife drumrum) vor die Tür gestellt haben. Da staunt auch sein bester Freund Nick (Jonathon Wise), und darum wird unter Freunden beschlossen, die Kiste blitzartig einem ausgiebigen Geländetest zu unterziehen. „Geländetest“ lässt sich aber ohne weiteres in „Testgelände“ umbauen, und testen tun dort auch schon andere Kandidaten – die Studenten Starkey (Eric Gilliom, TOMCATS), Beltzer (Jamie MacMurray, DIAMONDBACKS) und Deetz (Jack Esformes, DER TRAUMTÄNZER, WAG THE DOG) probieren dort gerade einen DART aus. Was zur Hölle ist ein DART? Ein autonomer, kleiner, fernsteuerbarer Mini-Helikopter mit Kamera, Aufzeichnungsgeräten, Infrarotsensoren und Laserkanone (!), mithin das, was wir heutzutage unbefangen eine Drohne nennen und abzüglich der Laserwumme für 89,99 EUR im Internet bestellen würden, anno 1987 technologisch aber le sensation.
Sensationell ist der Minikopter u.a. auch für die US-Kampfpiloten, die ob des baldigen Raketenstarts permanent patrouillieren und denen ein unbekanntes Flugobjekt von überschau- und übersehbarer Größe nicht nur aus Prinzip spanisch vorkommt, sondern auch, weil es offensichtlich in der Lage ist, sämtliche Instrumente einer F-16 so empfindlich zu stören, dass die Air Force beinahe zwei Neubestellungen aufgrund Totalschadens ausfüllen muss. Auch das Radio von Scotts Jeep wird gestört und der Kontrolltruck, in dem die Studenten hocken und ihren Kopter fernsteuern, fährt Scotts neue Karre beinahe über den Haufen. So gesehen gerechte Strafe, dass Starkey die Batterie des Minihubis überbelastet und der sich als dekorative kleine Explosion in den Wüstenstaub bohrt.
Die Situation löst sich beinahe in Wohlgefallen auf – das DART-Projekt ist nämlich das vorhin erwähnte zweite Projekt unter Colonel Dentons Fuchtel und auch wenn die kleine Probefahrt nicht genehmigt war und einen DART vernichtet hat, sehen weder Denton noch – mutmaßlich, da nicht anwesend, Professor Vandermeer (Terence Cooper, CASINO ROYALE [1967], NO WAY OUT, PLÄDOYER FÜR EINEN MÖRDER) die Sache übertrieben dramatisch, die Studenten sind schon freiwillig zerknirscht genug. Den größeren Anschiss kassiert tatsächlich noch Scott, der dafür gerüffelt wird, seine Jeep-Partie in militärischem Sperrgebiet durchgezogen zu haben.
Am nächsten Tag tritt Scott seinen Ferienjob an – als Datentypist an der Uni, wo man ihm auch sofort klar macht, dass er nicht fürs Denken bezahlt wird und auch nicht dafür, sich besser mit der eingesetzten Software auszukennen als die hauptamtlichen Uni-Angestellten. Dafür hat er eine nette gleichaltrige Kollegin am gleichen Tisch gegenüber sitzen, Karen (Susan Ursitti, TEEN WOLF, DER TYP MIT DEM IRREN BLICK, HILFE, ICH BIN EIN AUSSERIRDISCHER), die, wie sich schnell herauskristallisiert, nicht nur vollständig in Scotts Beuteschema passt, sondern auch die Tochter von Professor Vandermeer ist. Scott erschleicht sich den Weg ins geheime Geheimlabor der DART-Forschung (in das Karen als Proftochter natürlich reindarf) durch Lieferung einer Gratispizza und wird zumindest vom Prof, Deetz und Starkey nicht als unmittelbares Sicherheitsrisiko eingestuft, weil Sohn von Denton und damit ja auch quasi ein Teil der großen liebenden Projektfamilie. Deetz ist dann auch sehr freigiebig im Ausplaudern von Staatsgeheimnissen und erklärt Scott ausführlich, was die DARTS (von denen es jetzt noch drei gibt, wobei einer keine Laserkanone hat) können und wie sie funktionieren. Beltzer is not amused.
