Das Haus an der Friedhofsmauer

 
  • Deutscher Titel: Das Haus an der Friedhofsmauer
  • Original-Titel: Quella villa accanto al cimitero
  • Alternative Titel: The House by the Cemetary | The House Outside the Cemetary | Zombie Hell House |
  • Regie: Lucio Fulci
  • Land: Italien
  • Jahr: 1981
  • Darsteller:

    Lucy Boyle (Catriona Mallaci)
    Dr. Norman Boyle (Paolo Malco)
    Ann (Ania Pieroni)
    Bob Boyle (Giovanni Frezza)
    Mae Freudstein (Silvia Collatina)
    Laura Gittleson (Dagmar Lassander)
    Dr. Jacob A. Freudstein (Giovanni De Nava)
    Daniel Douglas (Gianpaolo Saccarola)
    Mr. Wheatley (Carlo De Mejo)
    Harold (John Olson)


Vorwort

Es gibt gewisse Dinge, die ich nicht mag: den FC Bayern München, Essen mit Pilzen, Freejazz, George W. Bush und italienische Gorefilme. Punkt 1 bis 3 dieser Aufzählung haben eine relativ geringe Praxisbedeutung für mich – Fußball muss man nicht ansehen, meine Pilzaversion hat sich zu fast jedem herumgesprochen, der mal in die Versuchung kommen könnte, mich zum Essen einzuladen, meine Plattensammlung ist freejazz-frei. George W. Bush ist schwerer zu ignorieren, aber wenigstens kann man gegen ihn fröhlich und guten Gewissens agitieren. Italienische Gorefilme jedoch – es ist schwer, eine badmovie-Review-Site zu betreiben, ohne nicht wenigstens alle heilige Zeiten einen Lenzi, Deodato, D’Amato oder Fulci zu besprechen. Während ich Lenzi und Deodato immerhin bescheinigen kann, dass sie – abseits der Gore- und Horrorecke – durchaus gelegentlich was halbwegs unterhaltsames auf die Beine stellen können und D’Amato als selbst für italienische Dünnbrettbohrerverhältnisse ein so talentloses Wichtelhirn war, dass man seine Werke nicht mal im Vollrausch ernst nehmen könnte (es erstaunt mich allerdings immer wieder, dass ein solcher Regie-Volldepp wie D’Amato tatsächlich Fans hat), habe ich zu Fulci ein ganz besonders gespaltenes Verhältnis – vielleicht liegt’s an seinem Augenfetisch, dass ich mich vor Fulci-Filmen irgendwie zu drücken versuche. Ja, ich habe Murder Rock und Die Schlacht der Centurions besprochen, aber das sind auch nicht gerade typische Fulcis – der eine ist ein (beinahe in jeder Hinsicht) blutleerer Giallo, das andere ist ein hochdebiles (und dadurch unterhaltsames) Pseudo-SF-Barbaren-Gladiatoren-Machwerk, das nicht speziell durch seinen Regisseur geprägt ist.

Den wenigsten hier Mitlesenden erzähle ich vermutlich etwas neues, wenn ich sage, dass Fulci aber nun mal nicht für seine Giallos oder SF-Filme berühmt und berüchtigt ist, sondern für seine derben Splatter- und Gorefilme, beginnend in etwa ab seinem Rip-off/Plagiat/Pseudosequel Woodoo aka Zombi 2 über weitere Gore-Eskapaden wie New York Ripper, Il Gatto Nero oder andere FSK- und BPjM-Favorites wie Ein Zombie hängt am Glockenseil oder eben Das Haus an der Friedhofsmauer. Genauso wie die italienischen Kannibalenfilme übte dieser Kanon von Fulci-Splatter auf mich nie einen besonderen Reiz aus. Wieso ich in Anlehnung an ein ebay-Geschäft vor sprichwörtlich Jahren für ‘nen knappen Zwanziger (DM) die “auf 500 Stück limitierte” Astro-LD des letztgenannten Werkes erstand, hab ich selbst nie so recht begriffen. Ich hatte über all die langen Monate, die die Scheibe im Regal stand, nie das Bedürfnis, den Film zu sehen (und auch vorher nicht) und ignorierte geflissentlich auch die Forderung, endlich ein Review zu schreiben. Es gab IMMER etwas interessanteres anzusehen als diesen Film. Im Vorlauf des Forumstreffens, genauer gesagt, am Vorabend des offiziellen Parts, mit den ersten Gästen bereits erwartungsvoll auf der Fernsehcouch sitzend, blieb mir dann tatsächlich keine andere Wahl mehr. Der Fulci wurde ultimativ gefordert, die Disc tatsächlich gefunden (trotz meines couragierten Boykotts der Suche) und meine Hoffnung, die Scheibe wäre zwischenzeitlich dem Laserrot zum Opfer gefallen (tatsächlich erwiesen sich gut 30 Sekunden als unabspiel-, aber leider als vorspülbar), zerschlug sich im Laufe der Zeit.

Ich habe jetzt nur noch eine Aussicht – dass ich vielleicht meine Notizen nicht mehr lesen kann (eine Meinung hab ich trotzdem natürlich schon, aber die verrate ich natürlich nicht im Vorlauf). Aber be aware: ich werde vermutlich auf den nächsten Seiten etwas tun, was ich meinen speziellen Freunden Hahn/Jensen im Bezug auf ihr Horrorfilmlexikon immer wieder gern vorwerfe: einen Film besprechen und bewerten, dem ich von Anfang an keine Chance einräume, dass er mir gefallen könnte. So ist’s wahrscheinlich unfair… Aber wann ist das Leben schon einmal fair?


Inhalt

Okay, jetzt hab ich seit Verfassen dese Vorworts schon wieder zweieinhalb Stunden verstreichen lassen (ich mag nicht, ich mag nicht), jetzt aber. Wir beginnen in einem Old Dark House TM, das mit Särgen vollgestapelt ist und durch das ein sichtlich ziemlich verängstigtes Frauenzimmer auf der Suche nach ihrem Männe/Freund/Köter/Whatever irrt. Der obligatorische geheimnisvolle Killer macht kurzen Prozess, rammt dem Mädel ein Messer in die Rübe und schleppt den Korpus dann gen irgendwohin. Mächtig gewaltig.

