Deep In My Mind

 
  • Deutscher Titel: Deep In My Mind
  • Original-Titel: Deep In My Mind
  •  
  • Regie: Günther Brandl
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Elliott Davis/Lloyd/Harry/Gregor (Günther Brandl)
    Pierre/Nathan/Mr. Caulfield (Helmut Brandl)
    Jane/Opfer/div. Frauen (Bettina Schiebelsberger)
    Terry/Schneewittchen/Rotkäppchen/div. Frauen (Monika Brandl)
    Barkeeper/Arzt (Alois Brandl)
    Kellnerin (Gisela Brandl)


Vorwort

Abt. Amateur und stolz darauf

Ja, es gibt sie noch, diejenigen Filmemacher, die sich selbst als „Amateure“ bezeichnen und deren Interesse ganz offensichtlich nicht ist, möglichst rasch von einem Publisher „entdeckt“ zu werden und als next big dingens in der Szene abgefeiert zu werden, sondern die einfach aus Spaß am Filmemachen an sich arbeiten.

Zu dieser Spezies scheint mir die Crew von Brandl Pictures zu gehören, die, wenn ich deren Website glauben darf, in gut fünf Jahren schlappe 30 Filme abgedreht haben und damit zweifellos zu den „Massenproduzenten“ gehören. Vom Erotikthriller über Agentenparodien, Actionfilme bis hin zu Ehedramen setzt man sich dabei keine genretechnischen Scheuklappen auf, sondern geht scheinbar nach der Devise „man muss alles mal ausprobiert haben“ vor. Das deutet aber zumindest schon mal an, dass die rein inhaltlichen Ambitionen über „wir nehmen drei Flaschen Ketchup, fahren in den nächsten Wald und schmoddern rum“ hinausgehen, was schon mal einen ersten Stein im Brett versenkt.

Guter Wille allein ist natürlich kein Garant für gute Filme, aber der gute Doc, immer dabei, wenn´s irgendwo einen kostenlosen Film abzustauben gibt, überzeugt sich ja bevorzugt selbst und liess sich daher mit zwei Probeexemplaren beliefern. Numero Uno gibt´s heute, nennt sich, wie oben zu lesen Deep In My Mind und firmiert als Psychothriller. Wollen wir doch mal sehen… (hey, ich kann´s auch noch kürzer als ´ne halbe Seite für den Einleitungstext? Boah, I impress myself).


Inhalt

Wer fährt schon gerne nachts bei Regen über die Landstraße? Die wenigsten, und unser Hero, der Durchschnittstyp und Versicherungsvertreter Elliott Davis, macht da keine große Ausnahme – das Handygespräch mit seinem Boss, einem gewissen Mr. Caulfield, der dringlich ein paar Vertragsabschlüsse anmahnt, stimmt ihn nicht fröhlicher. Und sein Reiseziel, Dallas, Texas, ist auch noch weit weit entfernt (gut, dass Texas Niederbayern verdammt ähnlich sieht, muss man erst mal verdauen), so dass Elliott im nächstgreifbaren Ort ein Hotel aufsuchen will. De nächstgreifbare Ort ist ein Kaff namens Gainesville (und spätestens, seit wir wissen, dass die Geschichte auf einem „Tales from the Crypt“-Comic basiert, dürfte uns die Connection klar sein; auch wenn texanische Provinzkäffer eher selten gelbe Ortsschilder haben und wie bayerische Bauerndörfer aussehen…), das einzige Hotel am Platze scheint das „Desdemona“ zu sein. In Ermangelung sich aufdrängender Alternativen entschediet sich Elliott für den Check-in. An der Rezeption herrscht aber eine auffällige Abwesenheit von Personal, dafür eine ungefragte Überpopulation von seltsamen alten Blinden vor (genauer gesagt: einer). So´n Versicherungsvertreter ist bekanntlich wichtig und kann auf prompten Service bestehen, auf dem Standpunkt steht zumindest der ungeduldige Elliott. „Vielleicht hat er grad was wichtiges zu tun“, hintet der Blinde ob des fehlenden Empfangschefs. „Ja, hat er,“ knurrt Elliott, „mir ein Zimmer vermieten!“ Geduld und Rücksicht sind Tugenden, die nicht jeden auszeichnen.

Nun, irgendwann taucht Harry, der Nachtrezeptionist auf und überreicht auf Anfrage den Zimmerschlüssel zu Raum Nummer 12. Bei Entgegennahme des Türöffners fällt Elliotts Blick beiläufig auf die aktuelle Tageszeitung – ein gefährlicher Psychokiller ist seiner Verwahranstalt entronnen. Allerdings hat Elliott akutere Probleme, da Page Pierre nämlich gerade unauffindbar ist, muss er sein Gepäck selbst in den zweiten Stock befördern (erschreckend!). „Ich weiß, wo Pierre ist“, meint der Blinde beisteuern zu müssen, aber Harry verbietet ihm hektisch den Mund, verrät uns dabei aber wenigstens, dass der Blinde auf den Namen Lloyd hört. Hindert Lloyd nicht daran, Elliotts schweren Treppengang mit suspektem Genuschel zu kommentieren: „Wir sind froh, dass wir dich wieder gefunden haben!“ Begreiflicherweise kann sich Elliott, dieses Kaff bislang noch nicht mal auf der Landkarte gesehen habend, darauf keinen gesteigerten Reim machen.

Auf seinem Korridor begegnet Elliott Pierre, doch der ignoriert auch Elliotts sarkastische „Danke für´s Gepäcktragen“-Bemerkung und beamt sich in den Fahrstuhl. Elliott inspiziert also sein Zimmer – nicht gerade Waldorf Astoria, und eher ländlich-rustikal eingerichtet (und, ähm, eher untexanisch), für 21 Dollar (holla, solche Übernachtungspreise dürften in den Staaten vor dem Ersten Weltkrieg geherrscht haben…) aber auf den ersten Blick okay. Sofern der zweite Blick das Badezimmer begutachtet, kann er diese Einschätzung aber behende revidieren. Küchenschaben in der Badewanne werden selten als erfreuliches Wohnaccessoire betrachtet. Da bleibt die Wanne also kalt – vielleicht eh gesünder für Elliott, der schon eine Weile vor sich hin hüstelt, aber glaubt, die mit Siebenmeilenstiefeln heranrasende Erkältung mit einem Aspirin in die Schranken verweisen zu können (mit einer Schachtel vielleicht – aber die muss halt erst mal aufgehen, ich weiß…).

