- Deutscher Titel: Dead Bodies
- Original-Titel: Dead Bodies
- Regie: Robert Quinn
- Land: Irland
- Jahr: 2003
- Darsteller:
Andrew Scott (Tommy), Kelly Reilly (Viv), Darren Healy (Noel), Katy Davis (Jean), Sean McGinley (Wheeler), Gerald McSorley (Ellis)
Vorwort
Geschlechtsgenossen aller Länder, Ihr werdet mir sicher zustimmen – mit den Frauen hat man nix als Ärger. Der Meinung ist sicher auch Tommy, der hat nämlich einen ganz besonderen Besen am Hals. Eigentlich haben er und Jean, die attraktive, aber extrem nervensägige und selbstsüchtige Mistkrücke, sich getrennt, aber unvermittelt zieht Jean wieder bei ihm ein, um ihm das Leben fortgesetzt zur Hölle zu machen. Wie nicht anders zu erwarten, gibt’s eher früher als später ein Handgemenge, bei dem Jeans Hinterkopf fatale Bekanntschaft mit einer eher massiven Tischplatte schließt. Tommy ist sich sicher – dass das ein Unfall war, glaubt ihm allenfalls sein bester Freund Noel, aber sonst auch keine Sau. Die Leiche muss also weg. Ein Loch im Wald ist schnell gegraben, und das selbiges schon von einer älteren Leiche belegt ist, stört Tommy nur temporär. Könnte also alles tippi-toppi sein, zumal sich schon eine erfreuliche Ersatzbeziehung mit der netten Viv anbahnt, doch da werden die beiden Leichen entdeckt und die ältere der Toten entpuppt sich unpraktischerweise als die seit acht Jahren vermißte Ehefrau eines Politikers und an der Aufklärung dieses Falls hat der ermittelnde Inspektor Wheeler ein sehr persönliches Interesse.
Inhalt
Ich würde sagen, dass „Dead Bodies“ ein sehr britischer Film ist, wenn’s denn kein irischer wäre. Gut, die Kultur der diversen Inselvölker ist mir nicht so vertraut, als dass ich mir ein Urteil über eventuelle Unterschiede/Ähnlichkeiten anmassen würde, nixdestotrotz, vom Feeling her vermittelt „Dead Bodies“ einen typisch britischen Eindruck. Der Debütfilm von Robert Quinn möchte eine böse, schwarze Komödie sein, ein urbritisches Metier. Wenn ich aber schon „möchte“ schreibe, wird sich der ein oder andere denken, dass das wohl nicht ganz geklappt hat. Und so ist es auch. „Dead Bodies“ beginnt sehr vielversprechend – in den ersten zwanzig Minuten fühlt man sich von Look & Feel, Machart und Charakteren her sogar an die (zumindest von mir) kultisch verehrte Briten-Sitcom „Spaced“ erinnert (mit dem feinen Unterschied, dass „Spaced“ seine schrägen Charaktere liebt und sie niemals bösartig vorführen würde, während „Dead Bodies“ schon das Grundsatzproblem hat, dass der Film ohne jeden sympathischen Charakter auskommen muss). Auch wenn’s stellenweise fast zu dick aufgetragen ist und die Protagonisten jegliche likeability vermissen lassen, in den ersten zwanzig Minuten funktioniert der Film (Jean z.B. ist so überzeugend eklig-auf-die-Nüsse-gehend, dass man schon einige Zeit vor dem fatalen Streit am liebsten in den Fernseher greifen würde, um der Dame persönlich den Hals umzudrehen), nur um praktisch unmittelbar nach der Leichenentsorgungsaktion total auseinanderzufallen. In diesem Moment nämlich verliert der Streifen seine Linie und verlässt die Gefilde der reinen bösen schwarzen Komödie, um „ernsthafte“ Thrillerelemente einzubauen, und da funktioniert dann gar nichts mehr. Die neuen Figuren, die dann eingeführt werden (der fanatische Inspektor Wheeler, der undurchsichtige Politprofi Ellis) passen einfach nicht zu dem schon vorhandenen Satz an Protagonisten, der Film verliert seine Linie und wird zu einem eher x-beliebigen Thrillerdrama, in dem nur noch gelegentlich der sprühende Witz der Auftaktphase durchschimmert und der hauptsächlich gezwungen konstruiert wird (wie Tommy zur Idee für die entscheidende Plotentwicklung kommt, ist schleierhaft) und das vor allen Dingen sehr unbefriedigend, nämlich praktisch ohne Erklärungen, endet (d.h. weniger endet als einfach aufhört).
