Dead on Sight

 
  • Deutscher Titel: Dead on Sight
  • Original-Titel: Dead on Sight
  •  
  • Regie: Ruben Preuss
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Jennifer Beals (Rebecca), Daniel Baldwin (Caleb Odell), Kurtwood Smith (Thomson), William H. Macy (Meeker)


Vorwort

Die junge Studentin Rebecca wird von Visionen geplagt, in denen sie den brutalen Mord an einer jungen Frau vorhersieht. Die Polizei schenkt ihren paranormalen Ausführungen begreiflicherweise wenig bis keinen Glauben, aber ihre Aussage ruft den Universitäts-Professor Caleb Odell auf den Plan. Der läßt sich ihre Träume schildern und erkennt, dass diese haarklein, inklusive nie an die Öffentlichkeit weitergegeber Details, die Methodik des „Uhrwerkmörders“ zeigen, der vor fünf Jahren eine blutige Spur durch die Stadt zog und dabei u.a. des Professors geliebtes und attraktives junges Eheweib entleibte. Während die Polizei der Überzeugung ist, den Täter auf frischer Tat erschossen zu haben, hängt Odell der Ansicht nach, der wahre Mörder, ein Restaurantbesitzer namens Meeker, habe lediglich einem seiner vertrauensseligen Angestellten die Mordserie angehängt. Nun wittert Odell eine Chance, mit Rebeccas Hilfe den Killer doch noch zu überführen. Tatsächlich gelingt es Rebecca und Odell mittels einer Hypnosesitzung und anschließender Phantombildzeichnung, das zukünftige Opfer zu identifizieren, Odells Rettungsaktion kommt allerdings zu spät… Dieweil Odell angesichts seiner Präsenz am Tatort in den Verdächtigenkreis aufsteigt und Meeker, der sich über die Obsession des Profs völlig im klaren ist, versucht, Rebecca von seiner Unschuld zu überzeugen, steigen, genährt durch die Information des Sheriffs, dass der Mord an Odells Frau auf das Konto eines Nachahmungstäters gegangen sei, die Zweifel bei Rebecca, schließlich kommt Odell auf einmal auch in ihren Visionen vor und da ist sie das Opfer…


Inhalt

Nein, nicht noch ein Serienkiller-Thriller. Man möchte meinen, die Thematik sei langsam ausgelutscht (und, wenn wir ehrlich sind, die Thematik IST ausgelutscht… welches war der letzte Film, der in diesem speziellen Subgenre wirklich originell war?). „Dead on Sight“ gewinnt dem Stoff dann, fast schon erwartungsgemäß, wenn wir uns auch damit angefreundet haben, es allenfalls mit einem Film auf B-Niveau zu tun zu haben, was Cast und Crew angeht, keinerlei neue Ideen ab – selbst der Kunstgriff der „hellsichtigen“ Heroin fiel schon vor über zwanzig Jahren dem Horror-Vielschreiberling Dean R. Koontz ein. Abe eins muss man dem Film dann schon fast wieder lassen – er ist in seiner Mittelmäßigkeit selten konsequent. Das Drehbuch funktioniert nach den altbekannten Gesetzen des Genres, präsentiert eine Auswahl von immerhin vier möglichen Verdächtigen und müht sich redlich um ach-so-überraschende Plottwists, die von jedem Zuschauer, der mehr als zwei Filme von dieser Sorte gesehen hat, auf Meilen gegen den Wind erkannt werden. Irgendwo im Script verstecken sich zwar ein paar gute Ansätze (die ich leider nicht nennen kann, ohne zu sehr zu spoilern, wobei der Gedanke, ein schizophrener Serienkiller würde sich quasi selbst verfolgen, schon nicht ganz ohne Reize ist), die aber zugunsten einer arg konventionellen Story mit antelegraphierten Plotpoints verschenkt werden. Der ganze Film plätschert ohne große Höhepunkte vor sich hin und gewinnt erst im – dafür aber sich treudoof-brav den üblichen Horror-Klischeese unterwerfend – recht munteren Showdown (der aber auch nur deswegen so aufgeweckt wirkt, weil der Rest des Streifens bodenlos langweilig ist) an Fahrt.