Der Professor schiebt am Abend Überstunden – er möchte zu gern rauskriegen, was den DART in der Wüste zum Absturz gebracht hat und eine spezielle Platine, die man aus dem rauchenden Wrack gezogen hat, dünkt ihm irgendwie wunderlich, weswegen er die Schaltung mit dem originalen, im Computer gespeicherten Plan vergleicht. Und in der Tat – ein Chip auf der Platine ist nicht der, der er den Plänen nach sein sollte und schafft etwas, was der Professor einen „double override mode“ nennt, vermutlich nichts Gutes ist, und den Prof daher auch zu der Erkenntnis bringt, dass… „jemand anderes“ den Hubschrauber gesteuert hat. I’m not convinced that makes sense. Jedenfalls ruft Vandermeer bei den Dentons daheim an, um die neuen Entwicklungen zu petzen, bekommt aber nur Scott an den Apparat, weil Papa auf der Raketenbasis herumlungert. Vandermeer bemerkt zu spät, dass sich DART-A hinter ihm aktiviert hat und ihn nicht nur ausgiebig filmt, sondern auch mit der Laserkanone unter Feuer nimmt. „Er fliegt von allein“, ist der Professor entsetzt. Scott hört den sich abspielenden Mord live mit an…
Wenig später stehen Polizei, Militärpersonal und Vandermeers Team im DART-Labor und begutachten die schöne Bescherung. Scotts Aussage über den sich widerrechtlich selbst fliegenden DART wird, this being an 80’s motion picture, selbstverständlich kein Glaube geschenkt, vielmehr kapriziert sich das allgemeine Stimmungsbild darauf, dass Vandermeer beim Rumtüfteln an den DARTs einen verhängnisvollen Fehler begangen hat. Das wiederum glaubt zwar Karen, die der Unfehlbarkeit ihres Erzeugers vertraut, keinen Meter Feldweg weit, aber außer Scotts zweifelhafter Ohrenbezeugung gibt’s keine Beweise. Da erinnert sich Scott daran, dass die DARTs ja alle ihre Flugeinsätze mit der eingebauten Kamera filmen und speichern. Zwar hält insbesondere Beltzer das für Kokolores, aber Deetz lässt sich breitschlagen, die Aufzeichnung abzuspielen. Die allerdings ist eine Woche alt und zeigt nur Deetz beim Herumblödeln im Labor. Nun, wir als clevere Zuschauer mit einer Aufmerksamkeitsspanne von länger als drei Sekunden erinnern uns daran, dass der miese Mörderlump der Steuerungssoftware der DARTs den Befehl erteilt hat, Anfragen nach dem Speicher des killenden DART-A auf den des harmlos herumstehenden DART-C umzurouten. Damit ist Scott der Gelackmeierte.
General Phillips hat indes andere Sorgen, von denen er aber Denton nichts erzählt, was er aber tun hätte sollen, dann könnte der vermutlich 2+2 zusammenzählen. Vor der Küste in internationalen Gewässern liegt ein sowjetischer Trawler, und natürlich ist auch den Amis klar, dass es sich bei dem Kutter um eine aquatische Spionagebasis handelt. Die funkt eifrig verschlüsselte Signale ins Land, aber leider weiß keiner, wo oder wer der Empfänger ist. Auch hier sind wir als aufmerkamese Publikum klar im Vorteil, hatten wir doch die Freude, einen von mir aus Kinderüberraschungsgründen bislang verschwiegenen Prolog mit anzusehen, in dem linientreue junge Sowjetkommunisten in einem geheimen Trainingscamp darauf gedrillt wurden, unauffällige amerikanische Teenager zu werden. The plot thickens also.