Elliott bemerkt, dass seine Armbanduhr nicht mehr da ist, wo sie hingehört, nämlich am Handgelenk, vielmehr unerklärlicherweise auf dem Fußboden parkt. Das kann man relativ einfach beheben. Seine nächste Aktion bringt den professionellen Fußindietürsteller schon heftiger aus der Fassung – er ruft seinen Boss an, doch der behauptet steif und fest, einen Elliott Davis nicht zu kennen und verbittet sich generell derart unlustige Scherzanrufe mitten in der Nacht. Elliott kümmt sich dezent verarscht vor und ruft ein zweites Mal an – Ergebnis ähnlich frustrierend, nur dass jetzt nicht mal mehr ein Mensch, sondern nur noch das „Kein Anschluss unter dieser Nummer“-Tonband rangeht. Mittelprächtig verwirrt tritt er auf den Gang und bemerkt dort einen verdächtigen Typen mit prächtigem Schnurrbart, lässt ihn aber links liegen und begibt sich vielmehr zurück zur Rezeption, wo Harry erneut durch Abwesenheit glänzt. „Er ist nicht da“, verkündet Lloyd die aktuellen Nachrichten, was Elliott vermutlich auch ohne fremde Hilfe herausgefunden hätte. Unserem Helden dürstet es nach dem erfolglosen Telefonat nach alkoholischer Betäubung, weswegen er sich beim für ortskundig befundenen Lloyd nach einer Abfüllstation erkundigt. „Silenzio“, herrscht Lloyd ihn an. Entweder eine ernst gemeinte Warnung oder der Name des hoteleigenen Clubs, wer kann das schon so genau wissen?

Elliotts sicherer Fuselortungsinstinkt führt ihn auch ohne genauere Einweisung direktemang in die Schankstube des Hotels – die Texaner müssen das Oktoberfest schon verdammt ernst nehmen, wenn sie sogar schon die Bauernstuben importieren… Elliott ordert beim Schankwart einen Gin Tonic, bemerkt, dass Schnurrbarttyp am (einzigen) Tisch der Stube hockt und liefert sich einen kleinen Niederstier-Contest, den Elliott verliert, alldiweil er von dritter Seite abgelenkt wird. Das, was sich da neben ihm aufbaut, sieht erschreckenderweise Daniel Küblböck nicht unähnlich, bedient sich darüber hinaus eines ähnlichen Dialekts (oh Gott, diese Daniel der Zauberer-Flashbacks… please stop ´em…) und ist überdies erkennbar gleichgeschlechtlich orientiert (das wenigstens hat er dem Kübi voraus). Damit, abweichende sexuelle Vorlieben einmal vorausgesetzt, könnte Elliott sich wohl noch arrangieren, störender wird schon empfunden, dass dieses Etwas, das sich Nathan nennt, Elliott konsequent mit „Schätzchen“ anredet und impliziert, dass man sich schon seit langem kennt und mindestens miteinander intim ist. Da auch der Gin Tonic scheinbar nicht der allerfrischeste war, macht Elliott das vernünftigste, was er in dem Moment tun kann, und kippt bewußtlos vom Barhocker.

Wobei „bewußtlos“ die falsche Umschreibung ist, denn in jenem Zustand erlebt man seltenst hyperschnell geschnittene stylishe Slice´n´Dice-Sequenzen, in denen ein junges Ding dahingemetzelt wird und der abgängige Killer (mit einer hübsch debilen „bald cap“ versehen) fröhlich grinst. Hustend kommt Elliott wieder in seinem Hotelbett zu sich und bemerkt, dass er aus Nase und Mundwinkeln schmoddert, will sagen, blutet. Hysterisch (offenbar schwerer Eigenblutallergiker) hüpft er ins Bad und schrubbt sich die Visage, aber nur solange, bis er im Spiegel den Killer bemerkt, der in aller Gemütsruhe im Badezimmer abhängt. Auf die verständliche Nachfrage, was er denn hier will, verweigert der Killer die Aussage und schreitet vielmehr diszipliniert vom Hof. Da wundert Elliott sich zwar, zuckt aber noch metaphorisch mit den Achseln. Kann ja alles mal vorkommen.

In einer Klatschenkuriereinrichtung somewhere else betrachten wir kurz einen blonden Klapsmüller in der Gummizelle (schick: drei Matratzen geschickt angeordnet und ein günstiger Kamerawinkel gewählt und die Illusion ist, ironiefrei, fast perfekt).

Zurück im „Desdemona“-Hotel späht Elliott auf den Gang und erblickt Pierre mit einem Servierwagen vorbeidefilieren – auf lautstarken Zuruf spielt Pierre aber überzeugend den Taubstummen. Um so größer ist die Überraschung, als Elliott sich in sein Zimmer zurückzieht – dort wartet nämlich Nathan in eher eindeutiger Absicht auf ihn: „Du wolltest doch, dass ich mit auf dein Zimmer komme“, flötet die Schwulette und nennt Elliott dann auch noch Gregor. Elliott sieht sich genötigt klarzustellen, dass er erstens durchaus nicht vom anderen Ufer ist und zudem bestimmt nicht Gregor heißt, was Nathan aber nicht entscheidend von seinen Anbaggerungsversuchen abhält. Elliott muss einen deutlichen Platzverweis aussprechen. Schmollend zieht Nathan ab, um sich demonstrativ vor Elliotts Augen dem nächstbesten Passangen im Korridor an und um den Hals zu werfen.

Da kann sich Elliott nicht lang drüber den Brägen martern, da das Zimmertelefon klingelt. Er hebt ab, lauscht jedoch nur dem etwas monotonen Tuten des Freizeichens. Suspekt – und es wird noch verdächtiger. Jemand duscht in seinem Bad, und dieser jemand scheint, dem verschwommenen Blick durch die Duschkabine nach, weiblicher Natur zu sein. Eher unhöflich spechtet Elliott in die Brause, doch die – ist leer, aber das Wasser läuft. Das alles ist nur noch mit einer soliden Mütze voll Schlaf zu quittieren, denkt sich Elliott und haut sich in die Falle, nur um jedoch prompt wieder von Nachtmahren behelligt zu werden – der Killer kuckt in seinen Träumen vorbei, außerdem kommt eine Sexorgie (naja, zumindest ein flotter Dreier) mit vor. Elliott wacht auf und sieht eine Gestalt am Fußende seines Bettes, die sich wie in einer Zwangjacke windet. Bis er allerdings seine Brille zwecks Feinjustierung der Glotzbuchten auf die Nase gesetzt hat, ist die Erscheinung verschwunden, dafür steht plötzlich das Zimmer in Flammen! Nun wäre eine Fluchtbewegung sinnig, dafür jedoch wären zwei funktionierende Laufgräten hilfreich – die Elliott angewachsenen sind allerdings, wie der prüfende Blick unters Laken verrät, bereits heftig verschmurgelt und bestenfalls als organische Holzkohle zu verwenden. Auch dies ist, wir haben´s vermutet, nur eine gruselige Vision, aber eine, die unserem gestreßten Helden jegliche Müdigkeit aus den Knochen gesaugt hat.

