Das Stahlwerk-Massaker schlägt zurück

 
  • Deutscher Titel: Das Stahlwerk-Massaker schlägt zurück
  • Original-Titel: Das Stahlwerk-Massaker schlägt zurück
  •  
  • Regie: Reinhard Klinksiek
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Über-Heldin (Viola S.)
    Yasmin (Carrie L. Klinksiek)
    Markus (Arthur Thamm)
    Kalle (Sascha Lewandowski)
    Tanja (Lavinia Lewandowski)
    Kai (Sebastian Kroker)
    Schwertkämpferin (Donata Zuber)
    Nervöser Dealer (Lukas Jötten)
    Tourist (Cao Zheng)
    Erwin, der Killer/Dealer (Reinhard Klinksiek)


Vorwort

Wenn der Doc gerade unter einer ernsthaften Schaffenskrise (Freunden von Sven Hannawald auch als „Burn-out-Syndrom“ bekannt) leidet und es beim besten Willen nicht schafft, sich zu einem Bruno-Mattei-Film ein Review abzukrampfen, muss der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevorstehen (tut er ja auch, versichert uns Angie Merkel glaubhaft, von wegen Türkei und EU und so…).

Momentan also keine Substanz, kein Durchhaltewillen für ein 15-Seiten-Review, aber da muss doch trotzdem irgendwas gehen. Da erinnert man sich an einen gerade diese Woche im Briefkasten gelegen habenden Amateurfilm – wenn der Filmemacher sich mit Bitte um Besprechung an eine Website mit dem schönen Namen „badmovies.de“ wendet, spricht das ja schon mal im Grunde, so rein menschlich, für den Einsender (ich glaub kaum, dass mir Ittenbach oder Schnaas freiwillige Rezi-Exemplare schicken werden, und falls ich mich da irre, meine Adresse steht im Impressum. Ich nehme alles…). Amateurfilm läuft vermutlich nicht so lange, das halte ich auch in allgemein anschlagenem Gesamtzustand wohl noch durch (wenn das ärztliche Bulletin aus dem badmovies.de-HQ interessiert: Der Doc leidet momentan unter galoppierenden Kopfschmerzen, einem auf der Grasnarbe umherrutschenden Kreislauf und höllischen Rückenschmerzen. Ich glaub, ich sollt´ mich einschläfern lassen).

Dann also Das Stahlwerk-Massaker schlägt zurück. Bevor sich jetzt erste Kritiker wie geifernde Hyänen auf den vermeintlich beknackten Titel stürzen, mögen selbige sich daran erinnern, dass ein gewisses kettensägenschwingendes Horrorfranchise auch schon einen Teil namens Return of the Texas Chainsaw Massacre an den Start brachte – und ein Massaker kann schlechterdings genausowenig „zurückkehren“ wie „zurückschlagen“, und zumindest beim heute vorliegenden Amateurprodukt gehe ich doch mal stark von gewisser Selbstironie aus.

Dreißig Minuten weitgehend sinnfreie Metzelunterhaltung verspricht mir also die VCD. Na, das sollte zumindest nicht langweilig werden…


Inhalt

Nach erstaunlich stylischen, braungefilterten und wohl auch ein bissl hochgespeedeten Stahlwerk-Bildern zu den kurzen Opening Titles finden wir uns vor eben jener verlassenen Industrieruine wieder. Es nähern sich zwei Gestalten, eine zwar langhaarig, aber ohne weiteres dem maskulinen Geschlecht zuordenbar, auf einem Fahrrad, die andere blond und so richtig einig, ob Männlein oder Weiblein, wurde ich mir dank des in dieser Hinsicht eher unvorteilhaften langen Mantels erst ´ne Ecke später. Ist aber ein Mädel. Die beiden möchten hier den Betäubungsmitteldistributor ihres Vertrauens treffen, der auch schon irgendwo im Gewirr der Catwalks und Laufstege herumturnt und im Zuge der Qualitätskontrolle sein im Koffer mitgebrachtes Zeuch (sieht zwar irgendwie nach Babynuckeln aus, entpuppt sich aber beim zweiten Hinsehen als bunte Pilze… hmmm…) probiert.

