Deep Star Six

 
  • Deutscher Titel: Deep Star Six
  • Original-Titel: DeepStar Six
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  • Regie: Sean S. Cunningham
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Taurean Blacque (Laidlaw), Nancy Everhard (Collins), Greg Evigan (McBride), Miguel Ferrer (Snyder), Nia Peeples (Scarpelli), Matt McCoy (Richardson), Cindy Pickett (Norris), Marius Weyers (Van Gelder), Elya Baskin (Burciaga), Thom Bray (Hodges), Ronn Carroll (Osborne)


Vorwort

1989 war ein seltsam spezifisches Jahr für das Thema „Unterwasser-Thriller“. In kürzester Zeitspanne kamen LEVIATHAN, THE ABYSS, LORDS OF THE DEEP und DEEP STAR SIX in die Kinos, und ein wenig später lieferte Juan Piquer Simon noch den spanischen Nachzügler SIRENE-1. Keiner der Filme war ein sonderlicher Kassenknüller (selbst Camerons ABYSS spielte bei 70 Mio. Dollar Budget gerade mal 90 Mio. Dollar wieder ein – was aber auch daran liegen kann, dass ABYSS nicht in der Form ins Kino kam, die Cameron sich eigentlich gewünscht hatte, der dreistündige Director’s Cut, der später den Heimvideomarkt heimsuchte, kommt der Sache deutlich näher – bis der herauskam, musste man sich an Orson Scott Cards exzellente Romanadaption halten, um Camerons volle Vision zu erfahren).

Ich mag sie eigentlich alle – ob das nun die Naivität von Cormans billigem Klopper LORDS OF THE DEEP ist, der mehr zerebrale „2001 – Odysssee unter Wasser“-Ansatz von ABYSS (auf seine Art nicht weniger naiv) oder die horror-orientiereren Monster-Romps LEVIATHAN und DEEP STAR SIX, sie alle haben ihre Vorzüge. Aber trotzdem war DEEP STAR SIX irgendwie mein kleiner Liebling unter den Tiefseethrillern. Autor Lewis Abernathy hatte die Idee unabhängig, aber gleichzeitig mit seinem Freund James Cameron, einen SF-Thriller in der Tiefsee anzusiedeln. Cameron wollte seinem Kumpel das Versprechen abringen, mit seinem Film zu warten, bis THE ABYSS in die Kinos gelangt war, aber Abernathy ging wohl, sicherlich nicht unbegründet, davon aus, dann erst recht als Kupfer-Künstler abgestempelt zu werden und drängte darauf, seine Version produziert zu bekommen. Mario Kassar und Andrew Vanja von Carolco (TOTAL RECALL, DIE PIRATENBRAUT) schlugen zu, Sean S. Cunningham (of FRIDAY THE 13TH FAME) sollte produzieren und Robert Harmon (HITCHER – DER HIGHWAY-KILLER) inszenieren. Allerdings war Harmon mit einem anderen Projekt beschäftigt, das aber letztendlich nicht realisiert wurde, und konnte nicht so schnell an den Start, um DEEP STAR SIX als ersten der Unterwasserchiller in die Kinos zu bringen und so musste Cunningham selbst übernehmen. Die Operation glückte zumindest zeitlich – kommerziell war DEEP STAR SIX trotz moderatem 8-Mio-Dollar-Budget und einem Wide Release durch Tri-Star Pictures ein Bauchklatscher, und zudem zerstörte er erst mal die Freundschaft von Abernathy und Cameron, der seinen Ex-Kumpel zur persona non grata erklärte. Erst 1995 versöhnten sich die Streithähne wieder, und Abernathy nahm an Camerons Titanic-Expedition teil.

Nun ist DEEP STAR SIX 30 Jahre alt. Zeit also, sich den aktuellen Mediabook-Release von Koch selbst zum Geburtstag zu schenken und zu überprüfen, ob die wohligen nostalgischen Gedanken gerechtfertigt sind…


Inhalt

Wir befinden uns auf der Unterwasser-Station Deepstar Six (der deutsche Titel bedient sich eines netten Deppenleerzeichens), gegen Ende ihrer Fünfjahres-Mission neue Zivilisationen zu entdecken, neue Lebensformen kennen-, äh, okay, gegen Ende ihrer mittlerweile fast sechs Monate andauerenden Vier-Monats-Mission, in x-tausend Meter Tiefe eine Raketenabschussrampe für Onkel Sams überdimensionierte Silvesterknaller aufzustellen. Die Crew ist im Allgemeinen einigermaßen bedient, außer, man heißt McBride (Greg Evigan, TEKWAR, B.J. UND DER BÄR, EIN VATER ZUVIEL) oder Collins (Nancy Everhard, THE PUNISHER – Dolph-Version -, DIE UNBESTECHLICHEN, TRIAL OF THE INCREDIBLE HULK), die die Zeit genutzt haben, eine heiße Affäre zu führen. Wenn’s nach McBride geht, ist das eine eher unverbindliche weil-wir-halt-Zeit-und-Gelegenheit-hatten-Nummer, aber Collins geht ihm direkt nach dem gemeinsamen Aufwachen in der Doppelkoje mit der bei Sackträgern ungeheuer beliebten Frage, warum er denn noch nicht geheiratet habe, auf den Zeiger. Kein Wink mit dem Zaunpfahl oder dem Gartenzaun, sondern schon einer mit dem ganzen verdammten Grundstück samt Einfamilienhaus, Vorgarten und zwei Autos in der Auffahrt. McBride druckst herum, dass er noch nie lang genug an einem Ort gewesen wäre, um ernstliche Gedanken an eine dauerhafte Niederlassung nebst Beziehung zu hegen. Und dann ist er wahrscheinlich ernstlich froh, dass Arbeit ansteht.