Stilistisch bemüht der Film einige modernistische Mätzchen (schnelle Zwischenschnitte, extreme Zooms, unmotivierte Mini-Flashback-Einschübe, und, sehr störend, weil völlig überflüssig und ersichtlich nur um der Coolness Willen eingestreut, immer wieder Einstellungen aus Überwachungskameras), kann aber trotz des Einsatzes aller dieser Stilmittel nicht verhindern, dass der Streifen sich so ungefähr ab Filmmitte totläuft. Robert Quinn schafft es einfach nie, echtes Interesse zu wecken und dadurch richtige Spannung aufzubauen (in den letzten fünf Minuten vor dem Anti-Ende kommt mal ein wenig Drive auf), was aber auch unmittelbar damit zusammenhängt, dass das Script keine Figuren bietet, deren Schicksal den Zuschauer berühren würde. Für den Konsumenten dieses Films machen sich da ein paar ziemliche Deppen zum Heinz – was denen am Ende widerfährt, dürfte die wenigsten Filminteressierten ehrlich tangieren. Recht gut gefällt mir wenigstens der Einsatz der Musik, auch wenn’s kein besonders originelles Mittel mehr ist, einen Soundtrack größtenteils mit alternative rock u.ä. Tönen zu bestreiten.
Die Darsteller tun ihr Möglichstes. Andrew Scott scheitert daran, dass sein Charakter, für den wir ja wohl prinzipiell sowas wie Sympathie entwickeln sollen, einfach nicht sympathisch ist (trotzdem hätte jemand wie „Spaced“s Simon Pegg vermutlich mehr aus der Rolle gemacht). Kelly Reilly bleibt mir als Viv etwas zu blass (und das ist nicht nur auf ihren Teint bezogen). Voll überzeugend agiert allerdings Katy Davis als Miststück Jane (die *kann* einen auch agressiv machen). Die wichtigen Nebenrollen des Wheeler und des Ellis sind mit den irischen Veteranen Sean McGinley und Gerald McSorley (die sich schon aus Filmen wie z.B. „The Butcher Boy“ kennen) für meinen Geschmack auch nicht wirklich glücklich besetzt.
Bildqualität: Sunfilm bürgt mittlerweile auch für gute Qualität. Wir bekommen für unser Geld einen recht gelungenen, selbstredend anamorphen 1.78:1-Widescreen-Transfer mit kleinen Schönheitsfehlern. In machen Einstellungen erscheint mir das Bild nämlich etwas sehr grobkörnig – besonders in hellen Stellen (kann natürlich auch sehr gut ein Stilmittel des Films sein, da will ich nicht endgültig richten), die unterkühlten Farben des Films kommen im allgemeinen gut zur Geltung, Detail- und Kantenschärfe liegen im überdurchschnittlichen Bereich, die Kompression kann ebenfalls als gelungen bewertet werden. Eine einzige kleine Bildstörung fiel mir auf.
Tonqualität: Fünf Tonspuren sorgen mal wieder für soundmäßige Befriedigung. Deutsch und Englisch gibt’s jeweils in Dolby 5.1 oder 2.0, dts-Freunde können sich über eine zusätzliche deutsche Tonspur freuen. Der bekannte O-Ton-Spezi Doc konzentrierte sich, schon allein, weil er irische Akzente immer wieder gern hört, auf die originalsprachliche Fassung, die ein bisschen leise zu sein scheint, was die Dialoge bei Standardlautstärkeeinstellungen stellenweise etwas schwer verständlich macht. Die deutsche Fassung ist in den Dialogen deutlich lauter (aber dafür teilweise unpassend synchronisiert, vor allem Viv). Die Musik, vor allem die Songs des Soundtracks, scheinen mir etwas zu laut eingemischt.
Extras: Da hat sich Sunfilm nicht überschlagen. Neben frei zuschaltbaren deutschen Untertiteln (im Vergleich zu den englischen Dialogen etwas sehr knapp gehalten) findet sich nur noch der Trailer sowie einige Texttafeln mit Biographien zu den beiden Hauptdarstellern sowie Autor und Regisseur. Nicht die Welt.
Fazit: „Dead Bodies“ beginnt vielversprechend als schwarze Komödie im stilistischen „Spaced“-Fahrwasser, vertändelt sich aber nach dem amüsanten Auftakt in einer gekünstelt auf komplexer-als-sie-ist konstruierten Standardthrillergeschichte, wie sie nicht wirklich neu ist und wie sie von Robert Quinn auch nicht besonders innovativ erzählt wird (merke: nicht alles, was ich irgendwo in einem anderen Film als Stilmittel gesehen habe, hilft meinem eigenen Film weiter). Die nicht gerade sympathischen Charaktere machen es dem Zuschauer schwer, sich in den Film hineinzufühlen. Besser wär’s gewesen, der Film hätte seine unglaubwürdigen Ausflüge in „seriösen“ Thrill unterlassen und wäre bei seinem ursprünglich angedeuteten Konzept der überdrehten Comedy geblieben. So aber ist „Dead Bodies“ nicht Fisch und nicht Fleisch und demzufolge weder besonders aufregend noch memorabel. Die DVD von Sunfilm ist okay, aber auch nicht spektakulär gut und ziemlich mager ausgestattet. Übrigens, wer aufgrund des recht reißerischen Covertexts auf eine gewalttätige Blutorgie hofft, kuckt in die Röhre – in der Beziehung gestaltet sich der Film reichlich unspektakulär…
2/5
(c) 2006 Dr. Acula