Death: Download

 
  • Deutscher Titel: Death: Download
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  • Regie: Frank-Michael Rost
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Martin Talmann (Ingo Lee)
    Stampfer (Andrew „Machine“ Clay)
    Wagner (Stefan Siehoff)
    Karen (Carminia Bhrado)
    Quentin (Frank-Michael Rost)
    Tanja (Tanja X)
    Ruby (Ulla Herling)
    Rifkin (Ugural Taner)


Vorwort

Es gibt Menschen, die steif und fest behaupten, das Internet führe zwangsläufig zur Vereinsamung seiner Nutzer. Selten größeren Blödsinn gehört (außer vielleicht: „Olaf Ittenbach wird in absehbarer Zeit den Oscar bekommen“). Seit ich diese kleine feine Website betreibe, haben sich meine persönlichen Kontakte geradezu vervielfacht – in manchen Wochen, wie z.B. dieser, könnte ich auch ´ne Drehtür einbauen, so geben sich die Besucher (im REALEN Leben, wohlgemerkt, nicht auf der Site) die Klinke in die Hand. Will sagen, auch wenn es die Verfechter der „Internet-ist-der-Untergang-der-Kommunikation“-These erschrecken sollte, wir Computergeeks (und Filmgeeks obendrein) sind durchaus zu einer geflegten verbalen Kommunikation, so ganz ohne Maus und Tastatur, in der Lage, sei´s per Telefon oder von Angesicht zu Angesicht (naja, jedenfalls die meisten von uns, für alle lege ich meine Hand nicht ins Feuer).

Hat mal wieder mit dem heute zu würdigenden Film nicht wirklich viel zu tun, außer, dass es ein schönes Beispiel für meine oben postulierte Auffassung darstellt. Auf mein euphorisches Review zu Torsil Ultra kam es, über den Umweg eines im Nachhinein recht lustigen Mißverständnisses, zum direkten Kontakt meinerseits mit Ingo Trendelbernd (oder umgekehrt), einem der Macher des Killersockenfilms. Man schwatzte über Gott und die Welt, und, um den Ärzten mal einen Kalauer zu klauen, nachdem diese Themen nach zwei Minuten abgehandelt waren, über deutsche non-professionelle (um mal nicht das böse Wort „Amateur“ zu gebrauchen) Filme an sich und die neuen Projekte von Trendelbernd & Co. im besonderen. Als mir dann angeboten wurde, das neueste fertiggestellte Werk, eben Death: Download, sozusagen brandaktuell vorab einer kritischen Beäugung zu unterziehen, sagte der Doc, Ihr kennt mich, natürlich nicht „nöööö“. Immerhin hatte ich von dem Projekt sogar schon gehört (man liest ja auch noch andere Foren außer dem eigenen) und mir im Zuge meiner Torsil Ultra-Recherchen sogar auf der offiziellen Homepage mal den Trailer angekuckt. Also die perfekte Vorbereitung…

Letztes Wochenende landete der Film dann auch prompt in meinem Briefkasten, und nachdem ich die wie erwähnt leicht chaotische, aber durchaus spaßbringende „Woche der 1000 Besucher“ erfolgreich hinter mich gebracht habe, kann ich mich jetzt auch angemessen enthusiastisch und aufnahmebereit einem „Independent-Actionfilm“ Made in Germany widmen. Okay, lustige Horror-Kurzfilme können die Jungs, das hab ich gesehen, aber auch abendfüllende Action? Da sind wir aber mal gespannt…

Ach ja – noch´n Hinweis in eigener Sache: Da der Film zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses (hihi) offiziell noch unveröffentlicht ist, weise ich noch mal ganz besonders ausdrücklich auf vermutlich heftigstes GeSPOILERe meinserseits hin, versuche aber trotzdem, mich etwas knapper als sonst zu halten, woran ich aber mal wieder kläglich scheitern werde (kennmichja…[Future Doc: Und du hattest mal wieder recht, Keule]).


Inhalt

Das erste, was wir in Death: Download sehen, ist unser Protagonist und Held Martin Talmann, der vor einem verschlossenen Garagentor auf die Ankunft seines Herrn, Gebieters und Brötchengebers Wagner wartet. Der fährt auch prompt mit dem Nobelbenz vor und versichert Martin, der schon drei Jahre für Martin arbeitet, dass heute ein „Tag des Triumphs und der Prüfung“ wäre. Bei solchen Formulierungen kam noch selten was gutes bei ´rum. So ist´s denn auch hier, denn als sich das Garagentor öffnet, fällt Martins entzündetes Auge auf drei an Stühle gefesselte Gestalten, zwei Männlein, ein Weiblein, und wie´s der Zufall so will, sind das justament die drei Vorstandsmitglieder der Firma Scynetech (ich hoffe, das hab ich jetzt richtig geschrieben), die gegen die geplante Übernahme des Vorstandsvorsitzes durch unseren angemessen schmierig-unsympathisch dreinschauenden Wagner ihr Veto eingelegt haben.

Bei einem der drei Gefangenen hat das im-eigenen-Saft-schmoren-lassen Wirkung gezeigt, der knickt ein und bekundet, Wagner zukünftig zu unterstützen. Einer von Wagners Thugs begleitet den Reumütigen hinaus. Frau Schneider ist moralisch standfester und bleibt bei ihrer Weigerung. Ein weiterer Wink Wagners und die Schneiderin sieht einem wenig erquicklichen, dafür aber wahrscheinlich recht kurzem weiteren Leben entgegen. Der dritte Gefangene macht seinem Namen Stolz alle Ehre und verweigert Wagner ebenfalls die Gefolgschaft. Wagner, der sich von Stolz ob dessen Rufs als „gutes Gewissen der Firma“ (das ist bestimmt der, der Pausen für die Mitarbeiter und die Auszahlung des Weihnachtsgelds verteidigt) eh persönlich angepißt fühlt, bedauert, die Marketing-Fähigkeiten des Mannes nicht weiter nutzen zu können, aber irgendwas ist ja immer. Martin möge ihn doch bitte unbürokratisch umnieten. Da staunt uns Martin aber die berühmten Bauklötze, aber Wagner erinnert an den „Tag-der-Prüfung“-Teil der vorigen Ansprache und, tja, wie´s megalomanische Superschurken so an sich haben, fordert Wagner nun den ultimativen Loyalitätsbeweis. Martin plagen Gewissensbisse, Wagner sieht´s locker: „Das hast du 12 Jahre lang gemacht, einer mehr oder weniger macht doch keinen Unterschied!“ (Hm, entweder ist Martin der moralinsauerste Profikiller der Weltgeschichte oder Wagner meint was anders). Martin bleibt bockig, Wagner sieht sich genötigt, seinen bevorzugten Henchman Rifkin, einen kleinen drahtigen Typen, einzuschalten. Rifkin und Martin balgen sich um die einzig greifbare Wumme und blasen dabei, ganz versehentlich, dem entsetzt zukuckenden Stolz nebenbei die Rübe weg (reichlich blutig). Solchermaßen abgelenkt verliert Gutmensch Martin die Kontrolle über den Kampf und damit gleich selbigen. Rifkin würde ihn nun liebend gern auch in die nächste Welt befördern, aber Wagner winkt ab: „Er ist die Kugel nicht wert.“ Wieso hab ich das unbestimmte Gefühl, dass Wagner diese Entscheidung noch mal bereuen wird? (Memo an alle angehenden Superschurken: Wenn ihr die Gelegenheit habt, eure Feinde umzubringen, dann bringt sie um, verdammtnochmal… Gibt doch nur später Ärger mit denen…).

Womit der Teaser-Teil abgehandelt wäre und wir einen beeindruckend professionell gewerkelten Vorspann bewundern dürfen. Danach finden wir uns ersichtlich eine unbestimmte Zeitspanne später (oder ich hab das Insert beim Notizenschmieren verpasst) und vor der Firmenzentrale von Scynetech wieder, die ein Typ vom Auto aus angestrengt beobachtet und fotografiert. Reporter? Privatdetektiv? Hobbyfotograf der „1000 langweiligsten Bürogebäude Deutschlands“? We´ll find out soon enough, denn der Typ zückt sein Handy und bimmelt bei Martin Talmann an. Letzterer schläft aber gerade im Chaos seiner Wohnung (verdammt, wieso nehmen sich eigentlich alle Filmemacher meine Bude zum Vorbild?) noch einen gesunden Rausch aus, mißbilligt die auf den Anrufbeantworter fröhliche Botschaft „wer saufen kann, kann auch arbeiten“ und ballert das störende Gerät mit der griffbereit liegenden Bleispritze in den Orkus.