Elliott begibt sich zur Rezeption, wo aber erneut ein empfindlicher Mangel an Personal vorherrscht, dafür aus einer Ecke hinter einem Vorgang eindeutige Heavy-Petting-Geräusche dringen. Weil heut eh schon alles egal ist, checkt Elliott die Lage und findet erneut nur ein Luftloch vor. Damit ist Elliott an dem Punkt angekommen, dass diese Nacht nur noch im Suff zu ertragen ist und entert erneut die Bar, wo er, entgegen seiner nicht gerade positiven Erfahrungen, erneut einen Gin Tonic ordert und sich an den Tisch setzt – doch WIR sehen, dass die Person, die sich setzt, der Killer ist und Nathan sich schwer verliebt dazugesellt…

Womit wir kurz ins Irrenhaus umschalten, wo der blonde Klapsmüller einem Teddybären glaubhaft zu versichern versucht, dass dieser keine Angst zu haben brauche, schreit und heult und hysterisch wiederholt die Märchenzeile „Ruckediguu, Blut ist im Schuh“ zitiert. Da muss ich mir jetzt noch nicht wirklich ´nen Reim drauf machen können, oder?

In der Hotelbar ist Elliott eindeutig er selbst und nicht am Tisch, sondern an der Theke festgeflanscht. Ein Mädchen kommt herein und beansprucht vom Barkeeper, eine für sie vorliegende Nachricht entgegennehmen zu wollen. Um selbige zu beantworten, borgt sie sich von Elliott einen Stift. Über die angestrebte Rückgabe und Elliotts freundliche Ablehnung derselben unter dem Argument, solche Werbegeschenken noch kofferweise zu haben, entwickelt sich ein Smalltalk, den Elliott, being Vertreter und damit mit allen Wassern eines ordentlichen Verkaufsgesprächs gewaschen, als Vorstufe zu einem gewerbsmäßig angedienten Beischlaf misinterpretiert. Das Mädchen, Terry, weist solchen Verdacht entschieden von sich, nur um mal nachzufragen: „Bist du interessiert?“ Logisch ist er, womit die Sache beschlossen und verkündet wäre – mir passiert sowas auch wieder nie.

Zwangsweise führt der Weg zu seinem Zimmer an der Rezeption vorbei und die ist nun wieder voll bemannt – Harry kuckt sehr sehr skeptisch und Lloyd stellt eine kritische Nachfrage: „Ist es wieder die selbe Frau wie beim letzten Mal?“ Mehr als ein hingerotztes „Spinner“ hat Elliott für diese neue kryptische Bemerkung nicht übrig.

Zumal ja durchaus erfreulicheres ansteht – auch wenn mich an Harriets Stelle latent beunruhigen würde, dass Elliott die Zimmertüre absperrt. Aber Terry ist von der im Real Life TM selten freilaufend anzutreffenden Spezies Frau, die jedem Muster-Macho Freudentränen der Begeisterung über die Wange rinnen lassen würde: „Nimm mich, wie du willst, lass deinen Agressionen freien Lauf, lass deine Wut an mir aus!“ (Schlag mich, Baby, noch einmal…). Lässt man(n) sich eher selten zweimal sagen. Es wird also gerammelt, dass die Balken sich biegen, getrübt wird der erotische Genuss für Elliott nur durch die seltsam farbverfremdeten Visionen, die sowohl ihn als auch seine Sexpartnerin an ein Kreuz genagelt zeigen. So ziemlich am Höhepunkt angekommen wird Elliott aber unpässlich und verabschiedet sich in eine erneute visionsdurchzogene Ohnmacht, in der ihm diverses (unblutiges) Gehacke im Wald, der Killer, zwei Bikini-Girls, die sich in einer Gummizelle räkeln (und bei mindstens einer war das Solarium * etwas * zu hoch eingestellt) und Masken-Sex vorgeführt wird. Die akustische Begleitung in Form des klingelnden Telefons ist aber real und weckt Elliott auf – unser Hero muss schon verdammt kurzsichtig sein, wenn er sich zum Abheben des Hörers (der ungefähr 28,5 cm neben seiner Rübe steht) das Nasenfahrrad aufsetzt (und das sage ich als Maulwurf). Am anderen Ende der Leitung wird ihm ein Oldie vorgespielt, was Elliott für einen mindergelungenen Scherz hält. Beim wutigen Auflegen bemerkt er allerdings, dass von seiner Hand Himbeersirup, eh, sorry, Blut tropft. Und das mit gutem Grund, denn der ganze Kerl ist blutverschmiert, was unter Umständen daran liegen könnte, dass neben ihm im Bett die hingeschlachtete Terry vor sich hin schmoddert. Bereits von seiner kurzen Nasenblutungsepisode her wissen wir, dass Elliott solch Sudeleien irgendwie nicht ok findet – erneut stürmt er ins Bad und rubbelt sich hysterisch die Suppe von der Epidermis. Es kann jedoch der Verwirrstete nicht in Frieden rubbeln, wenn in der Dusche jemand duscht. Elliott geht der Sache auf den Grund und kuckt Terry ins Antlitz, die sich freut, dass ihr Lover doch auch wieder wach geworden ist, auch wenn er ihrer Ansicht nach immer noch etwas kränklich wirkt. Erstaunlicherweise trägt Elliott den Anblick der vermeintlich Tranchierten mit Fassung und befiehlt ihr ziemlich direkt, sich anzuziehen und anschließend schnellstmöglich zu verpissen. Terry setzt einen Welpenblick auf und nölt von angeblich gegenseitig gestandener tiefer Liebe. Davon kann bei Elliott aber nicht die Rede sein – der Mann wollte ficken und gut, und das sagt er ihr auch. „Du hast dich nicht verändert,“ meckert Terry, „du bist immer noch ein Arschloch!“ Es bringt Elliott nunmehr doch leicht aus der Fassung, dass er in diesem Hotel offenbar bekannt wie ein bunter Hund ist, dennoch aber seiner bescheidenen Meinung nach noch nie hier abgestiegen ist geschweige denn den Ort besucht hat. „Warum tust du mir das an?“, fragt Terry – Elliott würde gerne wissen, was genau, bekommt aber keine befriedigende Antwort.

