Deathsport

 
  • Deutscher Titel: Giganten mit stählernen Fäusten
  • Original-Titel: Deathsport
  • Alternative Titel: Death Sport | Death Race 2050 |
  • Regie: Allan Arkush, Nicholas Niciphor (als Henry Suso)
  • Land: USA
  • Jahr: 1978
  • Darsteller:

    David Carradine (Kaz Oshay), Claudia Jennings (Deneer), Richard Lynch (Ankaar Moor), William Smithers (Dr. Karl), Will Walker (Marcus Karl), David McLean (Lord Zirpola), Jesse Vint (Polna), H.B. Haggerty (Jailer), John Himes (Tritan President), Jim Galante (Tritan Guard), Peter Cooper (Mr. Bakkar), Brenda Venus (Adriann), Valerie Rae Clark (Dancer)


Vorwort

Nach dem Neutronenkrieg – wie üblich ist die Zivilisation im Großen und Ganzen zusammengebrochen, lediglich in einigen Stadtstaaten ist ein gewisser technischer Standard erhalten geblieben, in den Ödländern zwischen den Städten leben nur kannibalische Mutanten und die „Geächteten“ (in der deutschen Fassung, in der Originalfassung sind’s schlicht „Führer“, die die Handels- und Reiserouten zwischen den Städten dank ihrer herausragenden Kriegereigenschaften schützen). Lord Zirpola, der durchgeknallte Obermotz der Stadt Helix, seines Zeichens wegen des Hantierens mit radioaktivem Material unter akutem Hirnzerfall leidend (eine Diagnose, die dem Herrn gar nicht passt, weswegen er seinen Leibarzt Dr. Karl auch einknasteln lässt), trägt sich aus unspezifizierten Gründen mit dem Gedanken an einen Krieg gegen die Stadt Tritan. Zur Hebung der Moral der Bevölkerung veranstaltet er „Todesrallyes“, in denen verurteilte Verbrecher auf „Todesmaschinen“ (sprich: Motorrädern mit Laserwaffen, die im Krieg den entscheidenden Vorteil gegen die Tritaner bringen sollen) bis zum Tod gegeneinander kämpfen müssen.
Damit diese Veranstaltungen mehr Spaß machen, werden einige „Geächtete“ als Stargäste zwangsverpflichtet – Kaz Oshay, Sohn einer legendären Führerin (und Intimfeindin von Zirpolas oberstem Schergen Ankaar Moor), und Deneer. Gemeinsam mit Dr. Karl und dessen Sohn versuchen Kaz und Deneer auszubrechen, scheitern aber schmählich und werden nach ein wenig Folter in die Arena geschickt. Kaz und Deneer erbeuten im Rahmen der Arenakämpfe Motorräder und ergreifen mit den Karls die Flucht. Zirpola befiehlt Ankaar, die Entkommenen zu verfolgen. Die wollen sich nach Tritan durchschlagen, vorher aber noch ein Kind aus Deneers vormaliger Gruppe retten, das mutmaßlich in die Hände der Kannibalen gefallen ist. Zirpola verstirbt im Rahmen seiner perversen Folterspielchen mit hübschen Mädels, aber Ankaar will Kaz schon deswegen töten, weil’s ihm ein persönliches Bedürfnis ist (und er sich ausrechnet, dass die Präsentation von Kazs Leiche ihm gute Aussichten auf Übernahme des vakanten Herrscherthrons verschaffen könnte). Doch bevor Kaz und Ankaar sich zum Duell ihre Schwerter um die Ohren schlagen können, gilt es, heil aus den Höhlen der Mutanten herauszukommen…


