Dead Men Walking

 
  • Deutscher Titel: Dead Men Walking
  • Original-Titel: Dead Men Walking
  • Alternative Titel: Zombies in Prison | |
  • Regie: Peter Mervis
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Brendon Stacy (Travis Dee), Griff Furst (Johnny, als Brick Firestone), Chriss Anglin (Sweeney), Bay Bruner (Beckett), Bobby James (Mahler), James Ferris (Jenkins), Scott Carson (Dr. Goring), Charles Schneider (Reverend), Deadlee (Caesar), Roman Vigdorov (Keith)


Vorwort

Travis Dee legt vier Kollegen mit einer Schrotflinte um und versucht sich anschließend selbst die Rübe vom Kopf zu blasen. Derlei Schelmentum wird von den gesetzeshütenden Autoritäten begreiflicherweise kritisch gesehen und Travis, ein hustend-schleimiges Häufchen Elend, festgenommen. Für den Fall interessiert sich das CDC, die amerikanische Seuchenschutzbehörde, in Form ihrer Agentin Samantha Beckett. Travis wird auf Weisung des CDC umgehend ins Hochsicherheitsgefängnis Harwood eingeliefert, wo sich der wandelnde Seuchenherd gleich bei Oberaufseherarschloch Sweeney beliebt macht. Während Travis den Gefängnisarzt Dr. Goring bei der Willkommensuntersuchung mit Blut und Schleim begöbelt und deshalb in einer Einzelzelle landet, trifft Samantha ein, um den Burschen zu befragen, sehr zur Freude von Warden Mahler, der ein hartes Regiment führt und jeglicher Untergrabung seiner Autorität, so z.B. von Behörden wie der CDC oder FEMA, skeptisch gegenübersteht, zumal Samantha ihm nicht so recht sagen kann oder will, was an Travis dran ist, dass sich die Seuchenbehörde für ihn interessiert.

Das Objekt des Interesses greift indessen ein paar Wärter an, die in seiner Zelle nach dem Rechten sehen wollen und infiziert diese. Infizieren? Womit? Nun, Johnny, ein harmloser Einbrecher, der nur wegen seiner Tendenz, aus schlichteren Knästen stiften zu gehen, nach Harwood verbannt wurde und sich den Gefangenentransport mit Travis teilte, kann ein paar Auskünfte geben. Demnach hat Travis erzählt, dass er und seine vormaligen Mordopfer sich mit einem Biotoxin infiziert haben, das a) innerhalb weniger Stunden tödlich wirkt und b) dazu in der Lage ist, die daran Hingeschiedenen wieder zu einem blutrünstigen Leben zu erwecken. Wie sich schnell herausstellt, als der von Travis gekratzte Wärter erst abnippelt und dann den guten Doktor beißt, ist an der fantastischen Story so einiges dran. Auf Befehl von FEMA wird das Gefängnis abgeriegelt – keiner geht rein, keiner geht raus.

Ist natürlich blöd für die, die drin sind, denn der Biovirus verbreitet sich dank günstiger Bedingungen rasend schnell unter Gefangenen und Wärtern. Während Samantha versucht, Daten zu sammeln und Warden Mahler bestrebt ist, seinen zufällig anwesenden Sohn Keith irgendwie aus dem Knast zu schmuggeln, will Johnny die Gelegenheit nutzen, sich möglichst uninfiziert aus dem Gefängnis zu subtrahieren und Sweeney – nun, der will prinzipiell nur mal richtig stellen, wer in Harwood am oberen Ende der Nahrungskette steht, d.h. er und nicht etwa irgendwelche Zombiemonster.

Aber eins ist klar – so irgendjemand beabsichtigt, diesen Tag zu überleben, wird er mit mindestens einer anderen Partei zusammenarbeiten müssen…


Inhalt

Blenden wir mal zurück in die ganz alten Tage von The Asylum (kollektives Aufstöhnen der Leserschaft. Bite me), als die Jungs aus dem Irrenhaus die Mockbusterei und den Willen zum bewussten Filmtrash noch nicht perfektioniert hatten und da und dort einen generischen Horrorfilm veröffentlichten, der sich nicht speziell an ein erfolgreiches Major-Vorbild anlehnte.