Wieder einmal schiebt Pierre einen Wäschewagen vorbei – Elliott erhascht einen Blick auf die Fracht: blutverschmierte Laken. Pierre selbst ignoriert ihn erneut nach Kräften und dass Elliott den Pagen mit einer (recht schäbigen) Monstermaske halluziniert, hilft dem leicht angeschlagenen Mentalzustand des Vertreters auch nicht weiter. Neugierig dringt Elliott widerrechtlich in das Zimmer vor, aus dem Pierre vermutlich die besudelte Bettwäsche exportiert hat. Hätte er besser nicht gemacht, denn dort hängt eine Frau von der Decke. „Verdammte Scheiße“, kommentiert Elliott treffend, erst recht, als er feststellt, dass jenes Suizid-Zimmer das seine ist! Oder doch nicht? Jedenfalls trägt es ebenfalls die Zimmernummer 12, doch Elliotts schnell durchgeführte empirische Untersuchung fördert zutage, dass ALLE Zimmer auf dieser Etage die Nummer 12 haben. Wieder erblickt Elliott den Schnurrbartmann, diesmal in Begleitung eines einen auffällig grünen Ärztekittel tragenden Gesellen, der sich als Dr. Loomis (sic!) vorstellt und sich freut: „Endlich haben wir sie gefunden! Wir bringen sie wieder zurück!“ Elliott flüchtet sich in den Fahrstuhl und lässt sich zur Rezeption schaukeln, wo er ultimativ ein anderes Zimmer verlangt (ich will nicht mosern, aber dieses Hotel hätte mich als Gast längst verloren. Da check ich lieber im Hotel California ein, da bleibt man wenigstens einigermaßen normal…). Erst auf wiederholte Aufforderung und nach der Ausrede, völlig ausgebucht zu sein, rückt Harry den Schlüssel zur Nachbarkemenate 11 raus und sabbert während der Schlüsselübergabe Sirup auf Hemd und Gästebuch. Panisch ergreift Elliott sowohl den Schlüssel als auch die Flucht.

Raum Nummer Elf stellt unseren anspruchsvollen Hotelgast aber auch nicht zufrieden, denn erstens parkt dort ein Typ mit Monstervisage im Rollstuhl seinen Kadaver, außerdem würden mich die diversen Clown- und sonstigen Zirkusgestalten, die in diesem Kabuff gerade ein lustiges Happening der Durchgeknallten veranstalten, zugegebenermaßen auch leicht irritieren. Da ist Elliott dann sein altes Zimmer doch lieber – das allerdings ist ungefähr so verwüstet wie nach einer After-Show-Party der Gallagher-Brüder und hochgradig suspekterweise platzt auch noch ein Clowns-Luftballon vor Elliotts Augen. Doch plöztlich ist Elliott wieder der Killer (und dass der Gregor ist, dürfte nicht überraschen) und muss sich von Nathan trösten lassen. „Ich kann es nicht ansehen“, heult sich Gregor die Psychopathenaugen aus dem Schädel, „es war so schön, als sie da lag, so rein!“

Elliott wird vom Klopfen an der Zimmertür (Zimmer 12, vermute ich) geweckt (jep, it is surreal). Draußen vor der Tür steht ein Mädchen und sieht so aus, als wüsste sie, wo sie hinwollte, und das ist, frankly spoken, direktemang in Elliotts Unterhose. Elliott allerdings hat sich sexuell heute schon verausgabt und wundert sich sowieso über den späten Besuch. Jane ist nun aber wirklich eine vom horizontalen Gewerbe und behauptet, von ihm bestellt worden zu sein. Eine solche Aktion ist Elliott alleridngs nicht erinnerlich und ehrlich gesagt, die von ihr zu Beweiszwecken kurz aus dem Handtäschen gepuhlte „Notiz“ würde mich jetzt auch nicht völlig vom Gegenteil überzeugen, für Elliott passt das aber zum bisherigen Verlauf das katastrophalen Nacht: „Erst die Tunte, dann die Hure!“ (Und dabei lässt er ja die GUTEN Sachen noch aus). Jane verbittet sich die unfeine Berufsbezeichnung und Elliott sieht so aus, als würde er kurz darüber nachdenken, ob vielleicht doch noch Tinte auf´m Füller für ´ne zweite Nummer ist, entscheidet sich aber dann doch dagegen und empfiehlt dem Mädel, sich zu verziehen. „Fick dich doch selbst“, knurrt Jane und macht sich vom Acker (ich hätte wenigstens noch ´ne Stornogebühr kassiert).

Elliott haut sich wieder in die Falle und stiert einen ausgestopften Greifvogel an, der die Wand der Bude ziert. Noch besser ist allerdings, dass sich auf einmal eine Wand in eine Leinwand verwandelt (und ich wollte mich schon beschweren, dass die Bude keinen Fernseher hat. Kino ist ja NOCH besser) und Elliott kann beeindruckt zukucken, wie ein junge Frau barfuß durch einen Winterwald hüpft, von einem Baume aus mit Sirup, äh, Blut, begossen wird und schließlich tot in den Schnee sinkt. Das könnte fast von Bill Viola sein. Nun öffnet sich eine Tür und der überraschend experimentierfreudige Elliott tritt todesmutig hindurch, nur um sich in einem Wald wiederzufinden, wo er von einem Batallion in Reih und Glied aufgestellter Gartenzwerge (!), die aus den Augen bluten (!) empfangen wird. Einen Blinzler später outen sich die Gnome als die sieben Zwerge, die sich um Schneewittchen gruppieren. Letztere hat einen Apfel im Mund, der ihr aber aus der Kauleiste fällt und sofort verrottet. Schneewittchen und die Zwerge lösen sich in Luft auf, dafür aber hüpft schon Rotkäppchen fröhlich durch die Gegend und wird, wie nicht anders zu erwarten, vom Großen Bösen Wolf abgefangen. Rotkäppchen rupft ihm die Wolfsmaske von der Rübe, unter der eine weitere, andere Wolfsmaske sichtbar wird. Was kommt, ist klar – schließlich haben wir alle den Subtext des Märchens kapiert, oder? Der Wolf poppt also das Rotkäppchen (und das auch noch von hinten im Stehen), wobei dem Mädel der Freßkorb für Oma abstürzt und eine Jumbo-Packung Popcorn die Erde küsst, ehe der Wolf tut, wofür er bezahlt wird, und Rotkäppchen absticht.

Dem endgültigen Blackout nahe, eilt Elliott, begleitet von John-Carpenter-Mucke, zur Rezeption, wo Harry und Lloyd unnatürlich unsympathische Grinser zeigen und Lloyd prophylaktisch „Silenzio“ befiehlt. Elliott hält aber nicht wie befohlen die Schnauze, sondern verlangt den Schüssel zu Zimmer 12. „Es gibt hier kein Zimmer 12“, kunftet Harry aus, was für Elliott einmal mehr zuviel des Guten ist. Er klappt dekorativ zusammen, was Harry und Lloyd zu ungefragter Wiederholung ihrer wölfischen Grinsen veranlasst.

Elliott kommt kurzzeitig zu sich, während offensichtlich in einem Krankenhaus diverse Doktoren um ihn herumwuseln und ihm eine erneut bewusstseinsraubende Injektion verpassen, die unser Held zu einer weiteren kryptischen Vision (mit Lloyd und einem Rebhuhn o.ä. Bin ich Veterinär?) nutzt.

