Deathgasm

 
  • Deutscher Titel: Deathgasm
  • Original-Titel: Deathgasm
  •  
  • Regie: Jason Lei Howden
  • Land: Neuseeland
  • Jahr: 2015
  • Darsteller:

    Milo Crawthorne, James Blake, Kimberly Crossman


Vorwort

Weil seine Mama gerade mal zwangsweise die Annehmlichkeiten der Psychiatrie genießt, wird Teenager Brodie in ein erzkonservatives Provinzkaff zu seiner streng religiösen Verwandschaft verschifft. Für einen Metalhead ein echter Kulturschock – kein Wunder, dass seine einzigen Freunde die Rollenspielnerds Dion und Giles, ähnliche Outcasts wie Brodie selbst, und die örtliche Ein-Mann-Metal-Armee Zakk werden. Kurzerhand wird die Gründung einer Band beschlossen – DEATHGASM (all caps!11). Auf der Suche nach Inspiration brechen Brodie und Zakk in die heruntergekommene und vermeintlich leerstehende Bude der Rocklegende Rickie Dagger ein. Die wird von einem dreivierteltoten Dagger aber noch bewohnt – mit einigen gefundenen Notenblättern ergreifen die Headbanger die Flucht und bekommen so leider nicht mit, wie Dagger von mysteriösen Kultisten ermordet wird. Die Noten eignen sich nach allgemeiner Ansicht hervorragend für einen neuen DEATHGASM-Song, doch wissen unsere tapferen Instrumentenquäler natürlich nicht, dass es sich bei der „Schwarzen Hymne“ um die Anrufung finsterer Dämonenheerscharen handelt. In Windeseile verwandelt sich ein Großteil der Stadtbevölkerung in blutgierige Monster – und DEATHGASM haben, verfolgt von den Kultisten, die ihren Oberdämon heraufbeschwören wollen, alle Gitarren voll zu tun, den von ihnen gerufenen Geist wieder zurück in die Flasche zu bekommen…


Inhalt

Fester Bestandteil jedes FFF-Programms ist natürlich auch die launige Splatterkomödie, und anno 2015 erklären sich hierfür die Schafschubser aus Neuseeland zuständig (die haben das mit Peter Jackson in ferner Vergangenheit und mit „Black Sheep“ vor etwas weniger Lenzen ja auch schon mehrfach gut hinbekommen). „Deathgasm“ ist aber nicht nur die fröhliche Gliedmaßen – und Gedärmweitflugorgie des Jahres (und spiritueller Nachfolger von „Hard Rock Zombies“), sondern irgendwie auch die kongeniale Ergänzung zum letztjährigen Festival- und Kinojahrgangsüberhaupthammer „Metalhead“.

An der Oberfläche macht „Deathgasm“ keinen Hehl daraus, furchtbar unoriginell zu sein – die Einflüsse reichen sicher vom seligen „Ragman“ bis zu den modernen Funsplattereien, und natürlich wird ein ums andere Mal auch die Glaubwürdigkeit strapaziert. Ja, jetzt mäkelt der Doc wieder dran rum, dass in einem Film, in dem ein Song die Dämonen der Hölle herbeiruft, unrealistisch sei, wie schnell sich das Schul-Sweetheart nach einem Gitarrenriff in eine harte Metalbraut verwandelt und dass die Metalheads die RPG-Nerds nicht verprügeln, sondern in ihre Band integrieren (was ja immerhin soweit Sinn macht, als beide Gruppen Interesse an Kerker, Drachen, Kriegern mit Breitschwertern und Kriegerinnen mit unpraktischen Rüstungen haben, und auf der Abschussliste der Fundichristen standen/stehen). Aber letztlich macht das eben auch nichts, weil „Deathgasm“ das Herz grundsätzlich am rechten Fleck, nämlich für die Outcasts, die Non-Konformisten, die Unangepassten, schlagen lässt. In der Tat halte ich den Teil des Films, der *vor* der unfreiwilligen Dämonenbeschwörung steht und in der Brodie den Kontakt mit Zakk aufnimmt (in einer wunderschönen, fast wortlosen Szene, in der Zakk und Brodie ihre Freundschaft über den Abgleich von Plattencovern in der Metal-Abteilung des örtlichen Plattenladens schließen) und mit ihm den langweiligen Ort aufmischt, für besser als die nachfolgende, selbstredend hoch unterhaltsame Ultrasplatterei.

Es wird deutlich, dass Erstlingsregisseur Howden viel Sympathie für seine Figuren hat und sie, bei allen Headbanger-Stereotypen, nicht dem Gelächter des Publikums zum Fraß vorwirft, sondern sie zu nachvollziehbaren Figuren macht, selbst in Extremsituationen, wenn z.B. Zakk mitten in der angehenden Apokalypse noch Zeit genug findet, Brodie die Freundin auszuspannen oder vor einer Rettungsaktion erst mal nach Hause fährt, um sich frische Corpsepaint aufzulegen.

Als Pluspunkt stellt sich auch das undefinierte zeitliche Setting heraus – es scheint primär so eine Art 80er/90er-Melange zu sein, in der „Deathgasm“ sich ansiedelt, fiedelt aber ungefangen aber auch Elemente der 50er und der 2000er ein (es gibt keine Handys, aber in Brodies Zimmer hängt ein Trivium-Poster); was womöglich nach konzeptloser Schlamperei aussehen könnte, entpuppt sich als angenehme „Zeitlosigkeit“ (und eine Art Hommage an die großen Universal-Grusler, die sich auch weigerten, sich logisch in einer bestimmten Ära ansiedeln zu lassen). Ein paar großartige Visualisierungen, in denen Metal seine Hörer praktisch direkt in ein Manowar-Cover beamt, sind ebenfalls dringend zu loben.

Howden inszeniert die Nummer flott, mit einer hohen Anzahl funktionierender Gags und Kunstblut, Gore und Schmodder in rauen Mengen. Milo Crawthorne (ein ehemaliger „Power Ranger“) und Newcomer James Blake geben ein überzeugendes Headbanger-Duo ab und mit Kimberly Crossman (gut beschäftigte neuseeländische Fernsehdarstellerin) bewirbt sich ein weiteres 1-A-Schnucki um die Krone des offiziellen FFF-Babes 2015.

Fazit: gut gelaunter, lauter Funsplatter, der trotz allem Schmodder und Gore seine Figuren nicht vergisst und in seinen Gags erstaunlich treffsicher und sympathisch bleibt. Daumen hoch!

Toter Hund: Könnte ich mich nicht erinnern.

4/5
(c) 2015 Dr. Acula


mm
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