Nun, Scott jedenfalls ist sich sicher, dass seine Theorie stimmt und wenn sein Vater nicht auf ihn hören will, dann muss er eben die unwiderlegbaren Beweise eigenhändig heranschaffen. Für dieses Unterfangen rekrutiert er die zunächst etwas renitente Karen, die, quasi auf dem Uni-Gelände aufgewachsen, auch weiß, wie man heimlich, still und ungesehen über unterirdische Versorgungs- und Wartungsschächte in das von der Polizei versiegelte und streng bewachte DART-Labor kommt. Sie sind sich nicht ganz sicher, was sie eigentlich suchen, aber sie hacken sich auf jeden Fall mal in die DART-Steuerungssoftware (naja, „hacken“. Sie erraten Vandermeers Passwort, den Namen seiner Segelyacht plus die Zulassungsnummer, und das Passworteingabesystem ist behämmert genug, nicht nur beliebig viele Login-Versuche zu-, sondern auch die letzte Passwortstelle einfach durchprobieren zu lassen). Durch beherztes Rumprobieren entdecken sie die Manipulation der Speicherabfrage und revertieren sie, was ihnen Zugriff auf den Original-Speicherinhalt von DART-A erlaubt. Tja, und der zeigt natürlich den Mord am Professor in Farbe (und bunt!), da wird Karen ganz übel. Blöderweise ist der Killer auf Zack und am zweiten Kontrollpult im Truck. Er kann nicht verhindern, dass Karen und Scott sich die Aufzeichnung ansehen, aber er kann sie löschen, so dass es Scott nicht gelingt, eine Kopie herzustellen. Der größe Spaß an dieser Szene ist, dass Karen und Scott sich fast ins Hemd machen, als Scott eine Platine vom Tisch schubst und damit fast die vor der Tür Wache schiebende Polente auf den Plan ruft, aber die Aufzeichnung des Mordes mit 120 db Lautstärke dem offenbar spontan ertaubten Bullen entgeht… Seines bestmöglichen Beweises beraubt entscheidet sich Scott dafür, die geheimnisvolle Platine, an der Vandermeer gearbeitet hat, einzustecken und irgendwie, irgendwo, von irgendwem untersuchen zu lassen. Weil er aber blöd ist, vergisst er seine auffällige College-Jacke im Labor.
Well, es gibt ziemlich genau exakt drei Kandidaten für die Untersuchung der Platine, die drei Studenten, und wenn Scott und Karen zusammengerechnet mehr als drei Gehirnzellen hätten, würde ihnen auch der Knopf aufgehen, dass es ziemlich genau drei Kandidaten für die Position des Mörders gibt, und das sind so in etwa die gleichen drei Personen. Beltzer fällt als anerkanntes Arschloch als potentieller Helfer aus, und Deetz wird von Karen und Scott als feige Socke eingeschätzt, der sie sofort an die Polizei verpfeifen würde. Bleibt also nur Starkey. Den suchen sie also in seiner Studentenbude auf und nach kurzer Überlegung willigt der Studiosus ein, sich die Platine mal anzusehen.
Nachdem er Karen abgesetzt hat, wird Scott in seinem Jeep von einem DART angegriffen. Dem Drohnenkopter gelingt es, einen größeren Ast an einem Baum abzutrennen, der Scotty fast erschlägt. Weil Scott ein Vollidiot ist, geht er dann mit dieser Geschichte und seinen weiteren errungenen Erkenntnissen von selbst bei der Polizei in Form von Chief Gill (Tom Rosqui, DER PATE II, AIRPORT’77) hausieren. Dumm nur, dass er weder einen handfesten Beweis vorlegen kann, und auch nicht verraten will, bei wem er die Platine deponiert hat. Noch dümmer: ein böser böser Mensch hat inzwischen das Labor angezündet, und wessen Jacke hat man in der qualmenden Bredouille gefunden? Da hilft Scott auch nichts, dass er den Einbruch ins Labor ja schon zugegeben hat. Es fällt mir an dieser Stelle echt schwer, diesem Pfosten die Daumen zu drücken.
Auch jemandem anders fällt es einigermaßen schwer, seinem Schützling die Daumen zu drücken – KGB-Handler Anton (Milos Kirek, JAMES JR. SCHLÄGT ZU, JAMES BOND 007 – SAG NIEMALS NIE), der auf seinem Spionagetrawler ob der Eigenmächtigkeiten seines Agenten schier verzweifelt. Einfach so Leute umbringen ist – entgegen dem, was uns 007 üblicherweise vorführt – nicht gut fürs auf Geheimhaltung bedachte Spionagegeschäft und Vandermeers Abmurksung und die damit aufgewirbelte Aufmerksamkeit bedroht die eigentliche Mission. Der Agent soll gefälligst die Füße stillhalten, es sei denn, Anton befiehlt was anderes. Der Agent… nun, der wird nicht drauf hören.
