Deathstalker II

 
  • Deutscher Titel: Mystor - Der Todesjäger II
  • Original-Titel: Deathstalker II
  •  
  • Regie: Jim Wynorski
  • Land: USA/Argentinien
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    John Terlesky (Deathstalker), Monique Gabrielle (Reena/Evie), John Lazar (Jarek der Zauberer), Toni Naples (Sultana), Maria Socas (Amazonenkönigin), Marcos Woinsky (der Einäugige), Dee Booher (Gorgo, als Queen Kong) u.a.


Vorwort

Deathstalker, der König aller Diebe (jedenfalls, wenn’s nach ihm geht), macht sich die böse Sultana zum Feind, als er sie beklaut. Und als ob er damit nicht schon genug Probleme am Hals hätte, rettet er Reena, eine junge Seherin („Deathstalker? Is that your first name or your last name?“), gleich zweimal hintereinander vor den Schergen der örtlichen Ordnungsmacht („Ordinarily I don’t mind seeing a woman get a good beating, if she deserves it, but this doesn’t look like much of a contest to me.“) und lässt sich dann von ihr in ein episches Abenteuer hineinziehen, das ihn ins Reich des bösen Zauberers Jarek führt.

Was „Stalker“ nicht weiss: Reena ist in Wirklichkeit eine Prinzessin, welche Jarek dazumal geklont hat, um die Macht an sich zu reissen. Nun will dieser das Original ermorden, um alle Beweise hierfür zu vernichten. (Wobei, zuerst will er Reena/die gute Evie bloss in seine Gewalt bringen, denn würde sie getötet, stürbe aufgrund einer übernatürlichen Verbindung auch die böse Evie. Doch diesen Effekt kann er mittels eines Zaubertranks bald ausschalten, also vergessen wir das wieder.)

Da Sultana eh noch ein Hühnchen mit Deathstalker zu rupfen hat, will sie bei der Jagd nach Reena mitmachen. Selbige Aufgabe übergibt Jarek zunächst aber einem einäugigen Attentäter, der wiederum mit den brutalsten Mördern und Schlächtern der (damaligen) Welt zusammenarbeitet. Dass dieser versammelte menschliche Abschaum keinen Stich gegen den Todesjäger hat, erweist sich schneller, als dem Einäugigen lieb ist, denn für solch ein Versagen kennt sein Chef (der weiss, was sich für einen B-Film-Bösewicht gehört) nur eine Strafe…

Der böse Zauberer nimmt die Sache nun selbst in die Hand, als Deathstalker zwecks Penunzenbeschaffung in ein Mausoleum einbricht: Während der Dieb sich mit „der alten Zerquetschwand-Routine“ auseinandersetzen muss, kriegt Reena es mit lebenden Toten zu tun! Die beiden entkommen gerade noch so (es hilft, dass die Zombies nicht gerade ein unüberwindbares Hindernis darstellen), nur um gleich nach der nächsten Weggabelung von Amazonen eingefangen zu werden. Diese zwingen Deathstalker aufgrund seiner „Verbrechen gegen die Weiblichkeit“ zu einem Zweikampf auf Leben und Tod gegen Gorgo, einen Fleischberg von Riesenweib. Nach geschlagenen fünfzehn Runden gelingt es ihm endlich, den feministischen Kampfkoloss niederzuringen und die Freundschaft der Amazonen zu gewinnen. Die Anführerin derselben hat es inzwischen auf den Kerl abgesehen und zieht ihn zu sich ins Zelt, während Reena eifersüchtig und wütend davonstapft. Um gleich darauf Sultana in die Hände zu fallen.

Deathstalker besinnt sich eines Besseren (die Heiratspläne der Amazonenführerin schrecken ihn dann doch ein wenig ab), kann seine Lieblings-Seherin gerade noch vor dem Kochtopf retten und Sultana umlegen. Spielverderber Jarek holt diese dann aber wieder von den Toten zurück und so kann sie sich ordnungsgemäss an „Stalker“ rächen, als dieser zusammen mit Reena Jareks Schloss entert und direkt in eine Falle läuft – und zwar mit der alten „Pendel des Todes“-Routine.
Deathstalker: „Do you expect me to talk?“
Sultana: „No, I expect you to die!“
WTF!
Scheiss-Überstunden. Zombies greifen an, aber motiviert geht anders.

Doch vor der Zerschlitzung stehen sowohl die böse Evie, die Deathstalker als Sexspielzeug missbrauchen und ihn anschliessend verspeisen will, als auch die gute Evie/Reena, die ihn vor diesem Schicksal bewahrt (und die sein Fremdgehen nicht weiter beschäftigt). Zudem haben die Amazonen noch ein Wörtchen mitzureden, so dass Jarek bald dem gewaltinduzierten Ende seiner Herrschaft entgegensieht…


Inhalt

Ein lupenreiner Frauenfilm ist „Deathstalker 2“ von B-Film-Legende Jim Wynorski („The Return of Swamp Thing“, „Ghoulies IV“, „Vampirella“, More Mercy, Komodo vs. Cobra) nicht gerade und das nicht nur, weil die gute Evie ihrem Love Interest keinen Seitensprung so richtig übel nimmt oder die Amazonen hier als böser Seitenhieb auf die Emanzipationsbewegung dargestellt werden (Stichwort Kampflesbe): Es laufen ja auch dauernd irgendwelche Weibsbilder oben ohne durchs Bild, kaum eine Darstellerin behält ihr Top an (das gilt selbst für die weiblichen Hauptrollen). Höhepunkt (ähem) ist die Softsex-Szene zwischen Deathstalker und der bösen Evie, die doch recht ausführlich abgefilmt wird. (Hauptdarsteller Terlesky wird beim Dreh schon seinen Spass gehabt haben.)

In Sachen Gewalt kommt man ebenfalls (einigermassen) auf seine Kosten: Die Barprügelei am Anfang oder die finale Schlacht in Jareks Schloss sind nett anzusehen und es gibt vereinzelte halbwegs blutige Kills (wenn Deathstalker zum Beispiel einem von Jareks Henchmen die Kehle aufschlitzt oder Jarek sein Ende findet – dumm, dass er sich nicht selbst von den Toten erwecken kann). Zum grössten Teil gehen die Auseinandersetzungen aber ohne sichtbares Blutfliessen vonstatten und die Schwertkämpfe sind öfters mal von der „Ich klemm mir die Waffe des Gegners unter dem Arm ein“-Sorte. Überhaupt ist die Kampfchoreographie eher lahmarschig, aber es gibt immerhin ein paar schöne Stunts und der Ringkampf von Deathstalker und Gorgo macht doch Einiges her. Unterhaltsam auch die Pyroeffekte, siehe des Einäugigen Männer und ihre Explosionspfeile à la Rambo (besonders toll finde ich ja, wie Deathstalker in der Szene einen Zwerg mit einem Wurfstern tiltet und der dann dank eigenen Pfeils in die Luft fliegt). Übrigens ist nicht nur der Bodycount ganz anständig, sondern auch die Statistenzahl insgesamt (wie wichtig das ist, sieht man beispielsweise bei notorisch unterbesetztem itanlienischen Barbarentrash à la D’Amato).

Der Faustkampf Deathstalker vs. Femizilla, der mit einer Verballhornung des Themas aus „Rocky“ eingeläutet wird und dessen Runden von Nummerngirls mit Schildern angesagt werden, ist ganz auf den Witz ausgerichtet, wie sich sowieso der ganze Film als Komödie und sicher nicht als ernsthaften Barbarenklopper versteht (merkt man vielleicht der Inhaltsangabe an). Die Protagonisten reissen dumme Sprüche am laufenden Band und die Gags sind zahlreich, wobei der Humor eher ungelenk ist, aber sich gerade dadurch einen gewissen Charme bewahrt. Ist sicher eine Geschmacksfrage, ob man sich darauf einlassen kann und will, aber ich hab mich sehr gut amüsiert. Man sollte übrigens keinesfalls den Abspann verpassen, wird der doch mit witzigen Outtackes unterlegt.