Als sich Elliotts Lebensgeister wieder dauerhaft einstellen, findet er sich in einem (recht heruntergekommenen, kellerverschlagartigen) Krankenzimmer und darüber hinaus ziemlich alleine wieder. Er entscheidet sich für eine Exkursion – er tritt auf einen Gang und konfrontiert allerhand geisteskrankte Elemente, die mysteriöse Dinge treiben (eine Person spielt couragiert mit Streichhölzern und stellt die Frage: „Warum hast du mit den Zündhölzern gespielt, Gregor?“), darunter auch den bösen Wolf und das Monster (beschallt wird diese Sequenz von einer Instrumentalpassage aus Knorkators „Weg nach unten“, deren Wirkung in einer creepy-eerie-Horrorfilmszene bislang deutlich unterschätzt wurde). Vor der sichtlich einzigen Tür aus diesem Keller des Grauens hockt unser blonder Engel aus der Gummizelle und versucht sich an simplen Bauklotz-Konstruktionen. „Hast du den Storch gesehen?“, fragt Blondköpfchen. Tatsächlich steht ein ausgestopfter Meister Adebar im Gang rum. „Er ist tot,“ stellt Blondi zutreffend fest und findet dies ziemlich zum Heulen. Außerdem hat er Grund zur Beschwerde: „Wo warst du, Gregor? Ich habe auf dich gewartet!“ Die fixe Idee seiner Umwelt, ihn für Gregor zu halten, geht Elliott zunehmend auf den Senkel, aber mit dem Blonden kann man eh nicht vernünftig reden. „Das Reh ist auch tot?“, fragt der nämlich. „Ich denke schon“, antwortet Elliott vorsichtig und fragt, wo zum Geier er denn eigentlich ist. „Zuhause“, entgegnet der Blondschopf. Stellt sich nur noch die Frage, wie man hier wieder raus kommt. „Wie kommst du aus deinem Kopf raus?“, stellt der Klötzlebauer die clevere Frage des Jahrhunderts.

Im Gefühl, hier keine weiteren Erkenntnisse zu gewinnen, gelingt es Elliott, sich in einen Fahrstuhl zu retten, der direkt zur Rezeption des „Desdemona“ führt, wo Harry und Lloyd anzutreffen sind – allerdings in schwer ermordetem Zustand. Elliott greift sich die bewußte Zeitung und entdeckt, dass nunmehr dort geschrieben steht, dass der Serienmörder Gregor Staijner auf seiner Flucht bei einem Hotelbrand um´s Leben gekommen ist (und die Zeitung datiert… shiver… von 1971!). Finally brennen bei unserem Helden, nachdem er zudem noch den mysteriösen Schnurrbartheinz erneut gesehen hat, ein paar Synapsen durch. Er begibt sich auf ein Zimmer, dort ins Bad und malt sich mit einem Lippenstift (will gar nicht wissen, wo er den her hat) den Mund rot an (mit der Feinmotorik hapert´s aber… aus der Lippen- wird indianermäßige Kriegsbemalung). „Sein“ Spiegelbild ist allerdings Gregor, der sich auch noch Ohrringe anlegt. Derart geschminkt legt Elliott sich auf´s Bett und genießt weitere Kreuzigungs-Visionen. Weitere Halluzinationen (?) – ein Monster im Fahrstuhl, ein Feuer, der gekreuzigte Wolf , Gummizellenblondi, der mit sichtlichem Appetit einen Trolli-Wurm o.ä., äh, einen ekligen Regenwurm mampft.

Elliott kommt einmal mehr einigermaßen zu Sinnen und sieht sich erneut blutbeschmiert. Nun aber verteilt er den roten Glibber großflächig auf seinem Körper und schnappt sich, weil´s heute noch kein Abendessen gab, eine Küchenschabe als kleinen Late-Night-Imbiss. Im Badezimmer sitzt Gregor, der Killer, und betrachtet sein stolzes Werk, die Leiche in der blutroten Badewanne – Terry (oder Jane, aber ich glaube, Terry zu erkennen) -, nachdenklich-schüchtern-zurückhaltend-bewundernd (jessas, was für eine Adverb-Kolonne). „So ein schönes Mädchen“, seufzt Gregor, andererseits hat´s „die Hure auch verdient“. Elliott, dem die ganze schöne Bescherung natürlich nicht verborgen bleibt, fragt nach dem Grund, aber Gregor verbittet sich jede kritische oder anderweitige Nachfrage. In der Hinsicht scheint Elliott aber gewisse Verständnisprobleme zu haben, belästigt er doch den gerade sein Tun reflektierenden Killer mit weiteren unangebrachten Auskunftsbegehren, wie z.B. „wer bist du“ und „warum bist du meinem Kopf“. Der Killer äfft Elliott nur genervt nach und behauptet, der böse Wolf zu sein. Elliott lässt nicht locker: „Warum sehe ich, was du siehst?“ „Vielleicht bist DU in meinem Kopf“, entgegnet Gregor mächtig hintend. Die Implikation gefällt Elliott eher weniger, schließlich ist Gregor „ein kranker Irrer“. „Sag das nicht zu mir“, knurrt Gregor gereizt.

Stantepete sieht sich Elliott einmal mehr in sein Bett versetzt und wieder mal hat er eine Frauenleiche am Hals… sofort stellt sich pflichtschuldigst ein Flashback ein und vermittelt unserem gestreßten Hero, dass ihm beim rauhen Sex ein ganzes Vierergespann an Gäulen durchgegangen ist und er sie (wenn ich jetzt nur wieder wüsste, wen…) erwürgt hat. Nathan klatscht begeistert Beifall und fordert eine Zugabe. „Du hast es wieder getan,“ freut sich Nathan und hat für Elliotts verzweifelte Beteuerungen, dass die schändliche Mordtat ganz gewiss nicht sein Werk gewesen sei, nur ein müdes Lachen übrig – schließlich macht Elliott, äh, Gregor, das jedes Mal… „Wenigstens hat sie diesmal nicht geschrieen, wenigstens nicht sehr“, schreitet Nathan zur kritischen Analyse, während Elliott, weiterhin konsequent als Gregor angesprochen, bricht nun endgültig mental zusammen. „Ich bin Elliott, nicht Gregor“, heult er, doch der Spiegel lügt nicht – von dort strahlt ihm nämlich die einnehmende Glatzenvisage Gregors entgegen. Und selbst wenn man den eigenen Augen mißtraut, der Zeitung kann man glauben (wenn´s nicht grad die mit den vier Buchstaben ist) – und wessen Foto pragt dort neben der 71er-verschmurgelter-Killer-Story: das von Elliott, mit der Unterschrift „Gregor Staijner“…