Inhalt

Nach dem Neutronenkrieg – wie üblich ist die Zivilisation im Großen und Ganzen zusammengebrochen, lediglich in einigen Stadtstaaten ist ein gewisser technischer Standard erhalten geblieben, in den Ödländern zwischen den Städten leben nur kannibalische Mutanten und die „Geächteten“ (in der deutschen Fassung, in der Originalfassung sind’s schlicht „Führer“, die die Handels- und Reiserouten zwischen den Städten dank ihrer herausragenden Kriegereigenschaften schützen). Lord Zirpola, der durchgeknallte Obermotz der Stadt Helix, seines Zeichens wegen des Hantierens mit radioaktivem Material unter akutem Hirnzerfall leidend (eine Diagnose, die dem Herrn gar nicht passt, weswegen er seinen Leibarzt Dr. Karl auch einknasteln lässt), trägt sich aus unspezifizierten Gründen mit dem Gedanken an einen Krieg gegen die Stadt Tritan. Zur Hebung der Moral der Bevölkerung veranstaltet er „Todesrallyes“, in denen verurteilte Verbrecher auf „Todesmaschinen“ (sprich: Motorrädern mit Laserwaffen, die im Krieg den entscheidenden Vorteil gegen die Tritaner bringen sollen) bis zum Tod gegeneinander kämpfen müssen.

Damit diese Veranstaltungen mehr Spaß machen, werden einige „Geächtete“ als Stargäste zwangsverpflichtet – Kaz Oshay, Sohn einer legendären Führerin (und Intimfeindin von Zirpolas oberstem Schergen Ankaar Moor), und Deneer. Gemeinsam mit Dr. Karl und dessen Sohn versuchen Kaz und Deneer auszubrechen, scheitern aber schmählich und werden nach ein wenig Folter in die Arena geschickt. Kaz und Deneer erbeuten im Rahmen der Arenakämpfe Motorräder und ergreifen mit den Karls die Flucht. Zirpola befiehlt Ankaar, die Entkommenen zu verfolgen. Die wollen sich nach Tritan durchschlagen, vorher aber noch ein Kind aus Deneers vormaliger Gruppe retten, das mutmaßlich in die Hände der Kannibalen gefallen ist. Zirpola verstirbt im Rahmen seiner perversen Folterspielchen mit hübschen Mädels, aber Ankaar will Kaz schon deswegen töten, weil’s ihm ein persönliches Bedürfnis ist (und er sich ausrechnet, dass die Präsentation von Kazs Leiche ihm gute Aussichten auf Übernahme des vakanten Herrscherthrons verschaffen könnte). Doch bevor Kaz und Ankaar sich zum Duell ihre Schwerter um die Ohren schlagen können, gilt es, heil aus den Höhlen der Mutanten herauszukommen…

Der Film:
Aus aktuellem Anlass eine Programmänderung. Nachdem ich wie der Rest der Welt vom unerwarteten Tod David Carradines erfuhr, war mir klar, dass ich nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann, sondern fahndete sofort nach noch ungesehenen bzw. noch nicht besprochenem Carradine-Material in meiner Mediathek. „Deathsport“ mag, dies vorausgeschickt, nicht der Film sein, für den Carradine seinen Fans ewig im Gedächtnis bleiben wird (oder den er selbst für eines seiner besten Werke gehalten haben wird), aber ich hatte ihn greifbar, sowieso seit langer langer Zeit (ich habe mir die DVD gleichzeitig mit Death Race 2000 gekauft, und das Review ist ewig lange her) zum Review vorgesehen, also soll es so etwas wie eine Eulogie auf die Karriere von DC sein – und eigentlich ist’s durchaus passend, denn klar gesprochen war Carradine für den größten Teil seiner Karriere ein „B-Body“, jemand, der seinen TV-Ruhm – wie so viele seiner Kollegen – zwar in eine umfangreiche, aber eben doch meist „nur“ im Bereich des Low-Budget-/Exploitation-Films angesiedelte Karriere ummünzen konnte. Nur wenige seiner Filme haben echte „Bedeutung“, aber viele haben uns verregnete Nachmittage oder dröge Abende verkürzt, obwohl sie keine cineastischen Meilensteine waren, sondern meistens nur der schnellen Kohle wegen gedreht wurden. Insofern ist „Deathsport“ dann doch wieder ein repräsentativer Vertreter des Carradineschen Schaffens.
„In Kung Fu hat das immer geklappt, warum hier nicht?“