Für den langhaarigen Fahrradkurier scheint´s der erste Deal dieser Art zu sein, jedenfalls hyperventiliert der Knabe seine Nervosität aus jeder Pore („hier sollen wir ihn also treffen, äh, treffen wir ihn also hier, hier treffen wir ihn also??), während seine Partnerin, bei so einem langen dunklen Mantel selbstverstädnlich, so cool ist, dass sie vermutlich ´nen Heizstrahler aufs Klo montieren muss, um pinkeln zu können, und sich ob der fortgesetzten Hysterie des Langmattenträgers prophylaktisch abseilt, um den Handel solo zu vollführen. Sieht nur leider so aus, als müssten unsere potentiellen Drogenkäufer zur nächsten Apotheke pilgern und ´nen Aspirincocktail bestellen, denn der Dealer wird gerade von einem POV-Shot, der sich in eine Nahaufnahme eines Beinpaars verwandelt, eliminiert. Der Koffer fliegt im hohen Bogen davon (offenbar ist der Killer einer der Sorte, der „Sag Nein zu Drogen“ extrem wörtlich nimmt). Die Coole macht sich auf zur Investigation der Sach- und Rechtslae, was wiederum ihrem Kumpel übel bekommt, der nämlich ist das nächste Opfer des Killers, der sich mit einer schicken Schweißermaske, eh, maskiert, und in seiner Ahnengalerie ein paar Joseph-Lai-Ninjas haben muss und sich nämlich bildhübsch durch die Gegend teleportieren kann (bei Michael Myers und Jason Voorhees haben wir das immer vermutet, hier aber haben wir den Beweis: Metzelkiller teleportieren WIRKLICH! Puff macht´s und weg ist er). Miss Cool findet den getöteten Dealer mit einer Coladose im oralen Einschnitt (ein Apfel war wohl grad nicht greifbar), dieweil El Grande Killer ihren Kollegen dadurch zu tilten scheint, dass er ihm scheinbar die Hände in die Speichen seines Drahtesels schiebt und ordentlich die Pedale kreisen lässt. Kreativ…

Nun ist Miss Cool aber nicht nur cool, weil sie ´nen coolen Mantel anhat, nö, mit der ist zusätzlich auch nicht gut Kirschen essen. Per Split-Screen verfolgen wir sowohl Miss Cool als auch den Killer, die auf der gegenseitigen Suche durch das Stahlwerk staksen, ehe sie sich zum Duell gegenüberstehen. Miss Cool zückt ihr Schwert (hm, okay, ich lasse mir eingehen, dass man zu einem Drogendeal nicht unbewaffnet geht, aber Schwert??? Baseballkeule, dafür hätte ich Verständnis), wirft sich in Adler-und-Kranich-Pose und los geht´s. Wie die Kontrahenten in einem Beat-´em-up geht man aufeinander los, wobei der Killer ersichtlich kein Fan von asiatischem Herumgehampel ist und die Dame ihre Schlange-im-Schatten-des-Adlers-Figuren nicht ungestört vollziehen lässt, sondern ihr lieber seine Machete (o.ä.) ohne großes Angebergepose um die Ohren schlägt.

An dieser Stelle tut der Film viel dafür, um bei mir Steine im Brett zu sammeln, er gibt nämlich bereits jetzt endgültig das Unterfangen auf, sich ernst zu nehmen – der brutale und blutige Zweikampf wird enthusiastisch von einem asiatischen Touristen fotografiert, und, „zwei Wochen später in Shanghai“, führt der Touri stolz seinen ungläubigen Freunden die fertigen Abzüge vor. Wowinger, sind die Chinesen angemessen beeindruckt (auf chinesisch, übrigens). Zurück in die eigentliche Handlung… Miss Cool schlägt dem Killer ein Bein ab (was ökonomisch FX-technisch gelöst wird, indem nur das Bein im Bild ist), aber der bzw. seine Laufgräte sind mit dieser oder jenen höheren Macht im Bunde. Jedenfalls hoppelt das abgetrennte Bein wieder brav unter den Rumpf seines vormaligen Besitzers und wächst wieder an. Auch wenn´s keine gesteigerten Folgen für ihn hat, findet der Killer derartige Temporär-Amputationen überhaupt nicht lustig und spaltet der coolen Schwerterbraut den Schädel (naja, fast) – das geht nicht ohne hektoliterweise Kunstblut auf, was das arme Mädel ein bisschen danach aussehen lässt, als wäre beim letzten Wet-T-Shirt-Contest etwas leicht schiefgelaufen.