In einem der wahnwitzig künstlerischen Szenenübergänge, mit denen uns Meister Fulci in der Folgezeit noch so einige Male erfreuen wird, wandelt sich die Einstellung des titelgebenden Hauses, aus dem ein junges Mädchen rausschaut, in die eines Fotos desselben, das konzentriert von einem engelsgleichen blonden blauäugigen Rotzjungen, dem wir schon jetzt sämtliche blutigen Tode an den Hals wünschen, angestiert wird. Das Foto hängt – warum auch immer – im Wohnzimmer der Familie Boyle, und das Mädel im Fenster winkt uns kleinem Blondchen namens Bob zu. Shock! Als Klein-Bobbie dies seiner Mama mitteilt und erwartungsgemäß – wie unheimlich – auf dem Foto von einem Mädchen im Fenster weit und breit nichts zu sehen ist, scheuert sie ihm nicht etwa eine (weil er ihr kostbare Zeit stiehlt, blöde Geschichten erfindet oder einfach ganz grundsätzlich), sondern lässt sich auch von seinen weiteren elaboraten Ausführungen, wonach das Mädchen ihm Zeichen gegeben und die Warnung “Du darfst nicht gehen” auf den Weg gegeben habe, nicht weiter beeindrucken (vernünftige Einstellung, denn so doof, wie Bob aussieht, hat der eh nur imaginäre Freunde…).

Vom Foto wird wieder aufs reale Haus umgeblendet (ganz großes Kino… blech), wo – völlig klar – das bewusste Mädchen am Fenster steht und von seiner Mutter/Oma/Gouvernante/Whatever gerufen wird, aber etwas unwillig erscheint. Ich bin bereits jetzt ergriffen.

Wir befinden uns in New York, Mr. Boyle, Norman von Namen, trifft sich mit einem Professor Somethingorother, Mullard (glaub ich, jedenfalls ist es Papa Fulci selbst) und holt sich seinen Auftrag ab – er soll den mysteriösen Tod eines anderen Professor Wieheißternoch aufklären. Der habe in einem gewissen alten Haus nahe Boston (gähn) erst seine Frau abgemurkst und dann Selbstmord begangen. Um herauszufinden, was den Prof zu dieser Wahnsinnstat getrieben hat, wird Boyle mit seiner Famlie in das Haus einziehen – zwar ist unser Norman weder ein Kriminaler, Detektiv, Psychologe oder sonst auch nur halbwegs qualifiziert für eine solche Ermittlung, aber immerhin ein “Schüler” des verschiedenen Gattinnenmörders, und das scheint auszureichen. Na ja, wer wird Logik in einem italienischen Gore-Schinken erwarten? Ach ja, wo wir beim Thema “Logik” sind – ich spekuliere jetzt gerade mal ins Blaue, dass das mit dem “Einzig ins Haus” beabsichtigt ist… ich werde gleich noch darauf eingehen, warum man genauso gut vom Gegengeil ausgehen könnte. Lucy Boyle ist vom Umzug nicht wirklich begeistert.

Das Fenster-Foto-Mädchen stiert währenddessen angeregt in ein Schaufenster, wo eine der hässlichsten Schaufensterpuppen seit der Erfindung des Kleiderbügels plötzlich und auf unerklärliche Weise den Kopf verliert – die Rübe kullert zu Boden, aber anstatt des zu erwartenden Plastiks oder Holzes erfreut dickflüssiges schwarzes Blut und appetitlicher Gore unser Auge. Das Mädel kuckt fasziniert zu (oder tut so, auf jeden Fall aber nicht wirklich überzeugend).

Die erwachsenen Boyles suchen dieweil die Maklerin Gittleson auf, um den Mietvertrag für das Haus zu unterzeichnen (ich komme auf zwei Absätze weiter oben zurück: jetzt tut der Film wieder so, als würden die Boyles zufällig in das bewusste Haus einziehen, also als hätte der Umzug nichts mit Normans neuem Auftrag zu tun. Wie denn nu?), während Bob auf dem Rücksitz der Familienschleuder mit seinem funkferngesteuerten Racer spielt (eh? Im Auto mit einem RC-Auto spielen macht doch nicht wirklich Sinn, selbst für einen Sechsjährigen…). Da wird er vom Mädchen kontaktiert, das ungefähr zweihundert Meter weiter auf der anderen Straßenseite spielt – die beiden unterhalten sich (ich hätte beinahe gedacht, sie – von Namen Mae – würde telepathisch mit Bob Verbindung aufnehmen, aber Fulci meint offensichtlich, dass es kein großes Problem ist, sich in normaler Gesprächslautstärke über eine solche Entfernung zu unterhalten, noch dazu, wenn ein Gesprächspartner in einem Auto mit hochgekurbelten Fensterscheiben sitzt… wagga-wagga). Mae raunt Bob ein paar weitere kryptische Warnungen a la “Du hättest nicht herkommen sollen” zu. Als die Boyles nach vollzogener Vertragsunterzeichnung zum Auto zurückkehren, finden sie dieses – GASP! – leer vor. Bob sitzt aber nur seelenruhig im nächstbesten Park und spielt mit einer Porzellanpuppe (endlich hat der Knabe ein angemessenes Spielzeug gefunden. Sieht eh aus wie’n Mädchen), die Mae ihm geschenkt habe (wenn das Maes Eltern erfahren… Porzellanpuppen sind ja nicht gerade Pfennigartikel).

Boy, this truly is dramatic stuff. Dauert der Film noch lange? (Yep!).

