Das Phantom der Oper

 
  • Deutscher Titel: Das Phantom der Oper
  • Original-Titel: Phantom of the Opera
  •  
  • Regie: Arthur Lubin
  • Land: USA
  • Jahr: 1943
  • Darsteller:

    Claude Rains (Erique Claudin, das „Phantom“), Susanna Foster (Christine Dubois), Nelson Eddy (Anatole Garron), Edgar Barrier (Raoul D’Aubert), Leo Carillo (Signor Ferretti), Jane Farrar (Biancarolli), J. Edward Bromberg (Amiot), Fritz Feld (Lecours), Frank Puglia (Villeneuve), Steven Geray (Vereheres), Fritz Leiber (Franz Liszt)


Vorwort

Die Oper von Paris, in den 1880ern… die junge Sängerin Christine, Zweitbesetzung der Starsopranistin Biancarolli, ist Objekt der romantischen Begierde zweier Männer – der schneidige Polizeiinspektor Raoul und Biancarollis Bühnenpartner, Starbariton Anatole, rivalisieren um die Gunst der Schönen. Doch da gibt’s noch einen dritten Verehrer – den alternden Violinisten Claudin, der ohne ihr Wissen seine Gage benutzt, um Christine teure Gesangsstunden bei einem teuren italienischen Lehrmeister zu finanzieren. Als Claudin aufgrund arthritisbedingter Misstöne seine Anstellung verliert, konzentriert sich seine Hoffnung, Christine weiterhin finanziell unterstützen zu können, auf die Veröffentlichung eines von ihm komponierten Konzerts. Doch Verleger Pleyel verlacht ihn – und weil im Nebenzimmer des Verlegerbüros der berühmte Komponist Franz Liszt bewundernd Claudins Konzert klimpert, versteigt sich Claudin in den Irrglauben, Pleyel hätte sein Werk gestohlen und tötet ihn im Affekt, fängt sich aber umgehend eine Ladung Säure von der Hand Pleyels (angedeuteter) Geliebter ein. Von der Polizei als Mörder gejagt, flüchtet sich Claudin in den Untergrund und die Katakomben unterhalb der Oper…

Wenig später wird der Betrieb der Oper durch unheimliche Vorfälle erschüttert – Kostüme und Masken verschwinden, ebenso der Generalschlüssel, Geschehnisse, die schnell auf die Legende des „Opernhausgeistes“ geschoben werden. Die Biancarolli erleidet während der Vorstellung einen durch Verabreichung von Drogen verursachten Schwächeunfall, der ihrer Zweitbesetzung Christine die Chance auf ihre erste große Solo-Darbietung eröffnet. Christine erobert das Publikum im Sturm, doch die Biancarolli ist eifersüchtig und bezichtigt Anatole des Mordversuchs und Christine der Komplizenschaft und bedingt sich zur Aufgabe der Anschuldigungen aus, dass Christine zum Chormädchen degradiert wird. Wenig später sind die Diva und ihre Zofe tot…

Die Rivalen Anatole und Raoul haben unterschiedliche Pläne, dem Phantom das Handwerk zu legen. Raoul will den Mörder aus seinem Versteck locken, indem Christine durch eine andere Sängerin ersetzt wird, Anatole hingegen will mit Hilfe von Franz Liszt nach der Opernaufführung Claudins Konzert aufführen (Polizeiermittlungen haben mittlerweile nahegelegt, dass Claudin das Phantom ist) und ihn so aus der Reserve locken. Zunächst hat Raoul seine Chance, doch sein Vorhaben hat fatale Folgen – Claudin lässt den schweren Kronleuchter des Auditoriums auf’s Publikum stürzen. Im entstehenden Chaos gelingt es ihm, Christine in seine Katakomben zu entführen. Raoul und Anatole machen sich auf die Verfolgung und Liszts Aufführung des Konzerts irritiert Claudin tatsächlich – Christine kann ihn demaskieren…