Produziert wurde „Deathsport“ natürlich von niemand anderem als Roger Corman, der das Projekt ersichtlich als inoffiziellen Nachfolger zum Kult-Hit „Death Race 2000“ betrachtete, ohne dass es zwischen den Filmen inhaltliche Anknüpfungspunkte gab. Nach einer Geschichte von Frances Doel („Big Bad Mama“, „Raptor“, „Dinocroc“) verfassten der spätere Oscar-Preisträger Donald Stewart („Gefangen in Jackson County“, „Missing“, „Jagd auf Roter Oktober“) und Newcomer Nicholas Niciphor (kreditiert unter dem Pseudonym Henry Suso) das Drehbuch, Niciphor übernahm auch die Regie (wobei es, wie ich mir das zusammenreime, aufgrund einiger Zwischenfälle, an denen Niciphor, Carradine und Claudia Jennings beteiligt waren, Corman zu bunt wurde und er Allan Arkush [„Hollywood Boulevard“, „Rock’n‘ Roll Highschool“, „Crossing Jordan“, „Heroes“] beauftragte, den chaotischen Dreh zu ordnen, gerüchtweise legte Corman sogar persönlich Hand an) – für Niciphor war es der einzige Ausflug auf den Regiestuhl, in den 90ern verdiente er seine Brötchen mit Drehbüchern für deutsche TV-Filme und -Serien wie „Das Phantom – Die Jagd nach Dagobert“, „Der Todesbus“ oder „St. Angela“; nicht gerade der zweite Paul Bartel…

Satire und angedeutete Gesellschafts- und Medienkritik wie „Death Race 2000“ sie aufwies, ist „Deathsport“ völlig fremd – Niciphors Film ist ein reinrassiger Actionfilm ohne Tiefgang, ohne Subtext, ohne Hintergedanken und doch, eine kleine Parallele kann man zum sort-of-Vorgänger ziehen, in gewisser Weise war auch „Deathsport“ genreprägend. „Death Race 2000“ begründete das Subgenre des Transkontintentalautorennfilms (örks), dem wir Streifen wie Cannonball, „Gumball Rallye“ und natürlich „Auf dem Highway ist die Hölle los“ verdanken, während wir „Deathsport“ durchaus als ein erstes Lebenszeichen des Großen Postapokalyptischen Actionfilms sehen können (der erste „Mad Max“ kam 1979 und qualifiziert sich, wenn man die Genrevoraussetzungen korrekt ansetzt, noch nicht mal als GPA, „Road Warrior“ aka „Mad Max 2“ gar erst 1981) – mit dem Unterschied, dass „Death Race 2000“ ein respektabler Erfolg war, „Deathsport“ aber kaum gesehen wurde. Aber die wesentlichen Zutaten des GPA sind schon ausgeprägt: Setting nach einem Atomkrieg, allgemeiner Zivilisationsverlust, vereinzelte technisierte-zivilisierte Enklaven, gesetzlose Wildnis außenrum, Protagonisten, die eher nach Italo-Western-Anti-Helden gestrickt sind, und, ächz, „futuristische“ Gefährte (in Form der „Todesmaschinen“). Dieses Szenario aber vielleicht noch mit glaubwürdigen, interessanten Charakteren und einer packenden Story zu füllen – tja, das wäre offensichtlich zu viel verlangt gewesen.

Man kann nicht behaupten, dass „Deathsport“ keine Ideen hätte (die Kultur der „Führer“ an sich, ihre teilweise übersinnliche Begabung – zwischen Oshay und Deneer scheint ab und an eine telepathische Verbindung zu bestehen -, die Tatsache, dass Ankaar Moor selbst einmal „Führer“ war, ehe er die Seiten wechselte, und darüber hinaus eine Vergangenheit mit Oshays legendärer Mutter hatte), aber anstatt auf diesen Bausteinen aufzubauen, entscheidet sich Niciphor zielsicher (allerdings bin ich relativ sicher, dies auch auf Geheiß von Roger Corman, der was kommerziell Verwertbares haben wollte und keinen philosophischen Exkurs) dafür, die 80 Minuten effektiv mit Klischees zu füttern, vom machthungrigen Diktator, dessen Motivation sich auf ein schlichtes „weil er halt will“ beschränken und seinem generisch-bösen Henchman (in diesem Falle Ankaar Moor), der eine persönliche Vendetta gegen den Protagonisten führt.

