Dead Men Don’t Die

 
  • Deutscher Titel: Dead Men Don't Die
  • Original-Titel: Dead Men Don't Die
  •  
  • Regie: Malcolm Marmorstein
  • Land: USA
  • Jahr: 1991
  • Darsteller:

    Elliott Gould (Barry), Melissa Sue Anderson (Dulcie Niles), Mark Moses (Jordan Pemrose), Mabel King (Chafukah), Phillip Bruns (Nolan), Jack Betts (Cavanaugh), Robert Covarrubias (Carlos), Andee Gray (Isadora), Judy Kain (Margo)


Vorwort

Er ist die uneingeschränkte Nummer 1 seines Senders – Barry, Anchorman des lokalen Nachrichtensenders mit dem hochtrabenden Namen „World Wide News“, und seines Zeichens noch ein Reporter vom alten Schlag, der seine Storys selbst ausgräbt; besonders gern natürlich wischt er seiner Co-Anchorfrau Dulcie Niles (sic), die sich für Gottes Geschenk an die Reporterzunft hält, aber noch keine große Story aufgetan hat, eins aus. Eine solche Gelegenheit wittert er, als er in der Tiefgarage des Senders auf die Spur eines großangelegten Drogenschmuggels stößt. Gegen diese Geschichte ist „Watergate ein laues Lüftchen“, ist Barry sich unangebracht optimistischerweise sicher. Zu seinem persönlichen Pech sind die Drogengangster zwar blöd wie die Türpfosten, aber nicht blöd genug, um ihn nicht bei seinen Schnüffelattacken zu überraschen und prophylaktisch totzuschießen. Die Leiche wird von Dulcie gefunden und die freut sich mächtig – wenn das mal keine Story ist! Bis Dulcie allerdings ihre Kamera gefunden hat, hat Putzteufel Chafukah, nebenberufliche Voodoo-Priesterin und großer Barry-Fan, den Ermordeten bereits in ihr Refugium geschleppt; schließlich wünscht sich die Gute nichts sehnlicher als einen eigenen Zombie. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelingt die Re-Animation, nur sind des Wiedergängers zerebrale Fähigkeiten stark beeinträchtigt, was seiner beruflichen Tätigkeit im Wege steht. Da Chafukah sich bereits als Barrys Managerin sieht und Ruhm und Reichtum auf sich niederregnen sieht, muss sie sich was einfallen lassen, aber Voodoo hat auch dafür eine Lösung; und so kann Barry die Abendnachrichten, eh, lesen… zur starken Verwunderung seiner Killer, die sich prompt aufmachen, den lästigen Reporter notfalls nochmals um die Ecke zu bringen. Die mörderischen Aktionen gehen aber mit schöner Regelmäßigkeit nach hinten los und so muss Chafukah zur Schadensbegrenzung noch ein paar Mal zur Zombifizierung schreiten. Verkompliziert wird die ganze Sache noch durch die Anwesenheit des unfähigen Jungbullen Jordan, den sein Chef nur zu „Ermittlungen“ abgestellt hat, damit er ihm nicht auf die Nerven geht, und der alle Nase lang Leichen findet, die zwei Minuten später springlebendig durch die Gegend hüpfen…


Inhalt

Die übelste Schmähkritik, die mir zu „Dead Men Don’t Die“ vor die Linse kam, war die gewagte Behauptung „gegen ‚Dead Men Don’t Die‘ sieht ‚Wieder Ärger mit Bernie‘ aus wie ‚Immer Ärger mit Bernie'“. Das ist wahrlich kein Kompliment…

