Dead & Breakfast – Hotel Zombie

 
  • Deutscher Titel: Dead & Breakfast - Hotel Zombie
  • Original-Titel: Dead & Breakfast
  •  
  • Regie: Matthew Leutwyler
  • Land: USA
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Ever Carradine (Sara), Bianca Lawson (Kate), Erik Palladino (David), Oz Perkins (Johnny), Gina Philips (Melody), Jeremy Sisto (Christian), David Carradine (Mr. Wise), Brent David Fraser (The Drifter), Jeffrey Dean Morgan (Sheriff)


Vorwort

Die übliche Story – sechs junge Leute, 3 Männlein, 3 Weiblein, verfranzen sich auf dem Weg zu einer Hochzeit in der tiefsten Südstaaten-Provinz. Leichtsinnigerweise beschließen sie, im Kaff Lovelock eine Übernachtung einzuschieben. Man verweist die Schlafeshungrigen an die Pension eines gewissen Mr. Wise. Das ist ein recht merkwürdiger Geselle mit seltsamen Angestellten (einem französischen Koch und einem taubstummen Gärtner). Noch bevor die Nacht vorüber ist, ist der Koch brutal tranchiert worden und Mr. Wise an einem Herzinfarkt verschieden. Für den Sheriff sind unsere Freunde mindestens wichtige Zeugen, wenn nicht Tatverdächtig und besteht daher auf weiteren Verbleib an Ort und Stelle. Doch es gibt noch einen weiteren Verdächtigen – einen geheimnisvollen Landstreicher. Während fünf der Jugendlichen mehr oder weniger motiviert versuchen, das beste aus ihrem Zwangsaufenthalt zu machen, passiert dem sechsten ein Missgeschick, versehentlich öffnet er eine mysteriöse buddhistische Schachtel – und ehe er sich’s versieht, ist er bzw. sein Körper zur neuen Behausung eines bösen Dämons geworden, der keine Zeit verliert, den größten Teil der Dorfbevölkerung in willfährige Zombie-Sklaven zu verwandeln. Nach einem blutigen Gemetzel beim Tanzabend auf dem Heuboden verschanzen sich die Kids, der Landstreicher und der Sheriff in der Pension. Überleben ist nicht alles, der Dämon muss auch aufgehalten werden, soll er nicht für’s Ende der Welt sorgen…


Inhalt

Und wieder eine Zombie-Komödie. Die allgemeine Renaissance des Untoten-Genres ist ja nicht von der Hand zu weisen, und wenn nicht gerade debiler Schwachfug wie „Dead/Undead“ dabei rauskommt, bin ich ja durchaus dafür, dieses Thema tiefer, und gern auch auf humorige Art und Weise zu erkunden. Nun ist die Messlatte für Zombie-Komödien durch das famose britische Meisterwerk „Shaun of the Dead“ in weltrekordverdächtige Höhen gehievt worden, aber das ist ja kein Grund, voreilig die Flinte ins Korn zu werfen und das Thema „Lustiges mit Zombies“ ein für allemal für erledigt zu erklären.

„Dead & Breakfast“ z.B. lief bereits letzten Sommer recht erfolgreich beim FantasyFilmFest (wo ich ihn dann natürlich dank meiner freiwilligen Kostendämpfungs-Selbstbeschränkung, nicht mehr als vier Filme ansehen zu wollen, nicht begutachten konnte) und ist nun von Koch Media für den deutschen Heimvideomarkt lizensiert worden (das mag überraschen, weil Koch sich eher einen Ruf als Ausgräber von vergessenen Perlen aus längst vergangenen Zeiten, und dann meist noch europäischer Herkunft, erarbeitet hat).