Kommen wir zur technischen Seite: Der Schnitt ist öfters mal ein bisschen konfus und es fällt schon auf, dass hier so manche Szene aus dem ersten Teil recycelt wurde, selbst wenn sie mit der eigentlichen Story nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Wenn halt Roger Corman der Produzent ist… (Ist ja legendär, wie der alte Pfennigfuchser beispielsweise die Effekte aus Battle Beyond the Stars bis zum Erbrechen wiederverwerten liess.)
Die eine oder andere Kamerafahrt, stylische Einstellungen mit Nebel und Gegenlicht oder die (teils ebenfalls recycelten) hübsche Kulisse tröstet darüber hinweg, dass der Film recht gemächlich inszeniert ist: manche Szene dauert durchaus ein bisschen länger, als unbedingt nötig wäre, und bezüglich Kameraführung fällt den Machern nicht immer allzu viel ein.
In Erinnerung bleiben wird aber bestimmt die Zombie-Sequenz auf dem Friedhof: Ein unheimlicher Schauplatz bei Nacht, Nebelschwaden und grünliche Beleuchtung sorgen für die nötige Stimmung (erinnert mich ein bisschen an die Szene mit den Geisterrömern aus „Asterix erobert Rom“) und ich bin fast schon enttäuscht darüber, dass die Sache relativ schnell abgehakt ist.

Wirklich grandios und wunderbar heroisch ist der Score von Chuck Cirino („Alienator“, „Bad Girls from Mars“, Dinosaur Island, Komodo vs. Cobra); wenn’s den auf CD gibt: Haben will! Klar, manchmal düdelt die Musik etwas billig vor sich hin (so waren sie halt, die 80er, besonders in B-Film-Gefilden) und das Titelthema wird vielleicht ein- bis zweimal zu oft in verschiedenen Variationen wieder aufgenommen (sogar der Film selbst macht sich darüber lustig, wenn die böse Evie sich das Thema von einem Hofnarren vorspielen lässt und sich darüber nervt, dass er ständig das Gleiche spielt). Trotzdem grosses Tennis!

Kommen wir endlich zu den Schauspielern: Den schnodrigen Helden Deathstalker gibt John Terlesky (Schauspieler in „Vampirella“ oder „Storm Trooper“, zudem Regisseur beim Ice-T-Vehikel „Judgment Day“ oder „Cerberus“). Er kommt ganz sympathisch rüber, aber der muskulöseste Barbar aller Zeiten ist er nicht gerade.
Monique Gabrielle (Evil Toons, „Bad Girls IV“, „Emmanuelle V“) spielt die Doppelrolle der lieblichen Reena und der wortwörtlich männerfressenden Evie. Sie kann zwar nicht wirklich schauspielern, aber ich fand sie trotzdem toll (und sei’s, weil sie ihren Luxuskörper, der mir schon bei Chained Heat aufgefallen ist, bis auf einen Stringtanga entkleidet).
Etwas gar farblos für eine weibliche Chef-Bösewichtin ist Toni Naples („Prison Heat“, Dinosaur Island) als Sultana. (Ihren Racheschwur Deathstalker gegenüber lässt sie beispielsweise mit herzlich wenig Impetus vom Stapel.) Aber auch sie zieht blank.
Nicht viel eindrücklicher ist John Lazar („Beyond the Vallye of the Dolls“, Attack of the 60 Foot Centerfold) als leicht angeschwuchtelter Jarek, dabei kann der nicht einmal mit Titten für fehlendes Charisma entschädigen. Schade. Aber immerhin ist er schön böse (wenn er zum Beispiel beim Schwertraining einen Sparringspartner nach dem anderen zerlegt).
Gefreut habe ich mich übrigens über den Einsatz mehrerer Schweinemonster, wie wir sie ja schon aus dem ersten Teil kennen.

So, jetzt mal her mit dem Fazit: “Deathstalker II“ ist Barbaren-Fantasy mit Horror-Einschlägen, Gags, die so flach sind, dass sie schon wieder lustig sind, Gewalt und vielen nackten Frauen, mit anderen Worten: wie geschaffen für die trashgestählte Männerrunde. Etwas mehr Tempo und der eine oder andere funktionierende Witz zusätzlich hätte vielleicht nicht geschadet (und man muss anmerken, dass der Vorgängerfilm noch mehr Titten sowie Gewalt hat und zwar nicht auf Komödie getrimmt, aber aufgrund seiner unfreiwilligen Komik nicht weniger lustig ist), doch man kann sich mit dem Film auf jeden Fall zünftig amüsieren und das ist doch was.

7/10

© 2009 Gregor Schenker (manhunter)


mm
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