Scott wird auf der Militärbasis von Phillips verhört und außer einem Geständnis mag der General gar nichts hören. Damit kann Scott nicht dienen, weswegen Phillips frustriert Gill anweist, den Jüngling in Handschellen zurück ins Polizeirevier zu bringen. Dort allerdings vollzieht sich eine spektakuläre Gefangenenbefreiung – neben der Polizeischleuder materialisiert sich Nick mit seinem Audi Coupé (!) und heruntergelassenen Seitenscheiben. Scott jumpt auf die Audi-Rücksitzbank d.h. sein Oberkörper tut das, seine Beine hängen aus dem Fenster. Nicht die ideale Position für eine halsbrecherische Verfolgungsjagd – etwas, wovon der begeisterte Nick schon sein Leben lang geträumt hat, aber beggars can’t be choosers, wie man so schön sagt. Nick gelingt es, die Cops lang genug abzuschütteln, um Scott an den Bahngleisen an Karen, die mit dem Jeep wartet, zu übergeben (und mit einem Seitenschneider die Handfesseln zu durchtrennen).
Erstes Ziel der nunmehr Flüchtigen ist Starkey. Der druckst herum, dass er mit dem Test noch nicht fertig ist und auch die Platine nicht bei sich in der Bude, sondern im Labor habe. Selbst Scott fällt auf, dass Starkey nur Zeit schinden will, bis die Cops eintreffen und Scott (dessen Verhaftung inzzwischen bereits Stadtgespräch ist) wieder einsammeln. Scott flüchtet aufs Dach und rettet sich von dort mit einem Feuerwehrschlauch. Dieses Mal ist Starkey der im Wortsinn Bedröppelte, hat Scott ihn doch vor seiner Abseilaktion noch ordentlich nass gemacht…
Der einzige Grund, warum Starkey Scott an die Bullen ausliefern wollte, kombinieren unsere heroischen Intellenzbestien, ist, dass er der Mörder ist. Okay, uns würden bei fünfsekündigem Brainstorming wahrscheinlich zwanzig andere Gründe einfallen, warum man sich nicht unbedingt mit einem polizeilich gesuchten Kriminellen gemein machen wollte, aber selbstverfreilich haben Scott und Karen das Rechthaben mit Löffeln gefressen. Starkey ist der sowjetische Spion (was Scott und Karen nun aber noch nicht wissen, denn das Motiv ist ihnen derzeit noch völlig unbekannt), jedenfalls aber ein falscher Fuffzcher. Aber wie das beweisen? Karen erinnert sich, dass Starkey vor vier Jahren aus einer Nachbarstadt hergezogen ist und die Adresse ist aus dem Unitätsrechner schnell ermittelt. Vor Ort erweist sich der vermeintliche Familiensitz der Starkeys aber als seit Jahren leerstehende Bruchbude – wie ein Besuch im Grundbuchamt ergibt, sind die Starkeys erbenlos verstorben, weswegen die Hütte in Staatsbesitz übergegangen ist. Und ein weiterer Besuch im Archiv der örtlichen Lokalpostille fördert einen Zeitungsartikel zutage, wonach die Starkeys mit Mann, Maus UND ihrem Sohn William bei einem Autounfall dahingerafft wurden. Damit ist klar – wer immer Starkey auch ist, er ist eben nicht Starkey, sondern hat nur dessen Identität angenommen.
Die Ereignisse überschlagen sich – der Raketenstart steht bevor, die Senatoren sind schon angekommen. Das FBI hat tatsächlich herausgefunden, wohin die sowjetischen Funksignale kommen, und der falsche Starkey realisiert, dass er aufgeflogen ist und nimmt die Strümpfe, in diesem Fall den Truck mit der mobilen DART-Steuerung, in die Hand. Trotz Verfolgung durch FBI, Armee und Polente gelingt es Starkey, sich auf ein Motorboot, in internationale Gewässer und auf den Spionagetrawler zu retten. Anton wäre durchaus gewillt, die Toten zu zählen und die Sache auf sich beruhen zu lassen, aber er hat die Rechnung ohne seinen Schützling gemacht, der der großen vaterländischen Sache nicht zu 100, nicht zu 110, sondern mindestens zu 120 Prozent verpflichtet ist.
