Das letzte Haus links

 
  • Deutscher Titel: Das letzte Haus links
  • Original-Titel: The Last House on the Left
  • Alternative Titel: Mondo Brutale | Krug & Company | Night of Vengeance | Grim Company | Sex Crime of the Century |
  • Regie: Wes Craven
  • Land: USA
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Mari Collingwood (Sandra Cassel)
    Phyllis Stone (Lucy Grantham)
    Krug Stillo (David Hess)
    Fred „Weasel“ Podowski (Fred Lincoln)
    Sadie (Jeramie Rain)
    Junior Stillo (Marc Sheffler)
    Dr. John Collingwood (Gaylord St. John)
    Estelle Collingwood (Cynthia Carr)
    Sheriff (Marshall Anker)
    Deputy (Martin Kove)


Vorwort

The Doc speaks: FSK-18-Review!

Über die Eingangstür des badmovies.de-Hauptquartiers könnte man den ein oder anderen Bibelspruch nageln – „Ihr, die Ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren“ z.B. oder „Herr, vergib ihm, denn er weiß nicht, was er tut“. Letzteres trifft wohl speziell auf des Docs eigentlich gar nicht so beabsichtigte lockere Reihe „Der § 131 StGB und ich“ zu. Womit an dieser Stelle schon mal der Hinweis angebracht ist, dass es sich beim folgenden Text um einen bösen solchen handelt, der für Minderbemittelte, äh, Minderjährige nicht geeignet ist (allerdings gibt´s unter den Volljährigen genug Minderbemittelte, die von solcherlei Filmen auch die Finger lassen sollten).

Im Zuge der bisherigen Expeditionen ins 131er-Reich haben wir (zumindest ich, und ob Ihr mir da im einzelnen Recht gebt, ist mir nun wiederum beinahe egal, hehe) ja festgestellt, dass die meisten Streifen auf dieser elitären Liste, nun, ich will nicht sagen „mit Recht“ dort stehen, aber es auch zumeist eben auch kein großer Verlust für die Filmwelt im allgemeinen und die Welt des Horrorfilms im besonderen ist, dass die Dinger aus dem Verkehr gezogen wurden (ganz unabhängig von meiner generellen Abneigung gegen Verbote und Zensur).

Auf den heutigen Film allerdings war ich doch neugierig – The Last House on the Left zählt neben Texas Chainsaw Massacre zu den großen Klassikern des rauhen, dreckigen, „in-your-face“-Horrorkinos der frühen 70er und kickstartete die Karriere eines gewissen Wes Craven, der später neben zahlreichen eher unter „Schotter“ abzulegenden Filmen Freddy Krueger und die Scream-Trilogie auf die Leinwand brachte und sich damit vermutlich dumm und dusselig verdiente. Man kann über die inszenatorischen Fähigkeiten von Craven durchaus geteilter Meinung sein, aber bei jemanden, der zwei der erfolgreichsten Horror-Franchises der Geschichte auf dem Kerbholz hat, lohnt es sich dann doch, auch mal auf ein Frühwerk einen Blick zu werfen. Zumal selbiges von Sean S. Cunningham produziert wurde, der wiederum ein paar Jahre später mit Friday the 13th ein weiteres lukratives Franchise auf die Beine stellte – kausal dafür verantwortlich war eben The Last House on the Left, dessen kommerzieller Erfolg (dank einer recht genialen Werbekampagne) einerseits und die kontroversen Diskussionen über den Film andererseits sowohl Craven als auch Cunningham dazu verdonnerten, für den Rest ihres Lebens primär Horror zu machen (was beiden eigentlich überhaupt nicht vorschwebte, aber während Cunningham sich schnell damit arrangierte, das zu machen, was Geld bringt, war Craven lange Zeti todunglücklich über die Fixierung auf´s Horrorgenre und erfüllte sich mit dem Meryl-Streep-Tränendrücker Music of the Heart, den er sich ausbedungen hatte, um für Scream 3 zur Verfügung zu stehen, einen Herzenswunsch).

Ok, noch sind wir im Jahr 1972 und haben einen jungen Regisseur, einen jungen Produzenten, einen Haufen Schauspieler, von denen die wenigsten überhaupt irgendwelche Filmerfahrungen hatten, ein Budget von astronomischen 90.000 Dollar, und den Willen, weiter zu gehen als irgendjemand anders es zuvor getan hatte. Nachdem der Film unter den ersten beiden Titeln Sex Crime of the Century und Krug & Company bereits gefloppt war, entwarf ein Werbestratege die Last House on the Left-Kampagne mit der berühmten Tagline „Repeat to yourself: it´s only a movie, it´s only a movie…“ und der Rubel begann zu rollen. Die seriöse Filmkritik und die einschlägigen Zensurgremien schlugen entrüstet die Hände über dem Kopf zusammen und so ziemlich jedes Land, das etwas auf sich, seine Filmkultur und den sittlich-moralischen Zustand seiner Bevölkerung hielt, reagierte mit der groben Verbots-Kelle (so z.B. die almighty BBFC, die den Streifen mit leichten Schnitten erst kürzlich freigab, oder die umtriebigen deutschen Staatsanwälte, die den Film noch heute unter Verschluß halten).

Zum Glück für „uns“ gierige Splattercrowd gibt´s ja seit neuestem das Österreichische Label XT Video (hinter dem zumindest ein bekannter Labelchef steckt), das es sich ersichtlich zur Aufgabe gemacht hat, jeden noch einer DVD-Veröffentlichung harrenden 131er, selbstredend nur für den Österreichischen Markt, aufzulegen. Ich möchte nicht wissen, wie hoch der Prozentsatz einer XT-Auflage ist, der in Deutschland auf Börsen verhökert wird oder von den einschlägigen Internet-Versendern aus Felix Austria zum feindlichen Piefkevolk geschickt wird (neunzig? Fünfundneunzig?). Nun, bei meinem letzten Börsenrundgang konnte ich mich dann auch nicht beherrschen und schlug zu. Auch wenn die meisten 131er den ganzen Zirkus, der um sie gemacht wird, nicht wert ist, bei Craven hab ich zumindest eine leise Hoffnung. Wird sie enttäuscht werden?


Inhalt

Nach der fast schon zu erwartenden „Alles-was-sie-gleich-sehen-werden-ist-wahr“-Einblendung (ein Stilmittel, das eigentlich für sich allein schon auf den Index gehört), finden wir uns im Grünen wieder, offensichtlich eine Art ländliche Vorort-Gegend von New York, wo ein Postbote (der erstaunlicherweise mit einem herkömmlichen privaten Mobil durch die Gegend kutschiert. Gut, vielleicht ist das in der US-Provinz wirklich so, dass die professionellen Briefeverschlamper mit ihren Privatkutschen ausliefern) ein dickes Bündel Briefe in den Briefkasten der Collingwoods stopft, allesamt adressiert an die Tochter des Hauses Mari, die ihren 17. Geburtstag feiert und aus diesem kühnen Grunde mit allerhand Glückwunschadressen bedacht wird. Der alte Postgreis darf ein wenig mit dem Collingwoodschen Familenpudel schmusen und uns darauf vorbereiten, dass Mari angeblich die hübscheste Siebzehnjährige weit und breit ist, bevor er sich verzupft und nie wieder gesehen wird.

Das betreffende Girl steht gerade unter der Dusche (und weil wir noch im „anständigen“ Teil des Films sind, sehen wir davon nichts aufregendes), während sich ihre Eltern, Papa John erfolgreicher Arzt, Mama Estelle offensichtlich genügsames Hausweib, über die zunehmende Gewalt in der Gesellschaft und in den Medien auslassen (wir telegrafieren eine Message). Mari hat vor, zur Feier des Tages in New York ein Konzert zu besuchen und will sich dafür auch das Tragen eines BHs sparen, was Anlaß für ein paar allgemeine rebellische Platitüden des Mädels und entsprechend entrüstete Reaktionen ihrer Mutter sorgt (Mari hält Estelle zurecht den Spiegel vor Augen, dass man sich zu Mamas Jugend den Busen in Torpedo-BHs gezwängt hat). Papa sieht das recht liberal, nur dass seine Lieblings- und einzige Tochter das Wort „Titten“ in den Mund nimmt, findet er etwas anstößig, aber auch nicht soo, dass er ihr deswegen den Mund mit Seife auswaschen würde. Auch die Tatsache, dass die ausersehene Band auf den schönen Namen „Bloodlust“ hört und dafür bekannt ist, auf der Bühne Hühner abzumurksen (verdammt, war der Heavy Metal damals schon so populär und, eh, plakativ?), ist zwar Gesprächsthema, löst aber keine elterlichen Repressalien aus. Wir sehen – Maris Eltern mögen zwar ein wenig bieder und spießig sein, sind aber vergleichsweise aufgeschlossen, vor allem der Papa, der sich zwar wundert, dass Mari auf solch gewaltverherrlichende Mucke steht, wo ihre Altersgenossen doch allgemein als „love generation“ bezeichnet werden. Als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk erhält Mari sogar ein PEACE-Symbol als Halskette bzw. Anhänger. Mari kunftet aus, das Konzert zusammen mit einer Freundin namens Phyllis zu besuchen, die auch in der Nähe des Konzerttempels (eine nicht bestens beleumundete Gegend, wie Estelle ausführt) wohnhaft ist. Estelle ist auch ersichtlich nicht gerade von Phyllis begeistert (Phyllis sammelt sicher keine Pluspunkte, wenn sie auf Estelles Frage, was ihre Eltern beruflich treiben, wisecracked: „They´re in the iron and steel business. My mum irons and my dad steals!“), aber man schiebt Maris Ausflug in die böse Welt der Großstadt keinen Riegel vor.