Ein hübscher „Aufklapp“-Schnitt auf eine Videospielszene, wo gerade zwei eher zweifelhafte Objekte Sega zocken (? Sega? Das gibt´s noch?), natürlich ein gar prutales Prügelshpiel. Ein Zimmer nebenan pflacken zwei tatöwierte Wesen zwischen Kissen und Laken, der männliche Part ist der leicht übergewichtige Schalke-kuttentragende Bilderbuchprolet Kalle, Tanja ist seine Freundin (was mich wieder mal darüber nachgrübeln lässt, warum auch zu meiner Schulzeit es eigentlich usus war, dass die groben Kerle im wabbeligen Schrankformat, nicht immer, aber öfters auch mit der entsprechenden Intelligenz gesegnet, die hübschesten Freundinnen hatten. Ich habe eine Theorie, aber die ist nicht jugendfrei). Die ganze Bude sieht im übrigen ungefähr so aus wie des Docs Wohnung nach einem Forumstreffen, also übelst, irgendwo in den Trümmern der Küche (die übrigens verdächtig nach genau der selben aussieht, die vorgeblich 15.000 km entfernt in Shanghai steht) hockt noch Yasmin, deren Zugehörigkeit zur Clique sich mir nicht ganz erschließt (sie scheint niemandes besondere Freundin zu sein). Tanja drängt zum Aufbruch, aber die beiden Videojunkies überreden Kalle, erst noch eine Runde zu daddeln. Was ist der großartige Tagesplan? Camping. Im Stahlwerk. Das muss ich nicht verstehen, oder? (Verstehen tue ich allerdings durchaus, dass wir jetzt mit der, hüstel, richtigen Handlung anfangen und die vergangenen knapp acht Minuten der vorgeschriebene „Teaser“ waren).

Okay, unsere fünf Gestalten bauen sich also vor der idyllischen Kulisse des sicher nicht unbedingt ökologisch-bewußt stillgelegten Stahlwerks ihre zwei Zelte auf und tun das, was junge Leute scheinbar in jeder freien Sekunde tun. Dumm rumsitzen und Bier saufen. Hätten sie, denk ich, zwar auch daheim machen und sich dabei wenigstens noch schlechte Filme reinziehen können, aber mein Gott, frische Luft soll ja gesund sein. Tanja ist ein wenig beunruhigt, weil vor fünf Jahren hier ein paar Leute abgeschlachtet worden sein sollen, was Kalle zunächst mal zur Urban Legend deklarieren möchte und bei Tanjas zweitem Anlauf mit einem „ist ja schon fünf Jahre her“ abschmettert. Dramatischer ist da schon, dass das Bier alle ist. Freiwillige zur Nachschuborganisation sind Mangelware, Yasmin verdrückt sich (bevor sie dazu verdonnert wird) zu einem nicht weiter motivierten Erkundungsrundgang. In den sauren Apfel der Bölkstoffbeschaffung beißen schließlich die Videojunkies, die, wenn ich das richtig mitbekommen habe, nicht mal mit Namen versehen werden, also cannon fodder darstellen dürften. Tanja hat Angst, Kalle ist´s wurscht, er geht erst mal „kacken“, wie er sich eloquent ausdrückt (mei, da gibt´s doch jetzt so einen dämlichen Kinowerbespot, an den mich das erinnert). Während der Soundtrack fröhliche Ska-Rhythmen einspielt, sucht Kalle sich ein hübsches Gebüsch für seine Aktivitäten. Ich hätte auf die lebensechte Geräuschkulisse des Ausscheidungsvorgangs verzichten können und der Schnitt auf die Würste, die unsere cannon fodder guys sich im Zuge der Bierkaufaktion angelacht haben, regt auch nicht gerade meinen Appetit an, auch wenn es sich um Bratwurst handelt.

Die cannon fodder-Guys mokieren sich, dass mit ihrem großen Führer Kalle nix mehr los sei, seit er sich diese Tanja angelacht habe (tja, so sind sie, die Weiber, machen die schönste Männerfreundschaft kaputt), die mache ja nur andauernd Terror (also, mir scheint, die zwei kennen weibliche Wesen nur vom Hörensagen, denn unter „Terror“ versteh ich was anderes als das, was uns bislang vorgeführt wurde). Cannon-fodder-Guy #1 geht mal eben einen Baum gießen, was offensichtlich nicht nur die Botanik, sondern auch den Killer anpisst, der seine Machete zückt und cf-Guy #1 mal eben horizontal teilt (er hat ihn so irre gern, dass er zwei draus macht, gelle). Bewerkstelligt wird das (da sich der entsprechende Darsteller sicher nicht real durchsägen lassen wollte) durch die Wunder der digitalen Nachbearbeitung. Killer macht uns den Maulwurf (seh ich da Versus-Einflüsse?), d.h. er beamt sich in den Boden und bewegt sich unterirdisch (per Zeitrafferaufnahmen) auf cannon-fodder-Guy #2 zu, packt ihn und bricht ihm über´m Knie laut knacksend das Rückgrat. Auatsch.

Things I´ve learned from the movies: So ein laut hörbarer Rückgratbruch ist keine wirklich ernsthafte Blessur. Nach kurzer Bewußtlosigkeit rappelt sich cannon-fodder-Guy #2 auf, sortiert seine Knochen und marschiert, leicht benommen, aber am Stück, weiter. Eh?? Medizinisches Wunder, der Kerl… Außerdem ist er nicht gerade leicht zu beeindrucken, denn die halbierten Überreste seines Kumpels entlocken ihm keine übermäßig enthusiastische Reaktion (oder ist das die heutige Moral-von-der-Geschicht: Gewaltvideospieler sind abgestumpft?).

