Dead Mine

 
  • Deutscher Titel: Dead Mine
  • Original-Titel: Dead Mine
  •  
  • Regie: Steven Sheil
  • Land: Indonesien
  • Jahr: 2012
  • Darsteller:

    Miki Mizuno (Rie), Sam Hazeldine (Stanley), Ario Bayu (Captain Tino Prawa), Les Loveday (Warren Pryce), Carmen Soo (Su-Ling), Jaitov Tigor (Papa), Joe Taslim (Djoko), Mike Lewis (Ario), James Taenaka (Ryuichi)


Vorwort

Auf einer indonesischen Insel führt der schnöselige Yuppieabenteurer Warren Pryce eine Expedition durch den Dschungel – neben seiner Freundin Su-Ling sind der desillusionierte britische Ex-Soldat und Ingenieur Stanley, die japanische Historikerin Rie und ein Viererpack indonesischer Soldaten – die als Eskorte aufzutreiben Warren einflussreich genug war (auch wenn Captain Tino den Einsatz wohl zurecht als Strafaufgabe auffasst) – mit von der Partie.
Warren gibt sich geheimnmiskrämerisch und rückt erst, als man sprichwörtlich vor der Tür einer alten holländischen Mine steht, mit der Geschichte raus, dass er in selbiger, von den Japanern im WK Zwo weitergenutzt, einen immensen Schatz von den Japanern geraubtem Gold und anderweitigen wertvollen Kunstgegenständen zu finden hofft. Dummerweise liegt die Mine im Rückzugsgebiet freischaffender Piraten, die unsere Schatzsucher eifrig beballern und in die Mine drängen. Eine gut geworfene Handgranate schließt die Pryce-Expedition vollumfänglich ein. Stanleys sachkundiger Ansicht nach ist der Mineneingang permanent verschlossen – bleibt nur die Erkundung der Mine in der vagen Hoffnung, einen anderen Ausgang zu finden.

Wie sich herausstellt, gibt’s in der Mine verhältnismäßig wenig an Schätzen, dafür an Relikten einer grausamen Vergangenheit – was Rie geahnt hat, wird zur Gewissheit: die Mine war ein Lager der berüchtigten „Unit 731“ (die jedem „Men Behind the Sun“-Fan etwas sagen sollte) – hier haben die Japaner zwecks Chemie- und Biowaffenforschung eifrig an Menschen experimentiert. Und wenig überraschend haben von den Versuchskaninchen einige überlebt und sind nun ausgesprochen missgelaunt – doch das ist nicht die einzige Fraktion unbewältigter Vergangenheit, die unseren Helden ans Leben will…


Inhalt

Zu den Dingen, die ich bis vor kurzem nicht wusste, gehört neben der Tatsache, dass niemand anderes als Luigi Cozzi 1977 sein Glück mit einem „kolorierten“ Godzilla-Re-Release ein paar Lire zu verdienen versuchte, auch der Umstand, dass HBO inzwischen eine asiatische Dependance betreibt und die sogar eigenständig Filme produzieren darf. Es überrascht nicht sehr, dass man als erste Produktion einen Horrorfilm auf die Beine stellte – Budgetaufwand und potentieller Ertrag stehen in diesem Genre immer noch im wohl günstigsten Verhältnis zueinander.

Offiziell firmiert „Dead Mine“ als indonesische Produktion, beteiligt war aber auch eine Produktionsgesellschaft aus Singapur und angesichts der Mitwirkung diverser britischer und australischer Nasen vor und hinter der Kamera kann man mit Fug und Recht von einem ausgesprochen internationalen Werk reden. Das hat zur Folge, dass der Streifen – auch vom Selbstverständnis her – weniger tradtionellen asiatischen (oder gar indonesischen) Horror-Motiven nacheifert, sondern ganz klar den US-amerikanisch-/europäischen Mainstream anpeilt.