Ya see, der Russkies Plan war es, den SDI-Test der Amis unauffällig zu sabotieren, in dem sie die bereits gezeigten Fähigkeiten der DARTs, Radar- und andere empfindliche Instrumente zu stören (Ihr erinnert Euch düster), zu nutzen beabsichtigten. Dadurch sollte der Raketenstart als „Unfall“ fehlschlagen. Das ist jetzt durch die Enttarnung des Agenten unmöglich geworden, also würde Anton die Nummer jetzt abblasen wollen. Aber Starkey ist sich sicher, die Rakete mit dem DART-Laser auf der Abschussrampe zerstören zu können. Das mag klappen, weil dank Starkeys Informationen die Russen das komplette Steuerungsprogramm der DARTs auch auf ihrem Trawler installiert haben, aber mit „unauffällig“ und „nach Unfall aussehen lassen“ ist’s natürlich Essig, und auf einen größeren diplomatischen bis militärischen Konflikt mit den Amis sind die Sowjetrussen jetzt auch nicht scharf. Entgegen Antons ausdrücklichen Befehlen schließt sich Starkey aber im Computerraum des Trawlers ein und wirft den mittlerweile einsatzbereiten DART-B an…
Der widerrechtliche Start des Kopters durch das geschlossene Uni-Fenster erregt zumindest genug Aufmerksamkeit, um an die Bullen und by proxy dadurch an Colonel Denton gemeldet zu werden. Da die Groschen allgemein gefallen sind, kann Denton Phillips tatsächlich überreden, den Countdown des Raketenstarts Minuten vor dem Lift-off zu unterbrechen. Kampfjets versuchen, den DART abzuschießen, aber, wie wir wissen, ist das nicht nur aufgrund der Größe (bzw. dem Mangel daran) des Drohnenkopters schwierig. Den rettenden Einfall hat schließlich Scott – der DART-C ist ja noch da und kann über das Computersystem im Truck gesteuert werden. Zwar hat dieser DART keine Laserkanone, aber vielleicht kann Scott das Ding gut genug fliegen, um den B-DART zu rammen…
Inhalt
Bedanken wir uns bei WARGAMES. Der 80er-Klassiker bescherte uns ja das Subgenre des Teenage-Hacker-Films, das zwar keine riesige Welle (und erst recht keine kommerziell erfolgreiche Welle) von Nachahmern produzierte, aber doch immerhin einige kleine Filme, die die Themen und Tropes des John-Badham-Films aufgriffen – PRIME RISK, hierzulande als ALARMSTUFE 1 gelaufen, Ulli Lommels I.F.O. AIR RACING und diesen hier, der 1988 von Starlight Video als DTV-Premiere mit einigem Promotion-Klimbim in die Videotheken gestapelt wurde. Das Promo-Material behauptete u.a., dass die im Film gezeigten DARTs absolut real und einsatzfähig seien (inklusive der Bewaffnung!) – dafür hatte man sich wohl eine Seite aus dem Playbook von DAS FLIEGENDE AUGE, einem anderen Badham-Classic, ausgerissen, das auch in den Vordergrund seiner PR stellte, dass alle Technik und Ausrüstung von „Blue Thunder“ existent und einsetzbar sei -, und zudem das FBI versucht habe, den Film zu beschlagnahmen, weil die DARTs einem angeblich tatsächlich unterhaltenen Militärprogramm verdächtig ähnlich sähen und Spionageverdacht bestünde. Diese Aussagen sind SO glaubwürdig, dass sie es nicht mal in die IMDb-Trivia-Sektion geschafft haben (ich bin versucht, das nachzutragen…). Man darf eben nicht alles glauben, was im Presseheft einer Videopremiere steht…
DEFENSE PLAY macht einen derart fulminanten Eindruck an amerikanischen Kino- und weltweiten Videokassen, dass es den Streifen bis heute nirgendwo auf diesem Erdball auf DVD gibt. Dieses Review verdankt ihr deshalb auch nur meiner gestrigen Laune, mal auszuprobieren, ob mein VHS-Recorder tatsächlich noch funktioniert (er tut’s, sonst wäre dieses Review eine noch erstaunlichere Gedächtnisleistung als ohnehin schon, habe ich den Film doch letztmals ziemlich genau… 1988 gesehen).