Aber wie so oft ist dieses Statement stark übertrieben – fraglos ist „Dead Men Don’t Die“ kein Meisterwerk, kein Ruhmesblatt für das Subgenre der Zombie-Komödie, aber dezent unterhaltsam ist das Späßchen dann schon, wenn man keine großen Ansprüche stellt. Dass der Funke nicht wirklich überspringen will, liegt an Malcolm Marmorstein, dem Writer/Director des Streifens, der nach einer qualitativ und quantitativ nicht gerade überwältigenden Karriere als Drehbuchautor (er schrieb 81 Folgen der Gruselsoap „Dark Shadows“ und bescherte der Welt das Drehbuch zu „Elliot, das Schmunzelmonster“) mit diesem stolzen Werk sein Regiedebüt feiert. Das Erschreckende, wenn man Marmorsteins Vita als hauptamtlicher Schreiberling ins Kalkül zieht, ist die Tatsache, dass „Dead Men Don’t Die“ keinen Plot hat, von dem der Film wüsste. Marmorstein hofft, mit dem Gimmick „Voodoomama holt Tote ins Leben zurück“ und den daraus resultierenden hoffentlich hilariösen Komplikationen über die Runden, sprich 90 Minuten, zu kommen. Die Nichtigkeit von Story besetzt er denn mit „Charakteren“ aus dem Klischeebaukasten und wartet ab, was passiert. Das könnte sogar funktionieren, wäre Marmorstein ein besserer Komödienregisseur – leider ist er es nicht, sondern sogar eine ziemliche Pfeife, der das Timing der meisten Jokes verpatzt und sich zu sehr auf running gags verlässt, die spätestens bei der dritten Wiederholung nicht mehr lustig sind. Erst im Schlussakt, als Marmorstein tatsächlich einfällt, dass er irgendwie noch eine Geschichte zu Ende erzählen sollte, entwickelt sich der Streifen nicht unbedingt zum Gagfeuerwerk, erreicht aber wenigstens eine höhere Trefferquote.

Dabei haben wir Deutschen insofern noch Glück, als die Synchro einiges wegbügelt, was in der Originalfassung so manchem Zuschauer übel aufgestoßen hat, nämlich einiges an vermutlich völlig unschuldig gemeintem, aber bedenklichem Rassismus in der Form von Mabel Kings Chafukah-Charakter – eine dicke schwarze alte Voodoomama, die in holprigem Pidgin-Englisch redet (und ihren „me voodoo priestess“-„Akzent“ per Voodoopuppe sogar noch hachwielustig auf Barry überträgt, der so die Nachrichten vorträgt) – die Hispanos fahren in Person von Carlos, dem selbst unter den drei doofen Killern noch unterbelichteten Latino, auch nicht besser.

Wie schon erwähnt, ist das Tempo des Films, wie der Anglophile so schön sagt, „pedestrian“ – in Ermangelung einer echten Storyline hangelt sich der Streifen von Gag zu Gag und wenn auch gewisse Routinen des Subgenres, no pun intended, nicht totzukriegen sind, kommt selten ein „kinematisches“ Gefühl auf; vielmehr wirkt „Dead Men Don’t Die“ wie eine TV-Komödie, weil Marmorstein einfach die Fähigkeit fehlt, dem Film den notwendigen Schwung mitzugeben. Es lässt sich halt nicht wegdiskutieren – da bis in die letzten fünfzehn Minuten hinein nicht wirklich Plot entwickelt wird, sondern nur die divesren running gags bis zum Erbrechen durchexerziert werden, kann der Film keine Fahrt aufnhehmen. Die gleichen Routinen werden ein ums andere Mal leicht variiert abgespult, aber ohne Pfiff, ohne Kniff, ohne Knalleffekt. Das erzeugt hin und wieder tatsächlich einen Lacher, weil – ich geb’s zu – manche Sachen einfach lustig bleiben, auch wenn sie tausendmal runtergebetet werden, aber ein wenig mehr Abwechslung wäre nett gewesen. Marmorstein ist halt eine Regienulpe und sein Script stinkt auch. Es bleibt an den noch zu würdigenden Darstellern hängen, aus dem Vorhandenen das komödiantische Maximum herauszuholen.

Horroreffekte gibt’s nicht wirklich – die diversen Mordtaten bleiben klinisch sauber und sind sowieso auf den Lacher hin inszeniert (auch wenn das nicht immer klappen will), die Zombie-Make-ups sind sehr sehr schlicht (man schminkt den Zombies halt einfach ungesund-blässliche Gesichtsfarbe und lässt die Frisuren Amok laufen). Die FSK 16 will ich schon für sehr sehr konservativ halten.

Recht nett ausgefallen ist der Soundtrack, der u.a. auch einen Song von Danny Elfmans Kapelle „Oingo Boingo“ beinhaltet, und ansonsten der Voodoo-Thematik geschuldete Reggae-Klänge aufzuweisen beliebt.