Regisseur Steven Sheil (bislang mit dem in seiner britischen Heimat realisierten Schocker „Mum & Dad“ vorstellig geworden) und sein bis dato unbekannter Co-Autor Ziad Semaan lassen’s (nach der obligatorischen Teaser-Sequenz) langsam angehen – es ist nicht allerfeinste Storytelling-Schule (vor allem die blockweise servierten Expositions- und Charaktervorstellungsschübe wirken ein wenig plump), aber die lange offen gehaltene Frage, hinter was genau Pryce nun eigentlich her ist, und ein durchaus solide inszenierter Shoot-out zwischen Piraten und den eskortierenden indonesischen Soldaten halten den Zuschauer solange bei Laune, bis der eigentliche Horror-Part, nach gut 45 Minuten, beginnt.
Man mag es für wenig geschmackvoll halten, das wieder einmal die berüchtigte 731er-Einheit der japanischen Armee den historischen Backdrop hergeben muss, aber zumindest ist das hier nicht blanker Exploitation-Porn wie in der „Men Behind the Sun“-Reihe aus Hongkong, sondern weitestgehen eben wirklich nur das, Backdrop. Sheil und Semaan (die selbstredend auch einen 90 Jahre alten japanischen Soldaten – auch ein Opfer der 731-Experimente -, der nicht weiß, dass der Krieg längst vorbei ist, einbauen, und sei’s als Exposition-Plaudermaschine) locken uns Zuschauer zunächst auf die Fährte, hier eine japanisch-geprägte „Lurking Fear“-Variante um unterirdisch dahinvegitierende Mutantenmonster (gezüchtet aus australischen Kriegsgefangenen) abzuspulen, aber wie unsere – bald in zwei Gruppen aufgesplitteten – Helden bald herausfinden, sind diese mörderischen Meuchelmaulwürfe bestenfalls die zweitgrößte Gefahr…

Es mag natürlich komisch anmuten, wenn man in einem Film, der einem mutierte Kriegsgefangene als Monster vorführt, mit „Glaubwürdigkeit“ argumentiert, aber die zweite Gefahr, die auf die Helden lauert, ist schon reichlich abgedreht und deswegen nur nach einem SUPERDUPERMEGASPOILER IMPERIAL DELUXE weiter zu diskutieren… Was *wirklich* die Bedrohung ist, ist die (festhalten) aus unerfindlichen Gründen sort-of-zombifizierte kaiserliche Leibgarde (im Samurai-Waffenrock mit Katana), die – warum auch immer – in einem drittklassigen Experimental-Gefangenenlager ewige Wache schiebt anstelle, naja, wie wär’s mit den Kaiser zu bewachen? Mit „gewöhnlichen“ Japan-Soldaten-Zombies hätte ich ja durchaus leben können (auch wenn, wie ich schon an anderweitiger Stelle erwähnte, ich Nazi-Zombies irgendwie „böser“ finde – andererseits ist das ein mittlerweile recht abgenudeltes Thema, gebe ich zu), aber diese Burschen, die aussehen, als seien sie direkt durch einen Timewarp vom Tokugawa-Shogunat geschickt worden, sind in einem Film, der bis dato zumindest versuchte, im Rahmen seiner Story-Möglichkeiten halbwegs plausibel zu bleiben, recht tough zu schlucken. Aber sie sehen ziemlich neat aus 🙂 und die Idee, dass sie die Mutanten quasi als Bluthunde nutzen, ist witzig. ENDE SUPERDUPERMEGASPOILER IMPERIAL DELUXE.

Was hilft, ist die recht gute Charakterarbeit – klar, grundsätzlich basieren alle Figuren auf den üblichen Genreklischees, aber das Script behandelt sie (vielleicht mit Ausnahme von Su-Ling) respektvoll – sogar das apostrophierte Kanonenfutter, die indonesische Soldateska, bekommt durch die Bank ihre Momente (ihr Kommandant, Captain Tino, ist sogar am ehesten das, was man als die „voice of reason“ bezeichnen kann).
Die Dialoge sind, wie erwähnt, in der ersten Filmhälfte nicht immer elegant, in der zweiten Hälfte aber, wenn der Horror (und der Bodycount) sich Bahn brechen, angenehm knapp (erfreulich ist auch der völlige Verzicht auf eine Lovestory zwischen den eigentlichen Hauptfiguren Stanley und Rie – es geht nur um’s gemeinschaftliche Überleben, nicht um Hormone).