Aber auch Martin kann sich den Verpflichtungen des Alltags nicht entziehen, steht auf und schlendert an einer an die Wand seiner Wohnstube gepichelten Zeitungsschlagzeile vorbei: („SKANDAL: FREISPRUCH!“. Bezieht sich wohl eher nicht auf DFB-Schiri-Skandale, sondern auf einen auch im weiteren Film verlauf unspezifizierten dunklen Punkt in Martins Vergangenheit). Weil der Kühlschrank sichtlich leer ist, muss als Katerfrühstück ein zwischen zwei Scheiben Brot gequetschter Zierfisch, frisch gefangen aus dem eigenen Aquarium, herhalten (ich hoffe, der Herr hält keine asiatischen Kampffische… könnten ungesund sein. Das ist übrigens der einzige echte „Gag“ des Films).

Solchermaßen gestärkt kann Martin seinem Scynetech beobachtenden Kumpel Quentin beistehen. Warum genau Martin und Quentin Scynetech (und damit Rifkin und Wagner, naturgemäß) unter Surveillance halten, ist nicht ganz klar – ist´s nur aufgrund Martins persönlichem dicken Hals auf Wagner, bezahlt sie jemand dafür, wenn ja wer? Na, egal.

In den heiligen Hallen von Scynetech bringen wir langsam mal den Plot auf Spur. Marketingschickse Karen führt Oberhoncho Wagner eine (nicht unübel gelöste) 3-D-Hologramm-Präsentation (it sure beats Powerpoint) des neuesten potentiellen Verkaufsschlagers des Konzerns vor: VME 3000, das ultimative Internet-Sicherheitsprogramm (endlich ersetzt jemand das Gerümpel von Norton…). Alas, Karen ist bei der Sache unwohl – sie würde den ganzen Programmcode am liebsten noch mal an die Sicherheitskontrolle rücküberweisen, weil irgendjemand an den Datensätzen herumgeschraubt habe. Wie nicht anders zu erwarten, pflegt Wagner das bewährte Evil-Capitalist-Klischee, nölt ein wenig herum, dass die ganze PR-Maschinerie bereits auf vollen Touren laufe, man keine Verzögerungen in Kauf nehmen und vor allem auf die weitere Betreuung der Angelegenheit durch Karen verzichten wolle. Karen gehört nicht unbedingt zu den Blitzmerkern, ersatzweise nicht zu den Arbeitnehmern, die mit der amerikanischen Mentalität im Business vertraut sind, denn es verblüfft sie stark, dass, kaum hat Wagner die Worte gesprochen, schon ein Handwerker dabei ist, ihr Büroschild abzumontieren und die Security sie höflich, aber bestimmt, zum Verlassen des Gebäudes auffordert. Schätze, Schätzchen, das war ´ne fristlose Kündigung. Aber wenn ich du wäre, Karen, würde ich auf direktem Weg zum Arbeitsgericht latschen, da ist ´ne fette Abfindung drin (auf Deutsch: mit der Kündigung kommt Wagner NIE durch. NIE! NIE! Ich kenn mich da aus! ;-)).

Nun gut, Wagner hat auch nicht vor, ein juristisches Risiko einzugehen, dafür soll Rifkin sorgen und nicht nur das Anstellungsverhältnis der Dame endgültig terminieren. Im Kreise einiger die üblichen schwarzen Anzüge und Ohrhöhrer tragenden Gorillas macht sich Rifkin auf den Weg zu Karens Heimstatt (wäre sie, wie von mir empfohlen, zum Gericht oder wenigstens zum Rechtsverdreher ihres geringsten Mißtrauens gepilgert, würde ihr einiges erspart bleiben), Martin und Quentin wittern Ungemach und verfolgen die Thugs sicherheitshalber. And a good thing, too, denn Martin und Quentin reiten genau in dem Moment auf den Hof, als Rifkin und seine Schergen Karen gefesselt aus der Hütte treiben (ich weiß nicht, warum Rifkin sich den Umstand macht und die Schnalle nicht gleich in ihrer Behausung exekutiert, aber dann hätten wir ja keinen Film nicht). Martin zückt seine Kugelspritze und springt in Action – it´s shoot out time! Es kommt zu heftigem Bleiaustausch, der aufgrund der Tatsache, dass beide Konfliktparteien kugelsichere Fahrzeuge als Deckung mißbrauchen, wenig Effektivität entfaltet (und ich überlege noch, ob mir die Digital-Effekte, die die Einschüsse simulieren, gefallen oder nicht). Karen kann im Kugelhagel allerdings ihren Häschern entkommen und zu Martin flüchten. Man nimmt gemeinschaftlich die Hufe in die Hand und türmt in eine Tiefgarage, verfolgt von den Scynetech-Killern. Das übliche Hide & Seek spielt sich ab, aber keine Angst, Martin erinnert sich schnell daran, dass er zwölf Jahre lang das Handwerk des Tötens zur Perfektion betrieben hat. Thug Nummer 1 wird durch einen Genickbruch beseitigt, Thug Nummer 2 mit einer günstig herumstehenden Schaufel geköpft (der Effekt ist nicht spektakulär, da der verwendete Dummy schon erkennbar ein solcher ist – naja, selbst Low-Budget-Filme köpfen selten ihre Darsteller „in echt“ -, aber zweckmäßig, d.h. das hab ich in teureren Filmen schon übler gesehen), nur Thug Nummer 3 ist renitenter – und verhältnismäßig clever für einen dialoglosen Dritte-Klasse-Henchman. Nicht nur, dass er seinen eh schon geköpften Kollegen (gut, er zielt auf Martin) zu allem Überfluß noch erschießt, er ballert vielmehr dem Auto, hinter dem Martin in Deckung liegt, erst den Tank kaputt und lässt dann ein paar MPi-Garben folgen. Resultat: da das Budget aus verständlichen Gründen nicht die Sprengung eines echten Automobils hergab, eine erträglich gewerkelte CGI-Explosion – wird niemand mit Hollywood-Kino verwechseln, lässt einem aber auch nicht das Essen aus dem Gesicht fallen (CGI-Flammen scheinen nach wie vor eine der schwersten Aufgaben für Low-Budget-VFX-Designer zu sein. Aber bei Full Moon ist´s auf jeden Fall viel viel übler gelöst, remember The Dead Hate The Living). Diesen Angriff versteht Martin als persönlichen Affront und rammt dem fiesen Killer die bereits einmal gute Dienste geleistet habende Schaufel in die Plauze (eine halbe Sekunde Gore, für diejenigen, die auf sowas warten). Wie üblich, wenn´s zu spät ist, kommt die Kavallerie in Form von Quentin mit dem Fluchtwagen. Und höchst seltsam, dass der massive Austausch blauer Bohnen und ein paar verhackstückte Leichen eine Organisation wie die staatlich sanktionierten Gesetzeshüter, sprich Bullen, nicht wirklich zu interessieren scheint… (vielleicht sind die Nachbarn das aber auch gewohnt).

Wagner, der von Rifkin über das Fiasko unterrichtet wird, sieht´s von der lässigen Seite. Ist doch wurscht, ob Martin Talmann wieder aus seinem Loch gekrochen ist, früher oder später wird die Gegenseite einen Fehler machen und dann schlägt der Schurke von Welt zu. Laxe Einstellung.