Die Autoren Aubrey Solomon und Steve Greenberg waren als langjährige Schreiberlinge für QUINCY sicher genau die richtigen Leute, um eine „neue“ Jugendkultur UND eine neue Technologie in einen hochgradig intelligenten Action-Thriller einzubauen. Greenberg ließ es in der Folge dann auch bleiben und ruhte sich lieber auf den Tantiemenschecks für eine ganz andere Unternehmung aus – er komponierte und schrieb nämlich den untötbaren Disco-Gassenhauer „Funkytown“. Solomon hingegen schrieb bis 1998 weiter (u.a. Brian Yuznas PROGENY), sattelte dann um auf Editor von TV-Dokumentationen, und legte 2016 ein Schreiberlings-Comeback mit der Story für den fünften ICE-AGE-Film hin. Interessante Biographien, fraglos…
Okay, wenn man ehrlich ist, sind Story und Drehbuch von DEFENSE PLAY nicht so schlecht – es waren die 80er, da herrschten gewisse Klischees vor, und die erfüllen der Streifen und seine Geschichte klaglos. Wir haben jugendliche Helden, die cleverer sind als die Erwachsenen, die Erwachsenen sind dabei aber auch nicht SO „böse“, dass sie, wenn’s dann wirklich brennt, nicht auf die Junioren hören würden, und das Cold-War-Theme ist unverkennbar und wichtig, aber auch nicht total plumpe Schwarz-Weiß-Malerei. 1987/88 war das Tauwetter in den amerikanisch-sowjetischen Beziehungen durchaus schon zu bemerken, und auch viele Filmemacher mühten sich, den geopolitischen Konflikt zu entdramatisieren. Auch in DEFENSE PLAY ist es so, dass Sowjets und Amerikaner sich eher aus Tradition feindselig gegenüberstehen als im festen Willen, sich dringlich gegenseitig die Lampen auszulöschen. Antons KGB-Mission, den SDI-Start zu sabotieren, resultiert quasi aus der Erkenntnis, dass man’s aus der gelebten traditionellen Feindschaft eben mal versuchen muss, aber wenn’s nicht klappt, ist das auch kein totaler Beinbruch – es muss nicht um jeden Preis geschehen. Auf der amerikanischen Seite sieht’s auch nicht wirklich anders aus – Phillips und Denton scheinen den Erfolg des Raketenstarts nicht primär aus politischen und militärischen Gründen unbedingt zu wollen, sondern weil die verdammte Scheiße einfach einen Haufen Geld gekostet hat und es unsagbar peinlich wäre, wenn die Milliarden sich auf der Abschussrampe in einen dekorativen Feuerball verwandeln würden. Alles also eher im Rahmen einer beinahe sportlichen Rivalität als Ausdruck des unbedingten Verlangens, sich gegenseitig totzubomben. Es braucht mit Starkey also einen Oberhardliner, der ideologisch so verblendet ist, dass er sich mehrfach gegen die direkten Befehle seiner Vorgesetzten wendet, um die Gefahr tatsächlich konkret werden zu lassen. Dazu passt auch, dass die Sowjets am Ende ungeschoren davon kommen (jeder ordentliche reaktionäre Chuck-Norris-Film hätte darauf geschissen, dass der Trawler in internationalen Gewässern kreuzt und die ganze Russkibaggage zu den Fischen geschickt) – okay, Starkey sieht mutmaßlich einer kalten Zukunft in Sibirien entgegen, aber selbst die hat ja, wie uns die Geschichte beweist, ein baldiges Verfallsdatum.
Da und dort rumpelts im Gebälk der Geschichte natürlich – dass Denton, obwohl sicherlich in einer Situation und Position, das wissen zu müssen, nichts von den verschlüsselten Spionagefunksignalen erfährt, leuchtet nur aus Plotgründen ein, weil er dann schon spätestens zur Halbzeitmarke des Films die richtigen Schlüsse ziehen könnte, und auch, dass Starkeys „Verrat“ Scotts an die Polizei aus dessen Sicht zwanglos beweist, dass er Vandermeers Mörder ist, muss so sein, damit Karen und Scott rechtzeitig genug ihre Recherchen anfangen können, die zu seiner Enttarnung führen; manchmal muss ein Script halt ein paar Abkürzungen nehmen. Ganz grober Unfug bleibt aus, und wenn hin und wieder was passend gemacht werden muss, was eigentlich nicht passt, müssen wir uns auch wieder vor Augen halten, dass es sich um einen Film handelt, dessen Publikum maximal im Alter seiner Protagonisten steht. Meine Güte, in manchen Dingen ist DEFENSE PLAY glatt intelligenter als Agentenfilme „für Erwachsene“, alldieweil der Streifen eben auch klar konstatiert, dass es im „realen Leben“ für Spione eben wichtig ist, unauffällig zu bleiben und die Mission möglichst ohne Mord, Totschlag oder sonstigen Remmidemmi, der nur dazu geeignet ist, Aufmerksamkeit auf die eigenen Umtriebe zu lenken, zu absolvieren.