Inhalt

Gaston Laroux‘ klassischer gothischer Schauerroman „Das Phantom der Oper“ erschien 1910 und war kein overnight-Erfolg – viele Kritiker hielten die Detektivgeschichten des Autors für besser. Dennoch errang der Roman relativ schnell internationale Berühmtheit und wurde von Universal Pictures 1925 ausgewählt, als man ein Nachfolgeprojekt für Lon Chaneys Sensationserfolg „Der Glöckner von Notre Dame“ suchte – der Film, mit Zweifarben-Technicolor-Sequenzen, wurde so erfolgreich, dass das Studio 1930, nach dem Aufkommen des Tonfilms, eine teils nachsynchronisiert, teils neugedrehte Version des Films mit erneutem großen Erfolg neu in die Kinos bringen konnte. Bis heute erfreut sich das „Phantom“ hoher Beliebtheit – an Filmadaptionen folgten u.a. eine Hammer-Adaption mit Herbert Lom als Phantom 1962, die B-Movie-Horror-Variante aus der Werkstatt von Menahem Golan mit Robert Englund bis hin zu Dario Argentos verkorkster Version mit Julian Sands und der ausgezeichneten Hongkong-Fassung „The Phantom Lover“ von Ronny Yu. Endgültiger Mainstream wurde der Mythos durch Andrew Lloyd Webbers spektakuklär erfolgreiches (und jüngst verfilmtes) Musical.

Nachdem Universal mit seinen Horrorfilmen in den frühen 30ern gute Kasse gemacht hatte, überlegten die Studiobosse bereits 1936, das „Phantom“, bevorzugt mit Boris Karloff in der Titelrolle, neu aufzulegen. Der finanzielle Kollaps des Studios und der darauffolgende Besitzerwechsel legten dieses Projekt aber zunächst auf Eis, erst 1941 wurde entschieden, das Thema neu anzugehen, auch auf Betreiben von Lon Chaney jr.,. der sich sehnlichst wünschte, eine der berühmtesten Rollen seines Vaters übernehmen zu dürfen, aber von Universal (man ist versucht zu sagen „gottlob“) nie ernsthaft in Erwägung gezogen wurde. Nachdem das Horror-Genre, nicht zuletzt durch Universals Endlosserien, eindeutig in die B-Schiene gerutscht war, dafür aber über die Hintertür des „romantischen Melodrams“, die „Gaslight“-Filme, in entschärfter Form wieder salonfähig wurde, entschied sich Universal, das „Phantom“ auf diese Weise anzugehen. Nachdem man zunächst versuchte, Charles Laughton zu gewinnen, der für RKO in einer Neuverfilmung des „Glöckners“ phänomenale Erfolge gefeiert hatte, und die mittlerweile üblichen Probleme mit Drehbuchfassungen und Besetzung durchstand, wurde schließlich Claude Rains als Phantom verpflichtet. Rains war durch Universals „Unsichtbaren“ zum Star geworden, hatte gerade einen Vertrag mit Warner beendet, stand zur Verfügung, insistierte aber darauf, kein extensives Horror-Make-up tragen zu müssen (er befürchtete, auf Horrorfilme festgelegt zu werden). George Waggner, dessen extrem billige B-Movies sich für Universal als lukrative Geldscheffler erwiesen hatten, bekam den Job des Produzenten, zum Regisseur wurde Arthur Lubin bestimmt, ein Vertragsregisseur des Studios, der alle Genres drehen konnte und sich durch einige Abbott-&-Costello-Komödien einen guten Namen gemacht hatte. Außerdem wurde entschieden, dass der Film in Farbe gedreht werden sollte, es war erst der zweite Farbfilm, den das Studio produzierte. Die Kosten beliefen sich am Ende auf offizielle 1,75 Mio. $, Regisseur Lubin meinte, dass 1,25 Mio. $ näher an der Sache liegen – egal, welche Zahl stimmt, es war für das notorisch geizige Studio (man darf nicht vergessen – Universal spielte in dieser Ära trotz aller Publikumserfolge in der zweiten Liga hinter den Branchenführern MGM, Fox und Warner) eine immens teure Prestigeproduktion, obwohl man durch Set-Recycling (natürlich hauptsächlich durch die allerdings überarbeitete legendäre „Stage 28“, einen originalgetreuen Nachbau des Interieurs der Pariser Oper, entstanden für die 1925er-Verfilmung, und immer noch im Gebrauch) und (noch zu würdigend) bei der Musik Geld sparte, wo man konnte.

Die Mühe lohnte sich – trotz eher mäßig erfolgreicher Testvorführungen und Kritiken, die die technischen Aspekte stärker herausstellten als die Qualität der Geschichte, wurde das „Phantom“ zu einem Moneymaker für Universal, so dass das Studio bereits vier Tage nach der Premiere ein direktes Sequel mit gleichem Cast und gleicher Crew ankündigte: „The Climax“. Da Rains aber inzwischen wieder bei Warner unterschrieben hatte, wurde das Projekt schließlich eher ein studioeigenes Rip-off, in dem Boris Karloff hinter Susanna Foster her war, und floppte.