McBride ist nämlich hauptberuflicher U-Boot-Kutscher in Diensten der Navy und dazu da, die jeweiligen Schicht-Crews von der Deepstar Six zum Außenposten direkt an der geplanten Abschussrampenstelle zu chauffieren. Sein Co-Pilot und bester Kumpel ist Richardson (Matt McCoy, POLICE ACADEMY 5/6, AMERICAN EISKREM), Sprücheklopfer vom Dienst, und damit so etwas wie der spezielle Intimfreund von Snyder (Miguel Ferrer, THE NIGHT FLIER, THE HARVEST, HOT SHOTS PART DEUX), der in der Außenbasis schon auf glühenden Kohlen hockt, weil die Ablösung, bestehend aus Collins und Burciaga (Elya Baskin, 2010 – DAS JAHR IN DEM WIR KONTAKT AUFNEHMEN, SPIDER-MAN 2/3, FOREST WARRIOR), sowie den Technikern Osborne (Ronn Caroll, FREITAG DER 13., THE PRODUCERS) und Hodges (Thom Bray, TRIO MIT VIER FÄUSTEN, DIE FÜRSTEN DER DUNKELHEIT, FORKE DES TODES) sich schon sage und schreibe 20 Minuten verspätet hat. Schweine.

Mit Synder setzt auch Professor van Gelder (Marius Weyers, DIE GÖTTER MÜSSEN VERRÜCKT SEIN, GANDHI, JANE UND DER VERLORENE SCHATZ), auf dessen wohlriechendem Mist der ganze Kram mit der Raketenbasis unter Wasser gewachsen ist, wieder zur Hauptstation über. Wo wir dann auch den Rest der Blase kennenlernen dürfen. Nominell Captain der ganzen Unternehmung ist Laidlaw (Taurean Blacque, POLIZEIREVIER HILL STREET, ROCKY II, DIE NACHT, ALS DER TERROR TOBTE), für die medizinischen Belange ist Dr. Norris (Cindy Pickett, FERRIS MACHT BLAU, SCHWIEGERSOHN JUNIOR, SLEEPWALKERS) zuständig und den anfallenden wissenschaftlichen Krempel erledigt Scarpelli (Nia Peeples, PRETTY LITTLE LIARS, LAVALANTULA, FAME – DER WEG ZUM RUHM), die von Laidlaw am Frühstückstisch den dienstlichen Befehl erhält, sich wegen akuter Überarbeitung einen Tag frei zu nehmen. Das wäre vor allem Richardson recht, der so drei bis vier solide Stielaugen auf die hübsche Brillenschlange geworfen hat; aber da findet Richardson seinen Meister im Captain, der ihm eine Litanei von dringend zu erledigenden Arbeitsaufträgen, äh, aufträgt, verbunden mit dem Hinweis, sich doch nach erfolgreicher Abarbeitung zwecks Abholung neuer wieder bei ihm zu melden. Cockblock deluxe.

Van Gelder nervt Snyder mit dem dringenden Wunsch, mit der Außenstation Kontakt aufzunehmen. „Nicht mal in Ruhe frühstücken kann man hier“, mosert Snyder, primär der Kommunikations- und Computerexperte des Teams. Die Sache ist nämlich die, dass alles mittlerweile ein wenig brisant ist. Das Projekt ist, wie schon angedeutet, zwei Monate über die Timeline hinaus, und wenn die Raketenbasis nicht bis zum nächsten Wochenende steht, wird die Navy höchstwahrscheinlich permanent den Stöpsel ziehen. Womit dann nicht nur dieses akute Projekt erledigt wäre, sondern auch van Gelders eigentliches Fernziel, die Errichtung einer permanenten Unterwasserkolonie, der ganze Raketenschlonz ist für den Professor nur notwendiges Übel, um die Praktikabilität seines Vorhabens zu beweisen. Das ist dann auch der kühne Grund, warum mit Scarpelli eine nicht-militärzugehörige zivile Wissenschaftlerin an Bord ist.

Collins hat denn tatsächlich etwas Ungewöhnliches zu melden – die aktuellen Messungen haben unter dem geplanten Standort eine riesige Höhle vermeldet. Spannend, denkt z.B. Scarpelli, denn in dieser Exklave könnten prähistorische Lebensformen bis heute überdauert haben. Nervig, denkt dagegen van Gelder, denn eine Erforschung dieser Höhle würde den eh schon strapazierten Zeitplan endgültig über den Haufen werfen, und außerdem: „Wenn man eine Höhle gesehen hat, hat man alle gesehen“. Ich glaub, der sollte seine Professorenclubmitgliedskarte abgeben. Stattdessen soll Collins die störende Höhle einfach sprengen und die Abschussrampe auf den Rubble oben drauf setzen (dass das eine selten blöde Idee ist, ist mir auch ohne jegliche wissenschaftliche Ausbildung klar). Scarpelli protestiert vergebens. Auf Explosiva muss hier niemand verzichten, denn in einer weiteren großartigen Geistesleistung hat, wer immer bei der Navy auch das Entscheidungshütchen aufhat, beschlossen, dass die zukünftig abzuschießenden Raketen schon mal mitgeliefert wurden. Eine dieser Bomben soll nun die lästige Kaverne zum Einsturz bringen. Dieweil Snyder bei Dr. Norris vorstellig wird, um sich dort einen Entschuldigungsbrief für sofortige Rückkehr an die Oberfläche ausstellen zu lassen, weil er vorgeblich sauer ist, dass seine vereinbarte Dienstzeit um zwei Monate überzogen wurde, eigentlich und im Speziellen einfach nur mit seinen Nerven ob der klaustrophobischen Umgebung am Ende ist, sollen Osborne und Hodges mit der „Seacat“, einem Unterwasser-ATV, die Bombe deponieren. Machen sie auch. Collins druckt aufs Knöpfchen und es macht BUMMDIBUMM.

