Def-Con 4

 
  • Deutscher Titel: Def-Con 4
  • Original-Titel: Def-Con 4
  • Alternative Titel: Defense Condition 4 |
  • Regie: Paul Donovan, Tony Randel
  • Land: Kanada
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Howe (Tim Choate)
    J.J. (Lenore Zann)
    Eve Jordan (Kate Lynch)
    Walker (John Walsch)
    Vinny (Maury Chaykin)
    Gideon Hayes (Kevin King)
    Lacey (Jeff Pustil)
    Alice (Donna King)
    Mrs. Boyd (Florence Paterson)


Vorwort

Im Gegensatz zu landläufiger Meinung ist Euer lieber Webmaster im tiefsten Innern seines Herzens ein Geizkragen. Will sagen, ich bin zwar trotz quasi nicht existenter finanzieller Mittel ein regelmässiger Filmeinkäufer, aber zumindest in der Hinsicht bin ich Preisvergleicher. Und wenn ich bei einem Streifen, der mich zwar interessiert, aber aber den ich nicht gerade heiligspreche, die Wahl zwischen 26 Euro Anschaffungskosten und ungefähr 8 Euro Anschaffungskosten habe und der grundsätzliche Unterschied zwischen beiden Editionen Teuer-Widescreen oder Billig-Fullframe ist, dann lass ich auch mal das Sparschwein raushängen und geh nach dem Preis. Und so freut es mich natürlich immer wie den sprichwörtlichen Schneekönig, wenn sich ein neues Budget-Label die Ehre gibt und für wenig Kohle schön schundige Streifen unters Volk bringt. Das britische Label Hollywood_DVD ist ein solches – jüngst von mir entdeckt. Im bislang gut 100 Filme umfassenden Programm findet sich so manche Perle neumodischeren Trashertums und ich konnte – auch angesichts des Faszinosums, dass Hollywood DVD erstens auch direkt an den Endverbraucher und, ähnlich wie die britische amazon-Konkurrenz play.com, versandkostenfrei liefert, nicht an mich halten und jagte neulich eine kleine Testbestellung los. Da die nun ankam, müsst Ihr die Folgen ausbaden…

Okay, also Folge Eins meines Hollywood-DVD-Kaufrausches (hm, schon ein wenig ein Treppenwitz an sich, ein Label stolz Hollywood DVD zu nennen und dann dieses Programm… jaja, das ist top-notch-Hollywood-Entertainment, hehe), Def-Con 4. Da kann man sich ja wohl denken, dass es bei diesem Film irgendwie um einen Atomkrieg gehen dürfte. Ich hatte mir stark eingebildet, den Film schon mal vor Jahren auf Video gesehen zu haben, aber, hm, irgendwie scheint mein Gedächtnis da zu pfuschen, denn es kam mir sehr unbekannt vor, was ich dann zu sehen bekam…


Inhalt

Wir eröffnen mit einer Texttafel, die uns kurz darüber unterrichtet, dass ein neues superduper Sicherheitssystem die Gefahr eines Atomkriegs ein für allemal bannen soll (ach ja, die Zeit: „the day after tomorrow“ – schätze, da hat Roland Emmerich die Titelidee für seinen nächsten Katastrophen-Film – Trennung beabsichtigt – her). Da wir aber vom (zugegeben coolen, aber nichts mit dem Film zu tun habenden) Coverartwork her ahnen, dass wir es grundsätzlich mit einem recht postapokalyptischen Film zu tun haben werden, können wir davon ausgehen, dass es sich hierbei um eine recht radikale Fehleinschätzung handelt.

Cue to eben diesem System, im Grunde nicht mehr als eine bemannte SDI-Plattform in outer space, repräsentiert durch – für ein 2-Mio-Dollar-Budget erstaunlich ansehnliche – Weltraumeffekte. Die Raumstation, schick „Nemesis“ genannt (boy, Inspirationen für big-budget-Franchise-Titel allenhalben) ist seit 407 Tagen on mission, inklusive ihrer dreiköpfigen Besatzung (man sollte meinen, die Yankees, und um solche handelt es sich, würden ihr Personal ab und an mal austauschen), den weinerlichen Howe und den general-asshole-Typ Walker (die Sorte Mensch, die mit Sicherheit KEIN Verantwortlicher auf eine solch verantwortungsvolle Misison schicken würde) und die Ärztin Eve Jordan (immerhin, ein Bruch mit sämtlichen bekannten B-Movie-Klischees – sie ist KEINE blonde Sexbombe!) Kudos noch dafür, dass der Fakt, dass auf Nemesis beste irdische Schwerkraftverhältnisse herrschen, wenigstens durch ein paar Ausseneinstellung der rotierenden Station halbwegs gedeckt wird (auf der anderen Seite könnten diese Special FX-Shots auch nur wegen des „looks-cool“-Faktor und nicht wegen wissenschaftlicher Plausiblität im Film gelandet sein).

Howe ist, wie gesagt, ein weinerlicher Typ, und er heult sich auch gerade mächtig aus, denn per Videobotschaft verklickert ihm sein auf der Erde gebliebenes Weib, dass sie ihn (der sich offensichtlich befehlsgebunden nicht auf Erden melden darf) der Einfachheit halber für tot hält, da sie nicht davon ausgeht, dass er je zurückkommt und wenn er denn tatsächlich zurückkäme, wär´s ´ne nette Überraschung blabla. Ich würde wiederum davon ausgehen, dass jeder, der einigermassen bei Trost ist, keine Familienväter (denn ´n Baby hat er auch zuhause) auf eine mehrjährige Weltraummission ohne Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Heimat schiessen würde. Andererseits, die Amerikaner tun so einiges, was ich nicht verstehe. Jedenfalls soll die Mission noch sechs Monate dauern.