Nun aber zum „Phantom“ – der Film wurde, eigentlich erwartungsgemäß, kein Horrorfilm, auch aufgrund von Eingriffen der Zensoren, die darauf bestanden, dass z.B. der Mord an Biancarolli und ihrer Zofe off-screen stattzufinden hatte. Ein anderes Hindernis auf dem Weg zum wirklichen „scary horror“ war Rains strikte Weigerung, sein schon auf seinen Wunsch auf ein Minimum zurückgefahrenes Make-up, den ganzen Film über zu tragen – er bestand auf die Maske, die mittlerweile aber zum festen Bestandteil des Phantom-Mythos geworden ist. Da auch Co-Autor John Jacoby, der seine Drehbuchfassung 1941 begonnen hatte, der Ansicht war, das Publikum wolle keinen „übernatürlichen Horror“ mehr sehen, machte man aus der Not eine Tugend und konzentrierte sich auf die melodramatischen und romantischen Aspekte der Story, was, wie gesagt, auch durchaus dem Zeitgeist entsprach – schließlich befand man sich im Krieg und wollte das Publikum mit „escapist fare“ vom alltäglichen Horror ablenken (Regisseur Lubin mochte diesen Ansatz gar nicht und meckert, er müsse einen „Horrorfilm ohne Horror“ drehen, überlistete aber wenigstens Claude Rains, der sich sogar in der Finalszene close-ups seines entstellten Gesichts verboten hatte, und drehte einige Szenen mit einer versteckten zweiten Kamera. Lubin meinte auch, Universal hätte eigentlich keinen Horrorfilm, sondern ein Musical gewollt). Zusätzlich spickte man die Geschichte mit komödiantischen Elementen, die wider Erwarten hervorragend funktionieren, ohne klassische comic-relief-Charaktere bemühen zu müssen. Für den Humor sorgt die „Chefetage“ der Pariser Oper (speziell Dirigent Villeneuve hat einige verdammt trockene Lines) und besonders die elegant „for laughs“ gespielte Rivalität zwischen Raoul und Anatole, die einige wirklich köstliche Szenen bietet (und einen hübschen Schlussgag).

Trotz des weitgehenden Verzichts auf vordergründigen Horror entwickelt sich das Script durchaus spannend und schlüssig – mit Ausnahme der Motivation des Phantoms, die in der Endfassung auf eine schlichte romantische Liebesbeziehung deuten lässt, wobei natürlich der Altersunterschied zwischen Claudin und Christine auffällig ist. Im shooting script, das auch so gefilmt wurde, war Claudin allerdings Christines Vater, der einst Frau und Kind verlassen hatte, um seine Musikerkarriere zu verfolgen, und nun reuig heimlich Christines Karriere protégiert. Den Universal-Bossen war es so, als deute diese Variante ein latent inzestuöses Verhältnis an, weswegen der komplette Subplot (dem Vernehmen nach fast eine ganze Stunde) ersatzlos gestrichen wurde. Zum Wohle des Films an sich, aber es reduziert eben des Phantoms Motivation auf eine schlicht sexuelle; zweifellos ein gangbarer Weg, aber auch der „einfache“, wenn man so will; wie gesagt, es schadet dem Film nicht, ebensowenig wie einige kleinere Logiklöcher (was glaubt Christine eigentlich, wer ihre Gesangsstunden bezahlt? Wie kann das doch eher schmächtige Männlein Claudin sich ein gut ausgestattetes Refugium in den Katakomben einrichten?).

Filmisch zeigt sich das „Phantom“ auf höchstem Niveau – obwohl Lubin „nur“ ein Auftragsarbeiter war, der selbst keinerlei Ambitionen hatte, ein „auteur“ zu sein, liess er dies keinesfalls seiner Arbeitsweise anmerken. Der Film ist ungeheuer sorgfältig und detailfreudig inszeniert, wobei dem Regisseur natürlich die großartige Ausstattung und die fantastischen Sets, die dem Film folgerichtig einen seiner zwei Oscars einbrachten, zugute kommen, ebenso die hervorragende Farbfotografie von Hal Mohr und W. Howard Greene (wobei Mohr dem Vernehmen nach den Löwenanteil zu verantworten aht), die einige herausragende crane-shots, die so mancher aktuellen Produktion gut zu Gesicht stehen, beinhaltet und völlig zu Recht mit dem zweiten Oscar belohnt wurde (in zwei weiteren Sparten wurde der Film nominiert, allesamt aber technische Kategorien). Trotz der für Universal-„Horror“ beinahe epischen Laufzeit von 89 Minuten und einiger „show-stopper“ im eigentlich stilistisch negativen Sinn durch die Opernnummern treibt Lubin die Geschichte flott voran – die Comedy-Elemente wirken nicht aufgesetzt, sondern tragen zur Story und zur Entwicklung der Charaktere bei. Die „Spannungselemente“ können trotz ihrer zurückhaltenden Inszenierung überzeugen – das Phantom tritt von seinem „Entstehen“ bis zum Mord an Biancarolli nur als Schatten in Erscheinung, das Finale in den alptraumhaften Katakomben lässt sogar ein gewisses expressionistisches Flair aufkommen, hier erweisen sich Production Design und Kameraführung als kongenial.

