Death Game – Das Spiel mit dem Tod

 
  • Deutscher Titel: Death Game - Das Spiel mit dem Tod
  • Original-Titel: Deathrow Gameshow
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  • Regie: Mark Pirro
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Chuck Toedan (John McCafferty)
    Gloria Sternvirgin (Robyn Blythe)
    Luigi Pappalardo (Beano)
    Trudy (Darwyn Carson)
    Mama Pappalardo (Mark Lasky)
    Don Guido Spumoni (Bill Whitehead)
    Stage Manager (Kent Butler)
    Shanna Swallow (Debra Lamb)
    Dinko (Paul Farbman)
    Judge (Conrad Brooks)


Vorwort

Abt. Ach ja, die guten alten 80er.

Als offizieller alter Sack (ich bin über 30 – helfen Sie mir über die Straße) kann (bzw. muss) ich ja zugeben, in dieser schönen Ära aufgewachsen zu sein. War schon irgendwie ´ne lustige Zeit – im Radio gab´s noch anständige Musik (Techno war noch nicht wirklich erfunden), auf dem Schulhof wurde man noch nicht abgezockt und riskierte auch keine Prügel, wenn man keine [insert-flavor-of-the-month-Marke-here]-Klamotten, sondern ´ne Jeans von Charles & Anthony (besser bekannt als C&A) trug, und bezüglich des Krams, den man stapelweise aus der Videothek rausschleppte (30 Filme pro Woche waren bekam ich * locker * hin), war man wenig wählerisch. Was neu war und auch nur ansatzweise interessant aussah, wurde ausgeliehen.

So kam ich damals auch zu Death Game – Das Spiel mit dem Tod, vom verdienten Schotterlabel Ascot Video der willigen Klientel ans Herz gelegt. Selbst im damals zarten Alter von erheblich-weniger-als-heute-Jahren war mir nach erstmaliger Sichtung des Werks klar, das Ding ist something special. Was Mark Pirro, der auch das Drehbuch zur hochgradig unterhaltsamen Horrorklamotte My Mum´s A Werewolf (immerhin mit John Saxon) zu verantworten hatte, da inszeniert hatte, suchte damals (und eigentlich auch noch heute) seinesgleichen. Ich behielt den Streifen also über all die vielen Jahre in wohlwollender Erinnerung und hatte sogar mitbekommen, dass Olli Krekel und marketing-film den Streifen aus der Mottenkiste ausgegraben und auf DVD gebannt hatten. Und als mir auf der letzten Börse (sprich: vorgestern) am „5 DVDs für 20 €“-Stand (gerade eben noch so Doc-Brieftaschen-kompatibel) u.a. dieser Titel entgegensprang, konnte ich mich nicht beherrschen…

Andererseits ist das ja, wie wir an dieser Stelle auch schon des öfteren festgestellt haben, mit den nostalgischen Erinnerungen so ´ne Sache. Was man vor 16-17 Jahren gut fand, muss man heutzutage, mit ein paar tausend Filmen mehr Erfahrungsschatz, ja nicht immer noch heiligsprechen. Trotz des meterhohen Stapels noch nicht gesichteter Filme, die schon länger ihrer Würdigung harren, konnte ich mich (auch aufgrund der charmanten Kürze, die in meinen etwas hektischen heutigen Zeitplan passte), nicht zurückhalten.

Aber vor das DVD-Kucken hat der liebe Gott das Staunen gesetzt. Was für eine Freigabe prangt da auf der Hülle? „Strafrechtlich unbedenklich/Juristenkommission“? Eh, bitte? Hab ich damals den falschen Film gesehen oder eine zur Unkenntlichkeit verstümmelte Videofassung vor den Glotzbuchten gehabt? Als ultrahartes Gorespektakel hatte ich den Streifen eigentlich nicht in Erinnerung… aber kurze Internet-Recherche bringt es an den Tag: Ascot hatte es seinerzeit gewagt, den Film ohne FSK-Siegel, also ungeprüft, herauszubringen. Ist ´ne JK-Prüfung eigentlich billiger als FSK? Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die DVD-Fassung wirklich länger ist als das olle Video… Aber gut, wir werden sehen.

Disclaimer voran: Es handelt sich bei diesem Film um eine durchaus beabsichtigte Komödie, und wir alle wissen, das absichtlich Humoristische kommt meinem spezifischen Reviewstil nicht ganz so entgegen. Aber Stammleser wissen ja, mit derartiger minderwertiger Review-Qualität umzugehen (wir sehen uns im Flameboard :-)).

So, und jetzt geht´s wirklich los…


Inhalt

Und zwar gleich mit der populären Gameshow „Live or Die“ mit unserem sympathischen Gastgeber, Chuck Toedan! Applaus Applaus Applaus! (Und das Saalpublikum lässt sich nicht lumpen). Für diejenigen, die nicht gleich begriffen haben, was es mit einer Gameshow auf sich hat, deren Kandidaten verdächtigerweise in Sträflingsklamotten gehüllt sind, hier die Kurzfassung: In „Live or Die“ erhalten Todeskandidaten die Chance, um ihr Leben zu spielen. Gewinnen sie ihre Spiele, winkt ein Hinrichtungsaufschub, verliert der unglückselige Bewerber, naja, dann spart der Staat eine Menge Kohle an Unterbringung und Exekutionskosten, aber wenigstens können die Hinterbliebenen noch ein paar Preise abstauben.

Gefangener Nr. 9372 findet sich demzufolge in einer etwas brenzligen Bredouille wieder – nämlich unter einem Fallbeil. Kein Wunder, dass 9372 nervös ist, beantwortet er nämlich die von Chuck gestellte Frage falsch, dann rollt das Köpfchen. Der Kandidat soll einen Filmclip identifizieren – es wird ein auf 50er-Jahre-Monsterfilm getrimmtes s/w-Filmchen eingespielt, indem eine Mumie versucht, ein Mädel zu killen, aber ob seiner Flucht schmählich scheitert und ihm daher eine Fuhre unflätiger Bemerkungen hinterhergröhlt: „Fuck Shit Sonofabitch!“ 9372 ist leider kein großer Filmfan und kann den unsterblichen Klassiker Curses of the Mummy (und Ihr dachtet, ICH mache die üblen Wortspiele…) nicht identifizieren. Aber noch ist Polen nicht verloren, nö, es gibt keinen Telefonjoker o.ä., der Kopf muss ab, aber wenn´s 9372 gebacken bekommt, mit dem Gesicht nach oben im Korb zu landen, so rein abgetrennte-Rübe-mäßig, darf sich seine Familie (dickes Ehefrau und zwei Kiddies sitzen strahlend und daumendrückend im Publikum) über 10.000 Dollar freuen. „Du schaffst es, Daddy“, brüllt eine der Blagen begeistert… ZACK! Die entscheidene Frage „face up or not“ (und glaubt nicht, dass wir wenigstens ein fake-head-prop zu sehen bekommen) kann nur von der unbestechlichen Jury (bestehend aus Ed-Wood-Spezi Conrad Brooks und einem lässig Zigarette schmauchenden Bartträger) geklärt werden. Die Daumen gehen nach oben! 9372s Familie kriegt sich vor Begeisterung kaum mehr ein und wir kommen zum Vorspann…