Auf der Erde deuten sich – uns vermittelt per TV-Nachrichtensendungen, die sich unsere Astronauten ansehen – politische Turbulenzen an. Libysche Terroristen (tja, das sind die Feindbilder der 80er) haben ein US-Schiff gekapert und damit einen Haufen Marschflugkörper in ihre Gewalt bekommen und einen gleich mal nach Russland, eh, damals noch Sowjetunion, geschossen, wo der Sprengkopf allerdings nicht detoniert sei (wurde vermutlich von General Motors zusammengestöpselt, das Teil). Der Vorfall führt relativ schnell dazu, dass die diversen Grossmächte sich ihre Raketenarsenale um die Ohren schlagen, was, in der vermutlich ökonomischten Apokalypse der Filmgeschichte durch ein paar Satellitenfotos mit aufgeblendeten „Explosionen“ und den Ausfall sämtlicher Fernsehstationen, dazu führt, dass unsere Nemesis-Besatzung DEFCON 2 gemeldet bekommt (und wem ich erklären muss, was es mit dem Term „defcon“ so auf sich hat, der sollte sich noch mal Wargames ansehen) – der Kriegsfall ist eingetreten, und das ist keine Übung – die amerikanischen Militärbefehlshaber scheinen die angemessen geringe Meinung von der Auffassungsfähigkeit ihrer sicherlich für solche Fälle hochgradig trainierten Weltraumhelden, die die diversen Nuklearexplosionen in der Erdatmosphäre wohl für Wetterleuchten halten würden, zu haben. Immerhin wäre theoretisch der Job unserer Nemesis-Crew, jetzt ihre (immerhin ganzen zwölf (!!)) Anti-Raketen-Raketen abzufeuern. Doc Jordan drängelt auf entsprechende Massnahmen, aber Howe und Walker bringen´s nicht übers Herz, das zu tun, für das ihre Arbeitgeber vermutlich etliche Milliarden Dollar ausgegeben haben, auch da der finale Abschussbefehl von der Erde nicht kommt (ich bin ziemlich sicher, dass es für solche Fälle gewisse Protokolle gibt). So geht die Zivilisation, as we know it, dank der mangelnden Mithilfe des „supersicheren Verteidigungssystems“ hops, immerhin – eine ihrer Raketen verwenden die tapferen Astronauten doch tatsächlich dazu, eine auf sie gerichtete Atomrakete in den Orkus zu blasen.

Gute stückers vierzig Tage später kreist unsere Dreierband immer noch im Orbit und kalkuliert die Überlebenschancen der Erdbevölkerung – 8,4 % der Population, so rechnet der Computer, könnten noch am Leben sein (wir Europäer haben natürlich wie immer in solchen Fällen die lausigsten Karten – gerade mal 0,8 % Überlebensquote werden uns zugebilligt). Wenn man denn mal wieder auf der Erde landen wollte, sollte man sich, so Howe, ein lauschiges Plätzchen a la Seychellen, Osterinsel oder gewisse abgelegene zentralamerikanische Gegenden aussuchen.

Noch´n paar Tage später – Howe hört den toten Äther ab, da sein Weibi für Notfälle über ein Notfunkgerät verfügt und er auf Nachricht hofft (absolut hoffnungsloser Fall, der Knabe). Aber nein, in der Tat, im dramaturgisch angemessenen Moment empfängt er wirklich eine Sendung seiner Ehefrau, die ihm „farewell“ bittet, da sie „die Krankheit“ habe und alles sterben würde, inkl. Baby. Howe fordert die sofortige Landung, um seinem geliebten Besen zur Seite zu stehen und auch Jordan plädiert dafür, zu landen, um zu helfen (was ihr drei lächerlichen Witzfiguren „helfen“ wolltet, würde mich schon mal interessieren). Walker, being the designated asshole, lässt seinen Captain raushängen (hargh-hargh… aber Scherz beiseite – logisch, dass Walker, dem aus jeder Pore trieft, dass er mit Sicherheit ein gewisses Problem mit Autoritäten hat und jede Menge Führungsqualität NICHT hat, wäre ganz gewiss meine Wahl für das Kommando einer so heiklen Mission… echz) und verbietet, mit dem nicht von der Hand zu weisenden Argument, dass er keinesfalls in einer radioaktiven Hölle landen werde, entsprechende Versuche.

Die Entscheidung wird unseren Freunden aber abgenommen, denn in der Nacht ist es nicht nur dunkel (wie im Weltraum meistens, aber da die Besatzung in den Federn liegt und pennt, wird´s wohl Nacht sein), sondern es kommt auch eine Nachricht von der Erde – und diese Nachricht ist nicht nur eine Nachricht, sondern auch ein System-Override. Ehe es sich der aufgewachte Walker versieht, hat die Raumstation schon automatisch das Landemanöver eingeleitet. Howe gelingt es gerade noch, die verbleibenden Atomraketen abzuwerfen und auf einen 60-Stunden-Countdown zu schalten (warum er das tun sollte, ist eine interesante Frage, aber natürlich hauptsächlich deswegen, weil natürlich EINE Rakete das Raumschiff nicht verlässt, aber trotzdem scharf ist und nun ein Spannungselement bilden kann). Das Raumschiff landet unsanft an einem Strand und gräbt sich in den Sand ein. Jordan schafft es dabei, irgendwo anzuschlagen, von Howe für tot gehalten, aber – wie Walker feststellt – nur bewusstlos zu sein und ein HWS-Syndrom davonzutragen. Ungeachtet der Tatsache, dass keiner weiss, wie, warum und wo das Raumschiff gelandet ist, ist Howe überenthusiastisch, als es draussen an der Luke klopft und arbeitet schon Tauschgeschäfte etc. aus. Zu unserer gesteigerten Überraschung ist das, was da draussen vor der Türe steht, äusserst unfreundlich und zerrt den armen Walker, der eigentlich (und angesichts seiner designated-asshole-Rolle unwahrscheinlicherweise) nur Howe zur Hilfe eilen will, in ein ungewisses und, wenn man zu Rate zieht, dass seine abgetrennte Hand übrigbleibt, bestimmt nicht sehr erbauliches Schicksal. Abgang Walker.

Howe sieht sich zum Handeln veranlasst, spricht eine Botschaft für die immer noch beuwsstlose Jordan auf Walkers Walkman und zieht hinaus in die Welt.

Wie in Filmen dieser Art nicht anders zu erwarten, ist die Zivilisation innerhalb von knapp 45 Tagen vollkommen zusammengebrochen. D.h. ein Teil der Überlebenden, schickerweise später „Terminals“ genannt, mutierte zu fleischfressenden Kannibalen – Howe trifft quasi sofort auf eine Bande dieser Gesellen, die am Wegesrand einen armen Kerl gerade ausweiden und in unserem Astronautenfreund das passende Dessert sehen. Der Rest hat sich bereits primitive Hütten oder Verschläge gebaut (klar, ist ja auch lustiger), wäscht sich nicht mehr und trägt nur noch die schäbigsten Klamotten (ich finde es immer wieder erstaunlich, dass ein Atomkrieg unzweifelhaft zur Folge hat, das alle Überlebenden sich sofort – als hätten sie immer auf diese Gelegenheit gewartet – sich in ihr Mad-Max-Outfit werfen, auch wenn die Bombe gerade mal zehn Minuten vorher gefallen ist) oder – wie der Knabe, in dessen stachelgespicktes Fallensystem Howe stolpert, einen Kilt trägt. Yep, Vinnie (den Namen erfahren wir erst später, aber irgendwie muss ich den Typen ja bezeichnen, also kann ich gleich seinen Charakternamen verwenden) wird für die gesamte Filmlaufzeit im Schottenröckchen rumlaufen (naja, schliesslich heisst er mit vollem Namen auch Vinnie McIrgendwas). Vinnie nimmt Howe gefangen und führt ihn zu seinem hübschen Verschlag, wo er ihn mit irgendwelchem Pamp füttert. Dem Astronauten, zweifellos an Labskaus und ähnlich leckere Astronautenkost gewöhnt, mundet´s nicht recht, so dass Vinnie die Ekelpampe nonchalant durch eine Falltür in den Keller schmeisst, worauf sich ein zartes weiblich klingendes „danke schön“ erhebt (we´ll get to that). Howe bietet seinem zweifelhaften Gastgeber ein Geschäft Essen gegen eine Knarre an, das Raumschiff hat Vorräte für vier Monate an Bord. Vinnies Gegenangebot lautet „Essen gegen ´ich-lass-dich-leben´“ (wieso er Howe dann überhaupt mitgeschleppt hat, bleibt fraglich – abgesehen davon ist Vinnie verhältnismässig rational für einen nuclear-blast-survivor. Auf Howes Frage, ob er vielleicht wisse, wo ein Boot aufzutreiben sei, entgegnet er trocken: „Wenn ich wüsste, wo ein Boot wäre, denkst du, ich würde dann hier in der Radioaktivität rumsitzen?“). Einige „Terminals“, die diverse Fallen auslösen, veranlassen Vinnie, Howe an seinen Stuhl zu fesseln und draussen nach dem rechten zu sehen. Kaum ist Vinnie weg, schält sich die Besitzerin der eben erwähnten weiblichen Stimme aus dem Keller und entpuppt sich als Teenage-Girl in den Resten einer Schuluniform, das sich über Vinnies Vorräte hermacht. Howe unterbreitet ihr ein ähnliches Angebot, was Essen angeht und das Girl steigt drauf ein, sie weiss sogar, wo ein Segelboot zu finden wäre, mit dem man in sichere Gefilde schippern könnte. Die beiden (aus unerfindlichen Gründen nennt das Mädel Howe „Walker“, nicht, dass wir auf einen hier wohl ursprünglich angedachten Plot Point mal zurückkommen würden) sind drauf und dran, sich mit Waffen und Munition aufzumachen, doch da kommt Vinnie unerwartet schnell zurück und unterbindet die Fluchtversuche. Vinnie reagiert, indem er das Mädel küsst, worauf es sich prompt und freiwillig in sein Kellergefängnis zurückzieht. Ausserdem plant unser Schottenfreund, Howe spasseshalber über den Haufen zu schiessen (funny bit am Rande: Howe will seinen Hals retten, indem er Vinnie erzählt, er hätte auch Marihuana gebunkert. „Grossartig,“ entgegnet Vinnie, „ich hasse Dope-Raucher!“) Ja, beinahe würde unser Film zum Kurzfilm, denn es sieht schlecht für Howe aus, würde ihm nicht in buchstäblich letzter Minute noch entfahren, dass Vinnie niemals nie an die Vorräte rankäme, da „sie“ ihn nicht ins Schiff lassen würde. „SIE?“ Vinnie kommt, verblüffenderweise, bedenkt man, dass er ein Stück recht knackigen Frischfleisches bereits seine Gefangene nennen kann, sofortemente und el zacko ins Sabbern und begehrt Einzelheiten wie Augenfarbe, Nippelgrösse etc. Die Auskünfte sind zufriedenstellend, denn Vinnie bietet an, gegen 2/3 der Vorräte plus Frau Howe nicht nur gehen zu lassen, sondern ihm sogar noch ein Messer mitzugeben. Howe, gönnerhaft, offeriert Vinnie sogar 3/4 der Vorräte (was Jordan zu diesem Geschäftsvorschlag sagt, wäre doch mal interessant zu erfahren – und auch, ob Howe das Angebot ERNST meint, was seine Heldenqualität doch erheblich unterminieren würde).