Plötzlich ein neues Gesicht – ein Mädel stapft durch die (apart braun-farbgefilterte) Fabrik (Ehre, wem Ehre gebührt, das sind sehr schöne Einstellungen), Blut tropft von der Decke, Wasserpfützen auf den Boden… in einer Art Pool (ich bin kein Stahlwerker, aber das ist wohl so ein Abkühlbecken) schwimmt eine Schweißermaske. Bei Berührung der Maske erleidet das Girl eine Vision, die Maske entwickelt ein Eigenleben und flüchtet, wobei sie sich irgendwie in den kompletten Killer verwandelt und ich hab keine Ahnung, ob das ganze nun ein Flashback auf den ersten Teil ist oder wie oder was. Auf jeden Fall ist es ein Alptraum, nein, nicht filmischer Natur, sondern nur der in dieser Sequenz vorgestellten neuen Charakterin. Die, ich nehme mal an, es ist die Überlebende aus Teil Eins (zumindest würde das, ähempt, Sinn machen), fühlt, dass sich Unheil zusammenbraut bzw. bereits -gebraut hat und macht sich auf, um für Recht, Ordnung und den Weltfrieden zu sorgen.

Kalle ist mittlerweile endlich von seiner Kackeinlage zurückgekommen (das muss ein wirklich großes Geschäft gewesen sein), was die zwischenzeitlich auch wieder in den Schoß der Zelte zurückgekehrte Yasmin veranlasst, „noch ma´ wat rumlaufen“ zu gehen. Das ist ehrlich, das ist schön, das ist neu – wir basteln uns erst gar keinen idiotischen Grund, um off-wandern zu können, nö, wir gehen einfach, weil wir lustig danach sind.

Kalle und Tanja enttäuschen mich maßlos – jetzt sind sie allein und ohne störende Kumpels und Kumpelinen im Zelt, könnten also Dinge tun, die in einem Slasher allgemein fatale Folgen haben, aber nööö, sie gehen lieber auch spazieren (auf der anderen Seite bin ich da durchaus dankbar ´für). Uns gnadenloser Killer braucht auch gar keine moralistischen Motive wie Bestrafung vorehelichen Geschlechtsverkehrs, der schlägt einfach so zu, und vor allem, erst mal Kalles Schädel zu Brei (der Effekt ist so sekundenbruchteilskurz gehalten, dass er ziemlich gut rüberkommt). Tanja macht sich panisch auf die Strümpfe, wird aber vom wieder munter durch die Gegend teleportierenden Killer abgefangen, hinter eine Mauer gezerrt und offensichtlich recht drastisch abgeschlachtet. Zumindest schüttet ein Requisiteur einen schätzungsweise 20-Liter-Eimer Blut äußerst, äh, schwungvoll vor die Kamera.

Damit wären noch Yasmin und der nach letztem Check noch immer unter den Lebenden weilende cannon-fodder-Guy #2 abzuarbeiten. Die beiden soeben Genannten laufen etwas ziellos durchs Gewölle, wobei cannon-fodder-Guy ein bissi Blut spuckt, aber ansonsten einen recht solide gesunden Eindruck macht (für, ich wiederhole mich, ein gebrochenes Kreuz). Yasmin läuft unglückseligerweise nicht nur ziellos herum, sondern direkt dem Killer in die Pranken – er versucht sie zu killen, indem er ihren Kopf gegen eine Wand quetscht. Cannon-fodder-Guy hat sich irgendwie an Ort und Stelle gebeamt und kann (unglaublich, aber wahr) den Killer mit einem wenig impressiven Tackle zu Boden stürzen. Yasmin lebt noch, aber der Metzelmeuchler ist natürlich so nicht auszuschalten, rammt cannon-fodder-Guy die Machete in den Rücken, weidet ihn genüsslich aus (Gedärm-Gore, lekka) und dengelt Yasmins Rübe gegen die Wand. Es folgt der nächste Moment gepflegten Wahnsinns – cannon-fodder-Guy, der mirakulöserweise immer noch nicht tot ist, obwohl seine wesentlichen internen Organe neben ihm auf dem Fußboden leben, lenkt den Killer von der Vollendung seines Yasmin-Tötungs-Vorsatzes ab, indem er ihn, festhalten, mit seinen eigenen zwangsextrahierten Eingeweiden bewirft!!! Okay, I´ve never seen THAT before… Soviel Renitenz kann sich der geduldigste Killer nicht bieten lassen – er packt den ausgeweideten Schmodderwerfer, stopft ihn in ein unspezifiziertes Apparatus (Hochofen? Stahlpresse? I have no idea) und schaltet selbige ein, was den cannon-fodder-Guy nun endgültig zu Chappi verarbeitet (off-screen, aber der Schrei klingt nicht gesund). Zum Glück für Yasmin ist zwischenzeitlich unsere Heroine zum Orte des Geschehens vorgedrungen und erweckt mit einem Pfiff die Aufmerksamkeit des Killers.

