Das Schwert des Barbaren

 
  • Deutscher Titel: Das Schwert des Barbaren
  • Original-Titel: Sangraal, la spada di fuoco
  • Alternative Titel: Barbarian Master | The Sword of the Barbarians |
  • Regie: Michele Massimo Tarantini
  • Land: Italien
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Sangraal (Pietro Torrisi als Peter McCoy)
    Aki (Yvonne Fraschetti)
    Nantuk (Mario Novelli)
    Lenda (Xiomara Rodriguez)
    Rudak (Massimo Pitarello)
    Wang (Li Wo Twan) (Al Yamanouchi als Al Huang)
    Rani (Sabrina Siani)
    Belam (Luciano Rossi als Lou Kamante)


Vorwort

Es hat durchaus seine Nachteile, wenn man sich im Laufe seiner bescheidenen Reviewer-Tätigkeit einen gewissen Ruf aufgebaut hat – manche Leute fangen an, einen ernst zu nehmen, wenn man leichtfertig in einer schwachen Minute nicht wirklich so gemeinten Stuß wie „ich seh mir alles mindestens einmal an“ lallt. Und dann bedenken sie arme, unschuldige Opfer wie den Doc mit den übelsten Gurken, die ihre Videosammlung hergibt und gehen (hüstel, nicht ganz zu Unrecht) auch noch davon aus, dass der Beschenkte in begeisterte Dankbarkeit ausbricht…

Ob solche Aktionen wirklich lieb gemeinte Nettigkeiten sind oder vielmehr doch einem perfiden Fünfjahresplan, den Doc systematisch in den Wahnsinn und/oder Selbstmord zu treiben, um dann sein DVD-Regal plündern zu können, geschuldet sind, ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklär, aber einstweilen, bis sich das in die eine oder andere Richtung auspegelt, macht der Doc halt das beste draus, nimmt dankend an, was ihm zugedacht wird und muss es dann halt mit sich selbst und dem ein oder anderen mehr oder weniger verschwendeten Abend vor der Glotze ausbaden.

Was mit dem nachfolgenden Review tatsächlich etwas zu tun hat (ha!), als unser heutiges Filmchen eine solche edle Materialspende darstellt. Desty (ich weiß, ich soll ihn nicht so nennen, tu´s aber trotzdem, hehe) brachte zum letzten Forumstreffen als Gastgeschenk einen mittelgroßen Stapel VHS-Tapes mit, die er der Gebrauchtkiste des Videodealers seines Vertrauens entrissen hatte – und für DIESEN Film sogar die stolze Summe von 0,50 € hinblättern musste. Eine finanzielle Investition, die durchaus fragwürdig ist, wenn wir uns vor Augen halten, dass wir es mit einem italienischen Barbarenfilm von Anfang der 80er Jahre zu tun haben und dann nicht mal mit einem Ator. Anstelle von Miles O´Keeffe oder den Paul-Zwillingen erfreut uns hier ein gewisser „Peter McCoy“, laut Cover „der faszinierende neue Barbarentyp“ (allein das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen), mit seiner Präsenz. Gedreht haben soll den Schmu ein „Michael E. Lemick“, der sich allerdings vergleichsweise easy als Michele Massimo Tarantini identifizieren lässt, der nun wirklich zu den lesser italian hacks gehört, also zwei-drei Ligen unter den Fulcis, Deodatos und Lenzis dieser Welt und maximal ganz knapp über Joe D´Amato spielt. Kann eigentlich nur furchtbar in die Binsen gehen und eine der ganz großen Fragen, die ich mir in den letzten Sekunden, bevor ich auf PLAY drücke, stelle, ist die, ob ich den Film tatsächlich in einem Rutsch durchstehen werde (schließlich ist man gesundheitlich mal wieder heftigst angeschlagen und vielleicht nicht gar so trashresistent wie sonst) oder doch die ein oder andere Erholungspause einlegen muss. Ich werde Euch diesbezüglich sicher auf dem Laufenden halten…


Inhalt

Wir beginnen mit einer Postkartenansicht eines nicht besonders impressiven Bergesgipfel und warten auf bessere Zeiten. Von der Tonspur kommt kein Piep, auf dem Bildschirm tut sich nix. Moment mal, das ist doch keine DVD, sondern eine Videocassette? Player freeze wär´ mir da neu… naja, wir sind jung, wir könn´ warten. Tatsächlich schaltet sich nach einer oder zwei Minuten doch – mitten im Satz – eine Erzählerstimme ein und brabbelt eine ganze Menge dummes Zeug. Da gibt´s also ein friedliches Königreich unter der Fuchtel des großen weisen Führers Ator (Moment mal. ATOR??? Gibt sich dat Teil tatsächlich noch als Sequel zu Joe D´Amatos unsterblichem Barbarenklassiker aus? Oder sind Italo-Hacks nur erstaunlich einfallslos und kennen nur drei mögliche Barbarennamen?). Bekanntlich kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es den bösen „Reitern der Verdammnis“ nicht gefällt. Ein gewisser mißliebiger König Krota ist der Ansicht, er müßte Ator und sein Völkchen mal eben einem kleinen Völkermord unter Freunden zuführen (war damals allgemein und im italienischen Schotterfilm im speziellen noch einfacher, alldieweil ein „Volk“ aus maximal dreißig bis fünfzig Männekens besteht und daher eher unproblematisch auszuradieren war). Die Bösmänner reiten (in SlowMo, cuz that being impressive and stuff) „über Flüsse und Berge“, wie uns der Erzähler freundlicherweise erläutert, und zwar „die ganze Nacht durch“ (doch EINE ganze Nacht? Der Amazonas und der Himalaya lagen da also nicht auf´m Weg, eher so´n Nebenast des Po, Breite anderthalb Armlängen, und der „Passo di Garda“ [Italien-Touristen wissen sicherlich, dass der Gardapass am gleichnamigen See eine Passhöhe auf stolzen 289 Metern, give and take a few inches, aufweist]). Krethi und Plethi, eh, Krota und seine Schergen, haben zumindest eine recht durchdachte Taktik – „tötet sie alle!“. Nicht besonders innovativ, nicht wirklich komplex, aber effektiv. It´s massacre time und Köpfe müssen rollen für den Sieg (da der Film sein Kunstblut-Budget beinahe singulär in dieser Szene verschmoddert, hielt ich es für nicht mal völlig ausgeschlossen, dass der ganze Prolog erstens mit dem Restfilm nicht viel zu tun hat, und da liege ich natürlich völlig richtig, und zweitens vielleicht auch schon anderweitig Verwendung fand). Des weisen König Ators jüngster Sohn wird von seiner Amme in Sicherheit gebracht, dieweil der King himself offscreen, aber mit Sicherheit sehr heroisch, ins Gras beißt (kann nicht UNSER Ator gewesen sein). „Im Verborgenen“ wächst der Steppke zu einem starken Mann(soweit, so Conan) und großen Führer für die Handvoll Überlebender seines Stammes heran. Und sein Name ist… Sangraal! (Wie? Sangria-Aal? Auf der Skala ehrfurchtgebietender Barbaren-Recken-Namen liegt Sangraal auch ungefähr knapp zwischen „Klaus-Bärbel“ und „Olli Kahn“).

Und so führt der glorreiche Sangraal seine äußerst überschaubare Herde Gefolgsleute durch glühende Sonne… man hat, so versichert uns der Erzähler glaubhaft, weil das Budget des Films sicherlich nicht dazu angetan war, uns entsprechende Abenteuer bildhaft umsetzen zu können, „gekämpft und gelitten“, ist am Ende der Kräfte, hat kein Wasser mehr, die Pferde sind krepiert usw. Die Lage ist so verzweifelt, dass beim Anblick eines brackigen Dreckstümpels, auf den ich aus Furcht vor Bilharziose, bakterieller Infektion und gemeiner Räude und Krätze noch nicht mal einen Blick aus den Augenwinkeln riskieren würde, allgemeiner Jubel und Begeisterung ausbricht (zum Anstimmen der Ola-Welle und Ausrufen einer Konfettiparade fehlt da nicht viel) und sich die durstigen Sangraal-Nachläufer in voller Montur in die trübe Brühe werfen (selbstverständlich june Männer zuerst, wir wollen ja die Form wahren).

