DeadHeads

 
  • Original-Titel: DeadHeads
  •  
  • Regie: Brett Pierce, Drew T. Pierce
  • Land: USA
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Michael McKiddy (Mike Kellerman), Ross Kidder (Brent Guthrie), Markus Taylor (Cheese), Thomas Galasso (Thomas Jeremiah), Natalie Victoria (Ellie Masterson), Eden Malyn (Emily), Benjamin Webster (McDinkle), Greg Dow (Gillman), Harry Burkey (Cliff), Leonard Kelly-Young (Charles)


Vorwort

Mike schält sich aus einem Bodybag, stolpert in ein Freßgelage hungriger Untoter, wird von diesen aber komischerweise in Ruhe gelassen. Brent klärt ihn auf – wie auch Brent ist Mike selbst ein Zombie, aber die beiden haben aus unerfindlichen Gründen ihre intellektuellen Fähigkeiten behalten. Mike will davon begreiflicherweise erst nichts wissen, aber er muss die Wahrheit akzeptieren – er hat vor drei Jahren ins Gras gebissen. Brent sieht die Untoten-Nummer durchaus als zweite Chance (auch wenn Mike ihn dazu verpflichten muss, sich mit der Menschenfleischmampferei zurückzuhalten) und als Mike den Verlobungsring aus der Tasche puhlt, den er seiner Angebeteten Ellie nie überreichen konnte, unterbreitet Brent einen Vorschlag. Es ist nie zu spät und selten zu früh – man müsste sich also aufmachen und Ellie das Präsent nachträglich überreichen. Das gestaltet sich nur nicht einfach – mit ihren zombiemäßigen Gesichtsbaracken und der Tatsache, dass die Firma, auf deren Kerbholz der Zombie-Ausbruch geht, aus verständlichen Gründen sehr dafür wäre, die Sache unter Verschluss zu halten und sehr wohl weiß, dass Mike und Brent stiften gegangen sind… Die Firma (deren Boss nicht nur Ellies Vater, sondern auch der ist, der Mike vor drei Jahren in die nicht-ewigen Jagdgründe geschickt hat) hetzt ein Team – bestehend aus dem schwarzen Profi-Ass-Kicker Thomas Jeremiah, dem gewaltgeilen Psychopathen McDinkle und seinem gestressten Partner Gillman – hinter den ausgebüxten Untoten her, das dafür sorgen soll, dass Mike und Brent, denen der „wilde“, aber halbwegs stubenreine Zombie Cheese brav nachdackelt, in Zukunft permanent tot sind…


Inhalt

Alle Jahre wieder gibt’s auf dem FFF die obligatorische Gute-Laune-Partykracher-Zombiekomödie, heißt sie nun „Dance of the Dead“, Wasting Away oder ebe „DeadHeads“. Wer ein Ticket für einen solchen Film erwirbt, weiß im Allgemeinen, dass er keine hochgeistige Unterhaltung zu erwarten hat, sondern 90 Minuten Slapstick, doofe Sprüche und Fun-Splatter bekommt. Womit eigentlich schon alles zu „DeadHeads“ gesagt wäre, was es zu sagen gibt.

Ich wusste es. Elende Sadisten, da könnte ich einmal im Leben mit einem Absatz durchkommen, aber Ihr besteht natürlich auf noch mindestens zwei A-4-Seiten kritisch-objektiver Analyse. Das hat man nun davon. Die Pierce-Brüder, die hier erstmals öffentlichkeitswirksam gemeinschaftlich auftreten (Brett gehört zu dem Quartett, auf dessen Kerbholz der unsägliche Dead/Undead geht), haben zumindest schon mal verinnerlicht, dass eine ZomCom nowadays einen „Hook“ braucht – der kann vergleichsweise banal sein („Zombies auf dem Abschlussball“ aka „Dance of the Dead“) oder eher meta („ein Zombiefilm aus der Sicht von Zombies, die nicht wissen, dass sie Zombies sind“, oder kurz „Wasting Away“) ausfallen. „DeadHeads“ entscheidet sich für einen Mittelweg und verknüpft den sich praktisch automatisch einstellenden Slapstick des „Zombies, die *wissen*, dass sie Zombies sind und versuchen, irgendwie nicht wieder getötet zu werden“ mit klassischen Road-Movie-Elementen (man sieht’s, Road Movies waren dieses Jahr ein ziemlich auffälliges Thema), will sagen, dem Willen des Protagonisten, etwas für ihn wichtiges mittels einer Reise zu erledigen und dabei dieses oder jenes über sich und seine lieben Mitmenschen zu lernen.

Wiewohl der Road-Movie-Ansatz lediglich das Gerüst ist, an dem „DeadHeads“ sich entlanghangelt, um größtenteils witzige (und/oder splattrige) Eskapaden abzuspulen (und sich u.a. der brennenden Frage zu widmen, ob Zombies denn nun eigentlich pinkeln müssen [Antwort: Ja, aber sie sollten ganz besonders auf den Reißverschluss aufpassen]) und auch ordentlich Zeit für das Trio Infernal der verfolgenden Zombiejäger aufgebracht wird, nimmt sich der Streifen tatsächlich hin und wieder Zeit für melancholische Töne (dafür spannt das Script unsere Zombiehelden mit dem alternden Kriegsveteranen Cliff zusammen, der sich selbst gerade auf einem emotionalen road trip befindet), die Entwicklung der Beziehung von Mike und Brent (die sich zu einer echten Freundschaft entwickelt, in der Brent, für den der Trip zu Beginn nur eine günstige Gelegenheit ist, als Untoter ordentlich Spaß zu haben, aber im Verlauf der Odyssee ernstlich zu Mikes moralischem Supporter wird) und der Bindung, die Mike und Brent zu Cheese, dem ihnen treudoof nachlaufenden „echten“ Zombie, eingehen.

Dass die Pierce-Brüder diese emotionaleren, leiseren Passagen nicht vergessen, ist durchaus wichtig für die Dramaturgie des Films. Wir haben bei „Wasting Away“ gesehen, dass dem Streifen im Schlussakt, als es darum ging, von bloßen lustigen Episoden hin zu einem vernünftigen Abschluss zu kommen, doch ein wenig die Puste ausging. „DeadHeads“ hat diese Probleme nicht, denn dadurch, dass von Anfang an auch „character stuff“ seinen Raum erhält, schafft das Buch den Sprung hin zu einem befriedigenden und tatsächlich auf der emotionalen und nicht einer reinen Action-Schiene basierenden Finish, ergo zu einem runden „Gesamtpaket“. Da fällt’s auch nicht sonderlich ins Gewicht, dass das Script in manchen Punkten vage bleibt (was genau die geheimnisvolle Firma mit ihren Zombie-Experimenten beabsichtigt, bleibt ebenso schwammig wie die Frage, warum ausgerechnet Mike und Brent ihre Zerebralfunktionen postmortal behalten – und wie Mike, der gerade durch den ultimativen Anti-Zombie-Kopfschuss getötet wurde, überhaupt zu Untoten-Ehren kommen oknnte…), in anderen Punkten dafür aber wieder arg übertreibt (hier speziell die persönliche Verbindung von Firmenchef Charles zu Mike als Vater seines Gspusis und sein Killer; diese Ebene hätte es eigentlich nicht wirklich gebraucht, zumal Charles auch ohne echte E.C.-mäßige come-uppance bleibt. Und, naja, dass Mike als Nerd einen heißen Feger wie Ellie auftut, ist wohl auch eher der Fan-Fantasie als dem blanken Realismus geschuldet ).

Sei’s drum – „DeadHeads“ kommt auch mit diesen kleinen Schönheitsfehlern gut über die Runden, legt ein ordentliches Tempo vor, ohne dabei zu einer reinen Funsplatter-Nummernrevue zu werden und ist filmisch zweifellos kompetent gemacht. Kameraführung und Schnitt sind für eine Indie-Zombie-Komödie absolut in Ordnung, dramaturgisch machen die Pierces nichts verkehrt (die Idee, die Umstände von Mikes „originalem“ Tod nicht gleich komplett auszupacken, sondern durch mehrere Traum-Flashback-Sequenzen im Filmverlauf aufzudröseln, ist sogar ziemlich gut) und, wie gesagt, sie widerstehen der Versuchung, aus dem Streifen eine reine „5-Gags-pro-Minute“-Orgie zu machen, sondern setzen in Sachen Jokes auf Klasse (auch wenn diese Klasse natürlich die „low-brow“-Liga ist) statt Masse. FX-technisch wird quantitativ genug geboten, um den Splatterfreund bei Laune zu halten, ohne so explizit und brutal zu werden, dass es mit einer Jugendfreigabe nicht mehr hinhauen könnt, und technisch sind die Masken und Make-up-Effekte auch durchaus gelungen – nicht die Kreativität in Tüten, aber voll zufriedenstellend für den Kontext einer Genre-Komödie.

Mit Michael McKiddy („Paranormal, Burbank“, „Surviving the Rush“) und Ross Kidder („Bold Native“, „Sam Hell“) verfügt „DeadHeads“ auch über grundsympathische und als Comedy-Duo glänzend aufeinander eingestelltes Hauptdarstellerduo. Thomas Galasso („Dead/Undead“), Greg Dow („Koreatown“, „Dead/Undead“) und vor allen Dingen Benjamin Webster in einer schwer kultverdächtigen Darbietung als durchgeknallter McDinkle sorgen in ihrem Handlungsstrang ebenfalls für mächtig Spaß. Leonard Kelly-Young, der Veteran im Cast (ein routinierter character player, zu sehen u.a. in „Karla“, „Sliver“, „Prison Planet“ und zahlreichen TV-Serien) könnte in der Fieslingsrolle, gerade eingedenk des etwas comichaft-überzeichneten Backgrounds, ein wenig stärker aufdrehen.

Fazit: Zombie-Komödien mögen anno 2011 nicht mehr originell sein (aber das ganze Untoten-Subgenre ist nun mal reichlich übersättigt), aber es gibt doch immer wieder Genrebeiträge, die keinen Anspruch vortäuschen, sondern einfach nur gut unterhalten wollen. „DeadHeads“ ist ein solcher – kein reiner Partyspaßfilm, obwohl er sicherlich in einer bierseligen Runde gut ankommt, der seine Charaktere nicht nur vorführt, sondern aus ihnen trotz der eigentlich für solche Scherze ungeeignet anmutenden Prämisse echte Figuren macht (natürlich ist der Punkt, dass unsere Zombiehelden „menschlicher“ agieren als die Lebenden, recht offensichtlich, aber der Film selbst macht’s auf eine sympathische, unaufdringliche Weise und ohne moralinsauer zu werden). Auch dank der sowohl in den witzigen als auch „dramatischeren“ Passagen überzeugenden Darsteller verbleibe ich mit einer klaren Empfehlung für die Freunde spaßigen Zombietainments!

4/5
(c) 2011 Dr. Acula


mm
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