Folgerichtigerweise ist das ganze Trauerspiel in etwa so spannend wie eine Vorabendkrimiserie – und auch in etwa so „hart“. Im Klartext: wir haben es mal wieder mit einer dieser so tollen FSK-18-Veröffentlichungen zu tun, bei der das rote Jugendschutz-Papperl einzig und allein marktstrategischen Erwägungen zu verdanken ist (nämlich dem Anlocken der wenig diskriminierenden Splattercrowd, die alles ausleiht oder kauft, was irgendwie „verboten“ aussieht). „Dead on Sight“ ist ungefähr so blutig wie eine durchschnittliche Folge „Derrick“ – von den drei Todesfällen der Story findet einer off-screen statt (da gibt’s nicht mal das „Ergebnis“ zu sehen), die anderne beiden bewegen sich eben vom Härtegrad auf biederem TV-Krimi-Niveau. Wäre da nicht eine völlig aufgesetzte und sinnlose Sexszene gleich zu Beginn, bei der’s auch nackte Brüste zu sehen gibt, würde ich den Streifen eher ab 6 freigeben (allerdings: Daniel Baldwin und seine Brusthaare hätte ich nicht unbedingt in einer späteren Sexszene sehen müssen, da geht die 18 dann vielleicht schon wieder in Ordnung. Ab 80 wäre aber noch besser). Von Spannungsaufbau kann keine Rede sein – Regisseur Ruben Preuss, der sich zwar an der ein oder anderen stilisierten Flashback- und Visions-Sequenz versucht und zumindest einmal eine passable Überleitung zwischen Vision und Realität hinkriegt, gelingt es nie, der platten Story wengistens visuell irgendwelche Dramatik oder Suspense zu verleihen (note: nicht jede Szene, in der ein maskierter Killer ein Messer schwingt, ist automatisch hochgradig spannend oder scary).Gelegentlich vermag die Kameraführung zu überzeugen, aber genauso oft bleibt sie bieder und konventionell. Einige Male stört eine etwas, hm, gewöhnungsbedürftige Schnitttechnik. Einzig erwähnenswert ist der Soundtrack von „Friday the 13th“-Komponist Henry Manfredini, der einige schöne atmosphärische Themes beisteuert, die einen besseren, vor allem spannenderen Film verdient hätten.

Stichwort „verdient hätten“, damit wären wir dann auch schon bei der Besetzung. Für Jennifer Beals stellte „Dead on Sight“ einen weiteren Versuch dar, mit dem Schauspieler-Leben nach „Flashdance“ fertigzuwerden. Beals ist nicht wirklich untalentiert, wie memorable Auftritte u.a. in „Teufel in Blau“ durchaus bewiesen, aber in „Dead on Sight“ ist sie – und das tut mir irgendwo in der Seele weh – einfach furchtbar. Nicht nur, dass sie mir als junge Studentin einen Tacken zu alt ist (ich weiß, das ist nicht charmant, aber dafür wahr), so chargiert sie in einigen Szenen aufs übelste und geht dem geneigten Zuschauer, zumindest mir, spätestens nach einer Stunde gepflegt auf den Senkel. Immerhin bzw. leider: in ihrer Sexszene mit Daniel Baldwin behält sie den BH an (entweder ein letztes Aufwallen an Willenskraft oder schlichte Spielverderberei, you decide). Daniel Baldwin – hm, was soll ich zu dem Gesellen sagen. Ich werde nie mehr sein Fan werden (genau genommen werde ich vermutlich nie Fan irgendeines Baldwins werden, aber Daniel prügelt sich mit Stephen um den zweifelhaften Platz an der Sonne in der „schlimmster aller Baldwins“-Hitparade, zumal es mir vorkommt, als würde der zum „Star“ von C-Movies wie „The Fall“ oder „Fallout“ verkommene Akteur hier auch noch versuchen, wie Michael Madsen zu wirken (ob das an sich ein erstrebenswertes Ziel ist, wollen wir mal dahingestellt lassen, aber auf jeden Fall: bei Mr. Baldwin funktioniert das nicht). Baldwin ist einer der Schauspieler, die einfach in jeder Rolle deplaziert wirken. Wenn wir aber doch ein paar positive Worte verlieren wollen, dann über zwei der Nebendarsteller. Kurtwood Smith („Robocop“, „That 70’s Show“), der Mann mit der unvergleichlich hohen Stirn, müht sich redlich, als Baldwins bester Freund Verdacht auf sich zu lenken und der immer noch sträflich unterschätzte William H. Macy („Psycho“, „Jurassic Park III“, „Fargo“) spielt in jeder seiner spärlichen Szenen seine Partner an die bewußte Wand (und das erkennbar noch nicht mal mit vollem darstellerischen Einsatz).