DEFENSE PLAY ist auch kein großes Charakterkino – jede Figur bekommt ein-zwei Attribute zugeteilt und damit hat es sich. Immerhin – Colonel Denton könnte ein viel größeres väterliches Arschloch sein, gut, er hört nicht auf seinen Jungen, aber nicht, weil er prinzipiell ein Depp ist, sondern hauptsächlich, weil er Scott aus potentiellem Ärger heraushalten will, und das ist eigentlich ja eine positive Eigenschaft, die hier halt nur mal blöderweise nicht angebracht ist. Auch Phillips ist für einen Kommisskopf relativ vernünftig und lässt sich im Finale auch einigermaßen leicht davon überzeugen, dass er seinen Raketenstart unterbrechen muss. Die Vertreter der Autorität sind also das, autoritär, aber auf einem einigeramßen „niedrigen“ Level. Scott und Karen sind ein geradezu prototypisches Teenage-Helden-Pärchen, durch Zufall zusammengeführt und schnell unzertrennlich, weil es das Schicksal (sprich Drehbuch) so verlangt, wir haben den besten Freund des Helden, der gleichzeitig deus-ex-machina wie auch comic relief spielen kann, und Starkey, der primäre Bösewicht, ist letztlich auch der einzige, der aus der Auswahl der drei Studenten für diese Rolle ernstlich in Frage kommt, weil Deetz einfach zu hibbelig und Beltzer von Anfang an zu antagonistisch ist – wer also am ehesten Verdacht auf sich lenkt, ist der, der am Unauffälligsten agiert (s.o.).
Filmisch ist die ganze Nummer für ihr vermutlich nicht üppiges Budget, von dem der Großteil vermutlich eh in die DARTs geflossen ist, okay. Monte Markham, Star und Regisseur des Films, hatte zuvor nur eine Episode der Serie „Skycrane“ inszeniert, war aber als Schauspieler eine etablierte Größe und hatte u.a. 1973 in einer TV-Serien-Neuauflage von PERRY MASON die Titelrolle gespielt. In den 70ern und 80ern war er ein gut gebuchter professioneller Seriengaststar, reüssierte u.a. in DALLAS und war in den ersten vier Staffeln Series-Regular in BAYWATCH., wo er auch einige Folgen als Regisseur betreute. Nach seinem 1991er MAD-MAX-Rip-off NEON CITY (mit Michael Ironside) verlegte er sich als Regisseur auf TV-Dokumentationen, gern mit Military-technischem Hintergrund, dieweil er als Schauspieler nach wie vor gut im Geschäft ist. Als Regisseur erweist er sich hier durchaus als brauchbar – DEFENSE PLAY stellt ihn vor die Aufgabe, tonnenweise Stock Footage (alles, was mit den Kampfflugzeugen und dem Raketenstart zu tun hat) unauffällig ins eigene Material zu integrieren, und das gelingt ihm ganz gut (sieht man nicht zu genau hin, fällt einem gar nicht auf, dass die F-16-Footage nie auch nur in die Nähe eines DARTs kommt, dafür sorgen die drübergelegten Cockpit-voice-over-Dialoge).
Der Streifen ist keine totale Tempogranate, aber doch gut genug zu Fuß unterwegs, um keine großen Längen aufkommen zu lassen; Markham hält sich dramaturgisch nicht mit Nebenkriegsschauplätzen auf, alles, was gezeigt wird, hat letztendlich direkt mit dem Plot zu tun. Timothy Galfas (der juxigerweise auch Lommels sehr ähnlichen I.F.O. AIR RACING fotografierte, aber auch Stallone in RHINESTONE vor der Linse hatte und Ralph Bakshis HERR DER RINGE als Kameramann betreute) steuert geschäftsmäßige, routinierte Bilder bei und Routinier Arthur B. Rubinstein, der vermutlich auf der Grundlage, auch schon WARGAMES beschallt zu haben, engagiert wurde (was wohl auch Lommel so sah, der ihn nämlich AUCH für I.F.O. verpflichtete), John Badhams Stamm-Composer, liefert einen unauffälligen, aber auch nicht störenden Score ab.
