Death Race 2

 
  • Deutscher Titel: Death Race 2
  • Original-Titel: Death Race 2
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  • Regie: Roel Reine
  • Land: Südafrika/Deutschland
  • Jahr: 2010
  • Darsteller:

    Luke Goss (Carl „Luke“ Lucas), Lauren Cohan (September Jones), Sean Bean (Markus Kane), Ving Rhames (Weyland), Tanit Phoenix (Katrina Banks), Patrick Lyster (Warden Parks), Deobia Oparei (Big Bill), Fred Koehler (Lists), Robin Shou (14K), Danny Trejo (Goldberg)


Vorwort

Der begnadete Fluchtwagenfahrer Carl „Luke“ Lucas soll für Crimeboss Markus Kane mit dessen Neffen und ein paar Gefolgsleuten eine Bank ausrauben. Weil der Kane-Neffe ein Trottel ist, geht die Operation ordnungsgemäß den Bach runter – Luke sieht sich gezwungen, einen Polizisten zu erschießen, auf der nachfolgenden Flucht werden Blech- und vermutlich auch Leichenberge aufgetürmt. Loyal, wie Luke Markus gegenüber ist, sorgt er dafür, dass Neffe und Beute entkommen, nur er selbst wandert, auch aufgrund seiner strikten Weigerung, gegen Kane auszusagen, lebenslänglich in den Bau. Selbiger, Terminal Island Prison, ist ein privat geführter Knast der Weyland Corporation (wo ist Yutani?), wo September Jones, Reporterin des firmeneigenen Fernsehsenders, zufällig einen Ausbruch offener Gewalttätigkeiten mitfilmt und von einem Inspirationspartikel getroffen wird. Das Live-Gemetzel hat nämlich spektakuläre Einschaltquoten erzielt und an denen mangelt’s dem Weyland-Sender ansonsten reichlich. Könnte man nicht zur Befriedigung des Blutdursts des Publikums Todeskämpfe zwischen den Insassen veranstalten und diese senden? Gefängnisdirektor Parks, der völlig anachronistisch tatsächlich noch glaubt, sein Knast wäre zum Schutz der Bevölkerung und zur Resozialisierung der Knackis da, ist dagegen, wird aber glatt überstimmt. „Death Match“ ist geboren und für eine Weile sind die Ratings auch prima, nur hat September übersehen, dass die Möglichkeit einer Submission (Aufgabe) das ganze Konzept untergräbt, und das schnallen nach einer Weile auch die Zuschauer. Septembers Versuch, Luke für die Kämpfe zu rekrutieren, wird zunächst abgeschmettert, bis die manipulative Bitch ganz „zufällig“ Lukes Kumpel Lists, ein Weichei vor dem Herrn, in einen Fight mit dem Führenden der Killrangliste, Big Bill, „lost“. Luke schreitet zur Lebensrettung…

Als September wenig später zufällig beobachtet, wie Luke mit einem Schrottauto (das in der Werkstatt des Knasts wie so manch anderer Schrott eingeschmolzen und zu Billigwaffen für die dritte Welt umgeschmiedet wird) ein paar flotte Runden über den Gefängnishof brettert, hat sie eine neue Eingebung – „Death Race“: in schwer bewaffneten und gepanzerten Kaleschen sollen sich die Gefangenen möglichst quotentauglich die Lebenslichter ausblasen. Dem fünffachen Rennsieger winkt die Freiheit. Naturgemäß rechnet sich Luke, von seiner Boxenmannschaft Goldberg, Rocco und Lists unterstützt, gute Chancen aus, zumal seine Beifahrerin Katrina auch ein heißer Feger vor dem Herrn ist. Dummerweise glaubt Markus Kane entgegen jeglichen Augenscheinsbeweises nicht daran, dass Luke tatsächlich die Klappe halten wird und setzt eine Prämie von 1 Mio. Dollar auf Lukes Kopf auf – und die wollen sich freilich praktisch alle Rennteilnehmer abgreifen…


Inhalt

Ich werde jetzt nicht schon wieder mit meiner altbekannten Litanei um Roger Corman, Frankensteins Todesrennen und das überraschend gute Re-Imagening Death Race von Paul W.S. Anderson daherkommen, wer tatsächllich filmhistorische Nachhilfe nötig hat, möge sich einfach zu den entsprechenden Reviews durchklicken und auf den Stand der Dinge bringen.