Zombiefilme haben ja ständig Hochkonjunktur, sind relativ preiswert herzustellen und finden auf dem Videosektor immer ihr Publikum, egal wie hirnrissig sie sein mögen. Daher dann also „Dead Men Walking“ (den als Mockbuster zu „Dead Man Walking“ auszugeben hat sich aber nicht mal Asylum getraut, hihi), einer der ersten Asylum-Filme, der seinerzeit, so 2005, 2006 rum, als Ramschware über den großen Teich kam und die Regale von Videotheken und Kaufhäusern verstopfte – wie üblich wurde der Kram unter x verschiedenen Titeln verhökert – die mir vorliegende Fassung nennt sich hochgradig originellerweise „Zombies in Prison“, stammt aus dem qualitätsbewussten Hause MiB und ist in seiner FSK-16-Fassung übler zerstückelt als es der in kleinste Scheiben gehackte Zombie sein könnte – gerade mal 70 Minuten rennt diese säuberlich um jeden Splatter- und Gore-Effekt bereinigte Version, die man praktisch auch innerhalb der „Sesamstraße“ zeigen könnte, ohne irgendeinem Dreikäsehoch Alpträume zu bescheren, die schlimmer sein könnten als die von Teletubbies.

Nun gibt es genügend sogenannte „Filme“, auch von Asylum, die mit einer Kürzung auf 0 Minuten erheblich an Qualität gewinnen würden, aber erstens sind wir an dieser Stelle ja ganz grundsätzlich gegen Schnippelware und zweitens ist ein Zombiefilm, den man sämtlichen Zombiehorrors beraubt, ein ganz besonderes Muster ohne Wert.

Warum mache ich mir dann die Mühe, den Schlonz zu besprechen? Nun, ich habe 70 Minuten Lebenszeit damit verschwendet, das muss ich mir irgendwie schönreden und vielleicht steht ja mal der ein oder andere vor der FSK-16-Scheibe (die nämlich ohne einen „neue Version“- oder „gekürzte Fassung“-Hinweis auskommt) und erinnert sich dann an meine weisen Worte.

Die Idee des Films ist an und für sich gar nicht verkehrt – der Mikrokosmos eines Gefängnisses als Inkubator für eine Zombieepidemie, damit lässt sich arbeiten (wobei der Gedanke natürlich auch schon anderweitig aufgegriffen wurde, z.B. in „Shadow: Dead Riot“). Klar, der Aufhänger der Geschichte ist selten doof – man mag vielleicht noch schlucken, dass das CDC einen potentiellen „Patient Zero“ aus Isolationsgründen in einem Gefängnis unterbringt, aber dann doch nicht als „normalen“ Gefangenen, der durch die Standardabläufe der Neuaufnahme geschleust wird, und so Gelegenheit hat, Dutzende Unbeteiligter anzuhusten, -zuspucken oder sonstwie zu infizieren. Okay, das mag heute so sein, wo Tronald Dump sämtliche Behördenchefs mit funktionierenden Gehirnzellen durch evangelikale Fundamentalisten und Wissenschaftsverweigerer ersetzt hat, aber anno 2005? So verkorkst war ja der Dabbelbush ja nicht…

Prinzipiell kommt der Streifen recht schnell zur Sache – die Situation ist in fünfzehn Minuten etabliert, dann kann fröhlich eskaliert werden. D.h. könnte, dürften wir als geplagte Kunden der Kaufhausfassung von der Eskalation irgendwas sehen, aber mehr als ein paar grunzende Zombies, deren Make-up auch eher übersichtlich ist (was ja auch durchaus Sinn ergibt, alldieweil die Herrschaften ja erst ganz knapp tot sind), die durch die Korridore wandern, in treuer Tradition des „Dawn of the Dead“-Remakes, ganz gut zu Fuß sind, und ab und zu mal BUH machen, bevor die Zensurschere verschämt zuschlägt und alles, was entfernt nach Blut und Eingeweiden auszusehen droht, großflächig entfernt. Handwerklich sind die Schnitte ziemlich professionell angesetzt, man merkt’s hauptsächlich an Schauplatz- und Handlungssprüngen (und natürlich dem Umstand, dass man gewisse Charaktere nie wieder sieht oder andere plötzlich schwer verwundet und, gerade noch kerngesund, jetzt mit dem Suchen eines passend werfbaren Löffels beschäftigt sind), dass so einiges, auch zum Verständnis der, eh, Story, notwendiges, fehlt.

Die Charaktere sind die typischen Baukastenfiguren – die Heroine, die in eine Situation geworfen wird, die sie nicht zu bewältigen vermag, der Knacki mit dem Herz aus Gold, der Arschloch-Wärter mit Gütesiegel, der nette Wärter, der noch Mensch geblieben ist, der harte Gefängnisdirektor, der zunächst von Infektionen und Zombies nichts wissen will, aber dann doch von der Erkenntnis zwischen die Augen getroffen wird – naja, und mehr Hauptfiguren gönnt sich der Film dann auch nicht (selbst der Sohn des Warden ist mehr oder minder wandelndes MacGuffin, und wer kombiniert, dass Sohnemann zombiefiziert wird und seinen Papa killt, na, der hat halt schon mehr als einen Zombiefilm gesehen und weiß, wo’s lang geht).