Wie so mancher B-Film-Charakter ist Vinnie nebenberuflich McGyver und hat aus seinem Bagger einen gefährlich aussehenden schwer gepanzerten Battletruck mit eingebautem Drillbohrer gebastelt. Den Weg zum Raumschiff dürfen Howe und das aus unerfindlichen Gründen mitgenommene Teenage-Girl auf der Baggerschaufel (in gefesseltem Zustand, natürlich) mitmachen. Unterwegs zum Schiff plättet Vinnie ein paar angreifende Terminals und macht sich einen persönlichen Spass daraus, einen der Kannibalen zu überfahren. Am Strand wartet jedoch eine unangenehme Überraschung auf Vinnie – nämlich ein uniformierter Typ namens Lacey, der vermutlich zu den von Vinnie gerade angesprochenen „Wahnsinnigen von Fort Wieheisstesnochgleich“ gehört. Man kennt sich und kann sich nicht leiden. Die kurze Auseinandersetzung endet damit, dass Vinnie per Handgranatenattrape aus seinem

Battletruck gelotst wird und zusammen mit Howe und dem Mädel, das auf den Namen JJ hört, nun Gefangener Laceys ist. Laceys Spiessgesellen haben ganz offensichtlich keine Zeit verloren, unmittelbar nach Atomkriegsende ein faschistisches Militärregime zu errichten, das ganze Hundertschaften von zivilen Überlebenden als Sklavenarbeiter missbraucht (so darf ein Grüppchen auch das geborgene Raumschiff ins „Fort“, die übliche Ansammlung von Hütten aus Blechresten etc. schleppen, und damit wir auch alle mitbekommen, dass die Jungs EVIL INCARNATED sind, erschiesst einer der schwarzgewandeten Bösmänner einen schlappmachenden älteren Sklaven). Wie schon erwähnt, hier hat man keine Zeit verloren – schlappe fuffzich Tage nach dem Big Bang hat sich hier bereits eine blühende Infrastruktur mit Läden, Prostitution und allen weiteren Errungenschaften der postnuklearen Zivilisation etabliert, und der Chef das Ladens ist nicht etwa Lacey, sondern ein Teenager in der selben Schuluniform wie JJ – ein gewisser Gideon Hayes. Strapaziert meine suspesion of disbelief ruhig weiter, Leute – dieses Schmalhemd mag vielleicht charismatisch sein und sich in der Folge als sadistischer sonofabitch und damit geborener Megalomane gebärden, aber den Jungen hau ich quer aus dem Anzug, wenn der mir dumm kommt – und DER soll hier ein örtliches Terrorregime errichtet haben? Also bitte…

Egal, der Film macht es uns weis, also spielen wir besser mit. Gideon hat Pläne mit Howe, den er namentlich kennt (wieso? Wir kommen noch drauf), denn er vermutet, dass sich mit Hilfe der Schiffscomputer sogenannte „Überlebensstationen“ lokalisieren lassen können, und da möchte er natürlich hin (nicht ganz unverständlich, auch wenn die Radioaktivität niemandem, der nicht blöderweise zum „Terminal“ geworden ist – ob das die von Howes Frau in ihrer letzten Botschaft angesprochene „Krankheit“ ist, verrät uns leider niemand – ernsthaft zu schaden scheint). Allerdings wird Howes Kooperationswilligkeit nicht auf die Probe gestellt, denn Lacey entdeckt ein ausbaubares technisches Gizmo namens Delta7nochsowas im Raumschiff und das scheint alle Antworten auf Gideons Fragen zu haben. Howe wird nicht mehr gebraucht und wandert in einen Käfig, gleich neben dem, in dem Eve Jordan und JJ nebst einer gewissen Mrs. Boyd (schuldig des Diebstahls einer Dose Pfirsiche) eingekerkert sind. Wir ahnen, dass gleich Exposition en bloc auf uns lauert, denn JJ kommt ins Erzählen… Sie offenbart nicht nur, dass sie die Ex-Freundin des Möchtegerndiktators ist und dieser unspezifizierte „ways“ habe, um seine Herrschaft hier auszuüben, nein, sie hat noch mehr auf der Pfanne. Gideons Daddy war ein hohes Armee-Tier und sollte mitsamt Family zu einem U-Boot ausgeflogen werden. Netterweise habe Gideon sie in den Hubschrauber, der mit rätselhaftem Satelliten-Equipment (O-Ton) ausgerüstet gewesen sei, mitgenommen, doch der sei abgestürzt und nur Gideon, Lacey, ein Navy-Techniker namens Boomer, der dabei aber eine Lähmung erlitten habe und sie hätten den Crash überlebt usw. usf. Bottom line: niemand anderes als Gideon, via Boomer, habe die Landung der unplanmässige Landung der Nemesis zu verantworten, um so die Position der „Überlebensstationen“ ermitteln zu können (grosser Aufwand, muss ich sagen).