Wie Elliott Gould, immerhin ein renommierter Akteur mit eindrucksvollen Titeln wie „M.A.S.H.“ „Unternehmen Capricorn“ oder, hüstel, „Der Joker“ am Gürtel, dazu kam, eine Deppen-Rolle in einem Low-Budget-Independent-Hobel wie diesem zu übernehmen, ist eine Frage für die Philosophen – möglicherweise verstand sich Gould gut mit Marmorstein, nachdem er schon 1975 in „Cash – Die unaufhaltsame Karriere des Gefreiten Arsch“ nach Marmorstein-Script agierte. Oder Gould dürstete es einfach nach der Abwechslung, mal, da seine Zombie-Rolle größtenteils stumm ist, nach Herzenslust chargieren und grimassieren zu dürfen. Das macht er zugegeben ziemlich gut und seine Antics machen einen Großteil des (spärlichen) Reizes des Streifens aus. Der Karriere hat’s nicht geschadet (vermutlich hat’s ja auch kaum jemand gesehen), immerhin verdient Gould gute Kohle als Mitglied des Stammensembles der „Ocean’s Eleven“-usw.-Reihe. Mabel King, einstmals Steve Martins „Mutter“ in „Reichtum ist keine Schande“, die hier ihre letzte Filmrolle spielt, hätte man natürlich einen etwas würdevolleren Abgang gewünscht, aber sie scheint zumindest selbst keinen Anstoss an der Rolle genommen zu haben und agiert mit Verve und Spaß an der Sache (also sollte man den Rassismusvorwurf wohl auch nicht zu ernst nehmen). Dulcie Niles wird hübsch airheaded-blond verkörpert von Melissa Sue Anderson, Generationen von Fernsehzuschauern als Mary Ingalls in „Unsere kleine Farm“ ein Begriff. Sie verbindet auch gute komödiantische Chemistry (wohl eher nicht dem Regisseur als vielmehr einer natürlichen Chemie geschuldet) mit Mark Moses als unfähigem Jungpolypen Jordan. Moses machte jüngst Karriere als Paul Young in der Hit-TV-Serie „Desperate Housewives“. In kleinen Nebenrollen findet sich „Prominenz“ wie Jack Betts, besser bekannt als Hunt Powers und unter diesem Namen „Star“ so mancher Italowestern-Graupe (u.a. war er Butch Cassidy im hier besprochenen Fidani-Machwerk „Adios Companeros“), Philip Bruns („Bronk“, „The Great Waldo Pepper“, „Flashdance“) oder George „Buck“ Flower, einer der großen Bit-Player (er verzeichnete u.a. Auftritte in „Waxwork II“, „Circuitry Man II“, „Munchie“, „Zurück in die Zukunft““, „Pumpkinhead“, „The Fog“ etc. etc.).

Gesichtet wurde „Dead Men Don’t Die“ in der Version der Great-Movies-„Horrorbox“, wo sich der Streifen eine Disc mit „Mörderbestien“, „Per Sempre“ und „Demonia“ teilt (da würde ich mich als US-Film echt unwohl fühlen). Der Vollbildtransfer ist von der „Güte“, die man bei solcher Behandlung erwartet – erträglich, wenn man’s über den normalen Fernseher glotzt (aber ’nen High-End-Flatscreen würde ich da nicht dranlassen), mit einem heftigen Mastering-Fehler zur Filmmitte. Der Ton (Dolby 2.0, ausschließlich deutsch) lässt sich auch allenfalls mit „pragmatisch“ umschreiben. Wenn man sich vor Augen hält, dass der Film umgerechnet einen guten Euro kostet, darf man sich aber auch nicht beschweren (Bonusmaterial gibt’s natürlich nicht).

Fazit: Ich würde für „Dead Men Don’t Die“ keine größeren Entbehrungen auf mich nehmen – der Film ist recht lahm inszeniert und lebt nur von den vergleichsweise (erneut no pun intended) lebhaften Vorstellungen der wesentlichen Darsteller (namentlich Gould, King, Anderson und Moses). Um auf den eingangs zitierten Vergleich zurückzukommen – SO schlecht ist „Dead Men Don’t Die“ nicht; die Lacherfrequenz dürfte ungefähr auf einem Level mit „Wieder Ärger mit Bernie“ liegen (den ich jetzt aber auch nicht so übel finde wie die meisten anderen…). Wer sehen will, wie Elliout Gould wiederholt die Gesichtszüge entgleisten und kein Problem damit hat, dass der Film dramaturgisch, äh, unbefriedigend ausgefallen ist, kann seinen anspruchslosen Fun mit dem Film haben.

2/5
(c) 2007 Dr. Acula


mm
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