Quentin und Martin, die sich recht ungefragt zu Karens Beschützern aufgeschwungen haben (ich meine, wenn ich jetzt Karen wäre, ich würde mir ja vielleicht doch ausbedingen, mal die Cops einzuschalten, nur so aus Spaß), sind sich darüber im klaren – das ist für sie beide allein doch ein bis drei Nummern zu groß, außerdem braucht man einen Unterschlupf. Martin schlägt einen gewissen Stampfer vor, der ihm noch einen Gefallen schulde (Wolfgang Stampfer? Der Österreichische Bob-Pilot? Elendes Multitalent…). Quentin ist skeptisch und scheint zunächst bestätigt zu werden, denn Stampfer (übrigens ein eher stattlicher Kamerad) bereitet Martin nicht gerade eine Konfettiparade auf der Fifth Avenue als Empfang, if you catch my drift. „Bei denen dauert´s immer etwas länger“, beruhigt Quentin Karen, die am liebsten gleich wieder vom Hof reiten würde, nachdem Stampfer Martin erst mal die Tür vor der Nase zugeschlagen hat. Tatsächlich kommt´s mit gewisser Verzögerung zur Versöhnung und zum Einlaß, nachdem Martin sich winselnd für in der Vergangenheit gebaute Scheiße (his words, not mine) entschuldigt hat.

Rifkin probiert indes die neueste Errungenschaft der Scynetech-Laboratorien aus – ein (dank gefälliger CGI-Arbeit recht kompetent aussehendes) Kraftfeld hochenergetischer (und daher vermutlich eher ungesunder) Form, an dem man sich sogar Zigaretten anzünden kann (was aber, hoffe ich doch, nicht der primäre Nutzungszweck ist. Da ist, trotz der praktischen Fernsteuerung im Handy-Format, ein Zippo handlicher).

Im Hause von und zu Stampfer wird die Lage beraten. Warum, so fragt man sich, will Wagner Karen am liebsten zwei Meter tief unter der Erde sehen? Karen fällt außer dem VME 3000 kein gesteigerter Grund für die leichte Überreaktion ihres Ex-Chefs ein. Dieses Programm kann, so führt sie aus, alle, und damit ist gemeint ALLE Daten beliebig codieren und decodieren, die absolute Internet-Sicherheit also (uns CCC-hörigen Insidern fällt natürlich sofort der Pferdefuß an der Sache auf. Codieren und decodieren. D.h. Sicherheit und das blanke Gegentum hiervon). Dummerweise hat von unserer Viererbande keiner einen gesteigerten Schimmer von Computertechnologie, inkl. Karen, die verkauft das Zeug nur (das ist mal ein Plotpunkt, den ich von Herzen glaube). Quentin wüßte da aber jemanden, der weiterhelfen könnte, jetzt ist es aber an Martin, die Mitarbeit der fraglichen Person für eher unwahrscheinlich zu halten.

Nixdestotrotz, da sich Alternativen nicht anbieten (nicht mal über Google?), wird ein diesbezüglicher Versuch unternommen (währenddessen turnt Karen durch Stampfers Haus und findet diverse Remineszenzen an eine gemeinseme Armee-Vergangenheit unserer drei Helden). Weil Quentin offensichtlich auf Granit beißt, beschließen Martin und Stampfer, ihrem Kumpel unter die Arme zu greifen. Karen trifft in Stampfers Bude auf ein attraktives, rothaariges und in hautenge Lederklamotten gehülltes Babe, das mit einer Armbrust hantiert, Karen aber nach allen Regeln der Kunst gepflegt ignoriert. Da staunt der Laie und die Fachfrau wundert sich, erst recht, als Martin und Stampfer ein zappelndes, gut verschnürtes Paket (think Cleopatra-im-Teppich) hereintragen. Das ist Ruby, Quentins Ex (so wie ich das verstehe), Computerhackergenius und, sobald aus dem Teppich befreit, momentan hochgradig angesäuert (kann ich irgendwo verstehen – motivierend ist das sicher nicht).

Karen nutzt die günstige Gelegenheit, erste zarte romantische Avancen in Richtung Martin zu unternehmen und sich, wo man grad dabei ist, auch nach dessen persönlicher Verstrickung in die Angelegenheit zu erkundigen, denn dass Martin grad zufällig vorbeikam, als es ihr an den Kragen gehen sollte, glaubt nicht mal die Marketingstrategin. Kurzer Rede langer Sinn: Martin dürstete es seit frühester Jugend, ein Held zu sein und die Welt zu retten, fand aber trotz bester Bemühungen im Militärdienst, sprich Krieg (auch wenn ich nicht weiß, welcher das sein soll – offenbar spielt die Plotte ja in Deutschland, und dass wir zu Martins Lebzeiten, sofern ich nicht davon ausgehen soll, dass das Teil etliche Jahre in der Zukunft spielt, aktiv in einen Krieg verwickelt gewesen wären, wäre mir n eu), nicht die dahingehende Erfüllung und wurde in seinem naiven Weltveränderungswillen von Wagner angeworben, für den er dann, gemeinsam mit Rifkin, die Drecksarbeit erledigt habe („dadurch ist er so schnell aufgestiegen“ – ich wußte immer, in der Wirtschaft wird mit harten Bandagen gekämpft). Als es dann eben daran ging, Leute verschwinden zu lassen, sei ihm klar geworden, dass er kein Held ist (hm, wäre er einer geworden, nach seiner Definition, wenn er in Wagners Diensten gemeuchelt hätte? Irgendwie scheint mir da ein Denkfehler in seiner Argumentationskette zu sein. Oder geht´s ihm darum, dass er nicht effektiver GEGEN Wagner operiert hat?). „Heute warst du einer“, bekundet Karen und haucht ihrem Retter ein zartes Küsschen auf die Wange (wo das nur wieder hinführen wird…).

Ruby macht dieweil Quentin zur Schnecke, aber natürlich weiß ihr Ex-Begatter, wie er das Interesse der Superhackerin wecken kann – ein paar Andeutungen über VME 3000 , die schnell gemachte Schlußfolgerung, dass Wagner mit VME 3000 jeden beliebigen Computer der Welt kontrollieren könnte (ah, es ist Windows XP! Andererseits – schon Microsoft tut sich trotz beinahe unlimitierter Ressourcen schwer genug, seinen Marktanteil auf 100 % zu schrauben, weil´s genügend Open-Source-Verfechter gibt. Was mich auf ein kleines Plothole zu sprechen bringt: Mit VME 3000 soll sich jeder Internet-Sicherheits-Schutzschild aushebeln lassen – dann braucht Wagner doch streng genommen nur EIN einziges Exemplar seines Programm ans Netz koppeln und er Zugriff auf alles und jeden. Wieso will er den Schmu dann auch noch verkaufen? Oder versteh ich irgendwo was grundlegend falsch, was ich bei mir ständig für möglich halte…), und schon betrachtet Ruby das unknackbare System als persönlich-sportliche Herausforderung und ist dabei (bei was auch immer unsere Helden vorhaben). Tanja spielt dieweil weiterhin mit ihrer Armbrust und macht einen auf il grande silenzia.

Wagner hat sich indes ein paar potentielle Kunden aus dem englischsprachigen Raum angelacht (man parliert also ausländisch ohne Untertitel) und führt dort stolz vor, was sein VME alles kann. Sich z.B. in Spionagesatelliten einklinken und Live-Bilder der Skyline einer amerikanischen Großstadt zeigen. Nett, aber noch nicht wirklich beeindruckend, aber keine Bange, das Proggi kann mehr. Nämlich z.B. auf Knopfdruck die Stromversorgung der betreffenden Stadt ausschalten. Spontane Dunkelheit, Verkehrschaos, Unfälle, Panik! Die Käuferschaft staunt (obwohl Wagner ihr streng genommen auch einen beliebigen Filmclip per MediaPlayer vorgeführt haben könnte) und signalisiert ernsthaftes Interesse. Währenddessen beschließt Martin basisdemokratisch, dass man sich Wagner schnappen werde. „Richtig“, schnauft Stampfer.

Was ihn nicht daran hindert, eine Szene später heftigst mit Martin ob der Aussichtslosigkeit eines entsprechenden Unternehmens zu streiten. Martin hat aber das Recht, die Logik und die Argumentation gepachtet: „Ich will Wagner aufs Maul hauen!“ Das ist ein löbliches Ziel, aber Stampfer ist der Ansicht, dass z.B. Ruby nicht mehr alle Chips ordnungsgemäß verlötet hat. Martin greift zum äußersten Mittel und fordert den ihm zustehenden Gefallen ein. Spiel, Satz & Sieg – dagegen ist kein Kraut gewachsen. Tanjas Mienenspiel entnehmen wir, dass sie die beiden Männer für ausgemachte Vollidioten hält.