Bevor allerdings zum Halali bzw. zum Aufbruch geblasen wird, finden die beiden Teenage-Girls noch Zeit, im benachbarten Wald herumzustrolchen, mit den herbstlichen Blättern zu spielen und interessante Analogien zu betreiben. Der jahreszeitliche Wandel der Natur erinnert Mari nämlich an ihre eigenen körperlichen Veränderungen: „Letztes Jahr hatte ich noch keine Brüste!“ Außerdem fantasiert frau, wie´s wäre, mit den Bloodlust-Muckern zu schlafen – „zart und sensibel“, meint Mari. Phyllis erinnert ihre Kollegin daran, dass die Band „Bloodlust“ heißt. So zart und sensibel werden die wohl nicht sein. Und, damit das ganze auch einen hübschen Moral-von-der-Geschicht-Angle bekommt, beschließen die Girls, sich vor der Show noch etwas Gras zu besorgen. Drugs kill, Kinder, lasst es euch eine Lehre sein!

Dann endlich geht´s ab in die Stadt. Im Radio wird der tollkühne Gefängnisausbruch einer gefährlicher Bande krimineller Subjekte gemeldet, als da wären Krug Stillo, ein zu lebenslanger Haft verurteilter Mörder, Vergewaltiger und all-around bad guy, und Fred „Wiesel“ Podowski, Spezialität alle Arten von Sexualverbrechen, die von Krugs unehelichem Sohn Junior, der von Krug heroinabhängig gemacht wurde, damit er ihn als willenloses Werkzeug benutzen kann, und einer unbekannten „animalischen“ Frau befreit wurden. Tja, und jetzt raten wir einmal, wer den die offiziellen Schurken in unserem Stück werden könnten…

Krug und seine Bande hängen irgendwo in New York in einem schäbigen Appartment rum und versuchen irgendwie, die Zeit totzuschlagen. Sadie, die erwähnte „animalische“ Frau (eher ´ne ordinäre Schlampe, wenn man mich fragt) nimmt ein Bad und albert mit dem leicht geistesabwesenden Junior herum (etwas far out die Szene, in der Junior zu Protokoll gibt, von allen Märchenfiguren am liebsten der Frosch sein zu wollen, und dies auch, äh, bildhaft umsetzt), was Krug nicht recht ist, der nämlich Exklusivansprüche auf den Verkehr mit Sadie anmeldet.

Während Mari und Phyllis sich Eiskrem kaufen und in Vorfreude auf den bunten Abend ergehen, beabsichtigt Krug, Sadie zu beschlafen, was Wiesel kritisiert, er möchte nämlich auch mal. Krug weist auf die erwähnten exklusiven Begatterrechte hin, was nun wiederum Sadie zum Anlaß nimmt, Vorkämpferin der Women´s Lib-Bewegung zu spielen und einzuwenden, dass sie ihrer bescheidenen Ansicht nach durchaus noch mitzureden hat, wenn´s darum geht, wer bei ihr ein- und ausgehen darf. Dieser revolutionäre Standpunkt führt bei den Herren der Schöpfung (abgesehen von Junior, der eh nichts mitkriegt), zu erheblicher Verwirrung. Sadie unterbreitet schließlich den Vorschlag, dass die Kerle sich gefälligst noch zwei andere Tussis anlachen sollten, damit die sexuelle Belastung gleichmäßig verteilt wird. Junior hält das für eine knorke Idee und wird ob dieser unerwünschten Parteinahme von Krug des Feldes verwiesen.

Junior geht also zum Schmollen vor die Tür und wer läuft da justament in der Sekunde vorbei, auf der Suche nach einem geeigneten Dealer zur Aufstockung des Grasbestandes? Tja, Girls, irgendwie alles persönliches Pech, gelle… Es ist auch wirklich eine Verkettung unglücklicher Umstände, denn der geistig eher auf Tranfunzelniveau leuchtende Junior bescheidet die zarte Anfrage der Girls nach rauchbarem Material eher unwirsch mit „Ich hasche nicht, ich saufe“ (was faktisch falsch ist, since he´s a heroin addict). Schon wollen die beiden Teenager ihrer Wege gehen, da fällt Junior doch noch ein, dass die Mädchen einer gewissen Verwendung zugeführt werden könnten. Und so hat er die spontane Eingebung, dass er doch noch ´ne Unze Gras hortet und diese zu einem wahren Schleuderpreis, der den Mädchen zwar spanisch vorkommt (aber nicht verdächtig, eher wohl haben sie den Eindruck, den armen Junior erfolgreich über den Tisch ziehen zu können), feilbietet. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Schicksal.

Denn kaum haben Mari und Phyllis das Appartment betreten, übernimmt Krug (der offenbar auf telepathischem Wege ergründet hat, warum Junior die Schnepfen anschleift, schließlich hielt er fünf Minuten vorher von dem Plan zusätzlicher Weiber eher wenig) das Kommando – noch allerdings ist er vergleichsweise „charmant“ und deutet nur an, dass die Mädels sich als Zwangsgäste bei einer lustigen Feier fühlen sollen. Apropos Feier, eine solche, nämlich zum Geburtstag, bereiten Maris Eltern dieweil vor, panschen eine Torte zusammen und werden dabei von ihrer eigenen Romantik überwältigt, dies aber nur am Rande.

Wichtiger ist, was im Appartment of Doom vor sich geht, da machen Krug und Wiesel den schockierten Girlies schnell klar, dass die Party nicht darin bestehen soll, sich ein paar Bob-Dylan-Platten anzuhören und den ein oder anderen Joint durchzuziehen, sondern dass sie selbst den Hauptteil des Entertainments bestreiten sollen, und sollten sie dabei renitent werden, droht die grobe Kelle. Während Mari sich darauf beschränkt, vollkommen verängstigt an eine Wand zurückzuweichen und allgemein Panik zu schieben, versucht Phyllis, das Heft des Handelns in die Hand zu bekommen und ihre Freilassung zu verhandeln und zwar mit dem üblichen Argument „wir erzählen keinem was“, was unüberraschenderweise beim hartgesottenen Gangster Krug nicht zieht. Vielmehr rupft er ihr die Bluse auf und inspiziert das, was sie da so drin hat. Das Wiesel zückt schon mal erwartungsfroh sein Messer, aber Krug wehrt ab – das gibt doch Blutflecke auf´m Teppich, da gibt´s ganz andere Methoden, Spaß zu haben. Ich hab ja durchaus für gewisse Non-Mainstream-Sexualpraktiken Verständnis, aber worin der Spaß liegen soll, einer Frau in den Magen zu boxen, wie Krug es nun vorexerziert, ergründet sich mir nicht wirklich. Aber ich bin ja gottseidank auch kein Psychopath (behaupte ich zumindest).

Der nächste Morgen… die Schurkenfraktion bereitet eine kleine Landpartie vor, sattelt das hauseigene Cabrio und verfrachtet die beiden Spielzeuge in den Kofferraum. Die Collingham-Seniors machen sich in der Zwischenzeit erste indifferente Sorgen ob des noch nicht vollzogenen Wiedererscheinens ihrer Tochter. Liberal Dad sieht noch nicht wirklich Anlaß zur Panik: „Sie will uns damit nur zeigen, dass sie kein Kind mehr ist“, während Evil Mum Estelle bereits Phyllis als Urheberin der ganzen Misere ausgemacht hat.