Es zeigt sich natürlich sofort, warum mein Verweis auf die Dussligkeit dieses Vorhabens völlig richtig war – alle Beteiligten sich nämlich bass erstaunt, dass sich nun plötzlich der Erd-, bzw. Seeboden auftut und sich ein gigantisches Loch bildet, in das die Seacat zu stürzen droht. WAS ERWARTET IHR DUMPFDÖDEL WENN IHR EINE GOTTVERDAMMTE HÖHLE SPRENGT? Dass irgendein göttlicher Eingriff Beton in die entstehende Grube schüttet? Und sowas verdient mit seiner Arbeit auch noch Geld…

Als nächstes bekommen wir ein schönes Beispiel für die Unfähigkeit der Synchronautoren. Collins kommt nämlich auf die nicht völlig idiotische Idee, ein ferngesteuertes Kameramodul in das Loch zu schicken, um zu schauen, was es da so gibt, und die deutsche Synchro nennt diese ferngesteuerte Kamera konsequent „Fernsteuerung“. 1989 waren doch Fernseh-Fernbedienungen schon erfunden, das kann kein so revolutionär unbekanntes Konzept für einen teutonischen Übersetzer gewesen sein. Osborne und Hodges sind minderbegeistert, ist das doch mit Arbeit für sie verbunden (das sind Musterbeispiele für hochmotivierte Arbeitnehmer), aber Collins ist im Moment die, die anschafft (also, eh, die Anweisungen gibt, ne?). Nachdem die Kamera sich in die Tiefen stürzt und urzeitliche Lava-Ströme und ähnlich faszinierendes Gedöns filmt, kommt man doch schon nach ein-zwei Minuten auf die Idee, die Aufnahmen auch, eh, aufzunehmen und Erinnerungsfotos zu schießen. Nochmal: die kriegen Geld für ihren Dilettantismus?

Well, you might remember this is supposed to be a monster movie, also wird’s langsam Zeit, dass das Monster in Erscheinung tritt. Zwar bleibt es momentan noch ungesehen, aber als die Kameraverbindung ausfällt und Hodges das Kabel einholt und am Ende desselben nur ein kameraförmiges Nichts hängt, können wir uns ausrechnen, dass hier ein garstiges Untier sein grimmiges Krallenhaupt gehoben und sich gegen die unerlaubte Filmerei gewehrt hat. Für Osborne und Hodges ist das ein Problem, denn ferngesteuerte Kameras kosten überraschenderweise Geld und van Gelder ist, wohl schon seines Namens wegens, ausgesprochen empfindlich, was den Verlust teuren Equipments angeht. Osborne und Hodges beschließen daher, mit der Seacat (die sich praktischerweise von ihren Rädern trennen kann) direkt in die Kaverne zu tauchen und nach der abgängigen Kamera zu fahnden. Was, wie wir uns denken können, nicht die erste ziemlich miese Idee des Tages ist. Collins und Burciaga können nur entsetzt mitanhören, wie irgendetwas, offensichtlich ziemlich großes, auf die Seacat zurauscht, dann gibt’s nur noch Schreie und dann Funkstille.

Collins funkt aufgeregt die Deep Star an, wo Snyder auf eine erneute Störung seines wohlkalkulierten Tagesablaufs erwartet indigniert reagiert. Gut, Collins könnte ihm natürlich mehr als ein „HOL DEN CAPTAIN RAN!“ an den Kopf werfen, um die Eilbedürftigkeit der Lage zu verdeutlichen. Grummelig verzieht sich Snyder, um den Capitano zu suchen. An ein Interkom-System hat bei der Konstruktion der Station auch wieder keiner gedacht. Warum werde ICH nicht dafür bezahlt, solche Sachen zu entwerfen, ich denk‘ wenigstens mit…

So aber wird die Außenbasis, während Snyder noch den Captain sucht, von dem unbekannten Urviech attackiert und gefährlich an den Rand des Abgrunds geschubst. Natürlich geht dabei alles Mögliche kaputt, z.B. der Funk, und Burciaga wird bei der ganzen Rumschleuderei von einer schweren Stahlkiste eingeklemmt. Dass die Hütte auch noch ein Leck hat und langsam vollzulaufen beginnt, macht die Sache nicht besser. Als Laidlaw endlich am Mikro hängt, ist von der Außenbasis nichts zu hören, und da der reguläre Schichtwechsel erst in 14 Stunden stattfindet, sattelt der Kapitan sein treues Ross McBride, um mal nachzukucken, ob Collins und die Anderen nicht vielleicht einfach nur eingepennt sind.

Unterwegs macht sich ein ziemlich schneller und auf direktem Kurs auf das U-Boot rumspeedender Sonarkontakt bemerkbar. Da in diesen Tiefseetiefen U-Boote nicht mit Windschutzscheiben ausgestattet sind, es ergo mit dem Rauskucken ziemlich mau aussieht, können Laidlaw und McBride nur schlecht raten, was sie da aufs Korn genommen hat, aber Laidlaw ist immerhin geistesgegenwärtig genug, um praktisch alles am Boot inklusive Licht und Motor auszuschalten und es ordentlich absacken zu lassen. Das funktioniert – der unbekannte Sonarkontakt verzupft sich und das U-Boot kann die Reise fortsetzen. Der Ernst der Lage ist nicht zu übersehen und sogar das Einparken gestaltet sich schwierig, weil’s eigentlich nicht vorgesehen ist, das Boot im Schrägen an die Station anzudocken. Aber McBride hat seinen U-Boot-Führerschein nicht im Müsli gefunden.

Collins und der vor sich hinsiechende Burciaga erwarten mehr oder minder frohgemut die Rettung (also Collins mehr und Burciaga von wegen am Sterben sein minder). Vor selbige hat der liebe Gott aber ein verklemmtes Schott gesetzt. Laidlaw und McBride müssen es mit vereinten Kräften händisch aufkurbeln und wenn das Ding dann trotzdem nur halb aufgeht, können wir uns in schönsten roten Blutfarben ausmalen, dass das höchstwahrscheinlich noch für mindestens einen Beteiligten schmerzliche Folgen haben wird. Nicht für Burciaga, denn der ist dank seiner zerquetschten Beine vorsichtshalber schon verschieden, so dass nur noch Collins zu retten ist. McBride seilt sich zu seiner Herzensdame ab (weil: die Station hängt mittlerweile schon im lauschigen 45-Grad-Winkel über der Abgrundkante und sekündlich wird die Lage schiefer). Der Captain hängt genau unter dem hochgekurbelten Schott. Und da die Kamera uns genüsslich die nacheinander rausspringenden Ritzel des schotthaltenden Zahnrads zeigt… well… go figure. Der Cap kann Collins und McBride noch in die Schleuse ziehen, doch dann kladdaradatsch… oder, wie’s in irgendeinem dieser Eberhofer-Krimis hieß: Zack-Bumm-Kaputt! Dem Captain wird das Rückgrat durchtrennt, aber trotzdem will McBride ihn retten. Laidlaw hingegen weiß genau, dass ihm nicht mehr zu helfen ist und flutet aus purer Gemeinheit die Schleusenkammer, damit Collins und McBride sich endlich verpissen. Die haben ein solch heroisches Selbstopfer doch gar nicht verdient!

Es ist verständlich, dass die Stimmung auf der Deep Star einigermaßen bedrückt ist (obschon Richardson keine Sekunde verloren und Laidlaws privates Quartier nach einem Souvenir, das er McBride von dessen väterlichen Freund in die Patsche drücken kann, durchsucht hat. Ist jetzt auch nicht gerade Mr. Pietät persönlich). Eine Überraschung ob einer oberflächlichen Untersuchung Collins auf schwerwiegendere Verletzungen ist die Entdeckung eines zweiten Herzschlags in ihr. Nein, Miss Collins ist keine Timelady vom Planeten Gallifrey, sie ist schlicht schwanger, und das zwanglos von McBride, und das ist jetzt vor allem für den bindungsscheuen U-Boot-Piloten ein heftiger Schlag ins Kontor. Hinsichtlich des Großen und Gnazen kann sich selbst van Gelder sich der Schlussfolgerung nicht entziehen, dass mit dem Verlust des Außenlabors (das natürlich Sekundenbruchteile nach dem Ablegen des U-Boots mit Collins und McBride in die Kaverne gestürzt ist) und des Captains, ganz zu schweigen vom dekorativen Einsturz des geplanten Standorts der Raketenrampe, die ganze Operation einen schnellen Tod gestorben ist. Es heißt also Sachen zusammenpacken, Druckausgleich vorbereiten und dann nach oben. Nun ist aber das US-Militär, entgegen öfters demonstriertem Augenscheinsbeweis nicht nur in Filmen, nicht ganz doof – man kann ja schlecht ein Rudel scharfer Atomraketen auf dem Meeresgrund rumstehen lassen, wo jeder fiese Kommunist mit seinem Tiefsee-U-Boot dran rumspielen kann. Die Raketen müssen gesichert werden, und wie für alles gibt’s auch dafür ein offizielles Handbuch, an dem Snyder sich zu orientieren hat. Schon die erste Entweder-Oder-Frage stellt Schneiderlein vor ein Problem – handelte es sich bei dem Ding, das das Labor angegriffen hat, um eine Naturgewalt oder eine zielgerichtete Aggression? Collins ist ü-ber-haupt nicht in der Stimmung für derartige Kniefieseleien und blafft dem armen Snyder, der ja auch nur seinen Job macht, ein aggressives „aggressiv“ entgegen. Nun, mehr wollte er doch gar nicht hören. Im Falle einer solchen Bedrohung sieht das Sicherheitshandbuch des Pentagon die Sprengung der Raketen vor. Gesagt, getan, gigantische Nuklearexplosion unter Wasser!

Nun sind gigantische Nuklearexplosionen auch unter Wasser eher unpraktisch, wenn man nicht weit davon weg in einer dünnwandigen Blechbüchse hockt. Die Druckwelle schüttelt Deep Star Six samt Insassen ordentlich durch und als alle ihre Frisuren wieder einigermaßen sortiert haben, bildet sich um den armen Snyder ein Mob, dem nur Fackeln und Mistgabeln fehlen, denn selbstverständlich ist nach Ansicht aller anderen Crewmitglieder er an allem schuld. Woran z.B.? Nun, dass die halbe Station überflutet ist, die Luftaufbereitungsanlage ebenso perdü ist wie die Leitungen zur Druckausgleichskammer, aber ums Ersticken müssen sich die Tiefseeetaucher, wie Unglücksbote van Gelder doziert, gar nicht sorgen, weil vorher noch der Atomreaktor, der die Deep Star Six mit Strom versorgt, aufgrund Kühlungsausfalls in die Luft fliegen wird. Richardson schenkt dem eh schon angefressenen Snyder ein, dass er sich damit wohl für’s Guinness-Buch der Rekorde qualifiziert: „Zwei Atomexploisonen an einem Nachmittag!“

Nun ist ein ordentliches Doomsday-Szenario ja kein Grund, die Flinte in den Brunnen zu werfen. Sind ja noch ein paar Stunden Zeit, auf den Kopf gefallen ist auch niemand, also sollte es doch möglich sein, zumindest die Zuleitungen zur Druckausgleichskammer zu reparieren und sich um den Rest danach Sorgen zu machen. Dafür allerdings muss einer in den Tiefseetauchanzug steigen und draußen an der Station bzw. ihrem Kabelsalat herumschweißen. Die Arschkarte hat Richardson gezogen. Die Kammer mit dem Ausstieg (und den von McBride nach Abschluss von Richardsons Arbeiten noch zu reparierenden inwendigen Leitungen) ist schon ordentlich überflutet, aber man ist ja nicht wasserscheu.

Außenarbeiten in zigtausend Meter Tiefe sind, weil’s an natürlicher Beleuchtung begreiflicherweise mangelt, mit künstlichem Licht verbunden, was nur wieder beweist, dass niemand auf eine Brillenschlange hört, hat Scarpelli doch im Tohuwabohu nach Laidlaws Ende die Vermutung geäußert, der mysteriöse Angreifer könnte, being a Tiefsee-Höhlenbewohner, vom Licht der Seacat und des Außenlabors angezogen worden sein. Damit liegt sie natürlich absolut hundertprozentig richtig. Zwar gelingt es Richardson, seine Arbeiten abzuschließen und sich wieder einholen zu lassen, aber das unbekannte Grauen heftet sich an seine unter Körperhälfte. Snyder kann nur die obere Hälfte Richardsons wieder an Bord ziehen. Panik! Aufruhr! Chaos! Da vergisst McBride dann sogar, seinen Teil der Reparaturen zu erledigen, weil’s nun wichtiger erscheint, die Schleuse nach draußen wieder zu verschließen, ehe was reinkommt, was nicht reingehört. Snyder allerdings, der an den hierfür notwendigen Hebeln steht, ist erst schockgefrostet und dann gelinde panisch, subtrahiert sich unerlaubt von der Szene und erlaubt damit dem Untier den freien Eintritt. Scarpelli gelingt es zwar, die Schleuse zu schließen, aber erstens zu spät und zweitens zum Preis, umgehend zum Futter des Eindringlings, einer Art gigantischen Krustentier mit Scheren, Klauen und allem anderen an Tötungsinstrumenten, die man als Monster so braucht, zu werden. Der Rest flüchtet aus der Schleusenkammer und verrammelt das Schott.

Nachdem jeder erst mal eine weitere Runde Vorwürfe an Snyder verteilt hat, wird Kriegsrat gehalten. Die Deep Star Six ist ja nun in erster Linie ein militärisches Projekt, d.h. es gibt Waffen. Nicht viele, aber immerhin (und ebenso immerhin, dass nicht etwa Snyder, der am ehesten so aussieht, als wüsste er, wie man mit einer Maschinenpistole umgeht, eine abbekommt, sondern McBride und Collins sich die Schießprügel sichern. Jaja, Snyder ist etwas labil, aber trotzdem…). Und zudem verfügt man noch über eine Kiste CO²-Granaten (erzählt Greta Thunberg nichts davon!), die eigentlich dafür gedacht sind, Haie zu killen, aber unter Umständen, wenn man sie mit einer Harpune an das Mistvieh tackert, auch selbiges aufblasen könnten. Snyder weist, erneut durchaus zutreffend, auf das abgelaufene Verfallsdatum der Granaten hin, wird aber wieder für blöd erklärt – Dr. Norris demonstriert die Tauglichkeit der Granaten an einem unschuldigen Hocker.

So bewaffnet entert das verbliebene Quintett wieder die Schleusenkammer, denn, es hilft ja nix, McBride muss noch die verdammten Leitungen verbinden, damit das mit dem Druckausgleich funktioniert.

Wohlan, ans Werk – McBride muss dafür tauchen (die ganze Misere von vorhin hat die Schleusenkammer noch erheblich heftiger unter Wasser gesetzt – man steht nun bis zur Hüfte in der Brühe). Selbstverständlich macht sich unser krustiger Freund bemerkbar. Es wird hysterisch rumgeschrien und rumgehüpft und van Gelder, Trottel der er ist, springt rücklings in Snyders Harpune. Die CO²-Granate funktioniert blendend und sprengt ein hübsches Loch in des Professors Brustkorb. Die gute Nachricht: McBride hat die Reparatur tatsächlich beenden können, die schlechte Nachricht: am Ableben von van Gelder ist selbstlatürnich wieder Snyder schuld. Poor guy just cant’t catch a break.

Einerseits um zu verhindern, dass der hysterisierte Snyder vollkommen ausflippt, andererseits sicher auch, damit McBride ihn nicht auf der Stelle erwürgt, schnappt sich Norris den Unglückswurm und verpasst ihm ein Sedativum, damit er Ruhe gibt, während das restliche Trio sich Gedanken über das weitere Vorgehen macht. Wie sich erweist, ist klaustrophobische Hysterie gepaart mit einer ordentlichen (und nicht ganz unberechtigten) Paranoia kein gutes Terrain für psychosomatische Drogen, denn Snyder beginnt, kaum als vermeintlich ungefährlich allein sitzen gelassen, zu halluzinieren. Und zwar keine rosa Elefanten oder regenbogenscheißenden Einhörner, sondern einen wütenden van Gelder, der mit gezückter Harpune auf ihn los geht. Ich habe alles Verständnis der Welt dafür, dass Snyders Restverstand nun endgültig winke-winke macht. Für unser nicht so tapferes Schneiderlein ist klar – er muss runter von dieser Station, und zwar jetzt, und zwar koste es, was es wolle. Da unbeaufsichigt kann Snyder sich in die Fluchtkapsel schleichen und diese aktivieren. Keine gute Idee, so ganz ohne Druckausgleich.

