- Deutscher Titel: Das Unheimliche
- Original-Titel: The Uncanny
- Regie: Kanada/Großbritannien
- Land: 1977
- Jahr: Denis Heorux
- Darsteller:
Peter Cushing (Wilbur Gray), Ray Milland (Frank Richards), Joan Greenwood (Miss Malkin), Susan Penhaligon (Janet), Simon Williams (Michael), Roland Culver (Wallace), Alexandra Stewart (Mrs. Blake), Chloe Franks (Angela), Katrina Holden Bronson (Lucy), Donald Pilon (Mr. Blake), Donald Pleasence (Valentine De’ath), Samantha Eggar (Edina Hamilton), Catherine Bégin (Madeleine), John Vernon (Pomeroy), Jean LeClerc (Barrington)
Vorwort
Wilbur Gray, Autor von sagen wir mal … exzentrischen Büchern über UFOs und Pyramiden, hat ein neues Werk fertiggestellt und geht damit bei Verleger Frank Richards hausieren. Doch selbst im Vergleich zu seinen bisherigen Werken ist Grays neueste These nicht unbedingt mainstreamtauglich – es geht um die Boshaftigkeit von Katzen an und für sich. Da Richards, selbst Besitzer einer Perserkatze, nicht gleich vor Begeisterung aus dem Fenster hüpft, sieht sich Gray genötigt, exemplarisch drei feline Mordsgeschichten zu erzählen.
1. London 1912
Die ältliche Jungfer Miss Malkin, erstens stinkreich und zweitens Prototyp einer Crazy Cat Lady, ändert ihr Testament – ihr nichtsnutziger Neffe Michael, der eh schon einen beträchtlichen Anteil ihres Vermögens verjuxt hat, soll in die Röhre kucken, dafür aber die Stubentiger alles erben. Blöd für Miss Malkin, dass Dienstmädchen Janet mit Michael im Bunde ist und ein Exemplar des neuen letzten Willens dem Anwalt aus der Aktentasche mopsen kann. Die zweite Ausfertigung liegt im Safe und beim Versuch, den auszuräumen, wird Janet von der Malkin ertappt. Plan B tritt in Kraft: die alte Schreckschraube mit einem Kissen ersticken … Doch auch nach der bösen Tat gestaltet sich die Eroberung des Testament schwierig, denn die Miezekatzen haben da gewisse Einwände. Mit Müh und Not rettet Janet sich in die Speisekammer, aber die Katzen belagern den einzigen Fluchtweg …
2. Quebec 1975
Nach dem Unfalltod ihrer Eltern muss Lucy mit ihrem Kater Wellington zu ihrer Tante ziehen. Die hat ’ne eigene Tochter namens Angela, die rasch bestrebt ist, der neuen Mitbewohnerin das Leben zur Hölle zu machen und im Zweifelsfalle alles auf den armen schwarzen Kater zu schieben. Lucys verstorbene Mama war allerdings nebenberufliche Hexe und hat nicht nur ihre Sammlung okkulter Bücher, sondern auch das Talent dafür ihrer Tochter vererbt – und Lucy muss erkennen, dass Unrecht Tun nicht gedeiht …
3. Hollywood 1936
Dem Horror-Schauspieler Valentine De’ath (oder kurz „V.D.“ – öhmpf) geht durch einen bedauerlichen Unfall bei den Dreharbeiten zu seinem neuesten Streifen „Dungeon of Horror“ die „leading lady“ und in Personalunion Ehefrau Madeleine verloren. Das Pendel, das sie im Film aufritzen sollte, war leider echt – ein tragischer Irrtum der Requisite, oder? Wie’s der Zufall so will, hätte V.D. aber Ersatz am Start – Edina Hamilton, Madeleines stand-in, das nur zu gerne bereit ist, die vakant gewordene Rolle zu übernehmen – die neue Frau an De’aths privater Seite ist sie sowieso. Bleibt nur ein Problem – Madeleines Katze, aber auch der muss V.D. erst die Jungen ersäufen, ehe sie sich zu Maßnahmen veranlasst sieht. Dann allerdings macht sie deutlich, wieso Katzen am Filmset tödlich sein können …
Inhalt
Der Episoden-/Anthologiefilm gehört zum Horrorgenre wie die sprichwörtliche dunkle und stürmische Nacht. Obschon sich die Wissenschaft weitgehend einig ist, dass brauchbare Horror-Anthologiefilme noch seltener sind als brauchbare Horrorfilme an sich, geben die Produzenten bis zum heutigen Tag nicht auf (klar, drei oder vier kürzere Geschichten schreiben sich einfacher als eine lange, und zur Not kann man immer noch einfach irgendwelche Kurzfilme einkaufen, wenn man Bock hat, noch ’ne Rahmenhandlung rum bauen und das Zeug dann in die Videotheken stapeln).