Die Fahrt ins Grüne ist für Krug recht angenehm, zumindest findet er Zeit und Muße, sich von Sadie, eh, befriedigen zu lassen, während Wiesel seine philosophischen fünf Minuten nimmt und sich und Krug fragt, ob es rein finanziell gesehen clever war, ins „sex crime business“ einzusteigen, wo doch sein Bruder mit der ehrlichen Arbeit eines Klempners einen ordentlichen Batzen Kohle einstreiche (Hm. Jetzt sollte Wiesel sich mal zwei Minuten hinsetzen und nachdenken, wie man mit Vergewaltigen und Unzucht Geld verdienen könnte. Siehste, fällt mir auch nix ein. Als Karriere zum Geldscheffeln scheint mir diese Berufswahl eher ungeeignet zu sein). Von diesem Thema kommt Wiesel zur Frage, was denn, so rein Guinness-Buch-mäßig, das größte Sexverbrechen des Jahrhunderts ist (wie mißt man sowas? Wer hat den Längsten?). Ich kann Krug verstehen, dass man bei derart unqualifiziertem Geschwurbel die Konzentration verliert, jedenfalls rutscht „er“ ihm raus, was Krugs Stimmung nicht hebt. Sadie beweist, dass entweder sie oder der deutsche Übersetzer Volldrömel sind (ich hab den Film munter durcheinander in deutsch und englisch gekuckt, also sin dmanche Zitate aus dem englischen O-Ton, manche, wie dieses, aus der Synchrofassung), und labert erstaunlich stupiden Nonsens über „Sigmund Freund“ und „Pallus“-Problematiken.

Papa Collingham bimmelt nun doch beim lokalen Gesetzeshüter, einem ersichtlich inkompetenten Nasenbären von Sheriff, der in Sachen offenkundiger Debilität nur noch von seinem Deputy geschlagen wird (wir erkennen – auch ein früher 70er-Jahre-Horrorschocker kommt nicht ohne comic relief aus) durch, der auch vorbeikommt, genüßlich die Geburtstagstorte mümmelt, aber außer ein paar dummen „keine-Sorge“-Sprüchen derzeit auch keinen gesteigerten moralischen Beistand zu bieten hat.

Die bösen Buben (und das böse Mädel) haben dieweil eine Panne, weil Blödbirne Junior den Ölstand vor Fahrtantritt nicht überprüft hat und der Schmierstoff ob des bedenklichen Wartungszustands der Kalesche die Flatter gemacht hat, was Krug die Möglichkeit bietet, seinen mißratenen Sohn etwas herumzuschubsen (übrigens – die Vorstellung, dass Junior tatsächlich der leibhaftige Sohn von Krug ist, strapaziert die suspension of disbelief gewaltig. Eine älterer-/jüngerer Bruder-Beziehung hätte der Glaubwürdigkeit dieser Charaktere sehr gut getan). Indes erfreut der Deputy die Collinghams mit nicht vorabendprogrammkompatiblen Schilderungen.

Krug macht sich am Kofferraum zu schaffen, zwecks Ölreservekanister, wird aber von Phyllis gebissen. Das nimmt Krug übel und beschließt, dass dieser Ort genauso gut wie jeder andere ist, um eine gerüttelte Dosis sadistischen Funs zu haben – die Mädels werden ausgeladen und in die Wälder gescheucht, aber hochgradig ironischerweise bleibt die Bösmannsschleuder direkt vor dem Collinghamschen Briefkasten abgestellt.

Der Sheriff muntert die Collinghams gerade mit netten Sprüchen auf: „Diese jungen Dinger haben Überdruck in der Bluse!“ Dann macht sich die Gesetzeshüterbrigade vom Acker und denkt sich ob des falsch geparkten dunklen Cabrios vor der Einfahrt nichts weiter – es fällt zwar auf, aber der Sheriff weist seinen Deputy darauf hin, dass es jetzt wichtiger sei, Mari zu finden (that being ironic and stuff, abgesehen davon, dass er gerade noch erklärt hat, die Collinghams sollen sich ob des Ausbleibens ihrer Tochter nichts denken – und jetzt ist es Nr.-1-Priorität?).

Irgendwo im Wald sieht Krug die Stunde für gepflegte Unterhaltung für die ganze Familie gekommen. Ausbaden soll´s Phyllis und wenn die nicht tut, was man – sprich Krug – ihr sagt, wird Wiesel Mari wehtun. Erste Forderung des Perverslings: Phyllis möge sich bitte in die Hose pinkeln (whatever turns you on, I guess). Phyllis verweigert unter Mutmaßungen über Krugs Geisteszustand, worauf Wiesel, wie angedroht, Mari ankratzt. Phyllis gibt nach und lässt laufen. Die Psychopathenbande findet das ausgesprochen spaßig. Als nächstes verlangt Krug das Ausziehen der Jeans und dann möchte Phyllis doch bitte Mari in den Bauch hauen. Dem zartbesaiteten Junior ist das zu viel des Bösen – er verlangt lautstark die Beendigung des Treibens, bevor noch jemand umgebracht wird (Junior ist also im tiefsten seines schwarzen, drogenumrauschten Herzens ein Guter, aber auch ein ziemlicher Naivling), es wäre doch besser, wenn´s die zwei Grazien „miteinander machen“ würden, was Sadie für eine ausgezeichnete Idee hält (während Wiesel eher gelangweilt mit seinem Messerle spielt). Beschlossen und verkündet, die Girls werden ausgezogen und dazu verdonnert, aneinander rumzufummeln. Mari ist weiterhin die völlig verängstigt-verschüchterte, Phyllis – bemüht, sich aus purem Selbstschutz einigermaßen an die Situation anzupassen – versucht, ihre Freundin zu beruhigen: „Es ist niemand hier, nur du und ich!“

Die Cops fahren durch die Gegend und unterhalten das Publikum mit Dialogen, die vermutlich lustig sein sollen. Im Wald richtet sich Krug offenbar auf einen längeren Aufenthalt ein, denn er verkündet, zum Auto zurücklatschen zu wollen, um etwas zu suchen, womit sich Feuerholz schneiden lässt (oder steht ihm nach einem kleinen Barbeque der Sinn?), Wiesel soll indes die Stellung halten. Phyllis nutzt die Abwesenheit des Obermotzes der Psychotruppe sofort aus – Wiesel ist schnell die Zusage abgerungen, sich wieder anziehen zu dürfen. Phyllis wispert Mari ihren genialen und aufopferungswilligen Plan ins Ohr – sie will eine Flucht starten, aber nur, damit die Fieslinge ihr nachlaufen und so Mari die Gelegenheit hat, sich unbeobachtet zu verdrücken. Dieses Vorhaben wird sofort in die Tat umgesetzt, aber der Schwachpunkt der Idee ist uns sicher auch schon aufgefallen – trotz Krugs Abgängigkeit haben wir drei Bewacher und zwei Mädels… erwartungsgemäß hecheln denn auch nur Wiesel und Sadie hinter Phyllis her, Junior (allerdings zugegebenermaßen das schwächste Glied der Kette) ist weiterhin abgestellt, auf Mari aufzupassen. Während Phyllis in Richtung eines Gewässers türmt, versucht Mari, die wohl auch ahnt, dass Junior sich nicht hundertprozentig mit den Handlungen seiner Kumpane identifiziert, ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Bewacher aufzubauen, was schon damit beginnt, dass sie ihm einen „neuen Namen“, nämlich „Willow“, gibt (ich weiß nicht, ob mir da „Junior“ nicht noch lieber wäre). Mari diagnostiziert treffend, dass Junior ohne eigenen weiblichen Anhang ist und überreicht ihm als vertrauensbildende Maßnahme ihre Friedensabzeichen-Kettchen, was Junior nicht wirklich zu Tränen rührt, alldieweil er eher einen Schuß nötig hat. Mari erweist sich als unerwartet intelligent – schließlich wohnt sie ja nur „auf der anderen Straßenseite“, ihr Papa ist Medizinmann und als solcher vorgeblich im Besitz von massenhaft Methadon, und da könnte für Junior ja durchaus was abfallen. Drogentechnisch ausgehungert wird Junior da neugierig, wenn auch nicht gerade enthusiastisch, weil er sich durchaus klar darüber ist, dass sein Papa wiederum derartige Fraternisierungstendenzen nicht wohlwollend beobachten wird („he´ll kill me“), aber zumindest lässt er sich einigermaßen widerstandslos abschleppen.

Phyllis meint dieweil durch wie-auch-immer-erfolgte Überquerung des Gewässers unangebracht optimistischerweise ausreichend Sicherheitsabstand zwischen sich und ihre Verfolger gelegt zu haben und schleudert Wiesel noch ein paar Beleidigungen an den Kopf (sticks and stones can break our bones, but names will never hurt us, gelle).

Unsere hochgradig aktiven Bullen befleißigen sich gerader akuter Fahndungsarbeit – sie spielen Dame (so viel zu „wir müssen dringend Mari Collingham finden“. Und dafür zahlt ihr Papa Steuern). Über Polizeifunk kommt die Meldung, dass man zumindest das Fluchtfahrzeug der Stillo-Gang identifiziert habe – ein dunkles Cabrio… Selbst bei unseren beiden uniformierten Intellenzbestien fällt der Nickel – Panik! Aufruhr! Hektisch-blinder Aktionismus!