Unüblich für einen B-Action-Film sind ausnahmsweise die Helden die interessanteren Charaktere – Kaz Oshay und Deneer könnte nicht egaler sein, ob Zirpola über Helix herrscht und ob er einen Krieg im Schilde führt, ihr Interesse ist rein das persönliche Überleben (und die Rettung des Mädchens, das Deneer an die Mutanten verloren hat), die politischen Auswirkungen ihres Tuns interessieren sie nicht, sie machen selbst keine Anstalten, Zirpola zu besiegen (das erledigt sich biologisch), suchen nicht die Konfrontation mit Ankaar Moor, und die „politischen Gefangenen“, Vater und Sohn Karl, die sie auf ihrer Flucht begleiten, verfolgen auch keine höheren Ziele, als ihre eigene Haut zu retten (und schließen sich Kaz und Deneer auch ungefragt an); quasi das Gegenteil der klassischen Heldenreise und, wie schon gesagt, eher in der Tradition der Antihelden-Archetypen der späten 60er/frühen 70er, die das „Richtige“ nicht tun, weil sie aktiv dafür eintreten, sondern weil es in ihre persönlichen Interessen spielt oder einfach „zufällig“ passiert. Das ist durchaus bemerkenswert, aber von sich allein kein „compelling cinema“, dafür ist die ganze Chose zu eintönig, trotz der kurzen 80 Minuten Laufzeit zu langatmig und zudem mit einigen Plotholes geziert (die gerne mit den Motorrädern zu tun haben: woher haben die Jungs in Helix die Maschinen überhaupt? Und wenn sie so „wertvoll“ sind, dass Zirpola Ankaar dafür zusammenstaucht, beim Einfangen der „Geächteten“ zwei Maschinen verloren zu haben, wieso verwendet man sie dann für Arenakämpfe, in denen auch alle Nase lang Motorräder vernichtet werden? Und wer legt seinen Arena-Kampfplatz so an, dasss man, ist man böser Rebell, einfach von dort direktemang in die Wüste brausen und den Verfolgern eine lange Nase drehen kann? Eine andere Frage ist es, warum Ankaar Moor nach Zirpolas Tod weiterhin besessen davon ist, Kaz Oshay zu fangen… der natürliche Lauf der Dinge sollte sein, dass er eh die vakante Chefposition einnimmt; warum ihm ein toter Kaz dafür eine Legitimation sein sollte [der Film postuliert nicht gerade, dass Kaz ein Megastar unter den „Geächteten“ ist, den jeder Hinz und Kunz kennen müsste]). Ich schätze, dass in der ursprünglichen Drehbuchfassung Tiefschürfenderes über die Verbindung Moor/Oshay stand, aber das von Corman für unnötig erachtet wurde. Immerhin, das rechtfertigt vermutlich eine SPOILER-Warnung, ist Ankaar einer der arg wenigen B-Movie-Schurken, der unverblümt zugibt, verloren zu haben und sich *anschließend* einem ehrenvollen Duell mit dem Helden stellt.

Was dem Film aber noch mehr schadet als sein verbesserungsfähiges Script, ist die tranige Regie von Arkush und/oder Niciphor; obwohl das Script streng genommen einige Action-Sequenzen bietet, ist wenig davon sehenswert. Die Motorradaction beschränkt sich auf mehr oder weniger sinnloses Hin- und Hergefahre mit bestenfalls semispektakulären „Stunts“ (Kollege Fulci hatte in der Die Schlacht der Centurions schon mehr auf der Pfanne, und das will ja schon was heißen) – der Umstand, dass „Deathsport“ kein nennenswertes Budget hatte, macht sich nicht nur in der schlicht und ergreifend langweiligen Ausstattung bemerkbar, in der kaum etwas so aussieht, als hätte es ernstlich Geld gekostet und wäre nicht von Sparfuchs Corman aus ein paar arglos herumstehenden anderweitigen Studioaufbauten zusammengehamstert worden, sondern auch an den lachhaften Spezialeffekten. Es tut mir leid, aber anno 1978 gab’s „Star Wars“ und „Star Trek“, da kann man Laserwaffen nicht mehr als roten Farbfilter darstellen und die „Opfer“ dieser garstigen Waffen durch einfaches Ausblenden aus dem Film entfernen, da war das Fernsehen in den 60ern expliziter (und wir reden hier von einem R-Rating). Von den juxigen sekundenkurzen Splattereffekten aus „Death Race 2000“ ist nicht viel übriggeblieben – DC darf den ein oder anderen gegnerischen Biker mit seinem Plastikschwert „enthaupten“, aber selbst das gestaltet sich unblutigst und mit Hilfe schmerzlich offensichtlicher fake-head-props („härtester“ Make-up-Effekt sind die Narben, die Kaz von seiner Auspeitschung davon trägt).