Eine Herausforderung im technischen Sinne war hauptsächlich die für jeden „Phantom“-Film essentielle Kronleuchter-Szene – sie ist ausgezeichnet gelungen und toll gefilmt (man mag sogar dafür dankbar sein, dass eine eigentlich geplante Szene, in der man explizit sehen sollte, wie der Kronleuchter auf das Publikum stürzt, nicht gedreht wurde, weil der Kronleuchter-Dummy in einem misslungenen Take beschädigt wurde). Das Jack-Pierce-Make-up des säureentstellten Gesichts des Phantoms ist, wie gesagt, auf Rains‘ Wunsch „entschärft“, aber kompetent.

Das „Phantom“ wird gern kritisiert, mehr ein Opern- denn ein Horrorfilm zu sein, was sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen und im Sinne des Studios war. Eine gewisse Affinität zu Opernmusik ist also schon mitzubringen, nicht weniger als drei Opernszenen gibt es zu „überstehen“ – die sind aber ebenfalls großartig choreographiert und inszeniert, so dass auch Opernmuffel diese durchaus überleben können (und im DVD-Zeitalter kann man im Zweifel ja problemlos vorspulen…). Wie gesagt, die Universal Studios waren immer chronisch geizig, deswegen wollten die Bosse ungern teure Tantiemen bezahlen, ganz abgesehen davon, dass aufgrund der Kriegswirren europäische Copyright-Inhaber oft gar nicht oder nur extrem schwer zu kontaktieren waren. Nach vielen Irrungen und Wirrungen entschied man sich schließlich, größtenteils auf Material zurückzugreifen, das in den USA im Public Domain stand – von Flotows Oper „Martha“, in der Eröffnungsszene verwendet, ist die einzige legitime zu hörende Oper, für die beiden anderen Szenen wurden geschwind Librettos auf instrumentale Klassik geschrieben – der fiktiven Oper „Liebe und Ruhm“ liegen urheberrechtsfreie Chopin-Stücke zugrunde, für die russische Oper zur Klimax kaufte Universal die Rechte an einer Tschaikowsky-Symphonie. Nelson Eddy und Susanna Foster singen ihre Parts selbst, Jane Farrar und Nicki Andre („Star“ der russischen Oper) wurden gedubbt.

Zu den Schauspielern – zu Claude Rains‘ illustrer Karriere habe ich mich in den Reviews zum „Unsichtbaren“ und zum „Wolfsmenschen“ bereits ausgelassen. Seine Interpretation des Phantoms ist die einer tragischen, mitleidserregenden Gestalt, die man trotz seiner Untaten (und dem Faktum, dass der Auslöser eigentlich nur auf einem Missverständnis seinerseits beruht) nicht verurteilen kann. Es ist daher auch nur konsequent, dass das Phantom zwar nicht überleben darf, aber nicht von der Hand eines der „Helden“ stirbt. Rains, der ironischerweise nach dem „Unsichtbaren“ wieder in einer Rolle agiert, in der größtenteils nicht wirklich zu „sehen“ ist, arbeitet wieder gekonnt mit seiner Stimme; eine weitere große Performance des multiplen Oscar-Nominenten.

Die achtzehnjährige Susanna Foster kam bereits als Zwölfjährige nach Hollywood zu MGM – ihre Mutter, überzeugt vom Gesangstalent ihrer Tochter, förderte ihre Karriere. Foster war allerdings ein eigensinniges Köpfchen und spielte nicht alles, was man ihr vorschlug, weswegen ihre Filmographie mit 12 Filmen recht bescheiden ausfällt. Foster erweist sich nicht nur als gutaussehend und fähige Schauspielerin, sondern auch als Sängerin mit außerordentlicher Stimme – sie erreicht (was Klassik-Freunden etwas sagen wird) das „G“ über dem hohen „C“, was sie natürlich zur idealen Besetzung der Christine macht.