Sadie bringt inzwischen Phyllis zu Fall, doch die Fluchtwillige verschafft sich durch einen gegen den stabilen Schädel der Schlampe gebretterten Stein noch einmal einen kleinen Vorsprung. Die Jagd geht weiter. Phyllis erreicht einen (verdächtig nach Ed Wood aussehenden) Friedhof, von dem aus schon die Straße zu sehen ist! Phyllis wähnt sich am Ziel ihrer Träume, doch leider schiebt sich ihr da Krug ins Blickfeld. Und er hat ´ne Machete (was man halt so alles im Kofferraum hat, Verbandskasten, Warndreieck, Machete, ist alles eins, irgendwie). Jetzt wird´s echt unfreundlich für Phyllis, zumal Wiesel noch tierisch angesäuert ist und ihr gleich mal sein eigenes kleines Pieksgerät in den Rücken sticht. Das Psychotrio ergötzt sich daran, wie die waidwunde Phyllis versucht, irgendwie noch zur rettenden Straße zu krauchen.

Unsere Cops, stellen wir fest, könnten bei einer handelsüblichen Quizshow nur gewinnen, wenn ihr einziger Gegner der ebenfalls nicht gerade hochbegabte Junior wäre. Denn auch die Bullenschleuder versagt ihren Dienst, alldieweil die Oberleuchte von Deputy das Tanken vergessen hat. Schön, dass Recht und Ordnung in derart kompetenten Händen ruhen.

Phyllis hat sich zu einem Baum geschleppt, aber hier ist end of the road, rien-ne-va-plus, Ende von Fahnenstange. Wiesel steigert sich in einen Fantom-Kiler-artigen Stichwahn und erst recht in Blutrausch verfällt Sadie, die total ausklinkt, Phyllis den Bauch aufschneidet und einige Eingeweide ans Licht holt, die im allgemeinen im Inneren eines menschlichen Körpers wesentlich besser aufgehoben sind als auf der grünen Wiese (ungelogen stellt das auch so ziemlich die einzigen zwei Sekunden Gore dar, die der Film zu bieten hat).

Mari und Junior hasten dieweil noch durch die Büsche, aber auch ihnen stellt sich Krug mit der Machete formatfüllend in den Weg. Maris schicksalsergebene Frage, ob denn wenigstens Phyllis die Flucht gelungen sein, verneint Krug mit einem diabolischen Kopfschütteln, und, da er gelernt hat, dass man bloße Behauptungen zwecks besserer Wirkung anhand unwiderlegbarer Fakten beweist, lässt er Wiesel und Sadie eine abgetrennte Phyllis-Flosse präsentieren. Sieht übel aus, zumal Krug beileibe noch nicht befriedigt ist… Die Cops versuchen sich derweil per Anhalter durchzuschlagen (ehm, vielleicht über Funk im Nachbarcounty ein Fahrzeug anfordern, wäre zuviel verlangt, oder?) und werden auf die übliche Weise von ein paar Hippies verarscht.

Krug wird indes künstlerisch tätig und stiftet Mari gratis und umsonst Body-Art, indem er ihr seinen Vornamen in die Brust ritzt, bevor er zur Vergewaltigung schreitet (die erfreulich unvoyeuristisch und trotzdem verdammt unangenehm-eindringlich, eh, intim inszeniert ist. Kompliment an Wes Craven und Kudos an Sara Cassel. Das wirkt nicht wie Schauspiel, das wirkt verstörend echt – dazu sicher noch ein paar Worte im Kommentar unten). Nach Verrichtung lässt Krug Mari sich aufrappeln und hinter´m nächsten Busch übergeben. Das Mädel wandert nach dem gepflegten Kotzen verstört-sinnlos durch die Gegend und, quite a nice touch, wenn man bei dem Film von netten Ideen reden kann, die Bad Guys haben einen echten Anfall von emotionaler Beeinträchtigung – für einen Moment scheint ihnen (Krug, Sadie und Wiesel – Junior hat sich da schon längst faktisch aus der Familie „ausgeklinkt“) die Widerlichkeit und Abartigkeit ihres Tuns aufzugehen und sie sehen sich von sich selbst entsetzt an (eine kurze, aber extrem wirkungsvolle Szene), ehe Krug wieder in seinen Harter-Maxe-Charakter zurückfindet und Mari folgt. Die allerdings mag´s wohl nicht drauf ankommen lassen, sich von Krug & Kumpanen abschlachten zu lassen und geht freiwillig ins Wasser des nahen Sees. Krug jedoch erschießt sie trotzdem.

Entweder muss man Craven für seine Frechheit bewundern oder ihn bei Gelegenheit ein Ballschlagrundholz verspeisen lassen, denn diese wirklich magengrubenaufwühlende Szene von gar lustigem comic relief von Blöd & Blöder, dem dümmsten Cop-Duo diesseits der Serengeti, folgen zu lassen, ist schon ziemlich heftig. Vor allem, da es wirklich auch noch dummer comic relief ist – in ihrem Bemühen, wieder mobil zu werden, halten sie nämlich eine alte, zahnlose Negermatrone auf, die eine Pick-up-Ladung lebender Hühner transportiert, um von ihr mitgenommen zu werden, was zu ausgesprochen hilariösen Resultaten führt (sprich: ich geh nächste Woche mal in den Keller und lach drüber). Die Bösen schreiten indes am Fluss (oder See oder was-auch-immer) zur dringend notwendigen Reinigung von Haut und Klamotten.

Tja, und den nächsten Plot-Punkt müssen wir einfach mal akzeptieren. John Collingham wird von Estelle informiert, dass Besuch im Hause ist. Und wer sind die unerwarteten Gäste? Natürlich niemand anderes als unsere vier Psychopathen, die, anstelle sich mit Waffengewalt an der Straße die nächstbeste Schleuder anzueignen und vom Acker zu brausen, lieber im nächsten Haus einfallen, um dort zu nächtigen (ohne zu ahnen, wo sie da überhaupt sind). Erstaunlicherweise werden die vermeintlich einer Autopanne zum Opfer gefallenen (was ja irgendwo auch stimmt) freundlich aufgenommen (vor allem von Estelle, die eine wahre Bilderbuchvorstellung der bis-zur-Selbstaufopferung-hilfsbereiten-und-freundlichen Gastgeberin abliefert; aber auch John ist nach anfänglichem Zögern schnell bereit, mit einem leutseligen „mein Haus ist auch ihr Haus“ die Viererbande in seinen Freundeskreis aufzunehmen (man sollte meinen, wenn die eigene Tochter vermißt wird, hätte man andere Sorgen, als irgendwelchen dahergelaufenen Leuten ein Dach über´m Kopf anzubieten. Ist ja wie bei den barmherzigen Samaritern) – Wiesel ist nicht dumm und kappt unmittelbar nach Ankunft unauffällig Telefonleitung und Fernsehantenne (besonders letzteres ist durchaus vorausschauend gedacht, schließlich könnte über die Knastflucht ja in den Nachrichten berichtet werden).

Wie gesagt, Mama Estelle überschlägt sich nur so vor dienstbeflissener Hilfsbereitschaft und verteilt die Logiergäste auf das vorhandene Gästezimmer und das momentan ja auch nicht belegte Zimmer Maris (das ist wirklich sehr liebreizend, mütterlich und allgemein kollegial-sympathisch von Estelle. Kaum ist die Tochter ein paar Stunden spurlos verschwunden, schon wird ihr Zimmer untervermietet), wo die verblüfften Killer anhand einiger Fotos feststellen, wohin der Zufall sie geführt hat. Klar, dass das zur Belustigung (vor allem bei Wiesel und Krug) Anlaß bietet.

Beim Dinner, zu dem die Gäste natürlich eingeladen sind (die kluge Hausfrau hat halt immer genug Zutaten im Kühlschrank, um vier unerwartete Pickel, eh, Mitesser verköstigen zu können), fällt den Collinghams zwar auf, dass ihre neuen Freunde eher merkwürdige Tischmanieren beherzigen (es wird gerülpst und Sadie säuft Rotwein wie Brause) und sich bezüglich ihrer Cover-Story nach Kräften um Kopf und Kragen reden („Womit verdienen sie ihr Geld?“ Frank: „Installation.“ Krug [gleichzeitig]: „Versicherungen!“ Sadie, im Bemühen, die Lage zu retten: „Versicherungen für Installationen!“ Jaaaaa, sehr glaubhaft). Junior ist beim Essen abwesend, denn er a) ist auf Entzug und b) träumt alp (insert flashbacks here), bis er schreiend (und dinner-störend) aufwacht und sich von Papa Krug ein herzliches „Halt´s Maul“ einfängt. Junior bettelt (wohl vergeblich) seinen alten Herrn um einen Fix ein.