Boomer ist allerdings kein freiwilliger Helfer unseres Teenie-Tyrannen, denn der wird auch als Gefangener gehalten. Das Delta-Dingi aus dem Raumschiff wird an Boomers Computer angeschlossen und nach ein wenig Psychofolter mittels eines vor seinen Augen gegrillten Steaks ermittelt Boomer auch tatsächlich die Position einer intakten Überlebensstation. Natürlich hat er nicht viel davon, denn bekanntlich ist Gideon ein Sadist, was zu einer ziemlich erniedrigenden Szene führt, die ich nicht näher ausführe.

Gideon ist nicht nur Sadist, sondern will auch zukünftig was zu Knallen haben, daher lädt er JJ ein, ihn auf seiner Reise in die Sicherheit zu begleiten. JJ lehnt dankend ab. Spielverderber Gideon kündigt daraufhin einen „Prozess“ für den nächsten Morgen an. Immer wieder schneidet die Kamera während des munteren Treibens ominös auf den vor sich hin tickenden Countdown der verbliebenen Atombombe in der Nemesis. Noch 26 Stunden bis zur Explosion! Bibber!

Erwartungsgemäss dürfte der angekündigte Prozess keiner von der besonders fairen Sorte sein, denn die enthusiastische Menschenmenge, die sich am nächsten Morgen versammelt, bejubelt schon mal den bereits montierten Vierfachgalgen. Die Angeklagten sind gefesselt und geknebelt und Gideon spielt Richter und Geschworene in Personalunion. Howe und Jordan werden beschuldigt, ob ihrer Raummission partiell am Atomkrieg beteiligt gewesen zu sein, JJs Vergehen ist Verrat an Gideon und Vinnie leidet an Generalverdacht. Das Volk ist über die vier Schuldsprüche begeistert (ganz besondere Begeisterung erntet Vinnies Schuldspruch – der Kiltträger scheint nicht wirklich beliebt zu sein) und hofft in Anbetracht der verhängten Todesurteile auf ´ne gute Show.

Während unseren Todeskandidaten schon der Strick umgelegt wird, kraucht Boomer irgendwo durch den Modder. Gideon gibt sich generös und offeriert JJ zur sichtlichen Enttäuschung seiner Anhänger eine Begnadigung, unter der Bedingung, dass sie selbst den Hebel zur Hinrichtung der anderen drei umlege (der Hebel besteht übrigens fantasievollerweise aus einem zweckentfremdeten Presslufthammer). Als JJ sich drehbuchgemäss weigert, unterbreitet Gideon das gleiche Angebot den anderen drei Gefangenen (und ich frage mich ernstlich, was z.B. Vinnie daran hindert, darauf einzugehen. Der hat doch mit JJ, Howe und Jordan nichts zu schaffen… ohne sie wäre er nie in diese brenzlige Lage geraten. Und auch JJ hat streng genommen auch keine tieferen Beweggründe, das Leben ihrer Mitgefangenen zu retten). Indes, zur allgemeinen Überraschung – sowohl des Livepublikums vor Ort als auch unserer als auch der seiner Mitzuhängenden – erklärt sich Howe bereit, den Job zu übernehmen (wieder einmal fragen wir uns – meint er das EHRLICH? Wenn ja, wäre das schon das zweite Mal, dass er bereit wäre, das Leben seiner Kameraden zu opfern, um seine eigene armselige Existenz zu retten). Gut, es KÖNNTE sein, dass er wie wir sieht, dass Boomer sich durch die Menschenmassen windet und eine Pistole bei sich trägt, aber da er keine Ahnung haben kann, wer das ist und was er vorhat, ist das verdammt dünnes Eis der Spekulation, auf dem wir uns bewegen. Buchen wir die Sache also eher darunter ab, dass Howe ein elender Schleimscheisser ist, dem sein Hintern näher liegt als moralisch-ethische Bedenken und es ein ausgesprochen glücklicher Zufall ist, dass Boomer just in dem Moment, an dem Howe seine vermeintlichen Freunde hängen soll, Gideon ins Bein schiesst und allgemeines Chaos auslöst. Boomer wird von Gideons Schergen erschossen, Howe nutzt die Verwirrung, um sich abzusetzen. Da Jordan offensichtlich die einzig greifbare Medizinfrau im Fort ist, wird sie genötigt, den wehleidigen verletzten Diktator ärztlich zu versorgen, bedingt sich aber aus, dass niemand gehängt wird. Gideon willigt ein, offenbart ihr allerdings wenige Sekunden später, dass er die Gefangenen dann eben erschiessen lassen wird (BEVOR sie ihn behandelt, wohlgemerkt…), bittet dann ob der gar grausigen Schmerzen um Morphium. Natürlich wittert Jordan eine günstige Gelegenheit, Gideon elegant um die Ecke bringen zu können, aber der Terror-Teenie ist nicht ganz so blöde, wie ich ihn zunächst eingeschätzt hatte – er sorgt mit Laceys Hilfe dafür, dass die Gideon zugedachte Spritze in Jordan landet und erfreut sich dann daran, wie die Ärztin an der Überdosis Gift krepiert. (Tja, fragt sich nur, wer jetzt die ach-so-schmerzhafte Wunde des Tyrannen versorgt).