Der Plan ist dennoch schnell ausgearbeitet – in der Tarnung einer Putzkolonne (Torsil Ultra lässt grüßen) und mit von Ruby auf die Schnelle gefälschten Ausweisen will man ins Scynetech-Gebäude eindringen, dort an das zentrale Datenterminal herankommen und VME mal gründlich die Bits fragmentieren. Angesichts der vielköpfigen Privatarmee, die Wagner sein Eigen nennt, dürfte das auf einen zünftigen Body Count hinauslaufen.

Karen beschwert sich beim nachdenklich in seinem Zimmer hockenden Stampfer über Tanjas abweisende Art. „Sie ist taubstumm“, erklärt Stampfer, aber das gleicht sie durch ein scharfes Auge wieder aus: „Sie schießt auf 900 Meter einer Fliege ins Arschloch!“ Reife Leistung, zweifellos. Eher ungefragt rantet Stampfer von der gemeinsamen Armee-Vergangenheit mit Martin („wir waren im Krieg“, ich wiederhole mich, in welchem?; „nichts, worauf man stolz sein könnte“, na, wenigstens das sieht er ein) und versprüht ansteckenden Optimismus mit seiner Prognose, dass unsere Helden nur eine „hauchdünne Chance haben, morgen zu überleben“. Tja, das ist der Haken am Heldsein.

Die Stimmung ist demzufolge am letzten Abend vor der Schlacht gedämpft. Martin hört klassische Musik vor´m Kaminfeuer, Stampfer setzt Tanja auseinander, dass der bewußte Gefallen nur ihn und nicht Tanja betrifft, die sich also raushalten könne, Ruby und Quentin schütten sich Whiskey hinter die Kiemen. Karen befleißigt sich einer Dusche und lässt es sich nicht nehmen, sich anschließend Martin für eine lauschige Nummer (auf dem Bärenfell vorm Kamin zweifellos) aufzudrängen. Martin lässt die aufdringliche Maid eher unenthusiastisch ein (nach dem „wenn´s-denn-unbedingt-sein-muss“-Motto).

Damit gehen wir quasi unmittelbar zum Showdown über, der dauert heute mal etwas länger. Die perfekte Tarnung und die falschen Ausweise tun ihre Wirkung, das Team verschafft sich Einlass. Im erstbesten unbeobachteten Moment schält man sich aus den Putzteufel-Overalls, um das persönlich bevorzugte Outfit (Lederdreß/Tarnanzug/Straßenklamotten von der Stange) spazierenzutragen (ich persönlich würde die Tarnung ja so lang wie möglich aufrecht erhalten, aber das bin ja mal wieder nur ich). Los geht´s! Quentin und Tanja sind ausersehen, die Reihen der Verteidiger zu lichten, Quentin (bei Tanja wär´s auch eher sinnlos) und Stampfer stehen dabei mittels kleinem Mann im Ohr in Verbindung. Uns Quentin hat auch gleich mal richtig Spaß – schon sind die ersten Wachtposten per graphischem Kehlenschnitt und ins Genick gerammten Messer eliminiert. „Der Widerstand ist wie erwartet gering,“ brüstet er sich. Beim nächsten Gegner braucht er dann aber schon die Unterstützung Tanjas, die dem von zwei Posten in die Zange genommenen Quentin zur Seite springt, indem sie einem der Knülche per Armbrustbolzen den Kopf wegschießt (und mit dem selben Bolzen dann auch noch den zweiten Gegner plättet). „Stehen sie bequem“, scherzt Quentin ebenjenen zweiten Posten an, während er ihm noch sicherheitshalber die Kehle durchschneidet. Tanja hat´s eilig, aber Quentin hat viel Zeit, um auch noch dem nächsten arglosen Security Guard das Genick zu brechen. Leichen pflastern des enthusiastischen Söldners Weg und Stampfer wird langsam nachdenklich: „Meinst du nicht, er übertreibt ein wenig?“ Doch, ja, schon, könnte man meinen, aber wen du jetzt schon kannst umbringen, den ermorde nicht erst später.

Ist aber nun nicht so, als ob Megalomane Wagner nicht mitbekommen würde, wer da seine Truppen massakriert. Clever stört er die Funkverbindung unserer Helden und gibt die etwas rätselhafte Parole „Ich will sie lebend, egal wie“ aus. Das scheint Rifkin allerdings etwas mißverstanden zu haben (kann ich ihm nicht ganz verübeln), denn als er Quentin (der mit seiner Wollmütze irgendwie aussieht wie Tom Gerhardt) gegenübersteht und ihn ins schnell aktivierte Kraftfeld schubst, wo er von CGI-Effekten hübsch blutig geröstet wird, sieht das nicht wirklich nach „Lebendfang“ aus. Tanja kann der Flambierung ihres Kameraden nur entsetzt zukucken und eine Explosivgranate auf Rifkin feuern, was zwar einen weiteren hübschen Digitaleffekt ermöglicht, aber Rifkin hinter seinem Energieschirm nicht wirklich tangiert.

In der durch die Explosion aktivierten Stroboskop-Notbeleuchtung (sieht zwar schick aus, ist aber meiner bescheidenen Meinung nach als Notbeleuchtung eher unpraktisch) stolpert Tanja über den Rest ihrer Compadres (zu denen gehört übrigens auch pistolenfuchtelnd Karen. Ich weiß nicht, ob ich einer Marketing-Expertin unbedingt eine Handfeuerwaffe anvertrauen würde und sie überhaupt auf diese Mission mitschleifen würde, denn sie hat bereits zu Protokoll gegeben, von VME selbst recht wenig Ahnung zu haben. Ihr praktischer Nutzwert ist also eher, naja, begrenzt). Man reimt sich zusammen, dass Quentin die Radieschen zukünftig von unten betrachten darf, was Martin zum Anlaß nimmt, das neue Antidiskriminierungsgesetz der Bundesregierung empfindlich zu unterlaufen und Tanja zur Schnecke zu machen. Stampfer übernimmt es, dem Choleriker ins Gewissen zu reden: „Bei dir sind IMMER die anderen Schuld!“ (Das würde vermutlich etwas besser wirken, wenn wir wüssten, was der ominöse Skandal in Martins Vergangenheit denn genau ist). Angesichts der wenig zufriedenstellenden Gesamtsituation schlägt Stampfer vor, aufzugeben (bzw. die Flucht anzutreten), was allgemeinen Beifall findet, nur nicht bei Karen, der glatt der Draht aus der Mütze spricht: „Beim kleinsten Anzeichen von Gefahr haut ihr ab??“ (Hm, ich weiß nicht, ob ich Quentins gewaltsames Ableben nun als „kleinstes Anzeichen“ bezeichnen würde…). Ihre Gardinenpredigt fällt aber auf unfruchtbaren Boden. Das Team versucht also den Rückweg anzutreten und killt dabei diverse Wagner-Schergen, doch der schickt nun sein Spezialbatallion ins Rennen – eine Brigade in weiße ABC-Schutzanzüge gehüllter Elitethugs (wieso muss ich jetzt ans Finale von Astaron denken?). Der Fluchtweg ist schnell abgeschnitten, die Helden retten sich (begleitet von einem 90-Grad-Vertikal-Kameraschwenk, fast wie bei Kitamura) in einen eher seltsam anmutenden, da in sterilem Weiß (fast wie bei THX 1138) gehaltenen und ominös vernebelten Gebäudeteil, wo sie auch prompt über eine bizarre Apparatur stolpern, die irgendwie so ähnlich aussieht, als hätte jemand drei Autobatterien mit Paketband zusammengeklebt und verdächtig die Form eines Bagpacks hat. „Das nenn ich ma´ ´n Notebook“, wisecracked Stampfer. Ruby pflanzt sich sofort an ein günstig herumstehendes Computerterminal, das aber mit dem Firmennetzwerk nicht verbunden ist, dafür einen Produktkatalog gespeichert hat. Und dem ist schnell zu entnehmen, dass es sich bei dem Rucksackgerät um ein von Wagner fallengelassenes Militärprojekt namens „D.I.S.R.U.P.T.E.R.“ handelt (leider wird das vermutlich schicke Akronym nicht ausgeschrieben). Die Klingonen sind hier! „Damit kommen wir hier raus“, grinst sich Martin eins (ich weiß jetzt nicht, ob ich einer nicht fertig entwickelten Energiewaffe, die verdammt nach wenig vertrauenerweckendem Prototyp aussieht, meinen ungeteilten Optimismus zuschanzen würde). Stampfer greift sich das Gerät, das natürlich mit dem obligatorischen Staub-/Laubsauger-Rohr ausgestattet ist (zur Ehrenrettung sei gesagt: das Ding ist nunmal auch drehbuchgemäß ein Prototyp und muss daher nicht voll durchgestylt aussehen wie die, hüstel, lächerlichen Kärcher-Geräte aus Project Genesis). Der „Achtung! Radioaktiv!“-Aufkleber, der andeutet, dass der Disrupter nuklearbetrieben ist (!), würde mein Vertrauen in das Teil nun auch nicht gerade ins Unermeßliche steigern, aber verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen. Karen hat sich indes entschlossen, die Angelegenheit „allein“ (das unterstreiche ich mit Absicht) zu Ende zu bringen (in welchem Universum hat eine Bürotussi, die zum ersten Mal im Leben eine Knarre in der Hand hält, auch nur die Chance eines Schneeballs in der Hölle gegen eine gut ausgebildete, ressourcenreiche und bestens ausgerüstete Privatarmee? Naja, in jedem B-Movie-Universum…). Martin und Karen drücken sich einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und wünschen sich gegenseitig Glück. Dann setzt sich Karen mit Ruby (soviel zum gerade postulierten „allein“ ab. Und WARUM Ruby Karen helfen sollte, ist mir nicht wirklich klar) ab… naja, ist ja auch schon mal ein Statement, dass die Nicht-Kampfamazonen sich berufen fühlen, den Fight für die Gerechte Sache TM weiterzukämpfen.