Etwas später – Krug fällt auf, dass Junior nicht in der Heia liegt, Sadie unterrichtet ihn eloquent, dass den ein menschliches Bedürfnis plagt („er ist pissen“). Naja, eher „kotzen“ und „auf Entzug sein“ und sich allgemein nicht besonders wohl fühlend. Die Geräusche, die er dabei von sich gibt, rufen Estelle auf den Plan, die sich (mütterliche Instinkte, fraglos) berufen fühlt, dem sich Begöbelnden moralisch beizustehen und ihm vorzuschlagen, sich einer Behandlung ihres Mannes (bekanntlich Doktor) zu unterziehen. Junior wehrt glasigen Auges ab und offenbart dabei Estelle einen Blick auf Maris PEACE-Anhänger. Obwohl ich persönlich ja der Ansicht bin, dass anno 1972 ungefähr trölfzig Milliarden Menschen auf dieser Welt mit einem PEACE-Anhänger durchs Leben zogen, schwant Estelle an dieser Stelle bereits ausgesprochen Übles.

Jedenfalls räumt sie den angeschlagenen Junior zu Krug ins Zimmer und untersucht betont unauffällig im Nebenzimmer das Gepäck der Herrschaften (hm, das versteh ich jetzt nicht. Kampieren die vier Bösewichter nun doch im selben Schlafgemach?) – bräuchte sie aber eigentlich gar nicht, weil Junir laut genug freiwillig „gesteht“: „Wenn die mitkriegen, dass wir die Kleine umgelegt haben…“ Krug bedauert zu diesem Zeitpunkt bereits, seinen weinerlichen Sohnemann nicht gleich mit im See versenkt zu haben (andererseits ist er auch selbst schuld – Junior wäre sicherlich kooperativer, wenn Krug ihm endlich einen Fix verschaffen und nicht nur dümmliche Wortspiele wie „Fix dich ins Knie“ zum besten geben würde). Estelle, die darüber hinaus noch im Koffer der Bösen blutbesudelte Wäsche gefunden hat, zählt nun 2 + 2 zusammen, was angesichts der Tatsache, dass an der Tafel mindestens schon achtundneunzig Prozent der „4“ hingemalt stehen, nicht gerade die größte mathematische Glanzleistung darstellt, greift sich ihren Ehegatten und sprintet zum See.

Dort am Ufer liegt tatsächlich das Töchterlein und zuckt noch, aber nur noch schwach. Medizinmann John stellt mit geübtem Kennerblick (nach dreisekündiger Diagnose) fest, dass da nix mehr zu machen ist (Hallo? Das Mädel ist DEINE TOCHTER! Da könnte man doch wenigstens so tun, als ob!).

Das Wiesel wird von Estelle geweckt, und nicht, weil sie ihm noch ´ne Gute-Nacht-Geschichte erzählen will. Vielmeht tragen sie und ihr Ehegatte grüne OP-Kittel und schicken sich an, eine spontane Zahnregulierung vorzunehmen, und zwar stilecht mit Hammer und Meißel, dafür aber ohne Betäubung. Just, als John kräftig zuschlägt (auauaauauauauaaaahhh), erwacht das Wiesel schweißgebadet aus einem Alptraum. Tja, Verbrechen zahlt sich nicht aus, es raubt einem nur den Schlaf. Alpträume machen hungrig, deswegen macht Wiesel auf die Suche nach Eßbarem (obwohl er, wenn wir Estelle glauben wollen, eine Gigantenportion beim Abendessen verdrückt hat), wobei ihm auffällt, dass die Collinghams nicht in ihrem Bettchen liegen. Estelle läuft ihm auch gleich über´n Weg. Wiesel stellt Erkundigungen bezüglich Johns gegenwärtigem Aufenthaltsorts an und weil Estelle ihm ja schlecht erzählen kann, dass der gerade den Keller nach waffenfähigem Material durchstöbert, schmeißt sie sich an das Wiesel ran. „Mein Mann hat Angst vor mir“, führt sie aus und Wiesel fühlt sich erotisch herausgefordert: „Ich könnte eine Frau wie dich lieben, wenn man mir beide Hände auf den Rücken fesseln würde!“ Hm, wo wird das wohl hinführen? Estelle gibt sich beischlafwillig, aber nicht im Haus, Outdoor-Sex wäre ihr lieber. Wiesel ist´s recht, zumal der Kerl noch mächtig damit mit seiner Libido anzugeben: „I could really do that (gemeint ist da „ohne Hände“-Dingens), I´m so super!“ (Eigenlob stinkt). Während Estelle also Wiesel nach draußen fühlt, erweist sich John als Inspirationsquelle für spätere gangsterbekämpfende Dreikäsehochnervensägen wie Kevin allein zu Haus und bastelt fröhlich booby traps, wie z.B. eine elaborate Stromfalle an der Türklinke.

Wiesel will die Sache mit dem Sex-ohne-Hände wissenschaftlich geklärt wissen und besteht darauf, dass Estelle ihn mit seiner eigenen Krawatte fesselt (ich hoffe, die ist nicht im Ausverkauf gekauft). Alles, was sie jetzt noch tun müsse, wäre, seinen kleinen Freund aus der Hose zu holen. Unglückseligerweise schafft es Estelle rein versehentlich, Mr. Happy im Reißverschluß einzuklemmen. Aua! „Armes kleines Würstchen“, gibt sich Estelle mitleidig. „Er ist nicht klein“, beschwert sich Wiesel (da wir ja Kerle ja immer gern hören, dass unser Sexualzubehör unzureichend sei), „du hast ihn nur erschreckt!“ (Kinder, das ist pures Dialoggold mal wieder). Wiesel hat möglicherweise andere Vorstellungen von der Befriedigung einer Frau als unsereins, denn der gute alte Oralsex nach herkömmlicher Prägung ist etwas, das nach meinem Dafürhalten weniger die weibliche Beteiligte in sexuelle Ekstase versetzt denn den sacktragenden Part. Nixdestotrotz wird selbiges jetzt in Angriff genommen (okay, DAS kann ich dann auch ohne Hände. Könner). Es kommt, wie´s kommen muss, Estelle stellt unter Beweis, dass ihr Zahnarzt mit ihr sehr zufrieden sein dürfte, beißt kraftvoll und beherzt zu und ab ist das Ding. Während Wiesel sich unter Schmerzensschreien krümmt und, nicht dass wir uns weiter um ihn kümmern, offenbar verblutet, wäscht Estelle sich gleich mal den Mund aus (sehr vernünftig). Der Tumult weckt Sadie und Krug, die werden aber schon von John mit der Schrotflinte erwartet. Künstlerisch wertvoll erleben wir eine kurze Sequenz der beliebten Disziplin „ich-seh-schwarz“, weil Krug das Licht ausschaltet. Der Bösmann will sich Johns Schrotladungen entziehen, stürzt aber über eine vom rachedurstigen Vater ausgelegte schmierige Stolperfalle, so dass es zu einem Faustkampf kommen kann, bei dem Krug als in solchen Angelegenheiten geübter Profikrimineller schnell die Oberhand gewinnt und sich über die verbesserungsfähige Schlagkraft seines Gegners fieserweise amüsiert: „Du bist fast so gut wie Sadie“ oder „Deine Tochter war zäher als du“. Obwohl letzteres Statement sicherlich motivationsfördernd für John ist, hat er keine ernsthafte Chance, doch da springt ihm das Schicksal in Form des nun einen kleinen Seitenwechsel vollziehenden Juniors zur Seite. Der hat nämlich eine Knarre und den Willen, * seinem * Vater nötigenfalls die Lebenslichter auszupusten. Oder doch nicht? Krug ist nämlich nicht sehr beeindruckt, hält er seinen Abkömmling doch für einen echten Loser und befiehlt ihm, sich selbst das Gehirn aus dem Schädel zu blasen. Die väterliche Autorität ist scheinbar intakt genug, dass Junior dieser Aufforderung (energisch wiederholt, immerhin) tatsächlich nachkommt. Plaff!

Diese Episode hat allerdings wenigstens John genügend Zeit gegeben, sich in die Bastelwerkstatt zu begeben und dort die Kettensäge anzuwerfen – da muss das Chancenverhältnis jetzt glatt neu berechnet weden. Krug scheitert an der Stromfalle (US-Stromnetz ist doch 110 Volt? Kann doch gar nicht sooo schlimm sein, ich hab schließlich auch schon einen 220-Volt-Schlag überlebt), aber zumindest Sadie gelingt die panische Flucht in den Garten, wo sie aber einer mordgierigen Estelle in die Arme läuft, dieweil Krug leidgeprüft feststellen muss, dass ein handelsüblicher Holzstuhl nur eine untaugliche Verteidigung gegen eine Kettensäge darstellt. Sadie entscheidet sich nach kurzem Catfight, den sie scheinbar nicht erfolgreich bestreitet, warum-auch-immer für einen Sprung in den Swimmingpool. Estelle findet das von Sadie vorher verlorene Messer und schlitzt ihr die Kehle auf.