Angesichts der trotzdem nicht wirklich rosigen unmittelbaren Zukunftsaussichten kann ich die leise geäußerte Kritik an Sangraals Leader-Fähigkeiten (die ich sowieso in Zweifel ziehen muss, weil sich Sangraal nicht der gesetzlich für große Barbarenkrieger vorgeschriebenen Poserrocker-Langhaarfrisur bedient und auch muckimäßig einen Arnold jetzt nicht vor Neid erblassen lassen dürfte) durchaus verstehen. Sangraal ist ersichtlich mehr Politiker denn Barbarenkrieger: „Wir finden das Land, das ich euch versprochen habe!“ Und das ist offensichtlich ein dermaßen knackiges Statement, dass es die erste (aber gewiss nicht letzte) Einspielung des traumat-, äh, dramatischen „Sangraal-Themes“ verdient (klassisches Orchesterpiece, textlich – dargeboten von einem vielstimmigen voluminösen Chor, als wär´s der Ritt der Walküren – sehr abwechslungsreich: „Sangraaaaaaal, Sangraaaaaaaaaal, Sangraaaaaal, Sangraaaaaaaaal!“ – wo ist Morricone, wenn man ihn braucht. Oder wenigstens die de-Angelis-Brüder?).

Mit dieser erschöpfenden Ansprache hat Sangraal seine zweifelnden Untertanen wieder auf Spur gebracht (anspruchsloses Volk. Das hätt´ der Bundesschröder sicher auch gerne mal). Man zieht also weiter und stößt auf eine Knochenstätte. Zumindest stehen da diverse unfreundlich aussehende Pfähle und Pfosten rum, an denen Skelette vor sich hin verwesen. Nicht wirklich einladend, deswegen bekommt´s Sangraals Volk auch mit der Angst zu tun und möchte nun doch ganz gerne dringend in eine andere Richtung weiterziehen. Sangraal ist sich allerdings sicher, dass niemand ihm und seinen Leuten ans Leder gehen will, denn schließlich „holen wir uns nur zurück, was uns zusteht!“ (Hm, impliziert das, dass die Region hier ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet ist, aus dem sie vertrieben wurden und die sie nun wieder in Beschlag nehmen wollen? Und wenn ja, was bringt ihn auf das schmale Brett, dass das etwaige mittlerweile hier Wohnhafte einfach so akzeptieren werdne?). Sangraals Leute haben offensichtlich noch nicht allzuviele große Politiker und Redenschwinger erlebt, denn auch diese kurze motivational message wirkt wieder wahre Wunder, lässt das Volk in großen Jubel ausbrechen und die Schädelstätte verwüsten (ist sicher ein guter Anfang, wenn man von den hier lebenden Gesellen freundlich aufgenommen werden will, deren religiöse Kultstätten oder Friedhöfe zu schänden).

Nachdem das erledigt ist, bietet sich ein Blick in ein idyllisches italienisches Mittelgebirgstal (deswegen liebe ich italienische Barbarenfilme – die exotischen und eye-candy-en-masse-bietenden Landschaften). Sangraal zieht sein Schwert aus der Scheide und schwingt es mit albernen WHOOSH-Geräuschen ein paar mal über seinem Kopf: „Das wird das Land unserer Kinder sein!“ HURRA! Und, damit Sangraal auch mal larger-than-life aussieht (und das ist nötig), sehen wir seinen eingeölten Astralkörper aus Froschperspektive (auch daran werden wir uns gewöhnen müssen). Happy End.

Kommen wir also nun zur analytischen Betrachtung des Films. Die Struktur des Drehbuchs— bätsch, angeschmiert. Geht doch noch ein bissl weiter, der Streifen (obwohl ich bereits jetzt der These zuneige, dass der Film nicht entscheidend besser werden kann). Sangraals spähendem Adlerauge entgeht nicht, dass unten im Tal gekämpft wird. Wo sich auf´s Maul geschlagen und mit Schwertern Schädel gespalten werden, darf ein aufrechter Barbarenkrieger selbstredend nicht hintanstehen, daher schwingt sich Sangraal (zudem, was eine Untertitelspur für Hörgeschädigte mit „spannender Musik“ bezeichnen würde) mit seinen kampftauglichen Getreuen in die Schlacht. Es wird gekämpft und gekillt (und, weil der Kameramann das offensichtlich liebt, oft und gern in Froschperspektive) und sogar mit der Axt spontane Darmtransplantationen durchgeführt (d.h. Gore! Wuah!). Sangraal und seine Burschen schwingen sich ins Getümmel, wobei ich schon beeindruckend finde, dass unser glorreicher Führer offenbar telepathisch ermittelt hat, welche Seite seine Unterstützung verdient hat (oder, was bei Barbaren natürlich auch nie von der Hand zu weisen ist, man kämpft einfach gegen alle). Sangraal beteiligt sich auch am Ausweiden und kloppt einem fiesen Feind beide Arme ab (was die wohl miserabelsten „Armstümpfe“ der Filmgeschichte zur Folge hat), findet dann auch noch Zeit einer bedrängten damsel in distress zu Hilfe zu eilen. Der Kampf wird gewonnen. Sangraal versichert dem von ihm geretteten Mädel – für meinen Begriff zwar diametral entgegengesetzt zum Augenscheinsbeweis -, dass er und seine Kumpels „friedliebende Leute“ sind, worauf das Girl sich als Aki vorstellt und die ganze Sangraal-Rasselbande freundliche inlädt, sich doch hier niederzulassen. Das kann sie immerhin so sagen, weil sie die Tochter des lokalen Oberhonchos ist. Und der nennt sich Belam und ist „gewählter Führer“ eines eher unbeeindruckenden Hüttendorfs in der Pampa (hm, wenn er „gewählt“ ist, mithin also demokratisch legitimiert, welche Autorität hat dann gleich noch mal seine Tochter?). Belam klinkt ob des muckibepackten Barbaren regelrecht vor Begeisterung aus und verkündet seinem verblüfften Volk, dass Sangraal künftig „an meiner Seite“ führen wird (soviel zur Demokratie).

Gut, das macht Belam nicht nur, weil er von Sangraals gewinnendem Lächeln so eingenommen ist, sondern weil er ersichtlich ein paar starke Männer braucht, die ihn und sein Dorf vor den gierigen Griffeln des bösen Nantuk schützen. Nantuk, der offizielle Schurke unserer Plotte, ist ein gar garstiger Übelfinger, der die Feuergöttin Rani verehrt und selbiger auch Menschenopfer darzubringen pflegt. Sangraal willigt ein, die Beschützerrolle zu übernehmen: „Keiner soll es wagen, uns zu bedrohen oder wir werden ihn zerschmettern!“, verkündet Sangraal äußerst friedliebend. Allgemeiner Jubel unter den beiden zwangsvereinigten Völkern.

Dann wird´s ja eigentlich allerhöchste Zeit, dass wir das personifizierte Böse doch mal persönlich kennenlernen, also schalten wir um in Nantuks Hauptquartier, eine ungemütliche und mangelhaft ausgeleuchtete Höhle, wo dem Bösmann gerade zwei junge hübsche Dinger vor die Füße geschleift werden. Das sind die ausgesuchten Menschenopfer. Weil Nantuk aber weiß, was sich gehört, müssen die beiden vor der Opferung „entkleidet“ werden (Nantuk weiß, was Filmfans wünschen). Die beiden Mädel kreischen und heulen zwar, aber es hilft ihnen nix, sie werden, da Rani nun mal ´ne Feuergöttin ist, ins Feuer geschubst und dürfen dort verschmurgeln (naja, ihre Peiniger schubsen sie zu Boden und die beiden Mädels krauchen außerhalb des sichtbaren Bildausschnitts aus der Szenerie. Ins Feuer selbst fliegt nicht mal ein Dummy). Burn, motherfuckers, burn. Und auch hier wird eifrig gejubelt und gegröhlt. Allgemein sehr leicht zu begeisternde Peoples here.

Rani ist eine eher praktisch veranlagte Göttin, d.h. die sitzt nicht nur auf ihrem Elfenbeinturm und lässt sich arme Seelen rösten, sondern erscheint ihren Verehrern auch mal persönlich und sehr, eh, physisch (nicht ohne ein bissl dramatisches Feuerwerk der oberpeinlichen Kategorie). Wie eben jetzt. Und Anhängerin der Freikörperkultur ist sie, zumindest was gewisse Teile des weiblichen Oberkörpers angeht, auch (I like this religion). Abgesehen davon ist sie auch noch ziemlich stinkig auf Nantuk, was ihren braven Anbeter doch ein wenig überrascht. Der Zorn der Göttin bezieht sich latürnich auf Sangraal, der es gewagt habe, ein paar ihrer Krieger (hm, eigentlich eher Nantuks Krieger, möcht ich meinen) zu plätten. Dafür möge Nantuk den Neuankömmling doch dringlich zur Räson ziehen, ansonsten droht die verstimmte Göttin, nicht mehr ihre schützende Flosse über ihn zu halten. Kurz und gut, Rani macht Nantuk vor versammelter Belegschaft ziemlich zur Sau, was seinem harter-Maxe-Image vor seinen Truppen sicher nicht wirklich zugute kommen dürfte. Da bleibt dem armen Nantuk gar nix anderes übrig, als Sangraal blutige Rache zu schwören.