Chuck Toedans Show ist zwar beliebt, hat aber, wer hätte es gedacht, auch Gegner. Die demonstrieren mit Plakaten wie „Chuck should be aborted“, „We hate Chuck“ und „Only God can kill“ (zumindest das letzte kennt man ja von Anti-Todesstrafen-Demos) auf dem Studioparkplatz, aber der smarte Chuck hat für die Protestierer nur ein müdes Lächeln übrig und schwingt sich in seinen Schlampenschlepper (Cabrio, für Nichtexperten). Erster wirklicher priceless moment – Toedan kommt an eine Kreuzung, über deren Fußgängerüberweg die meist jugendlichen Pedestrians in Zeeeeiiiitluuuuupeeee laufen. Kein Wunder, steht doch da ein Verkehrsschild: „SLOW CHILDREN“. Neben Chuck hält ein weiterer Wagen an und dessen Fahrer hat ihm was zu sagen – „Ich sehe ihre Show seit zwei Jahren und ich finde sie KRANK!“ (Womit wir nun endgültig auch bei Satire angekommen sind. Den Spruch könnte ich mir auch von so manchem Big Brother-Zuschauer vorstellen). Unser Moderator ist auf derartige Eventualitäten vorbereitet und kurbelt einfach die Seitenscheibe hoch, da ist seine Antwort nämlich schon vorgefertigt draufgepichelt: „Blow it out your ass!“

Am nächsten Morgen erwacht Chuck in seiner nicht-von-Pappe-Villa, nimmt einen Telefonanruf entgegen (den Anrufer hören wir nur in hochgepitchten Zwitscher-Geräuschen) und findet sich, nach Beendigung des Telefonats und einmal um die Längsachse drehen, erstaunlicherweise Aug in Aug mit einer unbedeckten Frauenbrust. Das verwundert ihn denn doch. „Kenne ich Sie?“, fragt er die Besitzerin der Titte. Nicht unbedingt, aber das beruht nicht auf Gegenseitigkeit – das nackte Mädel ist nämlich ein Riesenfan und plappert unentwegt – sie möchte ihren Freund gern in die Show bringen: „Er sitzt lebenslänglich, weil er vor einer katholischen Schule einen Collie belästigt hat!“ Chuck geleitet die Quasselstrippe höflich, aber bestimmt, vor die Tür, er hat nämlich ein ganz anderes Problem. Kandidat 1768 ist nämlich leider einem Gangrape zum Opfer gefallen und fühlt sich ein wenig „uptight“. Wird aber keine größeren Konsequenzen für die Show habe, außer dass 1768 nicht sitzen kann…

Auf dem Weg zum Studio muss sich Chuck von einer ältlichen Schülerlotsin noch ein paar böse Worte anhören und auf dem Studioparkplatz selbst seines allergrößten Fans, einem wild herumhüpfenden hyperaktiven Subjekt namens Dinko, erwehren, dessen größter Lebenstraum es ist, als Kandidat bei „Live or Die“ mitzuwirken (mir deucht, der hat das Spielprinzip nicht ganz verinnerlicht). Endlich hat Chuck sein Büro erreicht – das Vorzimmer ist dank der zweifelhaften Organisationskünste seiner Tippse Trudy zwar ein einziges Chaos aus zerknülltem Papier (man sollte meinen, ein Quotenbringer wie Chuck würde vom Sender Top-Personal gestellt bekommen), aber immerhin hat Trudy die Termine im Griff, Chuck wird bei einer Talkshow erwartet, und außerdem gab´s zwei Bombendrohungen. „Nur zwei?“, wundert sich Chuck.

Die nächste Show wird aufgezeichnet – 1768 hat seine Analprobleme offenbar bewältigt und kann sich nun, ganz Geh auf´s Ganze -mäßig entscheiden: den Inhalt eines DIN-A4-Umschlags oder das, was hinter dem Vorhang ist… Angesichts der Ausgangssituation entscheidet sich 1768 eher unglücklicherweise für den Vorhang. Im Umschlag war nämlich ein vom Gouverneur unterzeichneter Hinrichtungsaufschub, dagegen findet sich hinter dem Vorhang eine nette Schlinge, und an der wird 1768 auch gleich aufgeknöpft (in typischer Gameshow-Preis-Beschreiber-Manier bringt uns Chucks unsichtbarer Assistent die Vorzüge des Qualitäts-Stricks und der luxuriösen Kapuze nahe – „total value: Your Life!“).

Talkshowhost Montague konfrontiert Chuck später mit den Auswüchsen seines Tuns, z.B. einem Werbespot, in dem einer seiner Knackis für eine Art Pepsi-Test missbraucht wird. Er soll einen Qualitätskäse von einem billigen Imitat unterscheiden. Leider ist der Spot nicht wirklich für Käse, sondern für Rattengift mit Käsegeschmack… Chuck findet´s lustig, weniger so seine Diskussionsgegnerin Gloria Sternvirgin (Charaktername des Jahrzehnts), die „Live or Die“ mindestens für zynisch und menschenverachtend hält. Chuck zieht sich auf den Standpunkt „die Kandidaten sind eh aus den Todeszellen und erhalten so wenigstens noch eine Chance, das Publikum zu unterhalten“ zurück (ich hab schon immer vermutet, dass Live-Übertragungen von Hinrichtungen ein Millionenpublikum finden würden, und das meine ich jetzt ausnahmsweise mal nicht ironisch, sondern einfach nur zynisch). „Die Leute wollen das sehen“, nimmt Chuck meine Überlegungen vorweg. Bei der Talkshow handelt es sich um eine call-in-Show und die erste Anruferin ist ganz begeistert – ihrer Ansicht nach betreibt Chuck schlicht Gottes Werk („Das Leben ist eh nur eine Transition!“). Gloria sieht sich in ihren Vorurteilen bestätigt, wonach Chucks Zuschauer allesamt einen gesteigerten Dachschaden haben (hm, genau den selben Eindruck hab ich vom Dschungelcamp-Publikum). Chuck weist darauf hin, dass seit Start seiner Show die Verbrechensrate um 30 % gesunken ist und empfiehlt der „stupid bitch“ („can I say ´stupid´ on TV?“), doch mal die Fakten zu akzeptieren. Gloria hat auch wirklich keinen leichten Stand, denn die nächste Anruferin, die Tochter eines in der Show exekutierten Gangsters, bedankt sich blumig bei Chuck dafür, dass er den Lebenstraum ihres Daddys („er wollte immer ins Fernsehen und die Leute zum Lachen bringen“) erfüllt habe („und außerdem haben wir ein Video von der Show bekommen“). Der nächste Anrufer unterbreitet allerdings eine schlichte Morddrohung – noch heute soll Toedan dran glauben. Kann unseren taffen Moderator nicht schrecken, denn er bekommt pro Woche 47 von der Sorte. „Es gibt Leute da draußen, die mich hassen“, gibt er zu. „Es gibt auch HIER DRIN Leute, die sie hassen“, entgegnet Gloria bissig. „Werk Gottes? Werk eines Wahnsinnigen? Wer kann das schon entscheiden?“, spricht Montague das salominische Schlußwort und bedankt sich bei seinen Gästen, wobei wir erfahren, dass Gloria die Organisation WAMAF repräsentiert (Women against Anything Men Are For. Gröhl!).