Die Maklerin fährt zum Haus voraus, der Weg dahin ist holprig, was an “den verdammten Särgen” liegt, wie sie sich auszudrücken beliebt (jaja, die kleinen Nachteile verrät man gern erst nach der Unterschrift, gelle?). Lucy fällt auf, dass das Haus genauso aussieht wie das, dessen Foto sie in ihrem alten Wohnzimmer hängen hatten (was für ein Zufall! Und wirklich spannend, scary und überhaupt!). Norman schulterzuckt – das sei halt ein typisch neuenglisch pseudoviktorianischer Baustil, so sähen praktisch alle zeitgenössischen Hütten aus (Fertighausbausatz “Old Dark House”, vermutlich). Nichtsdestotrotz wird die Hütte in Beschlag genommen, Norman macht sich an nötige Reparaturen (hoffentlich habt ihr keine Kaution hinterlegt…), Bob spielt enthusiastisch mit seiner neuen Dolly und Lucy ist bereits jetzt am Durchdrehen: “Das Haus wird mich verrückt machen” (da geht’s ihr wie mir mit dem Film…) – ihr wär‘s lieber gewesen, die Family wäre während Normans Assignment in New York geblieben. Norman ist gar nicht mal so verständnisvoll und nölt, dass seine Recherchen schließlich länger dauern würden, und überhaupt solle Lucy sich nicht so haben. Auch wegen Bob und seiner ungeahnten Faszination für Mädchenspielsachen macht sich Norman keine gesteigerten Gedanken: “Ich find’s schon, dass er mit allem spielt, was er findet!” Das ist zugegeben ein Satz, den man von einem verantwortungsbewussten Elter nicht so häufig hört (hoffen wir, Bob findet bald ein paar Rasierklingen, Rattengift, rostige Äxte oder Tretminen…). Lucy plagen dark forebodings, in diesem Haus würden ganz sicher schreckliche Dinge passieren (hm, hat Norman ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt?). Ihr Göttergatte legt ihr liebevoll nahe, ihre Probleme mit ein paar netten Pillen aus Psychoklempners Arzneikiste zu lösen (so sind sie, die Kerle, mögen ihre Weibchen gefügig und ruhig).

Wäre irgendwie ganz nett, wenn langsam, aber sicher, mal wieder irgendwas passieren könnte (was heißt hier “mal wieder”?). Zunächst mal aber kommt Besuch, Ann, das von Gittleson vermittelte Hausmädchen/Babysitter, die einen leicht geistesabwesend-vertrauenserweckenden Eindruck macht (an ein hypothetisches Kind meiner Wenigkeit würde ich so eine Scraube nicht ranlassen, aber es ist ja nur Bob) – was kunstvoll dadurch verstärkt wird, dass Auteur Fulci ein paar leckere Aufnahmen der geköpften Schaufensterpuppe einfiedelt (boah, das ist wieder mal allerfeinste Bildsprache, wa, Keule?).

Spät am Abend – Norman findet eine Kladde, vermutlich aus dem Nachlass des Profs, beschriftet mit dem Namen “Freudstein” (da zittert man doch schon vor Angst), aber leider leer und somit ohne gesteigerten Informationswert. Das Weinen eines Kindes lässt Norman auf eine kleine Expedition gehen – Sohnemann Bob ist nicht der Urheber, der ratzt tief und fest. Norman sucht weiter, knarrende Türen zerren an seinen Nerven (und vor allen Dingen an denen des Zuschauers, aber nicht, weil das irgendwie besonders spannend oder unheimlich wäre, sondern schlicht, weil’s auf den Keks geht), aber die Urheberin des Lärms ist nur Ann. Meine Notizen sind gottseileder an dieser Stelle etwas unleserlich und meine Motivation, mir die Stelle noch mal anzusehen, sehr gering, irgendwie geht’s um eine geheimnisvolle verschlossene Tür gen Keller, die Norman vergeblich mit einem Stemmeisen aufzubrechen versucht. Ist ja jetzt auch nicht wirklich so, als hätten wir was versäumt. Bla.

Der nächste Tag – die nächtliche Episode ist offensichtlich schnell vergessen. Lucy wundert sich beim Bummeln durch die Kleinstadt, dass Maklerin Gittleson die Boyles krampfhaft ignoriert und so tut, als würde sie sie nicht kennen, sehen oder überhaupt nur ihre Existenz anerkennen (wie so zahlreiche Plotpoints führt auch dieser nirgendwohin – Fulci und seine Scripter entwickeln konsequent nur die blödesten Ideen weiter und nicht die, die vielleicht keinen originellen, aber wenigstens einen unterhaltsamen Horrorthriller ergeben könnten). Norman macht sich auf in die örtliche Bibliothek – der Bibliotheksleiter glaubt, Norman wiederzuerkennen – “sie waren doch damals mit ihrer Tochter bei Professor Peterson” (ah ja, Peterson hieß der Selbst- und Frauenmörder). Norman weist darauf hin, dass er erstens nie bei Peterson war und zweitens einen Sohn habe (also, ehrlich gesagt, der zweite Punkt… man könnte Bob schon für ein Mädel halten, wenn man’s nicht besser wüsste). Auch dieser geheimnisvolle Plotpoint führt zu nix und wird sofort vergessen (es ist irgendwie frustrierend). Egal. Ein Bibliotheksassi übergibt Norman Petersons Unterlagen, bei denen es sich zu Norms Erstaunen um gerichtsmedizinische Unterlagen und Informationen über vermisste Personen handelt, was mit Petersons eigentlichem Studiengebiet (was immer das auch gewesen sein mag, verraten tut’s uns nach meiner Erinnerung jedenfalls keiner), nicht das geringste zu tun hat. Der Assi meint, der Professor habe sich den ganzen Schmu aus privater Neugierde kommen lassen (mein Gott, ich schlaf schon beim bloßen Tippen des Reviews schon wieder ein).