Technisch ist das ganze mau ausgefallen – zwar gönnt man sich den Spaß, in einem echten Knast zu drehen, aber wahnsinnig großer Nutzen wird aus der Location nicht gezogen, zumal die ganze Fotografie sehr matt und farblos, mithin freudlos ausgefallen und insgesamt nicht sehr attraktiv anzuschauen ist. Peter Mervis („Snakes on a Train“, „The DaVinci Treasure“), Regisseur und sein eigener Cutter, versucht über einige Schnitt-Spielereien etwas Schwung im die Materie zu bringen, aber das hilft auch nicht entscheidend weiter, Der Soundtrack wird primär von einigen durchaus passend aggressiven Metalcore-Tracks einer Kapelle namens „Substance B“ bestritten.

Die Make-ups sind, wie gesagt, soweit in dieser Fassung zu besichtigen, schlicht, was die Maskenbildner sich an fiesen Abgefeimtheiten der nicht jugendfreien Art ausgedacht haben, bleibt unsereins verborgen.

Die Schauspieler sind so wenig der Rede wert, dass nicht mal der Vorspann sie auflistet. Auch irgendwie hart… andererseits auch wieder nicht ganz unverständlich, denn das bei einem von ihnen der Berufsberater „try acting“ gemurmelt hat, wage ich zu bezweifeln. Bay Bruner (Samantha Beckett) wurde nur noch in dem sicher hochklassigen No-Budget-Slasher „Bachelor Party Massacre“ gesichtet. Griff Furst blieb der Schauspielerei zwar erhalten, aber bedeutender sind sicher eine Beiträge als Regisseur zum Thema „Trash“ – u.a. inszenierte er „Lake Placid 3“, „Swamp Shark“ und den großartigen „Ghost Shark“. Vor der Kamera war er in kleinen Rollen z.B. in „Terminator Genisys“ oder „Die glorreichen Sieben“ zu sehen. Chriss Anglin amtierte für Asylum u.a. in „Hillside Cannibals“, „Pirates of Treasure Island“ und „The 9/11 Commission Report“, taucht gelegentlich im TV auf (so in „Supergirl“ oder „Navy CIS: L.A.“ und scheint ein zweites Standbein als John-F.-Kennedy-Imitator zu haben. Wenn’s die Miete zahlt… Bobby James spielte in „Shapeshifter“ gleich noch mal einen Gefängnischef, war ansonsten aber nur noch in den Gassenhauern „Alien Abduction“ und „Plaguers“ zu sehen. James Ferris (Guard Jenkins) taucht gelegentlich in Rollen als Cop oder Soldat in TV-Serien wie „Bones“, „CSI: Vegas“ oder „Extant“ auf. Brandon Stacy spielt immerhin in der Fan-Serie „Star Trek: New Voyages“ Mr. Spock. Scott Carson gehört zum ganz alten Asylum-Eisen, er war schon 1999 in David Michael Latts „Killers“ am Start (als Latt noch Filme drehte, um seiner Frau Kim Little sowas wie eine Karriere zu ebnen). Erwähnenswert ist vielleicht noch der Auftritt des Rappers Deadlee als Knacki Caesar (in der Cut-Fassung fast nicht zu sehen), der Respekt dafür verdient, eine der offen schwul lebenden Figuren der chronisch homophoben Hip-Hop-Szene zu sein.

Die FSK-16-DVD von MiB kommt immerhin mit brauchbarem O-Ton und anamorphem Bild (1.78:1), die Bildqualität ist aber angemessen mies. Als Extras gibt’s nur eine Trailershow und eine Bildergalerie.

Sicher wäre auch die vollständige Fassung von „Dead Men Walking“ kein filmhistorischer Weitwurf, könnte aber immerhin ein leidlich unterhaltsamer Splatterfilm sein. Ich werde es vermutlich nie erfahren, da sich mein Wille, eine uncut-Version aufzutreiben, nun schon in überschaubarem Rahmen hält. Von der FSK-16-Disc ist aus grundsätzlichen und speziellen Erwägungen völlig abzuraten – das einzige Massaker, das man hier zu sehen bekommt, ist das an einem (halbwegs) unschuldigen Film…

© 2017 Dr. Aula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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