USP des Films sind natürlich, wie schon auch das oben zitierte Promogedöns klarstellt, die DARTs. Die sind tatsächlich einigermaßen eindrucksvoll und ihrer Zeit ein bisschen voraus. Das waren halt auch noch Zeiten, in denen ein Film, der solche Gadgets vorführen wollte, sie tatsächlich auch selbst bauen und funktionsfähig machen musste und nicht einfach nur ein paar Pixel in der CGI-Software rumschieben konnte. Als C64-Veteran aus den 80ern lobe ich an der Stelle auch mal, dass das Computerinterface der DART-Steuerungssoftware durchaus so aussieht wie etwas, das 1987 programmiert und funktioniert haben könnte – hat da am Ende jemand dran mitgewerkelt, für den Computer keine schwarze Magie waren, sondern der tatsächlich eine gewisse Vorstellung davon hatte? Respekt…
Der Cast ist in seinen Hauptrollen eigentlich ganz okay. David Oliver, bekannt aus der NACHT DER CREEPS, müht sich darum, einen Charakter, der eigentlich zunächst mehr nach Football-Jock-Jerk aussieht denn als jemand, der sich ernstlich Computer-Nerd ist, einigermaßen sympathisch rüberkommen zu lassen. Klappt nicht immer, weil seine Figur manchmal erquicklich doof ist, aber im Großen und Ganzen ist das erträglich. Oliver verstarb in jungen Jahren 1992 an den Folgen einer AIDS-Infektion. Susan Ursitti punktete bei vielen Filmfans durch ihre lebhafte Vorstellung in TEEN WOLF. Hier hat sie nicht die große Möglichkeit, sich in den Vordergrund zu spielen, weil in der „Action“ Oliver den Vortritt bekommt. Aber sie macht sich manierlich. Monte Markham spielt einen Militärtypen im Schlaf, Eric Gilliom ist mir etwas zu blass als Starkey, aber das ist natürlich auch der Rolle geschuldet, die ihn erst im Finale richtig aufdrehen lässt. Mit PATE-Veteran Tom Rosqui und dem Bond-erfahrenen Milos Kirek verdingt sich Routine in den Nebenrollen des Polizeichefs und Starkeys KGB-Offiziers. Charles-Band-Fans können in der Prologsequenz J Downing (ROBOT WARS, GHOULIES II) als scheiternden Agenten-Anwärter bewundern.
Wie gesagt, auf DVD gibt’s den Streifen nirgends. Wer den Film sehen möchte, muss also auf dem VHS-Gebrauchtmarkt zuschlagen, und da der Streifen sich bis heute keinen kultischen Ruf erarbeitet hat, geht er da im Normalfall auch billig weg. Das Starlight-Tape brilliert mit einem hysterisch unlustigen Trailer auf die deutsche „erotische Komödie“ TAXI NACH KAIRO, den man mal gesehen haben sollte, und einer Vorankündigung auf den „neuen Schwarzenegger“-Hit DIMITRI (der dann als RED HEAT herauskam). Auch deswegen kuck ich gern mal wieder ein altes VHS-Tape, man findet da tatsächlich immer wieder Überraschendes oder Verdrängtes…
Zu DEFENSE PLAY – irgendein humorloses Videomagazin kommentierte damals ob des „das FBI wollte den Film verbieten“-Krakeels des Werbematerials „ach, wäre es dem FBI nur gelungen“. Entweder haben sich seit damals die Maßstäbe, zumindest meine, deutlich verschoben, oder dieses Magazin war schon damals ahnungslos, denn… der Film ist okay. Kein Klassiker, den man unbedingt gesehen haben MUSS, aber okay, harmlos, tut nicht weh, unterhält für 90 Minuten ganz ordentlich, wenn man sich darauf eingepegelt hat, einen Teenie-Action-Film aus den 80ern zu kucken. Das ist kein WARGAMES, logisch, aber der hatte auch ganz andere Voraussetzungen. DEFENSE PLAY ist ein solider, ordentlich gearbeiteter und ganz manierlich gespielter kleiner 80er-Heuler. Den muss man nicht zum Kult verklären, aber wenn’s jemand tut, bin ich ihm auch nicht böse…
© 2019 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 4
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 27.12.2019