Anderson hatte schon früh angekündigt, dass er gerne ein Prequel auf die Beine stellen würde, dass die Anfänge des Death Race und die „Geburt“ des Charakters Frankenstein schildern sollte, und nachdem „Death Race“ kein großer Blockbuster, aber zumindest ein solider Moneymaker war (sein 45-Mio-Dollar-Budget spielte der Streifen locker ein, allein der Kinoeinsatz spülte Universal 78 Mio. Dollar in die Kassen, und mit der DVD-Auswertung dürfte dem Studio ein ordentlicher Batzen Gewinn geblieben sein), gab’s schnell grünes Licht für eine Direct-to-DVD-Fortsetzung. Anderson blieb dem Projekt als Produzent verbunden und erdachte zusammen mit Screenwriter Tony Giglio, der dann das Drehbuch ausfertigte, die Story, der Regiejob ging an Roel Reiné, der zumindest mich mit dem schnittigen The Marine 2 überzeugte und sich für weitere Aufgaben im mittelbudgetierten B-Bereich empfahl. Die Besetzungsliste liest sich mit Namen wie Trejo, Rhames und Bean auch solide, viel konnte da doch eigentlich gar nicht schiefgehen…

Nun, das kommt darauf an, was man unter „nicht schiefgehen“ versteht. So arg viele dramaturgische Möglichkeiten hatten Anderson und Giglio ja nicht – was mit dem ersten „Frankenstein“ passiert, verrieten uns ja die ersten Minuten des Vorgängers, also mussten sich die Jungs auf ein „der Weg ist das Ziel“ verständigen und sich mehr oder weniger darauf beschränken, die in „Death Race“ etablierte Welt, das dortige Szenario, einigermaßen sauber und schlüssig hinzuschummeln. In diesem Zusammenhang finde ich es leicht bedenklich, dass „Death Race 3“ bereits in Planung ist und die – nicht wirklich ausufernde – chronologische Lücke zwischen „Death Race 2“ und „Death Race“ schließen soll. Da gibt’s, ehrlich gesagt, nicht wahnsinnig viel, was erzählt werden könnte, da in der internen Franchise-Timeline zwischen diesen beiden Filmen nicht viel Platz ist, was man auch daran merkt, dass Charaktere wie Lists oder 14K auch im Statham-Vehikel mit von der Partie waren/sind/sein werden (hmpf, grammatikalisch sind solche Prequel-/Sequel-Konstruktionen immer wieder eine Herausforderung).

So ganz erfolgreich ist das Unterfangen dann nicht – von der dystopischen Welt mit Massenarbeitslosigkeit und explodierender Verbrechensrate kann bei „Death Race 2“ noch nicht viel erspäht werden; es ist „unsere“ Welt mit dem Bonus der bereits privatisierten Knäste; ganz nett und leicht subversiv-medienkritisch ist die Entwicklung der „Death Matches“ als Zufallsentdeckung (auch wenn das ungefähr auf einem Level mit einer hypothetischen „flieg-das-Flugzeug-in-das-Haus“-Gameshow steht, die ein Sender einführt, weil die 9/11-Berichterstattung quotenmäßig abgeräumt hat – wobei ich das den Japanern durchaus zutrauen würde) und ihre rasch wieder abklingende Popularität, weil nicht genug getötet wird (da gibt’s in der Tat auch eine Tendenz unter MMA-/UFC-Fans, sich über lahme Shows aufzuregen, wenn die Kämpfe nicht durch K.O./Submission beendet werden, sondern über die volle Rundendistanz gehen), und auch der Gedanke, dass es ausgerechnet Luke selbst ist, der durch seine supreme driving skills September Jones überhaupt erst auf die Idee der Death Races bringt, ist ganz witzig (übrigens ist es in der internen Logik der Filme kein Lapsus, das hier September Jones als Erfinderin der Death Races gezeigt wird, während im Vorgänger Hennessy, die hier sogar kurz als potentielle neue Knastdirektorin erwähnt wird, die Lorbeeren hierfür einsackt: September Jones schätzt genau so ein; man könnte darüber kritteln, dass durch die Tatsache, dass Markus Kane beim Zappen kurz bei „Frankensteins Todesrennen“ hängen bleibt, die von Anderson zeitweilig vertretene Ansicht, „sein“ „Death Race“ wäre ein Prequel zum Corman-„Death Race 2000“ negiert wird, sprich Original und Re-Imagening nun dezidiert unterschiedliche Universen bewohnen; dafür erlaubt die Weyland-Connection zumindest die hypothetische Chance, dass „Death Race“ und die „Alien vs. Predator“-Filme die Continuity teilen).