Und so gibt´s schon wenig später Alarm im Dorf. Eine blonde Schnalle aus Sangraals ursprünglichem Haufen und ihm sichtlich romantisch zugeneigt und Aki, die auch das ein oder andere Auge auf den starken Recken geworfen hat, keksen sich ein bissl eifersüchtig an, während Sangraal mit der impressiven Streitmacht von vier (in Worten: 4) Reitern auf den Weg macht, die angreifenden Banditen Mores zu lehren.

Alas, der Angriff ist eine Falle. Nantuks Schergen kesseln Sangraal und seine Freunde ein, indem sie raffiniert zwei brennende Speere werfen und damit den Weg absperren (ungeachtet der Tatsache, dass es kein großes Problem darstellen würde, da einfach außen rum oder durchs Gewölle zu reiten, oder einfach drüberzuspringen. Gibt aber immerhin den Produzenten die Gelegenheit, einen Stuntman anzuzünden und brennend durch´s Bild hüpfen zu lassen). Nach kurzem Kampf sind Sangraals Männer gekillt und er selbst im Netz gefangen. Wow. Großer Held. Ich bin beeindruckt. So groß war die Übermacht nicht mal… Ator würde sich schämen.

Auch Nantuk denkt sich vermutlich, dass das jetzt wirklich nicht besonders schwierig war und lässt Sangraal an ein (Andreas-)Kreuz pinnen, damit er von dort aus bequem (hähä) zukucken kann, wie Nantuks Truppen das Dorf vernichten. „Die Götter werden dich für deine Grausamkeit bestrafen“, sülzt Sangraal und könnte damit nicht mal mich, und schon gar nicht den finsteren Nantuk beeindrucken. Die bösen Jungs greifen an und unsere Dorfbewohner lernen auf die schmerzhafte Art und Weise, dass, wenn man sein Dorf schon mit einem Holzwall umgibt, man vielleicht auch ein TOR (also sowas, was man im Bedarfsfall auch schließen kann) einbauen sollte, dann können mordbrennende Killertruppen nämlich nicht einfach unbedrängt einreiten und alles umbringen, was kreucht, fleucht und sonst irgendwie rumeiert. Genau das machen Nantuks Männer nämlich jetzt, keine falsch verstandene Rücksicht auf Frauen und Kinder – und die Hütten werden auch niedergebrannt, das komplette Programm also. Irgendwo im Gebüsch hockt ein Typ und kuckt zu, während Sangraal ausgesprochen überzeugend an seinem Kreuze mitleidet (ein großer Schauspieler!) Während wir erkennen, dass der Gebüschhocker vage asiatisch aussieht und üble Remineszenzen an Ators Sidekick Thong weckt, mischt sich die praktisch veranlagte Göttin Rani persönlich ins Kampfgetümmel und spickt mit ihrem plüschverzierten Speer das blonde Girl, was bei Zuschauer Sangraal Reaktion auslöst – er blökt ihren Namen. Rani verklickert dem sterbenden Mädchen, dass ihr geliebter Sangraal ihr bald folgen werde, und das auch auf ganz besonders qualvolle Weise, und Sangraal selbst verabschiedet sich heldenmäßig-stark-triumphal in eine Ohnmacht (der Typ ist eine Schande fürs Barbarentum). Dieweil uns eine der Dorfbewohnerinnen demonstriert, dass es sich wirklich nicht lohnt, für Frauen sein Leben aufs Spiel zu setzen (sie wird von einem fiesen Nantuk-Mann bedrängt, einer von den Guten springt ihr zur Seite, rät ihr, die Beine in die Hand zu nehmen und zu fliehen und wird dafür erwartungsgemäß verhackstückt. Die dumme Schnalle leitet aber keinerlei Fluchtmaßnahmen an, sondern kuckt mit großem Auge zu und wird demzufolge – und gerechterweise – ebenfalls entleibt), gelingt Aki die heimliche Flucht. Obwohl sie eigentlich gelernt haben müsste, dass auf Sangraal im Krisenfall nicht wirklich Verlaß ist, macht sie sich auf, um ihn zu befreien und staunt Bauklötze, dass seine Bewacher tot sind – was nicht Sangraals Verdienst ist, denn der hängt immer noch ziemlich schlaff rum, vielmehr wurden die Wachtposten von Pfeilen geplättet (courtesy by dem asiatisch aussehenden Kerl, der sich aber nicht zu erkennen gibt). Aki befreit Sangral trotzdem (wäre sie clever, ließe sie ihn da hängen).

Als Nantuk von der Mordbrennerei zurückkommt, um Sangraal noch ein paar verbale Injurien einzuschenken, ist das Kreuz verwaist. „Ihr seid des Todes!“, keift er seine Wachtposten an, was insofern eine überflüssige Bemerkung ist, als die ja schon längst hinüber sind. Nichtsdestotrotz muss Sangraal wieder eingefangen werden, Rani könnte es eventuell unlustig finden, wenn der Bursche frei rumläuft.

Wir erkennen aber einmal mehr – die bösen Superschurken sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, zumindest was ihr Personal angeht. So richtig motiviert sind Nantuks Schergen jedenfalls nicht (ob das an dem vorhin erteilten Güteklasse-1-Anschiß seitens Rani liegen könnte?). Nach ungefähr eineinhalb Blicken in die Botanik beschließen die gedungenen Henchmänner nämlich, dass es sinnlos sei, den abgängigen Sangraal zu finden, obwohl der und Aki sich gerade mal EINEN Busch weiter verbergen. Ist auch ´ne Krux mit der Sucherei, wenn man ernsthaft suchen würde, könnte man am Ende was finden… Nantuk erweist sich für einen B-Movie-Supervillain als erstaunlich trübe Tasse, denn er akzeptiert die Ausreden seiner Untergebenen und schwört nur aufs neue, Sangraal bei nächster sich bietender Gelegenheit zu killen. Wie ich Sangraal kenne, dürfte die nicht allzulange auf sich warten lassen.

Bei Heldens gibt sich der Asiate nun doch als Freund in der Not namens Wang (in der OF hat der Kerl einen anderen Namen. Kuckt oben nach, ich bin jetzt zu faul) zu erkennen und beömmelt sich tierisch über Akis Namen: „So einen Namen habe ich noch nie gehört“ (das ist möglicherweise als Gag gedacht, wo Aki doch ein relativ gebräuchlicher japanischer Name ist. Möglicherweise aber auch nicht). Außerdem kommt er aus dem „Land der aufgehenden Sonne“ (dann möge man aber bitte den Übersetzer und den Drehbuchautor erschlagen, denn das Land der aufgehenden Sonne ist Japan und da heißen verhältnismäßig wenig Leute „Wang“, für den Original-Namen gilt das gleiche). Des weiteren ist Wang ein Autorassist, d.h. er beleidigt gern seine eigene Abstammung. „Ic habe Augen wie ein Falke, Schlitzaugen zwar, aber scharf!“ (Jaja, I got news for you, we´re calling us niggers, too, oder wie?). Sangraal, big barbarian hero (in case you forgotten) rappelt sich dieweil mühselig aus seiner Ohnmacht auf (wir erinnern uns: er ist nicht etwa durch eine Verletzung bewußtlos geworden, sondern vor Schreck). Zum Glück hat Wang, als Asiate und all-around-good-guy, auch ein paar aufpäppelnde Salben am Start (was täten italienische Barbaren ohne ihre asiatischen Sidekicks? Verkümmern und sterben, denke ich). Kaum wieder auf den Beinen, muss Sangraal sich das Schlachtfeld persönlich ankucken. Theatralische Musik erklingt, als unser Held durch die blutige Bescherung stapft und den Kadaver seiner geliebten Blondine birgt. Tja, war wohl doch nix mit dem angestrebten Leben in Frieden, hähä. Die übliche blutige Vendetta wird geschworen.