Gloria keift Chuck auch beim Verlassen des Studios noch weiter an: „Was kommt als nächstes? ´Vergewaltigung für Dollars´?“ Chuck ist an diesem Konzept hochgradig interessiert… leider kann die Idee nicht sofort an Ort und Stelle ausdiskutiert werden, weil zwei maskierte Assassinen ein Attentat durchführen. Chuck zerrt Gloria aus der Schußlinie und in sein Cabrio und gibt Vollgas. Mit einigen gewagten Manövern (Gloria: „Wer hat ihnen das Fahren beigebracht? Ian Fleming?) gelingt es dem Moderator, die Gangster abzuschütteln. Nun möchte er auch noch die unfreiwillige Passagierin loswerden, aber die reklamiert, dass ihre eigene Kalesche noch vor dem Studio rumsteht und sie auf einen Fußmarsch ebendahin nicht wirklich Bock hat. „How do they say in Poland?“, gibt sich Chuck extrem mitfühlend, „Toughshitsky!“ (Den muss ich mir merken.) Selbstverständlich siegt der männliche Beschützerinstinkt erneut und Chuck lässt sich zu einem Taxidienst breitschlagen. Die Fahrzeit nutzt Gloria, um sich nach dem Grund für das Attentat zu erkundigen: „Haben sie Zeit für eine… Rückblende?“, fragt Chucky. (Können wir uns wehren? Eben).

Womit wir bei Priceless Moment Nr. 2 wären (mindestens). Vor einigen Monaten hatte Chuck die Ehre, den Mafiaboss Don Guido Spumoni als Stargast seiner Sendung zu begrüßen (verständlicherweise eine Position, um die man sich in Kriminellenkreisen nicht wirklich reißt). Für ihn wurde ein besonders lustiges Spiel ausgeheckt, ein Test der Willenskraft. Das sieht so aus: Spumoni hockt nackig in einem speziellen elektrischen Stuhl, wobei man fieserweise einen „Bewegungsmelder“ über seinen Dödel gestreift hat. Nun wird Chucks attraktive Assistentin Shanna Swallow (zweitbester Charaktername des Jahrhunderts!) für den Delinquenten den „Tanz der sieben Ständer“ (der sich allerdings als eher handelsüblicher Strip entpuppt. Hiermit bezweifle ich öffentlich, dass „Live or Die“ im amerikanischen TV laufen könnte. Das mit dem Leute killen istj a okay, aber Shanna zeigt Nippel! Ein Werk des Satans! Und abgesehen davon – ´ne Gameshow, in der die Assistentin die Hüllen fallen lässt, hmmm… käme jetzt auf die spezielle Assistentin an) vollführen („Tanz der sieben Ständer“ heißt der Tanz übrigens nur in der O-Fassung. In der deutschen Synchro heißt er „Totenauferstehungstanz“). Spielt sich unterhalb der Hüfte bei Don Guido was ab, heißt´s fröhliches Grillen… Shanna shakes her stuff, aber der Pate bleibt eisern und hält die komplette Spielzeit unerigiert durch. „Der Geist hat die Materie besiegt“, tönt il pate patrone. Dumm nur, dass Chuck ihm bewundernd-gratulierend die Hand auf die Schulter legt… ZZ-ZZAAPP! Instant Mafia roast.

Und seitdem, so beschließt Chuck seine Erzählung, steht er auf der Abschußliste des Spumoni-Clans. „Hoffentlich haben die beim nächsten Mal mehr Glück“, gibt Gloria freundlich zu Protokoll.

Zuhause pflanzt sich Chuck vor die Glotze und kuckt einige obskure Werbespots (Highlight: der „Gebrauchtfrauenverkäufer“, der im Stile eines typischen used-cars-salesman seine attraktiven Geräte mit allerhand Geld-Zurück-Garantien an den Mann zu bringen versucht. Bei dem könnte ich Kunde werden) und TV-Nachrichten, wonach einige Spumoni-Leute (u.a. wegen „suspicion of being suspicious“) verhaftet wurden. Dies führt nahtlos zu Priceless Moment Nr. 3 – Chuck´s Alptraum, präsentiert als Film-im-Film inklusive „MPAA“-Rating und Vorspann („Universaparafox Bros. Presents“, „Written for the Brain & Directed by David Blynche“). Diese Sequenz ist nicht in Worte zu fassen (da könnte ich genauso gut die „red room“-Szenen aus Twin Peaks analysieren) und muss mit eigenen Augen gesehen werden.

Nächster Tag, neues Glück. Dinko stellt sein Fahrzeug entgegen des deutlich sichtbaren Warnschilds „SEVERE TIRE DAMAGE“ auf dem Studioparkplatz ab (Folge: kaum hat Dinko sein Gefährt im Stich gelassen, springen diverse Punks aus ihren Löchern und zerstechen johlend die Reifen), um erneut wild herumhüppend Chuck davon zu überzeugen, ihn in der Show mitmachen zu lassen. Chuck setzt seinem Fan auseinander, dass er dafür erst mal in der Todeszelle sitzen müsste und, nein, ein ordinärer Diebstahl reicht als Qualifikation dafür nicht aus (obwohl ich in manchen Bundesstaaten der USA meine Hand dafür nicht ins Feuer legen würde).

Trudy beschäftigt sich im Vorzimmer weniger mit Büroarbeit, sondern vielmehr mit elektrisch unterstützter Masturbation (und dem Lesen von Pornomagazinen) – schnell vorgetäuschte hektische Betriebsamkeit, als ihr Chef eintritt, nützt ihr nicht viel (vielleicht hätte sie in die Schreibmaschine ein Blatt Papier einspannen sollen) – dass Trudy überdies dumm wie bohnenstroh ist, obwohl sie nicht blond, da Afro-Amerikanerin ist, sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben (Dialog bezüglich eines „falsch-verbunden-Anrufs“: „Könnte es sein, dass jemand die falsche Nummer gewählt hat?“ – Trudy: „Nein, es hat HIER geklingelt!“). In Chucks Büro bewundern wir kurz die Fotomontagen, die ihn mit den US-Präsidenten Reagan und Nixon zeigen und das obskure Riesen-Penis-Stofftier, das ihm ein zweifelhafter Bewunderer geschickt hat. Mehr sorgen als obszöne Plüschmonster macht Chuck allerdings wohl der Anruf des auf ihn angesetzten Profikillers. Zu seinem Glück ist der Hitman verhandlungsbereit („aber nicht bestechlich“), sofern Chuck der Killer-Mutter Eintrittskarten für „Make a Big Deal“ verschafft. Unter diesen Voraussetzungen kündigt der Killer seinen baldigen Besuch nebst familiärem Anhang an. Scheint einer der Tage zu werden, an denen Chuck sich ´ne Drehtür einbauen könnte, denn auch Gloria Sternvirgin schaut unangemeldet und überraschend vorbei. Dafür aber wenigstens extrem schlechter Laune, was an der Morddrohung „from the desk of Luigi“, wie sich der Briefkopf ausdrückt, liegen könnte. Tja, der geheimnisvolle Hitman hat die gestrige gemeinsame Flucht fälschlicherweise als Zeichen romantischer Verbundenheit interpretiert und nun auch Gloria als Ziel ausgemacht.