Charaktertechnisch herrscht Magerkost – Luke ist der klassische Gentleman-Gauner, der in 20 Jahren krimineller Aktivität keiner Fliege was zu Leide getan hat und jetzt nur durch die Inkompetent des Boss-Neffen in die Bredouille geraten ist, loyal bis zum Steinerweichen und ein elender Gutmensch, der zwar so tut, als würde er keine Freunde suchen, aber natürlich trotzdem den Unterdrückten (in Person des schwächlichen Lists) zur Seite springt, wenn’s brenzlig wird – er macht nicht wirklich eine Entwicklung durch, die folgerichtig von seiner Ausgangsposition zum Frankenstein-Charakter hinführt (die „Verwandlung“ ist der apostrophierte Höhepunkt des Films); alle anderen Figuren sind eh reine Schablonen und orientieren sich sklavisch an solchen aus dem Vorgänger (Goldberg ist nur Coach mit anderem Darsteller; zwischen Big Bill und Machine Gun Joe bestehen allenfalls marginale Unterschiede, Lists ist eh in beiden Filmen dabei und September Jones ist eine derart eindimensional böse bitch, dass dagegen Henessy aus dem ersten Teil wie eine nuanciert-ambivalente Identifikationsfigur wirkt; Bösewicht Nr. 2, Kane, ist eine Randfigur, die nicht wirklich aktiv in die Handlung eingreift – und Katrina, jo mei, ist halt nur die obligatorische Love Interest, die kurz vor die Vertrauensfrage gestellt wird, ohne dass daraus wirklich ein Konflikt gebastelt wird).

Nun ja, wir haben sicherlich keinen Tolstoi erwartet – stimmt dann wenigstens die filmische Umsetzung? Roel Reine halte ich, wie gesagt, für ein begabtes Kerlchen auf dem Gebiet des neumodischen Randalefilms (das hält Anderson wohl auch so, er hat den Meister nämlich für Teil 3 gleich wieder verpflichtet), im Vergleich zum sehr agilen, einfallsreichen „The Marine 2“ hält er sich aber merklich zurück und versucht, unter den Beschränkungen des kleineren Budgets, das Feeling von „Death Race“ zu emulieren. In den Schlägereien und Death Match-Szenen erkennt das fachkundige Auge, dass einige bemerkenswerte Luftlöcher geschlagen werden (bzw. die Stuntleute nicht die allererste Garde sind), die Rennszenen („nur“ zwei im Vergleich zu den vier im Vorgänger – irgendwo muss man die Kohle ja einsparen) sind durchaus fetzig (und überwiegend aus Outtakes oder recuts aus dem ersten Film zusammengebaut, ohne dass das wirklich auffällt), aber nicht ganz so spektakulär (und für meine Begriffe weniger splattrig, ungeachtet der Tatsache, dass „Death Race“ mit einer ordinären 18er-Freigabe durch den FSK-TÜV ging und das Prequel die Juristenkommission bemühen musste). Reine erledigt seinen Job durchaus mit gewisser Energie, aber ohne rechten dramaturgischen Flow – es ist mehr ein Warten auf den nächsten Stunt, auf die nächste Actionszene als eine sich flüssig entwickelnde *Geschichte*, aber mehr darf man im DTV-Bereich sicherlich auch nicht voraussetzen. Kameraarbeit und Schnitt sind solide, gelegentlich wird ein wenig mit slow-mo und upseed gespielt, nicht fehlen dürfen die Gameshow-Einspieler für die Teilnehmer (auch wenn die unlogisch sind… die Autos werden mehr oder minder zufällig unter den Startern verteilt, trotzdem hat bei den Einspielern jeder „sein“ richtiges Fahrzeug), die Fahrzeuge wieder ordentlich aufgebretzelte PS-Monster und der Look des Films angemessen „schmutzig“ (was das Franchise hier richtig macht, ist, dass im Gegensatz zu anderweitig postulierten privatwirtschaftlich organisierten Knästen wie in „Fortress“ z.B., deutlich wird, dass die Weyland Corporation keinen Cent mehr als unbedingt nötig in ihre Gefängnisse steckt und demzufolge alles einen siffigen, heruntergekommenen Eindruck macht).