Einigermaßen passable Anthologien werkelte Anfang der 70er die britische Hammer-Konkurrenz von Amicus (Totentanz der Vampire haben wir ja schon wohlwollend besprochen). Zu den treibenden Kräften bei Amicus gehörte, daran haben wir zuletzt erst wieder beim Review von Dr. Who and the Daleks erinnert, Milton Subotsky (ich wiederhole: derjenige, den Stephen King mit allen legalen Mitteln daran hinderte, trotz Subotsky zugefallener Rechte einen Anthologiefilm nach King-Motiven zu drehen. Der gute Milton musste sich letztlich mit Co-Produzenten-Credits bei „Katzenauge“, „Rhea M“, „Manchmal kommen sie wieder“ und „Der Rasenmäher Mann“ und zufriedengeben, ohne kreativ irgendetwas mit den Streifen zu tun zu haben. Dafür kann er immerhin behaupten, den Credit für den „Rasenmäher Mann“ posthum abgestaubt zu haben). Nach Amicus‘ unzeremoniellem Hiatus Mitte der 70er (der nur für „Monster Club“ 1980 noch mal unterbrochen wurde. Die neue Amicus-Inkarnation, die sich um Nachlasspflege einerseits und Neuproduktionen andererseits kümmert, debütierte 2007 mit Stuck, der von Amicus‘ gewohntem Output nun wirklich weit weit entfernt ist) wandte Subotsky sich über den großen Teich nach Kanada, um mit Claude und Denis Héroux seinem Steckenpferd „Horroranthologien“ einen weiteren Eintrag hinzuzfügen.
Nach Originalgeschichten von Michel Perry (später Storylieferant für Harry Davenports schleimigen „X-Tro“) produzierte Claude Héroux (der nun wiederum in der Folge einige Cronenberg-Eskapaden, namentlich „Die Brut“, „Scanners“ und „Videodrom“ mitproduzierte) mit Subotsky unter der Regie von Claudes Bruderherz Denis (der hatte direkt zuvor nach einem Drehbuch von Geza von Radvanyi -!- in Deutschland den Terrorfilm „Die Hinrichtung“ inszeniert, aber auch eine Adaption von Jacques Brels egomanischem Theaterstück „Jacques Brel is Alive and Well and Living in Paris“. Später wurde er Produzent von Trickserien wie „MASK“. Karrieren, die das Leben schreibt) diese Schauermär mit dem Tenor „nicht die Menschen sind die Herren, sondern die Katzen“ – eine These, die nun wirklich keinen Katzenbesitzer auf diesem Planeten überraschen dürfte.
Nun hat ein Katzen-Horrorfilm ein ziemliches Grundsatzproblem – wenn man nicht zu den bedauernswerten Phobikern, zu den verachtenswerten Katzenhassern gehört oder blöderweise als Maus oder Wellensittich geboren wurde, ist das Bedrohungspotential, das von einer Miezekatze der Haustierausprägung ausgeht, eher überschaubar (selbst einem Kater von Pottwalausmaßen wie Pucki, dem badmovie-Kater, kann ich immer noch recht problemlos klar machen, wer der Boss ist. Er natürlich). Der ein oder andere Filmemacher hat’s versucht, aber selten kam dabei mehr als Trash heraus (wir denken an Rene Cardonas „Nacht der 1000 Katzen“ oder Ted V. Mikels The Corpse Grinders) – nicht mal Stephen King blieb davor gefeit, denn an den „Tales from the Darkside“-Film erinnert man sich sicher nicht wegen seiner „Cat from Hell“-Episode (trotz des Gesplatters).
Trotzdem – „Das Unheimliche“ (den deutschen Titel halte ich übrigens für knapp falsch übersetzt… ich nehme an, Héroux dachte eher an „Die Unheimlichen“) setzt sich zum Ziel, die Samtpfoten zu erzbösen konspirierenden Mördern im Pelz zu stilisieren, fällt aber mit seinem eigenen Konzept ziemlich auf die Nase. Wie der Inhaltsangabe unschwer zu entnehmen ist, stehen alle drei Geschichten in der treuen Tradition der guten alten E.C.-Comics, in dem die böse Tat des Schurken auf ironisch-blutige Art gesühnt wird. Tja, und wenn wir uns das jetzt mal mit halbwegs offenen Augen ansehen, stellen wir fest, dass die Katzen in keiner der Geschichten „böse“ sind, sondern lediglich auf alttestamentarische Auge-um-Auge-Weise Vergeltung für begangenes Unrecht gröberer Natur üben – schwerlich geeignet, jemanden zu Evil Inc. zu erklären, wenn derjenige doch nur der Gerechtigkeit Genüge tut. Nur bei der zweiten Episode kann man darüber streiten, ob die Verhältnismäßigkeit zwischen Untat (Lucy drangsalieren) und Vergeltung (Tod durch Ka-Splotsch!) gewahrt bleibt – und dann ist gerade in dieser Story die Katze bestenfalls ein nachrangiger Helfer, denn die eigentliche Vergeltungshandlung vollzieht Lucy selbst. Einzig in der Rahmenhandlung sind die Katzen augenscheinlich „einfach“ böse, wobei man, betrachtet man die Rolle der Katzen in den Episoden als Hüter der Gerechtigkeit, natürlich auch verstehen kann, warum sie diesen Umstand geheimhalten wollen (die Zeit der Hexenverfolgung hat den Felidae sicher gereicht) …
Aber kucken wir uns die Geschichten mal im Einzelnen an – sie sind ja äußerst unterschiedlich in Idee und Umsetzung. Die erste Story, „London 1912“, erinnert natürlich von der Ausstattung her an die plüschigen viktorianischen Hammer-Grusler – kurioserweise ist es gerade diese Episode, die die „splattrigste“ ist. Die Mär um den Erbschleicher und seine Komplizin entwickelt sich zwar – was durchaus ein Vorzeichen auch für die weiteren Geschichten ist – ziemlich vorhersehbar, aber unterhaltsam. Von allen Episoden ist diese die, die am ehesten an „klassischen“ Tierhorror erinnert; da Mrs. Malkin eine ganze Lkw-Ladung Katzen ihr Eigen nennt, können die Miezen natürlich im Dutzend billiger auf Samantha Penhaligon geworfen werden, damit diese „Die Vögel“ mit pelzigen Säugetieren nachspielt. Das bedeutet zwangsläufig, dass ihr Charakter sich so manche blutende Wunde einfängt und, holladiewaldfee, sogar für ein paar technisch nicht besonders hochwertige, dafür aber überraschende Gore-Einlagen reicht’s (da der Film sich an dieser Stelle durchaus die Frage stellt, wovon die Katzen denn leben, wenn ihr Dosenöffner Hops gegangen ist, und die auch durchaus korrekt beantwortet). Einzig, dass Autor Perry die Geschehnisse – wenn ich die interne Logik richtig verstehe – auf einen, maximal zwei Tage komprimiert, untergräbt die, ähm, Glaubwürdigkeit. Ansonsten ist es eine nicht sonderlich originelle, aber angenehm grimmige Rachegeschichte in schönster E.C.-Tradition und damit per se nicht verkehrt.
Episode Nummer 2, „Quebec 1975“, schlägt dann die Richtung Okkult-Horror ein. Mich stört zunächst mal der extreme Zeitsprung. Klar, das Anthologieformat macht’s möglich, dass man wild durch Zeit und Raum springt, aber der Kontrast von 1912 und 1975 ist SO heftig, dass es zumindest mich aus der Filmatmosphäre herausreißt, zumal die dritte Episode 1936 spielt und sich von daher eine „chronologische“ Reihung ja durchaus angeboten hätte (andererseits ist es schon irgendwie wieder richtig, dass der Streifen mit seiner „lustigsten“ Geschichte ausklingt). Nun gut, meine Befindlichkeiten lassen wir mal beiseite und wenden uns der Story selbst zu – das ist im Endeffekt auch nur wieder die altbewährte „gepeinigtes Opfer nimmt Rache an den Peinigern“, auch wenn das Motiv hier relativ schwach bleibt. Ja, Angela ist eine Kackbratze von Cousine und tut alles, um der eh schon labilen Lucy (die Angela gerade ob dieser verständlichen Schramme als bevorteilt wähnt – Angela darf z.B. keine Katze haben) das Leben schwer zu machen. Andererseits ist das auch nicht schlimmer als vermutlich Milliarden jüngerer Geschwister es tagtäglich durchmachen – und nicht alle jüngeren Geschwister greifen dann gleich zur schwarzen Magie. Die Katze ist hier Auslöser der Misere (Lucy dreht durch, als Angela es schafft, dass Wellington ihr weggenommen wird) und Lucy hätte gerne, dass die Mieze bei der Beseitigung Angelas entscheidend mithilft, versagt aber. Diese Story ist eine, die ein wenig mehr „meat“, mehr Plot (und mehr Laufzeit) hätte vertragen können, dafür aber diejenige, die mit dem Konzept der Anthologie an sich nicht so arg viel zu tun hat.
Den Abschluss bildet mit „Hollywood 1936“ dann die selbstironische schwarze Komödie, mit der sich die Horrorfilmer selbst auf die Schippe nehmen (ähnlich wie die Abschlussgeschichte im „Totentanz der Vampire“). Die ganze Nummer ist zwar ungefähr so realistisch wie ein später Showa-Godzilla (ja, in der Anfangszeit der Filmerei nahm man das mit „Sicherheit am Set“ noch nicht ganz so ernst, aber ’ne echte, funktionsfähige eiserne Jungfrau mit allen Schikanen hätte nicht mal Michael Curtiz verwendet, und dem war fast alles egal). Es ist die einzige Geschichte, in der die Katze wirkliche Intelligenz, Planungsfähigkeit und eine übernatürliche Gabe, zwischen V.D.s Haus und dem Studio zu teleportieren (jedenfalls ist sie schneller als V.D. mit seinem Auto) zeigt und gezielt versucht, V.D. und Edina umzubringen, wofür sich am Set eines Horrorfilms diverse Möglichkeiten anbieten. Es ist eine hoch unterhaltsame und auch wieder liebevoll ausgestattete Episode, die wie schon die erste Geschichte den Spirit der E.C.-Comics (und in dem Fall den boshaft-lustigen) atmet.
Regisseur Héroux ist bei der ganzen Angelegenheit sicher ein Schwachpunkt – so ziemlich alles am Film (schauspielerische Leistungen, Ausstattung, Kameraarbeit, letztere erledigt von Routinier Harry Waxman Der Tag, an dem die Erde Feuer fing, „Dschungel der 1000 Gefahren“, „Der Keller“, „Digby, der größte Hund der Welt“, „Der beste Mann bei Interpol“]) ist besser als seine recht behäbig-tranige Inszenierung eigentilch zulässt. Besonders langatmig ist die zweite Episode, die sich, da wirklich wenig *passiert* und Héroux kaum versucht, die psychologischen Schreckensmomente, die hier durchaus gewinnbringend auszuschöpfen wären, einzusetzen, schon heftig zieht. Dass alle drei Storys ziemlich vorhersehbar ausfallen, ist Hèroux‘ Problem nicht, er tut aber wenig dafür, durch anderweitige Überraschungsmomente die arg geradilnigen Plotten ein wenig zu „tarnen“. Nun, besonders die erste und die dritte Episode sind allein aufgrund des spielfreudigen Ensembles und ihrer in keiner Weise verleugneten E.C.-Mentalität spaßig genug, um die uninspirierte Inszenierung, die nicht mal die spärlichen Schockeffekte richtig einsetzt (gerade die beiden Gore-Stellen in der ersten Geschichte werden geradezu enervierend beiläufig gestreift), vergessen zu machen.
Die FX-Arbeit ist zwiespältig – einerseits ist der Streifen überraschend blutig (ich hatte mit etwas weniger graphischen FX gerechnet), aber dafür sind diese Sudeleien extrem fake (das „künstlichste“ Kunstblut jenseits von Himbeermarmalade), die sekundenkurzen Gore-Passagen zwar recht ruppig, aber eben auch technisch maximal mittelprächtig. In der zweiten Episode gibt’s ein paar recht miese photographische Effekte (Rückprojektionen, die Jack Arnold in den 50ern besser hinbekommen hätte), als Ausgleich dafür aber wenigstens ein paar oversized props und eine extrem lächerliche „Riesenkatzenpfote“, die man immerhin mal gesehen haben sollte.
Der Score von Wilfrid Josephs, einem routinierten TV-Komponisten, ist nicht sonderlich memorabel, aber durchaus passend und nicht zu aufdringlich.
Der Glanzpunkt des „Unheimlichen“ ist aber sein wirklich guter Cast. In der Rahmenhandlung leistet Peter Cushing als völlig durchgeknallter Schriftsteller erstaunliches; physisch und psychisch ausgemergelt gibt er eine Glanzvorstellung eines (berechtigten) Paranoiden. Ray Milland („Der Mann mit den Röntgenaugen“, „Frösche“, „Das Ding mit den 2 Köpfen“) hat als sein Gegenüber nicht sonderlich viel zu tun als ein wenig altväterlich zu nicken, aber ein paar kleine Gesten erinnern daran, dass der Herr mal einen Oscar gewonnen hat.
Episode 1 gehört Susan Penhaligon (Patrick, „Caprona – Das vergessene Land“, „Soldiers“), die ihre Tippi-Hedren-in-„Die-Vögel“-nur-mit-Katzen-Rolle mit vollem Einsatz spielt (und das bedeutet auch, dass sie durchaus ein Rudel höchst lebendiger Stubentiger an den Kopf und andere Körperteile geworfen bekommt). Joan Greenwood („Ernst sein ist alles“, „Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen“, „Die geheimnisvolle Insel“ und Anita Pallenbergs Sprach-Double in „Barbarella“) ist eine angemessen gestrenge Miss Malkin und Simon Williams („Der Mann vom Eaton Place“, „Doctor Who: Remembrance of the Daleks“, „Jabberwocky“, „In den Krallen des Hexenjägers“) in seinen wenigen Szenen ein glaubwürdig schmieriger Fiesbolzen.
Episode 2 bringt uns wieder mit Chloe Franks aus „Totentanz der Vampire“ zusammen (diesmal aber quasi in exakt umgekehrter Roller (dort war sie es, die der Hexerei verdächtig war, hier ist sie deren Opfer), aber die Boshaftigkeit ihres Charakters bringt sie ebensowenig auf den Punkt wie Katrina Holden Bronson (Adoptivtochter von Charles Bronson und Jill Ireland und vom liebevollen Adoptivpapa in „Death Wish 4“ untergebracht) Kummer und Leid ihrer Rivalin Lucy. Alexandra Stewart („Frantic“, „Under the Cherry Moon“, „Phobia“, Louis Malles „Black Moon“) und Donald Pilon („Bulldozer“, „City on Fire“) als Angelas Eltern bleiben blass.
Abe Heidewitzka, ist Episode 3 ein Freudenfest. Donald Pleasence (kongenial von Cushing mit einem Promofoto aus „Man lebt nur zweimal“ in voller Blofeld-Regalia vorgestellt) zeigt sich a) mit Haaren, b) mit Oberlippenbärtchen und c) voller schwarzhumorig-komödiantischer Spielfreude (eine Seite, die er nur selten ausspielen durfte) und Samantha Eggar („Das Geheimnis des gelben Grabes“, „Doctor Doolittle“, „Kein Koks für Sherlock Holmes“, „Die Brut“) steht ihm in nichts nach (sie referenziert sogar, völlig anachronistisch, aber was soll’s, Tweety). Garniert mit John Vernon („Dirty Harry“, „Animal House“, „Airplane II“) als skrupellos-durchgeknalltem Produzenten ist das die Garantie für 25 Minuten Spaß.
Bleiben noch die Katzen – ich bin ja nicht der oft vertretenen Ansicht, man könne Katzen nichts beibringen (ich habe meinem Kater schließlich exakt gelehrt, was er tun muss, damit ich ihm was zu futtern bringe), die Tiertrainer werden hier allerdings nicht vor unlösbare Aufgaben gestellt. Irgendwo rumliegen und halb-beleidigt, halb-vorwurfsvoll kucken tun Katzen sowieso für ihr Leben gern, ebenso wie einem potentiellen Dosenöffner nachlaufen und um die Beine schmeicheln. Die großen Katzenattacken aus der ersten Geschichte werden mit der guten alten „wirf-die-Katze-von-außerhalb-des-Bildausschnitts-auf-den-Schauspieler“-Methode gelöst (was bei einer leblosen Zuni-Doll in Trilogy of Terror recht war, kann Katzen ja nur billig sein), Wellington in Episode 2 hat nicht viel mehr zu tun als sich rumtragen zu lassen und am Ende ein Spielzeug zu „jagen“, Scat in Episode Drei darf zumindest einem Minenfeld aus diversen Bärenfallen, die V.D. in seiner Küche auslegt, aus dem Weg gehen (etwas, das mein Kater, mit der Eleganz und der Grazie eines Flugzeugträgers gesegnet, wohl nicht hinbekommen würde).
Bildqualität: e-m-s hat „Das Unheimliche“ in seiner Reihe „Der phantastische Film“ herausgebracht. Das bedeutet in diesem Fall einen soliden anamorphen 1.66:1-Widescreen-Transfer mit okayen Farben, guter Schärfe und passablem Kontrast. Nicht übel für Alter und Gewichtsklasse des Films…
Tonqualität: Deutscher und englischer Ton jeweils in Dolby Mono 1.0, der englische O-Ton kommt mit deutschen Zwangsuntertiteln (die ab und an leicht neben der Spur liegen). Der O-Ton ist brauchbar, nicht sonderlich dynamisch, aber gut verständlich und mit geringem Grundrauschen. Die Synchro habe ich nicht angetestet.
Extras: Trailer und Bildergalerie, das vom Cover versprochene Booklet war der 1,99-bei-Woolworth-Grabbeltischausgabe, die ich abgegriffen habe, leider nicht beigefügt.
Fazit: Ob „Das Unheimilche“ als *Horrorfilm* im Wortsinne, also als ernsthafter Versuch, den Zuschauer zu erschrecken, erfolgreich ist, nun, das hängt sicherlich von der persönlichen Einstellung des Rezipienten zu Katzen ab – ich bleibe dabei, wer nicht irgendein schweres katzenbedingtes Trauma mit sich herumschleppt, dürfte nicht viel finden, was wirklich „scary“ wäre. Als Anthologiefilm im bewährten, 1977 schon etwas veralteten, anachronistischen Amicus-macht-einen-auf-E.C.-Stil ist der Streifen dagegen nicht schlecht; ja, er könnte eine etwas weniger behäbige Regie vertragen (die besonders die zweite Episode, die das meiste Potential für wirklichen Horror mitbringt, nach Kräften verhunzt), und er ist sich offensichtilch überhaupt nicht klar, dass sein Konzept („Katzen=EVIL“) nicht im Ansatz mit dem übereinstimmt, was seine Geschichten eigentlich erzählen („Katzen=Rächer der Entrechteten“), aber, er macht, speziell mit seiner ersten und dritten Geschichte (und Cushings formidabler Performance in der Rahmenhandlung) doch einige Freude. Der beste Katzen-basierte „Horrorfilm“ dürfte „Das Unheimliche“ allemal sein (gut, bei der Konkurrenz…). Dezente Empfehlung, Katzenfans haben sicherlich ihre Freude daran (zumal es auch nicht so aussieht, als wären die Kittykats beim Dreh schlecht behandelt worden) 🙂
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