McBride und Norris können nur doof hinterherkucken, und Norris stellt resigniert fest, dass Snyder jetzt schon tot sei. Nun ja. Es ist jedenfalls nicht sehr appetitlich, was mit Snyder während des nicht-druckausgeglichenen Aufstiegs passiert.

Nun scheint das Licht am Ende des Tunnels sich also endgültig in die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Zugs transformiert zu haben, denn die Fluchtkapsel, nun, die hätten unsere letzten drei Musketiere natürlich schon gebraucht, um nach dem Druckausgleich ohne fröhlichen Aderlass an die Oberfläche zu gelangen. Was tun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen. McBride hat einen Einfall. Er ist ja offiziell U-Boot-Kutscher, und ein U-Boot gibt’s ja auch noch. Das parkt nur da, wo’s hingehört, an der Andockstation, und der Weg dahin ist, weil quer durch die ganze Station führend, sehr feucht und wenig fröhlich. McBride bietet sich heldenmütig an, durch die Station zum Boot zu schwimmen/tauchen und die Mühle dann von der anderen Seite an die Druckausgleichskammer anzuschließen (ich hab da und dort ein paar Probleme mit der internen Logik des Films, und hier ist eins – von der Druckausgleichskammer ins Boot umzusteigen, das fresse ich ja für nen Fünfer, aber wie hätte das mit der Fluchtkapsel, die sich an einem völlig anderen Ort befindet, klappen können? Von der Kammer in die Kapsel beamen?). Norris und Collins sollen an der Kammer warten, bis er die von Innen öffnet.

Blöderweise ist durch das diverse Heckmeck nun auch der Vorraum zur Druckausgleichskammer gelinde überflutet und El Krusto schwimt inzwischen gar lustig durch die ganze Deep Star Six. Während McBride eher konventionellen Hindernissen wie versperrten Korridoren und funkensprühenden Elektrokabeln ausgesetzt ist, sehen sich Collins und Norris Aug‘ in Aug‘ mit der Bestie… Eine der beiden Damen wird wohl noch ins feuchte Seegras beißen, und weil Norris nicht mit McBride liiert ist und nicht dessen Nachwuchs ausbrütet, wird’s wohl sie treffen. Es steht also ein weiteres heroisches Selbstopfer an – in einem verzweifelten Kampf mit dem Monster greift sie zur ultimativen Geheimwaffe aller Medizinmänner und –frauen des Raketenzeitalters, dem Defibrillator. Gut, der allein wird so eine Monsterkrabbe nicht umbringen, aber schließlich wissen wir alle, wie gut sich elektrische Geräte und Wasser vertragen. BIZZL!!!

McBride kommt die übliche Minute zu spät, um beide Frauen zu retten und kann also nur noch Collins in die Druckausgleichskammer ziehen. Dort verbringt man ein paar schöne Stunden in trauter Gemeinsamkeit (und McBride muss wohl oder übel seiner Holden ins Ohr flüstern, dass er nun vielleicht doch sesshaft werden wird), und einige wenige Sekunden, bevor der Deep-Star-Reaktor Tschernobyl nachspielt, ist der Druckausgleich abgeschlossen und die letzten beiden Überlebenden können sich mit dem U-Boot verzupfen.

Aber es wäre kein anständiger Monsterfilm, wäre das Monster nicht noch quicklebendig und würde nicht den Überlebenden an die Oberfläche folgen, obwohl das einem Tiefseelebewesen physiologisch überhaupt nicht möglich sein sollte…

DEEP STAR SIX ist sicher keine revolutionäre Weiterentwicklung des Creature Features, das bahnbrechende Innovationen aufweist. Bricht man den Film auf die nackten Fakten runter, ist der Streifen natürlich nicht mehr als die Unterwasser-Version von ALIEN. Aber man kann sich bekanntlich schlechtere Vorbilder suchen, ebenso bekanntlich ist gut geklaut immer noch besser als schlecht selbst erfunden, und, hey, wenn wir ehrlich sind – so wirklich *scharf* sind wir auf Originalität in dem Genre ja wohl auch nicht…

Lewis Abernathy nimmt also die Blaupause von ALIEN – ein Schwung Charaktere, die dezidiert nicht dem klassischen Heldenbild entsprechen (naja, mit gewissen Einschränkungen), mehr oder minder in einem stark begrenzten räumlichen Umfeld eingesperrt, sowieso schon unter Konflikten, Dramen und der Situation leidend, und dann mit einer Bedrohung konfrontiert, auf die sie in keiner Weise auch nur ansatzweise vorbereitet sind. Folgerichtig, dass es im Gegensatz zu vielen anderen Creature Feautures eigentlich nicht das Hauptaugenmerk der Protagonisten ist, das Monster umzubringen, sondern schlicht und ergreifend lang genug zu überleben, um entkommen zu können.