Und, was soll man sagen, der Film von Matthew Leutwyler, der bislang mit den Komödien „Road Kill“ und „The Space Between Us“ nicht sonderlich aufgefallen ist, erweist sich in der Tat als frohsinnsstiftende Wundertüte erster Kajüte. Den aufgrund schierer zeitlicher Abfolge naheliegenden Vergleich mit „Shaun of the Dead“ wollen wir mal gleich abhandeln – nö, da sind keine Ähnlichkeiten; während „Shaun of the Dead“ im Grunde seines blutigen Herzens eine bitterernste Geschichte erzählte, zielt „Dead & Breakfast“ rein humortechnisch schon erheblich tiefer – das ist keine feinsinnige Klinge, das ist gröberer Humor (bis hin zum totalen Slapstick), mal ganz abgesehen davon, dass die „Dead & Breakfast“-Untoten keine „richtigen Zombies“ per Definition sind (sich aber trotzdem durch die bewährte Rübe-ab-Methode eliminieren lassen). Demzufolge geht’s hier auch nicht um eine besonders clevere Story – die setzt sich aus bewährten Genreversatzstücken zusammen (sei’s „Evil Dead“, sei’s, natürlich „Night of the Living Dead“), wildert ungeniert im Zitateschatz (von „Psycho“ bis „From Dusk till Dawn“) und macht sich einen Riesenfez daraus, die gängigen (nicht nur Horror-) Klischees überlebensgroß auszuwalzen – beim stets fluchenden Franzosen-Koch denkt man natürlich an Monty Python, dass Melody, das vegetarische schüchterne Mädel, als Sprachgenie nicht nur mit dem Franzmann, sondern auch mit dem taubstummen Gärtner kommunizieren kann, passt da wunderbar ins Bild und wenn Kate mitten in der schönsten Zombie-Belagerung auf die Idee verfällt, ihre Beziehung zu David analysieren zu wollen, ist das eine herrliche Übersteigerung der klassischen Zicken-Klischees; von immer wieder gern gesehenen Witzen auf Kosten der Redneck-Fraktion wollen wir mal gar nicht reden. Das könnte furchtbar peinlich wreden, aber die Gags haben eine enorm hohe Erfolgsquote, weil – zumindest eine kleine Parallele zu „Shaun“ – das Witzereißen immer im Kontext der Story bleibt, also dumpfe „Gag-komm-raus“-Idiotien geschickt umkurvt werden.

Als wäre das nicht schon genug Spaß für die ganze Familie (eh, najaaa, dazu gleich noch was), hat Leutwyler auch noch die Chuzpe, den Film als halbes Musical zu präsentieren; die Handlung wird nämlich immer wieder durch Comic-Einbledungen unterbrochen, die in kommentierende schräge Country-Songs (aus der Feder des Darstellers Zach Selwyn und auch von ihm vorgetragen) übergehen – und für einen Song gibt’s sogar eine richtig choreographierte Song & Dance-Nummer.

Filmisch erweist sich Leutwyler als überaus kompetenter Regisseur, der nicht nur den Streifen in ordentlichem Tempo dahinrollen lässt – wobei er sich bei „From Dusk Till Dawn“ nicht nur das Kneipengemetzel an sich ausborgt, sondern auch die Zweiteilung des Films in eine „schwarze Komödie“- und eine „Spläddaschmodder“-Hälfte -, sondern auch immer wieder geschickt inszenatorische Gimmicks wie beschleunigte Kameraschwenks oder Splitscreens einsetzt. Visuell kann der Film voll überzeugen.

Wichtig für eine Zombie-Komödie ist natürlich auch der Horrorgehalt, damit sich das Lachen programmatisch mit dem Entsetzen paart. Und da bin ich mal wieder bass erstaunt, was die FSK heutzutage alles mit einem blauen 16er-Papperl durchgehen lässt. Was in diesem Film (nicht immer auf allerbestem technischen Standard, aber bei einer Komödie lassen wir da mal fünfe grade sein) geschmoddert, gesplattert und gemetzelt wird, boah, das geht fast auf keine Kuhhaut mehr und lässt an Drastik eigentlich nichts zu wünschen übrig (in den USA bekam die ungeschnittene Fassung prompt kein „R“; leider bin ich nicht im Bilde, ob die deutsche Fassung auf dem unrated oder dem „R“-Rated-Cut basiert. Andererseits macht das auch „nur“ 30 Sekunden Unterschied) – da werden fröhlich Köpfe abgeschlagen, mit der Kettensäge Zombie-Leichenberge aufgetürmt, das lässt den geneigten Zuschauer schon mehr als einmal überlegen, ob „Dead & Breakfast“ nicht gleich neben „Braindead“ ins Regal gestellt werden sollte (auch wenn die Jackson-Explizität nicht ganz erreicht wird, da Leutwyler einiges über den – machmal etwas unübersichtlich-hektischen – Schnitt tarnt). So gesuppt wurde in einem 16er-Film jedenfalls lange nicht mehr und das schliesst „Wrong Turn“ eindeutig mit ein.

