Deadhunter: Sevillian Zombies

 
  • Deutscher Titel: Deadhunter: Sevillian Zombies
  • Original-Titel: Deadhunter: Sevillian Zombies
  •  
  • Regie: Julian Lara
  • Land: Spanien
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Julian Lara, Beatriz Mateo, Maria Minagorri, Dan Liano, Jose Manuel Gomez, Jesus Gallardo, Carlos Asensio, Dario Herrero (Deadhunter), Jose Pedro Gil (Commander), Lloyd Kaufman, Leonardo Dantés, Kiko Veneno


Vorwort

Sevilla ächzt unter einer Zombie-Plage (die niemanden davon abzuhalten scheint, seinen gewohnten Arbeits- und Freizeittätigkeiten nachzuhängen). Zur Bekämpfung des untoten Gesindels schalten sich die „Deadhunters“ ein, eine Zusammenrottung pickelfressiger Spacken, äh, will sagen, natürlich eine nach allen Regeln der Kunst arschtretende Eliteeinheit führender Kampfexperten, inkl. eines pornografisch interessierten Kuttenträgers sprich Priesters, die mehr oder minder versuchen, den Eingeweidefressern bleihaltig Mores zu lehren. Und so fuchteln die Deadhunters mit ihren Knarren, killen Zombies, werden (zumindest einige) selbst gekillt und suchen verzweifelt nach irgendeiner Art von Plot, bis ihnen fünf Minuten vor Schluss eine gute Fee flüstert, wo die bösen Zombies herkommen, und sie ihnen in einer Gewaltaktion den Garaus machen. Fin.


Inhalt

Ich hätte herzlich gern eine längere Inhaltszusammenfassung meiner Tastatur entfleuchen lassen, nur ist das Geschehen in den 74 Minuten, die es braucht, bis „Deadhunter: Sevillian Zombies“ in seiner ganzen Traurigkeit am Zuschauer vorbeigeplätschert ist, mit obigen paar Sätzen noch ausführlichst dargelegt. Was Julian Lara, der sich auf seiner Website gänzlich unbescheiden „Spaniens ultimativer Horror-Regisseur“ nennt (weiß Jess Franco davon?), in Personalunion als Regisseur, Autor, Produzent, Editor, Production Designer und „Star“ seines angeblich ungefähr 5000 Euro teuren Machwerks abgeliefert hat, lässt einen gestressten Rezensenten doch mit gewissem Wohlwollen darüber nachdenken, dass der deutsche Independent-Horrorfilm mit seinen Schnaas, Ittenbachs, Roses und Bethmanns im internationalen Vergleich doch gar nicht schlecht aussieht.

Gegen „Deadhunter“ sieht ungenießbarer Stinkkäse wie „Violent Shit“ richtiggehend kompentent und ambitioniert aus, während der spanische Nixblicker Lara sein Werk bestenfalls als abschreckendes Beispiel beim Videos-selber-klöppeln-Kurs der Volkshochschule Blödhausen an der Strunz vorführen dürfte. Hier geht nix. Und zwar so dermaßen gar nix, dass man durchaus versucht wäre, spätestens nach fünf Minuten seinem DVD-Player eigenfüßig den Laser rauszurupfen, wäre man nicht ob der pyramidalen Unfähigkeit des Streifens in wirklich jeder einzelnen Teildisziplin des Filmemachens schon längst in eine katatonische Schockstarre verfallen, dieweil das kostbare eigene Gehirn zähflüssig aus den Ohrmuscheln tröpfelt.

Beginnen wir in unserer fröhlich und ganz sicher überhaupt nicht gehässigen Einzelkritik mal wieder beim allgemein von den Machern für den unwichtigsten Bestandteil eines Amateurhorrorschinkens gehaltenen Part, dem Drehbuch. Es gibt keins. Okay, ich will nicht ausschließen, dass Senor Lara ein paar ausgekotzte Post-its beim Dreh dabei hatte, auf denen stand, was er denn ungefähr heute abend zu schießen gedachte, aber mit felsenfester Überzeugung verkünde ich hiermit – ein „Drehbuch“ im Wortsinne, d.h. so mit Charakteren, Dialogen und Plotentwicklungen drin, das kann der Knabe nicht gehabt haben. Der Film hat schlicht und ergreifend keinen Plot, keine Story, nicht mal einen Hook oder einen Ansatz. Es gibt Zombies, es gibt ein paar lächerliche Kameraden, die Zombies platt machen, am Ende sind die Zombies hin, weil Meister Lara sprichwörtlich fünf Minuten vor dem Abspann eingefallen ist, dass er irgendwie noch ein Ende hindeichseln muss, ein paar von den Deadhunters auch, konec (was, für die Fremdsprachenschwachen unter uns, auf tschechisch „Ende“ bedeutet). Die Dialoge scheinen seine Darsteller mehr oder minder improvisiert zu haben (sie beschränken sich zu 85 % eh auf Rumschreien) und was an echtem gesprochenen Wort tatsächlich im fertigen Endprodukt auftaucht, ist entweder blöd, doof, beides zusammen oder zur Krönung sogar noch innerhalb von dreißig Sekunden widersprüchlich – da hält der „Commander“ der Deadhunters gerade eine Predigt, dass man nicht wisse, ob die Zombies „kontaminierend“ sind, einen Satz später warnt er seine Getreuen (die übrigens hoch motiviert gelangweilt auf ihren Klappstühlen sitzen), dass man sich von den Viechern bloß nicht beißen lassen soll, weil man dann „einer von ihnen wird“. Die Versuche, das ganze Drama ein wenig ins Humoreske zu ziehen, sind leider Gottes völlig Grütze – Zombiejäger, die vor der Zombiejagd „lieber noch ein Bier trinken“ wollen, sind genau so wenig lustig wie der vermutlich schlechteste jemals gefilmte „Kampf“, hier vorgetragen von einem ca. 80jährigen Einbeinigen auf Krücken gegen vier Zombies (ihr dürft nicht mal ein halbes Mal raten, wer gewinnt), launig gemeinte und doch nur entsetzlich unwitzige „in-jokes“ (wie das Plätten eines Zombies durch energisches aufs-Hirn-kloppen mit einer „Bad Taste“-Videokassette; später schafft der Film es allerdings noch, diese Szene an Hirnverbranntheit zu überbieten, indem ein Zombie gekillt wird, indem ihm eine Bibel an den Kopf geworfen wird – nein, der Film impliziert dabei keinerlei religiösen Subtext, ich schätze, im Filmsinne hätte es ein Hanni-und-Nanni-Taschenbuch auch getan). Dazu gesellen sich andere Schwachmatigkeiten wie verdutzte Besucher der Messe von Sevilla, die zu unfreiwilligen Statisten des Gehampels unserer Filmbeteiligten werden (und nebenher nonchalant wichtige Informationen wie „sie sind alle weggelaufen“ negieren),“ein Tag Arrest“ für einen Deadhunter, dem aufgrund fortgeschrittener Dusseligkeit seine Partnerin weggefressen wurde (dagegen wirkt Nachsitzen für vergessene Hausaufgaben wie Guantanamo) und die (zumindest „Shaun of the Dead“ prädatierende) „Idee“, sich vor den Zombies zu tarnen, indem man sich ’ne Gummi-Horrormaske über die Rübe zieht (jep, es funktioniert auch hier), nicht zu vergessen freilich die Tatsache, dass man es (mit Ausnahme des manchmal auf Pornos abfahrenden Paters Dan) sicherheitshalber gar nicht mit „Charakteren“ im Wortsinne probiert hat – Julian Lara hat sich zwar in seiner typisch unbescheidenen Manier die Rolle des wichtigsten (d.h. am meisten Screentime habenden) Deadhunters auf den auch nicht gerade schlanken Leib geschneidert, aber irgendwelche Unterscheidungsmerkmale haben diese Pansen nicht (dazu passt auch, dass die Burschen und Mädels zwar offensichtlich Namen haben, aber man uns nur selten selbige verrät – nicht mal der Abspann hat mehr zu bieten als eine Auflistung von Darstellernamen unter der Rubrik „Deadhunters“; aber Hauptsache, Meister Lara steht in mindestens 10 Stabfunktionen in den Credits).

Technisch gesehen ist „Deadhunter: Sevillian Zombies“ auch trockenste Wüste. Die Kameraführung (besorgt erstaunlicherweise *nicht* von Lara, sondern von einem gewissen Daniel Ordonez) ist grauenhaft – sinnlose close-ups formatfüllender Visagen, die totale Unfähigkeit, einen Shot mal *scharf* zu halten und nicht zu verweichzeichnen, Achsensprünge, sinnlose, hakelig-rumpelige Heckenschere-Schnitte (die immerhin bewerkstelligt von El Grande Direttore Julian Lara), die man mit einem Shareware-Programm nicht schlechter hinfummeln könnte, ich wiederhole mich, dagegen sehen Marcel-Walz-Werke wie professionelles Kino aus.

Durch den Verzicht auf eine Story kann Lara zumindest, rein wertfrei gesehen, das Tempo hochhalten, da sich eine „Actionszene“ an die nächste anschließt. Leider Gottes wüsste Lara nicht, wie man eine Actionszene inszeniert, wenn eine Hundertschaft Zombies einem Dutzend erstklassiger Kung-fu-Kämpfer unter Anleitung der zehn besten HK-Kampfchoreographen vor seinen Augen die Schlacht von Waterloo nachspielen würde. Was nicht nur an der Unfähigkeit des Kameramanns, des Regisseurs und der ausführenden Darstellerschergen liegt, sondern z.B. auch daran, dass „schießen“ nach Lara-Lesart bedeutet, dass die Knallchargen mit ihren Spielzeugwummen wedeln und sein Soundmann die entsprechenden Geräusche drüber legt. An Platzpatronen, Mündungsfeuer oder wenigstens nachträglich aufs Negativ gekratzte „Effekte“ hat natürlich niemand Gedanken verschwendet (zumindest nicht, bis Senor Lara sich nach 50 Minuten eine große Solo-Actionszene gönnt – DANN geht’s plötzlich! *staun*). Sieht natürlich schon drollig aus, wenn die Deadhunter mit grimmigen Gesichtsausdrücken und pseudocoolen Trottelsprüchen so tun, als würden sie ganz echt Zombies totschießen und dabei „Räuber-und-Gendarm“-Spiele der Vorschulkinderkrippe wie taffe Tarantino-Dramen wirken lassen. Naja, wenigstens passt das zu den zum Heulen schlechten Zombie-Masken (die von Halloween-Gruselgummimasken aus’m Toys’R’Us-Grabbeltischsonderverkauf bis schnell-hingerotztes-Make-up reichen) und den abgrundtief gülligen „Splatter“- und „Gore“-Effekten, für die sich jeder deutsche Amateurfilmer der Klippschul-Klasse in Grund und Boden schämen würde. Immerhin ist das Ding offensichtlich mit seinen 74 Minuten Laufzeit uncut, obwohl eine Cut-Version von 0 Minuten Länge ihre Vorzüge hätte (dann würde man sich nämlich auch die obligatorische und mit mehreren Wiederholungen zelebrierte „frontal-in-die-Kamera-kotzen“-Szene sparen). Am Gelungsten (ich benutze diese Vokabel sehr frei) erweisen sich noch einige angedeutete Ego-Shooter-Sequenzen, die zwar handwerklich unbeholfen sind, aber zumindest – im Vergleich zum Restfilm – geradezu inspiriert wirken.

Das resultiert auch und insbesondere aus den, hüstelhüstel, darstellerischen Leistungen, die jeglicher Beschreibung spotten. Lara selbst (der sich ja, wie erwähnt, die wichtigste Rolle reserviert hat) fährt noch mit am besten, was immer das heißt, seine Kollegen Deadhunter sind erbärmlich, aber noch wahre Granaten der Thespis-Kunst im Vergleich zur Komparserie. Gewisses Aufsehen erregt der Streifen durch drei „special guest appearances“. Troma-Chef Lloyd Kaufman, der sich bekanntlich für nichts zu schäbig ist, lässt sich in einer (vermutlich in Amerika von Troma-Schergen gedrehten) Sequenz von einem Zombie zu Tode knuffen und „stirbt“ ungefähr so realistisch (aber nicht halb so komödiantisch), wie in der „Klamottenkiste“ von Dick & Doof gestorben werden würde (inkl. neckisch raushängender Zunge). Leonardo Dantés, dem Vernehmen nach ein nicht gänzlich unpopulärer spanischer Stimmungsmusiker (also sowas wie Mickie Krause, nur dass Dantés offensichtlich die schwule Klientel bedient) darf zu den Klängen eines seiner Hits ein paar Zombies unkomisch foppen und der wohl auch nicht unbekannte Flamenco-Komponist Kiko Veneno darf auf dem Klo einer Bar einen Zombie killen (auch dies, wen wundert’s, grausam schlecht).

Im Übrigen funktioniert „Deadhunter“ noch am Ehesten als überlanger Videoclip, denn die inflationär eingesetzten Musikstücke (neben ein paar ursächlich für diesen Film entstandenen Tracks diverse gar nicht so üble Death-Metal- und Techno-Stücke)sind passabel – und einem Clip würde ich fehlende Dramaturgie, Spannungsaufbau etc. auch leichter verzeihen. Wenn man die Dialoge ausblenden könnte…

Bildqualität: Der Streifen wird uns u.a. von KNM, einer mir bislang unbekannten Klitsche, die dem Best-Entertainment-Verbund angehören muss, ans Herz gelegt. Der 4:3-Vollbildtransfer ist ziemlich grottig, verwaschen, unscharf (was z.T. auch am Quellmaterial liegt), kontrastarm und von einer steinerweichenden Kompression gepeinigt. Buaargh. Shudder.

Tonqualität: Wir haben die Wahl zwischen einer deutschen Porno-Synchro in Dolby 5.1 (heißa) und englischem Dubbing in Dolby 2.0 (wird auch nicht besser sein). Die Sprachqualität ist immerhin klar und der Soundtrack kommt passabel zur Geltung.

Extras: Hossa, es gibt welche! Neben einem Vorwort von Lloyd Kaufman (zwar zu Laras Vorgänger-Kurzfilm „Evil Night“, aber wer wird kleinlich sein) gibt’s „Bilder von der Premierenfeier“ (wagga) sowie zwei Excerpts aus den „theme songs“ des Films zum Extra-Anwählen. Dazu gesellen sich der Trailer und eine Trailershow.

Fazit: „Resident Evil war gestern“ blökt das Cover. Na, da lebe ich doch mit Freuden und Hosianna singend in der Vergangenheit… „Deadhunter: Sevillian Zombies“ ist der traurige Beweis, dass auch anderswo (als in Germany und Argentinien) doofe Amateurfilmer leben, die mit wenig Geld und noch weniger Talent gesegnet sind und es trotzdem irgendwie schaffen, professionell vertrieben zu werden. Das hätt‘ ich aber auch nicht unbedingt wissen müssen. Sei’s drum – als berühmte letzte Worte kann man diesem Film auf den Grabstein meißeln, dass er wohl die mitleidserregendste geistige und handwerkliche Null-Lösung ist, die sich mir – nicht nur im Bereich „unabhängiger“ Zombiefilme – seit geraumer Zeit vorgestellt hat. Wenigstens kann sich in Zukunft beinahe jeder Amateurfilmer, der irgendwie ein paar Schmoddereien in den Kasten gehauen hat, wohl mit Fug und Recht selbst auf die Schulter klopfen und sagen: „Naja, is scheiße, aber ‚Deadhunter‘ war schlechter…“. Wirklich traurig stimmt mich allerdings, dass Julian Lara auf diesem Schundhobel wohl wirklich sowas ähnliches wie eine Karriere (naja, von diversen Gorehounds angebetet zu werden ist andererseits auch wieder keine Karriere) aufgebaut hat und androht, uns mit weiteren „Deadhunter“-„Geschichten“ behelligen zu wollen (also „weiterentwickeln“ will sich der Maestro dann wohl auch nicht). Julian Lara – ein Name zum Schnellwiedervergessen…

1/5


mm
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