Die Atmosphäre auf der Deep Star Six ist der auf der Nostromo schon sehr ähnlich. Die Crew besteht nicht (ausschließlich) aus besten Freunden, es sind Arbeitskollegen, und wie wir alle wissen, mögen wir manche mehr, manche weniger, und wir haben gemeinhin den Vorteil, dass wir um halb sechs nachmittags Büro- oder Fabriktür hinter uns zuschmeißen können und die Trottel wenigstens ein paar Stunden nicht mehr sehen müssen. Dass sich in dieser Gemengelage, Leuten, die man nicht leiden mag, nicht aus dem Weg gehen zu können, Spannungen aufbauen, die sich irgendwann entladen müssen – und wann, wenn nicht in einer Extremsituation, wenn die Nerven eh schon zum Zerreißen gespannt sind -, liegt auf der Hand. Natürlich machte ALIEN das besser – die Konflikte zwischen den Besatzungsmitgliedern waren klarer definiert und die Motivationen deutlicher, aber Abernathy kupfert ganz beherzt und einigermaßen plausibel ab. Das weiß man als Zuschauer natürlich nicht, wenn man die alte deutsche Kino- oder Videoversion gesehen hat, denn im Bestreben, schneller zum „good stuff“, also der Monster-Rampage zu kommen, erachtete der damalige deutsche Verleih (Cannon Deutschland, und die wussten, was ihr Publikum will) die bewusst langsam aufgebaute Auftaktphase, in der wir die verschiedenen Charaktere und ihre wesentlichen Eigenschaften kennenlernen, für überflüssigen Tinnef und schnitt sie einfach raus – das ist ein bisschen so, als hätte man bei ALIEN die Verhandlungen der Crew, ob man nun auf LV-426 mal nachkucken soll und wer genau was davon hat, wenn man es täte, entfernt, damit John Hurt sich schneller auf den Rücken schmeißen kann. Das tut vor allem den Figuren von Snyder und Scarpelli weh – in der alten DF kann man nur raten, warum Scarpelli überhaupt an Bord ist, weil ihre große Dialogszene mit van Gelder, in der erklärt wird, wieso sie mitmischen darf und was eigentlich ihre Rolle innerhalb der Crew ist, auf der Strecke blieb, und bei Snyder macht sich negativ bemerkbar, dass seine Szene mit Norris, in der er ihr sein Leid über die einseitig verlängerte Dienstzeit und seinen dringenden Wunsch, die Deep Star schleunigst verlassen zu dürfen, geschnitten wurde. Das sind wichtige Charakterbausteine, vor allem natürlich bei Snyder, der eben nicht der psychopathische Hirni ist, der er oberflächlich ist, sondern vielleicht sogar die Figur, die am glaubwürdigsten von allen ist – ein normaler Typ, der versucht, seine Arbeit so gut wie möglich zu tun, durch seine schroffe und manchmal humorlose Art gerne mal bei seinen Kollegen aneckt und für einen Job dieser Art, in der ewigen Isolation der Tiefsee, nicht geeignet ist, psychisch am Ende, und dann noch, weil er schon mal unbeliebt ist, auch noch als Sündenbock für jeden Scheiß, der an Bord passiert, herhalten muss. Da würd ich auch irgendwann mal durchdrehen. Wer kennt das nicht, dass er, obwohl er genau das gemacht hat, was man ihm gesagt hat, grundsätzlich an Allem Schuld war?

Die anderen Charaktere sind nicht ganz so tiefschürfend, aber zumindest einige haben einen ordentlichen Background – Scarpelli hat damit zu kämpfen, dass sie als Wissenschaftlerin eigentlich nur geduldet ist, aber niemand auf sie hört; für van Gelder ist der Erfolg des Projekts wesentlich wichtiger als für seinen Auftraggeber, denn während es dem Pentagon im Zweifel wahrscheinlich herzlich wurscht ist, von wo aus sie ihre Silvesterraketen starten, hängt für den Professor davon ab, ob er seine eigentlichen, ambitionierten Pläne für eine dauerhafte Unterwasserkolonie realisieren können wird; für McBride war Collins eigentlich nur ein amüsanter Zeitvertreib, doch auf einmal wird die Sache, nicht nur weil Collins mehr in der Beziehung sieht als er selbst, deutlich „ernster“, und selbst Osborne und Hodges, obwohl nur kurz im Rennen, haben den Hintergrund, dass sie als simples „Arbeitsvieh“ sich gegenüber den qualifizierteren Spezialisten wie Collins oder Burciaga zurückgesetzt fühlen. Es ist ein bisschen mehr an glaubwürdigen Charakteren, als es ein simpler Monsterreißer normalerweise zu kredenzen beliebt. Damit kann man dann schon ein wenig arbeiten.

DEEP STAR SIX nimmt sich dann auch die Freiheit, stärker auf den Überlebenskampf der Crew als auf die Monsterattacken abzustellen – so oft tritt das Krustenvieh gar nicht auf, und die alte Krux von Filmen, die eine Bedrohung aus dem feuchten Element postulieren, nämlich dass es im Allgemeinen ein wirksames Hausmittel gibt (nämlich: nicht ins Wasser gehen), wird hier tatsächlich so aufgearbeitet, dass es immer einen ziemlich plausiblen Grund gibt, wenn sich die Besatzung in Gefahr, sprich ins Nasse, begibt, die das Risiko, zu Meeresfruchtfutter zu werden, aufwiegt.

Die vergleichsweise langwierige Auftaktphase schadet der Story nicht – wie der Weltraum ist auch die Tiefsee eine Umgebung, die auch ohne blutrünstige Monster schon akut lebensfeindlich ist, und das erst mal, im Zusammenhang mit dem Alltagsgeschäft der Crew, zu dokumentieren, ist kein schlechter Schachzug. Auch im Fortgang der Ereignisse setzt Cunningham das Monster dosiert ein; wie schon gesagt, es sind nur eine Handvoll Auftritte, die die Kreatur hinlegt, und auch dann achtet Cunningham darauf, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu zeigen. Zumeist sehen wir nur Teile des Monsters – den scherenbewehrten Arm, den krustigen Rücken, den garstigen Kopf. Ein voller Blick bietet sich eigentlich nur im (von mir nicht gerade euphorisch bejubelten) Kicker-Ende, wenn das Vieh den letzten Überlebenden an die Oberfläche folgt (ich hab schon geschrieben, dass ich das rein biologisch nicht kaufe), und das man auch als ein etwas selbstgefälliges Eigenzitat sehen kann – es ist schon ziemlich ähnlich inszeniert wie Jasons finales Auftauchen im ersten FREITAG (und dann traut sich die Szene auch nicht mal, den eventuell rechtfertigenden Leberhaken zu setzen).