Ungläubig fetzt sich Elliott die Klamotten vom Körper und muss zu seiner gelinden Überraschung feststellen, dass sein Astralkörper von den gleichen „evil-maniac“-Tattoos geziert wird, die ihm Gregor bereits am eigenen Leib vorgeführt hat. Prompt materialisiert sich Gregor und beschwert sich nunmehr kichernd bei Elliott – warum verschwindet DER eigentlich nicht aus Gregors Kopf? Berechtigte Frage, aber Gregor versucht Elliott eigentlich nur nochmals begreiflich zu machen, dass Gregor=Elliott. „Die Gier nach dem Tod verzehrt dich“, analysiert Gregor und fragt höflich nach, ob der Akt des Tötens Elliott denn wenigstens befriedigt habe. Elliott fleht Gregor an, doch bitte die Schnauze zu halten, doch dafür, erklärt Gregor, muss er ihn wohl oder übel umnieten, wofür sich eine in der Nachttischschublade deponierte Kanone anbieten. Zögernd nimmt Elliott den Schießprügel an sich, in der immer stärker ins Wanken geratenden Überzeugung, nur einen extrem intensiven Alptraum zu durchleben. Gregor drängt auf Eile, kniet sich exekutionsbereit vor Elliott hin und lutscht hingebungsvoll den Lauf der Kanone. Elliotts Perspektive verzerrt sich – endlich drückt er ab —

— und bläst sich damit, was wir alten Füchse schon längst vermutet haben, dekorativ den eigenen Brägen an die Wand (wobei ihm die Armbanduhr auf den Boden fällt… der Kreis schließt sich)…

Elliotts Leiche liegt nun in einer heruntergekommenen Ruine, durch die die Kamera streift, bis sie bei zwei Typen in Bauarbeitermonturen angekommen ist, die die ehemalige gastliche Stätte inspizieren und übereinstimmend feststellen, dass in den 30 Jahren seit dem Hotelbrand niemand Anstalten gemacht hat, die Hütte (und natürlich war sie früher mal das „Desdemona“-Hotel) wieder aufzubauen… Das letzte Wort hat Lloyd und es lautet „Silenzio“…

Jessas… wieder mal ein Film, der´s mir, so rein bewertungs-analysetechnisch, nicht gerade einfach macht… warum können nicht alle Filme entweder GUT oder SCHLECHT sein, dann könnte ich mir entweder manchen Wortschwall sparen, oder andernfalls mir entweder meine Anbetung oder Verachtung von der Seele schreiben.

Naja, versuchen wir´s mal der Reihe nach und beginnen, wie´s auf diesen Seiten eben so Ouzo ist, mit dem Drehbuch. Bereits hier offenbaren sich Licht und Schatten. Zuerst mal zum Licht – sich als Vorlage eine Geschichte aus dem beinahe unendlichen Fundus der Tales from the Crypt-TV-Serie, die wiederum auf den alten E.C.-Horrorcomics basieren, auszusuchen, ist nicht die schlechteste Idee, wenn man nicht gleich eine eigene Geschichte erzählen will, und, hält man sich vor Augen, was so mancher deutscher Horror-Amateur oder -Indie für ´ne „eigene Geschichte“ hält, gefällt dem neutralen Betrachter dieser Gedanke gleich noch ´ne Ecke besser. Die Storys aus Bill Gaines´ alten Blut-und-Eingeweide-Heften haben ja schon jede Menge TV-Serien und Filme inspiriert – es sind grimmige Geschichten voll böswilliger Moral (weswegen es schon wieder kurios anmutet, welche Kämpfe Gaines seinerzeit mit der Zensur auszufechten hatte. Im Endeffekt bekamen immer die richtigen, ergo die Bösen, ihre gerechte, wenn auch manchmal etwas, ähm, explizite Strafe). Aber der Schatten stellt sich auch gleich ein, denn eins ist auch relativ klar zu sehen – die Comicvorlagen bieten sich, rein adaptionstechnisch, eher für Kurzgeschichten und (selbstredend um den gröbsten Splatter beraubt) für TV-Folgen an, für echte Abendfüller haben die Storys zu wenig Substanz (die Tales from the Crypt-Spielfilme wie Demon Knight lösten sich daher auch deutlich von der Struktur der Comics und bescherten dem Zuschauer keine „Moral-von-der-Geschicht“-Plotten, sondern eigenständige, „große“ Geschichten und waren damit recht erfolgreich. Mit den Comics selbst kann man die Filme allerdings nur mit Hilfe des moderierenden „Cryptkeepers“ verbinden). Und das ist dann auch eines der Probleme von Deep in my mind basiert von der Grundidee her auf einem 30-Minüter aus der TV-Serie (allerdings nicht als bloßes Remake, die Story schweift dann noch deutlich von der TV-Folge ab) – für 90 Minuten Laufzeit hat der Film einfach nicht genügend Story, was sowohl strukturell als auch von der Wirkung her nicht ohne Konsequenz bleibt. Als Zuschauer, der seine grauen Zellen halbwegs beisammen hält und sich bislang nicht ausschließlich mit inhaltsfreien infantilen Debilitäten wie Violent Shit beschäftigt hat, hat man den Clou der Geschichte relativ schnell raus (soweit man nicht eh schon durch den meines Erachtens etwas unglücklich, da viel bis alles verratenden Titel von Anfang an ahnt, auf welche Pointe das Treiben hinausläuft), d.h. die Spannung verabschiedet sich zeitig, weil als einzige offene Frage nur übrig bleibt, ob Gregor nun eine Wahnvorstellung Elliotts ist oder umgekehrt – wobei die ja eigentlich schon durch die Erzählperspektive beantwortet wird. Vieles, was nach der Erkenntnis des Zuschauers, und die sollte sich allerspätestens nach der Elliott/Terry-Sexszene einstellen, abspielt, erscheint daher repetetiv, trägt nichts wesentlich neues zur Handlung bei. Da die Handlungsentwicklung streng genommen also ungefähr zur Filmmitte eingestellt wird (weil die Story halt nicht mehr als 45 Minuten Plot hergibt), kann und muss der geneigte Konsument sich damit arrangieren, in der zweiten Filmhälfte die Imagery zu genießen (was letztlich auch die Absicht des Films ist). Dass Held Elliott durch seine konsequente Weigerung, die offensichtliche Lösung seiner Probleme zu erkennen, etwa ab der selben Stelle als kompletter Idiot dasteht, liegt auf der Hand (andererseits wird er ja von Anfang an als nicht besonders sympathischer Geselle geschildert, also kann sich das Mitleid in Grenzen halten).

Wie sicher schon aus der Inhaltsangabe zu entnehmen war, ist der Streifen zudem nichts für Freunde der Schule geradliniger Erzählweise; Deep in my mind nimmt sich durch sozusagen überlappende „Realitätsebenen“ den ein oder anderen schweren Schwenk ins Surreale, was insofern stimmig ist, als der Film ja versucht, das komplett entgleiste Innenleben einer Psychopathenseele zu erkunden. Es leuchtet insofern schon ein, dass dann „anything goes“ und der Fantasie der Filmemacher, was bizarre Charaktere und angerissene Subplots angeht, kaum Grenzen gesetzt sind. Dem gewünschten Effekt, eine alptraumartige Atmosphäre zu schaffen, kommt Günther Brandl damit durchaus nahe, wobei mir manches etwas zu dick aufgetragen ist (der regressive Blondschopf in der Gummizelle, offensichtlich eine kindliche Inkarnation der Killerseele), manch anderes überraschen gut funktioniert (eine meiner Lieblingsszenen ist ohne Zweifel die, in der Elliott feststellt, dass jedes Hotelzimmer „seines“ ist und sogar der Ausflug in den Märchenwald, der hätte peinlich werden können, wird recht gelungen absolviert).