Tempo ist die Sache des Films nicht (nur in einer als set piece gedachten Bike-Verfolgungsjagd durch Zirpolas Treibstofflager gibt’s mal etwas Rasanz – und auch einigen pyrotechnischen Aufwand), der abgesehen davon, eh keine sonderlich tragfähige Plotte zu haben, in der sich arg viel tun würde, mit allerlei halb-surreal-psychedelischen Nacktszenen (sowohl Deneer als auch eine namenlose Tänzerin werden in Zirpolas neonleuchtstoffschlauchverhangener privater Folterkammer Elektroschocks unterzogen, und im „Desorientierungsraum“ werden Deneer und Kaz einer Art Stroboskoplicht-Folter unterzogen – Deneer ist dabei selbstverständlich unbekleidet), die im Zusammenhang mit einigen wahrhaft hippieesquen Dialogen (und dem bemerkenswerten Faktum, dass niemand anderes als Grateful-Dead-Oberhoncho Jerry Garcia für den Soundtrack ein paar psychedelische-dissonante Gitarrenklänge beisteuert; auch der „übrige“, synthilastige Soundtrack von Andy Stein – „Hollywood Bouleverd“ – ist nicht wirklich auf Melodik und Ohrenschmeichelei angelegt) darauf hinweisen, dass (vermutlich) Niciphor seinen Film speziell für die drogengebrauchende psychedelische Hippie-Crowd konzipierte und Corman (der ja mit seinem kuriosen „Gas-s-s-s-s“ selbst schon eine Bauchlandung mit einem Psychedelic-Film hingelegt hatte) mit der Hinzuziehung von Arkush verzweifelt versuchte, das Unterfangen in eine kommerziellere Richtung zu drehen und die paar Dollar Investition zu retten. Auch die Matte Paintings von 50er-FX-Guru Jack Rabin („Kronos“, Rocketship X-M“) sind durchschaubar, simpel und nicht dazu angetan, dem Film den notwendigen scope und „larger than life“-Look zu geben. Der durchaus nicht ganz unfähige Low-Budget-Kameramann Gary Graver („Die Sadisten des Satans“, „Toolbox Murders“, Death Dimension und zahllose Fred-Olen-Ray-Heuler) fängt nicht eine stimmungsvolle Szene (außer, wenn Claudia Jennings nackt ist, ähem) ein; dass die „Todesmaschinen“ des Jahres 3000 ein paar stinknormale Motocross-Bikes sind, an die man ein paar notdürftig „futuristische“ Verkleidungen geschraubt hat, lässt sich auch nicht wirklich mit den bizarren Gefähren aus den „Mad Max“-Filmen vergleichen.

David Carradine, der wohl Sean Connery in „Zardoz“ gesehen hatte und jetzt unbedingt auch mal in einem Windel-Kostüm rumlaufen wollte, müht sich nach Kräften darum, so wenig wie möglich zu schauspielern. Ich möchte DC, speziell posthum natürlich, nicht zu nahe treten (in der Blüte seiner Jahre hätte er mich sicher ordentlich zusammenfalten können), aber seine Physis war nie sonderlich ausgeprägt und die Penetranz, mit der einige seiner End-70er-/Früh-80er-Werke ihn als halbnackten „Muskelberg“ darstellen wollen, wirkt irgendwie „verkehrt“, unglaubhaft. Viele Dialoge hat man ihm nicht mitgegeben (aber zumindest sein Konter auf Ankaars Verbalattacke „du bist nicht so gut wie deine Mutter“ ist nett), so dass „Deathsport“ sich nicht in den Pantheon großer denkwürdiger Carradine-Performances aufgenommen werden muss.
Claudia Jennings, 1970 Playboy-Playmate-of-the-Year und danach stets bestrebt, eine seriöse Schauspielkarriere einzuschlagen (was nicht so recht fruchtete, da ihr z.B. die Nachfolge von Kate Jackson in „Drei Engel für Charlie“ aufgrund ihrer Playboy-Vergangenheit durch die Lappen ging, außerdem hatte sie Mitte der 70er massive Drogenprobleme) ist sehr nett anzuschauen, fährt mehrfach komplett aus den Gewändern, was ich persönlich für löblich halte, hat aber mit Schauspielkunst an sich auch nicht viel am Hut.
Charakterkopf Richard Lynch („God told me to“, „Die Barbaren“, Ancient Warriors) darf als Ankaar Moor nicht sooo aus sich heraus gehen, wie ich es als Fan seiner übertriebenen Schurkendarstellungen gern gesehen hätte (aber nie sah er Howard Carpendale ähnlicher als hier), David McLean („Mörderspinnen“, außerdem der langjährige „Marlboro-Mann“) ist prinzipiell ein angemessen widerlicher Lord Zirpola, aber mit zu wenig Screentime und Motivation. William Smithers („Dallas“, „Papillon“), versierter Bühnen- und TV-Akteur, liefert in der Rolle des Dr. Karl einen unauffälligen, aber kompetenten Filmauftritt ab. In kleinen Rollen sind H.B. Haggerty („Die große Keilerei“, „Foxy Brown“), Brenda Venus („Im Auftrag des Drachen“ und Valerie Rae Clark („Caligula“) zu sehen, wer genau hinkuckt, kann als eine von Zirpolas Kurtisanen eine junge Linnea Quigley erkennen.