John hat nun endlich Krug direkt vor der Kette – zwar materialisieren sich in diesem Moment der nulpige Sheriff und sein Depputy in der Wohnstube, können aber nicht mehr verhindern, dass John mit den Eingeweiden des Psychokillers die Wände dekoriert (allerdings off-screen). Estelle und John sinken sich geschafft in die jeweiligen Arme… Ende.

The Last House on the Left ist der seltene Fall eines Films, den ich mir für´s Review zweimal angesehen habe (was sicher auch daran liegt, dass ich beim ersten Ansehen nicht voll konzentriert war). Nach dem ersten Durchlauf hielt ich den Streifen für ein ausgesprochen langweiliges, überflüssiges Machwerk, das seine Existenzberechtigung aus zwei-zweieinhalb „skandalträchtigen“ Minuten zieht, ansonsten aber getrost auf den Dunghaufen der Filmgeschichte zwecks ständigem Verbleib geworfen werden kann. Nach Durchlauf Numero 2 bin ich geneigt, etwas versöhnlicher zu urteilen – nein, ich werde den Teufel tun und Cravens Debütfilm nun doch noch in den Rang eines unvergeßlichen Klassikers erheben, aber beim aufmerksamen Betrachten ging mir doch der Knopf auf, dass das, was ich in meinem jugendlichen Leichtsinn zunächst für belanglosen laufzeitstreckenden Leerlauf gehalten habe, wider Erwarten doch größtenteils wichtig für die sich entwickelnde Handlung (es ist keine große dramatische Handlung, aber man kann es wenigstens mit gewisser Berechtigung eine Story nennen, nicht nur, weil es sich um ein inhaltllich recht werkgetreues Remake des Ingmar-Bergman-Werks Die Jungfrauenquelle handelt, was den zeitgenössischen Feuilletonisten sicherlich vor lauter pflichtbewußtem „geschmackloser-Schund“-Aufschreien entgangen sein dürfte).

Um gleich zu relativieren – für das Grundgerüst der Story und den entscheidenden Plotkniff, einen ziemlich liberalen Gutmenschen im Showdown zum munter meuchelnden blutrünstigen Rachedämon zu verwandeln, sollte man Craven nicht in den Himmel loben. Wie schon erwähnt entlehnt Craven die komplette Handlung dem Bergman-Vorbild (natürlich unkreditiert) und spätestens seit Witchfinder General war die Idee, einen der „Helden“ (sofern man John Collingham als Filmhelden im klassischen Wortsinne bezeichnen kann, was insofern eigentlich nicht geht, als der Film die Psychopathen als zentrale Figuren behandelt und die Collinghams streng genommen nur Nebencharaktere sind) in einen Gewaltausbruch zu schicken, der den Exzessen der nominell Bösen mindestens ebenbürtig ist, wenn sie nicht gar übertrifft, vielleicht nicht gerade Mainstream, aber auch nicht neu. Insofern ist die vordergründige, plakative Story des Films (mal abgesehen von der filmischen Umsetzung, auf die wir noch gesondert zu sprechen kommen werden), kein Beleg für besonderes schreiberisches Talent, sondern höchstens dafür, dass Craven seinerzeit gekonnt abkupfern konnte.

Keinen Sonderpreis verdient sich der Streifen für den recht verzweifelten und wie bei so vielen Horrorfilmen, die sich bemühen, ihr blutiges Treiben mit einem gesellschaftskritischen Anstrich zu kaschieren, leer laufenden Versuch, die dargestellte Gewalt als satirischen oder zynischen Kommentar auf real existierende Gewalt auszugeben (wie es John Collingham zu Beginn des Films ausdrückt: „Nur noch Mord und Totschlag in der Zeitung“). Es mag in gewisser Hinsicht ja provokant sein, den gut bürgerlichen Biedermann, der Gewalt ablehnt und sich am liebsten in seinen heilen Vorort-Welt, fern von allen negativen Einflüssen der Großstadt und der Medien, auf dem Elfenbeinturm sitzen würde, letztlich zum blutgeilen Rächer mutieren zu lassen, aber als Filmemacher und Drehbuchautor muss man sich dann doch die Frage gefallen lassen, ob man, wenn man schon einen gewissen gesellschaftskritischen Kontext setzt, es sich nicht zu einfach macht, sich um eine moralische Wertung des Verhaltens von Collingham zu drücken – der Eindruck, dass zumindest das Script Selbstjustiz zumindest billigt, steht jedenfalls im Raum, auch wenn ich da natürlich einem für 90.000 Dollar hingeschluderten Ultra-Low-Budget-Fetzer wieder mehr gewollte sozialpolitische Relevanz zubillige als es Craven und Cunningham sich in ihren kühnsten Träumen wohl vorgestlelt haben. Belassen wir es dabei, dass der Streifen eine zumindest zweifelhafte Ethik aufweist, auch wenn durch das grausame Ende der Psychopathenbande die niederen Instinkte des Publikums (inklusive des Schreiberlings dieser Zeilen, hehe) voll und ganz befriedigt werden.

Jetzt fragt Ihr Euch sicher langsam, wenn der Doc das alles so erstens unoriginell und zweitens verwerflich findet, wo findet er dann das, was ihn seine zunächst gefaßte Meinung („langweiliger Schrott“, Ihr erinnert Euch) hat ändern lassen? Ironischerweise eindeutig nicht auf Seiten der „Guten“ (d.h. der unschuldigen Opfer und der rächenden Eltern), sondern in der Darstellung der sadistischen Killerbande. Es ist im Nachhinein, insbesondere unter Berücksichtigung der Bedingungen, unter denen der Film entstand (um den Bogen zur Einleitung zu schlagen, wußte eigentlich keiner der Beteiligten, was genau er tat), schwer zu beurteilen, wieviel davon auf das Konto von Drehbuchautor bzw. Regisseur Craven geht und wieviel auf Improvisation und Charakterverkörperung der entsprechenden Darsteller, aber das eindeutige Highlight von Story und Film ist der Mikrokosmos der völlig derangierten Psychopathen-„Familie“, ein Zerrbild einer „Durchschnittsfamilie“ und mit Sicherheit wegweisend für spätere Horrorfilme mit verschrobenen Mörderclans wie TCM bis hin zu Haus der 1000 Leichen. Krug ist der ultimative Chef im Ring, da er nicht nur körperlich, sondern vermutlich auch intellektuell seinen Kumpanen überlegen ist (der Streifen hintet da und dort subtil, dass Krug wirklich nicht blöde ist, er pflegt nur eben eine „I don´t give a fuck about anything“-Attitüde), Sadie ist die Mutter-/Schwesterfigur rolled into one und dabei, was besonders für die Zeit, in der der Streifen entstand, bemerkenswert ist, an purem Sadismus den männlichen „Familienmitgliedern“ mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar zwei bis drei Ligen voraus, Frank, das „Wiesel“, macht irgendwie den Eindruck des von den anderen mehr oder weniger geduldeten „Onkels“, der aber nicht richtig „dazu“ gehört, was sich auch daran festmachen lässt, dass er im Grunde seines Herzens wohl liebend gern ein biederer Spießer wäre (weswegen er auch im Gegensatz zum ungepflegten Erscheinungsbild seiner Kumpane stets Anzug und Krawatte trägt und schon allein aus materiellen Erwägungen über ein bürgerliches Leben spekuliert), aber irgendwo auch „Opfer“ seiner perversen Triebe ist, und dann eben noch Junior, das von niemandem für voll genommene Nesthäkchen der Truppe, der sich mit den Handlungsweisen seines Vaters und seiner Freunde nicht identifizieren kann, sich durchaus darüber im klaren ist, nur ausgenutzt zu werden, aber sowohl aus einer gewissen familiären Loyalität als auch der schlichten Abhängigkeit von Krugs Drogenvorrat bei der Sache bleibt. Das ist eine schön ausgearbeitete Beziehungsstruktur, die dank der souveränen Darsteller ausgezeichnet funktioniert – vgl. den besten Moment des Films, unmittelbar nach der Vergewaltigung von Mari, in der Krug, Sadie und Wiesel sich für einen Augenblick entsetzt über ihr eigenes Tun anstarren – in diesen Sekunden kann einem schon ein kalter Schauer über den Rücken laufen, das ist für einen kurzen Wimpernschlag lang ungelogen und ohne Flachs Großes Kino TM. Dummerweise gibt der Film – möglicherweise bewußt, um das „Familienleben“ der Psychosippe dem durch sie zerstörten Leben der Collingham-Familie gegenüberzustellen – diese Sichtweise im Schlußakt beinahe völlig auf, da es dann kaum noch Szenen mit allen Mitgliedern der Krug-Company gibt und das beinahe blinde Verständnis der Akteure zugunsten der blutigen Rache der Collinghams aufgibt – aber irgendwie muss man halt zu einem Ende kommen, wenn man sich sklavisch an eine Vorlage wie hier den Bergman-Film hält.