Beide Parties machen sich also auf die jeweiligen Strümpfe, die einen (Martin/Stampfer/Tanja)Richtung Ausgang, die anderen (Karen/Ruby) wohin-auch-immer, wobei letzterer Gruppe durchaus hilft, dass Ruby mit ihrem Notebook verschlossene Türen öffnen kann (Stecker in die Steckdose, drei Tasten drücken, auf ist die Tür). Die beiden Grazien stoßen auf die uns bereits wohlbekannte Kraftfeldbarriere, die auch Rubys Wundernotebook zunächst Rätsel aufgibt. Wir aber werden erneut bestätigt, dass man als megalomanischer Schurke von Welt seine Schlägertypen nicht von der Sonderschule rekrutieren sollte – die zwei ABC-Suit-Dumpfbacken, die sich mit einem debilen Grinsen und einem „die schnappen wir uns“ in Richtung der Girls tanken, übersehen nämlich sträflich, dass SIE ja auch nicht durch das Kraftfeld ballern können, es demzufolge abschalten müssten und damit ja erst Volksbank-Raiffeisenbank spielen würden (von wegen „wir machen den Weg frei“, newa). Naja, Ruby ist eh schneller, das Kraftfeld ist deaktiviert und die beiden Hirnis werden aus dem Genpool subtrahiert.

Auch das andere Grüppchen steht relativ ratlos vor einem Kraftfeld. Stampfer ist sich aber sicher, dass sein Rucksack-Atomreaktor auch mit diesem Hindernis kurzen Prozeß machen kann – die entsprechenden physikalischen Vorgänge sind mir nicht völlig erklärlich, aber ist ja auch wurscht, es gibt den CGI-Hexern Arbeit und funktioniert. Ruby hackt sich dieweil erfolgreich in den Zentralcomputer und hat dabei noch Zeit, Karen wegen ihrer romantisch angehauchten Enttäuschung über Martin ein „vergiß den Verlierer“ zuzutexten. „Fuck!“, entfährt es Ruby da plötzlich. „Mein Date mit Mike ist geplatzt!“ (Offenbar hatte sie auch noch Zeit, ihre e-mail abzurufen). „Mike?“ „Den kenn ich aus Sydney!“ „Du warst in Sydney?“ Frauen… wofür die alles Zeit finden, um sich drüber zu unterhalten… sind halt doch alte Waafn, wie man in meiner Heimat sagt.

Die andere Gruppe trifft auf ein Rudel ABC-Schützen (ich kille mich wieder mit meinen Wortspielen, hua-hua), Stampfer macht ihnen mit dem Disrupter recht effektiv den Garaus und reduziert sie zu blutig-kokelnden verbrannten Resten in weißen Stofffetzen. Was sie aber nicht davon abhält, hinter der nächsten Tür in eine Falle zu latschen, sich einer Übermacht von mindestens, wenn nicht mehr Witzfiguren gegenüberzusehen und unbürokratisch das Handtuch zu werfen (Stampfer hätte ja wenigstens mal ´nen 360-Grad-Schwenk mit der Superwumme probieren können… Lamer!). Tanja blieb allerdings von den Schergen unbemerkt und kann sich in einem Nebenraum verstecken und ihrer Panik hingeben (wieso geht die JETZT aus dem Leim?), findet aber Ruhe und Frieden in einem (per Flatscreen an die Wand geworfenen) Naturstilleben und so auch ihren Kampfgeist wieder (das war jetzt wohl die Abteilung Zen-Buddhismus).

Wagner belabert Martin, zunächst kommen die üblichen „wenn-du-für-mich-gearbeitet-hättest-hätten-wir-soooo-viel-erreichen-können-„Sprüche, dann die „ich-erfülle-mein-Lebenswerk-aber-das-kapierst-du-eh-nicht“-Fortsetzung und schließlich wedelt er noch mit einer CD (die ich ernstlich für einen Plotpunkt gehalten habe, fürderhin aber ignoriert wird) vor Martins Nase rum – mit dem Programm kann „ich alles und jeden kontrollieren“, freut sich Wagner ein Bein ab. Jetzt müsste nur noch Karen ihren nervigen Widerstand aufgeben, und das möchte Martin doch bitte in die Wege leiten. „Leck mich am Arsch“, schlägt Martin eloquent vor. Mit dieser abschlägigen Entscheidung hat unser Schurke aber natürlich gerechnet und ein Druckmittel parat – im Nebenraum wird Stampfer in einen fies aussehenden Stuhl geschnallt, das neueste in Verhörtechnologie, entwickelt von „Dr. Braunheimer“ (mit so einem Namen kann man auch kein Guter werden. Wer so heißt, muss sich ja irgendein obskures Forschungsgebiet suchen und schlimme Dinge tun). Diese neuartige Erfindung zieht sich die gewünschten Informationen (welche immer das in Stampfers Fall auch sein sollen) direkt aus der Großhirnrinde (soweit, so gut), und zwar, indem die Nervenzellen durch Elektroden in einen dickflüssigen Brei verarbeitet werden, der wiederum abgesaugt und dann analysiert wird (ich sag´s ja wirklich nicht gern, aber das ist wirklich eine der hysterischeren Ideen der jüngeren Filmgeschichte. Da hat jemand ´nen Brainbug gefrühstückt). Ehrensache, dass der Delinquent die Absaugung seiner Gehirnzellen vermutlich nicht unbeeinträchtigt überstehen wird (das ganze Gehirn weggelutscht, gelle?). Tanja hat sich mittlerweile auf der anderen Seite des Verhörraums verschanzt und beobachtet, was ihrem Liebsten (oder zumindest Freund/Kumpel/guten Onkel) angetan wird, durch einen Beobachtungs-Spiegel, was sie nicht glücklicher macht.