Nicht außer Acht lassen dürfen wir allerdings, dass der Film durch seine konsequente „alles geht“-Attitüde in der zweiten Hälfte streng genommen nur Zeit schindet (was nicht böse gemeint ist), weil die Geschichte, wie gesagt, eigentlich längst aufgelöst ist, nur der Protagonist halt noch nicht kapiert hat, was Sache ist. Wenigstens braucht sich das Script in der zweiten Hälfte nicht mehr sonderlich um Logik zu scheren (und so ganz klar ist mir immer noch nicht, warum die Handlung offensichtlich in der Gegenwart spielt – Elliott telefoniert z.B. mit einem Handy -, die eigentliche Killergeschichte aber doch 1971 terminal abgefrühstückt wurde… naja, solche Scherze nehme ich einem David Lynch nicht krumm, dann darf ich auch Günther Brandl nicht böse sein, abgesehen davon sind E.C.-Comics auch nicht gerade Logiklehrbücher, auch wenn das „E“ für „educational“ steht).

Einen kleinen Rüffel muss ich übrigens grundsätzlich noch anbringen – nehmt´s mir nicht krumm, aber ich krieg immer dezent Plaque, wenn ein Film, der beispielsweise sichtlich an der Ostseeküste gedreht wurde, so tut, als würde er am Strand von Waikiki spielen, demzufolge stellen sich auch leichte Magenschmerzen ein, wenn ein in Niederbayern gedrehtes Werk sich „Texas“ als location aussucht. Wäre es denn wirklich so schlimm, wenn der Film auch in seiner internen Logik halbwegs da spielen würde, wo er gedreht wurde, bzw. wenigstens in einer Ecke, die dem Drehort auch im richtigen Leben halbwegs ähnlich sieht? Die Story funktioniert doch in Bayern genauso gut wie in Texas.

Na gut, lassen wir das mal dahingestellt und wenden uns dem dargebotenen Handwerk zu. Ich hab (zugegebenermaßen) das Making-of nur kurz angespielt und kann daher nicht sagen, mit welchem Equipment Meister Brandl arbeitet, aber das Resultat sieht jedenfalls verdammt nach Film aus (wenn´s Video war, dann congrats). Nix mit Videolook, wie ihn die meisten Amateure und Indies hegen und pflegen, das macht, auch wenn das Bild dadurch naturgemäß etwas grieseliger und verrauschter ist, gleich einen anderen Eindruck. Es mag ein übles Vorurteil meinerseits sein, aber es fällt mir immer noch wesentlich leichter, ein sich vor meinen Augen entfaltendes Lichtspiel als „Film“ zu akzeptieren, wenn´s denn auch so aussieht. Die Inszenierung selbst ist dem alptraumhaften-surrealen Szenario angemessen eher langsam, wobei natürlich auch die oben angesprochene Drehbuchproblematik eine gewisse Rolle spielt – die zweite Filmhälfte ist halt „nur noch“ eine lose Abfolge von mehr oder weniger bizarren Bildern, die den Wahn des Protagonisten bildlich darstellen sollen, da ist dann schwer „auf den Punkt“ hin zu inszenieren. Allerdings * könnte * dieser Part des Films ein Publikum, das mit solchen sich eher kaleidoskopartig entfaltenden denn sich in schlüssiger Folge sich abspielenden Bildern abschrecken, langweilen oder nerven. Eine gewisse Lynch-Resistenz sollte man also vorweisen können.

Die Kameraführung ist in ihren „straighten“ Szenen, also summa summarum allen Szenen, die sich in der „Hotel-Realität“ bewegen, nicht aufregend, aber für Amateurverhältnisse akzeptabel gelungen. Die optischen Highlights werden zweifellos in den „Alptraum-/Visions-/Halluzinations-„Sequenzen gesetzt, in denen Günther Brandl durchaus zeigt, dass er visuell was drauf hat – diese Szenen sind nicht nur sehr flott und stylish geschnitten, sondern auch in sich gut gestaltet: s/w-Einsprengsel, heftig Farbgefiltertes, digital Aufgepäppeltes (die computerverbesserten „Kreuzigungs“-Shots sind aller Ehren wert). Hier wird Kollege Computer in jeglicher möglicher Hinsicht zur Aufbereitung genutzt. Brandl hat hier natürlich den Vorteil, dass er aufgrund des Sujets nicht wirklich darum kämpfen muss, diese Passagen schlüssig in eine fortlaufende Handlung einzubauen, sondern sie einfach in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in den Kopf seines Heldens zu werfen. Schick gefilmt ist das aber dann allemal (und natürlich auch schwer symbolisch, wenn auch manchmal für nichts speziell).

Einen weiteren Punkt spreche ich noch ein paar Absätze weiter unten an, und wenn Ihr dort angekommen seid, werdet Ihr auch verstehen, warum ich das erst dort anbringe.

Wirkungsvoll ist auch der Einbau nicht-originaler Musik, wobei neben den oben angesprochenen Kandidaten auch Goblin, Christopher Young, Simon Boswell, tomandandy und diverse Metal-Kapellen angespielt werden (der Kniff, einen Oldie als ständig wiederkehrendes Theme wiederauftreten zu lassen, ging allerdings an mir vorbei. Shame on me).

Auch wenn sich Deep in my mind primär als Psychothriller versteht, so hat sich dieses Genre schon seit geraumer Zeit dem Horror angenähert, weswegen auch ein Blick auf die exploitativen Elemente des Streifens geworfen werden soll. Die blutigen Effekte laborieren sehr heftig daran, dass das hier verwendete Sirup doch, ehm, dezent unrealistisch und eben nach nichts anderem als Himbeersirup o.ä. wirkt. Da dem Zuschauer so die Künstlichkeit dieser FX stets deutlich vor Augen geführt wird, fallen die (nicht besonders zahlreichen) blutigen Szenen als „Schock“ begreiflicherweise flach (wenn Elliott neben einer drehbuchgemäß blutbesudelten Leiche aufwacht, sieht das halt nicht anders aus, als hätte die Frau im Bett nur einen schweren Unfall mit einem Marmeladenglas gehabt). „Echtes“ Gore oder Gesplatter sucht der geneigte Kostverächter vergebens.

Dafür bietet der Streifen für das, was er ist, nämlich ein lupenreiner Amateurfilm, erstaunlich freizügige Sexszenen (und in relativ großer Zahl, auch wenn´s zumeist immer die gleiche Szene in den Alptraumsequenzen ist). Nun könnte man, eingedenkt Anthropophagus 2000 (Ihr habt nicht ernstlich geglaubt, ich verschone Schnaas in einem Amateurreview, oder?), das schlimmste befürchten, aber Brandl zieht sich hier passabel aus der Affäre. Die Szenen wirken nicht aufgesetzt und offenherzig, aber nicht explizit inszeniert. Ich hätte sie vielleicht nicht unbedingt gebraucht, aber sie stören nicht.