Schon für sich lustig ist der gelungen zusammengestellte Soundtrack, der von (viel) Country bis zur Alternative-Mucke auffährt, was das Herz begehrt.

Schauspielerisch werden keine Glanzleistungen erwartet – aber der Cast balanciert geschickt auf dem schmalen Grat zwischen seriösem Horror-Schauspiel und komödiantischer Expertise. In der Hauptrolle erleben wir Ever Carradine, ihres Zeichens Nichte von David (ein Schelm, wer jetzt spekuliert, wie David C. zu einem Gastauftritt überredet werden konnte), die bis jetzt hauptsächlich in kleinen Rollen, z.B. in „Jay und Silent Bob schlagen zurück“, „Bubble Boy“ oder „Life without Dick“, zu sehen war. Sie spielt hier die klassische „ich-mutier-zur-wilden-Kampfsau“-Rolle und richtet ein wahres Gemetzel unter den Zombies an. Bianca Lawson sah man im Snoop-Dogg-Horror „Bones“ und dem Überraschungshit „Save the Last Dance“ und darf hier die beziehungsgestörte Zicke geben. Erik Palladino („Life without Dick“, „U-571“) und Oz Perkins (der in „Psycho II“ den jungen Norman Bates spielte, außerdem war er in „Secretary“ zu sehen und in der Tat leiblicher Sohn des Ober“Psycho“pathen Anthony Perkins… keine Frage, dass der Film eine launige „Psycho“-Referenz nicht verabsäumt) sorgen für die komödiantischeren Einlagen (besonders Perkins ist als Anführer der Zombies eine Schau), Gina Philips (die multitalentierte Veganerin Melody, man kennt sie aus „Jeepers Creepers“) muss zumeist nur verstört kucken. Nicht vergessen wollen wir natürlich den Horror-Spezi Jeremy Sisto („Wrong Turn“, „May“) und Jeffrey Dean Morgan als sehr unterhaltsamen Sheriff.

Bildqualität: Koch legt den Streifen in sauberem 1.85:1-Widescreen vor, wobei die mir liegende Fassung nicht anamorph ist, aber das wird wohl damit zu tun haben, das mir eine Vorab-Presse-DVD vorliegt. Die Bildqualität an sich ist gut, Detail- und Kantenschärfe können überzeugen, der Kontrast könnte in den vielen Nachtszenen stellenweise etwas stärker ausgeprägt sein. Die Kompression lasse ich momentan noch unbewertet, da ich, wie schon angedeutet, eine Vorab-Presse-DVD vorliegen habe, auf der sich zwei komplette Filme befinden.

Tonqualität: Die deutsche Synchonisation ist ziemlich gut ausgefallen (und erfreulicherweise werden die „Kommentar“-Songs nicht etwa übersprochen oder gar eingedeutscht, sondern, wie es sich gehört, untertitelt). Der Mix ist angenehm, kristallklar, aber eher unspektakulär. Den ein oder anderen Soundeffekt hätte ich mir knackiger gewünscht. Welche Sprachfassungen Koch noch mitliefern wird (ich will doch mal schwer auf O-Ton hoffen), ist mir noch nicht bekannt.

Extras: Hierzu kann ich aus oen angesprochenen Gründen nichts definitives sagen. Mal sehen, was Koch auf den endgültigen Silberling pressen wird.

Fazit: „Dead & Breakfast“ ist endlich mal wieder ein richtiger Gute-Laune-Fun-Splatter (etwas, was „Shaun“ nun mal rein grundsätzlich nicht ist) und bedient damit ein Genre, das eigentlich seit „Braindead“ auf wirklich bemerkenswerte Höhepunkte wartet. Der Horror-Comedy-Fan bekommt 85 Minuten besten „friendly violent fun“ im Rahmen einer nicht originellen, aber bewährt-funktionierenden Plotte, bewußt überzeichneten Klischeefiguren, Slapstick- und Wortwitz und, nicht zu vergessen, den ein oder anderen Hektoliter Kunstblut. Was will man eigentlich mehr? Und wenn die FSK schon mal Spaß versteht und den ganzen Kram ab 16 freigibt, sollte eigentlich niemand sich gehindert sehen, Koch Media eine DVD abzukaufen. Ich vertraue darauf, dass die endgültige DVD-Umsetzung diese Empfehlung auch rechtfertigen wird… So, und jetzt gleich nochmal kucken…

4/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments