Das MI8-Projekt

 
  • Deutscher Titel: Das MI8-Projekt
  • Original-Titel: Human Error
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  • Regie: Clyde Ware
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    John Farley (Rod McCary)
    Charlotte Holt (Suzanne Wouk)
    Phil Martins (Joe Estevez)
    Lorraine Venture
    Eric Show
    Rob Carrison
    Susan Dorff
    Vincent Cobb
    Lynn Tanner
    Pepe Serna


Vorwort

Auch wenn der Filmgeek es sich selbst in schwachen Stunden kaum eingestehen mag – es gibt sie, die Filme, von denen man trotz zwanzig Jahren bewussten Filmkonsums, quasi pausenlosem Stöbern im Internet und Lesen von Sekundärliteratur en masse noch nie im Leben was gehört hat. Und wenn einem solch ein Streifen im Ramschverkauf des Videodealers über´n Weg läuft, siegt dann meist doch die (quasi berufsmässige) Neugier über die Erkenntnis, dass es vermutlich schon seine Gründe hat, wieso einem der Titel des Films nichts sagt. So ging´s mir denn auch Anfang der Woche beim Albert-Pyun-Einkaufstrip, der Euch schon Adrenalin bescherte – um in den Genuss eines Sonderangebots zu kommen, brauchte ich neben den zwei schon ausgesuchten Videos noch einen dritten Titel und Das MI-8 Projekt klang irgendwie… interessant. Und immerhin erkannte ich einen Namen wieder – Joe Estevez, unbekannter Bruder von Martin Sheen (und damit Onkel von Charlie und Emilio Estevez), der mit seinem Namen schon so manchen Heuler wie Dark Universe oder ganz jüngst Zombiegeddon veredelt hat. Ausserdem erinnerte ich mich noch daran, dass UFA-Videos in den Urzeiten des Videomarktes, wenn´s nicht gerade Prestige-Titel waren, meist für genuines low-class-Entertainment bürgten. Damit war die Auswahl getroffen und ich musste damit leben – and now I´m venting over to you…


Inhalt

Zu den ersten Titel-Einblendungen hören wir (da sich on screen ausser weisser Schrift auf schwarzem Grund nix tut) ein Senatshearing, in dem ein Senator einen Admiral ausquetscht, ob er je in seinem Leben von einem General Gilford, einer Dr. Benson oder einem Major Sanchez gehört habe – der Admiral hat nicht (kann ich ihm nicht verdenken, glaub´ nicht, dass jeder Navy-Fuzzi jeden Army-Fuzzi persönlich kennt). Die Verteidigung (oder wer auch immer) beantragt eine Pause und die Anklage (oder wer auch immer) stimmt zu, sofern als nächster Jack Farley in den Zeugenstand gerufen wird (und wir Cleverles haben uns natürlich schon zusammengereimt, dass dieses Hearing untersucht, was wir im Kommenden erst noch sehen werden). Es folgen zu den restlichen Titeln ein paar s/w-Fitzel aus den things to come (wie Stammleser wissen, schätze ich dieses Stilmittel überhaupt nicht – wer seine Zuschauer schon in den ersten drei Filmminuten damit bei der Stange halten muss, dass er vermeintlich aufregende Szenen von viel später einbauen muss, hat wohl nicht viel Vertrauen in seine Story und Erzählstruktur).

Our film proper eröffnet damit, dass Oberschwester Val (Typ Drachen) und Unterschwester Charlotte (Typ attraktives Babe, naja, halbwegs) in einem Krankenzimmer über den schlafenden und laut Val „delirierenden“ Patienten Mr. Klein wachen – der soll angeblich Krebs im Endstadium haben und jegliche Behandlung wäre vergebene Liebesmüh und sinnlose Vergeudung von Rohstoffen. Just als Val und Charlotte dem vermeintlich Terminalen eine Injektion ungewissen Inhalts verabreichen wollen, kommt der zu sich und stammelt den Namen „Jack Farley“ als den seinen (abgesehen davon, dass er laut Credits John heisst – aber Jack und John sind ja fast das gleiche und wenn einer ein paar Tage im Koma herumgesiecht hat, kann er ja schon mal seinen Vornamen vergessen oder verwechseln, gelle). Charlotte spricht ein paar salbungsvolle Worte und haut ihm dann die mit einem heftigen Sedativ versehene Spritze in den Arm, so dass Jack/John/Mr. Klein sanft entschnorchelt, wo er einen Flashback träumt (stilvoll in s/w) – er sitzt diversen NASA-Koryphäen, darunter seinem alten Kumpel Phil Martins, gegenüber, plus einigen Typen, die einer geheimnisvollen Organisation namens „Defcon“ (sehr subtil, dieser Name) und hat diesen offenbar gerade erfolgreich sein Design für eine „Kuppel“ verkauft, die sich bei zukünftiger Weltraumforschung als Standardmodell extraterrestrischer Kolonisation bewähren soll und die man testhalber schon mal auf der guten alten Mutter Erde errichtet hätte. Martins, dessen NASA-Kollege Simms und Gilford, der Chef der Defcon-Truppe, überreden Farley, den angedachten 90-Tage-Testlauf doch der Einfachheit halber selbst mitsamt der eigenen Familie zu absolvieren – wüsste der gute Farley, dass er sich in einem B-Film befindet, wüsste er auch, dass das eine verdammt schlechte Idee ist…

Wir werden noch sehen warum, aber erst mal wacht uns´ Held in seinem Krankenbettchen wieder auf und sieht ins strahlende Antlitz (naja) von Charlotte, die sich anstelle ihres Schwestern-Outfits in ein schickes Militär-Kostüm geworfen hat und uns damit verdeutlicht, dass er nicht im General Hospital oder in der Schwarzwaldklinik, sondern in einem Etablissemang der Uniformträger (und damit Evil Inc.) befindet. Farley fleht sie an, ihm keine Injektionen mehr zu verpassen, da er der festen Überzeugung ist, von den powers-that-be am „Denken“ gehindert zu werden, und ohne die Drogen fühle er sich wesentlich besser als mit. Als Val mit Dr. Benson (hint-hint) auftaucht, versucht Charlotte, dies ihren Vorgesetzten zu verklickern, läuft aber heftigst auf, im Gegentum, Dr. Benson ordnet die Verdoppelung der Dosis an, da der Patient ihr „zu unruhig“ ist. Charlotte ahnt, dass da was faul ist und injiziert die verordnete Dosis statt dem Patienten lieber dem Bettlaken. Am nächsten Tag ist Farley schon deutlich erholter und gesünder und bereit, Charlotte seine Geschichte zu erzählen, auf das sie ihm dabei behilflich sei, die gastliche Stätte umgehend verlassen zu können… womit wir wieder in den Plot einsteigen.

Die Farley-Familie sitzt also am Frühstückstisch und beratschlagt, da Papa Farley basisdemokratisch veranlagt ist, ob die Offerte angenommen werden soll. Auch wenn Teen-Tochter Paula neunzigtägige Trennung von Freundinnen und Clique für die übliche „gesellschaftliche Katastrophe“ hält, wird der temporäre Umzug beschlossen und verkündet (zumal Farley sich bei Konzentration auf das Wesentliche, auch wenn Fernsehen und Radio zur Verfügung stehen werden, eine Verbesserungen der schulischen Leistungen seiner Sprösslinge, neben Paula gibt´s noch den zwei-drei Lenze älteren Sohn Randy, erhofft). So packen die Farleys also ihren halben Hausrat zusammen und lassen sich von Gilford nebst seiner Wagenkolonne (immerhin vier Stück) per stundenlanger Autofahrt in die Wüste verfrachten (und beinah kommt einem der Film ebenso stundenlang vor an dieser Stelle – sogar die Pinkel- und Essenspausen werden uns nicht vorenthalten). Endlich am Ziel angekommen (und glaubt mir, dass ich hier bestimmt zehn Minuten rausgekürzt habe), wird die Farley-Familie (das Eheweib hört im übrigen auf den Namen Jesse) minus Jack, der´s als Konstrukteur des Dings natürlich weiss, etwas dadurch überrascht, dass sich anstelle der erwarteten Kuppel (lustig ist übrigens, dass sich die deutsche Synchro etwas uneins ist und die Kuppel in der ersten Filmhälfte ebenso tituliert und dann in der zweiten Halbzeit konsquent als „Dom“ [natürlich von „dome“, dem englischen Wort für Kuppel und im Deutschen doch ein wenig deplaziert] bezeichnet) nur ein Fahrstuhl (von beinahe Star-Trek-Original-Serien-Qualität) nach unten anfindet – jup, die Anlage ist unterirdisch und zwar in einer riesigen Höhle angelegt – laut Jack Farley beabsichtigt, denn wenn man die Teile mal auf fremden Planeten aufstellt, sollen die Gesteinsschichten zusätzlichen Schutz für die potentiellen Kolonisten bieten (warum man dann aber nicht gleich einfach ins Gestein fräst und sich die Umstände macht, einen Hohlraum anzulegen, um in selbigen eine Kuppel reinzustellen, verrät uns der Film nicht). Gilford weist darauf hin, dass das Projekt ausgesprochen und ultrasupergeheim ist („offiziell“ deswegen, damit kein öffentlicher oder politischer Erfolgsdruck herrscht) und deswegen Paula auch – zu ihrem gesteigerte annoying-teen-Leidwesen – kaum mit ihren Freundinnen telefonieren darf. Nach einer improvisierten Einzugsfe^te mit Champagner (gut ausgerüstet ist die Kuppel, deren Interieur im übrigen ein stilechtes US-WASP-middle-class-Einfamilienhaus ist, d.h. ziemlich geschmacklos, und das sogar Fenster aufweist – angeblich, um die Bewohner nicht zu deprimieren, aber ich frag mich, was deprimierender ist – keine Fenster oder Fenster, hinter denen´s permanent schwarz ist, weil „draussen“ nun mal nix mit Licht ist) ziehen die diversen Würdenträger nach Verkündung der Überwachungsregeln (alle Räume werden kameraüberwacht, aber die Bewohner können diese Kameras nach eigenem Gusto ein- und ausschalten, so dass die Intimsphäre gewahrt bleibt) gen Mission Control ab und für unsere Family beginnt der Ernst des Forscherlebens, sprich die drei Monate ganz alleene.

Zunächst ist alles easy und flockig, denn für Randy hat sogar seine halbnackten Pin-up-Girls an die Zimmerwände geklebt und Paula findet ihren Schmuseteddy auf dem Bett, Jesse ist von der Behausung sogar hellauf begeistert: „Warum hast du nicht auch unser Haus entworfen?“ „Weil wir es uns nicht leisten können,“ spielt Jack den Angeber. Obwohl Jack ein wenig pikiert ist, dass NASA und Defcon wohl in seiner Vergangenheit rumgeschnüffelt haben (Major Sanchez, einer der Defconler, hat darauf hingewiesen, zur gleichen Zeit wie er in Nam gedient zu haben – naja, so erstaunlich find´ ich das nun wieder nicht, schätze schon, dass sich eine halbwegs ordentlich geführte Behörde über den Lebenslauf ihrer Experten/Testkandidaten informiert), was ihn aber nicht daran hindert, ziemlich notgeil zu sein und sein Weibi ins Bett zu tragen…

Der gefriergetrocknete Konzentratfrass kommt am Frühstückstisch zwar nicht sonderlich an, mangels frisch zubereitbarer Alternativen würgt man sich den Mampf aber rein. „Zuerst war es nicht so schlimm, wir waren sogar ziemlich gut drauf,“ protokolliert Farley als Narrator des Ganzen (wir erinnern uns, er erzählt die Story gerade Charlotte). Ab und zu gibt´s zwar gelben Alarm (in jedem Zimmer hängen drei Kontrollleuchten – grün: alles okay, gelb: kleiner Wurm im System, rot: real trouble), aber das waren alles nur kleinere Feinjustierungsgeschichten, die Jack vom eigenen Kontrollpult aus in den Griff bekommen konnte. Die Family schlägt die Zeit tot, indem sie „Trivial Pursuit“ spielt (ach, das erinnert mich an früher) und die Überwacher aus Mission Control geizen nicht mit sachdienlichen Spiel-Hinweisen. Plötzlich rumpelt´s und ein hässliches Geräusch erklingt, doch das war „nur“ ein „Meteoritenschauer“ (!?), den man der besseren Wirkung wegen den Probanden nicht vorher angekündigt habe („macht im Weltraum ja auch keiner“ – hm, war der nun faked oder wie?) Eine kleine eingeblendete Countdown-Uhr verrät uns fürderhin gelegentlich, wie lange es noch zum Punkt X ist (ob der Punkt X nun das Ende der 90-Tages-Frist ist oder der Zeitpunkt der kleinen fiesen Schelmerei, die Gilford und seine Defconler zweifellos noch vorhaben werden, bleibt unbeantwortet – ich dachte eigentlich anfänglich an ersteres, aber die Ereignisse sprechen eine andere Sprache). Simms erkundigt sich, ob die Farleys körperlich auf der Höhe sind, aber abgesehen von einiger akuter Langeweile geht´s allen Versuchskaninchen noch gut (und das mit der Langeweile kann ich allmählich nachvollziehen). Erster Lichtblick hinsichtlich zukünftiger Spannungsentwicklung (aber nicht ein solcher für die Farleys) – wir erfahren, dass Gilford das Geschehen in der Kuppel mit Geheimkameras auch dann weiterverfolgen kann, wenn die Bewohner derselben die „offiziellen“ Kameras abschalten (und ich denke nicht, dass er das wegen der kommerziellen Auswertung der hidden-cam-Heimpornos von Jack und Jesse macht, obwohl er sich diese scheinbar hingebungsvoll ansieht). Bei noch 26 Tagen to go stellt sich laut Jacks Narration doch ein gewisser Lagerkoller ein – „wir stellten fest, dass wir die Kameras öfter aus- als anschalteten“. Neun Tage vor Ultimo macht sich der Koller bei Sohnemann Randy derart bemerkbar, dass er mit seinen Pin-up-Postergirls eine Art erotischen Balztanz aufführt und mit der lautstarken sonoren musikalischen Untermalung Paula auf die Nerven geht. Gilford, being big brother and stuff, verklickert Simms dennoch, dass der Plan wie, äh, geplant am Sonntag um 23 Uhr umgesetzt werden soll.

Drei Tage vor Buffalo… ein konspiratives Parkplatzmeeting zwischen Gilford und Benson, jeweils in Begleitung wenig vertrauenserweckender Gestalten, findet statt, der Sonntags-Termin wird allgemein bestätigt. Noch zwei Tage (ist das in Echtzeit gedreht?) – Jack steigt mal wieder mit Jesse in die Federn, sexmaniac, elender.

Sonntag, kurz vor 23 Uhr… zu Simms Überraschung taucht Phil in Mission Control auf, obwohl er eigentlich nach Houston delegiert war. Simms bemüht sich nach allen Regeln der Kunst (und so unverdächtig, dass einem normal denkenden Menschen ein ganzer Weihnachtsbaum an Warnlampen aufgehen sollte), den Kollegen wegzuscheuchen, bis sogar Phil auffällt, dass seine Präsenz offensichtlich aus unerfindlichen Gründen unerwünscht ist. Wird auch gleich sehen warum, der Jung – in der Kuppel belfert plötzlich zum Entsetzen der jeweiligen Farleys der rote Alarm los, Gas strömt durch die Lüftungsschlitze der Räume. Phil ahnt übles, aber Simms beruhigt: „Gilford hat das alles geregelt!“ So z.B. auch die Atombombenexplosion, die sich vor Phils entzündetem Auge im Testareal abspielt… Phil bleibt fast die Spucke weg, erst recht, als Simms versehentlich rausrutscht, dass „General“ Gilford die Aktion geplant habe (Phil ist also damit offiziell der wohlmeinende, nur seiner Forschung verpflichtetete Wissenschaftler, während Simms ein verdammenswerter Militärkollaborateur ist. Hm, ob Phil den Film überleben wird?). Nach anfänglicher Panik kippen die Farleys in ihren respektiven Räumlichkeiten bewusstlos um, als letzten erwischt es Jack, der sich im „Keller“ in seinem Arbeitszimmer aufgehalten hatte. Kaum sind alle k.o., entert ein ABC-Trupp die Kuppel und schleppt die Bewusstlosen ab. Zeit für ein wenig Exposition, oder? Dafür ist der General selbst zuständig, der dem mächtig sauren Phil nicht nur erklärt, dass die Farleys nicht wie von ihm vermutet über´n Jordan gegangen sind, „ganz im Gegenteil“ (so sieht´s nu aber auch nicht aus). Sinn der Übung sei nämlich die Verstrahlung der Farleys von Anfang an gewesen, damit Dr. Benson ihr neues Anti-Radioaktivitäts-Serum am lebenden Objekt ausprobieren kann – „Sie sind Pioniere des dramatischten medizinischen Durchbruchs!“ jubiliert Gilford , aber Phil teilt den Enthusiasmus aus Gründen persönlicher Verbundenheit mit Jack und generellen Gewissensbissen nicht – denn ihm ist klar, dass derjenige, der ein solches Anti-Strahlungs-Serum besitzt, zukünftig ohne grössere Bedenken mit Atomwaffen um sich schmeissen könnte. Gilford, gerade wirklich in bester Redelaune, platzt auch damit heraus, dass die Regierung mit der Sache nichts zu tun habe, man habe die offiziellen Behörden „umgangen“, da er ein paar Strippen gezogen und Connections ausgenutzt habe (obwohl er sich brüstet, zwar kein richtiger General mehr zu sein, aber für spezielle Operationen noch eingesetzt zu werden, von wem auch immer). Den Farleys drohe keine Gefahr, sie seien schon zur Behandlung in einer geheimen Fazilität, und man habe sie lediglich „eingeschläfert“, damit Benson und ihrem Team das Leben mit ruhiggestellten Patienten leichter gemacht wird. „Sie werden auch kooperieren,“ ist sich Gilford drohenderweise sicher. „Darauf würde ich nicht zählen,“ knurrt Phil und zieht erst mal Leine.

Ganz interessant ist übrigens die Tatsache, dass wir uns nominell und logisch noch in Farleys Erzählung befinden, er diesen ganzen eben gesehenen Krempel aber schlichtweg nicht wissen kann, von wegen ohne Bewusstsein und abgeschottet usw. Naja, irgendwann muss man dem Zuschauer wohl sagen, was Sache ist, obgleich es vielleicht interessanter gewesen wäre, Farley alldies erst im weiteren Filmverlauf herausfinden zu lassen. Auch schon zu spät. Charlotte ist sich nicht sicher, ob ihr Patient alle Latten am Zaun hat, aber sie verspricht ihm zumindest, dass er keine weiteren Drogeninjektionen erhalten wird, ansonsten brauche er Ruhe (das sagen sie alle). Gilford shreddert dieweil schon seine Akten – mir deucht, das Projekt ist nicht ganz nach seinem ausgeklügelten Plan verlaufen. Und in der Tat, als am nächsten Tag Farley Charlotte erneut zur Fluchthilfe drängt, da er dringend wissen will, was mit Weib & Kindern ist, rückt die Nurse mit der Sprache raus – am Tag, als er eingeliefert wurde, kamen auch zwei Frauen und ein junger Mann an – nur dummerweise dead-on-arrival. „Ich wusste, dass sie nicht überleben würden“, schluchzt der am Boden zerstörte Jack (? Wohl Synchro-Goof – sinnrichtig sollte das wohl „Ich wusste, dass sie es nicht überlebt haben“ heissen… in der gewählten Form impliziert der Satz, dass Jack Bescheid wusste). Seinen Fluchtwillen allerdings hat die Hiobsbotschaft nicht gebrochen, jetzt-erst-recht-Stimmung ist angesagt. „Sie kommen hier nie raus,“ meint Charlotte, „aber WIR vielleicht!“ Na, da hat sich doch ein Fluchthelferlein gefunden. Und dafür, dass wir´s angeblich mit einer ultra-top-secret-streng-geheimen-super-duper-Militär-Einrichtung zu tun haben, gestaltet sich die Flucht nu wirklich wie pipifax. Charlotte „verwandelt“ Jack in einen absolut unauffälligen Patienten mit Kopfverband und Tropfer und scheucht in durch die Gänge, der einzige Arzt/Pfleger/Security-Heinz, der sich unserem Heldenduo bewaffnet in den Weg stellt, wird von Jack niedergerungen (! – eine Woche wurde der Kerl bewusstlos gehalten und jetzt kämpft er mit einem fitten Kontrahenten… andererseits, okay, ich hab auch gefressen, dass Uma Thurman nach vier Jahren Koma auf Rachefeldzug geht) und Charlotte gibt ihm mit einer Spritze den (möglicherweise tödlichen) Rest. Weitere Sicherheitsmassnahmen sind sichtlich im Militärbudget nicht vorgesehen (kein Wunder, dass Dubjah den Militärhaushalt erhöht hat, das ist wirklich zu einfach), und so schwingt sich das Paar ins Auto und düst direktemang zu Phil. Der ist natürlich geplättet, den totgeglaubten Kumpel (hm, wieso meint Phil, dass Jack tot ist? Laut Gilford geht´s den Farleys doch prima, oder hat der General die Parole „alle sind hin“ schon ausgegeben?) leibhaftig vor sich zu sehen, aber zur Wiedersehensfreude besteht kein Grund zur Veranlassung, denn Jack ist zunächst mal der Ansicht, in seinem alten Buddy einen potentiellen Bösmann & Fiestuer vor sich zu haben. Phil beteuert seine Unschuld und spuckt aus, was er an Informationen hat – viel ist es nicht, was er weiss, nur, dass NASA und/oder Defcon ursprünglich vor hatten, die Kuppel NACH dem Farley-Testlauf mit Getier zu bevölkern und dieses zu nuken, damit Benson was zu doktern hat. „Benson ist eiskalt,“ steuert Charlotte zum Thema bei und widerspricht der von Jack aufgestellten These, M1-8 (so nennt sich die Army-Anstalt, der er soeben entfleucht ist… man beachte „M1-8“, nicht „MI-8“, wie der Titel des Films behauptet) sei ein Tötungszentrum, nicht (hm, wenn sie sowas weiss bzw. vermutet hat – wie vereinbart man das als Krankenschwester von Welt mit seinem Gewissen? Spielt jede Nurse gern den Todesengel? Scheint öfter vorzukommen als man glaubt!).

Der anschliessende Kriegsrat bringt ans Licht, dass die NASA oder wer auch immer Phil noch für den selben Tag nach London gebucht hat – man will ihn weit vom Schuss halten. Charlotte glaubt irrationalerweise, immer noch Zugang zu den M1-8-Akten zu haben (dabei hat man sich dort sicher schon ausgerechnet, wer Jack zur Flucht verholfen hat… dass Frauen immer so dämlich sein müssen), Phil empfiehlt den beiden, sich ein Motel zu suchen, auszupennen und am nächsten Tag telefonisch mit ihm Kontakt aufzunehmen. Dann müsse man sich überlegen, wie man Beweise für das schändliche Tun Gilfords, die man an die Medien geben könnte, sammeln kann. So wird´s getan.

Nach einer eher drögen Sequenz im Motel besuchen wir Simms in Mission Control. Der allerdings macht einen dahingeschiedenen Eindruck – er hängt nämlich tot über seinem Schreibtisch, neben ihm eine Dose Tabletten. Und dass er die nicht unbedingt freiwillig eingenommen hat, verrät uns der finstere Blick von Gilfords sinistren Killer. Tja, da ist einer dabei, alle Spuren zu beseitigen. Als Jack und Charlotte am nächsten Abend bei Phil vorfahren, sind in dessen Hütte diverse Leute zugange, und vermutlich sind es die von der Fieso-Fraktion. Phil allerdings ist ihnen entwischt – da er aber wusste, dass Jack und Charlotte ihn suchen würden, ist er zu seinem Haus zurückgeschlichen, um die beiden abzupassen (lebensmüde, der Kerl, aber es hat ja geklappt). Was tun? Charlotte schlägt vor, die Polizei einzuschalten, was die Herren der Schöpfung unter Verweis auf mangelnde Beweise verneinen – so bleiben als einzig erreichbare Beweismittel die Aufzeichnungen Bensons in M1-8, doch wie an die rankommen? Charlotte schlägt Oberschwester Val vor, die „gar nicht so schlimm“ sei. Mangels Alternativen darf Charlotte den Anruf tätigen – Val will sich zwar in nichts reinziehen lassen und zieht sich auf den von allen Mitläufern stets gern zitierten „Ich-folge-nur-meinen-Anweisungen“-Standpunkt zurück, aber als das Gespräch von dritter Seite getrennt wird, ist Val misstraurisch genug, um die Akten mal einer persönlichen Inaugenscheinnahme zu unterziehen und – ta-daa – die kompletten Unterlagen bezüglich der Farley-Familie in einem (ungesicherten) Aktenschrank zu finden – Val reisst sich ein paar Dokumente unter den Nagel und macht sich damit auf in Charlottes Wohnung (Schwesternwohnheim oder was? Keine Ahnung, jedenfalls kommt Val da problemlos rein und entsetzt sich vermutlich ebenso wie ich über die fürchterlichste Tapete der Weltgeschichte. Und über Benson und ihren eigenen sinistren Killer, die sie dort bereits erwarten… du-du-du-duuuh.

Als Charlotte und Jack ebenda eintreffen, finden sie nur noch Vals Leiche, doch die tapfere Oberschwester hat mit ihrem Blut (!) – aus der Halswunde, die von Benson mit einer schlecht gezielten Spritze verursacht wurde – noch eine Nachricht hinterlassen, die Zahl „327“, möglicherweise der aktuelle Zugangscode für M1-8. Beim Abflug werden unsere dynamischen Helden allerdings von Bensons Bösmannsbrigade überwacht, was die schurkische Ärztin Gilford auch brühwarm berichtet. Ausserdem bedauert sie den Fehlschlag des Experiments – aber nächstes Mal klappt´s ganz bestimmt. Zumindest ganz blöd ist Jack nicht, denn ihm kommen die Fahrzeuge, die ihn und seine Freunde überwachen, bekannt vor – es sind nämlich dieselben Vehikel, mit denen er und Family einst zur Kuppel kutschiert wurden (na, was´n Glück für die Guten, dass die Fiesen ´nen begrenzten Fuhrpark haben. Rent-a-Car rules, ihr Blödbösen!). Da man nichts mehr zu verlieren hat, wird beschlossen, es einfach mit einem Eindringen in M1-8 zu probieren. Indes räumt Gilford sein Büro in Mission Control auf und schickt sich an, bei der Beseitigung der letzten Zeugen persönlich Hand an zu legen.

Vor M1-8 angekommen überrascht Charlotte ihre Gefährten mit dem dringlichen Wunsch, den Einbruch dort solo vorzunehmen – das Mädel setzt sich durch und steht schon bald in Bensons Büro, wo die mad-scientistin ihrerseits ihre Dokumente dem Reisswolf zuführt. Eine Spritze mit dem bekannt unbekannten Inhalt an den Hals der Dokteuse verleitet selbige aber nicht zur Aufgabe, sondern vielmehr zur These, dass Charlotte es wohl nicht wagen würde, einen „kaltblütigen Mord“ (najaa) wegen etwas, was sie nicht verstehen würde, zu begehen (mann, ich hab heute viele seltsame Zeitformen… hoffentlich sieht mein alter Deutschpauker das nicht, sonst entzieht er mir nachträglich die Abschluss-„1“). Das sieht Charlotte ein wenig anders – nicht mal Bensons Bluff, Jack und Phil wären längst in militärischem Gewahrsam, zieht, genauso wenig wie das Angebot, den durch Vals Ableben vakanten Oberschwesterposten nebst inherenter Gehaltseröhung zu übernehmen. Nö, Charlotte besteht darauf, die restlichen Akten zu beschlagnahmen und Benson ein Geständnis niederkritzeln zu lassen. Was ihr aber Verhängnis zu werden droht, denn der Vorwand, für die Niederschrift einen Kugelschreiber zu benötigen, zwingt Charlotte, die Todesspritze für ein paar Augenblicke von Bensons Gurgel zu nehmen und ermöglicht der Doktorin, ihre Bedroherin in einen Zweikampf zu verwickeln…

Für Phil und Jack sieht´s in der Tat dieweil nicht gar so gut aus – Gilford und seine Männer haben sie umzingelt und praktisch schon zur Aufgabe gebracht. Zum Glück für unsere Helden ist Gilford in die James-Bond-Superschurken-Schule gegangen und quasselt die Gefangenen zu, anstatt sie einfach umbringen zu lassen. Immerhin, Gilford tut die Entwicklung der Sachlage in der Seele weh – der Tod der Familie sei ein Unfall gewesen, menschliches Versagen (hence the original title), aufgrund einer geringfügigen Fehlkalkulation ist mehr Strahlung in die Kuppel eingedrungen als ursprünglich vorgesehen war – weil Jack in seinem Kellerkabuff nicht die volle Dosis abgekommen habe, sei er noch am Leben. Was allerdings zu korrigieren wäre… Jack verweist auf Charlottes M1-8-Mission, aber Gilford blufft seinerseits, Benson hätte dieses Problem längst erledigt. Zu Gilfords gesteigerter Überraschung verweigert Major Sanchez aber den ausgesprochenen Schiessbefehl (etwas unfokussiertes prep-talk-Rambling – „wie in Vietnam“ – seitens Jack hat den guten Mann etwas aus dem Konzept gebracht). Sanchez steht plötzlich auf dem Standpunkt, Befehle nur von seinem militärischen Vorgesetzten entgegenzunehmen und bei Gilford fehle es an der entsprechenden Legitimation – Sanchez fordert Gilford auf, den restlichen Henchmen das Niederlegen der Waffen zu befehlen – es entwickelt sich ein mittlerer Shoot-out, in den auch Jack eingreift und nach dessen Abschluss bis auf den ins Gewölle getürmten Gilford, den angeschossenen, aber lebendigen Phil (surprise-surprise) und Jack alle abgemurkst sind. Jack bedankt sich beim sterbenden Sanchez für dessen Gutmenschentum und macht sich dann an Gilfords Verfolgung. Der gibt ein paar generic madman-Sprüche von der Sorte „Ich habe mächtige Freunde und GELD“ und „wir hatten recht“ von sich, ehe Jack ihn waidgerecht erlegt. Er kehrt zu Phil zurück, da nähert sich ein paar Scheinwerfer, doch es ist „nur“ Charlotte, die sich Benson (wie auch immer) offensichtlich entledigt hat…

Nach einem Kameraschwenk über Familienfotos der Farleys und einen heulenden Jack beginnen die Endcredits zu rollen und darüber spielt sich die Fortsetzung des Senatshearings ab. Da keinerlei Aufzeichnungen über M1-8, das Kuppel-Projekt oder Gilford existieren, tut man sich mit der Beweisführung schwer, allerdings scheinen die Senatoren geneigt zu sein, Jacks und Phils Aussagen zu glauben – „Das Komittee wird die Angelegenheit weiter verfolgen, damit so etwas nie wieder passieren kann“…

Wie ich schon befürchtete – es hat schon seine Gründe, warum der Streifen virtually unknown ist, mit einem Minimal-Eintrag in der IMDB gelistet ist und nicht mal in der dortigen Filmographie von Joe Estevez (und die trieft ja nicht gerade so vor Qualitätsware, als das er sich eines Films wie diesem schämen müsste) auftaucht. Aber andererseits – gar so schlimm ist der Streifen auch nicht, auch wenn ich mir vom Covertext her etwas anderes erwartet hätte als einen schlichten Conspiracy-Thriller mit leicht utopischem Aufhänger.