Bildqualität: Starmedia zeigt uns den Film im 1.78:1-Widescreen-Format (16:9-optimiert), wobei der Transfer nicht völlig überzeugen kann. Während die Farben relativ gut und kräftig sind und der Kontrast in den zahlreichen Nachtszenen auch in Ordnung geht, wirkt das Bild insgesamt leicht unscharf (und zwar dieses ganz besonders nervige „unscharf“, das man zunächst für eine optische Täuschung halten möchte, bis man nach fünfmaligem Brilleputzen und Fernsehschirm-Abwischen feststellen muß, dass es eben wirklich knapp unscharf ist), besonders in Punkto Kantenschärfe und neigt manchmal zum Flimmern. Die Kompression scheint dagegen anständig durchgeführt worden zu sein (was man angesichts der vollkommenen Abwesenheit von Extras oder weiteren Tonspuren aber auch erwarten kann).

Tonqualität: Deutscher Dolby-Digital-Ton im 5.1-Mix wird geboten, wobei es sich, da der Film in Ultra Stereo gedreht wurde, um einen Upmix handeln muß. Dieser ist leider, besonders was die Dialoge angeht, ein wenig dumpf ausgefallen, etwas mehr Höhen hätten nicht geschadet. Gelegentlich (nicht durchgängig) meldet sich ein leichtes Grundrauschen zu Wort (aber nicht wirklich störend), der Score von Manfredini kommt gut zur Geltung.

Extras: Außer einer Tafel mit Programmhinweisen aus dem Starmedia-Katalog (nicht mal Trailer) bleibt das DVD-Format ungenutzt.

Fazit: „Dead on Sight“ ist das, was ich mal despektierlich einen Psychothriller auf Hausfrauenkanalniveau nennen möchte – ein Film für Mary-Higgins-Clark-Leser, die bei einer durchschnittlichen „Mord ist ihr Hobby“-Folge schwer infarktgefährdet sind. Wäre nicht das klischeehafte Horror-Finale (das natürlich auch einen nach-dem-erschossen-werden-wieder-aufstehenden-Killer beinhaltet, wir wollen ja schließlich nicht am Ende irgendein Klischee auslassen) und die geschilderte vollkommen überflüssige Nacktszene, würde ich den Streifen bedenkenlos für das Sat.1-Sonntag-nachmittag-14.30-Programm empfehlen – und wer sich zu solcher Tageszeit im TV einen „Psycho-Mystery-Thriller“ ansehen würde und davon ernsthaft spannende Unterhaltung erwartet, tja, der kann sich meinetwegen auch diese DVD zulegen – allen ernsthaften Thrillerfreunden allerdings sei angeraten, doch zum hundertzwanzigsten Mal „Das Schweigen der Lämmer“ anzusehen. Ach ja, und irgendwann werde ich zum Amokläufer bezüglich irreführender FSK-18-Freigaben. Deutsche Publisher, seid gewarnt!

2/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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