Martin knickt ein und übermittelt die gewünschte Botschaft per Haussprechanlage an Karen. Nun wäre es an Karen, die Koffer zu packen und Leine zu ziehen, aber jetzt regt sich Ruby künstlich auf, dass man unmöglich aufhören könne und den Job with a vengeance zu Ende bringen müsse. Versteh einer die Frauen. Martin gibt sich der irrationalen Hoffnung hin, durch seine saft- und kraftlos vorgetragene „Gib-auf-hat-eh-alles-keinen-Zweck“-Rede Stampfers nichtswürdiges Leben gerettet zu haben, hat aber die Rechnung ohne Wirt Wagner gemacht. Schließlich muss Dr. Braunheimer seinen tollen Hirnsauger doch mal ausprobieren dürfen. Also ran an den Speck bzw. die grauen Zellen und Vorhang auf zu einer filmisch ziemlich cool-stylish-stumm-nur-mit-Musik-geschossenen Sequenz. Stampfers Brägen wird angezapft (was überraschenderweise recht un-gory erledigt wird, ich hatte mich schon auf das Schlimmste vorbereitet), ein paar symbolische „leerer-Folterstuhl-in-dunklem-Raum“-Shots eingeblendet, Tanja stapft wie der Grim Reaper persönlich in den Folterraum und killt Braunheimer und seinen Assistenten (es wäre vielleicht cleverer gewesen, einzugreifen, BEVOR Braunheimer seinen Apparat einschaltet. Aber das kommt halt davon, wenn man Frauen machen lässt…). Wagner feuert auf sie, verfehlt aber, im allgemeinen Tohuwabohu gelingt Martin die Flucht (irgendwie hilfreich auf Tanjas/Stampfers Seite in den Kampf einzugreifen, fällt ihm aber auch nicht ein). Tanja verpaßt dem leidenden Stampfer mit dessen Einwilligung den Gnadenschuß, wird aber umgehend von Wagners herbeigerufenen Schergen sauber-fair von hinten exekutiert.

Handlungstechnisch wird sich von nun an nicht mehr viel abspielen (bisher ja auch nicht, wenn wir ehrlich sind). Martin flüchtet sich in einen Fahrstuhl, durchleidet eine kurze persönliche Krise, fängt sich aber schnell und wird zur unstoppbaren Kampfmaschine des Todes. Und ordentlich Zielscheiben für ihn rennen auch herum, alldieweil Wagner Generalmobilmachung angeordnet und die peinliche Durchsuchung des Gebäudes befohlen hat. Kann er ja machen, hat Martin wenigstens was zu killen. Auch wenn er momentan noch keine Waffe hat, aber in den Händen eines fähigen Ex-Soldaten wird selbst der harmloseste Büroartikel zum tödlichen Mordinstrument – so z.B. ein Maßband. Diese Teile sind offenbar so scharfkantig, dass man nicht nur jemand damit erwürgen kann (das glaub ich ja bis zu einem Gewissen grad noch), dem Opfer aber dabei auch noch den Hals aufschlitzt („und ich sach noch, Gertrud, kauf bei Schäfer-Shop die Maßbänder mit der Stahlkante!“). Im Handgemenge schaltet Martin gleich vier Gegner auf einmal aus und erbeutet damit auch wieder Schießprügel (schade, hatte mich auf mehr Mordmethoden durch Büromaterialien gefreut. Man lernt ja gerne dazu). Ergo – shoot-out-time (und einer der wenigen wirklich auffälligen Goofs des Films – einem der ABC-Anzugsträger merkt man schon deutlich an, dass seine extreme Plauze dem Blutpack geschuldet ist, dass er wenig später dekorativ an der Wand verteilt). Martin veranstaltet also ein fröhliches Scheibenschießen in gigantischen Massaker-Ausmaßen (wie üblich in derlei Filmen sind die Bösen zu blöde, auch nur den berühmt-berüchtigten Möbelwagen zu treffen), so dass sich Rifkin zum Eingreifen genötigt sieht. Vorher ballert Martin aber noch im besten John-Woo-Gedächtnis-Style beidhändig feuernd ganze Heerscharen finsterer Mordbuben nieder (und einem davon sogar recht hübsch-suppend das Bein ab).

Während Ruby am Zentralcomputer vor sich hin hackt und Karens Aufgabe darin zu bestehen scheint, nervöse Blicke um sich zu werfen, kommt es zum klassischen Duell Rifkin vs. Martin, auch dies im feinsten Hongkong-Style – die Kontrahenten marschieren mit gezogenen Waffen wild ballernd in gerader Linie aufeinander zu (treffen natürlich nix, was in krassem Gegensatz zu Martins vorher gezeigten und Rifkins implizierten Können steht), bis sie sich aus 5 cm Entfernung in die jeweiligen Glubscher kucken können und, da im dramaturgisch angemessenen Zeitpunkt auch die Magazine, die vorher die ebenso übliche 89 Kugeln ohne Nachladen gespuckt haben, leer sind, zum Kampf mano-a-mano übergehen. Rifkin haut Martin einen Kinnhaken-de-luxe vor den Latz, dass der gleich mal mindestens ein Liter Blut spuckt (mit den Bloodpacks hat man es für meinen Geschmack ein wenig übertrieben), aber unser Held kann sich bald revanchieren. Rifkin versucht, den Kampf durch illegalen Einsatz eines Messers zu entscheiden, aber Martin kickt ihm den Piekser aus der Hand, was ein kurzes Martial-Arts-Duell (schnittechnisch recht souverän gelöst, wenn wir mal davon ausgehen, dass die Darsteller vermutlich nicht unbedingt in schwarzen Gürteln ertrinken) auslöst. Rifkin gewinnt Oberwasser und dengelt Martins Rübe vehement auf den Boden (was wieder mächtig suppt), aber der Held greift sich das herumliegende Messer, rammt es Rifkin zunächst in die Seite und, als das Rifkin noch nicht endgültig aufhält, schneidet ihm extrem-genüßlich-blutig die Kehle auf (zum Genießen für Fans dieser Mordmethode. Fast so schön wie in High Tension). Das bringt sogar Rifkin um.

Ruby und Karen werden indes von Wagner belästigt, der mit einem kessen Spruch auf den Lippen Ruby abknallt. „Sie sind verrückt!“, entfährt es Karen (oha, Neuigkeit des Tages), die versucht, mit einem halbseidenen „ich-hab-mich-abgesichert-morgen-erfährt-die-ganze-Welt-die-Wahrheit“-Bluff ihren Hals zu retten. Wagner ist geneigt, es drauf ankommen zu lassen. Da stolpert Martin (ein Glück, dass er in seinem halbtoten Zustand den Zentralrechnerraum gefunden hat) herein, was Wagner lange genug ablenkt, dass Karen ihre Wumme zücken und ihn unbürokratisch totschießen kann. Und weil Ruby mit letzter Kraft noch auf die Enter-Taste gedrückt und VME 3000 gelöscht hat (tja, und wieder einmal hätte sich ein Backup ausgezahlt. Aber Wagner ist ja eh hin), ist der Tag gerettet. Hurra!

Stellt sich nun natürlich noch die Frage – kriegen Karen und Martin sich (schließlich hatte Martin bei seiner emotionalen „ich-wollte-ein-Held-sein“-Ansprache auch angemerkt, dass das „am-Ende-das-Mädchen-kriegen“ in seinen Überlegungen durchaus eine Rolle gespielt hat) oder nicht? Da die nächste Szene am Flugplatz verdächtig nach Abschied aussieht, kann man fast auf den Gedanken „eher nicht“ kommen. Während der Soundtrack zu meiner gesteigerten Überraschung tatsächlich noch einen balladesken (und gesungenen) Titelsong beisteuert, nehmen Martin und Karen melodramatisch voneinander Abschied, dann besteigt Martin eine Turboprop-Maschine (einer offenbar stark defizitären Fluglinie, der er scheint tatsächlich der einzige Passagier zu sein)… Karen kuckt dem startenden Flieger traurig hinterher, aber wer legt ihr da von hinten die Hand auf die Schulter? Selbstverfreilich Martin – Umarmung, Kuss, Happy End…

Ich hab mir schon öfter, und auch an dieser Stelle, die rhetorische Frage gestellt, warum man offensichtlich in jedem Land auf Gottes Erdboden Actionfilme drehen kann, nur nicht in Deutschland – ich will nicht behaupten, dass Death: Download die hiesige Filmproduktion auf Anhieb in die Eliteklasse des internationalen Actionkinos katapultiert, aber für eine gerade mal 3.500 Euro schwere Produktion haben die Jungs um Regisseur Frank-Michael Rost und die Produzenten Trendelbernd und Giebe einen verdammt guten Job abgeliefert.