Während Howe – offensichtlich unbedrängt von den blutdürstigen Terminals- Vinnies trautes Heim aufsucht und JJ mal wieder im Käfig landet, bekommt Vinnie das Image des rauhen Kerls mit weichem Kern verpasst, denn er pinselt in seinem Käfig auf mitgebrachtem Notizblock (?) die charmante Strichzeichnung von „Sir Vival“ (hilfreicherweise mit dem Zusatz „me“ versehen). Lacey macht sich einen Spass darauf, auf den armen Schotten zu pissen.

Howe hat indes, wie auch immer, das Segelboot gefunden, mit dem Gideon seinen Trip ins gelobte Land plant und erschiesst zwei dort postierte Wächter. Im übrigen sind´s noch 12 Stunden bis zur Zündung der Atombombe. SUSPENSE!!!

JJ lässt sich zu Gideon bringen und schleimt sich verführungstechnisch ein, Gideon ist doof genug, darauf einzugehen, während Vinnie per Erschiessungskommando in die nächste Welt befördert werden soll. Zweite genuinely funny scene: Vinnie bittet um „letzte Worte“, damit er „in Würde“ sterben könne. Der Wunsch wird gewährt und Vinnie fällt auf die Knie und stammelt „please please don´t kill me!“ So viel zum Thema „Würde“. Natürlich denken die Evil Henchmen nicht daran, Vinnie leben zu lassen, aber zu seinem Glück bricht in diesem Moment Howe mit Vinnies Battletruck, den Gideons Leute ausgesprochen dummerweise scheinbar unbewacht stehengelassen haben, durch die Befestigungen, womit wir zur big action scene des Films kommen. Vinnie wirft sich prompt an Howes Seite und die beiden starten eine Impromptu-Revolution, verteilen Waffen an das gemeine Volk (das eigentlich nicht so furchtbar revolutionswütig wirkte… immerhin wollten die alle gestern noch Vinnie und Howe hängen sehen), befreien die Gefangenen etc. pp. Die diversen Schusswaffenauseinandersetzungen wirken lame wie selten, da´s im Budget nicht mal für vernünftige Film-Munition gereicht hat – mehr als das Klackern der Waffen und gelegentliche Funken wie bei Faschings-Kinder-Munition haben die Shoot-outs nicht zu bieten. Howe befreit die alte Mrs. Boyd, die prompt heimtückischerweise in den Rücken geschossen wird. usw. usf. Gideon und JJ sind allerdings längst verschwunden. Und zwar mit Gideons Boot, wie Howe mit dümmlichem Gesichtsausdruck feststellt, als er mit Vinnie zur Anlegestelle hechelt. Blödmann! Was hast du erwartet? Nur, weil du die zwei Knaben gekillt hast, die das Ding bewachten, hat Gideon doch nicht vergessen, dass er das Boot besitzt… vielleicht hättest du es woanders hinschippern sollen, Idiot! Howe entblödet sich nicht, den Vorschlag „hinterherschwimmen“ zu unterbreiten und in die Tat umzusetzen.

Auf hoher See lässt Gideon sich von seinen begleitenden Henchmen deren Waffen aushändigen und erschiesst zwei – tja, wer hätte gedacht, dass Gideon die zukünftige Oase der Seligkeiten nicht mit seinen Untergebenen teilen will? Lacey befürchtet schon, ebenfalls gekillt zu werden, aber Gideon befiehlt ihm nur, die Waffen wegzuschliessen (natürlich nur deswegen, damit im passenden Moment Howe nicht einfach erschossen werden kann, wie es naheliegend wäre). JJ hilft Howe, der das Boot tatsächlich schwimmenderweise eingeholt hat, an Bord und schleudert Lacey über die Reling, aber Gideon bemerkt das schändliche Tun und nimmt JJ als Geisel, droht ihr, die Kehle aufzuschlitzen. Resigniert jumpt Howe ins Wasser (Superheld), aber es gelingt JJ, auch Gideon dem feuchten Element auszusetzen. Fairer Verlierer, die sie sind, denken weder Lacey noch Gideon daran, wieder an Bord zurückzuklettern, so dass die GUTEN den Tag offenbar gewonnen haben.

Lacey schleppt Gideon zurück ins Fort, wo seine Mannen den Aufstand blutig niedergeschlagen haben – fragt sich, worüber Gideon zukünftig herrschen sollte, da, so wie´s aussieht, die komplette zivile Bevölkerung hingemetzelt wurde. Naja, die Frage erübrigt sich, denn Ihr habt doch nicht etwa die Bombe vergessen? Bingo. Es macht BUMM, eine Stock-Footage-Atomexplosion aus dem Jahr 1958 erfreut unser Auge und auch das von JJ, Howe und Vinnie, die von dannen segeln (kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie weit genug von der Explosion entfernt sind, um nicht ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen zu werden, aber what do I know…). Ende.

Es ist eigentlich schwer, beim Thema „postapokalyptischer SF-Action-Film“ etwas falsch zu machen. Korrektur: natürlich kann man nahezu alles falsch machen, siehe Italo-Mad-Max-Nachzieher a la The Executor, aber es ist in der Tat recht schwer, aus diesem Thema einen nicht zumindest halbwegs unterhaltsamen Klopper zu zimmern. Def-Con 4 ist nahe daran, diese These zu widerlegen.