Luigi, der italienische Mafiakiller, ist schon mit seiner lieben Mama (die sich zur Feier des Tages in ein… Sträflingsgewand gehüllt hat; wo wird das wohl hinführen?) im Anmarsch, deponiert die alte Schachtel (die übrigens von einem Mann in drag gespielt wird und mit einer schlümpfemäßig hochgepitchten Stimme spricht, zumindest in der OF) bei Trudy im Vorzimmer und verhindert energisch, dass Gloria sich abseilt. Luigi stellt sich mit seiner American-Express-Karte vor, die auf „Luigi C.T. Pappalardo“ ausgestellt ist. C.T.? „Cut Throat“, erläutert Luigi grinsend. Während Trudy auf Chucks Geheiß Mama Pappalardo gen „Make a Big Deal“-Studio geleitet, berichtet Luigi (stilecht von italienischer Pate-mäßiger Mandolinenmusik begleitet), wie der Spumoni-Clan die Elektrifizierung ihres Don übel nahm und ihn engagierte (weil er nämlich der beste Killer der ganzen Welt ist).

In der Warteschlange von „Make a Big Deal“ nimmt das Unheil seinen Lauf. Trudy lässt Mama Pappalardo stehen, die muss aber mal kurz aufs Klo. Luigi unterbreitet indes sein Angebot, das Chuck kaum ablehnen kann. Zwar ist der Hitman nicht gewillt, Bestechungsgelder anzunehmen, gegen eine kaum der Rede werte jährliche Schutzgebühr sei er aber bereit, grimmes Ungemach von Chuck fernzuhalten. Mama Pappalardo hat ihr Geschäft beendet und irrt verwirrt durch die Studiogänge (eine Klopapier-Schärpe hinter sich herziehend). Ein hilfreicher Produktionsassistent bietet sich an, die alte Dame zur Show zu bringen. Unglückseligerweise trägt der junge Schnösel eine „Live or Die“-Crew-Jacke…

Luigi gibt Chuck noch eine Warnung auf den Weg – einen weiteren Spumoni-Clan-Angehörigen sollte er besser nicht umbringen, dann sei Luigis Schutz nämlich hinfällig. Chuck weist vergeblich darauf hin, dass er von den staatlichen Behörden nur Nummern und keine Namen und schon gar keine Hintergrundgeschichten erhalte, dann muss er auch schon zur Aufzeichnung eilen. Luigi, bei dem die Hormone in Richtung Gloria eine deutliche Sprache sprechen, zwangseinlädt das Mädel zum Essen beim Italiener um die Ecke (letztendlich mit dem Argument, dass er ´ne Kanone hat und sie nicht).

Mama Pappalardo wundert sich indes, dass ihre Mitkandidaten sich auch alle für den quergestreiften Partnerlook entschieden haben. Bevor´s los geht, gibt´s noch eine Präsentation eines Werbepartners – „Glamorex“-Audiocassetten (fast so gut wie live) – vorgeführt anhand einer Dame, die erraten soll, ob der Hinrichtungs-Soundtrack, den sie gerade hört, live oder auf Glamorex war (der Qualm, der hinter dem Vorhang aufsteigt, sollte ein Indiz sein)… Die heulende Mama bekommt als Trostpflaster eine Glamorex-Aufzeichnung des Abgangs ihres Juniors zum immer-wieder-Anhören…

Luigi stopft währenddessen im italienischen Ristorante auf ekelhafte Weise (und heftig kleckernd) Pasta in sich hinein und fragt Gloria unschuldig, ob sie denn an Liebe auf den ersten Blick glaube. Aber nie im Leben, entsetzt sie sich, solche Symptome seien allgemein auf Bluthochdruck und „verhärtete Arterien“ zurückzuführen. „Eine Arterie ist bei mir gerade ziemlich hart“, lechzt Luigi unzweideutig. Bei „Live or Die!“ schlägt indes, nach dem spontanen elektrischen Abgang eines Kandidaten am Buzzer, die Stunde von Mama Pappalardo. Chuck, der keine Ahnung hat, wer die nette alte (und leicht bescheuerte) Lady ist, die den Platz am Spiepult einnimmt, stellt die elementar-knifflige Quizfrage: „Wer braucht dringend einen neuen Kühlschrank?“ (Das hatte die Olle Chuck im Vor-Interview nämlich verraten – ich rieche was, this show is rigged!) Das „Live-or-Die!“-Team hat Glück, dass Mama Pappalardo den Buzzer heile lässt… Damit hat sich die alte Schachtel für die Runde mit den „großen Preisen“ qualifiziert. Trudy, die gerade mit ihrem „Hard Nipples“-Magazin ins Studio stolpert, kommt die seltsame Rentnerin merkwürdig bekannt vor, aber Chuck hat leider keine Zeit, um mit Trudy kurz zu plaudern…

Luigi versucht weiterhin, bei Gloria zu landen und macht sich aus deren abweisendem Verhalten nicht wirklich was („Ich bin konservativ!“ – Luigi: „Ich mach mir nix aus Religionen!“ Und das als Italiener?). Mama ist indes für die Außenwette vorbereitet – ihre Aufgabe: zwei Benzinkanister über einen Hindernisparcours zu jonglieren (mit brennenden Reifen zum Durchhüpfen und ähnlichen Scherzen). Trippelnd-hüpfend bewältigt die Oma zu allgemeiner (speziell Chucks) Überraschung die Strecke, nur leider kippt ihr am Ziel einer der Kanister um. In Verbindung mit den heimtückisch dort aufgestellten Kerzen sorgt das für ein wahrhaft explosives Finish. BOOM!

„Wir hatten beinahe eine Gewinnerin“, scherzt Chuck. Endlich dringt Trudy zu ihm durch und behauptet, dass die Dame hier richtig war. „Bei meiner Show kann jeder mitmachen, ob Mann oder Frau, jung oder alt, ich diskriminiere nicht“, ist Chuck rein verständnismäßig auf dem falschen Dampfer. Auch sein Stage Manager, der sich wundert, dass für die alte Schrumpel keine Papiere vorliegen (aber ihre „Uniform“ war aus Attica… offenbar liegt bei Pappalardos das Gangsterleben in der Familie), bringt den Groschen beim Moderator noch nicht zum Fallen. Und als Trudy ihm erklärt, WEN er da gerade wirklich in die Luft gejagt hat, hält Chuck das zunächst mal für einen echt gelungenen Gag seiner Tippse. Aber das böse Erwachen kommt schnell… PANIK!