Die Darstellerriege ist ordentlich für ein DTV-Sequel – Luke Goss, der Ex-Popstar, der mittlerweile eine solide Karriere als B-Body aufgebaut hat (und sei’s, ganz wie hier, als das, was man kriegt, wenn man Statham haben möchte, ihn sich aber nicht leisten kann oder will), und den wir hier zuletzt in Tekken gesehen haben, ist durchaus treffend besetzt – er ist likeable, hat physische Präsenz und stinkt schauspielerisch (was ich ihm zu Beginn seiner Filmlaufbahn nicht unbedingt zugetraut habe) nicht ab; er hat hier nicht wirklich viel zu *spielen* und punktet daher hauptsächlich durch sein Charisma. Lauren Cohen („Party Animals 2“, „The Vampire Diaries“, „Chuck“) ist als Überbitch September Jones dagegen deutlich überfordert – es mag der Chauvi in mir sein, aber ich kaufe ihr ihre Evil Persona ü-ber-haupt nicht ab; man (und ich auch) sagt zwar, dass exaltierte Schurkenrollen gemeinhin einfacher zu spielen sind, weil’s eigentlich immer leichter ist, jemanden dazu zu bringen, einen zu hassen als ihn zu lieben, aber ihre Kaltschnäuzigkeit und Skrupellosigkeit sind hier eher „informed attributes“, weil sie einfach nicht in der Lage ist, die Boshaftigkeit, die ihr vom Script aufgegeben wird, glaubwürdig zu verkörpern. Gut aussehen tut sie zweifellos. Sean Bean, zu dessen Fan ich mich ohne weiteres erkläre, hat ebenfalls nicht viel zu tun und interagiert auch kaum mit dem Rest-Cast (er hat eine Szene mit Goss und eine mit Tanit Phoenix), tut dies aber mit bewährter Souveränität, Ving Rhames („Mission: Impossible II/III“, „Dawn of the Dead“, „Pulp Fiction“) erledigt seine auch eher Gastauftritte zu nennenden Szenen ebenfalls mit gewohnter Routine. Tanit Phoenix („Lord of War“, „Lost Boys: The Tribe“) sorgt für das notwendige Häppchen Erotik, Fred Koehler und Robin Shou re- bzw. pre-prisen ihre Charaktere aus „Death Race“ ohne große Ausreißer nach oben oder unten, und Danny Trejo, gut, der ist mal wieder verschwendet (aber Trejo, der mittlerweile stramm auf die 70 zugeht und immer noch ein erstklassiger bad-ass-motherfucker ist, wie er im Buche steht, kann bedenkenlos zwischen tragenden Nebenrollen, Hauptrollen und überflüssgein Bit-Parts a la Alone in the Dark II pendeln, ohne seiner Credibility im Geringsten zu schaden).

Bildqualität: Universal bringt den Film in solidem 1.85:1-Widescreen. Der Transfer hätte vielleicht noch den ein oder anderen Filter vertragen können und ich bilde mir ein, dass die ganze Geschichte leicht flimmrig ausgefallen ist, aber im Großen und Ganzen ist das in Ordnung.

Tonqualität: Deutscher, englischer und türkischer Ton jeweils in Dolby 5.1 plus ein Rudel Untertitelspuren. Der Original-Track ist ordentlich laut, klar abgemischt (wobei die Musik, überwiegend der übliche Mix aus Hip Hop und alternative/Nu-Metal-Krams, gegenüber den Soundeffekten in den Hintergrund tritt) und schon allein wegen Sean Beans Akzent zu bevorzugen.

Extras: Audiokommentar, diverse making-of-Featuretten und deleted scenes.

Fazit: Es ist sicherlich nicht klug, an „Death Race 2“ mit einer überzogenen Erwartungshaltung heranzugehen – Drehbuchautor Giglio und Regisseur Reine hatten kaum die Möglichkeit, großartig aus dem Schema, das im großen Vorgängerfilm etabliert wurde, auszubrechen, sie müssen also eine Geschichte erzählen, die von Haus aus keine großen Überraschungsmomente bringen kann, also versuchen sie’s auch gar nicht erst richtig. „Death Race 2“ definiert sich über seine Action, die ist okay, aber eben auch nicht anders, innovativer, härter oder „besser“ als in „Death Race“. Es ist ein Fall von „more of the same“, routiniert gewerkelt, mit Ausnahme von Lauren Cohen auch ordentlich gespielt, insgesamt jedoch ein Fall von „meh“, da reißt einen nichts wirklich vom Stuhl, da bleibt nichts bleibend im Gedächtnis. Nicht ärgerlich im Sinne von Zeitverschwendung, allerdings auch ohne große „rewatchability“. Schade, wahrscheinlich aber nicht anders zu erwarten gewesen…

2/5
(c) 2011 Dr. Acula


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