Das liegt schon mal am Look des Films. Kollege Greywizard von Unknown_Movies, seines Zeichens Kanadier, würde mir vermutlich enthusiastisch zustimmen, dass man diesen Film innerhalb von drei Minuten als unzweifelhaft kanadischer Herkunft identifizieren kann, ganz einfach deswegen, weil der Film so wenig nach „Film“ aussieht – viele kanadische Produktionen kranken daran, dass sie einfach nicht gebacken bekommen, eh, „kinematisch“ zu wirken, sondern nach biederer TV-Kost aussehen. Da macht auch Def-Con 4 keine Ausnahme, und die recht schäbigen Production Values unterstreichen nur die Ähnlichkeiten mit einer unterbudgetierten Fernsehproduktion – als einziger sichtbarer Beweis für die globale Zerstörung muss ein (in Worten: EIN) Autowrack herhalten, nicht mal irgendwelche WW-II-Stock-Footage wird uns geboten, scheinbar wanderte ein Grossteil des mageren 2-Mio-Budgets in die kompetenten Weltraumeffekte (und auch das Nemesis-Innere sieht nicht gar so schlecht aus, wenngleich das Schiff für eine mehrjährige Mission ein wenig unterdimensioniert wirkt).

Ein weiteres grosses Problem des Streifens resultiert aus einem an sich löblichen Unterfangen – der Film ist absolut „straight“ gespielt. Will sagen, Def-Con 4 watet nicht in übertriebenen Action- und Stunt-Einlagen, suhlt sich nicht in blood´n´gore und versucht auch, bis auf ein-zwei Gelegenheiten, die aber erstaunlicherweise eher zum ernsthaften Gesamteindruck des Films passen, nie, mit humorigen oder satirischen Einlagen die düstere Story aufzulockern. Dummerweise funktioniert dieser Versuch, das Thema von der „dramatischen“ Seite anzupacken, überhaupt nicht, was einerseits an den Sehgewohnheiten des durchschnittlichen Filmkuckers und der Konditionierung, alle post-apokalyptische Filmkost automatisch mit Mad Max zu vergleichen, liegen kann, andererseits aber auch in der spröden und dialoglastigen Präsentation begründet ist. Am besten klappt das noch in der Anfangsphase an Bord des Raumschiffs. Sowohl der Kunstgriff, den Weltuntergang so unspektakulär und -spekulativ wie irgend möglich zu zeigen (was vermutlich weniger künstlerische Absicht war als den Budgetbeschränkungen geschuldet) als auch die triste-klaustrophobische Atmosphäre und die anfänglich ganz gelungenene Charakterisierung der Figuren (selbst Walker, der andeutet, dass da mehr dahintersteckt als nur die Schablone „Arschloch vom Dienst“, weswegen es bannich schade ist, dass er so frühzeitig aus der Handlung verschwindet), vermögen zu überzeugen, das hat einen fast schon dokumentarischen Anstrich.

Leider geht der Film mit der Landung auf der Erde seiner redeemin´ values nahezu komplett verloren. Aus der potentiell spannungsgeladenen Situation an Bord mit möglichen Konflikten zwischen den Besatzungsmitgliedern, was vermutlich ein viel viel besserer Film geworden wäre, entwickelt sich Schritt für Schritt das, was der Film, so scheint´s, eigentlich vermeiden wollte, nämlich ein klassisches Nach-Atomkriegs-Barbarei-Szenario. Gelegentlich flimmert noch Atmosphäre durch, so z.B. die Szene in Vinnies „Haus“, die ein gewisses surreales Feeling vermittelt, aber spätestens mit der Einführung von Gideon Hayes als Erzschurken lässt sich der Streifen nicht mehr ernstnehmen – ich hab eh schon Probleme damit, zu akzeptieren, dass sämtliche zivilisatorischen „Errungenschaften“ innerhalb weniger Tage vor die Hunde gehen, aber noch mehr damit, dass ein sechzehn- oder siebzehnjähriges Schmalhemd von „spoiled brat“ sich innerhalb eben dieser Zeitspanne eine loyale Soldateska aufgebaut hat und ein faschistisches Terrorregime errichtet. Boy, that kid must have more charisma than Jesus Christ and Hitler rolled into one. (Wieso z.B. sollte Lacey, laut script ein taffer Marine-Offizier, diesen verwöhnten Schnösel als Chef akzeptieren? Lacey als Schurke wäre erheblich glaubhafter gewesen). Naja, aber wenn der Schurke schon nicht glaubhaft ist, ist es vielleicht auch nicht so schlimm, dass der Held auch nix taugt. Also ehrlich, Howe ist nicht nur ein weinerliches Weichei (das für jedwede millitärische Tätigkeit vollkommen ungeeignet ist und irgendwo Socken stopfen und nicht in der Erdumlaufbahn Atombomben abwerfen sollte), sondern auch ein reichlich undurchschaubarer und nicht wirklich sympathischer Geselle. Wie im Text oben ausgeführt, scheint er zweimal bereit zu sein, das Leben von Freunden und Kameraden im Austausch gegen sein eigenes erbärmliches welches zu opfern und in beiden Situationen kann ich als geneigter Zuschauer nicht davon ausgehen, dass er diese Angebote nur zum Schein unterbreitet. Das ist wirklich ein wahrer Freund, auf den man sich verlassen kann.