Bob spielt mit seinem Funkrenner irgendwo in der Prärie (wenn die Produktion ihm wenigstens einen Geländeflitzer spendiert hätte… ein reiner Straßenrenner wie der hat im Wald sicher nicht den optimalen Grip, aber wenigstens hat er die blöde Puppe offenbar weggeschmissen) und stolpert plötzlich über einen Grabstein… Wuhaaa! Spooky! Der gehört einer gewissen Mary Freudstein. Bobs kleine Freundin Mae materialisiert from out of nowhere und erzählt fröhlich, dass sie ihm nicht sagen dürfe, wer Dr. Freudstein ist (tja, wer?), aber Mary gar nicht hier begraben sei, “niemals”. Man, man, das ist wirklich alles schwer spannend und aufregend.

Lucy versucht dieweil, ihr neues Heim zu verschönern und entdeckt im Zuge dieser Maßnahmen unter einem Teppich – waaah – eine Art Falltür, die verdächtig sargförmig aussieht. Ja, ich hätte auch ohne die bedeutungsvolle Einstellung, in der Lucy ein eingemeißeltes Kreuzsymbol entstaubt, geschnallt, dass es sich um eine Grabstätte handelt – und zwar um die Gruft eines gewissen Jacob Freudstein (na, sind wir aber überrascht). Der Grabesinhaber scheint ein wenig unwirsch ob der Störung seiner Ruhe zu sein, jedenfalls beginnt es von unterhalb der Grabplatte mächtig zu rumpeln und ein wahrhaft monumentales allgemeines Türknarren etc. erhebt sich und macht die arme Lucy ziemlich fertig, ein Schrei entringt sich ihrer gequälten Seele… Norman kommt heim und findet sein Frauchen völlig verängstigt und heulend in einer Ecke sitzen.

Treusorgend schafft der Ehemann sein Weib ins Schlafgemach (und flößt ihr vermutlich ein paar der Pillen ein). Lucy erneuert ihren Wunsch nach sofortigem Auszug, denn in einem Haus mit eingebauter Gruft mag sie nicht bleiben. Norman blubbert irgendwelchen Blödsinn, wonach alle Häuser hier so was haben würden, weil aufgrund der Bodenbeschaffenheit es den Einheimischen nicht möglich sei, ihre Toten auf konventionelle Art zu bestatten (frage mich dann zwar, warum das Haus etabliertermaßen auf einem Friedhof steht…) und schlägt vor, dem finsteren Geheimnis durch sofortige Untersuchung des Kellers auf den Grund zu gehen. Indes kommen Bob und Ann nach Hause und Junior Bob bestellt schöne Grüße von Mae, die von der extrem aufmerksamen Ann natürlich nicht gesehen wurde (excusé moi, falls ich mich wiederholen sollte – es ist LANG-WEI-LIG!).

Die Kellerexpedition wird tatsächlich ausgeführt – zunächst findet Norman einen Ring, den wir fachkundiges Publikum als einen solchen identifizieren, den das Prologopfer getragen hat (please forget this plot point immediately, der Film tut’s ja auch), doch dann… PASSIERT ETWAS! (Jubel-Konfettiwerf-Ola-Welle-anstimm) Norman wird von einer, hüstel, Fledermaus angegriffen. Lucy eilt ihrem bedrängten Hubby zur Hilfe, mit der Folge, dass das Biest (gemeint ist die Fledermaus, nicht Lucy) sich in ihren Haaren verfängt. Nun wiederum muss Norman Lucy retten, die Fledermaus verbeißt sich in des heroischen Gatten Hand. Panisch rennt Norman in die Küche, greift sich eine Schere und versucht damit, den Flugnager permanent von seiner Hand zu befreien und schmoddert dabei geschmackvoll seine ganze Familie mit eigenem und Fledermausblut voll, ehe er den bissigen Angreifer endlich plättet – boy, that was intense.

Sollte es Selbstironie sein, dass der Schnitt (des Jahrhunderts) uns als nächstes den gähnenden Gehilfen der Maklerin Giddelston zeigt (auf jeden Fall ist die Überleitung chic, das war eines der wenigen Male, die der Film tatsächlich eine Reaktion bei mir auslöste, nämlich herzhaftes Gelächter; endlich noch einer, der den Film bislang zum Gähnen findet). Die Boyles haben nämlich nach dieser Attacke beschlossen, auszuziehen. “Dieses verdammte Freudstein-Haus”, flucht der Assistenzmakler. “Nennen sie das Haus nur noch ‘Oak-Mansion’, sonst vermieten wir es nie”, kritisiert seine Chefin, nachdem die Boyles sich wieder verzupft haben (tja, das Problem haben bekanntlich auch die Makler des Myers-Anwesen in Haddonfield oder diejenigen, die vor die wenig beneidenswerte Aufgabe gestellt sind, 1428 Elm Street an den Mann bzw. Mieter zu bringen). Baah, das Schreiben dieses Reviews zieht alle Lebensenergie aus meinem Körper… think I’m gonna collapse any minute…

Mae steht am Fenster (ihre Mama/Oma/whatever steht irgendwo im Hintergrund rum) eines mit Puppen ziemlich vollgestopften Raumes und sagt niemandem speziell “Du darfst nicht hinein gehen” (oder sagt sie “hierhin gehen?” Can’t read my stuff again…).

Gittleson fährt, warum auch immer, raus zum Haus (will sie die Boyles zum Bleiben überreden?), findet aber niemanden vor… aber es IST jemand im Haus – und wenn wir nach den Atemgeräuschen gehen, mindestens Darth Vader. Der Sith-Lord hatte es aber nicht nötig, sich mit einem ordinären Küchenmesser zu bewaffnen. Gittleson verhakt sich mit ihrem zarten Füßchen in dem Guckloch der Gruftabdeckplatte, was sie zur leichten Beute für den unbekannten Killer macht, der sie zwar ordentlich blutig-sudlig, aber alles andere als technisch wirklich brillant, überzeugend oder auch nur halbwegs erschreckend abmurkst (er steckt ihr das Messer ein paar Mal in Bauch und Brust, rührt ein wenig rum, haut die Klinge dann in ihren Hals, worauf ordentlich Blut sploddert), und den Kadaver dann wegschleift. Yawn. Da passiert schon mal was, und dann ist es mir auch wieder nicht recht (und das die ganze Mörderei nicht ohne drei Milliarden Fulci-typische Augen-Close-ups auskommt, sollte uns ja allen klar sein).