Mir deucht, das Mädel hat geübt – jedenfalls entbrennt ein launiger Zweikampf, in dessen Verlauf es dem Mädel gelingt, dem Killer ihre Offensivbewaffnung in die Plauze zu jagen. Das gibt ihr Zeit, sich um Yasmin zu kümmern, dieweil der Killer sicherheitshalber wegteleportiert. Die Girls geben Fersengeld, aber der Vorteil der Teleportationsfähigkeit ist nun mal der, dass man hinteleportieren kann, wo man will, z.B. auch vor die Leute, die man verfolgt. Beim zweiten Anlauf gelingt´s ihm denn auch, die Heroine am Kragen zu packen. Heroisch, wie Heroinen nun mal sind, gibt sie Yasmin den freundlichen Ratschlag, sich zu verpissen, solange der Maskenheinz noch mit ihr beschäftigt ist, was Yasmin nach kurzer Denkpause tatsächlich in die Tat umsetzt.

Nächster Moment gepflegten Wahnsinns: Killer macht mit Heroine verhältnismäßig kurzen Prozeß und schmeißt das schwer angeschlagene Mädel achtlos in Richtung eines kleinen Tümpels. Was wächst da, keine fünf Zentimeter vom Landeort ihres Astralkörpers? Ein netter, kleiner Pilz, den das Mädel in einem Geistesblitz sofort, auf der Stelle, roh und ungewürzt, verspeist. Okay, ich war heute etwas langsam, aber spätestens bei den Düdeldüüp-Geräuschen auf dem Soundtrack fällt auch bei mir der Groschen. Super Mario! Ehe wir noch „Nintendo ist besser als Sega“ sülzen können, hat sich die Heroine in die Super-Heroine verwandelt (was mit einer frisurentechnischen Generalüberholung Marke Struwwelpeter, einem paar schicker Nylonstrumpfhosen und rosafarbenen Moonboots einhergeht). Rock da house, Schwester!

Yasmin hat sich, entgegen allem, was einem der gesunde Menschenverstand in solcher Situation einbleuen würde, nicht etwas in rekordverdächtiger Geschwindigkeit weiträumig vom Acker gemacht, sondern streift durchs Stahlwerk und findet etwas – offensichtlich die Heimstatt des Killers, denn dort findet sich eine Kollektion diverser Hieb- und Stichwaffen sowie kindliches Gekrakel auf Papier.

Super-Marionette rockt dieweilen tatsächlich das Haus, alldieweil sie herausfindet, dass mit der pilzbedingten Mutation die Fähigkeit verbunden ist, durch trotziges Fußaufstampfen mittlere Erdbeben auslösen zu können (Die Elefantenfrau?), was ihr im Kampf mit dem Killer natürlich zupass kommt. Unsere Heroine nutzt Martial-Arts-Tritte und nimmt ihren Kontrahenten bzw. dessen Rübe in eine quetschende Beinschere, was angesichts bzw. angehörs der Soundeffekte nicht wirklich angenehm zu sein scheint. Der Killer bricht nun erst mal auch geschafft zusammen, bedient sich aber unfairer Hilfsmittel und teleportiert eine zweite Ausgabe seiner selbst herbei (! Jungs, habt Ihr vor´m Filmemachen zufällig selbst ein paar Pilze…?). Die zahlenmäßige Überlegenheit wird in der Tat durch unerlaubtes Double-Teaming ausgenutzt, einer der Killer-Twins hält fest, der andere prügelt beherzt auf die Maid ein. Sähe also eher schlecht aus, aber da ist Yasmin, die sich in des Killers Hauptquartier a) mit scharfen Klingen eingedeckt und b) einen Martial-Arts-Schnellkurs belegt hat. Der eine der Killer-Klone wird in den Rücken gepiekst, dem anderen eine Machete direkt in die Schweißermaske gerammt (das geht natürlich nicht ohne Blutschmoddereien ab). Yasmin hebt ihrer angeschlagenen Kameradin in die Lotrechte und wieder mal wird das Weite gesucht, aber nicht gefunden, da le Killer sich wieder in den Weg teleportiert (der ist aber auch lästig).