Nelson Eddy war bereits ein Top-Star (und kassierte dafür auch das Top Billing) – in einer Serie von Musicals an der Seite von Jeanette McDonald hatte er enorme Erfolge gefeiert (die beiden waren eines der frühen Hollywood-Traumpaare, was soweit ging, das viele Zuschauer die beiden für ein echtes Paar hielten, eine Anekdote dazu findet sich im Review von Frankenstein meets the Wolf Man). Nach der Trennung von McDonald befand sich seine Karriere auf dem leicht absteigenden Ast und Eddy erhoffte sich ein Comeback durch die Rolle im „Phantom“. Obwohl er sie ausgezeichnet spielt und in den Szenen mit Edgar Barrier tolles komödiantisches Geschick beweist, stellte sich der persönliche Karriereerfolg nicht ein und Eddy musste sich damit begnügen, als Sänger über die Bühnen der Welt zu tingeln.

Edgar Barrier (Raoul) gehörte zur „Mercury Theatre“-Gruppe von Orson Welles, wurde von Hollywood „entdeckt“ und spielte u.a. in „Arabian Nights“ und „Tarzan and the Leopard Woman“, wurde aber auch von seinem Mentor Welles in „Macbeth“ eingesetzt. Seinen Raoul gibt er mit der richtigen Mischung aus Schneid, Romantik und Komik.

Die Nebenrollen wurden mit routinierten Charakterdarstellern wie J. Edward Bromberg („Invisible Agent“, „Son of Dracula“), Firtz Feld („Silent Movie“, „Leoparden küsst man nicht“), Frank Puglia („Brute Force“, „20 Million Miles to Earth“, „Girls! Girls! Girls!“) ausgezeichnet besetzt. Den alten Komponisten Franz Liszt spielt Shakespeare-Darsteller Fritz Leiber, der in Filmrollen u.a. in „A Tale of Two Cities“ und der Laughton-Version des „Glöckners“ zu sehen ist.

Bildqualität: Wieder einmal heisst es den Hut vor Universal zu ziehen – der 4:3-Vollbild-Farbprint von „Phantom der Oper“ sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Nur minimalste Defekte stören den Filmgenuss (und das nicht wirklich) – die Farben sind brillant, die Schärfewerte für einen über 60 Jahre alten Film bemerkenswert gut, der Kontrast ausgezeichnet, die Kompression wunderbar. Da findet selbst der eifrigste Korinthenausscheider kaum was zu kritisieren…

Tonqualität: Ähnliches gilt für den sehr guten englischen Audio-Track, den ich, schon allein wegen Rains‘ einprägsamer Stimme, stets der natürlich vorliegenden deutschen Synchronfassung vorziehen würde. Die Sprachqualität ist beinahe perfekt (minimale Abstriche sind zu machen, es knarzt manchmal ganz leicht), die Qualität der Musik ist nicht ganz soo gut, aber immer noch exzellent. Nö, auch da werde ich nicht meckern.

Extras: Auch bei den Extras gibt’s keinen Grund zur Beschwerde. Neben dem üblichen Trailer und der Fotogalerie bietet Universal eine über fünfzigminütige Dokumentation, die sich nicht nur auf die 1943er-Adaption versteift, sondern auch ausführlich die beiden Chaney-Versionen (1925 und 1930) sowie die von Universal in den USA vertriebene Hammer-Fassung von 1962 beleuchtet. Unter den Interviewten befindet sich auch Susanna Foster selbst. Filmhistoriker Scott McQueen spricht einen interessanten, wenn auch etwas sprunghaften Audiokommentar.

Fazit: Für meinen Geschmack ist das Universal-„Phantom“ verdammt nahe dran am perfekten Film. Ein wenig mehr Horror und ein wenig weniger Oper und es gäbe absolut nichts, was man an dieser sicherlich trotzdem definitiven Filmfassung des Stoffes noch verbessern könnte. Drama, Thrill und Comedy finden hier zu einer perfekt aufeinander abgestimmten Einheit zusammen; im Verbund mit der opulenten Ausstattung, für die das englishe Wort „lavish“ förmlich erfunden wurde, und den wunderbaren darstellerischen Leistungen entwickelt sich „Phantom der Oper“ zu einem wahren Genuss für den Filmfreund. „Horror“ ist das aber natürlich nicht…

4,5/5
(c) 2006 Dr. Acula


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