Am nächsten Morgen “ertappt” Lucy (wo waren die ganzen Boyles eigentlich während der Schlachterei?) Ann dabei, wie sie die blutige Bescherung aufputzt. Interessanterweise (so mancher hat offenbar unterschiedliche Prioritäten in der Wahrnehmung) stört Lucy dabei weniger, dass das Putzwasser und Anns Hände blutverschmiert sind, sondern dass Ann die Arbeit überhaupt erledigt, wo sie doch nicht als Putze, sondern als Babysitterin angestellt sei (Lucy ist auch wirklich undankbar). Aus mir etwas unerfindlichen Gründen versucht Lucy krampfhaft, Ann aus dem Haus zu jagen, sie soll doch mal bitte ihre Eltern besuchen o.ä. (Hint: wenn du Ann loswerden willst, dann feuere sie doch einfach!), yet ihre Bemühungen bleiben vergeblich. So klagt sie dann abends Norman ihr Leid, dass sie mit Ann einfach nicht klar komme (warum eigentlich nicht? Ok, Ann ist zugegeben etwas creepy, aber so den richtigen Grund, außer, dass es im Drehbuch steht, sehe ich eigentlich nicht). Norman hört ihr aber nicht richtig zu, denn er ist in seine Arbeit vertieft – er hat in Petersons Unterlagen Interessantes gefunden, nämlich über einen einheimischen Chirurgen aus dem 19. Jahrhundert, der Experimente an lebenden Menschen durchgeführt habe (“Dr. Satan” aus Haus der 1000 Leichen? Ach, könnt ich doch DEN jetzt sehen und ausführlich reviewen und nicht den Fulci). Aus diesem medizin-historischen Interesse Petersons schließt Norman messerscharf, dass der Prof schon zum Zeitpunkt des Verfassens der Notizen wahnsinnig war und spekuliert, dass sein Selbstmord etwas mit seiner Forschungsarbeit zu tun gehabt haben könnte (ach, da wären wir jetzt mal wieder nie nicht drauf gekommen – aber immerhin, das ist mehr an tatsächlicher Plotentwicklung als wir streng genommen seit Filmbeginn serviert bekommen haben…).

Bob rennt zu dramatischer Musikbegleitung durch die Wälder, aber nicht der Leibhaftige, eine Zombiearmee oder die kinderfressende Hexe von Zorg ist hinter ihm her, sondern nur Mae – die beiden spielen Fangen (this film is lame-o-lame-o-LAME). Mae bittet Bob, nicht nach Hause zu gehen. “Ich tu nur so, und komm dann wieder”, hat Bob einen grandiosen Geistesblitz (erst mal: HÄ? Wie “tut man so” nach Hause zu gehen?). “Geh nicht in das Haus”, bittet Mae nochmals eindringlich. (“Please end this film”, fleht der Reviewer eindringlich, aber erhört werden weder er noch Mae).

Norman ist mittlerweile mal wieder in der Bibliothek und hört sich eine Cassettenaufnahme des Professors an, die der in seinen letzten Tagen angefertigt hat. Die Stimme des Profs gibt blöden Schwurbel von sich: “Ich habe die kritische Vernunft verlassen” (hä? Was zum Teufel ist “kritische Vernunft”?). Es folgt das übliche Blabla um “es ist so irreal”, “es riecht nach Blut”, “wie viele Menschen müssen sich noch in diesem grausamen Netz verstricken”, “Blut, Blut, soviel Blut” (hm, haben da die Ärzte die Zeile aus “Dein Vamypr” her?), “ich höre seine Stimme Tag und Nacht”… mein Gott, das hätte etwas knapper auch gereicht… damit dieser minutenlange Monolog nicht die letzten drei Zuschauer selig in den Schlaf wiegt, versucht Fulci mit ein paar relativ zusammenhanglos eingestreuten Schock-Bildern Aufmerksamkeit zu erheischen – die Gruftplatte wird von Blut überflutet und die Kamera hält liebevoll auf Leichenteile, blutige Schädel und Knochen. Meine Meinung über den bisherigen Film ändert das nicht…

Während Bob mit seinem RC-Flitzer im Wohnzimmer Autorennen spielt (und das ganze selbst “kommentiert”… I’ll admit, das hab ich in dem Alter auch) – soviel zu seinem tollen Plan, “nur so zu tun”, als ob er nach Hause ginge, verbrennt Norman die Cassette in einem praktischerweise in der Bibliothek herumstehenden Einäscherer (ich hätte eher nicht gedacht, dass eine potentielle Buchverbrennungsanlage zur Bibliotheksgrundausstattung gehört). Bob findet eine offene Tür – Ann sucht nach ihm, hört Kinderweinen und traut sich in den Keller. Kaum auf der Treppe, schlägt die Tür zu! Ann gerät in Panik und kreischt sich die Seele aus dem Leib, und das, obwohl sie nicht mal weiß, dass hinter ihr schon der Killer sein Messer gezückt hat. Bob hört das Gekreische seiner Gouvernante und bewaffnet sich mit einer Wasserpistole und einem Plüschaffen (ich könnte mir effektivere “Waffen” vorstellen), während Ann die wenig erfreuliche Erfahrung macht, wie es ist, wenn einem die Kehle durchgeschnitten wird. Bob öffnet die Kellertüre, findet Anns Leiche in kopflosem Zustand, rennt die Treppe wieder rauf, schafft es irgendwie, seinen Arm in der zufallenden Tür einzuklemmen (? Wie schafft man so was?? Die Tür sieht zwar recht stabil aus, aber nicht so, als könnte man nicht relativ mühelos seinen Arm aus dem Türspalt rausziehen), reißt sich aber in der LETZTEN SEKUNDE los, bevor der Killer seiner habhaft wird. Oh Lucio Fulci, du großer Könner des Spannungskinos, ich sinke vor dir auf den Gehweg.