Bis jetzt habe ich tatsächlich, oh woe is me, den Inhalt, die Story, die Charaktere des Films analysiert (eines 131ers, for crying out loud!) – wo wir doch alle wissen, dass daran sicherlich die wenigstens Mitleser interessiert sind, außer der Klientel, auf die ich ja irgendwo zähle, die sich auch für filmhistorische Zusammenhänge und vermeintliche mehr oder weniger versteckte Subtexte inb illigen Horrorreißern interessieren. Verboten wird ein Film ja eher weniger wegen seiner Geschichten an sich (obwohl man sich anderererseits bei den Staatsanwälten und Richtern nie so ganz sicher kann, nach welchen Gesichtspunkten die bei Beschlagnahmungen vorgehen und sicher das angesprochene Selbstjustiz-Szenario noch nie ein besonderes Zensurgremien-Darling war), sondern wegen seiner Umsetzung. Hält der Film diesbezüglich das, was die Verbote in aller möglichen Herren Länder versprechen? Hier antworten wir mal mit einem entschiedenen „Jein“.

The Last House on the Left ist, und da erzähle ich niemandem was neues, mit Sicherheit kein Fun-Horrorfilm (und schon gar kein Splatterfilm), sondern eher unangenehm anzusehen. Wie Wes Craven es ausführt (oder war´s Sean Cunningham? Schon wieder vergessen, dabei hab ich den DVD-Bonus gerade erst durchgearbeitet), war The Last House on the Left „the first film that didn´t look away“ (was aber insofern auch nicht ganz stimmt, weil zumindest viele potentiell blutige Szenen mangels FX-Können und/oder Geld off-screen stattfinden). Es ist insofern was dran, als der Streifen bei den Szenen sexueller Demütigung, und das sind meines Erachtens die „schlimmeren“ Szenen als die kurze Gore-Szene mit Gedärm und „Ingreisch“, fast schon dokumentarisch (was beabsichtigt war) draufhält, ohne voyeuristisch zu werden. Ähnlich wie bei modernen neo-realistischen Sozialdramen (wie Lilja 4-Ever, mein Gott, für meine Vergleiche werde ich noch mal in der Hölle schmoren) raubt die Machart des Films dem Zuschauer (zumindest dem, der mehr als drei Gehirnzellen hat und nicht mit einem debilen Grinsen auf den Lippen und einem Dosenbier in der Hand „ey, geil, krass, boah“ stammelt, während er einen solchen Film sieht) die schützende Distanz zum Geschehen auf der Leinwand/auf dem Fernsehschirm. Besonders deutlich wird das in der gar nicht explizit gefilmten, dafür aber aufgrund des Close-ups auf die Gesichter von Krug und Mari schon fast verstörend eindringlichen Vergewaltigungsszene – ich weiß nicht, inwiefern es ein „Lob“ für einen fiktiven Spielfilm darstellt, aber die Szene wirkt echt.

Provokante-These-aufstell: Hätten Craven und Cunningham es bei der Darstellung sexueller Gewalt belassen und vor allen Dingen auf das Selbsjustiz-Gemetzel im Finale verzichtet, hätte der Film es bei Zensurgremien einfacher, denn man kann mit Sicherheit nicht behaupten, dass die sexuelle Gewalt in einem verherrlichenden, nachahmenswerten Kontext gezeigt wird – vielmehr wird sie so gezeigt, wie sie ist und verstanden werden sollte: dreckig, niederträchtig, abstoßend, verachtenswert. Die singulär auf erotisch-sexuell stimulierende Gewalt gepolte Frauenfolterfanfraktion (irgendwie ein schönes Wort, so viele „F“s) kann, so wie die Gewaltszenen in Last House on the Left gezeigt werden, gar nicht auf ihre Kosten kommen (und wenn mir jetzt einer mit dem Argument kommen will, dass sexuelle Gewalt auch in dieser Fom nicht gezeigt werden kann/darf, müssen einige kritikerseits hochgelobte Sozialdramen schleunigst aus dem Verkehr gezogen werden. Aber dieses Argument werden ja am ehesten einige Staatsanwälte vertreten…). Problematisch macht den Film daher in Sachen Verbot und Zensur sicherlich einerseits das Zusammenspiel der geschilderten sexuellen Gewalt, der (kurzen) Gore-Szene (die für sich genommen aber heute mehr keinen Hahn hinter dem Ofen herlocken wird, wo Gedärm ja mittlerweile Mainstream ist und ab und an als FSK 16 durchgeht) sowie des immer wieder bei der Z Zensur „beliebten“ Selbstjustiz-Themas im Finale, als auch das „Problem“, dass der Film einzig und allein auf seine Gewalt abstellt – da ist, abgesehen von erbärmlich unlustigem comic relief in Form der beiden Provinzbullen – nichts da, was die Gewalt in irgendeiner Form abschwächen würde.

Bevor jetzt aber wieder jemand auf die Idee kommt, ich würde Last House on the Left allein schon wegen seiner Darstellung der sexuellen Gewalt in den Rang eines klassikerverdächtigen Sozialdramas erheben, komme ich doch lieber wieder auf den Film selbst zurück. Und der ist, so leid´s mir irgendwie (oder auch nicht) tut, trotz alledem eine sehr zähflüssige Angelegenheit. Das Tempo des Films ist ausgesprochen mäßig, was in gewisser Weise auch wieder der subjektiven Erwartungshaltung geschuldet ist, die ob der Kombination „Horror/131“ auf ein blutiges Schlachtefest hinausläuft, was vom Film bitter enttäuscht wird, da eben in lange Zeit die Interaktion der Psychopathen untereinander wichtiger ist als plakative Effekte (was nicht im Umkehrschluß heißen mag, dass der Film nicht ein paar blutige Passagen zu bieten hätte). Der dokumentarische Stil (der sicherlich aber nicht nur ausschließlich bewußten „Realitäts“-Erwägungen verwendet wurde, sondern das geringe Budget, die beschränkten technischen Möglichkeiten und schlichte Unkenntnis genauso verantwortlich dafür zeichnen) steigert zwar die Wirkung der erwähnten Gewaltszenen, sorgt aber nicht wirklich für „kinematisches“ Flair. Wer nicht die Geduld mitbringt, in den Zwischentönen zu lesen und auf dumpfe Metzelorgien statt auf vielmehr eine Art psychologisches Drama hauptsächlich innerhalb der Kilergruppe wartet, dem wird der Film schlicht und ergreifend zu langweilig sein (diese Zielgruppe sollte dann eher auf die bekannten italienischen Nachzieherprodukte wie den ebenfalls David Hess in killender Hauptrolle fungierenden Deodato-Heuler Der Schlitzer zurückgreifen). Und auch WENN man alles, was ich in den letzten paar Absätzen zur Verteidigung des Films ausgeführt habe, ins Kalkül zieht, muss man konstatieren, dass das der filmischen Vorlage Die Jungfrauenquelle geschuldete Finale in seiner Wirkung, in seiner Intensität nicht mit den vorher veranstalteten Demütigungs- und Folterspielen mithalten kann, sondern eher aufgesetzt wirkt (zumal der Grund, warum Krug und seine Freunde im Collingham-Haus aufschlagen, im Vergleich zum Original mau ausfällt. In der Jungfrauenquelle suchen die Killer, eine Gruppe von Schäfern, Zuflucht vor einem Sturm auf dem Gutshof der Familie). Fürchterlich ist, wie mehrfach angesprochen, der Versuch, den Film durch das dümmliche Cop-Duo humoristisch aufzuwerten – da fährt man als geneigter Zuschauer sicher am besten, wenn man den Vorspul-Finger glühen lässt und diese Szenen großflächig umfährt.

Technisch-handwerklich gesehen ist der Streifen, wie bei einem Budget von 90.000 Dollar und einem First-Time-Director beinahe zu erwarten, eher, naja, verbesserungsfähig ausgefallen. Craven rettet sich durch den dokumentarischen Stil, der aber auf der anderen Seite aufgrund zahlreicher Zwischenschnitte (zu den Collinghams) auch wieder „nichts halbes und nichts ganzes“ ist. Der singuläre Gore-Gedärm-Effekt ist streng genommen völlig unnötig und trägt nichts dazu bei, die Wirkung des Films zu verstärken (eher schwächt er sie durch die Überzogenheit ein wenig ab).