Bei der Thematik denkt man, zumindest ich, nämlich zunächst an das klassische Klaustrophobie-Sujet der Eingeschlossenen in einem Bunker, während über ihnen die Welt (vielleicht auch nur scheinbar) hops geht (zugegeben, auch das ist nicht wirklich originell, sogar der deutsche Film graste dieses Terrain, sogar leidlich erfolgreichmit Operation Dead End – mit Uwe Ochsenknecht – ab) – diese Erwartungshaltung erfüllt der Streifen nicht (vielleicht ist das auch ganz gut so, denn das Thema gibt letztlich keine grossen Variationsmöglichkeiten her, sondern streift die Isolations- und „Lagerkoller“-Aspekte nur am Rande in seiner (allerdings verdammt zähflüssigen) ersten Hälfte, um sich für den eigentlich „wichtigen“ Teil des Films dann doch eher den Klischees eines herkömmlichen Actionthrillers zu ergeben (wobei „Action“ relativ zu verstehen ist – der Film hat einen Grossteil seines Budgets sicherlich für die zweieinhalb Visual-FX-Shots ausgegeben, da blieb für grossformatige Actionszenen nix mehr übrig) – es ist dann doch die übliche „Unschuldiger-Held-wird-von-bösen-Mächten-verfolgt-und-kann-sich-nur-auf-seine-engsten-Freunde-verlassen“-Plotte, auch nicht neu und auch nicht wirklich kreativ umgesetzt (okay, ein Film wie Enemy of the State hat vermutlich das hundertfache gekostet). Wenn man von der wenig glaubhaften Prämisse ausgeht (ich trau den Yankees ja nun fast jeden Schindluder zu, aber dass eine kleine Gruppe von Insidern ein Projekt von diesen Ausmassen durchziehen kann, ohne dass irgendwer mal genauer hinkuckt, das geht ja schon fast in die Dimensionen von Cube), entwickelt sich der Streifen immerhin relativ schlüssig („M1-8“ kann man als eine Art Äquivalent zur „Area 51“ betrachten) und ohne grössere interne logische Brüche – gut, Charlottes Motivation, Jack zu helfen, bleibt ein wenig vage (um genau zu sein, verdammt vage – mehr als generelles Gutmenschentum kann man da kaum ins Feld führen), ebenso Sanchez´ finaler Seitenwechsel, jedoch hat man schon in grösseren Filmen gigantischeren Murks gesehen.

Wo der Streifen ein grösseres Problem hat als beim Drehbuch (wie gesagt, es ist nicht toll, es ist nicht originell, aber es erfüllt seinen Zweck) ist sein Pacing – ich begann nach ´ner Stunde auf die Uhr zu schauen, ob die 99 Minuten Laufzeit nicht bald mal vorbei sein müssen… der Streifen braucht einen verdammt langen Anlauf. Man kann insofern schon verstehen, dass Regisseur und Produzenten auf den Kunstgriff der nichtlinearen Erzählweise zurückgriffen, um eine Geschichte, deren erste Hälfte schlichtweg langweilig ist, künstlich spannend zu halten, durch den Auftakt im Krankenhaus ahnen wir wenigstens, dass der ganze nachfolgende Krempel in der Kuppel (der so aufregend ist wie eine Folge „In aller Freundschaft“, womit ich der Ärzte-Soap vermutlich noch unrecht tue) ´ne Pointe haben wird. Dennoch wäre es sicherlich cleverer gewesen, den Family-Stuff vor und in der Kuppel gehörig zurechtzustutzen – sure etabliert dieser Part des Films das intakte Familienleben der Farleys und verdeutlicht so seine Wut und sein Rachebedürfnis, aber etwas kompakter dargeboten hätten wir als geneigtes Publikum sicher auch gefressen und fünfzehn Minuten kürzer würde der Film inhaltlich kaum was verlieren, würde sich aber wesentlich gestraffter und temporeicher gestalten. Dazu gesellt sich die Problematik, dass der Film kaum nach Kino aussieht, sondern eher nach biederer Fernsehproduktion (es handelt sich allerdings um einen legitimen Kino-Release), Clyde Ware, ein Veteran der Branche, der wohl aber eher für seine Drehbücher „bekannt“ ist als für seine Regiewerke, pflegt einen recht betulichen Spiel, verschwendet zuviel Zeit mit Nebensächlichkeiten und schafft es auch in der etwas spannungsgeladeneren zweiten Hälfte kaum, so etwas wie Intensität oder echten Thrill aufzubauen – die eigentliche Spannung stellt sich dem Zuschauer nur hinsichtlich der 50/50-Chance, ob Ware seinen Helden ein Happy End gönnt oder nicht, bei dieser Sorte Thriller kann man das vorher nie so genau wissen.