Aber nicht nur das. Sangraal hat offensichtlich mal das Wahlfach „griechische Sagen“ belegt, das Kapitel „Orpheus in der Unterwelt“ gelesen und steht nun auf dem Standpunkt, dass es ja eigentlich nicht zu viel verlangt sei, wenn man den blonden Besen wieder zurück unter die Lebenden bringt (uff). Wang erklärt sich für sachlich unzuständig (erstaunlich genug), kennt aber einen, der´s können könnte, einen Magier anmens Rudak, der in den „schwarzen Bergen“ (I´m scared already) haust. Der Weg dahin sei aber gefährlich (ach). Aki, für´ne Frau in´nem Barbarenfilm mit einem unerwartetem Anfall von gesundem Menschenverstand, gibt zu bedenken, dass man sich doch nicht unnötig in Gefahr begeben sollte. Kein Problem, meint Sangraal, dann soll sie eben zurückbleiben, und, ach ja, das ist kein nett gemeinter Ratschlag, sondern ein Befehl (das sollte er mal mit Hundra ausdiskutieren). Das „Sangraal“-Theme spielt auf, Wang und der Held reiten los und Aki folgt heimlich im Sicherheitsabstand (soviel zu Sangraals barbarischer Autorität).

Wang gibt unterwegs asiatisches Spruchweistum zum besten: „Lieber fünfmal umgedreht als einmal mit einem Messer im Rücken gestorben!“ Dem könnte ich mich anschließen. Nach einer Weile machen unsere Helden Pause. Wang glaubt, etwas (genauer: „ein Mädchen“, wer könnte das wohl sein) gesehen zu haben, Sangraal (being hero and stuff) hat natürlich nichts gepeilt. Man reitet weiter durch eine unwirtliche Gegend, die mich wegen der von allen möglichen Erdspalten ausgehusteten schwarzen Rauchwolken an ein Industriegebiet Anfang des 20. Jahrhunderts erinnert (nur von den Abgasen her), und gerät in einen Hinterhalt von Nantuks Leuten (woher die wußten, dass Sangraal genau hier ist, ist eine Frage, mit der sich der Drehbuchautor sichtlich nicht weiter beschäftigt hat, and with a reason, I suppose). Dank Akis Hilfe können die Angreifer gekillt werden (nicht, bevor Wang seine Spezialwaffe, eine Art Bumerangschwert, vorführt. Die hat vermutlich der Erfinder der Flying Guillotine entwickelt) und die Helden sich gemeinschaftlich schlapplachen (nichts bringt mehr Frohsinn und Laune als ein paar Leute umzubringen). Und sie ritten weiter und weiter, informiert uns der Erzähler hilfreicherweise, während wir sehen, wie Sangraal & Co. weiter und weiter reiten. Redundante Information nennt man das wohl…

Schließlich erreichen die Helden eine Wüste. Ein Sandsturm zieht auf, zumindest behauptet das Wang, denn das, was sich real auf dem Bildschirm abspielt, würde nicht mal mich dazu veranlassen, einen Schal über´s Gesicht zu ziehen, das harmlose Lüftchen, das drei bis vier Sandkörner aufwirbelt, ist aber laut Wang so schlimm, wie er´s in seiner Heimat noch nicht erlebt hat (naja, in Japan gibt´s glaub ich auch eher selten Sandstürme). Wie gesagt, gut, dass er´s sagt, ich hätt´s sonst nicht mitbekommen. In dem allgemeinen Tohuwabohu gehen die Pferde stiften, und in dem garstigen Sturm ist´s vollkommen zwecklos, den Viechern nachzueilen, befindet Sangraal (was macht der Kerl, wenn´s mal windig wird?). Man marschiert also zu Fuß weiter und kommt in eine hügelige, begrünte Landschaft, wo die bereits wieder lauernden Nantuk-Schergen (ich wiederhole mich: woher wissen die, dass Sangraal da lang kommt?) ein paar Pappmaché-Felsen auf die Reisegruppe schmeißen und sie soweit umzingeln, dass die Heldenfraktion offenbar aus purer Verzweiflung in eine Höhle stürzt. „Hahaa, aus der grünen Höhle kommt ihr nicht mehr raus, hahaa“, gönnen sich Nantuks Fußsoldaten einen unbegründeten Anflug von Optimismus.

In der Höhle, die verdammt nach der aussieht, in der 85 Prozent von Ator II gespielt haben, erweist sich Sangraal als furchtloser Führer und schreitet mutig voran. Praktischerweise hängen allerhand Fackeln an den Wänden, derer man sich bedient und anhand derer Wang mittels Luftzug ermittelt, dass es einen zweiten Ausgang geben MUSS. Tiefer in den Eingeweiden der Höhle werden unsere Helden von gar grauslichen Kreaturen angegriffen – grunzenden Statisten mit Masken, die die Bastelgruppe des Kindergartens Lüdenscheid-Süd gewerkelt haben muss und, zumindest nach den Dialogen zu urteilen, grün angepinselt (für mich sehen die Kerle nicht anders aus als schwarz). Die sind zwar lästig, aber nicht unkaputtbar, vor allem, weil sie beim geringsten Kratzer bluten wie die sprichwörtlichen Schweine. „Furchtbar“, findet das Aki und Chefdenker Wang hat ermittelt, dass die Kreaturen blind sind, dafür aber gut hören können und sich an der Wärme der Fackeln orientieren. „Dann sind wir verloren“, brummt Berufsoptimist Sangraal (mit dieser negativen Einstellung wird das nie was). Scheint, als würde die olle Spaßbremse Recht behalten, denn unsere Freunde sehen sich von den Grünen umzingelt (vielleicht wollen die ja nur die Ausweise kontrollieren, bruha-ha, I´m killing myself here). Unerwarteterweise zeigt Sangraal Initiative und hat einen Plan – werft die Gläser an die Wand! Eh, nein, nicht die Gläser, die Fackeln! Und wenn der Grünspan dann thermogesteuert zur Wärmequelle eiert, auf Zehenspitzen verdrücken. Gesagt, getan, und tät sogar klappen, wenn Aki laufen könnte (hat sie wieder die 15-cm-Stilettos aufgezogen?). Die dusslige Kuh schlägt jedenfalls lang hin und sagt blöderweise auch noch laut „aua“. Muss Sangraal doch noch das Schwert auspacken und den zudringlichen Grünen aufs Maul hauen, dieweil Wundertüte Wang den Ausgang entdeckt. Der liegt idyllischerweise direkt hinter einem Wasserfall und bietet daher beim Herausspülen unserer Helden dem Kameramann reichlich Gelegenheit, Akis knackigen Hintern in aller Ausführlichkeit abzufotografieren. Jeder braucht ein Hobby.

Rani erscheint indes mal wieder ihrem Nantuk und ist immer noch nicht gut gelaunt, hat der böse Sangraal doch „fünf DEINER [Unterstreichung durch den Verfasser] blinden Untertanen“ getötet (von den nicht blinden Untertanen redet wieder keiner. Immer diese Bevorzugung der körperlich Herausgeforderten). Das lässt Nantuk nach Ranis bescheiden-göttlicher Meinung „unfähig“ aussehen. Nantuk bettelt um eine aller-allerletzte Chance („ich foltere ihn auch!“) – also, ehrlich, wenn ich einer seiner Krieger wäre, täte ich mich jetzt auch wundern, was für eine weinerliche Trantüte mein Chef ist und ob´s sich wirklich lohnt, sich für den Jammerlappen abmurksen zu lassen.

Wider Erwarten haben unsere Helden dieweil die schwarzen Berge erreicht, in denen der Magier hausen soll. „Er wird sicher mit dir sprechen, wenn du dich als würdig erweist“, motiviert Wang seinen Kumpel weiter. Aki würde gerne mitgehen, aber manche Dinge muss ein Mann allein machen, oder, wie´s Sangraal ausdrückt: „Das geht nur mich was an!“ Sangraal stapft also in die Berge und wird von einer mystischen körperlosen Stimme als Sohn des Ator willkommen geheißen. Sangi würde seinen Gesprächspartner gerne sehen. „Wenn du Gerechtigkeit begehrst und nicht Rache, wirst du mich erblicken“, schwurbelt Rudak, der vermutlich die letzten paar Millenien nicht mehr viel rausgekommen ist und daher nicht begreift, dass für den durchschnittlichen Barbaren Gerechtigkeit und blutige Rache eins sind. Also erscheint er unserem Sangi sicherheitshalber gleich, gibt weitere friedliebende Botschaften von sich und ist darüber hinaus schwarz. Was Sangraals Ansinnen, die Wiederbelebung der blonden Mieze, angeht, da kann der Magus leider nicht weiterhelfen. Einfühlsam wie ein Bulldozer verklickert er ihm, dass er sich die Idee abschminken müsse und vielmehr „sich von ihr lösen“ und das Böse bekämpfen solle. Dafür fühlt sich Sangraal nun wieder nicht unbedingt zuständig, wo er doch „allein“ ist (Wang und Aki werden sich sicher bedanken, wenn sie mal ´ne Abschrift von dem Gespräch bekommen), aber Rudak verweist auf die Kräfte „in dir selbst!“. Und wenn die nicht reichen sollten, drei schlappe Tagesmärsche von hire, in den Wäldern von Aranda, liege eine Grotte, eben dort der Schrein der „Ritter der Gerechtigkeit“, den solle Sangiboy öffnen, hören, was die Ritter ihm sagen und mitnehmen, was sie ihm geben. Mit diesen weisen Worten löst sich Rudak in Luft auf und lässt den Barbaren mit dummem Gesicht stehen. Und weil Sangraal nix besseres zu tun hat, macht er, was ihm aufgetragen. Einen Schnitt später stehen unsere Freunde vor´m Wald von Aranda und Wang gibt ein paar generelle Warnungen von sich (dafür, dass der Kerl von weit her ist, kennt der sich in diesen Breiten verdammt gut aus).