Bildqualität: Carol-Media-Scheiben sind selten ein Quell der Freude, und die von „Deathsport“ macht keine Ausnahme. Anstatt im angedachten 1.85:1-Widescreen-Ratio gibt’s nur 4:3-Vollbild, einige Filmrisse und Verschmutzungen trüben das Sehvergnügen, Schärfe- und Kontrastwerte sind bestenfalls für die Grabbeltischklasse mittelprächtig Zwischen ca. Minute 37 und 48 stellt sich zudem ein sehr lästiger Ruckeleffekt ein.

Tonqualität: Deutscher Ton in Dolby Digital 2.0 ist die einzige Option. Erträglich, aber auch nicht mehr, da im Musikbereich eher scheppernd und im Dialogton ziemlich dumpf.

Extras: Als Bonusmaterial, das die Gesamtlaufzeit der DVD mühevoll auf die coverannoncierten 100 Minuten wuchtet, gibt’s ne Corman-Filmographie und die von der „Death Race 2000“-Scheibe bereits bekannten Trailer zur „Carnosaurus“-Reihe (inkl. „Raptor“) und „Death Race 2000“.

Fazit: Als semi-offizieller Nachfolger von „Death Race 2000“ ist „Deathsport“ eine echte Graupe. Sein „Gimmick“, die versprochenen harten Gefechte in der Todesarena, ist ein absolut untergeordnetes Motiv (in die Arena geht’s genau einmal), die eigentliche Geschichte leidet darunter, dass die „Helden“ eigentlich immer nur weglaufen und dem Film an sich ist seine wohl ziemlich chaotische Entstehungsgeschichte sehr deutlich anzumerken – er wirkt unrund, tempolos, die Action weder zwingend hart noch vom Stuntaufwand her spektakulär, Effekte, Kostüme und Sets sind billig, die schauspielerischen Leistungen nicht der Rede wert. Einzig, ähm, der volle Körpereinsatz von Claudia Jennings bringt dem Freund attraktiver weiblicher Anatomie den ein oder anderen Schauwert, ansonsten muss man konstatieren, dass „Deathsport“ vielleicht mit seinem postapokalyptischen Ansatz früher dran war als „Mad Max“, aber zwischen zu später Hippie-Psychedelic-Drogenverehrung einerseits und dem Verlangen des Produzenten nach einem kommerziell verwertbaren Action zerrieben wird und in nicht wirklich miteinander kompatible einzelne Segmente auseinanderfällt. Da hat die Filmhistorie mal wieder Recht – während „Death Race 2000“ als Klassiker des Low-Budget-Actionkinos gilt und als Multi-Mio-Major-Blockbuster neuverfilmt werden konnte, ist „Deathsport“ der Vergessenheit anheim gefallen. Das passt dann auch so. Nichtsdestotrotz – DC, you’ll be missed.

(c) 2009 Dr. Acula

PROJEKT 300-Zwischenstand: 118 down, 182 to go.


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