Death: Download, über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg entstanden, richtet sich natürlich an eine andere Zielgruppe als ein parodistischer Horrorkurzfilm wie Torsil Ultra – nicht nur der Wechsel des Genres in Richtung ernsthafte Action (der Film weist bis auf ein paar kurze Gags keine komödiantischen oder gar parodistischen Elemente auf) ist zu verzeichnen, sondern eben auch der Sprung ins „abendfüllende“ Lager, womit Torsil Ultras wesentlicher Vorzug, ein perfekter Partyfilm zu sein, den man mal eben für zwanzig Minuten in den Player stopft, für Death: Download nicht zutreffen kann. Insofern ist die Ernsthaftigkeit der Story schon der richtige Schritt, denn nur mit dem Zitieren und Parodieren von Genrevorbildern kommt man, wenn man einen „richtigen“ Film (laufzeittechnisch gesehen) machen will, nicht weiter (es sei denn, man verzichtet gleich auf eine durchgängige Handlung und macht eine Kentucky Fried Movie-Nummernrevue daraus). Herrgott, ich bin mal wieder auf meinem Argumentationshighway falsch abgebogen. Darum soll´s doch eigentlich gar nicht gehen.

Also zurück zum Film selbst. Die Story ist, und insofern ist der Film „true“, nicht wirklich der Rede wert – B-Actionfilm-Hausmannskost, die vielleicht mit ihrer Grundidee inzwischen, was der langjährigen Herstellungsdauer geschuldet ist, vielleicht ein-zwei Jahre zu spät dran ist, die große Welle der Internet-/Computer-/Cyber-Thriller (wobei ich mit „Cyber“ jetzt nicht was wie Lawnmower Man meine, sondern eher in die Password Swordfish-Richtung schiele) ist mittlerweile ja abgeklungen. Macht aber insofern nix, da gerade der B-Actionfilm Marke Hollywood sowieso ständig die selben dreieinhalb Ideen recycled, ohne rot zu werden, und die „Jagd auf das Programm/die CD“ da vergleichsweise noch zu den weniger abgedroschenen gehört. Übertriebene Sinnhaftigkeit und Logik sucht man sicherlich vergeblich (der ganze Modus Operandi von Wagner bzw. seinem Programm ist mir nicht ganz klar – einerseits erhofft er sich ersichtlich die Weltherrschaft dank der totalen Kontrolle, die er mit VME ausüben kann, andererseits scheint er auch gewillt zu sein, die Technologie als Waffe an andere interessierte Parteien zu verscherbeln) die Geschichte um das Superprogramm ist nicht mehr als ein McGuffin, um den Film ins Rollen zu bringen. Auf dem Weg zum Showdown gibt´s natürlich die ein oder andere nicht ganz so prickelnde Idee (wie z.B. den Gehirnabsauger von Dr. Braunheimer, den ich mir aber nun wirklich als beabsichtigte Hommage an Starship Troopers vorstelle; ist aber zumindest lustig. Der nuklearbetriebene Disrupter ist eine andere).

Verbesserungspotential gibt´s sicher auch noch bei den Charakteren, wobei ich mich an dieser Stelle mit meiner Kritik nicht allzusehr aus dem Fenster lehnen möchte – durchaus möglich, dass hier einiges aus Zeit- und Kostengründen auf der Strecke blieb (auf der offiziellen Website des Films findet sich nämlich vergleichsweise ausführlicher und erhellender Background für die wesentlichen Charaktere, Informationen, die dem Film zumindest nicht geschadet hätten – das beweist aber, dass Drehbuchautor/Regisseur Rost sich die entsprechenden Gedanken gemacht hat, aber aus diesen-oder-jenen Gründen im Film nicht unterbringen konnte, möglicherweise auch aus Pacing-Gründen). Es ist stellenweise nicht immer durchschaubar, durch welche gemeinsame Vergangenheit Martin, Stampfer, Quentin, Ruby und Tanja untereinander verbunden sind – das gibt manchmal Rätsel auf (z.B. was diesen ominösen Vorfall in Martins Vergangenheit angeht; Stampfers Bemerkung „du suchst immer die Schuld bei den anderen“ würde, wüßten wir da etwas mehr, sicher mehr Sinn ergeben, auch wenn die Intention durchkommt). Ein gewisser zeitlicher Rahmen wäre eventuell auch hilfreich gewesen, nicht nur, was die Zeitspanne zwischen der Prologsequenz und der eigentlichen Story angeht, sondern auch, wann die Plotte rein grundsätzlich angesiedelt ist, da mit 3D-Hologrammen, hochfrequenzenergetischen Kraftfeldern und atombetriebenen Energiewaffen einige SF-Elemente eingebaut sind.

Die üblichen und erwarteten Genre-Klischees werden aber routiniert eingebaut – der böse Kapitalist, sein sadistischer Sidekick-Chef-Henchman, der Held mit der traumatischen Vergangenheit, seine (von der ersten Sekunde an zum Tode verurteilten) Freunde, die Lack-und-Leder-Kampfamazone, das Computergenie, die Love Interest, die sich vom Bürotier zur entschlossenen Kämpferin wandelt, das wird alles nicht wirklich innovativ, aber ziemlich effektiv gelöst, wenn wir, wovon wir gesichert ausgehen können, ins Kalkül ziehen, dass ein hochliterarisches und noch-nie-dagewesenes Drehbuch sicher nicht die oberste Priorität war.

Denn natürlich gilt auch für einen unabhängig produzierten Actionfilm aus Deutschland das gleiche wie für die Nu-Image-, PM- oder Phoenician-Hobel dieser Welt. Die Story dient als Mittel zum Zweck, um Action zelebrieren zu können. Womit wir dann auch nahtlos bei der Analyse der filmischen Umsetzung wären und da, das kann ich guten Gewissens schreiben, kann Death: Download, Budget und Herstellungsbedingungen berücksichtigt, durchaus überzeugen. Der Streifen hat einen sehr professionellen Look, der sich hinter mancher TV-Produktion nicht zu verstecken braucht. Das fängt an bei der extrem gut aussehenden Vorspannsequenz, die der ein oder anderen Großproduktion gut zu Gesicht stehen würde, an, setzt sich über gute Kameraführung (sogar das klassische Amateur-/Independentfilmdilemma der oft arg statischen Kamera wird umgangen – es gibt tatsächlich Schwenks und Kamerafahrten), effektiven Schnitt (speziell in den Actionsequenzen) fort und hört beim einfallsreichen Einsatz von Farbgebung (unterkühlte Blautöne in der Prologsequenz, das sterile Weiß in den Geheimlaboratorien von Scynetech) noch nicht auf. Das hat schon allerrespektabelstes Niveau, und wenn nicht gelegentlich ein paar Einstellungen etwas überbeleuchtet wirken würden, würde ich schon das Adjektiv „professionell“ verwenden – technische Schwächen sind kaum auszumachen. Frank-Michael Rost (der auch als Quentin mitspielt) inszeniert den Streifen mit einem soliden Gespür für das richtige Timing, verteilt die Actionszenen gut über die Laufzeit und lässt nie wirklichen Leerlauf eintreten (was aber auch daran liegen könnte, dass ein paar Charakterszenen, die m.E. nicht geschadet hätten, um die Figuren dreidimensionaler zu gestalten, fehlen) und beweist in einigen Segmenten, speziell in der „Stroboskoplicht“-Szene und in der rund um Stampfers Hirnabsaugung, ein erstaunliches Händchen für Style.

Was die Actionszenen angeht, so darf man natürlich nicht erwarten, dass hier im Minutentakt Autos geschrottet und Wire-Fu-Einlagen geboten werden. Der Großteil der Action beschränkt sich auf Shoot-outs, denen man die klassischen Vorbilder der John-Woo-Schule anmerkt (und einige Zweikämpfe). Besonders die erste große Actionszene (Shoot-out vor Karens Wohnung und Kampf in der Tiefgarage) überzeugen dank der guten Kamera- und Schnittarbeit, hier kommt wirklich richtige Rasanz auf. Im Showdown neigt der Film ein wenig zur Übertreibung im Hinblick auf den Bodycount, der gut geschnittene und beinharte Zweikampf von Rifkin und Martin entschädigt dafür aber (wenngleich mir der dafür wieder etwas zu überdreht-blutsuppig daherkommt).