Insgesamt plätschert das Geschehen ein wenig zu unaufgeregt vor sich hin – wir haben´s mal wieder mit einem Film zu tun, bei dem Action lauter als Worte sprechen würde – etwas weniger Gequatsche und etwas mehr filmreife Aktionen hätten dem Film, nebst der bereits angesprochenen Straffung der Vorgeschichte, absolut gut getan.

Darstellerisch wird biederstes Mittelmass geboten. Rod McCary als Jack Farley ist kaum in der Lage, die emotionale Seite seiner Rolle zu vermitteln – den rachedurstigen Familienvater mag man dem eher gemütlich wirkenden Typen nicht abkaufen. Ja, ich weiss, dass McCary einen „Normalö spielen soll, aber seine emotionalen Reaktionen sind mir zu… hm, zu lasch, zu wenig extrem für die Situation – ich würde mich sicherlich heftiger erregen, wenn meinem guten alten (und momentan hinter mir schnarchenden) badmovie-Kater Pucki ein Leid zugefügt würde. Genrefreunde kennen McCary, der übrigens 1970 in The Christine Jorgensen Story debütierte (also das, was Glen or Glenda hätte werden sollen, bevor Ed Wood rangelassen wurde) aus „Klassikern“ wie 976-EVIL II: The Astral Factor, Night of the Demons 2 oder Raptor (wo er den kultverdächtigen Rollennamen „General Mayhem“ trägt). In Sunset, der Blake-Edwards-Stummfilmzeit-Komödie, durfte er immerhin Douglas Fairbanks spielen…

Suzanne Wouk laboriert an einem „underwritten“ Charakter – wie schon erwähnt, gönnt ihr das Script keinen Background und keine rechte Motivation. Wouk, die mit Clyde Ware unmittelbar im Anschluss einen allgemein verachteten Western namens Bad Jim abdrehte, tut ihr möglichstes, aber ´ne grosse Performance ist was anderes.

Bleibt Joe Estevez als Phil… man mag nun drüber diskutieren, ob Joe Estevez nun tatsächlich ein Schauspieler ist oder nur ins Gewerbe einstieg, weil die halbe Familie eh schon die Schauspielerlaufbahn eingeschlagen hatte und Joe bei Familienfeiern nicht aussen vor stehen wollte (eine weitere Möglichkeit wäre theoretisch, dass Martin Sheen jemanden brauchte, auf den er seiner unwürdige Rollen abwälzen konnte, es aber in der Family bleibt, aber praktisch spielt Martin Sheen ja auch alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist), aber eins muss man sagen – als Martin Sheen-Double geht er hier einwandfrei durch – wer Martin Sheen aus seinen etwas älteren Filmen kennt, muss hier sicher zweimal hinkucken, ob das nun tatsächlich Joe ist oder doch der wesentlich prominentere Bruder. Nixdestotrotz bietet Estevez eine akzeptable darstellerische Leistung, die ich in der Form von einem Akteur, den ich nun wirklich praktisch ausschliesslich aus C-Grade-Trashern kenne, nicht unbedingt erwartet hätte.

Ob der Streifen nun unbekannt ist, weil er nirgendwo erhältlich ist oder nirgendwo erhältlich ist, weil er unbekannt ist, ist eine Frage, die ich den grossen Philosophen überlassen möchte. Fakt ist, dass der Film nirgendwo auf der Welt in print zu sein scheint (obgleich amazon.de ihn wohl noch bis vor relativ kurzer Zeit im Programm hatte, zumindest existierte ein Euro-Preis), ergo scheinen Hardcore-Sammler ausschliesslich auf Gebrauchttapes zurückgreifen zu können. Veröffentlicht wurde der Film 1990 von UFA Video in einer relativ schick aufgemachten Verleihbox. Der Streifen findet sich auf dem Tape in Vollbild, die Bildqualität war bei meinem Tape trotz des Alters akzeptabel, der Ton kommt nur in Mono.

Human Error ist in keinerlei Hinsicht grosses Kino – der Streifen schleppt sich über die erste Hälfte, gewinnt im zweiten Teil zwar deutlich an Fahrt, ohne jemals überzeugen oder mitreissen zu können. Die utopische Thematik dient nur als zeitfressender Aufhänger für eine keinerlei Originalitätspreise gewinnende Konspirationsplotte handelsüblicher Machart, die wir schon zigmal (und des öfteren sogar besser) gesehen haben – auf der Effektseite wird kaum etwas geboten, ein paar halbwegs taugliche Mattes, mehr nicht, ansonsten kommt der Film mit einer recht sparsamen Ausstattung zurecht, Action gibt´s zu selten (Blut gibt´s übrigens praktisch keines und nudity absolut null, so dass die Altersfreigabe ab 16 schon arg konservativ erscheint). Dennoch hindert mich irgendetwas, dieses Review mit einem Vollverriss zu beenden – ist es die Tatsache, dass dieser 1989 gedrehte Streifen irgendwie zehn Jahre älter wirkt (jetzt nicht vom „Aussehen“, sondern von der ganzen Machart)? Liegt es an doch an der Thematik? Oder bin ich auf einmal zum Joe-Estevez-Fan mutiert? Ich weiss es doch auch nicht… vielleicht versuche ich es mal so rum: Öfter aus dem Regal ziehen werde ich die Cassette sicherlich nicht, aber einen Durchlauf ist der Streifen dann doch wert – es gibt erheblich augenverdrehenderes auf dem Markt…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


mm
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