Relativ kurios ist die musikalische Untermalung durch einige Songs von Hauptdarsteller David Hess (eigentlich auch hauptamtlicher Musiker, der an einigen 60er-Jahre-Ohrwürmern mitwerkelte) – lustige Folksongs (mit dem Film nacherzählenden Texten), wobei allerdings „Wait for the Rain (Road to Nowhere)“ ein wirklich grandioser Song ist.

Womit wir elegant die Brücke zu den Darstellern geschlagen hätten. Der einzige Schauspieler, der auf Last House on the Left so etwas ähnliches wie eine Karriere aufbauen konnte, ist eben David Hess, der Krug beängstigend glaubhaft und real spielt – Hess wirkt in der Tat wie eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment losgehen kann. Eine sehr intensive Darstellung, die zeigt, wie sehr Hess den Charakter „Krug“ verinnerlicht hat – keine Frage, wäre Last House kein Horrorfilm, sondern eine düstere Psycho-Sozialstudie, Hess wäre für seine Vorstellung gefeiert worden. Jeramie Rain als Sadie bietet eine ebenfalls sehr glaubwürdige sadistische Schlampe, Fred Lincoln, hauptamtlicher Porno-Produzent (und seinerzeit auch Darsteller) gibt auch dem Wiesel Frank eine gewisse Tiefe, wobei zu beachten ist, dass die Vorstellungen von Rain und Lincoln gravierend auf Hess´ Darstellung des Krug aufbauen – ohne Hess würde die Psycho-Sippe auch darstellerisch auseinanderfallen, er ist sozusagen die Nabe dieses Mikrokosmos, in den auch Marc Sheffler als Junior Stillo gehört; auch Sheffler ist ein durchaus glaubhafter dummgespritzer Junkie mit einem Rest an Menschlichkeit.

Naturgemäß tun sich die „Opfer“ schwerer, prägnante Leistungen zu bieten. Lucy Grantham und Sandra Cassel liefern aber durchaus mitfühlbare Performances ab, wobei vor allem Cassel insofern zu würdigen ist, als ihre Panik, ihre Angst, vor allem in der Vergewaltigungsszene, spürbar ist (übereinstimmend berichten viele Cast- und Crew-Mitglieder, dass Sandra Cassel tatsächlich Angst vor allem vor David Hess hatte, was auch daran liegen mag, dass einige Mitglieder der Killergruppe nicht mit den anderen Cast- und Crewmitgliedern sozialisierten. Wie Hess im DVD-Begleitmaterial ausführt, hätte er seiner Ansicht nach Cassel in der Rape-Szene mühelos tatsächlich vergewaltigen können, weil sie derart eingeschüchtert und verängstigt war). Theaterakteur Gaylord St. John und Soap-Opera-Aktrice Cynthia Carr geben auch recht glaubhafte Eltern ab, wenngleich ihre drehbuchgemäße Freundlichkeit gegenüber Krug & Co., als die bei ihnen auflaufen, angesichts der aktuellen Situation deplaziert erscheint (mit etwas angedeutetem zeitlichen Abstand zwischen den Ereignissen wäre das glaubwürdiger). Den Mantel des Schweigens breite ich über Marshall Anker und den mittlerweile renommierten B-Film-Recken Martin Kove als notorisch unlustiges Comedy-Duo.

Getestet wurde im Hause des Docs die „Österreichische“ Doppel-DVD-Edition von XT Video(„strong uncut“. Ich würde gern mal wissen, was „strong uncut“ eigentlich bedeuten soll. „Ungeschnittener“ als „ungeschnitten“ geht nämlich nicht) im hübschen, aber selten unpraktischen Hochformat-Papp-Cover. XT scheint sich sowohl was Print als auch Zusatzmaterial angeht, sowohl aus dem Blue-Underground-US- als auch dem Anchor-Bay-UK-Release bedient zu haben. Auf DVD 1 findet sich der Hauptfilm in erträglicher, aber mit Sicherheit nicht hochklassiger Bildqualität (anamorphes 1.85:1-Widescreen), wobei die Qualitätsmängel (extrem grobkörniges Bild, einige Verschmutzungen, mangelhafte Schärfe) dem Alter des Films und dem sicher nicht nochklassigen seinerzeit verwendeten Equipment geschuldet sind. Es ist ansehbar, aber grandios ist der Transfer nicht. Als Tonformat hat der Konsument die Wahl zwischen deutschem Ton in Dolby 2.0 und 5.1 (Upmix oder Split, ich hab in die Spur kaum reingehört) und englischem O-Ton in Dolby 2.0. Die Soundtrackspuren unterscheiden sich doch deutlich in ihrer Qualität, die englische Spur scheint mir sogar leicht zu „leiern“ (macht sich vor allem bei den Songs bemerkbar) und könnte auch bessere Sprachqualität aufweisen. Auch hier gilt das Prädikat: geht so, ginge aber auch besser.

Folgende Extras finden sich noch auf der ersten DVD: ausführliche Biographien zu Cast und Crew, Fotogalerien, Trailer (US-Trailer, deutscher Kinotrailer, US-TV-Spot, 6 Radiospots) sowie zwei Featuretten. Die „größere“, vierzigminütige Featurette ist ausgesprochen interessant – hier plaudern Craven, Cunningham, Hess, Rain, Lincoln und Sheffler über den Dreh, die Reaktionen auf den Film und wie dies (größtenteils) ihre jeweiligen Karrieren negativ beeinflußt hat (Lincoln ist allerdings der einzige der Interviewten, der den Film nach wie vor rundheraus ablehnt, was ihn nicht daran hindert, einige launige Anekdoten zum besten zu geben). Schade, dass die Macher dieser Doku (die Leute von Blue Underground) Sandra Cassel nicht aufgetrieben haben, ihre Statements wären sicher auch sehr interessant gewesen. Aber auch in dieser Form ein sehr informatives Extra. Die zewite Featurette nennt sich „Scoring Last House on the Left with David Hess“ und behandelt in gut neun Minuten die musikalische Seite des Films. Hess erinnert sich in einem (getrennt aufgenommenen) Interview an die Komposition des Scores und gibt auch einige musiktheoretische Tidbits zum Score zum besten.

DVD 2 startet mit Krug & Company, einer alternativen Schnittfassung des Streifens (wohl eine britische Fassung), die um einige Gewaltelemente gekürzt ist (ausschließlich mit englischem Ton), in der „forbidden gallery“ kann man sich dann genau die Szenen, die aus Krug & Company entfernt wurden, als Standbilder ansehen (was das ganze Extra streng genommen etwas sinnlos erscheinen lässt), unter „Outtakes and Rushes“ gibt´s eben genau das, was man sich unter so einem Titel vorstellt, nämlich Outtakes und nicht verwendete Aufnahmen (stumm), „Krug conquers England“ ist eine 23-minütige Dokumentation über die erste Kinovorstellung des Films in England anno 2000, wozu auch David Hess über den Teich kam, und „Tales That´ll Tear Your Heart Out“ bringt stumme Fragmente eines von Wes Craven für einen nie realisierten Anthologiefilms gedrehten Kurzfilms. Insgesamt eine Ausstattung, die (bis vielleicht auf einen Audiokommentar) keine Wünsche offen lässt.

Wort zum Sonntag: The Last House on the Left ist rein filmisch betrachtet sicher kein Weitwurf, kein Meilenstein und kein großes Kunstwerk, aber, und da hat der Streifen vielen seiner 131er-Kollegen was voraus, er hat zumindest eine gewisse filmhistorische Bedeutung (schon allein deshalb, weil Craven und Cunningham in der Folge auf Horror festgelegt wurden, und was die beiden Herren daraus machten, ist ja, wie man so schön sagt, Geschichte) und zumindest einige Stärken, die in der Zeichnung und Darstellung der Killer begründet liegen. Trotzdem ist der Film alles andere als ein Reißer, sondern eher langatmig, wenn man von den drei-vier Szenen absieht, die dem Film seine notorische Berühmtheit eingebracht haben. Dennoch sollte man als Freund der „dirty seventies“ des Horrorkinos und generell an der Entwicklung des Horrors interessierter Filmgeek den Streifen, im Gegensatz zu den meisten anderen 131ern, zumindest mal gesehen haben, da er nicht nur die Karrieren seines Regisseurs und seines Produzenten (unfreiwillig in eine Richtung) launchte, sondern nicht nur zahlreihe simple Nachzieherfilme (wie die erwähnten Italotrasher) „verursachte“, als auch subtil in Form eines neuen Archetypen des Horrors (des schlichten, motivationslosen sadistischen Killers) das gesamte Horrorkino der kommenden Dekaden prägen sollte. Daher fazitös keine Vollverdammung, sondern das Schlußwort: „Aufgrund seiner filmhistorischen Relevanz interessant, aber vermutlich nicht das, was man sich alle vierzehn Tage ansehen wird“.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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