Lucy kommt heim (was auch immer sie schon wieder zu shoppen hatte, scheint ja nicht so zu sein, als würde sie einer geregelten Arbeit nachzugehen haben) und hört Kindergeheule. Diesmal allerdings *ist* es endlich Bob, der in seinem Zimmer hockt und bittere Tränen heult. Bob berichtet, was passiert ist – die Überprüfung der Faktenlager im Keller stützt aber seine Geschichte nicht, von einer Leiche ist weit und breit nichts zu sehen und Lucy schiebt alles auf Bobs blumig-blutige Fantasie (vielleicht sollte sie ihren Junior keine Horrorfilme mehr sehen lassen). Doch die Kamera zieht genüsslich-dramatisch auf zwei lauernde Raubtieraugen in der Dunkelheit (ich wiederhole mich erneut: GÄHN!).

Norman sucht auf einem Friedhof nach dem Grab von Dr. Freudstein, aber der unfreundliche Friedhofswärter (“nicht schon wieder”) macht ihm relativ rüde klar, dass ein solches nicht existiere, völlig egal, was auf irgendwelchen offiziellen Dokumenten zu lesen sei. Norman möge sich doch bitte schnellstens verpissen (soviel zur öffentlichen Zugänglichkeit von Friedhöfen).

Bob nimmt indes sein Mütchen zusammen und stiefelt erneut in den Keller (ehrlich gesagt – ich täte das an seiner Stelle nicht, wenn ich ein paar Stunden zuvor mit Müh und Not lebend entkommen wäre). Er sucht nach Ann: “Mama hat gesagt, du bist nicht tot. Stimmt das?” (Ich möchte mir an dieser Stelle gerne eine massive Eichenschrankwand über den Schädel ziehen. Oder Bob. Nach genauerem Überlegen: lieber Bob). Anstelle einer Antwort schlägt die Kellertüre zu und lässt sich nicht mehr öffnen. Jetzt ist es an Bobby, zu kreischen und nach seiner Mama zu schreien, während die Raubtieraugen im Dunklen leuchten und sich schon auf Beute freuen. Lucy versucht, die Türe zu öffnen, scheitert aber – den Kellerschlüssel bricht die Blöde im Schloss ab, das gleiche Kunststück gelingt ihr mit einem ersatzweise herangezogenen Messer (Frauen…). Die mysteriöse Kreatur creept auf Bob zu… oh weia, ist das spannend, ich beiß mir die Fingernägel ab.

Norman kommt nach Hause und übernimmt sofort die Einsatzleitung (es braucht uns Kerle halt doch…). Couragiert greift er zur Axt und beginnt damit, die Tür einzuhacken – prinzipiell gute Idee, täte die geheimnisvolle Kreatur nicht Bobs Kopf (in der Hoffnung auf Arbeitsersparnis, vermute ich) gegen die Türe drücken. Leider verpasst Normans Axtschwung die Kiddierübe. Während er die Tür zerhackt, erläutert Norman noch schnell Lucy und uns, was zum Geier eigentlich los ist. Die Kreatur, die im Keller hockt und Peterson in den Wahnsinn getrieben hat (wie auch immer) ist niemand anderes als Dr. Freudstein, der zum Überleben das Blut immer jüngerer Opfer brauche (die Ausrede für einen Plot hat Fulci wahrscheinlich auf der Rückseite eines Bierfilz gefunden; und mit der Story hat das insofern auch wirklich wenig zu tun, weil nach unserem Dafürhalten die Kreatur bislang in der Opferauswahl wenig wählerisch war… Gittleson war ja nicht wirklich *jung*. Ganz abgesehen davon, dass das eben wirklich nur eine blindlings in den Raum geworfene Erklärung ist – und woher Norman das plötzlich nu alles weiß, dürfte eines der größeren Mysterien des Universums sein). Warum Freudstein Bob dann nicht einfach tötet, kann ich auch nicht beantworten (und Fulci wohl auch nicht), jedenfalls lebt der Balg noch, als sein Daddy endlich die Tür aufgebrochen hat und, nachdem wir erstmals einen richtigen Blick auf den gar grauslig aussehenden Zombie-Freudstein werfen konnten (I am so not impressed), Freudstein in einen Zweikampf verwickelt. Vom OP-Tisch, auf dem Freudstein wohl seine Opfer zu tranchieren pflegt, greift sich Norman ein Messer und rammt es dem Schein-Untoten in die Plauze, worauf gar eklige Maden aus den Eingeweiden des Monstrums glibbern (jaja, warum sollte ein Effekt auch Sinn machen?). Das lässt sich allerdings davon kaum imprägnieren, packt Norman am Kragen und schlitzt ihm die Kehle auf, was erneuten Anlass für blutiges Geschmoddere bietet.

Lucy erkennt ein Licht an der Decke – das Guckloch der Gruft. Der Gruftdeckel liegt also mitnichten über einer Grabesstätte, sondern einer schlichten Leiter in den Keller (das ergibt genauso viel Sinn wie der Rest des Films, also Kamm drüber). Lucy erklimmt mit Bob die Leiter und versucht, den Gruftdeckel aufzustemmen, was nicht wirklich das Wohlgefallen des Monsters findet. Die Kreatur packt Lucy, zerrt sie die Treppe herunter (entweder die Treppe oder Lucys Schädel sind aus Metall, denn die BONK-BONK-BONK-Geräusche klingen arg nach Topfschlagen) und weidet sich vermutlich zünftig aus. Nun versucht sich Bob an der Gruftöffnung und, als das aus naheliegenden Gründen nicht wirklich klappt, probiert, ob er sich durch die vielleicht 20 cm durchmessende Lichtöffnung zwängen kann. Immerhin, den Kopp bringt er durch, steckt aber dann fest. Die Kreatur interessiert sich wieder für ihn und versucht ihn zu packen, was beim Dreikäsehoch offensichtlich einen Adrenalinstoss auslöst, der ihn durch die Öffnung katapultiert, wo er — von Mae und ihrer Mama/whoever erwartet wird. Letztere strahlt den verblüfften Bob an, erzählt ihm irgendwas davon, dass die Familie jetzt komplett sei und glücklich leben könne, nimmt ihn an der Hand und wandert off. Die Tonspur spielt Kinderweinen ein und dann ist Schluss.