Diesen abschließenden Fauxpas notwithstanding sorgt Cunningham für eine durchaus packende, spannende Inszenierung. Er drückt nicht auf Teufel komm raus aufs Tempo, lässt seinen Figuren auch mal da und dort eine kleine Atempause für einen Charakter-Moment oder zwei, hält aber immer genügend Druck aufrecht, um keinen Leerlauf aufkommen zu lassen (dafür sorgt schon die Double-Deadline des ausgehenden Sauerstoffs und der drohenden Reaktorschmelze).

Erfreulicherweise hat DEEP STAR SIX auch das Budget, sein Szenario in technischer Hinsicht adäquat umzusetzen. 8 Millionen Dollar waren 1989 sicher kein Mörder-Budget, aber eine solide Hausnummer für eine B-Produktion (umgerechnet in 2020-Asche entspricht das ungefähr 16 Mio. $), und Cunninghams Produktion musste ja so ziemlich alles selbst bauen, was gebraucht wurde, inklusive eines eigenen Tanks für die Unterwasseraufnahmen. Die Sets der Unterwasser-Station, des Außenlabors und der U-Boote sind ausgezeichnet, detailfreudig und realistisch, und die Modell-Tricks für die Außenaufnahmen bemerkenswert.

Und dann wäre da natürlich auch noch das Monster itself. Ursprünglich entworfen von Chris DIE FLIEGE Walas wurde das erste Design von Mark Shoestrom und seinem Workshop in die endgültige Form gebracht und umgesetzt. Das Design ist exzellent – fremdartig genug, um zu erschrecken und zu schockieren, aber doch dabei noch so gestaltet, dass man glauben kann, so etwas könnte in einer Umgebung wie der abgeschiedenen Tiefsee existieren. Technisch bedient man sich einer Mischung aus Puppetry und man-in-suit, und das sieht, auch weil Cunningham, wie erwähnt, weiß, wie er seine Kreatur ins rechte Licht setzt, allemal überzeugend aus.

Den Score gestaltet FREITAG-Veteran Harry Manfredini, und wiewohl die Themes durchaus episches Unterwasserflair verbreiten, kann man die FREITAG-Einflüsse in den incidentals nicht überhören.

Das Ensemble ist insgesamt in Ordnung. Greg Evigan ist ein solider leading man für einen B-Film. Man kann erahnen, warum’s für den Sprung in die Top-Liga nicht gereicht hat, da gibt es Leute, die einfach mehr Screenpräsenz haben, aber hier, wo er ja auch nicht unbedingt den strahlenden Supermann spielen muss, sondern einen „normalen“ Typen, der mit einer unkontrollierbaren Situation konfrontiert wird, kommt das ganz gut hin. Nancy Everhard ist leider eine ziemlich farblose Nullität – da kann sie im Begleitmaterial noch so sehr darüber referieren, dass sie nur starke Frauenrollen, in denen ihre Figuren nicht auf einen zu rettenden Opferstatus reduziert werden, spielt, doch hat sie kein messbares Charisma und demzufolge ist uns ihre Figur auch ziemlich egal. Matt McCoy als der Cherzpold der Crew ist adäquat, der aus so ziemlich jedem bekannten südafrikanischen Film vertraute Marius Weyers als Professor gut, der seltsamerweise top-gebillte Taurean Blacque (okok, lange Jahre in einer Hit-Serie wie HILL STREET sorgen für name value und vielleicht versuchte Cunningham Jahre vor DEEP BLUE SEA eine PSYCHO-Gedächtnisnummer, indem er seinen Headliner-Star nach einer halben Stunde abmurkst) ein sympathischer Captain. Nia Peeples, seinerzeit noch als Tänzerin und Sängerin bekannter denn als Schauspielerin, zieht sich als Scarpelli achtbar aus der Affäre, wohingegen Cindy Pickett als Norris bis zu ihrem Opfergang mehr oder minder nur als Stichwortgeberin fungiert. Als alter TRIO-MIT-VIER-FÄUSTEN-Fan hätte ich natürlich gern mehr von Thom Bray gesehen…

Aber letztlich… wir wissen es, wenn man Miguel Ferrer einsetzt, bekommt man jemanden, der mit 120 % Einsatz an die Sache geht. Auch wenn’s keine Hauptrolle ist, der gute Miguel wird dafür sorgen, dass man sich seiner erinnert. Hier hat er zudem noch den bestgeschriebenen Charakter und zweifellos die memorabelsten Szenen – noch ein Film, den er stehlen kann…

Koch Media hat nun endlich die ungeschnittene Version des Films herausgebracht. Bild- und Tonqualität sind ausgezeichnet, bislang fehlende Passagen im O-Ton belassen und untertitelt worden (die Fassung stellt sowohl die Handlungs- als auch die zusätzlichen Gewalt-Schnitte der FSK-18-Videofassung wieder her). Als Extras gibt’s einen Audiokommentar, zwei kurze Promo-Making-ofs sowie Interviews mit Cast und Crew (die sich aber teilweise mit den Making-of-Featurettes überschneiden), und in der Mediabook-Fassung natürlich auch ein informatives Booklet.

Summa summarum – I like it still. DEEP STAR SIX ist ein kompetent inszenierter Monsterfetzer mit spannender Story, besseren Charakteren als sonst und ausgezeichneter Effektarbeit. Der macht auch nach 30 Jahren noch Spaß und ist für meinen Geschmack besser gealtert als das direkte Konkurrenzprodukt LEVIATHAN. Thumbs up!

© 2020 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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