Luigi, der die Hälfte seiner Pastaportion großflächig auf seinem Shirt verteilt hat, ist in Punkto Mißverstehen ein guter Kamerad Chuckys. Glorias entsetzt-sarkastische Bemerkung, das traute Rendezvous „forever and a day“ wiederholen zu können, interpretiert der sich vollsauende Profikiller als Heiratsantrag, den er auf der Stelle akzeptiert.

Chuck und Trudy betreiben ein gemeinsames Brainstorming, wie man aus der verzwickten Lage wieder rauskommt (schwierig genug, da die beiden zusammengerechnet maximal über ein Hirn verfügen). So ist´s denn auch Chuck, der die grandiose Idee hat – man müßte Mamas Auftritt nur aus der Show rausschneiden, dann könnte niemand ihn mit dem Verschwinden des Muttchens in Verbindung bringen. Luigi schleift Gloria in einem liebevollen Headlock ins Büro und verkündet die frohe Botschaft der bald bimmelnden Hochzeitsglocken, bevor er sich aufs Klo verdrückt (um „einen Neger abzuseilen“, wie sich die deutsche Synchro erfrischend politisch-unkorrekt ausdrückt. Hm, „ausdrücken“ ist da wohl auch die richtige Wortwahl, hehe). Gloria geht panisch Chuck an den Kragen, da sie keinen gesteigerten Bock hat, ein „menschliches Rektum“ zu ehelichen und nicht ganz zu Unrecht Chuck für den ganzen Schlamassel verantwortlich macht. Der macht ihr jedoch – draußen vor der Bürotür – seine eigenen Sorgen klar. Nach einem buttcrack-shot auf Luigis Kehrseite (hätte ich nicht wirklich gebraucht) und seinem bewundernden Blick auf das Meisterwerk in der Kloschüssel (yuck, aber bleibt zum Glück off-screen) kehrt Luigi ins verwaiste Büro zurück, leider gerade in dem Moment, in dem Chucks Cutter die herausgeschnittene Szene zwecks Okay-Einholung auf den dortigen Monitor überspielt. Luigi verfällt in einen katatonischen Schock. Wieder zurück im Büro fragt sich Chuck, was den Killer denn so beeindruckt hat und findet es heraus. Schock, der zweite. Luigi fängt sich wieder und ist nun ganz und gar nicht mehr fröhlich. Chucks Beteuerungen („Du bekommst die Show auch auf Video“ und „Sie wär doch sowieso bald gestorben“) finden Luigis Wohlgefallen nicht wirklich – Gloria zerdeppert ein bis zwei Flaschen auf Luigis Mafiarübe, was den Killer vorübergehend immobilisiert.

Da Chuck aber aus moralisch-ethischen Gründen nicht einfach Leute umbringen kann, wie es Gloria unbürokratisch vorschlägt, bleibt nur eine Lösung – Luigi muss als Kandidat in der Show eliminiert werden! Das sollte sich ja einrichten lassen…

Lässt es sich auch. Luigi findet sich in einer luftdicht verschlossenen Box wieder, aus der langsam der Sauerstoff abgesaugt wird. Seine „Spielaufgabe“ – aus einem Haufen Buchstaben-Bauklötze die Worte „I wanna live“ formen. Nach anfänglichem Grummeln fügt sich Luigi zwangsweise und beginnt Buchstaben zu stapeln, sogar erfolgreich, aber ein ganz versehentlicher Tritt Chucks gegen die Kiste bringt das Wortkonstrukt zum Einsturz. Beim zweiten Anlauf geht Luigi bedauerlicherweise die Luft auf. Der Stage Manager grübelt zwar, warum zum Teufel schon wieder ein Kandidat ohne offizielle Papiere in der Show ist, aber das, bekundet Chuck, ist dann doch eher eine organisatorische Frage für das „filing department“.

Zurück im Büro – innige Umarmung der vormaligen Erzfeinde Gloria und Chuck, leidenschaftlicher Kuss und heißer Sex auf seinem Schreibtisch – blöderweise nur in Chucks schmutziger Fantasie. Apropos „blöd“, blöd ist auch, dass sich offenbar niemand die Mühe macht und nachprüft, ob die exekutierten Kriminellen denn auch tatsächlich tot sind. In der sendereigenen Leichenhalle (eher, äh, chaotisch aufgebaut) kommt Luigi zur überschaubaren Überraschung eines Caretakers wieder zu sich, wirft ein entzündetes Auge auf drei Säcke mit den sterblichen Überresten seiner Mama und ist, wen wundert´s, weiterhin fortgeschritten rachedurstig.

Bei Chuck hat mittlerweile ein Denkprozeß eingesetzt – er verklickert fernmündlich seinem Producer seinen Ausstieg aus der Show. Die wahre Liebe hat ihn zwischen die Augen getroffen und für Gloria ist er bereit, die Show aufzugeben (die Angebetete lauscht heimlich und zufrieden). Chuck lässt sich lediglich breitschlagen, noch die letzte Sendung des Tages noch moderieren.

Es könnte wirklich Chucks letzter Auftritt werden, denn Gloria fühlt sich plötzlich vom reanimierten Luigi bedrängt, der sich allerdings weiterhin gravierender Fehleinschätzungen des Libidozustandes der Dame befleißigt: „Du musst ihn auch hassen. Er hat dir beinahe das wertvollste genommen, was du hast: MICH!“ Gloria, nicht dumm, lockt ihn in eine Besenkammer und schließt ihn dort ein.

Der nächste Priceless Moment in der Show – das heutige Spielmotto lautet „Hunger or Lust“, oder frei übersetzt „Fressen oder Ficken“. Political-Correctness-Fetischisten sollten an dieser Stelle allerdings endgültig ausschalten, die könnten nämlich jetzt wirklich lebensbedrohliche Pickel kriegen. Das Szenario: in einem Käfig befindet sich ein baumlange Schwarzer, der laut Chuck 15 Jahre in Einzelhaft verbracht hat und in der Zeit weder was vernünftiges zu futtern bekommen noch ein weibliches Wesen gesehen hat. Die Kandidaten sollen raten, an was sich der sich nur mit gutturalen Grunzlauten verständigende Kerl nach Käfigöffnung vergreifen wird – am lecker gebratenen Truthahn oder an Shanna Swallow (und bei falscher Antwort winkt ein 100-Pfund-Sandsack. Bzw. fällt von oben). Während der Gefangene wie ein primitives Raubtier aus seinem Käfig schleicht und die Leckerlis der ein oder anderen Art inspiziert, wird Luigi von einem Hausmeister aus der Kammer befreit.