Dessen ungeachtet wandert unser Trio frohgemut in den Wald und wundert sich nur nach einiger Zeit, dass die Tiere des Waldes verstummt sind. Sogar Sangraal findet das suspekt. Plötzlich schwingt Tarzan vorbei. Naja, er wird´s nicht selbst gewesen sein, aber es ist jedenfalls ein Lianenschwinger. Sangraal beschließt, die Sache auszuchecken: „Ihr wartet hier und nach einer Weile folgt ihr meinen Spuren!“ Na dann… (ob das gut geht?). „Eine Weile“ bedeutet offenbar in Barbar-Spraak zehn Sekunden, so viel Vorsprung geben Wang und Aki ihm nämlich, bevor sie hinterhertrotten. Sangraal wird von ein paar lianenschwingenden Ugh-Ugh-Ugh-Wilden bedrängt und stürzt in eine Fallgrube, die ein normaler denkender Mensch ungefähr zehn Kilometer gegen den Wind als solche identifiziert hätte (gut, uns hilft vermutlich die wieder einmal zitierte Froschperspektive). Depp. Wieder einmal hat man Sangraal gefangen. Ich will gewiß nicht lästern, aber der Kerl ist der unfähigste Barbar seit, seit, seit, ach, seit ewigen Zeiten jedenfalls.

Zum Glück ist Wang als universelles Genie auch Dipl.-Fährtenleser und kann z.B. unterscheiden, ob ein Ast von Sangraals Barbarenmokassins oder einem Tierfüßchen zertreten wurde. Daher ist die Fallgrube schnell gefunden, aber bis auf Sangraals stolzen Brieföffner, leer. „Sie müssen nach oben entkommen sein“, doziert Wang anhand der bedrückenden Beweislange von sheer nothing, schließt daraus messerscharf, dass die Waldbewohner in den Baumwipfeln leben und beschließt, dort mal nachzusehen, nachdem er sich Sangraals Messerle angeeignet hat.

Tatsächlich existiert ein Dorf in den Bäumen Da es aber ersichtlich über Können und finanzielle Möglichkeiten der italienischen Production Designer gegangen wäre, sowas ordentlich (also a la Ewok-Dorf) hinzuzaubern, behilft man sich der nahezu perfekten Illusion von rein gar nix. Das „Baumdorf“ steht auf festem, äußerst, eh, erdmäßig aussehenden Untergrund (Wang erklärt später beiläufig, dass es eine Art „zweiten Erdboden“ in den Wipfeln gäbe. Seufz). Und Sangraal? Der klebt in einem Spinnennetz, das zwischen ein paar Pfosten aufgespannt ist. OH. BITTE. NICHT. Aus unerfindlichen Gründen scheinen italienische Nixkönnerfilmemacher herzlich gerne Riesenspinnen ins Spiel bringen zu wollen, obwohl sie mit ziemlicher Sicherheit NICHTS SCHLECHTER können als eine lachhafte Ausrede für einen Spinnen-Spezialeffekt auf die Leinwand zu bringen (ich erinnere mich an den ersten Ator, an Nude for Satan…). Die von Wang despektierlich als „Affenmenschen“ bezeichneten Baumbewohner sprechen dafür, dass sie als Halb-Mensch, Halb-Affe charakterisiert werden, eine gepflegte Zunge und freuen sich ein Loch ins Knie, dass Sangraal demnächst von ihrer Spinnengottheit Aranda aufgefuttert werden wird (und das singen sie sogar im Chor: „Aranda kommt und trinkt dein Blut, Aranda kommt und trinkt dein Blut…“. Da könnte man ein Techno-Remix draus schrauben). Bevor die Spinne aber zur Mahlzeit schreiten kann (ich bereite mich seelisch auf das FX-mäßig Schlimmste vor), muss die frohe Kunde von der Gefangennahme des „weißen Teufels“ an Nantuk durchgestellt werden. Die Nachricht wird prompt getrommelt – der primitive Fernschreiber funktioniert prächtig und Nantuk wird über das erfreuliche Ereignis informiert. „Diesmal wird er uns nicht entkommen“, freut sich der Oberfiesling, „sie sollen ihn foltern!“ Reicht „von einer Spinne ausgesaugt werden“ nicht? Nö, reicht nicht, denn Nantuk schickt ein paar seiner Getreuen los, um den Gefangenen abzuholen (da müssen sie sich wohl beeilen… ob die Affenmenschen sich den Spaß so leicht verderben lassen?), denn er soll zu Ranis Ehren ins Feuer geworfen werden. Entsprechende Instruktionen werden zurückgetrommelt.

Ok, die Wilden sind flexibel – auch über die Aussicht, den Gefangenen foltern zu dürfen, freuen sie sich wie die Schneekönige (ich sag´s ja, in dem Film freut sich jeder über alles wie´n Elch). Nur leider kommen sie nicht dazu, weil Wang ein paar von ihnen mit Pfeil und Bogen niederstreckt und Sangraal befreit. „Die wollten mich foltern“, echauffiert sich Sangraal (nein, wie unanständig!) und killt noch ein paar der Baumbewohner. Aki schlägt vor, abzuhauen und die bewußte Grotte zu suchen. „Ich gehe alleine“, knurrt Sangraal (tolle Idee – jedes Mal, wenn Herr Sangraal bisher was alleine gemacht hat, ist´s in ´ner Katastrophe geendet, aus der Aki und Wang ihn raushauen mussten. Mein Vertrauen in den Kerl ist unerschöpflich).

Die Grotte ist schnell gefunden, allerdings hat Sangraal unfaire Hilfe (die braucht er aber auch, so doof, wie er ist) – eine blonde Sirene lockt ihn nämlich auf direktem Wege hin. Das blonde Gift zeigt sich in einem Glitterregen, ist größtenteils nackig und ziemlich scharf auf einen Barbaren. „Liebkose meinen Körper! Nimm mich!“, zirpt das Teil auf telepathischem Wege und, naja, der stärkste Barbar ist ja auch nur´n Mann (aber bei Weichflöte Sangraal bin ich mir da so sicher nicht). Also kann die Schickse sich auf ihn draufhocken und mit ihren Krallen bearbeiten. Ja, das Weib ist BÖSE und kratzt Sangraal garstig blutig. Jetzt könnte unser Held ja mal was, naja, halbwegs heldenmäßiges tun, oder? Tut er auch. Er ruft um Hilfe. Nämlich nach Rudak. „Lass mich ihr widerstehen“, kreischt Sangraal wie ein altes Waschweib, „rette mich!“ (Erwähnte ich, dass die Delle in meiner Tischplatte wieder mal ein paar Millimeter tiefer geworden ist?). Mein Gott. Sangraal. Was´ne Pfeife. Offensichtlich wird´s auch der blonden Nackedei zu peinlich, eine solches Abziehbild eines Kerls zu bearbeiten (gegen den Typen bin ICH ein Ausbund der Willensstärke, Durchsetzungskraft und Entschlossenheit) und verschwindet mirnix-dirnix im Nebel. Womit der Weg zum Schrein offen steht (uff. This is so dumb). Sangraal packt sich und seinen Mut zusammen (seine blutigen Kratzverletzungen sind mirakulöserweise verschwunden) und macht die Truhe auf. Drin sind blaues Licht und körperlose Stimmen (die „Ritter der Gerechtigkeit“, you remember), die ihm eine Geheimwaffe aufdrängen – eine Armbrust, deren Träger unbesiegbar ist, weil die Pfeile (hm. Eine Armbrust hat Bolzen. Gruß an den Übersetzer) „umerschöpflich sind wie die Sterne am Himmel“. Trotzdem – ich halte das Ding für unpraktisch, denn das Teil ist ungelogen ungefähr eineinhalb Meter lang und einen Meter breit – was für ein Oschi (ich fühlte mich unwillkürlich an Terry Pratchetts Scheibenwelt, Troll Detritus und seinen „Belagerungsbogen“ erinnert). Außerdem hat das Ding einen schicken Fellüberzug (das macht ´nen schlanken Fuß). Davon, dass dieses Teil in die vielleicht 30 x 30 x 60 cm große Truhe nicht reinpassen kann, will ich nicht reden, der Schrein ist ja ersichtlich multidimensional.