Kommen wir zur Effektarbeit. Die Computer- und Digitalhexereien vermögen durchaus zu überzeugen – die 3D-Hologramme und das Kraftfeld sind tippi-toppi, da gibt´s nix zu meckern, das liegt auf Profiniveau. Die Autoexplosion und die digitalen Einschuß-/Abpralleffekte sind nicht ganz von dieser Güte, aber auch nicht heiterkeitserregend wie so manches, was uns andere Filmemacher (durchaus auch mit mehr Budget gesegnet, ich erinnere z.B. an Killjoy von Full Moon, einem durchaus aufs Geldverdienen ausgerichteten Profi-Studio, wo man sich mit dem guten alten Stilmittel des auf-dem-Negativ-Rumkratzen behalf); zudem wurde ich unterrichtet, dass die VFX gerade eben auch nochmals überarbeitet wurden, ich denke mal, dass gerade in dem eben angesprochenen Bereich nachgebessert wurde. Auf jeden Fall gilt es auch den Digitalkünstlern Respekt zu zollen und wenn die nicht ganz so überzeugenden CGI-Effekte noch nachbearbeitet werden, sollte es in der Endfassung keinen Grund zur Klage geben.

Wo der Film nicht aus seiner Haut der deutschen Independent-Produktion kann, ist in den blutigen Gore-Eskapaden. Death: Download ist, wenn man so will, ein Splatter-Actionfilm. Meiner persönlichen Ansicht nach sind diese Gore-Splatter-Blut-Einlagen nicht wirklich notwendig für einen als Actionfilm konzipierten Streifen, aber sei´s drum – damit ist der Film zumindest für die Gorehounds kompatibel. Die Effekte sind denn auch ausreichend derbe und stellenweise extrem blutig (in manchen Szenen strapaziert der extreme Blutverlust auch ein bissl die suspension of disbelief), obwohl mit durchaus simplen, aber immer wieder wirkungsvollen Mitteln realisiert. Ob´s Sachen wie das in schon fast enervierender Genüßlichkeit zelebrierte Kehlendurchschneiden wirklich braucht (speziell in einem Non-Horror-Film), nun, wie gesagt, da kann man verschiedener Meinung drüber sein, qualitativ muss man seitens der Macher kaum einen Vergleich mit Fulci scheuen. Eine ungeschnittene FSK-Freigabe (gleich welcher Coloeur) würde mich aber wundern…

Professionellen Ansprüchen genügt auch der pulsierend-treibende Soundtrack von Robert Herrmann (der in Richtung EBM/Techno tendiert), auch das aufwendige Sounddesign gefällt.

Ein nicht zu unterschätzendes Kriterium bei non-professionellen Filmen ist immer wieder die Schauspielerei, denn hier trennt sich doch meistens die Spreu vom Weizen – nicht jeder, der Spaß daran hat, blutbesudelt über einen Set zu hüpfen, ist automatisch ein guter Schauspieler und wie das dann oft endet, wissen wir ja alle aus eigener Anschauung, vor allem, was die Vertonung angeht. Die Macher von Death: Download gingen einen ungewöhnlichen Weg. Gespielt werden die Rollen durchweg von ambitionierten Amateuren (u.a. die Macher selbst, sowohl Regisseur als auch die beiden Produzenten geben sich in zentralen Rollen die Ehre; und in mehr oder weniger kleinen Rollen finden sich auch noch andere alte Bekannte aus Torsil Ultra wieder – spricht es für oder gegen mich, dass ich Gerd Richter auf Anhieb wiedererkannt habe?), dann aber wurde nachsynchronisiert (was jetzt auch noch nicht die große ungewönliche Idee ist), jedoch nicht von den Darstellern selbst, sondern von professionellen Sprechern (allesamt durchaus mit eigenen Meriten, wie sich auf der Filmwebsite, unten verlinkt, nachlesen lässt); quasi als hätte man einen ausländischen Film deutsch synchronisiert. Ich wage nicht zu beurteilen, ob das eine zukunftsträchtige Alternative für Jungfilmer ist, die sich keine „richtigen Schauspieler“ leisten können, es ist auf jeden Fall aber eine interessante Idee. In der mir vorliegenden Fassung klingt die Synchro aufgrund eines gleichmäßigen Lautstärkepegels ziemlich steril, aber in der Endfassung wird der Ton entsprechend besser abgemischt sein.

Die darstellerischen Leistungen, sozusagen zu bewerten als eine Kombination der physischen Darstellung an sich einer- und der Sprecher andererseits, sind okay. Das Produzentenduo Trendelbernd/Giebe als Helden-Paar Martin/Stampfer agiert angemessen, wobei Stampfer/Giebe die Glaubwürdigkeit ein wenig strapaziert (mit ein wenig mehr Character-Background, speziell wie lange seine aktiven Soldatentage nun denn her sind, wär´ es besser), Carminia Bhrado (bekannt aus Torsil Ultra) macht ihre Sache auch vernünftig. Stefan Siehoff gibt einen patenten Schurken im Nadelstreifen ab und Ugural Taner kann als fieser Killer Rifkin ebenfalls überzeugen (auch wenn es im „Endkampf“ mit Martin, rein von der physischen Größe her, ein gewissese Mismatch gibt. Aber Taner ist drahtig-sportlich genug, um das auszugleichen). Die Freunde attraktiver Babes kommen bei Tanja X als taubstummer Leder-Assassinin auf ihre Kosten. Allen Darstellern ist ein wenig zu eigen, dass sie´s mit der Gestik etwas übertreiben, aber es hält sich im Rahmen. Die Synchro-Stimmen passen.

Kommen wir zum großen Haken für Euch treue Leser – Ihr könnt diesen Film (Stand Ende Januar 05) leider noch nicht sehen, mir liegt sozusagen weltexklusiv die noch-nicht-ganz-fertige Promofassung auf DVD vor. Der ist allerdings schon mal zu entnehmen, dass der Streifen in ca. 1.85:1-Widescreen (anamorph codiert!) auf die Mattscheibe geworfen wird, in durchaus augenfreundlicher Qualität – gewisse Abstriche müssen da und dort aufgrund des geringen Budgets und des Video-Looks gemacht werden. Die Schärfewerte sind in Ordnung, Kontrast könnte vor allem in hellen Szenen (also, wenn der Hintergrund ziemlich uni weiß ist) etwas besser sein, insgesamt macht der Transfer einen etwas milchigen Eindruck.

Durch die Nachvertonung ging man der zweiten großen Amateurfilmkrankheit aus dem Weg, nämlich dem oft an der Unverständlichkeitsgrenze vor sich hin rauschenden Ton. Death: Download klingt qualitativ super, und wenn der neue Tonmix wie versprochen die Lautstärke der Sprecher angemessen regelt, sollte auch in der Hinsicht nichts anbrennen.

Ein zukünftiger offizieller DVD-Release wird auch mit einem gerüttelt Maß bereits existenter und/oder noch in der Mache befindlicher Extras wie Making-of und Musikvideo ausgestattet werden.

Fazit: Ich halte mir noch mal das Schmalspur-Budget von 3.500 Euro vor Augen und bin gleich noch mal ein Stück beeindruckter. Death: Download ist ein fetziger, gut unterhaltsamer und vor allem auch gut blutiger Action-Streifen geworden, der die Konkurrenz zu run-of-the-mill-B-Action aus den USA nicht zu scheuen braucht und dabei mit erheblich weniger Aufwand realisiert wurde. Natürlich ist in Sachen Story, Charakterisierung und Darstellkunst noch Luft nach oben, aber die filmische Umsetzung überzeugt – das Ergebnis ist ein erstaunlich professionell aussehendes Produkt, gespickt mit ansehnlichen Digital-FX, genug Splatter, um auch die Gorefreaks zufriedenzustellen und auch von der rein filmhandwerklichen Seite, was Kameraführung/Schnitt/Optik angeht, auf einem verdammt guten Level. Im Gegensatz zu manch anderem (auch auf dieser Seite) verewigten Machwerk muss man sich über die 90 Minuten, die man mit Death: Download verbringt, nicht grämen – der Film ist flott inszeniert und erfüllt seinen Zweck – kurzweilige Unterhaltung mit hohem Blutfaktor! Macht Spaß! Distributoren, aufgemerkt – nach meinem Kenntnisstand ist der Streifen noch frei, also ran an den Speck und rausbringen, das Teil. Oder muss ich DAS am Ende auch noch selber machen??

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 8


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