Der grunzende Gefangene kommt zu einer wahrhaft salomonischen Entscheidung – er schnappt sich den Truthahn (zu Shannas sichtlicher Enttäuschung) und – fickt den (das erscheint mir ein durchaus anerkennenswerter Kompromiss zu sein). Dieweil hat sich aber schon Luigi aufs Set geschlichen und einem von der bühnenreifen Darbietung der Truthahnnummer faszinierten Cop die Knarre geklaut. Gloria bemerkt dies und schubst Chuck heldenhaft aus der Schusslinie. Auch das versteht Luigi, kein Meister der Kombinationsgabe, wieder völlig falsch und spekuliert, dass Gloria Chuck lieber selbst kaltstellen würde. Da will er mal nicht so sein und drückt ihr die Knarre in die Patschhand. Und wundert sich, dass Gloria selbige auf ihn richtet. „Ich hab so ein Gefühl, dass ich die Hochzeit absage“, grumpft Luigi, während Gloria und Chuck im Rückwärtsgang die Flucht anzutreten versuchen. Hier macht sich wieder die anatomische Fehlkonstruktion des Menschen, am Hinterkopf keine Augen zu haben, negativ bemerkbar, alldieweil unsere Helden über den truthahnrammelnden Schwarzen stolpern. Luigi ist wieder back in control und scheucht das TV-Team in den Käfig (priceless: Shannas typische Gameshow-Assistentinnen-Bewegungen dabei). „Wer möchte, dass Chuck mal seine eigenen Spiele spielt?“, grinst Luigi böse und das soeben gefangengesetzte Team bricht in spontanen Jubel aus (ich fürchte, Chuck hat den großen senderinternen Popularitätswettbewerb eben verloren).

Luigi ist aber eher unkreativ (oder sehr nachtragend), denn er stopft Gloria und Chuck in die Sauerstoff-Absaug-Box. „Heute ist die Chuck-Toedan-sagt-seinem-Arsch-leb-wohl-Show“, moderiert Luigi, „mit dem speziellen Stargast Gloria, die Schlampe!“ Die „Aufgabe“ für die beiden: Luigi (dem immer noch ein halbes Pfund Spaghetti am Hemd klebt) zu überzeugen, sie nicht zu töten (was ihnen aber recht schwerfallen dürfte, da der Container nicht nur luft-, sondern auch schalldicht ist). In dieser hoffnungslosen Lage kommt es zum unvermeidlichen Versöhnungskuss zwischen Chuck und Gloria („aaaawwww!“, kommentiert die gerührte Crew). Sieht so aus, als würde Chucks Sendung permanent aus dem Programm genommen… Doch die Rettung naht in letzter Sekunde, als Luigi plötzlich tödlich in den Rücken getroffen zusammenbricht. Absender der Kugel ist … Dinko! „Ich hab jemanden umgebracht“, jubiliert er hüpfend, „darf ich jetzt in der Show mitmachen?“ Allerdings stecken Chuck und Gloria noch in der Box und haben schon leichte Atemnot. Dem zerebral nicht übermäßig üppig ausgestatteten Dinko klarzumachen, was Sache ist, gestaltet sich nicht einfach, aber Dinko hat einen seltenen Geistesblitz: „Vielleicht versteh ich euch, wenn ich die Kiste aufmache!“ Dinko tut sehr überzeugend so, als würde die Frontklappe der Box ungefähr 376 Kilo wiegen, Chuck und Gloria krauchen nach Luft schnappend heraus.

Noch haben wir aber kein Happy End, denn Luigi hat noch eine letzte Zuckung auf Lager und mit der killt er Spielverderber Dinko. „Sein Wunsch wurde erfüllt“, kommentiert Chuck treffend das Ableben seines Top-Fans. Chuck und Gloria machen sich vom Acker, nur die arme Crew hockt noch immer im Käfig…

Im Auto beabsichtigt Chuck, Gloria mit seiner „ich-hör-mit-der-Show-auf“-Entscheidung zu überraschen, was nur eingeschränkt funktioniert, da sie ja seinerzeit gelauscht hat, trotzdem auf Begeisterung trifft. Stellt sich jetzt nur noch eine Frage: Was tun mit den ganzen aufgelaufenen Leichen? Doch dem pfiffigen Chuck fällt auch dafür eine Lösung ein und die wird uns während des Abspanns präsentiert – Chuck mißbraucht die kriminellen Kadaver als Dummies für Werbespots (u.a. für Climex-Uhren – nicht mal kaputtzukriegen, wenn man die Hand in den Küchenmixer hält; Elektrozäune, Fliegenabwehrspray, japanische Küchenmesser, bruchsichere Sonnengläser und, was Luigi angeht, Gartenhäcksler… ob die Coen-Brothers das gesehen haben?)!

Mal wieder das wesentliche vorab: Deathrow Gameshow ist vermutlich der tromatischte Film, den die genialen Dilettanten aus New Jersey nicht verbrochen haben. Das wesentlichste Troma-Trademark, nämlich die völlige Abwesenheit jeglicher political correctness und auch nur des leisesten Anflugs guten Geschmacks (mit einem gerüttelt Maß infantiler Witze), findet sich nämlich auch hier. Die Unterschiede zu Troma liegen aber auch auf der Hand: im Gegensatz zu den meisten Troma-Werken ist Deathrow Gameshow von handwerklicher Professionalität, gut gespielt und völlig frei von Gore- oder Splädda-Schmoddereien (und das Publikum wendet sich enttäuscht ab).

Deathrow Gameshow versteht sich natürlich in erster Linie als gallige schwarzhumorige Mediensatire, aber obwohl man dem Film bzw. seinem Autor in dieser Hinsicht fast schon prophetische Anklänge attestieren muss (schließlich hat der Film schon über 17 Jahre auf dem Buckel, und damals war von Reality-TV und ähnlichem Schmu noch keine Rede, für uns Deutsche stellte damals das Glücksrad ja noch das höchste und neueste der Gefühle dar), schafft es Mark Pirro leider viel zu selten, die satirischen Elemente in den Vordergrund zu stellen und verfällt zu sehr ins parodistisch-klamottenhafte, das zumeist unterhaltsam und oft sogar sehr witzig, jedoch verfehlt der Film durch seine extreme Übersteigerung das satirische Ziel. Richtige Medien- bzw. treffender Publikumsschelte schimmert nur selten durch (der in dieser Hinsicht gelungste Satz ist der des Zuschauers, den Chuck im Auto an der Kreuzung trifft: „I´ve been watching your show for two years and it is SICK!“ An der Stelle hätte Pirro einhaken müssen, wenn er wirklich das Medienkonsumverhalten des TV-Publikums und die Quotengeilheit der Sender hätte attackieren wollen. Denn DAS ist genau der Punkt – wieso, zum Geier, werden TV-Sendungen, die von jedem auch nur halbwegs denkenden Einzeller als sensationslüsterner kranker Scheiß entlarvt werden, dann doch Publikumserfolge? Einer der anderen gelungenen Seitenhiebe des Scripts ist die beiäufige Erwähnung der „WAMAF“-Organisation, sichtlich gemünzt auf die PRMC; oder anders formuliert, das diametral entgegengesetzte Companion Piece zu „NO MA´AM“).

Das liegt zum großen Teil daran, dass Pirro seinem Film zwangsläufig eine durchgängige Spielhandlung geben musste, und die ist leider nicht besonders innovativ und der „ideologischen“ Sache nicht dienlich. Denn selbstverständlich dominiert die Spielhandlung den Film und drängt die satirischen Elemente in den Hintergrund – der eigentliche Plot des Films, also die Konfrontation von Gloria und Chuck auf der einen gegen Luigi auf der anderen Seite, ist zwar nett und witzig, aber inhaltlich zu wischi-waschi. Am besten funktionieren die satirischen Elemente eindeutig in den Gameshow-Szenen und – besonders – in den eingespielten Werbefilmchen. Deathrow Gameshow ist wieder mal ein Exemplar eines Films, dem ein Format wie Amazon Women on the Moon besser getan hätte als die zwanghafte Korsettierung in ein Spielfilmformat.

Ich bitte das nicht falsch zu verstehen – der Film macht trotzdem Laune und ist lustig, schlittert nur am (vermuteten) eigenen Anspruch durch die aufgesetzte Klamottenhandlung elegant vorbei. Nicht alle Gags zünden hundertprozentig, wie´s halt in solchen Filmen meist ist, manche kratzen niveautechnisch schon bedenklich am unteren Limit, aber etliche Szenen (Chucks Alptraum, Don Guidos Exekution, „Hunger or Lust“, der Gebrauchtfrauenhändler) bleiben einfach ob ihrer Abgedrehtheit im Gedächtnis und verdienen es, einem breiteren Publikum vorgestellt zu werden – wie gesagt, wer mit politisch unkorrektem Humor ein moralisch-ethisches Problem hat, sollte den Film meiden wie der Gottseibeiuns die Vogeltränke mit dem Weihwasser…

Die Charaktere sind, einer Klamotte angemessen, überzeichnete Karikaturen, die aber deutlich in der Realität begründet sind – Chuck Toedan ist der Prototyp eines schmierig-sympathischen Gameshowhosts a la Peter Bond oder Frederic Meissner (von einem Carsten Spengemann will ich mal nicht reden, denn den als „sympathisch“ zu bezeichnen, würde mir selbst mir der wüstesten vorangestellten Adjektiv-Kombination nicht einfallen), Gloria Sternvirgin (der Name ROCKT!) das quintessentielle „ich-bin-gegen-alles“-Tipper-Gore-(auch wenn die damals noch nicht bekannt war)-Zerrbild, Luigi die konsequent-eklige Fortdenkung des hirnlosen Mafiaschergen. Mehr Hauptfiguren braucht der Film auch nicht, der Rest an skurrilen Charakteren (wie Dinko, der durchgeknallte Fan, Shanna Swallow, die selbstverständlich dialoglose Assistentin, Mafiapate Don Guido und die bekloppte Mama Pappalardo) sind Zubrot.

Etwas erstaunlich ist, dass der Streifen trotz seiner charmant kurzen Laufzeit von gerade mal 77 Minuten (auf den Strich, inklusive Nachspann) kein Tempo-Feuerwerk ist, sondern man an einigen Stellen doch ein wenig Leerlauf orten kann (die Bettszene mit dem weiblichen Fan ist überflüssig, außer was den Nippel-Count angeht, des weiteren labert Luigi für meinen Geschmack zu viel – er könnte auch mit der Hälfte seines Dialogs seinen Charakter auf den Punkt bringen) – man merkt, dass Pirro vermutlich ausgehend von der Idee um die Gameshow itself krampfhaft eine abendfüllende Handlung gestrickt hat, ein Argument mehr, warum das Format des Sketchfilms vermutlich griffiger gewesen wäre. Richtige Langweile, die zum Vorspulen veranlassen könnte, kommt aber nicht auf.

Positiv zu bemerken ist auf jeden Fall die hochanständig-professionelle Machart, die schon ein-zwei Klassen über den immer irgendwie latent nach Amateurfilm aussehenden Troma-Filmen steht. Für das vermutete Schmalhans-Budget gefällt auch die schlichte, aber effektive Ausstattung (speziell des „Live-or-Die!“-Sets). Großartige technische Mätzchen sind nicht zu erwarten – Pirro und sein Team setzen darauf, dass die kruden Ideen funktionieren (was sie meist ja auch tun) und brauchen daher keine Gimmicks – Kameraführung und Schnitt sind hochanständig, aber konventionell (auch formal abgedreht wird der Streifen nur in der Alptraum-Sequenz). Die musikalische Untermalung ist wenig memorabel, bis auf den hip-hop-soulig-angehauchten (und dennoch Ohrwurm-verdächtigen) Titelsong. Wenn man inszenatorisch etwas bemängeln wird, dann, dass der Film in sich, d.h. im Rahmen seiner vordergründigen Story, keinen rechten Drive entwickelt – wie schon einen Absatz weiter oben angesprochen, hält der Film nicht das „3-gags-per-minute“-Tempo einer ZAZ-Komödie und entwickelt auch keinen rechten Spannungsbogen; die Story selbst fesselt nicht, man wartet als Zuschauer weniger auf die Entwicklung der Story denn auf den nächsten zündenden Joke. Auch im Finale kommt daher keine echte Dramatik auf, das Ende wirkt beinahe ein wenig überhastet (wenngleich es, im Kontext eines solchen Films, relativ schlüssig bleibt).

Stellt sich an dieser Stelle noch die Frage, warum das Ding eine SPIO/JK-Freigabe hat. An der Härte liegt´s jedenfalls nicht, denn ich müsste jetzt sehr scharf nachdenken, ob in dem Film überhaupt ein einziger Blutstropfen fließt. Aber klar, die Grundeinstellung des Films kann der FSK sicherlich nicht gefallen habe (wäre ja auch zuviel verlangt, dass die Zensurgremien bei einem kleinen, billigen B-Film die satirische Intention verstehen.. Natural Born Killers kriegt ´ne Freigabe, aber Deathrow Gameshow nicht?). Klar – die Prämisse des Streifens ist ausgesprochen zynisch (menschenverachtend? Mit bösem Willen vielleicht, aber verdammt, das Ding ist nicht ernst und, ich wiederhole mich, satirisch gemeint). Ebenso klar – der Film vertändelt sich zugunsten seiner eher belanglosen Spielhandlung und hält seine medienkritischen Ansätze nicht durch, aber jugendgefährdend? I don´t think so… Andererseits ist´s natürlich durchaus möglich, dass der Streifen der FSK niemals vorgelegt wurde (little ol´ me, bekanntlich schwer repräsentativ für die gebildete Bevölkerung, würde dem Hobel klaglos eine 16er-Freigabe verpassen). Effektarbeit findet also nicht statt – die „Hinrichtungsszenen“ bleiben unblutig, unspekulativ und gewiß nicht selbstzweckhaft (abgesehen natürlich, dass diese Szenen insofern selbstzweckhaft sind, als sie der, ähm, Punkt des Films sind). Zumindest das Setup für die Don-Guido-Hinrichtung verdient aber einen Ehrenpunkt für Bösartigkeit 🙂