Dieweil greifen anderswo Nantuks Truppen Wang und Aki ab. Obwohl Wang erneut sein Bumerangschwert auspackt, dessen praktischer Nutzwert gegen Null tendiert, wird er geplättet und Aki entführt.

Stolz wie Oskar präsentiert Nantuks General die Gefangene seinem Chef. Der ist gelangweilt, die will er doch gar nicht. Der brave Soldat, geistig sichtlich etwas besser sortiert als sein Obermotz, legt Nantuk geduldig auseinander, dass man die Biene perfekt für eine kleine Falle benutzen könnte, weil Sangraal, being hero and stuff, ihr sicherlich direkt hierher folgen werde.

Schön, wenn Helden so berechenbar sind. Sangraal entdeckt den toten Wang (Sidekick des Helden zu sein hat sich halt noch nie ausgezahlt), schwört die übliche blutige Vergeltung (es wird langweilig) und macht sich auf die Strümpfe, während Nantuk sich an die BDSM-Fraktion unter den Zuschauern erinnert und befiehlt, Aki spaßeshalber auszupeitschen (nicht, dass er irgendwas davon hätte, so rein scriptmäßig) – dazu muss das Mädel natürlich auch ausgezogen werden. Hab schon mal schönere Brüste gesehen (aber zumindest sind sie nicht so widerwärtig wie die von Anna Nicole Smith). Außerdem soll sein rechte-Hand-Henchman Galid Sangraal entgegengehen und ihn fertigmachen: „Ich will ihn winseln hören oder DU wirst winseln!“ Management by motivation, Galids Gesichtsausdruck ist dennoch in Punkto Enthusiasmus deutlich verbesserbar.

Galids Stoßtrupp wird auch schnell fündig und lernt, dass man sich nicht mit einer magischen Armbrust anlegen sollte, denn die erledigt drei der Bösen mit EINEM Schuß. („Sangraaaaaal!“, tönt der Soundtrack, als könnte DER irgendwas dafür). Galid selbst lässt unser Held zwecks Verhör leben. Nantuk hatte Recht – Galid wird winseln, und er winselt jetzt um sein armseliges Leben. Sangraal wäre, nachdem er die gewünschte Information aus dem Gegner herausgekitzelt hat, auch nicht abgeneigt, aber Galid erweist sich als heimtückische linke Bazille und wird demzufolge gerechterweise umgebracht.

Nantuk erwartet hochgradig nervös die Rückkehr seiner Leute, ist sich aber immerhin sicher, dass Galid unmöglich versagt haben kann (angesichts Sangraals vorhergehendem Track Record wäre ich da ja auch nicht wirklich skeptisch, andererseits gehen wir mächtig auf den Showdown zu). Tja, und da ist er schon. Sangraal, nicht Galid, und is ready to kick some butt. Dynamisch jumpt unser Held über die löchrigen Reihen der Verteidiger, landet direkt vor Nantuk und fordert, weil er eine Dumpfbacke ist, Nantuk zum fairen Zweikampf mano-a-mano (als ob schon jemals ein Bösmann sich im fairen Zweikampf hätte ordnungsgemäß besiegen lassen). Okay, meint Nantuk und schnallt seinen Brustpanzer ab, um erstaunlich wabbelige Schwabbelmasse vorzuzeigen, aber nach den hier gebräuchlichen Hausregeln. Die sehen eine leichte Abwandlung des guten, alten, Winnetou-erprobten Indianerzweikampfs vor – ein Seil, zwei Messer, nur, dass das Seil nicht um die Handgelenke geschlungen wird, sondern zwischen die Zähne der Kontrahenten geklemmt wird. Nantuks Schergen spielen die Lumberjacks (kleine Wrestling-Reference). Sangraal gewinnt schnell die Oberhand und schubst Nantuk zu Boden. Der spuckt frustriert das Seil aus und greift zum bewährten Schurken-Mittel, nach negativem Ausgang eines fairen Zweikampfs seine Hundertschaft Fußsoldaten zum Einsatz zu bringen: „Ihr sollt ihn töten!“

Unerwarterweise (vor allem natürlich für Nantuk) treten seine Schergen aber spontan in den unbefristeten Ausstand! Die gedungenen Krieger erleiden nämlich einen kollektiven Anfall von Moral und weigern sich, ihrem gefallenen Häuptling hilfreich unter die Arme zu greifen, wenn er im fairen Kampf besiegt wird (und ich sag noch, das liegt daran, wenn man sich von hergelaufenen Feuergöttinen so vor versammelter Mannschaft abkanzeln lässt. Den Typ nimmt man doch nicht mehr ernst, so als Scheff). Dann muss halt weiter geprügelt werden. Nantuk nimmt einen längeren Anlauf an und landet einen wunderbaren flying dropkick an der Heldenbrust (so gewaltig und kraftvoll, dass der vermutlich sogar an mir abgeperlt wäre. Anna Nicole Smith hätte das wahrscheinlich nicht mal gespürt). Nachdem auch dieses superb exekutierte Manöver nicht zum gewünschten Erfolg führt, schreitet Nantuk zur ehrenvollen Fluch, Sangraal (begleitet von seinem Theme) hinterher. Der Bösmann springt beherzt in einen Fluß, dito der Held (nicht ohne zuvor ein couragiertes „Bleib stehn und kämpfe!“ zu brüllen). Man balgt sich im Wasser, bis der heimtückische Nantuk ein verstecktes Messer zieht (von dem ich schon mal ernstlich wissen möchte, wo es vorher war. So´n Lendenschurz hat doch eigentlich keine Taschen. Da fiele mir als böswilligem Menschen nur die rektale Methode ein. Auauaua). Sangraal kloppt dem Bösmann das Messer aus der Hand, worauf es sich am Ufer, Griff voran, im Sand vergräbt (so dass die Klinge noch schön raussteht und darauf wartet, dass einer, bevorzugt der Böse, volle Kanne drauffliegt). Nantuk würgt Sangraal (dabei wird wunderschön Spritzwasser aufs Objektiv, eh, gespritzt), Sangraal schubst Nantuk von sich und, als hätte ich´s geahnt, der Fieso fällt direkt auf sein eigenes Messer und verröchelt (malerisch vermischt sich sein Lebenssaft mit dem Flußwasser… aaah, großes Kino…).

Sangraal eilt zurück in Nantuks Thronhöhle, er muss ja noch sein Mädel retten. Die streikenden Kämpfer haben das Areal mittlerweile verlassen (vermutlich, um einen Betriebsrat zu gründen o.ä.), könnte also alles happy enden, doch da ist noch die böse Göttin Rani, die sich jetzt anschickt, die Dinge persönlich in die Hand zu nehmen (warum hat sie das nicht gleich gemacht?) und uns JETZT DOCH SCHON verrät, dass die geplättete Blondine, wegen der Sangraal den ganzen Aufstand überhaupt angestrengt hat, sein angetrautes Eheweib war (schön, dass man uns das drei Minuten vor Schluß doch noch sagt. Ich hatte eigentlich eher darauf getippt, dass sie seine Schwester ist). Sangraal zieht sein Schwert, doch darüber kann Rani, von solch simplen Waffen sterblicher Schmiede nicht zu beeindrucken, nur müde lächeln, stiert das Brotmesser finstren Auges an und schmilzt es ein. Oops. Rani lacht ein wahnsinniges Lachen, bis Sangraal einfällt, dass er ja eine mystische Superwaffe hat (die vermutlich die ganze Zeit dumm an einer Wand lehnte. Blöd für Rani, dass sie das Ding nicht längst zu Brennholz verarbeitet hat). Naja, Rani hat´s nicht wirklich mit dem Denken, denn sie wartet mit großen Augen und semiinteressiertem Gesichtsausdruck geduldig, bis Sangraal in aller Seelenruhe (und das dauert * wirklich * lange) seine Superarmbrust geladen hat, auf sie anlegt und ihr einen Bolzen verpassen kann. Ich mein, sie hätte sich in den zwei Minuten wenigstens mal BEWEGEN können… Die Göttin verscheidet, womit programmgemäß die ganze Höhle zum Einsturz neigt, sinnlos ein paar eindruckslose Pyro-Effekte gezündet wreden und Sangraal Aki auf seinen starken Armen ins Freie trägt. Da er nun endgültig mit seinem Weib abgeschlossen hat, kann er seine neue Flamme auch endlich küssen und gemeinsam reiten sie in den Sonnenuntergang. Für´n Abspann hat´s nicht mehr gereicht…
Bewertung

Es kommt selten vor, aber heute ist es soweit. Ich leiste öffentlich Abbitte. Und dann noch an Joe D´Amato. Ich hatte eigentlich nicht geglaubt, dass es möglich sein könnte, einen noch inkompetenteren Barbarenfilm zu drehen als Ator II, doch Michele Massimo Tarantini belehrte mich eines besseren. Gegen Das Schwert der Barbaren ist Ator mindestens Conan, wenn Ihr versteht, was ich meine, und davon gehe ich mal aus.