Was allerdings stört, davor hatte mich Günther Brandl in seiner Begleit-Mail aber auch „gewarnt“, ist ein grundsätzlicher Haken an der Schauspielerei. Deep in my mind kreditiert im Nachspann satte 43 Rollen, hat aber insgesamt gerade einmal sechs (in Worten: sechs) Akteure zur Verfügung. Eine simple Divisions-Rechenaufgabe wird dem Leser begreiflich machen, wo das Problem liegt. Es muss halt jeder Darsteller eine Vielzahl von Rollen spielen, und damit man die Charaktere dann überhaupt voneinander unterscheiden kann, bedient man sich (leider nicht gerade wirklich professionell wirkender) Perücken, Bärte u.ä. Tarngimmicks. Das entbehrt zu Beginn nicht eines gewissen Charmes, einer Laientheateraufführung beizuwohnen, entwickelt sich aber zu einem doch deutlich spaßmindernden Faktor, ganz abgesehen davon, dass es eben auch filmisch Probleme bereitet (Szenen mit Harry, Lloyd und Elliott müssen naturgemäß aus drei Takes zusammengesetzt werden, weil Günther Brandl all diese Rollen spielt) – das wird zwar einigermaßen passabel durch den Schnitt kaschiert (und speziell in der Finalszene hat es eine vielleicht unbeabsichtigte Nebenwirkung, weil es versinnbildlicht, dass Elliott quasi nur mit seinen Halluzinationen kämpft), fällt aber trotzdem auf und lenkt ab. Insofern sind die darstellerischen Leistungen auch eher schwierig zu beurteilen. In der Rolle des Elliott leistet Günther Brandl beachtliches und verkörpert den langsam in den Wahnsinn abgleitenden „Normalo“ ziemlich überzeugend, auch als Harry ist er okay, seine Performance als Gregor, der Killer, bereitet mir aber schon deshalb Schwierigkeiten, weil die „Maske“ so, verzeihung, billig aussieht – und manchmal überdreht er mit dem „irre sein“. Helmut Brandl, hauptamtlich als Nathan unterwegs, erinnert mich, wie angesprochen, frappierend an einen gewissen Daniel K. aus E., was ich ausdrücklich nicht als böswillige Beleidigung, sondern spontane Assoziation zu verstehen bitte (der Akzent tut sein übriges…), spielt aber okay. Bettina Schiebelsberger als Jane (und andere) und Monika Brandl (Terry und andere) zeichnen sich beide durch sympathische Natürlichkeit aus, wobei mir Monika Brandl einen Tick besser gefällt (schauspielerisch gesehen, Herrschaften!) . Einige der Nebenrollen-Interpretationen sind mir zu überzogen, so z.B. die diversen „Irren“ in der „Anstalt“, allen voran der kindliche Blondschopf.

Die DVD kommt in non-anamorphem 1.85:1-Widescreen und führt direkt in die ruhmreiche Vergangenheit der 80er Jahre, als man sich fünffach kopierte unter-der-Hand-gehandelte-Tape von Zombie & Co. mit Begeisterung ansah, obwohl man fast in den Bildschirm kriechen musste. Will sagen – superbit ist das nicht. Das Bild ist sehr grobkörnig, die Schärfewerte eher schwächlich, die Farben könnten etwas frischer sein, der Kontrast könnte deutlich besser sein. Aber schließlich wird das Teil nicht kommerziell vertickt, also sind wir da nicht soo päpstlich und, ironischerweise, auch so kann man den klassischen Amateur-Videolook irgendwie umgehen. Der Ton (nachsynchronisiert) ist erträglich, d.h. ich hab im Amateurbereich schon üblere Tonspuren erlebt, aber manchmal trotzdem nicht ganz einfach zu verstehen. Als Bonusmaterial gibt´s das bereits angesprochene Making-of, eine deleted scene, einige Varianten des Trailers und eine Brandl-Pictures-Trailershow. Das Making-of (hab ich mir jetzt doch noch schnell angesehen…) „erklärt“, dass der Film bewusst im Fahrwasser der „mindfucks“ Marke David Lynch und dem speziell zitierten Ken Russell (und hier Altered States) schwimmt, nichts bzw. nicht alles erklären und den Zuschauer am Ende verwirrt zurücklassen WILL.

Fazit: Deep in my mind ist für eine wirklich reinrassige Amateurproduktion zweifellos ein ambitioniertes Projekt, scheitert aber insgesamt am eigenen Anspruch, ein Lynch´esquer „mindfuck“ sein zu wollen. Es sind durchaus positive Ansätze zu erkennen, vor allem im „filmtechnischen“ Bereich und was die Erzeugung einer alptraumhaften Atmosphäre angeht, und der Versuch, anstelle eines plumpen Splatterfilms eine Art surreale Psychostudie anzupacken, ist sowieso aller Ehren wert, letztlich aber fällt der Streifen dramaturgisch in der zweiten Halbzeit doch etwas auseinander (ich wäre doch dafür gewesen, den Film auf 45 Minuten zu straffen, weil, wie gesagt, die Lösung längst auf der Hand liegt, aber ein zügigeres Ende der Bilderflut geopfert wird – allerdings hält alle bizarre Surrealität den Streifen nicht auf Kurs – zur Gewichtsklasse eines Lynch oder Russell fehlt halt doch noch´n Stück); außerdem fällt die Schauspieler-Problematik (nicht notwendigerweise im mangelnden Talent der Beteiligten begründet, sondern halt, wie oben geschildert, aufgrund der zwangsweisen Multibesetzung und der nicht wirklich überzeugenden Umsetzung derselben) schon ziemlich heftig ins Gewicht. Ich muss also schweren Herzens, weil ich, im Gegensatz zu landläufiger Annahme, wirklich nicht GERNE negative Vibes verbreite (außer, es handelt sich um den Kollegen Fulci, aber der ist eh schon tot…), konstatieren, dass bei Deep in my mind der gute Wille zweifellos da ist, die Idee aber besser ist als die Ausführung. Gut, wir rufen uns ins Gedächtnis zurück – es IST ein Amateurfilm, und einer, der das offen zugibt, dennoch beschäftigt man sich auch mit einem Amateurfilm 90 Minuten lang und man kann sich insgesamt doch besser unterhalten, auch wenn er ein interessantes Experiment, quasi eine no-budget-Lynch-Variante, darstellt. Ich werde den zweiten mir vorliegenden Film aber auch noch zu würdigen wissen – vielleicht ist eine „kleinere“, weniger aufwendig zu realisierende Story wie ein reinrassiges Drama, die geeignetere Spielwiese für den Brandl-Clan – grundsätzlich ist Talent allemal vorhanden.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments