Das Rätsel des silbernen Dreiecks

 
  • Deutscher Titel: Das Rätsel des silbernen Dreiecks
  • Original-Titel: Circus of Fear
  •  
  • Regie: John Llewellyn Moxey
  • Land: Großbritannien/BR Deutschland
  • Jahr: 1966
  • Darsteller:

    Christopher Lee (Gregor), Leo Genn (Elliott), Anthony Newlands (Barberini), Heinz Drache (Carl), Eddi Arent (Eddie), Klaus Kinski (Manfred), Margaret Lee (Gina), Suzy Kendall (Natasha), Cecil Parker (Sir John), Victor Maddern (Mason)


Vorwort

Bei einem perfekt geplanten Raubüberfall erbeutet eine clevere Gangsterbande satte 250.000 Pfund direkt aus einem Geldtransporter. Weil einem der Schurken, dem fiesen Wachmann Mason, die Nerven durchgehen und er seinen Wachmanns-Kollegen erschießt, ist der unbekannte Boss der Bande hochgradig unzufrieden. Er beauftragt Mason, die Kohle im Winterquartier eines Zirkus zu verstecken. Gesagt, getan, und Mason hat seine Schuldigkeit getan und wird entsorgt.

Zirkusdirektor Barberini hat seine eigenen Probleme – sein Messerwurfakt Gina und Mario leidet unter der krankhaften Eifersucht Marios, der Möchtegernclown Eddie geht ihm mit seinen neuen Tricks, die schon Barberinis Uropa nicht mehr amüsiert hätten, auf den Keks, Löwendompteur Gregor – seit einem entstellenden Unfall mit einer schwarzen Maske angetan – besteht darauf, mit der unzuverlässigen und daher gefährlichen Löwin Sheba zu arbeiten, der neue Zeremonienmeister Carl wird von einigen der Alteingesessenen – insbesondere Mario – kritisch beäugt und überall, wo er nichts zu suchen hat, strolcht der Liliputaner Mr. Big herum und lenkt eifrig Verdacht auf sich.

Ein anonymer Hinweis führt auch Scotland-Yard-Inspektor Elliot zum Zirkus, wo er sich erst einmal unter der Tarnexistenz eines Fotografen einführt und vor sich hin ermittelt. Carl, ein helles Köpfchen, findet aber schnell heraus, dass Elliot ein Cop ist und versorgt ihn mit Hinweisen. Carl hat selbstredend eine ganz eigene Agenda – er verfolgt den Mörder seines Vaters, der in Südafrika aus dem Gefängnis entflohen ist und sich nun im Zirkus verbirgt. Nicht von ungefähr hat er Gregor auf dem Kicker, allein ihm fehlen die Beweise. Und auch Elliot kommt zunächst bei seinem Versuch, einen der suspekten Artisten mit dem Raub in Verbindung zu bringen, nicht recht vorwärts. Doch als Gina mit einem Wurfmesser getötet wird, kommt Bewegung in die Sache. Natürlich ist zunächst mal Mario verdächtig, doch gehört das Tatwerkzeug nicht ihm, sondern „dem großen Danilo“, einem großen Artisten vergangener Tage – allerdings auch schon längst verstorben. Doch Danilo hatte einen Sohn – treibt der sich vielleicht im Zirkus herum und murkst nun Leute ab? Oder hat Gregor mehr mit der Angelegenheit zu tun, als es scheint? Oder ist am Ende doch der Zwerg der Mörder?


Inhalt

Dieser Krimi aus der Werkstatt von Harry Alan Towers, der unter seinem bewährten Autorenpseudonym Peter Welbeck auch das Drehbuch verfasste, wurde in Deutschland unter dem Titel „Das Rästel des silbernen Dreiecks“ (in diesem Fall die Markierung auf den tödlichen Wurfmessern) von der Constantin als Edgar-Wallace-Film vermarktet – um der befreundeten Rialto-Fim, die mit dem „Buckligen von Soho“ gerade mit viel Tam-Tam den ersten „Wallace in Farbe“ vorbereitete, nicht ins Gehege zu kommen, brachte Atze Brauner den „Circus“ allerdings nur in einer s/w-Fassung ins Kino. Damit hatten’s wir Teutonen aber noch besser als die Yankees, die den Film auch nur in s/w, dafür aber zusätzlich noch in einer auf 65 Minuten zusammengeschnippelten Rumpffassung als „lower bill“-Doppelvorstellungsprogramm serviert bekamen.

Nun muss man fairerweise zugeben, dass der von John Llewellyn Moxey, einem soliden Handwerker des britischen Kintopps, inszenierte Streifen durch die Farbe nicht sonderlich gewinnt (auf gar keinen Fall zumindest in der schraddeligen Budget-Fassung von „Treasure Box Collection“, die ihr Master offensichtlich aus einem seit 1966 permanten in Betrieb befindlichen Bahnhofskinoprojektor gefummelt haben und sogar einen exzessiven Rollenwechsel live miterleben lässt).

Allerdings lassen sich die meisten Kritikpunkte weniger auf Farbgebung, denn auf ein typisch halbgares Towers-Script zurückführen. Nach einer vielversprechenden Auftakt-Sequenz, dem kolportagehaft geschilderten Raubüberfall (das waren allerdings noch Zeiten, als man direkt auf der Tower Bridge einen komplexen Raubzug ohne Zeugen durchführen konnte. Heute wären von seiner Aktion innerhalb weniger Minute tausend Handyvideos auf YouTube) und einer recht patenten Verfolgungsjagd um „Geldboten“ Mason vertändelt sich der Streifen in seinen Sub-, Neben- und Parallelplots, verliert seine eigentliche Geschichte, die Suche nach dem Mastermind des Raubs, ziemlich aus dem Fokus. Wir können uns als Zuschauer nicht mal sicher sein, dass die Morde, die gnädigerweise nach einer Weile passieren, etwas mit dem ursächlichen Verbrechen zu tun haben – man könnte das für clever konstruiert halten und sich löblich über eine fein aufgebaute explosive Gemengelage in der Zirkus-Subkultur äußern, wenn… ja, wenn Towers das Treiben clever konstruiert und eine explosive Gemengelage aufgebaut hätte. Hat er aber nicht, denn alles plätschert ohne rechten Zug vor sich hin, wirkt in sich selbst nicht sonderlich schlüssig und in seinen Versuchen, die verschiedenen Subplötchens unter einen Hut zu bringen, arg verkrampft.

Was die Figuren tun, ergibt nicht immer (sogar eher recht selten) Sinn (auch in der internen Logik des Films), Action ist nach dem ersten Akt Mangelware und aus der Zirkus-Atmosphäre, die prinzipiell ja durchaus nutzbringend eingesetzt werden könnte, macht Moxey nicht viel. Immerhin – die Mordsequenzen des handschuhtragenden Messermanns sind ein weiterer kleiner Schritt vom klassischen deutschen „Krimi“ zum späteren italienischen Giallo. Mag man als historische Fußnote zumindest mal erwähnen.

Auch bei den Darstellern findet sich mehr Licht als Schatten. Leo Genn („Moby Dick“, „Quo Vadis“) ist als Ermittler Elliot eine recht trübe Tasse, Heinz Drache – immer dann am besten, wenn er nicht den geradlinigen Helden, sondern eher zwielichtige Typen spielt – profitiert immerhin davon, dass seine Figur ein paar Ecken und Kanten zuviel hat, um als klassischer Wallace-Held durchzugehen. Margaret Lee („Das Schloss der blauen Vögel“) und Suzy Kendall („Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“, „Torso“), sind hübsch anzuschauen, haben aber wenig Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Eddi Arent ist natürlich comic relief, aber ein Plottwist macht mit seiner Figur dann wengistens noch was halbwegs interessantes, Klaus Kinski ist wieder einmal völlig verschwendet (er hat drei Szenen und nur in einer vielleicht vier Zeilen Dialog).

Tja, und der Top-Star? Christopher Lee verbringt 90 % seiner Screentime unter der schwarzen Maske. Ich weiß nicht, ob Towers-seitig geplant war, die Demaskierung als großen Überraschungsmoment zu zelebrieren, aber dann sollte man wohl den Namen seines Stars nicht groß als ersten aufs Plakat schreiben und seine markante Stimme (trotz vage osteuropäischem Akzent erkennt man Lees Organ natürlich auf Anhieb) übertünchen. Ansonsten hat Lee natürlich aufgrund der Umstände wenig Anlass, sein Herzblut an die Rolle zu verschwenden.

Fazit: ein vergleichsweise lahmer UK-Krimi, der, obwohl hier so vermarktet, von Ton und Struktur her auch wenig mit den deutschen Wallace-Filmen gemein hat und nur Hardcore-Sammlern auf diesem Gebiet empfohlen sei. Für den Gelegenheits-Kucker tut sich hier eindeutig zu wenig wirklich sehenswertes…

2/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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