Things I´ve learned from the movies, Part XIII: Stahlwerke verfügen über Selbstzerstörungsanlagen, und Kiddies, die sich Stahlwerke als Campingplatz aussuchen, wissen darüber auch Bescheid. Super-Marionette offeriert sich als Ablenkungsmanöver, damit Yasmin in aller Ruhe die Anlage in die Luft jagen kann. Fetischisten, die auf zerrissene Nylons stehen, können sich über ein paar liebevolle Einstellungen selbiges beschädigten Textils freuen, ehe unseren Filmemachern die Continuity durchgeht und Super-Marionette von einer Einstellung auf die nächste plötzlich keine Strumpfhosen mehr trägt. Der Killer stellt sich zum Duell, dieweil Yasmin bereits vor der Schalttafel steht und alle möglichen Knöpfe drückt. Super-Marionette (das gefällt mir, merkt Ihr das?) beschäftigt sich dieweil mit der erbaulichen Freiübung, den Kopf des Killers zu zertrampeln (scheint echt ´ne Riesengaudi zu sein, so begeistert wie sie beidfüßig auf der Visage des Gegners rumhüpft), was übrigens auch vom immer noch/schon wieder anwesenden Chinamann mit glühendem Fotofinger dokumentiert wird. Natürlich kann ein unstoppbarer Überkiller auch durch eine leicht zerknitterte Gesichtsbaracke nicht weiter aufgehalten werden, er teleportiert vom Acker, greift sich Yasmin und beamt sich mit ihr in sein Versteck, wo er ihr den Garaus machen will.

Da fragen sich natürlich auch des Chinamannes Kumpel, wie Yasmin sich dem Todesgriff der wütenden Bestie entzogen hat. Der Chinese demonstriert dies fachmännisch anhand eines rohen Eis und einer sich schließenden Faust. Kollektives Aufstöhnen bei den Compadres… Atombomben-Stock-Footage signalisiert uns, dass die Selbstzerstörungssanlage offensichtlich ausreichend dimensioniert war (20 Megatonnen?). Auch hier stellt sich für die gebannt lauschenden Chinesen die Frage, wie man bzw. frau dem Inferno entkommen konnte. Die Antwort – wir hätten doch besser bei den 50er-Jahren-Atomaufklärungsfilmchen aus den Propagandastudios der Militärs besser aufpassen sollen. Simples Abducken reicht! Und so kann Yasmin beruhigt feststellen, dass vom Stahlwerkkiller nur eine kokelnde Schweißermaske übriggeblieben ist (was, wenn ich den Flashback in der Mitte des Films interpretiere, einem etwaigen Sequel nicht entscheidend im Weg stehen sollte). Aber, schnüff, träne-wegwisch, auch die Super-Heroine hat´s erwischt – von ihr steht auch nicht mehr als die brennenden Comic-Moonboots in der Landschaft…

Später, Friedhof, es regnet (die Frisur hält, 3-Wetter-Taft). Gepflegter Wahnsinn revisited. Yasmin legt am Grab der gefallenen Heldin eine Rose nieder und erläutert: „Eigentlich wollte ich dir deine verbrannten Stiefel mitbringen (das allein schon eine seltsame Idee), aber meine Mutter hat sie aufgegessen!“ (BOIN-K-K-K!!! Beim Doc ist das Licht noch an, aber keiner ist zuhause…). Und während Yasmin wieder heim latscht, erleben wir noch den Carrie-Gedächtnis-Shot als Finale…

Eigentlich qualifiziert sich Das Stahlwerk-Massaker schlägt zurück mühelos für genau die Sorte Amateurfilme, die ich nicht leiden kann – der Streifen befleißigt sich keinerlei irgendwie gearteter Handlung, sondern dient nur der Aneinanderreihung von diversen Blutspläddagoreeffekten. Aber weil ich den letzten Satz mit „eigentlich“ begonnen habe, werden die Intelligenzbestien unter meinen Lesern schon gerafft haben, dass ich mich wider Erwarten mit diesem kleinen Film ganz gut amüsiert habe, was natürlich daran liegt, dass der Streifen sich in keiner Sekunde ernst nimmt und sich als durchgeknallte Parodie des Slashergenres spielt.

Und das ist, ähnlich wie ich es auch bei der Kritik zu Teutokill 2 erwähnte, die vernünftigste Idee, wenn man weder Budget noch Zeit noch Team hat, um einen „echten“ abendfüllenden Horrorstreifen zu drehen, sondern „nur“ einen Kurzfilm – gestalte ich mein Gemetzel in Form einer Parodie, fallen die beinahe unvermeidlichen Schwachpunkte eines Kurzfilms (mangelnde Charakterisierungen/Plot-Entwicklung/Dramaturgie) nicht weiter ins Gewicht, wenn man sie durch flottes Tempo und genügend abgedreht-irre Ideen ausgleichen kann. In dieser Hinsicht ist Das Stahlwerk-Massaker schlägt zurück nicht perfekt, aber zumindest auf einem guten Weg.

Immerhin räumt dieser Streifen gnadenlos mit einigen Slasher-Klischees auf bzw. unterfüttert selbige mit soliden Fakten – natürlich können die Slasher-Killer teleportieren, wie wir es immer schon vermutet haben, endlich dürfen wir sie dabei auch beobachten (kann also nur noch eine Frage der Zeit sein, wann Jason und Michael Myers in Perry Rhodans Mutantenkorps auftauchen. Die werden schon zum „Guten“ gedreht, hat bei Iwan Iwanowitsch Goratschin auch geklappt). Natürlich kann ein Slasher-Killer an zwei Stellen gleichzeitig sein, weil er sich einfach einen Doppelgänger „herbeibeamt“. Na, so machen die ganzen Friday- und Halloween-Sequels endlich Sinn! Allein für den aufklärerischen Enthüllungsjournalismus gebührt den Filmemachern seitens der Horrorfans tiefempfundener Respekt und aufrichtige Dankbarkeit! (Klartext: that´s a fun idea!).

Auch schön: endlich brauchen Charaktere keine dummen Ausreden mehr, um sich aus der Sicherheit ihrer Gruppen zu entfernen. „Ich geh dann ma wat rumlaufen!“ Präzise, prägnant und auf den Punkt gebracht. So muss es sein, da kann Scream noch was lernen… Dass der Streifen abgesehen von dieser Zeile allerdings maximal noch zwei weitere memorable hat (nämlich die hektische „hier-sollen-wir-ihn-also-treffen-äh“-Line des Drogenkunden zu Beginn und Yasmins grandios schädelsprengenden Schlußsatz) wollen wir mal geflissentlich übergehen. Ich kenne genügend Slasher, die keine einzige erinnerungswürdige Zeile im Script haben.

Eine andere hübsche Idee ist die Verbindung zu Videospielen – das fängt schon im Prolog an, wo die coole Schwerterbraut und der Killer wie in einem klassischen Beat-em-up (man verzeihe mir übrigens meine Unwissenheit, aber das Prügelspiel, das on-screen gezeigt wird, hab ich nicht erkannt. Wenn´s wirklich Sega ist, KANN man das ja aber auch nicht kennen…) gegeneinander aufzustellen und das mit entsprechenden Soundeffekten zu garnieren, wirkt ebenso witzig wie die eigentlichen Kampfszenen, die wie Videospiele mit hektischen, abgehackt wirkenden Bewegungsabläufen gestaltet werden(der Übersichtlichkeit zwar etwas abträglich, aber eben recht gekonnt umgesetzt). Der Clou mit dem mario-mäßig (inkl. passendem Soundeffekt) superkräftespendenden Pilz könnte möglicherweise ein kleiner Grinser in Richtung der Klientel sein, die allen Ernstes den Mario-Games Drogenverherrlichung unterstellte, weil der kleine Klempner durch den Genuss von Pilzen zu seinen Kräften kommt (ich hab leider nicht genau aufgepasst, ob der Pilz, den die Heldin mampft, eventuell aus des Dealers Koffer stammt oder wildgewachsen ist).

Naja, und ohne Frage ganz groß ist natürlich der fotografierende Chinese (obwohl, müsste der nicht eigentlich Japaner sein? Die fotografieren doch alles, was nicht bei drei auf´m Baum ist) und sein „Re-Enactment“ des Showdowns für seine ungläubigen Kumpel. Nicht zu vergessen auch der unkaputtbare cannon-fodder-Typ, der ein gebrochenes Rückgrat und ein gepflegtes Ausweiden der Gedärme nicht zum Anlass nimmt, dahinzuscheiden.

Die weniger gelungenen Einfälle nehmen sich dagegen schon vergleichsweise übersichtlich aus – Fäkalhumor war nie mein Ding und wird´s nicht mehr werden, also sind die ein-zwei Abstecher in diese Gefilde (vor allem ton- und überblendungstechnisch) folgerichtig auch nicht meins, aber toilet humor hat (rätselhafterweise) ja seine Fans. Den Kniff mit der „Selbstzerstörungsanlage“ halte ich auch für ein bissl übertrieben, aber er bereitet ja einen guten Gag vor und sei daher verziehen. Inhaltlich nicht ganz überzeugen kann mich auch der zwar sehr schön gefilmte, aber irgendwie Lynch-mäßig Rätsel aufgebende Flashback/Traumsequenz-Part in der Filmmitte.

Rein handwerklich kann man nicht wirklich meckern. Dafür, dass das Ding vermutlich nicht ernstlich Geld gekostet hat (zumindest insoweit man von „Budget“ im Filmproduktionssinne sprechen will und nicht vom Inhalt der Brieftaschen der wesentlich Beteiligten, den man mal kassensturzmäßig auf dem Tisch ausgeleert hat) sieht´s ziemlich gut aus. Die ein oder andere Szene mag etwas überbelichtet aussehen, aber wenn mit Farbfiltern gearbeitet wird, ist ein ästhetisches Empfinden dem Regisseur nicht abzusprechen. Dem generellen Manko von Amateurfilmen, dass die Kamera selbst wenig in Bewegung ist, kann sich auch dieser Film nicht entziehen – die Kameraführung ist statisch, aber durch Farbfiltereinsatz und den ein oder anderen netten Zoom wird mehr Movement „vorgetäuscht“ als tatsächlich vorhanden. Geschickt gemacht. Die Kampfsequenzen sind, wie schon angedeutet, fast experimentiell geraten – durch die Anlehnung an die zappelige Videospieloptik sieht man zwar nicht immer, was Sache ist, aber es ist zumindest originell und im Kontext des Films ein netter Einfall. Der Schnitt ist recht professionell.

Die Splatter-Effekte beschränken sich größtenteils auf großflächigen Kunstbluteinsatz, nette Tricksereien wie perspektivische Shots beim Abtrennen und Wiederanwachsen des Killerbeins (simpel, aber lustig und gar nicht mal so uneffektiv) und ein paar Make-up-Einlagen. Die einzige Gedärm-Szene (wenn unkillable cannon fodder guy den Killer mit den eigenen Eingeweiden bewirft), „drückt“ sich auch um wirklich explizite Effektshots, funktioniert aber trotzdem. Gut gelungen sind die Zeitraffer-Aufnahmen für die Maulwurf-Aktivitäten des Killers, bei der Körperteilung des ersten cannon-fodder-Typen bin ich mir nicht ganz sicher, ob da in der Post-Production digital nachgeholfen wurde (sieht ein wenig so aus, aber das kann auch an einem Fehler auf der SVCD liegen), wenn ja, merkt man die Computerüberarbeitung zwar deutlich, aber es stört nicht wesentlich.

Musikalisch ging mir das Industrial-Stück, mit dem die Auftritte des Killers beschallt werden, mit zunehmender Laufzeit etwas auf den Keks, das wird aber durch das recht kompetente Metal-Stück („Temple of Steel“ von Oliver Gerke, unter diesen Stichworten bei mp3.de find- und frei downloadbar) ausgeglichen.

Schauspielerische Leistungen werden nicht benötigt und nicht wirklich geliefert, aber die beteiligten Aktiven machen ihre Sache doch recht gut, d.h. sie nerven nicht durch Anwesenheit und die Heroine hat sogar eine ziemlich sympathische Ausstrahlung. Ein paar kleine Glanzlichter werden trotzdem gesetzt, wie z.B. die ihr Gewicht in Gold wert seiende (äh) Szene, in der unkillable cannon-fodder-guy seinen toten Kumpel entdeckt und dafür nicht mehr als ein mittelmäßig amüsiertes Achselzucken übrig hat. Großes Kino! 🙂

Geliefert wird der Film, zumindest mein Rezi-Exemplar, auf Super-VCD, die Bildqualität ist anständig (ca. 1.78:1-Letterbox), der Ton, bei einer Amateurproduktion auch immer so ´ne Sache für sich, recht gut verständlich und als Zugabe gibt´s noch den Trailer. Mir ist nicht bekannt, was die Macher dafür gern als Gegenwert in barer Penunze sehen würden, aber eine diesbezügliche Anfrage bei Sonderfilm führt sicher zum gewünschten Ergebnis.

Fazit: Wieder einmal komme ich zu dem Schluß, dass deutsche Amateurfilme (ich rede jetzt mal ausschließlich von Spläddahorror und lasse damit den von mir immer noch guten Gewissens in den Himmel gelobten Mondleben außen vor) nur dann funktionieren, wenn sie wirklich mal ´ne gute Idee haben (wie Es war einmal…) oder sich konsequent dem selbstironisch-parodistischen Approach hingeben. Für Das Stahlwerk-Massaker schlägt zurück trifft zweifelsfrei die zweite Variante zu – und weil der Film wirklich einige famos abgedrehte Ideen hat, hat sich der sonst so kritische Doc auch gut amüsiert. Dreißig kurzweilige, spaßige Minuten, freilich bar jeden Niveaus (aber das war auch nie beabsichtigt, nehme ich mal stark an) – wer ein Faible für kübelweise Blut verspritzende, bewußt auf lustig getrimmte Amateurwerke hat, kommt hier auf seine Kosen. Kann bei ´ner Horror-Party, unterstützt von ordentlich Bölkstoff, durchaus Laune machen!

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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