Hier geht wirklich nicht mehr viel. Obwohl, stimmt nicht ganz, in ein paar Absätzen werde ich doch noch auf etwas zu sprechen kommen, was hier besser ist als bei D´Amato. Sogar zwei Punkte fallen mir ein. Ändert aber nichts daran, dass D´Amatos Barbarenfilmchen Feuerwerke der guten Unterhaltung sind gegen die hirnschwunderzeugende Plotte, die Signore Tarantini uns hier vorzusetzen wagt. Davon, dass die Story aus allen möglichen Barbarenfilmchen, -comics und -romanen zusammengeklaut ist, die ein fünfzehnjähriges Pickelgesicht mal gesehen bzw. gelesen haben mag, will ich ja noch nicht mal reden, das bin ich nicht anders gewohnt, das erwarte ich nicht anders, schon gar nicht, wenn der Film aus Bella Italia kommt, dem Land, in dem ein Drehbuch ganz offensichtlich nicht für eine zwingende Grundvoraussetzung beim Drehen eines Filmes gehalten wird, aber seine zusammengestümperte Story derart in in den Sand zu setzen, dazu gehört schon wieder eine gehörige Prise Anti-Talent und Borniertheit. Fängt die Sache doch schon damit an, dass sich der Streifen frecherweise als eine Art inoffizielle Fortsetzung der Ator-Saga ausgibt (als könnte das ein verkaufsfördernder Schachzug sein, wo doch jeder, der einen Ator-Film gesehen hatte, sofort schwor, nie wieder einen zu sehen und Freunde & Verwandte dringlich warnte), nur um dann trotzdem eine völlig andere, damit in keinster Weise zusammenhängende Geschichte zu erzählen (man möchte ja zu Beginn meinen, Sangraals Motivation könnte sein, den Mord an seinem Vater und die beinahe vollständige Vernichtung seines Volks zu rächen, aber davon ist im ganzen Film nicht mehr die Rede).

Die eigentliche, hüstel, Story ist ein mehr oder weniger (eher weniger) koherentes Sammelsurium diverser mehr oder weniger (eher weniger) interessanter Episoden, mühselig zusammengehalten durch die „Rahmenhandlung“ mit Nantuk. Abgesehen von der durchgängigen Doofheit des Scripts, der Dialoge und der Charaktere beginnt das ganze Treiben mit dem Gemetzel im Tal relativ vielversprechend – auch da wird keine große Kunst geboten, aber der Streifen geizt in dieser Szene wenigstens nicht an blutigen Schauwerten (auch wenn sie ultrabillig sind) – yep, dieser Film ist einer von denen, bei denen selbst ich zu dem Schluß komme „mit mehr Gore wär´s besser“. Leider verplempert der Streifen, wie oben im Text angedeutet, seinen kompletten Vorrat an blutigen Effekten und allgemeinem Geschmodder in dieser Schlacht, danach wird auf die bewährt unblutige Weise gestorben. Nach dieser Szene fällt der Film allerdings vollkommen auseinander (schon allein deswegen, weil wir uns fragen, warum Sangraal eigentlich so rachedurstig wegen des blonden Girlies ist. Hätte ja mal einer sagen können, dass es sein Weib war) und verkommt zu einer bloßen Nummernrevue, zum Prototypen eines (schlechten) „Quest“-Movies, indem der Held also von Punkt A nach Punkt B pilgert, dort zu Punkt C weitergeschickt wird, um schließlich an Punkt D anzukommen (und der Zuschauer wünscht sich dabei an Punkt E, der möglichst weit von einem diesem Film zeigenden Wiedergabegerät entfernt ist. Gut, das hab ich von Douglas Adams geklaut, aber wenn wir klauen, dann nur bei den Größten). Wären nicht die gelegentlichen halbherzigen Angriffe von Nantuks Schergen (im Original heißt der Kerl übrigens Nanuk. Klang dem deutschen Synchronstudio wohl zu sehr nach Eskimo), würde in diesen Episoden schlichtweg gar nix passieren (selbst die „Grünen“ und die „Affenmenschen“ stehen ja auf Nantuks Lohnliste, was schon ein anerkennendes Nicken bezüglich der Hellsichtigkeit des Schurken, der immer weiß, wo sein Gegner sich rumtreibt, erforderlich macht). Diese Angriffe werden aber stets auf unspektakuläre Weise abgewehrt (die einzige Szene, in der sowas ähnliches wie ein wenig Spannung aufkommt, ist noch der Kampf mit den „Grünen“ in der Höhle, aber selbst da war Ators Kampf mit den „Unsichtbaren“ in Ator II inspiriert dagegen). Wenn man´s ganz konsequent betrachtet, wird der Streifen mit fortschreitender Laufzeit immer schlechter, die Kampfszenen immer langweiliger bis hin zum schon fast Anti-Showdown mit Rani (ein evil stare der bösen Göttin, ein Armbrustschuß von Sangraal, finis).

Und im Laufe dieser langweiligen Eskapaden reden unsere Helden viel dummes Zeug (Sangraal ist für einen barbarischen Helden eine wahre Quasselstrippe vor dem Herrn. Wo sind die Tage geblieben, in denen ein Arnold Schwarzenegger in Conan maximal 300 Wörter hatte?) und tun dummes Zeug, ganz besonders Sangraal, der als unfähigster barbarian hero der Urzeit in die Weltgeschichte eingehen wird. Der Typ kann ja wirklich gar nix, außer alle Nase lang in irgendwelche Fallen zu laufen und sich von seinen Sidekicks befreien zu lassen (das ist eigentlich ´ne umgedrehte damsel-in-distress-Geschichte. Aki muss andauernd den Helden rauspauken, bis auf den Showdown, da fiel den Filmverbrechern doch noch ein, dass es vielleicht imageförderlicher für einen Barbaren wäre, doch mal die ein oder andere hehre Heldentat zu verbringen… insofern aber schon lustig, dass das Cover vom „faszinierenden neuen Barbarentyp“ spricht – ist wohl der sanfte Barbar fürs emanzipierte Zeitalter, der sich auch von einer Frau retten lässt).

Verbrochen hat die Plotte übrigens Piero Regnoli, und wenn wir uns ansehen, dass der Kerl zwar seit Anfang der 60er Jahre im Geschäft ist (bzw. war, denn mittlerweile betrachtet auch Regnoli die Spaghetti von unten) nicht nur Lenzis Nightmare City/City of the Walking Dead, das unsägliche Pseudosequel Patrick is still alive, sondern auch diverse Werke für Ultranixkönner Andrea Bianchi (z.B. Burial Ground verbrochen hat, na, dann wundern wir uns eigentlich nicht mehr…

Wie wir´s bei italienischen Barbarenfilmen ja eigentlich gewohnt sind, gibt´s wenig eye candy, hier aber noch weniger als bei D´Amato, der wenigstens gelegentlich stock footage schöner Landschaftsbilder in seine Ator-Filme packte. Tarantini (den wir ja auch als Schöpfer unsterblicher Gassenhauer wie Women In Fury oder Massacre in Dinosaur Valley nicht wirklich ins Herz geschlossen haben) beschränkt sich darauf, optisch langweilige Landschaften abzufilmen und behauptet per Dialog, die Szenen wären aufregend (mein Highlight: der „Sandsturm“, der unsere Helden so brutal in die Knie zwingt, bei dessen Heftigkeit ich aber keine Bedenken hätte, einen Dreijährigen zum Spielen rauszuschicken und das NICHT, weil ich Kinder nicht mag :-)). Nennenswerte Special FX, die über armselige Pyrotechnik und eine Trockeneismaschine hinausgehen, gibt´s genauso wenig (allerdings bin ich wirklich dankbar, dass die Produzenten der Versuchung widerstehen konnten, die dialogtechnisch angedeutete Riesenspinne tatsächlich einzusetzen. Hätte nur peinlich werden können, beraubt den Film aber natürlich einer guten Chance auf unfreiwilligen Humor und ist, wenn wir ehrlich sind, schon ziemlich dreist – erst Mund wäßrig machen und dann am ausgestreckten Arm verhungern lassen…).