Die weitgehend unbekannten Schauspieler erledigen ihre Sache richtig gut. John McCafferty, den man als Pirro-Stammschauspieler sehen kann, als er auch in anderen Werken des Directors (A Polish Vampire in Burbank, Curse of the Queerwolf, Nudist Colony of the Dead) agierte, könnte ich mir wirklich als eklig-netten Gameshow-Moderator vorstellen, er bringt den Charakter auf den Punkt. Außer in den Pirro-Filmen sah man ihn z.B. in großartigen filmischen Kunstwerken wie Witchcraft 7, drei Folgen der Emmanuelle 2000-Serie und Pirros jüngstem kultverdächtigen Werk Rectuma (ein Monsterfilm, in dem das Monster, na, was wohl, ein gigantischer Arsch ist). Robin Blythe (Gloria Sternvirgin) liefert ebenfalls einen guten Job ab (zumal ihr das Script für eine solche Klamotte vergleichsweise viel Arbeit liefert) trat in Alice Coopers legendärem Welcome to my Nightmare auf. Beano spielt den Mafiakiller Pappalardo hübsch widerlich-unsympathisch. Weitere Rollen von Bedeutung für den Akteur boten sich in dem Softcore-Semiklassiker Nudity Required und dem Erik-Estrada-WIP-Heuler Caged Fury. Darwyn Carson (Trudy, hübsch debil-doof gespielt, wäre sie ´ne Weiße, müsste sie blond sein) trat in einem Bit-Part in Beverly Hills Cop auf (günstige Gelegenheit für skrupellose DVD-Produzenten, einen bekannten Filmtitel aufs Cover zu klatschen), spielte auch in The Seventh Sign und North, gehört aber auch zu Pirros Stock Company. Zu erwähnen wäre sicher auch noch Debra Lamb als attraktive Assistentin Shanna Swallow (ich liebe auch DIESEN Rollennamen) ohne Dialog. Sie war u.a. in beiden Stripped to Kill-Filmen am Start, des weiteren in verschiedenen Fred-Olen-Ray-Filmen wie Mob Boss und Warlords, außerdem hat sie einen Mini-Auftritt in David Lynch´ Wild at Heart (und dreimal dürfte ihr raten, welcher Film auf dem Backcover herausgestellt wird). Conrad Brooks, der so was wie eine Kultkarriere darauf aufgebaut hat, ein alter Kumpan von Ed Wood zu sein, erledigt einen dialogfreien 10-Sekunden-Kurzauftritt als Jury-Mitglied.

Ziemlich genial ist die DVD-Präsentation von marketing, einmal mehr der Beweis, dass die Krekel-Company, allen Unkenrufen zum Trotz, sicher nicht daran gescheitert ist, qualitativ schlechte Veröffentlichungen zu bringen. Im Gegensatz zur alten Ascot-Videofassung kommt die DVD in feinem anamorphen 1.85:1-Widescreen, der Transfer ist tadellos. Bildschön, mit guten Schärfewerten und schönen Farben (lediglich sattes Rot ist für meinen Geschmack etwas ZU kräftig), detailfreudig, verschmutzungs- und störungsfrei und sauberer Kompression – der Film KANN am Tag seiner Fertigstellung nicht besser ausgesehen haben.

Die Tonqualität hält den hohen Standard nicht ganz. Zum einen konnte marketing es wieder mal nicht lassen, der deutschen Synchro einen unnötigen 5.1-Split zu verpassen (die 2.0-Fassung wird aber dankenswerterweise mitgeliefert), zum anderen sind beide deutsche Tonspuren doch recht stark verrauscht (nicht zur Unanhörbarkeitsgrenze, aber merklich). Die englische Tonspur besticht durch eine optimale Sprachqualität und absolute Rauschfreiheit, dafür sind leider die Nebengeräusche extrem heruntergeregelt (merkt man z.B. im Showdown, wo die deutsche Spur deutlich hörbare Reaktionen des „Studiopublikums“ aufweist, die in der O-Ton-Fassung nicht zu hören sind, und das liegt nicht daran, dass der deutsche Verleiher die auf eigene Faust eingebaut hat). Untertitel fehlen leider. Die deutsche Synchronfassung selbst ist dabei relativ gut ausgefallen, sie ist ziemlich spaßig, baut auch ein paar eigene Gags ein (für die unübersetzbaren Wortspiele im Original) und hat mit dem Synchronsprecher des jungen Jackie Chan (zu Superfighter-Zeiten) für Chuck ein zusätzliches Plus.

Das Extramaterial sieht auf den ersten Blick recht umfangreich aus, hat aber doch recht wenig Nutzwert. Zum einen gibt´s den 30-sekündigen Teaser-Trailer wahlweise mit Dialogton (englisch) oder (sehr sinnloserweise) nur von Musik untermalt (ist aber nicht so, dass der Trailer auf die Musik abgestimmt wäre. Merkwürdiges Extra). Die Slideshow präsentiert immerhin stolze 6 Filmfotos. Nicht besonders sinnig, aber zumindest recht witzig ist die Idee, die Alptraumsequenz standalone betrachten zu können (allerdings in Vollbild), wahlweise in deutsch (mit einem Sprecher, der wie auch im Film selbst die „Credits“ vorliest) oder im englischen O-Ton. Es folgen Filmographien für Pirro, McCafferty, Blythe, Beano, Carson und Lamb auf maximal drei selbstablaufenden Texttafeln, unter „Artwork-Galerie“ verbergen sich einige Bilder der alten deutschen Videoschachtel und des Tapes selbst. Schön hätte ich´s gefunden, wenn man auch die Werbespots aus dem Film „getrennt“ hätte ansehen können.

Das Wort zum Sonntag, aus technischen Gründen heute am Dienstag. Deathrow Gameshow wäre herzlich gern eine bitterböse schwarzhumorige Mediensatire (als solche, „im Stil von RUNNING MAN“, naja, das kann man sogar so stehen lassen, verkauft marketing den Film auch), hält aber diesen Anspruch trotz durchaus sichtbarer Ansätze nicht durch und „verkommt“ ein wenig zur bloßen schwarzen Komödie mit gelegentlichen gesellschafts- und medienkritischen Spitzen. Als solche ist der Film aber bestens goutierbar, sofern man, wie erwähnt, von den Grenzen des handelsüblichen guten Geschmacks nicht beeinträchtigt ist. Auch wenn der Streifen durch seine etwas verkrampfte Spielhandlung einiges an Potential verschenkt, macht er doch auch in dieser Form noch einen gehörigen Batzen Spaß, auch wenn die besten Momente nicht der eigentlichen Story, sondern dem Geschehen „drumherum“ geschuldet sind. Sei´s drum – es ist mal wieder einer der Filme, der erfreulicherweise der nostalgischen Erinnerung durchaus standhält und daher guten Gewissens von Eurem Doc empfohlen wird. Besonders Troma-Fans sollten, auch wenn´s nicht splattert, mal einen Blick riskieren!

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 7


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