Optisch brennt nichts an – die Bunkersets sind schick, die Kameraarbeit des Australiers John Radel („Dance of the Dragon“) auf slickem Hollywood-Niveau. Die Monster-Masken sind nicht übermäßig spektakulär (unsere Untergrund-Dweller sollen ja auch als entfernt menschlich erkennbar bleiben), aber allemal einem B-Horrorfilm angemessen.
Sheil zieht das Tempo in der zweiten Hälfte deutlich an – „Dead Mine“ wird deswegen auch in seinem „Horror-Part“ nicht rasant schnell, sondern erlaubt sich die ein oder andere Atempause, die Spannungsschraube wird dennoch spürbar angezogen. Das Ende wird nicht gerade einer meiner ewigen Favoriten werden, ist jedoch einigermaßen konsequent.

Die FSK-16-Freigabe geht in Ordnung – ein-zwei drastische Gore-FX sind heutzutage ja bei blauem Papperl jederzeit drin, zumal es sich hier bei den heftigsten Effekten um „danach-FX“, also dekorative Leichen und nicht den Prozess, der die entsprechenden Charaktere in solche verwandelt, geht. Die on-screen-Kills sind nicht enorm explizit.

Bonuspunkte verdient sich der unauffällig-effektive Score von Charlie Mole („Die Girls von St. Trinian“, „Ernst sein ist alles“, „Paranoid – 48 Stunden in seiner Gewalt“).

Die unverbrauchten Darsteller sind gar nicht mal so schlecht. Miki Mizuno („Sasori“, „Guilty of Romance“) in ihrer wohl ersten bedeutenden internationalen Rolle und Sam Hazeldine („The Raven“ – Cusack-Version, „Wolfman“) als eigentliche Hauptfiguren erweisen sich trotz ihres jeweils naja, sagen wir mal, auf schlichte Weise eingeführten Charakter-Backgrounds, als völlig akzeptable B-Leads.
Die Indonesier Ario Bayo („Java Heat“), Joe Taslim (auffällig geworden mit dem Action-Hammer „The Raid“, der ihm als Sprungbrett nach Hollywood und zu „Fast and Furios 6“ diente), Jaitov Tigor (der wie eine Art indonesischer Bolo Yeung wirkt) und Mike Lewis (seinem Namen zum Trotz bislang ausschließlich in der indonesischen Filmindustrie tätig) sind ein gut aufeinander abgestimmtes Quartett, von dem, wie gesagt, jeder auch mindestens eine gute Solo-Szene zu spielen bekommt und sie gut bewältigt.
Les Loveday (als Pryce zumindest sowas ähnliches wie ein Halb-Schurke und bisher nur in Bit-Parts in 4.3.2.1. oder „Sweeney Todd“ tätig gewesen) und Carmen Soo (hauptsächlich im philippinischen Film aktiv, aber auch im deutschen TV-Film „Mein Herz in Malaysia“ am Start gewesen) fallen ein wenig ab (auch, weil ihnen das Script nicht die ganz großen Möglichkeiten für differenzierteres Spiel bietet).

Bildqualität: Die DVD von Entertainment One zeigt den Film in ausgezeichnetem 2.35:1-Widescreen (anamorph) – auf dem Flatscreen ist das fast HD-Qualität.

Tonqualität: Deutscher, französischer oder englischer Ton jeweils in Dolby 5.1 und 2.0. Die deutsche Synchro ist sowohl von den Sprechern als auch der Übersetzungs- und technischen Qualität her gut ausgefallen. Untertitel gibt’s auf Deutsch, Französisch oder Niederländisch.

Extras: B-Roll, Deleted Scenes sowie ausführliche Interviews mit Cast & Crew.

Fazit: Auch wenn ich letzten Endes nicht ganz sicher bin, warum HBO sich eine asiatische Filiale aufbaut, die abgesehen von einer letztendlich austauschbaren Location und einem streng genommen ebenso austauschbaren „exotischen“ Cast perfekt „amerikanische“ Filme produziert (ja, ich kann’s mir denken – ist billiger), hat das mit der Qualität von „Dead Mine“ ja nichts zu tun – und der Film selbst ist ein brauchbarer, solide gearbeiteter und vielleicht sogar seine Charaktere besser als der übliche Genre-Schotter behandelnder B-DTV-Horror mit ein-zwei überraschend schrägen Ideen. Mehr, als man (leider) vom meisten B-DTV-Horror, der auf den armen Konsumenten losgelassen wird, behaupten kann und insofern eine kleine Empfehlung als passable Horror-Unterhaltung wert.

3/5
(c) 2013 Dr. Acula


mm
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