Ihr habt es sicherlich gemerkt, die Inhaltsangabe ist doch mal wieder deutlich kürzer als sonst. Das hat zwei Gründen, von denen einer für Euch sicher naheliegend ist: ich habe einfach immer noch keine gesteigerte Lust, mich mit dem Film zu beschäftigen, also habe ich weder meine größten literarischen Fähigkeiten noch meine schenkelklopfauslösendsten Gags an dieses Review verschwendet (sagen wir mal so, es war eine lästige Pflichtaufgabe, nachdem ich mich schon mal hab breitschlagen lassen). Der zweite Grund, und der ist für mich der NOCH naheliegendere – es passiert einfach nix in dem Film.

Wer mich und meinen Filmgeschmack näher kennt (und der besteht ja bei weitem nicht ausschließlich aus dem, was hier gemeinhin besprochen wird), ahnt, dass das nicht unbedingt das Todesurteil für einen Film sein muss – zu von mir geradezu religiös verehrten Filmen zählen Streifen wie Before Sunrise oder Trees Lounge, die sich auch nicht gerade durch vollgepackte Plots, atemlose Action und große Rasanz auszeichnen. Es macht aber halt schon einen Unterschied, ob ich einen leisen Liebesfilm, eine ruhige Komödie oder einen (vermutlich zumindest so gedachten) spannenden Horrorfilm vor den Glotzbuchten habe. Obwohl – eigentlich doch wieder nicht, denn eine kaum vorhandene Story könnten alle drei Genres durchaus durch ähnliche Stilmittel kompensieren – schöne Bilder, gute Darsteller, geistreiche Dialoge (und im Falle eines Horrorfilms dann eben noch zusätzlich durch die Effekte). Das Haus an der Friedhofsmauer scheitert, wie ich es kaum anders erwartet hatte, in allen Punkten.

Zumal unser Fulci-Film ja noch nicht mal die Ausrede hat, ohne Plot auskommen zu müssen – der Film hat schon irgendwo eine Geschichte, nur scheint er leider selbst nicht zu wissen, welche. Die Story ist mit konfus äußerst wohlwollend umschrieben, ist himmelschreiend unlogisch und absolut nicht nachvollziehbar (eigentlich bei einem Italo-Trasher kaum überraschend). Fulci und seine Co-Autoren (wie man für eine derart magere Plotte tatsächlich drei Autoren plus einen Story-Erfinder braucht, ist mir auch ein Rätsel) werfen einfach ein paar altbekannte Horrorklischees in einen Hut, schütteln ein- bis dreimal durch und hoffen, dass dabei automatisch eine ansehenswerte Kombination aus gothischem Haunted-House-Grusel und modernem Splatter-Horror rauskommt. Großer Trugschluss. In diesem Script funktioniert nichts – die Charaktere sind keine, sondern bloße Pappkameraden ohne Identität (warum man sich mit den Boyles identifizieren sollte, bleibt ungeklärt – die Familie hat keinen Background, nicht mal eine großartige interfamiliäre Interaktion; Fulci reißt zwar stellenweise an, dass Lucys und Normans Ehe nicht vollkommen harmonisch verläuft, aber es bleibt eben beim Anreißen), die verschiedenen Storyelemente sinnfrei aneinander gereiht (dass aus Freudstein ein ekliges Quasi-Zombie-Monster gemacht wurde, ist wohl dem kommerziellen Erfolg von Fulcis Zombiestreifen zu verdanken), nichts fügt sich zusammen. Ein wunderschönes Beispiel ist z.B. die Tatsache, dass ich den für das Plotverständnis nicht ganz unwichtigen Fakt, dass Mae auf den Nachnamen “Freudstein” hört, dem Film nicht entnehmen konnte, sondern nur aus der Cast-Liste der IMDB weiß. Nicht, dass die ganze Chose dann entschieden mehr Sinn machen würde, aber zumindest deutet es an, auf was die Geschichte eigentlich hinaus will (auch wenn trotzdem unklar bleibt, wie Mae und ihre seltsame Beschützerin mit dem Rest des Films zusammenhängen. Sie scheinen ja das bewusste Haus ebenfalls zu bewohnen, allerdings auf einer anderen Realitätsebene; trotzdem kommt der Schluss vollkommen aus heiterem Himmel, zumal die eigentliche Hauptplotlinie, nämlich das mordende Monster im Keller letztlich unaufgelöst bleibt).

Okay, die Story ist schlicht und ergreifend Müll – die wenigen guten Ideen, die anzudeuten scheinen, dass man autorenseits wirklich mal ein Vexierspiel mit verschiedenen Realitätsebenen angedacht hatte (die Feststellung des Bibliothekars, er kenne Norman von einem Treffen bei Peterson, Gittlesons in der Endfassung vollkommen unmotiviertes Ignorieren von Lucy auf offener Straße) bleiben schlichte “throwaways”, Belanglosigkeiten, die den Zuschauer lediglich verwirren. Dazu kommt gelegentlich schlichte Schlamperei (woher weiß Norman auf einmal, wer die Kreatur im Keller ist und warum sie Blut benötigt? Den Aufzeichnungen Petersons, zumindest soweit sie uns bekannt gemacht werden, sind dahingehend keinerlei Anhaltspunkte zu entnehmen). Die Dialoge selbst sind zumindest in der deutschen Fassung angemessen katastrophal.

Gut, dass die Story, hüstel, “surreal” ist (Terminus von Filmfans, die es besser wissen sollten, über von ihnen geschätzte doofe Filme – auf Deutsch: sie saugt), dürften sogar in Fulci-Fankreisen relativ unstrittig sein. Oft und gern gelobt wird allerdings die angeblich so fantastische Atmosphäre des Streifens. Bitte????? Die Hälfte des Films im Dunkeln spielen zu lassen, inflationäre mit Türen zu knarren, bedeutungsschwangere Kameraeinstellungen und eine permanent durchdudelnde Musikkulisse sind doch um Himmels Willen keine Atmosphäre! (Wie man einen Haunted-House-Film *wirklich* mit einer echten Killer-Atmosphäre ausstattet, kann man sehr simpel bei Robert Wises schlicht genialem Masterpiece The Haunting nachschlagen). Nichts von Fulcis eingesetzten Stilmitteln funktioniert, und wenn doch, dann wird jegliches Aufflackern eines Mini-Atmosphärchens von der schlichtweg ohrenfolternden Billigstsynthimusik von Rizzato an die Wand genagelt (immerhin: nach diesem Film weiß man einen typischen Goblin-Soundtrack wieder richtig zu schätzen). Wenig überraschend ergeht sich Fulci auch wieder in Augen-Nahaufnahmen-Orgien (ich habe im Nachgang den Eindruck, ungefähr die Hälfte der Filmlaufzeit werden mit Zooms auf Augenpaare verbracht), auch wenn er diesmal kein Auge ausstechen oder ausdrücken lässt (es sei denn, ich hab die betreffende Szene geflissentlich verschlafen oder gerade ein paar “MIR IST LANGWEILIG”-Notizen in mein schlaues Buch gekritzelt).

Es passt einfach nichts zusammen – auch nicht von der Erzählstruktur, die quälend lange Passagen ohne Bedeutung für den Plot (da ja streng genommen nichts wirklich von entscheidender Plotbedeutung ist, was sich in den ersten 70-75 Minuten abspielt) aneinander reiht, in die immer gerade so in einem Abstand, der nach “jetzt müssen wir das Publikum wieder mal mit einem Ekeleffekt aufwecken”-Plan aussieht, eine (gern auch mal zusammenhanglose) Gore-Szene geworfen wird (was die komische geköpfte Schaufensterpuppe, die irgendwie wohl mit Ann und ihrem Schicksal zusammenhängt, nun wirklich bedeutet – interessiert mich ehrlich gesagt nicht wirklich…). Diese Szenen, wirklich viele sind es nicht (nach überschlägiger Rechnung komme ich auf fünf Goreszenen) sind zwar recht derbe, aber technisch nicht gerade auf dem Niveau eines Tom Savini zum selben Zeitpunkt und auch von Set-up und Wirkung alles andere als Bemerkenswert (zumal die Szenen auch eindeutig selbstzweckhart sind und um den puren Ekeleffekt willen eingebaut werden, wofür die Maden-Szene das Paradebeispiel darstellt).

Darstellerisch gibt’s wie eigentlich immer bei Italo-Nonsens wenig zu lachen. Ob Catriona Mallaci oder Paolo Malco, beide Boyle-Elternteile chargieren sich charisma- und talentfrei über die Laufzeit (wo ist George Eastman, wenn man ihn mal wirklich braucht?), Ann Pieroni sieht eh so aus, als stände sie permanent unter Drogen und Giovanni Frezza ist endlich mal wieder die Sorte Kinderdarsteller, der man am liebsten ständig eins in die Fresse hauen möchte, einfach nur, weil er da ist. Silvia Collatina als Mae ist mir da schon etwas sympathischer. Dagmar Lassender (The Frightened Woman) kann in der Rolle der Maklerin auch keinerlei Akzente setzen und von den restlichen Darstellern hat keiner mehr als drei Sätze zu sagen. Ein typisches Italo-Knallchargen-Ensemble also, gegen das sich ein Teenieslasher-Cast der vierten Kategorie wie die Royal Shakespeare Company ausnimmt.

Gesichtet wurde der Film, wie erwähnt, auf Astro-Laserdisc, wobei die Bildqualität relativ schauderhaft (da wurde wohl einfach ein VHS-Master rübergezogen) und die Tonqualität (mono) auch alles andere als berauschend – im korrekten Bildformat (aber immerhin Letterbox) ist der Transfer dann auch nicht.

Okay, endlich, ich kann zum letzten Absatz kommen… Ich konnte gar nicht so viel schreiben, wie ich schlechtes über diesen Film sagen möchte. Denn zum einen zeigte mir der deutsche Amateurfilm Requiem der Teufel keine 20 Stunden später, dass es noch viel viel viel schlechter geht, zum anderen hab ich keine Lust mehr. Das Haus an der Friedhofsmauer hat jedenfalls nichts dafür getan, dass ich mein Vorurteil gegenüber dem italienischen Horrorfilm allgemein und dem Fulci-Horrorfilm im speziellen revidieren müsste. Wieso der Streifen bei vielen Fans einen derart hohen Stellenwert besitzt, werde ich nie begreifen – es handelt sich um eine sinnlose langweilige Schauermär, die alles andere als visuell anregend inszeniert wurde, in einem schlafwandlerischen (und schlaferzeugenden) Tempo heruntergeleiert wird, deren selbstzweckharte Gore-Sudeleien nicht mal ansatzweise dazu geeignet sind, den gezeigten Schwachsinn aufzuwerten. Ein vollkommen überflüssiger Film, den ich nicht mal den anspruchslosesten Splatterfreunden empfehlen würde (als ob gerade die auf mich hören würden, pöh) – mit den 85 Minuten kann man wahrhaft jede Menge Sinnvolleres anfangen – Farbe beim Trocknen zusehen, Geschirr spülen, M&Ms alphabetisch sortieren, einen offenen Brief zur Lage der Nation an die Bundesregierung verfassen oder einen vernünftigen Haunted-House-Film ansehen (zur Not sogar Amityville, der wohl auch ein klitzekleiner Einfluss war…) oder…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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