Ansonsten gibt´s dumme Ideen wie den „zweiten Boden“, auf dem die Baummenschen leben, damit man sich ein potentiell aufwendiges Set wie ein richtiges Baumdorf sparen kann, Mysteriöses-Zusammenhangloses wie die blonde Sirene, die ohne Sinn und Verstand in der Grotte Sangraal zu verführen versucht, den lustigen „Aranda-kommt-und-trinkt-dein-Blut“-Chor (der hat was, der fetzt) etc. pp. (naja, soviel etc. pp. auch wieder nicht, weil der Streifen mit vielen dummen Ideen ja wenigstens noch richtig lustig wäre).

Wo der Streifen D´Amato dann aber doch überlegen ist, ist die technisch-handwerkliche Machart. Im Gegensatz zu Ator, der ja doch eher den Charme einer wenig ambitionierten Amateur-Produktion ausstrahlt, ist Das Schwert des Barbaren relativ solide gefilmt – die Kameraführung ist allemal dynamischer als bei D´Amato, da finden sogar Schwenks und verhältnismäßig schneller Schnitt statt (auch wenn die Froschperspektive für meinen Begriff deutlich überrepräsentiert ist. Scheint der Kameramann schwer zu lieben…). Hilft einem langweiligen Film natürlich nicht entscheidend weiter, aber wenn ich mir DIESE Plotte im D´Amato-Stil vorstelle, nein, dann hätte ich sicher nach dreißig-vierzig Minuten entnervt aufgegeben. Der zweite Vorzug, den der Streifen gegenüber Ator hat, ist die Tatsache, dass nicht alle Nase lang Anachronismen wie Reifenspuren, Sonnenbrillen oder moderne Sportdrachen im Bild sind. Aber wenn man sowas schon lobend herausstellen muss…

Erfreulich aus Macho-Sicht ist die Freizügigkeit des Streifens, da sich eigentlich jedes weibliche Ensemblemitglied (leider bis auf Sangraals Eheweib, und die ist so ziemlich das bestaussehendste, was der Cast zu bieten hat) nicht lumpen lässt und zeigt, was ihr der Herrgott so an Holz vor der Hütte gegeben hat (und der genießerische Close-up auf Yvonne Fraschettis Hinterteil im Wasserfall ist mir nicht entgangen) – inklusive einer (unspektakulären, aber das habt Ihr sicher geahnt) Auspeitschung macht das den Film schon fast zu einem der sleazigeren Vertreter des Italo-Barbarenschwachfugs. Für weibliche Zuschauer weise ich darauf hin, dass es kaum möglich ist, weniger bekleidet zu sein als Sangraal.

Ganz besonders ungenießbar wird der Streifen allerdings durch seine Besetzung (hier liegt D´Amato mit O´Keeffe, Lisa Foster und David Cain Haughton klar vorn). Peter McCoy, oder Pietro Torrisi, wie ihn seine Mamma getauft hat, hielt sich lange Zeit mit kleinen Rollen in den üblichen Sandalenfilmen und Italowestern über Wasser (sogar im Corman-Werk The Arena) und wurde 1982, weil er offenbar muskulös genug aussah, für den billigen Barbaren-Film als Star entdeckt. In rascher Folge entstanden Throne of Fire, dieser Film und der unglaublich betitelte Gunan, King of the Barbarians. Gegen Peter McCoy wirkt Miles O´Keeffe wie ein Shakespeare-Mime erster Güte – wenn ich sagen würde, McCoy hat die darstellerische Bandbreite eines Türstocks, würde ich alle Türstöcke beleidigen. Und, jetzt mal ehrlich, bei aller Liebe, so eine beeindruckende physische Präsenz hat der Knabe auch nicht (gut, war ja auch scho über 40… in dem Alter, hähä…).

Yvonne Fraschetti (Aki), die eigentlich scriptmäßig zu nicht viel nütze ist, außer, dass irgendjemand halt ständig Sangraals festen Hintern retten muß (was aber auch Wang erledigen könnte), und sich im Schlußakt entführen und auspeitschen zu lassen, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck (auch nicht unbekleidet), was selbst die italienischen Produzenten so sahen und ihr nur noch eine Mini-Rolle in Demoni 2 gönnten. Mario Novelli, auch bekannt als Anthony Freeman, ist auch schon seit den 60er Jahren im Geschäft, mit den üblichen Sandalenfilmchen und Spaghettiwestern (bemerkenswert sicher sein Auftritt im allgemein für unsäglich befundenen SF-Stück 2+5 Mission Hydra), Ausflügen ins deutsche Schmuddelfach (Ein Dreifach Hoch dem Sanitätsgefreiten Neumann), bis hin zu neumodischem Italoschmodder wie Fulcis New Gladiators, Warbus 2 und Beyond the Door III. Außerdem betätigt er sich als Stuntman (so z.B. bei Argentos mißratenem Phantom of the Opera). Als Schurke in einem billigen Barbarenfilm ist er mir nicht ganz exaltiert genug und viel zu weinerlich (kein Wunder, dass ihn nicht mal seine eigenen Truppen ernst nehmen). Seine Feuergöttin Rani mimt Sabrina Siani (in Francos Sexo Canibal dabei und im originalen Ator, sowie in so ziemlich jedem italienischen Barbarenschmu der 80er Jahre) recht eindruckslos. Wang wird vom im Italoschmodderfilm nahezu unvermeidlichen Al Yamanouchi verkörpert (2020 Texas Gladiator, The New Gladiators, Endgame – Bronx lotta finale, 2019: After the Fall of New York). Yamanouchis Präsenz im Film bleibt relativ ungeklärt (woher kommt er, was will er, wieso hilft er Sangraal), aber er erledigt seinen Job mit einer gewissen asiatischen Entspanntheit.

Gewürdigt habe ich diesen Film in seiner FSK-ungeprüften VHS-Fassung von „Video-Live“ (Klitschen gab´s, die kenn ich bis heute nicht). Die kommt in minimalem Letterbox und weist einen heftigst ramponierten Print auf, was Laufstreifen, Defekte und Verunreinigungen angeht. Der Ton ist bis auf den Bug, dass er ein-zwei Minuten zu spät einsetzt, für Uralt-VHS in Ordnung. Es gibt wohl noch eine weitere VHS-Inkarnation, FSK 16, die möglicherweise uncut sein kann (davon spricht zumindest Christian Kessler, der es eigentlich wissen sollte, die sogar bei amazon.de gelistetet ist (die aber irgendwie von Aufmachung und Cover her nach Boot aussieht. Aber amazon vertickt doch keine Bootlegs, oder?). Wer´s riskieren will, kann das Teil per untenstehendem Link ordern.

Das kann ich aber guten Gewissens kaum empfehlen, denn Das Schwert des Barbaren ist schon ein ziemlicher Nixblicker von Film vor dem Herrn. Klar, den ein oder anderen Grinser kann man sich ob der Doofheit des Scripts (und vor allem seines Helden) kaum verkneifen, aber ihm fehlt der durchgängige Wahnsinn der Ator-Filme, die weiterhin meine Referenz in diesem Genre bleiben. Und wenn ein italienischer Barbaren-Fantasy-Film es nicht mal schafft, ein schundiges Monster aufzufahren, bin ich halt menschlich und moralisch schwer enttäuscht (auch wenn´s dem Film sicher nicht schlecht tut…). Nö, so richtig Spaß macht Das Schwert des Barbaren nicht. Allenfalls Freunde antiker Videos mit hübsch gezeichnetem Cover-Artwork können sich vielleicht eine kleine Freude machen, wenn sie sich das Tape ins Regal stellen, aber den FILM ansehen, das sollte man nach Möglichkeit vermeiden. Ator spaßt zweifellos in jeder Inkarnation (außer vielleicht Iron Warrior mehr. Hardcore-Trashfanatiker, die wirklich jeden Güllefilm mal gesehen haben müssen, können ein Bier auf die Wertung addieren, denn ein paar kuriose Momente hat der Film alle mal, nur nicht genügend, um ein wirklicher Frohsinnsbringer zu sein.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 4


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