Ein weiteres Problem des Streifens ist seine arge Episodenhaftigkeit – ein weiterer Aspekt, der Def-Con 4 wie eine unaufwendige TV-Produktion wirken lässt, da ist weniger eine koherente Story am Werke, kein Erzählfluss, statt dessen spielen sich beinahe zusammenhanglose Geschichtchen ab, die notdürftig durch den roten Faden „Howe“ miteinander verbunden werden. State-of-the-art-Scriptwriting ist das sicher nicht. Naja, und die Inszenierung selbst reisst auch keine Bäume aus. Paul Donovan (und sein laut IMDB angeblicher Regie-Partner Tony Randel, der´s eigentlich können sollte, zumindest ist er ein zuverlässiger Lieferant akzeptabler Genre-Ware wie Hellraiser II oder Fist of the North Star – nach Blick in seine Filmographie nehme ich das teilweise zurück… wer deutsche TV-Movies wie „Babyhandel Berlin“ auf dem Gewissen hat, sinkt in meiner Achtung) baut nie Dynamik auf (und dass zur Erzeugung von Suspense ein wenig mehr dazu gehört, als alle Nase lang den Countdown-Timer der Bombe einzublenden, dürfte Donovan nicht aufgegangen sein), nie gewinnt der Film mal ein halbwegs motivierendes Tempo und die, hüstel-hüstel, grosse Action-Szene könnte man mit Sicherheit in jedem Filmhochschulkursus als abschreckendes Beispiel verwenden.

Von der filmtechnischen Seite ist als Positivum lediglich der gelegentlich monumentale Score, ein Frühwerk des mittlerweile hochgefragten und -geschätzten Christopher Young zu vermelden (wohl sogar auf CD erhältlich, für Fans des Maestros, der bekanntlich sowohl so manchen Genre-Beitrag als auch diverse Grossproduktionen mit seinen memorablen Themen veredelt hat). Der Score ist nun mit Sicherheit so was von zu gut für diesen Film, deswegen wurde er auch wiederverwendet – für den US-Release von Return of Godzilla im gleichen Jahr – ich hab die US-Fassung nie gesehen und würde mich immer für den japanischen Originalsoundtrack verwenden, aber ich habe das unbestimmte Gefühl, dass Youngs Score erheblich besser zu Godzillas Zerstörungsorgien passt als zu dieser reichlich lahmen Mär.

Das schauspielerische Niveau des Streifens ist, erwartungsgemäss, auch nicht gerade oberste Ebene. Die Protagonisten Tim Choate und Kevin King sind mit „blass“ erschöpfend umschrieben, ein wenig Leben ins triste Spiel bringen einzig Lenore Zann (deren schauspielerische Grosstaten ansonsten wohl in ihrem Voice-Acting für „Rogue“ in den diversen X-Men-Cartoons und Videogames zu sehen sind) und vor allem Kiltträger Maury Chaykin, den ein grösseres Publikum möglicherweise aus Renny Harlins Mega-Budget-Fiasko Cutthroat Island (m.E. ein sehr unterhaltsamer Film, der absolut zu Unrecht floppte) wiedererkennen könnte. Zann und Chaykin scheinen gelegentlich, naja, Spass an der Sache zu haben, ist übertrieben, aber sie wirken nicht völlig unmotiviert wie z.B. Kate Lynch. Jeff Pustil gibt einen hübschen Karikatur-Charakter als „Lacey“ ab. Jack Walsch als „Walker“ deutet an, dass mit ihm als Hauptfigur die Sache etwas unterhaltsamer hätte werden können (dem hätte ich vielleicht sogar abgekauft, dass er seine Freunde ans Messer liefert), aber da er nach 20 Minuten den Film verlässt…. seufz.

Wie üblich bei englischen Budget-DVDs ist die Präsentation maximal durchschnittlich, aber für wenig Geld darf man auch keine Lord of the Rings-mässig extragespickte Disc erwarten. Der Vollbildtransfer ist bestenfalls von guter VHS-Qualität, der Ton erträglich. Immerhin wird der Trailer mitgeliefert, der ziemlich konsequent vermeidet, zu viel vom eigentlichen drögen Spiel zu verraten – sieht fast nach einem interessanten Film aus, was der Trailer verspricht.

Tja, was sagen wir insgesamt zu Def-Con 4? Was eigentlich von der Prämisse ein flotter, aktionsreicher Action-Horror-Reisser sein müsste, spielt sich de fakto als recht langatmige Angelegenheit von durchschnittlichem TV-Niveau ab. Gerade die Ernsthaftigkeit, die den Film von all den anderen Myriaden Mad Max-Plagiaten abheben sollte, sorgt dafür, dass sich kein rechtes Entertainment einstellen will – hätte man das ursprüngliche Konzept halbwegs konsequent durchgezogen (sprich, den Film auf kammerspielartige Auseinandersetzungen unter der Raumschiffsbesatzung abgestellt), wäre da dennoch noch Raum für Spannung gewesen, aber da der Film dann im weitere Verlauf genau in die Klischees hineinstolpert, die er eigentlich zu vermeiden trachtete, und mit denen nicht mal was unterhaltsames anstellen kann (man sollte meinen, dass es unmöglich ist, aus den Zutaten Kannibalen, machthungriger Tyrann und tickende Atombombe einen nicht mal annähernd spannenden Film zu zimmern), bleibt im Endeffekt also nur grösstenteils Langeweile, die sich nicht entscheiden kann, ob sie ernsthaftes post-doomsday-Drama, oder SF-Action-Horror sein will, und eine Fussnote im Post-Apokalypsen-Genre. Nur für Genre-Komplettisten zu empfehlen. Aber das Poster-Artwork ist und bleibt cool – da sollte mal jemand den passenden Film zu drehen…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 3


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