Das Grauen kommt nachts

 
  • Deutscher Titel: Das Grauen kommt nachts
  • Original-Titel: Delirio Caldo
  • Alternative Titel: Crime | Delirium |
  • Regie: Renato Polselli
  • Land: Italien
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Mickey Hargitay (Dr. Herbert Lyntak), Rita Calderoni (Marcia), Raul Lovecchio (Inspektor Edwards), Tano Cimarosa (Kartoffel), William Darni (Willy), Christa Barrymore (Joaquine), Cristina Perrier (Laurel), Max Dorian (Richard), Katia Cardinali (Fräulein Heidrich) u.a.


Vorwort

Es war einmal eine Zeit, da gab es Gialli wie Sand am Meer. Wahrscheinlich hatte Alfred Hitchcock mit seinem stilprägenden Schocker „Psycho“ (1960) entscheidenden Einfluss auf die ersten Vertreter dieses hauptsächlich in Italien beheimateten Subgenres. Vorreiter in Italien war Mario Bava mit „The Girl Who Knew Too Much“ (1963), vor allem aber „Blutige Seide“ (1964). Dennoch dauerte es von da an noch einige Jahre, bis der Giallo-Zug volle Fahrt aufnahm. Den Anfang machte vermutlich der ehemalige Großmeister Dario Argento mit seinem erfolgreichen „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ (1969), dem viele Regisseure im Stiefelland in den 70er-Jahren nacheiferten sollten. Argento selbst drehte in dem Jahrzehnt (und bis in dieses Jahrtausend hinein) noch so einige Gialli: „Die neunschwänzige Katze“ (1971), „Vier Fliegen auf grauem Samt“ (1971) und 1975 mit „Profondo Rosso“ den Film, der bei vielen Fans als einer der besten, wenn nicht der beste Giallo gilt.

Renato Polsellis „Das Grauen kommt nachts“ (im Original „Delirio Caldo“, was auf Deutsch so etwas wie „Heißes Delirium“ heißt) ist ein eher stiefmütterlich behandelter Giallo, der aber immerhin die Ehre hat, in Christian Keßlers „Wurmparade auf dem Zombiehof. Vierzig Gründe, den Trashfilm zu lieben“ auf ein paar Seiten vorgestellt zu werden. Mag er also für die Filmhistorie weniger bedeutend sein, muss also zumindest für Fans des Abseitigen etwas dran sein an diesem Werk. Seinen Kuriositätenstatus erlangt es bereits durch die zahlreichen verschiedenen Fassungen, die auf der ganzen Welt existieren. Gleich vier davon sind auf der Doppel-DVD des Labels filmArt zu begutachten: Neben der von Polselli intendierten, fast 98-minütigen Originalfassung, die auch Grundlage für dieses Review werden soll (dazu gleich noch mehr), gibt es noch eine alternative Sex-Fassung, die rund vier Minuten kürzer ist und sich unter anderem in einer Mordszene vom Original unterscheidet, die deutsche Langfassung (mit einem Prolog, der sehr auffällig Archivmaterial aus dem Vietnamkrieg mit nachgedrehten Szenen mixt und dem folgenden Geschehen somit einen Kriegshintergrund mit „Jacob’s Ladder“-Kniff gibt, an den Polselli ursprünglich vermutlich nicht mal entfernt dachte, und einem anderen Ende) und die deutsche Kurzfassung (mit den Vietnam-Szenen, aber drastisch um fast 20 Minuten gekürzt). Es gibt auch noch eine US-Version (ebenfalls mit den Vietnam-Szenen), die rund 85 Minuten laufen, aber neben deutlichen Abweichungen noch zwei weitere Morde enthalten soll. Einige Szenen davon sind ebenfalls auf der angesprochenen Doppel-DVD zu finden.

Es wäre also insofern unfair, „Das Grauen kommt nachts“ in einer anderen Version als der zu besprechen, die der Regisseur eigentlich vorhatte. Deshalb befasse ich mich im Folgenden wie gesagt auch mit dem Original, allerdings – und nun wird es doch wieder unfair – in der deutschen Synchronisation, und die hat es wahrlich in sich. Mein Italienisch ist zu schlecht (sprich: Kenntnisse quasi nicht vorhanden), als dass ich sagen könnte, wie akkurat das Synchronstudio die Dialoge ins Deutsche übersetzte, aber wenn es sich am Original orientiert haben sollte, muss man Polselli, zugleich auch Drehbuchautor, unterstellen, beim Verfassen des Skripts vermutlich zahlreiche Schnäpschen getrunken und/oder ein paar Lines zu viel durch die Nase gezogen zu haben. Ihr werdet auch gleich sehen, wieso.


Inhalt

Los geht’s. Eine junge Frau steht in einer Kneipe an einer Jukebox und zieht dabei die Aufmerksamkeit von einen mittelalten grobschlächtigen Mann auf sich, im wirklichen Leben Miklós Hargitay, der internationalen Filmwelt besser bekannt (naja, dem Ottonormalzuschauer vermutlich gar nicht) als Mickey Hargitay, Ex-Ehemann von Sexsymbol Jayne Mansfield und ehemaliger Bodybuilder (mit dem schon 1955 erlangten Titel „Mister Universum“), der sich bis 1973 auch in Filmen wie diesem verdingte, ehe er erfolgreicher Immobilienmakler und Bauunternehmer wurde. Wenn seine Blicke ausziehen könnten, wäre die junge Frau längst nackt. Dann geht sie zum Kneipentelefon, um – wer hätte es auch gedacht? – zu telefonieren. „Hier wird wild getanzt. Wir sind hier eine Clique. Dufte Jungs, verstehst du?“, gibt sie ihrem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung zu verstehen, obwohl hier weder wild getanzt wird noch eine Clique auszumachen ist noch dufte Jungs rumstehen. Ihr Gesprächspartner fordert sie von uns ungehört auf, ihren Hintern zu einem Ort namens „Cat“ zu bewegen. Würde sie ja gern, aber sie weiß nicht, wie sie da hinkommen soll. Das ist das Stichwort für den mittelalten Mann, sich als Helfer in der Not aufzudrängen: „Das weiß ich.“ Sie ist sofort hin und weg, legt auf und lässt sich von ihm mitnehmen. Argwöhnisch beobachtet werden die beiden vom Barkeeper. Früh zeigt sich, dass der Kameramann eine Vorliebe für Frauenbeine hat, so inflationär, wie er die ins Bild rückt.

Im Auto sitzend bedankt sich die Frau überschwänglich bei ihrem persönlichen Helden und drängt ihm ungefragt etwas Smalltalk auf. Sie wolle ihren Freund im „Cat“ überraschen, was der Fahrer als „sehr nett“ bezeichnet. Falls jemand eine Erklärung dafür möchte, was dieses „Cat“ überhaupt ist, könnt ihr lange warten. Der Name wird noch häufiger fallen. Auch die Synchro kann mit dem Begriff so wenig anfangen, dass sie manchmal auch „Cats“ daraus macht. Ihre Vorfreude verfliegt schnell, denn der scheinbar so hilfsbereite Mann auf dem Fahrersitz starrt ihr ständig unverhohlen auf die Beine und schenkt ihr permanent lüsterne Blicke (wenn Hargitay denn lüstern schauen könnte und nicht wie ein grober Holzklotz wirken würde). Da hilft es ihr auch wenig, dass sie sich ihren Minirock etwas herunterzieht, der Kerl wird zudringlich und greift ihr zwischen die Beine. „Hören Sie auf“, fleht sie. „Das ist ja gar nicht die Straße zum ‚Cat‘. Sie haben mich belogen.“ Wer hätte das auch von einem Typen gedacht, der dir gerade ungefragt an den Slip will? „Lassen Sie mich raus! Halten Sie doch bitte an“, kreischt sie weiter – und zu ihrer eigenen Verblüffung macht er genau das. „Sicher, bitte sehr. Ich halte, und Sie hauen ab“, zeigt er sich, wenn auch extrem nölig, als Kavalier, aber nur weil er ganz genau weiß, dass sich sein Opfer in dieser unwirtlichen Gegend inmitten von viel Grün und reißendem Fluss nicht zurechtfinden wird. Tatsächlich stellt es sich blondinentypisch (dabei ist es nicht mal platinblond) selbst nach Ausziehen der Stöckelschuhe (gut, das wiederum ist blondinenuntypisch) so unbeholfen an, dass der Mann ihm in gemächlichem Schritttempo mühelos folgen kann. Auf unnachahmliche Weise gelingt es der jungen Frau, in den Fluss zu laufen und dort auszurutschen, um nicht mehr aufstehen zu können, sodass ihr Verfolger über sie herfallen kann. Dabei stellt er sich ähnlich dämlich an, denn irritierenderweise stellt er sich mit den Beinen links und rechts von ihrem Kopf, greift umständlich nach ihren Beinen und gibt ihr die Chance, ihm ins Bein zu beißen. Auf Umwegen findet er dann doch noch die richtige Taktik und packt sie am Oberkörper, um ihre Bluse zu zerreißen und einen Blick auf ihre Brüste werfen zu können, während er sie würgt und unter Wasser drückt. Die Frau ist zwar dumm, aber erstaunlich widerstandsfähig, und ihm bleibt nichts anderes übrig, als ihr mehrfach auf den Kopf zu schlagen, bis ihre Hand melodramatisch verkrampft und Blut darauf spritzt (Blut, das bei den Schlägen auf ihren Kopf auffälligerweise fehlt). Das Qualitätssiegel „sehr gut“ erhält die Synchronisation für die Tatsache, dass sie die Schreie der Frau zwar neu einschreien lässt, im Hintergrund aber dennoch die Schreie der Schauspielerin im Original zu hören sind.

Ein Typ im schmerzhaftesten Hemd jenseits des Hamburger Schlagermoves betrachtet Tatortfotos vom eben gesehenen Opfer. Obwohl das Hemd im Vergleich zu diesem schauerlichen Mord das vermeintlich größere Verbrechen darstellt und eine mehrjährige Gefängnisstrafe verdient, ist dieser Mann Inspektor und reicht die Bilder knurrig an seinen Assistenten weiter, dessen Stimme der von Kermit, dem Frosch mitunter erschreckend ähnlich ist. Der Inspektor flucht, dies sei das siebente Delikt in diesem Jahr, immer die gleiche Methode, und man käme ums Verrecken der Sache nicht näher. Da hilft es doch, dass das Telefon klingelt und ein Zeuge berichten möchte, was er gesehen hat.

Der Anrufer war der Barkeeper aus der Eingangsszene und kann einige Details zum Opfer preisgeben: „Sie fiel mir auf, weil sie glauben machte, sie telefoniere von einer Disco aus.“ Dass dem Kerl ein ganzes Tassensortiment im Schrank fehlt, zeigt er, indem er betont, wie süß er das Opfer fand und dabei notgeil grinsend fast das Sabbern anfängt. Er gibt an, den Mann, der die Frau mitnahm, sofort wiedererkennen zu können, denn „er hatte einen Wagen“. Womit die Szene abgebrochen wird. Entweder sollte es also eine große Enthüllung darstellen, dass der Täter einen Wagen hatte oder – was ich für wahrscheinlicher halte – Regisseur Polselli ging davon aus, dass uns weitere Details zur Automarke, dem Aussehen des Mannes usw. nicht weiter interessieren.

Die ersten acht Minuten haben vielleicht schon einen ersten Eindruck vermittelt, dass der Film doch ein gehöriges Stück neben der Spur läuft. Das Bizarro-Meter springt aber erstmals jetzt so richtig an, als der Mörder spät abends zu seinem Anwesen kommt und dort einer jungen Frau begegnet, die daraufhin wie angewurzelt stehen bleibt.

Er: Ich habe etwas vergessen.
Sie: Hey, Onkel Herbert!
Langes Schweigen.
Er: Ciao, gute Nacht!
Sie: Adieu!

Im Anwesen spielt eine andere Frau Klavier. Sie hört auf, als sie einen Schatten am Türrahmen sieht.

Sie: Wer ist da?
Langes Schweigen, während die Kamera nahe an den Schatten heranfährt – es ist Onkel Herbert.
Er: Ich habe meine Zigaretten vergessen. Sie sind oben im Studio.
Langes Innehalten der Frau.

Bereits jetzt stechen die langen Kunstpausen, die der Film einbaut, ehe die Figuren reagieren, deutlich ins Auge. Aber nicht nur das: Auch das merkwürdige Verhalten der Figuren tritt nicht zum ersten Mal zutage. Herbert schleicht im Stockfinsteren nach oben, vermutlich in besagtes Studio (auch wenn es für mich wie ein ganz normales Arbeitszimmer aussieht), macht dort das Licht an und schließt geheimnisvoll eine Truhe auf, ohne dass wir erfahren, warum er das tut. Seine Frau folgt ihm und beobachtet ihn heimlich dabei, um dann wieder zu gehen. Auch Herbert macht nach dem, was auch immer er da eben getan hat, das Licht wieder aus und geht nach unten, um sich von seiner Frau, die wieder am Klavier sitzt, zu verabschieden.

Er geht, und ein Kameraschwenk gleitet von der Frau auf eine weitere Frau, offenbar die Haushälterin, die sich ebenfalls im Raum befindet. Ähnlich wie Herbert und seine Gattin macht sie eher einen transusig-weggetretenen Eindruck.

Haushälterin: Ich würde gern schlafen gehen. Wünschen Sie noch etwas, gnädige Frau?
Frau: Nein danke, geh nur.
Haushälterin: Gute Nacht, gnädige Frau.
Sie macht ein paar Schritte auf die Frau zu.
Frau: Nichts. Geh jetzt.

Der Grund fürs abendliche Ausgehen unseres Mörders Herbert ist ein Besuch bei der Polizei, die ihm die Fotos des neuerlichen Opfers in die Hand drückt. „Ich erkenne sie. Sicher kenne ich sie. Ich erinnere mich nur nicht, woher“, stellt er sich dumm. Es stellt sich heraus, dass Dr. Lyntak – wie er vom Inspektor angesprochen wird – offenbar konsultiert wurde, weil er der Polizei in der Vergangenheit schon häufiger „wegen psychologischer Beratungen über die Natur gewisser Verbrechen“ zur Seite gestanden hat.

Diesmal könnte sein Erscheinen aber tatsächlich einen anderen Grund haben, denn im nächsten Moment öffnet sich die Tür, und der Barkeeper tritt ein. Freudestrahlend sagt er der Polizei gleich auf den Punkt zu, dass Lyntak derjenige welche ist, den er mit der jungen Frau die Kneipe hat verlassen sehen. Damit könnte dieser Film unvorhergesehen bereits nach einer knappen Viertelstunde zu einem eher unspektakulären Ende kommen, aber der beschuldigte Lyntak wechselt seelenruhig seine Taktik und gesteht kurzerhand, sich nun doch sehr gut an das Opfer erinnern zu können. Es hätte ihn bis zum „Cat“ im Wagen mitgenommen, weil er dort in der Nähe wohnt. Ein sehr durchsichtiges und nicht mal sonderlich kluges Manöver, auf das die Ordnungshüter ja wohl nicht reinfallen werden. Oder?

In der Zwischenzeit schnüffelt seine Frau im „Studio“ ihrem Mann hinterher. Mit Heftklammern ist es ihr gelungen, die ominöse Truhe zu öffnen, und sie findet einen Umschlag darin mit einem Gegenstand, den ich als Türknauf (?) identifizieren würde. Sie schaut ähnlich irritiert wie ich drein und setzt einen entsetzten Blick auf, als sie auch noch ein Kleid mit Blutflecken erspäht. Ihre Nachforschungen werden jäh durch das klingelnde Telefon unterbrochen. „Bitte?“, meldet sie sich. Es ist Lyntak, der seine Heimkehr erst für morgen früh ankündigt, weil er für eine intensive Untersuchung des jüngsten Mordes an dem Mädchen am Meer benötigt wird. Meer?! Dieser Fluss soll das Meer gewesen sein? Reden wir hier vom selben Opfer? „Gut, dann werde ich auf dich warten. Ich warte auf dich“, erwidert die Frau repetitiv. Dann wird irgendein Auge in extremer Nahaufnahme eingeblendet, von dem ich weder weiß, wen es beobachtet noch wo es beobachtet. Die Haushälterin ratzt in ihrem Bett vor sich hin, die Frau schaut kurz bei ihr vorbei und geht wieder. Seltsame Menschen tun seltsame Dinge.

An irgendeiner finsteren Ecke steht eine Frau im Minirock vor einer Telefonzelle. Der Lichtstrahl eines Motorrads nähert sich ihr und stoppt, dann geht ein schwarzer Schatten auf sie zu. Das reicht aus, um die Frau zu Tode zu ängstigen, obwohl der Schatten genauso gut einem zufällig hier Rast machenden Passanten gehören könnte, aber sie soll Recht behalten. Sie flüchtet in die Telefonzelle und wählt nicht etwa die Nummer der Polizei, sondern ruft einen x-beliebigen Heinz an. „Helft mir! Schnell! Ein Verrückter! Er greift mich an!“, kreischt sie mit enervierend kleinkindhafter Stimme.

Der x-beliebige Heinz lässt sich sofort von ihrer Panik mitreißen: „Präzisieren Sie die Zone, Frollein! Wo ist es gewesen?“ Wieso „gewesen“? Sie wird jetzt gerade angegriffen, Depp. Hat sie doch gerade gesagt. „Ich kenne mich hier nicht gut aus, aber er ist auf der Straße am See!“, antwortet sie äußerst präzise. „Ruft doch schnell die Polizei!“, plärrt sie weiter, und ich frage mich nach wie vor, warum sie das nicht gleich selbst gemacht hat. „Er kommt näher! Helft mir doch! Tut doch was! Ich habe Angst! Tut doch etwas! Jetzt! Jetzt ist er da!“ Alter, ist die nervig. Tu ein gutes Werk, schwarzer Schatten. „Bleiben Sie in der Leitung! Bleiben Sie in der Leitung!“, wiederholt der Heinz, als würde sie ernsthaft in so einer Situation auflegen. Er bittet einen anderen Mann mit Sonnenbrille, der dem Telefonat ebenfalls beiwohnt, den Standort der Zelle auszumachen. Ein Satz ist hier dämlicher als der andere. Wie soll er das bitte ohne Fangschaltung machen, wenn er nicht gerade Polizist ist? Oder hat die dumme Pute doch bei der Polizei angerufen? Warum soll dann aber die Polizei die Polizei rufen?

„Furchtbar! Wann … wann … wann kommt denn jemand? Ich kann mich doch nicht wehren!“, heult die Schande des weiblichen Geschlechts weiter und übersieht dabei, dass sie sich wehren könnte, indem sie ja vielleicht mal probehalber aus der Telefonzelle rennt. So langsam, wie sich der Schatten ihr nähert, wäre sie mittlerweile schon längst bis nach Timbuktu gekommen. Nun wird es aber wirklich kritisch, denn ein schwarzer Handschuh macht sich bereits an der Scheibe der Zelle zu machen. „Er drückt jetzt! Nein! Nein! Wann kommt die Polizei? Er drückt die Tür auf! Hilfe!“ AAAH! MACH DOCH ENDLICH, KILLER! „Versuchen Sie ihn zu erschrecken, Frollein! Versuchen Sie ihn zu erschrecken!“, gibt der Telefonheinz der Tussi einen in dieser Situation arg hilfreichen Tipp. Und noch einen: „Schreien Sie!“ Was bitte schön macht sie denn gerade, du bekloppter Vollidiot?! Wenn sie gerade eins tut, dann ja wohl schreien. Und dumm sein. Ganz entsetzlich dumm sein. Ich bin schon kurz davor, den Killer auf ein neues Nervenkostüm zu verklagen, weil er sich so unendlich viel Zeit lässt, da schreitet er zur Tat und stranguliert sie mit dem Telefonkabel. ENDLICH! Meinen Segen hat er.

Zu spät kann die Polizei den Ort des Verbrechens lokalisieren und das Malheur nur noch aus nächster Nähe betrachten. Der Killer hat es sich trotz der Tatsache, dass das Opfer noch telefonieren konnte, nicht nehmen lassen, die Leiche noch halb zu entblößen. Der Inspektor erscheint am Tatort und ebenso Lyntak (!), den ich anhand der Aussage des Barkeepers eher in Untersuchungshaft vermutet hätte als als Gutachter unmittelbar vor Ort. Gut, immerhin sollte damit klar sein, dass außer Lyntak noch ein weiterer Killer umgeht, denn diesen Mord kann er ja gar nicht begangen haben, es sei denn, die Polizei hat ihn zwischenzeitlich laufen lassen und gleich wieder konsultiert, als sie von der neuen Toten erfahren hat. Lyntak lässt auch gleich den Psychologen raushängen: „Eigenartig. Es scheint nach einer Art zu sein, eine Art, die die Natur oder eine absurde Krankheit in das Hirn menschlicher Wesen gesteckt hat.“ Genau das sagt er. In diesen Worten. Kein Mensch redet so. Aber die Menschen in diesem Film sind Außerirdische. Oder Menschen in einem Paralleluniversum, in dem es normale Dialoge nicht gibt und merkwürdige Verhaltensweisen an der Tagesordnung sind.

Die Polizei arbeitet wirklich schnell und hat bereits mehrere Verdächtige ausfindig gemacht, die im Verhörraum nebeneinander aufgereiht und mit einer grellen ins Gesicht geleuchteten Lampe gefoltert werden. Ein hyperaktiver Schnauzbartträger macht dabei besonders auf sich aufmerksam, indem er theatralisch mit den Armen wedelt und mindestens ebenso theatralisch seine Unschuld beteuert: „Ich habe es Ihnen gesagt: Die Gegend war finster, und ich hatte dort ein natürliches Bedürfnis zu erledigen.“ Aus nicht näher erklärten Gründen ist Lyntak selbst bei diesem Verhör anwesend und darf auch noch die Verdächtigen mit eigenen Fragen löchern. Auf seine Unterstellung hin, dass irgendjemand von ihnen ein Geräusch gehört haben müsste, begehrt abermals der Theatraliker auf. „Ich hörte die Sirenen und spürte einen Schlag auf die Nase, weil ich, wie Sie glaubten, auf der Flucht war“, zeigt er sich als Meister der verschnörkelten Sprache, um dann allerdings sehr gewöhnlich anzufügen: „Dabei habe ich mich nach dem Schiss erhoben. Der Beweis liegt auf der Wiese, falls ihr ihn nicht zermatscht habt.“ Ein weiterer Polizist hält allerdings den Blutfleck auf dem Hemd des Theatralikers für ein schlagkräftiges Indiz, weil dieser ja so weit unten platziert ist, dass das Blut unmöglich aus seiner Nase stammen kann. Sherlock Holmes wäre stolz auf ihn. Auf Nachfrage erfährt Lyntak, dass der sich hier so in den Vordergrund spielende Mann „der Parkwächter vom ‚Cat‘“ ist. Mit dieser Bezeichnung müssen wir uns erst einmal begnügen. Ausnahmslos alle Figuren werden ihn nur „der Parkwächter“ nennen – und das in einer bemerkenswerten Häufigkeit. Das führte sogar so weit, dass ich mitunter glaubte, Der sei sein Vorname und Parkwächter sein Nachname.

Lyntak kehrt nach Hause zurück und dreht einen Schlüssel in der Hand, von dem ich zunächst annahm, dass es der für die Truhe ist, zumal er damit fast schon provokant seiner Frau gegenübertritt. Da das aber kein Thema sein wird, könnte man es als weiteren Beweis für den fetten Sprung in der Schüssel abtun, den Lyntak ja zweifelsohne hat. Zugegebenermaßen nicht nur er, wie auch seine Frau schon bewiesen hat, die ihm ganz hektisch gesteht, dass sie die Tatsache, dass er das tote Mädchen aus der Eingangssequenz mitgenommen hat, aufgeregt hätte – „zum Verrücktwerden!“. „Liebes, ich bin Dr. Herbert Lyntak, ein wichtiger Mann, auch für die Polizei“, erwidert ihr Gatte, wobei mir nicht ganz klar wird, inwiefern das jetzt seine Frau beruhigen soll. „Ich liebe dich ganz wahnsinnig und immer wahnsinniger, Herbert!“, sagt sie und bestätigt damit, dass sie nicht erst verrückt wird, sondern es längst geworden ist. „Und wo entzündet man deine Liebe? Sag, Marcia“, fragt Lyntak und piekst mit dem Schlüssel nacheinander auf verschiedene Stellen an ihrem Körper: „Hier? Oder hier? Oder da? Vielleicht auch da?“ Diesem merkwürdigen Schauspiel schaut im Hintergrund die Haushälterin zu, die das so erregend findet, dass sie ihre blanken Brüste aus ihrem Kleid purzeln lässt, sie streichelt, die eigene Schulter ableckt und dabei masturbiert. Was passiert hier eigentlich?

Danach sehen wir den Parkwächter hektisch eine Außentreppe hinauflaufen, ihn stolpern und sich den Kopf stoßen. Ein anderer Mann (ebenfalls mit Schnauzbart) öffnet die Gittertür vor ihm und öffnet sie. „Wollten Sie öffnen?“, fragt er. „Ach, leck mich“, antwortet der Parkwächter und stürzt rein. Ich wiederhole mich: Was passiert hier eigentlich?

Der Inspektor und sein Assistent haben eine kleine Meinungsverschiedenheit: Der Assi beschwert sich, dass man den Parkwächter trotz diverser Indizien hat laufen lassen, aber der Inspektor hätte lieber feste Beweise. „Diese Individuen, die wiederholen sich doch“, schimpft er, und ich wiederhole mich auch, wenn ich sage, dass ich inzwischen nicht mal mehr Bahnhof verstehe. Will er damit sagen, dass Mörder wieder zuschlagen und man beim nächsten Mord schon die Beweise erhalten würde, die er haben möchte? Lieber noch einen Mord abwarten, um einen dringend Tatverdächtigen nicht festhalten zu müssen?

Als Nächstes sehen wir eine schreiende blonde Frau (es könnte Lyntaks Nichte sein, die er vorhin vor seinem Anwesen traf), die in einem Folterkeller mit dicken Eisenketten am Hals an der Wand steht. Dann sehen wir Lyntak, wie er hämisch lachend in die Szenerie platzt. Eine Totale zeigt, dass eine zweite Frau der schreienden Frau ebenfalls angekettet gegenübersteht. Auf einer Treppe sitzt die Haushälterin und lacht. Lyntak lacht lauthals weiter und wirft die beiden Frauen auf den Boden. Plötzlich liegen alle drei Frauen auf dem Boden, splitternackt. Eine Einstellung später sind sie wieder angezogen, dann wieder ausgezogen. Eine der Frauen ist Marcia. Viel Geschrei – mittlerweile auch durch mich. Ich muss einfach noch mal fragen: Was in drei Teufels Namen ist hier eigentlich los? Was geschieht hier? Was wollt ihr alle von mir? Ich fürchte, dass mein Gehirn jeden Moment den Geist aufgibt. Klappe zu, Affe tot, tschüss, schöne Welt. Ich sehe bereits das Licht, die Kamera dreht sich wie wild –

Am Ende stellt sich das soeben Gesehene als Alptraum von Marcia heraus. Ein Alptraum. In Träumen ist alles möglich. Ich kehre ins Hier und Jetzt zurück. Ich lebe. Ist ja nicht so, als hätte mich der Film nicht vorher schon an den Rand meiner geistigen Kapazitäten getrieben, aber noch wahnsinnigere Sequenzen als diese überstehe ich schon aus reinem Selbstschutz nicht mehr. Aber es war wenigstens nur ein Traum.

Marcia erwacht im Ehebett, dreht ihren Kopf zur Seite und schrickt hoch, weil ihr Mann sie mit durchdringendem Blick stumm anstarrt. „Ich bin von einem grausigen Traum aufgewacht, Herbert“, sagt sie und führt eine seiner Hände zu ihren Brüsten. So grausig kann er aber auch nicht gewesen sein, sonst hätte er sie ja wohl kaum spitz gemacht. Lyntak interessiert sich eher für ihren Hals und beginnt umgehend, sie mit seinen Pranken zu würgen. Nun gut, Marcia disponiert um. Sie stöhnt zwar, wehrt sich aber nur zaghaft. Im letzten Moment lässt er von ihr ab. „Nein! Dir nicht! Ich kann dir nicht wehtun!“, schreit er entsetzt über diesen Ausrutscher: „Ich liebe dich! Es ist mir unmöglich! Es ist mir unmöglich!“ Marcia jedoch fand die Würgerei gar nicht mal so wild: „Ich bin dein! Ich gehöre dir! Du kannst mit mir machen, was du willst!“ Sagen wir mal so: Ich habe schon feministischere Filme gesehen. Lyntak mag dieser Einladung trotzdem nicht folgen. Er zieht seinen Morgenmantel über und redet in ruhigem Ton zu ihr: „Marcia, ich habe dir eine Glückwunschkarte geschrieben zu unserem Hochzeitstag. Ich vergaß, sie dir gestern zu geben. Hier, nimm bitte.“ Okay, das war jetzt ein ziemlich rabiater Themenwechsel. Er drückt sie ihr in die Hand, sie liest – und wir hören Lyntaks Stimme aus dem Off: „Du bist meine Frau. Ich liebe dich. Aber ich bin ein impotenter Irrer. Trennen wir uns, Marcia. Ich will nicht dein Unglück. Ich will dir nicht wehtun. Du kannst ein neues Leben beginnen. Ich tauge als Mann nichts. Als Mann habe ich eine Frau, die noch Jungfrau ist. Mit dem Tod im Herzen sage ich dir: Trennen wir uns. Ich liebe dich. Ich will dir nicht wehtun.“ Abgesehen davon, dass er es schafft, in wenigen Zeilen sich gleich dreimal wortgleich zu wiederholen, was doch von einer gewissen Einfallslosigkeit zeugt, finde ich diese Glückwunschkarte doch etwas befremdlich.

Doch selbst diese deutlichen Worte bewirken kein Umdenken bei Marcia. Sie schluchzt und fleht, sie möchte bei ihm bleiben, weil sie ihn so liebt. „Mach mit mir, was du willst.“ Das hast du eben schon gesagt. „Ich liebe dich.“ Sorry, Marcia, du wiederholst dich. „Ich will mich nicht trennen.“ Ja doch, Marcia! „Ich liebe dich, wie du bist.“ WIR HABEN ES KAPIERT, MARCIA, IST JETZT MAL GUT! Sie legt sich aufreizend aufs Bett und führt ihre Hand zum Hals, aber Lyntak geht da immer noch nicht drauf ein. Deshalb steht sie auf und fragt: „Wovor hast du Angst? Ich bin bei dir. Ich liebe dich.“ Boah, Marcia, sag noch einmal „Ich liebe dich“, und ich steige persönlich durch den Bildschirm.

Gegen so viel Unterwürfigkeit ist selbst ein ehemaliger Bodybuilder letzten Endes machtlos, und in einer weiteren wirren Bildfolge, die teilweise wie ein Wunschtraum von Marcia anmutet, schubst er sie aufs Bett, küsst sie und fasst ihr zwischen die Beine. „Herbert, komm zu mir“, fleht Marcia. Als er dann aber aus einer Schublade ein Rohr (?) hervorzaubert, bekommt sie es doch etwas mit der Angst: „Nein, das nicht!“ Widerstand zwecklos: Er kratzt ihr damit über den nackten Rücken, und sie schreit vor Schmerz. Zum Äußersten kommt es aber auch diesmal nicht. Wieder ist Lyntak entsetzt über die in ihm schlummernde Bestie, springt auf und schreit mit verzerrter Fratze in einem der vermutlich wahnwitzigsten Momente der gesamten Filmgeschichte – kurzum: man muss ihn eigentlich mit eigenen Augen sehen, um ihn zu glauben – sein Spiegelbild an: „HYÄNE! Es reicht mir mit dir! HYÄNE! Ich habe genug! HYÄNE! Es ist genug! HYÄÄÄNE!! HYÄÄÄNE!! HYÄÄÄÄÄNE!!!“ Als fulminanten Höhepunkt zerschlägt er mit seiner Faust den Spiegel. Ich bin gleichermaßen benommen wie betört. Ein Augenblick reinster Bizarrheit, wie man ihn nur alle paar Jahre sieht, so wunderschön, dass er allein den ganzen Film lohnt.

Nach diesem Ausbruch findet Lyntak seine Ruhe wieder und greift zum Telefonhörer: „Inspektor Edwards, hier ist Herbert Lyntak. Ich glaube, heute Nacht könnt ihr tatsächlich den Mörder fassen, den ihr sucht.“ Edwards teilt ihm mit, dass „dieser Parkwächter von ‚Cat'“ bereits Tag und Nacht beschattet werde. Das ist Lyntak relativ egal: „Ich habe einen instinktiven Verdacht metaphysischen Charakters. Ich glaube, dass ich den Moment und den Ort des nächsten Verbrechens lokalisiert habe.“ Soso. Wann hattest du ihn denn, deinen metaphysischen Verdacht instinktiven Charakters (oder so)? Während du deine Frau fast erwürgt hast? Als du die Hyäne in dir hysterisch angebrüllt hat?

Egal, er weiß: In einer Stunde soll ein weiterer Mord passieren, am See im Park. Damit scheint Inspektor Edwards überzeugt. Instinktiven Verdachtsmomenten der metaphysischen Sorte muss die Polizei einfach nachgehen. Marcia hat mitgehört und fragt, ob ihr Mann auch da sein werde – ganz so, als hätte er sie eben nicht innerhalb kürzester Zeit nacheinander gewürgt und mit einem Rohr (nicht das zwischen seinen Beinen) bearbeitet. In der Tat hat diese Aktion offensichtlich bewirkt, dass sie ihm nur noch ergebener ist. Lyntak antwortet ihr: „Ja, ich will versuchen, ob die Chance … die Chance einer Heilung besteht für dieses Individuum mit einer Untersuchung biochemischer chromosomatischer Art und Weise.“ Okay, Herbert, du wirst schon wissen, was du tust. Dann mach mal. „Wir werden sehen. Lass mich nur machen.“ Sag ich doch.

Marcia vertritt den Standpunkt, dass das eigentlich die Sache der Polizei sei (womit sie grundsätzlich ja auch recht hat, aber die Polizei in diesem Film hat bisher Lyntaks Hilfe bei allen möglichen Aktionen lieber mit Kusshand in Anspruch genommen, als ihn nach den klar belastenden Aussagen vom Barkeeper als Tatverdächtigen auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen). Lyntak lässt sich nicht überzeugen: „Dieser Mann könnte auch eine Person umbringen, die er liebt.“ „Es scheint, als redest du von dir selbst, Herbert“, erkennt sogar die in ihrem Liebeswahn ja gefühlt gar nichts mehr peilende Marcia, aber Lyntak bürstet ab: „Nein, sagen wir, ich rede von einem lieben Freund, dem man hin und wieder gewisse Freiheiten einräumt.“ Wenn ich doch nur ahnen könnte, was er mir damit sagen will. Der Film überfordert mich. In einer Tour. Marcia ist aber nicht ganz uneigennützig, wenn sie versucht, ihrem Göttergatten die Teilnahme an dem Polizeieinsatz madig zu machen, denn wem soll sie sich hingeben, wenn der nicht da ist? „Bleib bei mir, Herbert! Ich bin dein! Mach alles, was du willst, mit mir, aber bleib hier!“, heult sie und schmiegt sich an ihn. Ich möchte ja nichts Falsches sagen, aber es wäre in meinen Augen nicht so ganz verkehrt gewesen, wenn Lyntak eben im Schlafzimmer ernst gemacht hätte.

Inspektor Edwards war nicht ganz untätig und hat gleich nach Lyntaks Anruf einen Lockvogel aus dem Bett geklingelt, eine attraktive Blondine, die ihren Körper in den Park verfrachtet hat, sich angstvoll umblickt und dabei nervös auf- und abgeht. Wie aufs Stichwort schleicht auch der Parkwächter in den Rabatten des Parks rum und beobachtet sie (so viel zu „Tag und Nacht beschattet“). Edwards fährt mit seinem treuen Assistenten vor und schiebt ihm die Verantwortung für die Kommunikation bei diesem Einsatz zu. Er gibt ihm letzte Instruktionen mit auf den Weg, bevor er aussteigt: „Als Rufsignal drei Pfiffe wie ein Käuzchen!“ (?????) Weitere Polizisten wandern im Park umher und haben den Lockvogel fest im Visier. Nicht im Blick haben sie dabei eine weitere Blondine, die ebenfalls im Park herumtigert und in ihrem freizügigen Outfit tiefe Einblicke gewährt. Ungeachtet der aktuellen Mordserie hat sie offenbar Bock, mit wildfremden dubiosen Typen für einen Hunni ins Bett zu steigen.

Da nähert sich auch Lyntak dem Lockvogel.

Lockvogel: Ach, Sie sind es, Dr. Lyntak!
Lyntak: Haben Sie jemand anderes erwartet?
Lockvogel: Den, den sie angesagt haben.
Lyntak: Es tut mir leid, dass die Polizei gerade Sie ausgesucht hat. Sie sind noch zu jung.
Lockvogel: Ich habe keine Angst. Nur so ein komisches Gefühl. Aber Sie sind ja auch da. Da fühle ich mich ruhiger.
Lyntak: Sie haben recht. Mit bekannten Leuten zusammenzuarbeiten, ist leichter.

Während die beiden Turteltäubchen so dezent vor sich hinflirten (oder was auch immer diese Unterhaltung nach dem Willen des Drehbuchautoren und/oder des Synchronstudios sein soll), sticht der Killer erwartungsgemäß an anderer Stelle zu, nämlich bei der unbeaufsichtigten Blondine Nummer Zwo. Ihre Todesschreie wecken die Polizei-Luschen auf, die ihre Aufmerksamkeit nun auf einen anderen Ort im Park richten und mit Wagen und zu Fuß ausschwärmen. Nur der Lockvogel bleibt mit Lyntak zurück. „Lassen Sie mich nicht allein!“, kreischt die Frau. „Das waren die Autos von der Polizei. Hier ist niemand mehr! Lassen Sie mich nicht allein, Doktor!“ Lyntak setzt einen irren Blick auf, der mich an ihrer Stelle eher beunruhigen würde: „Ich werde Sie nicht allein lassen.“ Okay, und spätestens beim direkt anschließenden Satz wäre ich längst über alle Berge: „Die Angst … die Angst hat in Ihren Augen ein kurioses Feuer entfacht.“ „Dieser Schrei sitzt mir in den Adern und geht mir auf die Nerven“, zittert sie, aber Lyntak versteht, sie weiter zu beruhigen: „Sie werden sehen, Sie haben einen Beschützer, einen ganz außergewöhnlichen Beschützer.“ Aus dem Nichts taucht der Assi des Inspektors bei Lyntak und der ängstlichen Blondine auf und fordert den instinktiv veranlagten Psychologen auf, mit zum Inspektor zu gehen. „Ich will hier nicht allein zurückbleiben!“, erhebt der Lockvogel Einspruch. Lyntak weiß jedoch Rat: „Dann kommen Sie mit.“ Eine bestechende Logik metaphysischen Charakters.

Inspektor Edwards kann also wieder mal nur den Tod einer Frau feststellen, weil er es einmal mehr reichlich verpatzt hat. Zu seinem Glück läuft ihm der ja schon die ganze Zeit rastlos umherirrende Parkwächter in die Arme, der gleich angibt, nichts gesehen zu haben, sich allerdings freiwillig stellt: „Nehmen Sie das zu Protokoll!“ Während des Gesprächs hebt der Lockvogel heimlich einen neben der Leiche liegenden Gegenstand auf, der wie ein Messer aussieht. Lyntak ist frustriert ob seines eigenen Versagens: „Ich hatte alles vorausgesehen, Gebiet und Stunde. Aber es ist das zweite Mal, dass mir ein Detail entging: der Mörder. Selbst beim zweiten Mal. Obwohl ich es wusste, habe ich es nicht geschafft. Irgendjemand hat es mir nicht gegönnt.“ Für Edwards ist der Fall aber eh klar: Der Parkwächter ist und bleibt der einzige Verdächtige, auch wenn der weiterhin beteuert, unschuldig zu sein, weil er dem blonden Lockvogel folgte, nicht dem Opfer.

Der Parkwächter: Ich kenne sie vom „Cat“. Sie ist hübsch. Sie ist hübsch und lebt. Die, der ich gefolgt bin, lebt. Glauben Sie mir das!
Lyntak: Wie oft denn noch: „sie lebt, sie lebt“? Nur wo?

Äh. Ich lese Lyntaks Kommentar einmal. Ich lese ihn zweimal. Und gern auch noch ein drittes Mal. Ich bekomme nur keinen Sinn rein. „Nur wo?“ Na, hier. Sie steht doch direkt neben dir. Der Lockvogel? Du erinnerst dich? Du hast dich gerade mit der Frau unterhalten und warst ihr ein ganz außergewöhnlicher Beschützer. Das waren deine Worte. Man könnte erste Anzeichen von Demenz vermuten. Oder einen akuten Dachschaden. Oder beides. Hier haben alle einen Dachschaden. ALLE.

Also wieder von vorn. Der Parkwächter wird erneut verhört. Lyntak nimmt wieder teil und hat natürlich selbst ein großes Interesse daran, dass der Serienkiller gefasst wird, damit er dem auch seinen eigenen Mord in die Schuhe schieben kann, und da sich Edwards nun mal so am Parkwächter festgebissen hat und andere Hinweise geflissentlich ignoriert, weil der Inspektor schlichtweg dumm ist, kann er ja in den allgemeinen Tenor einstimmen. In die Verhörsituation stürzt aufgeregt der Assistent des Inspektors: „Der Schlag ging total ins Wasser. Es scheint, als waren nur wir im Park und diese Unglückliche.“ Und was genau willst du uns nun damit sagen? Dass es keinen Mörder gibt? Oder wie? Oder was? Mein Gehirn beginnt schon wieder gewaltig zu schmoren. Für den Assi aber noch viel schlimmer: „Die Tatwaffe ist nicht existent.“ Ehrlich gesagt wäre es ja wohl noch schöner, wenn der Täter seine Tatwaffe am Tatort zurücklassen würde. Gedenkt ihr ernsthaft, durch derartig stümperhafte Fehler eure Fälle zu lösen? (Natürlich wissen wir, dass er tatsächlich so doof war, sie am Tatort zurückzulassen, weil der Lockvogel sie eben ja eingesteckt hat, aber gehen wir mal von einem normalen Killer in einem normalen Film aus.) Der Parkwächter ist aufgebracht: „Nicht existent? Nicht existent? Wenn eine durch einen Dolchstoß umgebracht wurde, existiert der Dolch.“ Doch – haha – da hat er sich verplappert, wie der Assi auch gleich anmerkt: „Woher weißt du, dass sie durch Dolchstöße getötet wurde, wenn du gekommen bist, als die Verletzungen des Opfers schon zugedeckt waren?“ Und Lyntak fügt weise an: „Ein großes Geheimnis einer imposanten Persönlichkeit.“ Ich möchte nach wie vor betonen, dass mich die Dialoge dieses Films zutiefst irritieren. Und verunsichern.

Die allein gelassene Marcia telefoniert: „Hallo, Villa Lyntak. Hier spricht Frau Marcia Lyntak.“ Die Frau, die mit ihr spricht, ist der blonde Lockvogel (ja sorry, dass ich so oft „Lockvogel“ schreibe, aber die Dame hat bis jetzt immer noch keinen Namen erhalten) und möchte eigentlich mit dem Herrn des Hauses sprechen. „Er ist im Moment nicht hier“, antwortet Marcia. „Ich gebe Ihnen eine Telefonnummer: 983.“ „Hören Sie! Sagen Sie ihm, dass ich im Park war“, erwidert die Blondine. Hallo, jemand zu Hause? Das muss sie ihm nicht sagen. Das hat er doch mitbekommen. Ihr habt doch eben im Park miteinander gesprochen! Sag mal, werden hier alle heimlich von den „Men in Black“ geblitzdingst, weshalb sie sich nicht mehr an Dinge zurückerinnern können, die länger als fünf Minuten zurückliegen?

Bei derart inkohärentem Gefasel am laufenden Band kann es auch nicht wirklich verwundern, dass früher oder später eine der Figuren die Fähigkeit verlieren muss, grammatikalisch korrekte Sätze zu sprechen – und so geschieht, dass sich der Lockvogel gegenüber Marcia folgendermaßen äußert: „Ich habe etwas gesehen, schon gekannt und sofort wiedererkannt habe.“ Ich langsam auch nicht mehr in der Lage bin, Grammatik verwenden richtig. „Ich habe vorgezogen, es nicht vor der Polizei zu enthüllen. Ich möchte vorher mit Dr. Lyntak darüber reden“, erklärt sie Marcia ihre Kurzschlusshandlung. „Ich habe große Hochachtung vor Dr. Lyntak.“ Und ich habe große Hochachtung vor jedem, der immer noch tapfer versucht, irgendwas von diesem Film zu kapieren – einem Film, in dem die Dialoge offenbar nach dem Random-Prinzip aneinandergereiht wurden; einem Film, in dem keine zwei Sätze am Stück gesprochen werden können, ohne dass ich als Zuschauer schreiend gegen die Wand laufen möchte, in der Hoffnung, danach mehr zu verstehen.

Auch Inspektor Edwards und sein Assistent führen ihre patientiert unverständlichen Gespräche. Edwards meint, er hätte das Gefühl, dass der Parkwächter die Polizei direkt zum Mörder führen werde. Mit anderen Worten: Sie haben ihren One-and-Only-Verdächtigen SCHON WIEDER laufen lassen. Wie viele Indizien braucht ihr eigentlich noch?

Assi: Also, ich hätte ihm am liebsten in die Schnauze geschlagen. Vielleicht hätte er dann ein bisschen gesungen.
Edwards: Aus einer intakten Schnauze kann man mehr erfahren. – Und jetzt gehen wir etwas bei Frollein Heidrich trinken.

(HIMMELHERRGOTT, wer ist Frollein Heidrich?!)

Assi: Jetzt um diese Zeit? Wäre es nicht mal angebracht zu schlafen?
Edwards: Du pennst mehr, als du solltest, Willy.

(Tja, und mich schafft dieser Film mehr, als er sollte, Polselli.)

Immerhin etwas klärt dieser Film auf: Edwards verrät uns, dass Frollein Heidrich keine Geringere als der blonde Lockvogel ist. Schön, dass er damit auch mal um die Ecke kommt. Jene Frollein Heidrich (und ja – ähnlich wie der Parkwächter wird auch Frollein Heidrich konsequent Frollein Heidrich genannt, einen Vornamen soll sie partout nicht erhalten, wenn er denn nicht „Frollein“ ist) hat der Inspektor vorhin dabei beobachtet, wie sie heimlich etwas vom Tatort hat mitgehen lassen. Eingeschritten ist Edwards dabei allerdings nicht, weil er nämlich wissen wollte, wie lange sie das mögliche Indiz oder sogar die Tatwaffe versteckt halten würde. Ja, das klingt alles so sinnvoll. Jedenfalls im Rahmen eines Films, in dem alles Sinnlose Sinn macht.

Im Dienstwagen unterhalten sich Edwards und Assi Willy weiter. Ein plausibler Grund will dem Inspektor auch nicht einfallen, warum Frollein Heidrich dieses Etwas einfach an sich gerissen hat. Und mir fällt ehrlich gesagt auch kein plausibler Grund ein. Klar, sie sagte zu Marcia, sie wolle zuerst mit Lyntak darüber sprechen, aber warum der befähigter sein sollte als die Ordnungshüter, soll auch noch über das Ende hinaus offen bleiben. Willy hat keinen Bock auf Ermittlungsarbeit und schlägt seinem Chef vor, doch vor dem Besuch bei Frollein Heidrich auf eine Tasse Kaffee in einer Bar vorbeizuschauen. Das hält der ebenfalls für eine gute Idee.

Letztlich ist es aber keine wirklich gute Idee, denn Frollein Heidrich wird in der Zwischenzeit vom großen Unbekannten heimgesucht, dem sie – blond, wie sie ist – sogar arglos die Haustür öffnet, um sich dann zu wundern, warum der ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtet. „Wer ist da? Was willst du? Hau ab! Hau ab!“, ruft sie zunehmend panisch und kriegt beim Versuch, Hilfe zu holen, den Telefonhörer aus der Hand geschlagen. Dann zerrt der Unbekannte einen undefinierbaren Gegenstand hervor und kratzt sie garstig an, während wir in der nachlässigen deutschen Fassung die Schreie der Frau mal wieder doppelt hören – einmal im Original, einmal synchronisiert. Sie fällt zu Boden und windet sich, rollt nach links, rollt nach rechts (Möpse ahoi!) und flüchtet dann ins Badezimmer, doch dabei kann der Killer seine mitgebrachte Peitsche (oder was auch immer das nun wieder sein soll, vielleicht auch ein anderes Sexspielzeug) zwischen Türrahmen und Türkante kriegen, sodass sie die Tür nicht schließen kann. Beim Eintritt des Killers rutscht Frollein Heidrich ihr Bademantel zu Boden. Für den morden wollenden Eindringling passend lässt sie sich gerade Wasser in die Badewanne ein, und so greift er sie, schubst sie in die volle Wanne und drückt mithilfe des Bademantels ihren Kopf so lange unter Wasser, bis sie hin ist.

In diese Szene werden ständig Edwards und sein Willy in ihrer Karre dazwischengeschnitten, wie sie der Wohnung der Heidrich immer näher kommen – ganz so, als hätte Polselli hier einen gnadenlosen Werden-sie-es-rechtzeitig-schaffen?-Wettlauf gegen die Zeit inszenieren wollen, was aber natürlich so gar nicht klappt, weil von vornherein klar ist, dass sie nicht rechtzeitig erscheinen werden. Und das liegt nicht allein daran, dass die hier präsentierte Polizei in ihrer Inkompetenz nicht zu toppen ist, sondern dass er einfach nicht weiß, wie man einen solchen Wettlauf überhaupt spannend inszenieren könnte.

Irgendwo an der frischen Luft – keiner weiß, wo, weil uns hier ja eh nie verraten wird, warum und wo jemand gerade dumm rumsteht – irrt auch unser Freund, der Parkwächter, umher und wäscht Hände und Gesicht an einem öffentlich verfügbaren Wasserhahn, um ihn für uns Zuschauer noch verdächtiger zu machen. Dabei ist doch nun wirklich sonnenklar, dass er der Killer auf gar keinen Fall sein wird, weil nicht einmal der schlechteste Regisseur der Welt wegen der Gefahr anschließender Verhaftung aufgrund von akuter Zuschauerverarsche das tatsächlich wagen würde. (Obwohl – wenn ich da an „Todesparty II“ denke … Weiß zufällig jemand, ob der dortige Regisseur Rospo Pallenberg anschließend im Knast gelandet ist? Würde ja auch erklären, warum er danach nie wieder einen Film drehen sollte. Das aber nur als kleiner Schlenker am Rande.)

Aber auch Lyntak ist bekanntlich nachtaktiv und aktuell auf der Straße unterwegs – und da er ja bekanntlich ebenfalls zum Morden fähig ist, liegen da neben ihm Handschuhe auf dem Beifahrersitz, auf die der Psychologe auch schielt. Dann nimmt er sie, um sie aus dem fahrenden Wagen zu werfen. Und dann haben wir plötzlich für eine Einstellung einen Wechsel von pechschwarzer Nacht zu Tag, und irgendeine Hand hebt Handschuhe auf. Ich wiederhole mich, wenn ich ständig schreibe, dass ich mich nicht wiederholen möchte, aber ich muss mich wiederholen: HÄ? Warum entledigt sich Lyntak der Handschuhe? Wer würde so etwas Dummes tun? Wer soll so etwas glauben? Gut, ich glaube eh nichts mehr. Ich habe eh jeden Glauben verloren – vor allem, dass hier irgendjemand am Filmset wusste, was der Drehbuchschreiber da wollte.

Wie gesagt: Inspektor Edwards und sein Assistent sind zu spät für den nächtlichen Umtrunk bei Frollein Heidrich, obwohl sie noch nichts davon ahnen. Edwards hat sich dafür extra in sein neuestes Ausgehhemd geworfen, das meiner Meinung nach noch einmal eine Ecke krimineller ist als das erste, das er hier trug. Willy hat ehrlich gesagt keinen viel besseren Geschmack (aber wenigstens ist er besser). Als das Dumpfbacken-Duo problemlos die Wohnung des Lockvogels betreten kann, wird es stutzig. „Alles ist auf!“, staunt der Inspektor. Sie durchforschen Raum für Raum, und aus der Küche dringen merkwürdige Laute. Allerdings entdecken sie bei der Erstürmung, dass das nur die hungrigen Katzen der Heidrich sind, die aus dem Mülleimer fressen.

Das Telefon klingelt. Aus einem Reflex heraus hebt der Assi ab, um theoretisch jede Form von Fingerabdrücken, die ein Killer hinterlassen haben könnte, zu verwischen: „Hallo? – Nein, ich bin nicht Frollein Heidrich!“ Das hat sich Lyntak, der der ominöse Anrufer ist, womöglich glatt gedacht. (Man kann in diesem Film aber nie wissen.) „Sie hatte mich angerufen. Ich bin Dr. Lyntak“, erwidert Lyntak. Ach nee, sag bloß. „Sie sagte, es war dringend. Da war plötzlich das Gespräch unterbrochen.“ Äh, nein, war es nicht. Jedenfalls haben wir das nicht gesehen. Willy verrät, hier alles offen vorgefunden zu haben, aber man werde ihm Bescheid geben, sobald sie Näheres wissen.

Den nächsten Raum, den Edwards und Willy durchsuchen, ist das Badezimmer. In der Badewanne liegt allerdings nicht die Leiche, aber der Wasserhahn läuft unaufhörlich. Edwards hält seine Hand ins Wasser und stellt messerscharf fest: „Das Wasser ist noch warm.“ Könnte das vielleicht daran liegen, dass der Wasserhahn noch läuft und der Wanne warmes Wasser zuführt? Oder denke ich da zu logisch? „Sie hat gebadet und ist ausgegangen“, schlussfolgert sein Assistent. „Und lässt alles offen?“, blafft ihn Edwards an. Er hätte noch anfügen können: „Und lässt den Wasserhahn laufen?“, aber das hat er ja anscheinend noch gar nicht gecheckt. Plötzlich entscheidet sich der Inspektor, auch mal den Blick schweifen zu lassen – und entdeckt die vor das halb offene Fenster sitzend drapierte Leiche von Frollein Heidrich! Dafür, dass die da so auffällig platziert wurde, hat diese Entdeckung aber verdammt lange gedauert. Na ja, besser spät als nie. Willy braucht sogar noch etwas länger und haut Edwards an: „Da, Inspektor!“ Wie ein wildgewordener Pavian stürzt er sofort zum Fenster und reißt es ganz auf, womit er allerdings lediglich bewirkt, dass die Leiche ein paar Etagen in die Tiefe stürzt und auf dem Asphalt landet. „Oh Gott, ich hab‘ sie umgebracht!“, kreischt Willy, dem ich damit jegliche Fähigkeiten abspreche, die ihn für den Polizeiberuf qualifizieren könnten. Ich spreche ihm sogar die Fähigkeit ab, für irgendwas qualifiziert zu sein. Der soll froh sein, dass er weiß, wie er atmen muss. Edwards ist der Einäugige unter den Blinden: „Sie war schon tot. Die Leiche wartete nur, bis jemand das Fenster aufmacht, um dann abzustürzen.“ Tun wir mal so, als könnten Leichen noch warten.

Marcia wird durch eine nächtliche Polizeisirene in ihrem Bett wach und sieht ihren herzallerliebsten Herbert am Fenster stehen. Die Haushälterin kommt rein und sagt: „Wenn der Herr kommen wollen, der Tee ist serviert.“ Er verlässt darauf das Zimmer, und Marcia stellt sich schlafend, um dann mit weit aufgerissenen Augen hinterherzuschauen und einen Wach-Alptraum zu erleiden. David Lynch muss diesen Film vor „Twin Peaks“ gesehen haben, denn in diesem Traum spielen rote Vorhänge eine große Rolle. Davor steht ein diabolisch lachender Lyntak, der der Haushälterin und einer blonden Frau (vermutlich dieselbe aus ihrem ersten Alptraum, ergo Lyntaks Nichte) dabei zusieht, wie die sich nackt auf dem Boden räkeln und miteinander vergnügen. Plötzlich hat Lyntak zu seinem Entsetzen ein fettes Eisenhalsband am Hals, an dem zwei Ketten links und rechts hängen, an denen er zieht und zerrt, um es loszuwerden. Vergeblich. Dann steht auch die nackte Marcia mit demselben Instrument vor dem roten Vorhang und versucht ebenfalls, sich davon zu befreien. Die blonde Frau steht auf, nimmt sie ihr ab und küsst sie, woraufhin die Frauen sich zu dritt auf dem Boden wälzen und Lyntak auslachen, der immer noch da steht und mit seinem Halsband nicht vom Fleck kommt. Das ist natürlich schwer symbolisch: Lyntak, hoffnunglos in seiner Impotenz gefangen, der so gern die Freuden des Geschlechtsverkehrs teilen möchte, es aber nicht kann – und die jungfräuliche Marcia, die so gern Sex haben möchte und sich deshalb in sadomasochistische Wunschträume fliehen muss. Alles schon etwas plump, aber ich blicke da durch. Ist es nicht ein schlimmes Zeichen, wenn die mit Symbolen überfrachteten Träume die verständlichsten Teile des Films sind?

Man kann Inspektor Edwards ja vieles vorwerfen, ganz besonders die Ignoranz offensichtlicher Zusammenhänge. Nicht vorwerfen kann man ihm aber seinen Fleiß. Der ist wirklich Tag und Nacht am Ermitteln. Gerade hat er Handschuhe auf seinem Schreibtisch liegen, die ich mal Lyntak zuordnen würde. „Diese Handschuhe, Willy, fangen langsam an zu erzählen“, sagt er zu seinem Assistenten. „Da sind auch einige Haare und Blutflecke. Wenn alles analysiert ist, ergibt sich bestimmt eine Verbindung zum Mord an der Heidrich.“ Er reflektiert noch einmal die Ereignisse rund um den Mord des letzten Opfers und erklärt den Plan: „Die offenen Türen sollten einen leichten Luftzug bewirken, und es hätte ein schwacher Druck auf das Fenster genügt, um die Leiche aus dem Gleichgewicht zu bringen und vorne über kippen zu lassen.“ Willy hat wie immer Fragen: „Aber warum hat er sie nicht direkt runtergeworfen?“ Ich frage mich eher, warum er sie nicht in der Wanne gelassen hat. Doch auch dafür hat Edwards eine Erklärung: „Ein Körper, der aus dem achten Stock fällt, macht Lärm. Er könnte Aufmerksamkeit erwecken, besonders nachts. Und ein Mörder braucht für seinen Rückzug Ruhe.“ Hm. Soweit ich das sehe, hat er es geschafft, obwohl sein ach so perfekter Plan fehlgeschlagen ist. Der Grund für den Mord? Seiner Meinung nach kann der Täter nur hinter der Sache hinterher gewesen sein, die die Heidrich am Tatort des vorherigen Opfers aufgehoben hat.

Unsere Dubletten-Trottel treffen sich danach mit dem schnauzbarttragenden Informanten Richard, den wir auch schon vorhin im Park gesehen haben und der beide freundlich begrüßt: „Ciao, Willy! Tag, Chef!“ Der Chef ist an derartigem Smalltalk nicht gelegen, er will ein paar Infos zum Parkwächter. Richard berichtet, dass der nach dem Verhör direkt nach Hause gelaufen sei und es sehr eilig gehabt hätte. Wir erfahren, dass Richard der Finder der Handschuhe gewesen ist. Allerdings hat er sie nicht bei der Beschattung des Parkwächters gefunden, sondern drei Stunden später an der Kreuzung. Ich fürchte, ich werde mir vergeblich den Kopf zermartern, warum Lyntak vorhin die Handschuhe als offensichtliche Beweismittel aus dem Fenster geworfen hat, und dann auch noch an einer offenbar vielbefahrenen Kreuzung, wo sie jeder Hinz und Kunz finden kann – und dann findet sie noch rein zufällig ausgerechnet ein Mitarbeiter der Polizei. Das ist so bekloppt, dass man bei der Sichtung des Films ohne Gehirn besser dran wäre. Edwards kombiniert klug, dass Frollein Heidrich dann zwischen ihrem Telefonat mit Frau Lyntak und seiner gemeinsamen Ankunft mit Willy in ihrer Wohnung verstorben sein muss, also etwa zur gleichen Zeit, als Richard die Handschuhe fand. Das erfordert natürlich – eine umgehende Plauderei mit dem Parkwächter. Leute, ihr könntet es euch so viel einfacher machen, wenn ihr eure Verdächtigen zur Abwechslung mal in eine Zelle stecken würdet.

Somit stattet unser nunmehr transusiges Trio eben diesem Parkwächter einen Besuch ab. Er hat also eine eigene Wohnung, was mich die Frage stellen lässt, wieso er dann den eigenen Angaben nach beim Mord der tumben Trulla an der Telefonzelle irgendwo ins Gebüsch geschissen hat. Edwards äußert den Verdacht, jemand könnte sich mit den Handschuhen einen Scherz erlaubt haben. Wie er auf dieses schmale Brett kommt, kapiert wieder keiner. Willy stimmt mit ein und sagt, sein Eindruck sei, sie seien für den Mord an der Heidrich benutzt worden. Wie er auf dieses schmale Brett kommt – jawohl –, kapiert ebenfalls keiner. Macht nur so weiter, ich habe das Denken eh aufgegeben. Sie klopfen an der Wohnungstür des Parkwächters, doch als der innerhalb von fünf Sekunden trotz dreimaligen Klopfens nicht öffnet, verschaffen sie sich gewaltsam Zutritt. Mich würde stark wundern, wenn sie einen Durchsuchungsbefehl hätten. „Das Bett ist unberührt, der Vogel ist nicht im Nest“, stellt der Inspektor zutreffend fest und entert mit seinen Mannen die Dachterrasse, wo er dem Bewacher des Parkwächters befiehlt: „Spring über die Mauer, Richard! Wir gehen von dahin zurück, von wo wir gekommen sind. Da lang findest du sicher einen anderen Weg. Wir sehen uns unten. Bis bald!“ Und Richard tut , wie ihm geheißen: Er springt wie Super Mario über gleich zwei kleine Mauern und ist weg. Fehlen eigentlich nur die roten Schildkröten.

Unten im Auto warten Edwards und Willy auf Richard, und da kommt er auch schon mit Neuigkeiten: „Er hat uns gelinkt, Chef. Es gibt einen Ausgang auf die andere Straßenseite.“ Inwiefern hat er euch denn gelinkt? Ihr habt ihn doch nach dem Verhör freigelassen. Meiner Ansicht nach darf er sich damit aufhalten, wo er will, wenn ihr ihm nicht explizit gesagt habt, ihr würdet ihn nachher besuchen kommen, und dafür möge er bitte zu Hause bleiben. Edwards fordert ihn auf, oben in der Wohnung auf ihn zu warten und ihn in Handschellen zu ihm zu bringen. Er selbst hat Wichtigeres vor und düst mit seinem Assi davon.

Der gesuchte Parkwächter hat ebenfalls ein Ziel. Nur weiß ich nicht, welches. Er schleicht jedenfalls durch die Gegend und öffnet eine Luke, die direkt in einen verfallenen Keller führt. Als er unten ist, fällt die Luke zu, und er ohrfeigt sich selbst, weil er damit nun in der Falle sitzt. Bei seinen Nachforschungen im Keller stößt er auf an Wänden angebrachten Ketten, die denen aus Marcias Alpträumen verdächtig ähnlich sehen. Dann geht er weiter.

Im Polizeirevier haben sich Inspektor Edwards und Assi Willy wieder zu dem, was sie vermutlich Ermittlungsarbeit nennen würden, zurückgezogen. Tatsächlich hat Willy brandheiße News für seinen Chef: An den Handschuhen haben sie Haare und Blutflecken gefunden, die zu dem ermordeten Mädchen am Meer gehören – und somit demselben Mädchen, das Lyntak in seinem Wagen zum „Cat“ mitgenommen hat. Das ist ja eigentlich richtig, aber gleichzeitig falsch, denn dass Lyntak die junge Frau in seinem Wagen mitgenommen hat, hat der den Cops ja gar nicht erzählt. Nach seinem Bericht hat nämlich sie ihn mitgenommen. „Und der Parkwächter vom ‚Cat‘ ist spurlos verschwunden!“, wirft der Inspektor ein. Das kann ja nur der Beweis sein: Der Parkwächter ist der gesuchte Killer! Mir hingegen will einfach nicht den Kopf, dass diese Hirnakrobaten die Tatsache, dass Lyntak am Abend der Ermordung des Mädchens gemeinsam mit ihm gesehen wurde, so gekonnt ignorieren, dass sie ihn bislang nicht einmal eine Sekunde lang in den Kreis der Verdächtigen aufgenommen haben. Nur weil er ihnen bei der Polizeiarbeit behilflich ist? Die sind doch befangen!

Der Parkwächter (ich glaube immer noch an deine Unschuld, Junge!) stellt im Gegensatz zur kurzsichtigen Polizei echte Nachforschungen an, irrt weiter im Keller umher und rüttelt schließlich an einer verschlossenen Tür, hinter der er ein Frauenwimmern wahrnimmt. „Nein! Nein! Ich werde nichts sagen! Ich schwöre … ich schwöre, dass ich nichts sagen werde!“ Er kriegt die Tür nicht auf, findet aber ein Loch, durch das er schemenhaft erkennen kann, was da vor sich geht. Dort liegt die Haushälterin der Lyntaks, wird von einer behandschuhten Hand aller Kleidung entledigt und liegt bald splitternackt da. Es sieht so aus, als würde der behandschuhte Mensch dann etwas zücken und es der armen Frau vaginal einführen. Dann zischt es, das Geräusch einer Gasflasche, aus der Gas austritt. Das ist das Zeichen für den Parkwächter, um seine gemütliche Passivität endlich aufzugeben und etwas zu randalieren, indem er mit einer herumliegenden Eisenstange die Tür aufbricht. Der Täter ist in der Zwischenzeit weg, aber final kann der Parkwächter immerhin die Gasflasche zudrehen. Ich habe immer an dich geglaubt, Parkwächter! Ein wahrer Held.

Da durch die Instruktion des Inspektors an Richard, in der Wohnung auf den Parkwächter zu warten, augenscheinlich alles unternommen wurde, um den gemeingefährlichen Serienkiller zu überwältigen, haben Edwards und Willy Zeit für ganz andere Dinge. Zu meiner Überraschung treffen sie sich jetzt mit Frau Lyntak, die sie im roten Kleid in einer Parkanlage bereits erwartet.

Edwards: Entschuldigung für die seltsame Verabredung, aber ich wollte die Neugier der Presse fernhalten.
Marcia: Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, Inspektor.

Der Grund für dieses Treffen ist folgender: Marcia hat als letzte Person mit Frollein Heidrich telefoniert – „über ein diskretes delikates Thema“.

Im Keller stellt der Parkwächter fest, dass die Haushälterin noch am Leben ist. Er versucht, die noch lebende Frau, die wie von Zauberhand übrigens wieder angezogen ist, mit ein paar Klapsen ins Gesicht das Bewusstsein zurückzugeben. Das will ihm aber nicht gelingen, nicht zuletzt auch deshalb, weil er sich aufgrund des Gasgeruchs fast übergeben muss. Deshalb legt er seine behaarte Männerbrust frei und flieht. Das eigene Leben ist ihm dann doch wichtiger. Wer will ihm das verübeln?

In der nächsten Szene taucht eine junge Frau auf, die wir noch nie zuvor gesehen haben und die bei strahlendem Sonnenschein durch eine grüne Parkanlage mit Büchern in der Hand läuft. Dieser Frau lauert Lyntak – ihr habt ihn doch wohl hoffentlich nicht vergessen – in seinem Wagen auf. Sie entdeckt ihn und geht lieber weiter, was auch richtig so ist. Er schaut ihr hinterher und entscheidet sich, nicht aufzugeben. Er fährt weiter und folgt ihr, um ihr an anderer Stelle wieder aufzulauern. Wieder geht sie weiter. Mysteriös und so.

Wegen der zugefallenen Luke hat der Parkwächter zwar noch nicht wieder den Weg in die Freiheit gefunden, aber immerhin in das Innere eines Hauses, das allem Anschein nach den Lyntaks gehört. Ausdrücklich gesagt wird das nicht, man kann ja oftmals eh nur raten, was in den Köpfen der Figuren vorgeht. Dem Parkwächter reicht die unerfreuliche Entdeckung unten im Keller nicht, er möchte noch weiter spionieren, wenn er denn schon mal hier ist. So tippelt er vorsichtig die Treppe hoch und öffnet dort hastig eine Tür. Das kann er machen, weil niemand zu Hause ist. In dem Raum stößt er auf allerlei ausklappbare spitze Gegenstände. Einer davon scheint der von Frollein Heidrich entwendete Dolch zu sein, den er so interessant findet, dass er ihn sich gleich mal in die Jackentasche steckt. Oh-oh, Lyntak, da sitzt du ja ganz schön in der Scheiße.

Wem die Szenen rund um den Parkwächter fast schon zu viel der (zumindest einigermaßen) logischen Ereignisse waren, der darf sich nun wieder auf geballten Irrsinn freuen. Edwards und Willy verabschieden sich von Marcia, denn sie haben im Gegensatz zu uns wohl die für sie relevanten Informationen erhalten. Frau Lyntak schaut ihnen nachdenklich hinterher – woraus ein neuerlicher (Tag-)Traum erwächst, und die Träume sind ja bekanntlich nicht von schlechten Eltern. Sie sieht ihren Herbert, wie er mit einer unbekannten Frau auf einem Motorrad sitzt und fährt, wie er mit ihr durchs Grün tollt und mit ihr tanzt. Im Hintergrund hören wir Lyntaks dröhnende Stimme mit Sätzen, die er im Laufe dieses Films bereits gesprochen hat: „Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich, Marcia. Aber ich bin ein impotenter Irrer, und als Mann habe ich eine Frau, die noch Jungfrau ist.“ Dann sehen wir, wie sich Lyntak im Ehebett aufrichtet und wie seine Frau mit dem Rücken zu ihm steht. Dann dreht sie sich um. Und plötzlich sehen wir wieder Lyntak, wie er der jungen Frau mit den Büchern in der Hand hinterherschaut. Äh. War das jetzt ein Doppeltraum? Erst ihrer, dann seiner? Oder nur ihrer und konfuse Schnittarbeit? Oder haben beide dasselbe geträumt? Ich muss sagen, ich bin schockiert, dass ich jetzt nicht mal mehr die Träume kapiere.

Bei so viel Stalkerei wird auch die widerstandsfähigste Frau mal schwach, und so sitzt sie im nächsten Moment bei Lyntak im Wagen auf dem Beifahrersitz. „Ich studiere die psychologischen Beziehungen zwischen Schülern und Lehrer“, lügt er ihr das Blaue vom Himmel. „Die Vertrautheit, die ich damit erlangt habe, gibt mir die Möglichkeit, die Probleme von euch Jungen besser zu verstehen und die Gültigkeit eurer Aussagen in das rechte Licht zu rücken.“ Anstatt bei so viel Geschwurbel schnellstens das Weite zu suchen, hört die junge Frau ihm interessiert zu.

Zurück zum Parkwächter, unserem heimlichen Liebling. Der hat nach dem Fund des Dolchs immer noch nicht genug und interessiert sich für den Inhalt der uns bereits bekannten Truhe. Allerdings kann er diese nicht öffnen. Das Telefon klingelt. Er nimmt zwar ab, legt aber gleich wieder auf (wenn er klug ist). Dann jedoch entscheidet er sich selbst für einen Anruf und betätigt die Wählscheibe. Assi Willy ist dran, aber den will der Parkwächter nicht. Er möchte den Inspektor sprechen. Willy reicht den Hörer an ihn weiter. Der meldet sich: „Ich höre!“ „Oh, guten Morgen, Inspektor Edwards!“, sagt der Parkwächter und – es geschehen noch Zeichen und Wunder – nennt seinen Namen – seid aber nicht zu enttäuscht –: „Ich bin’s, der Kartoffel!“ Ja, nicht Apfel, nicht Birne, nicht Karotte oder Erbse – gestatten, mein Name ist Kartoffel! Kartoffel führt fort: „Ich habe die Tatwaffe in der Tasche. Von mindestens zwei Toten.“ Die Tatwaffe von Toten? Welcher Zombie arbeitet denn mit so profanen Stechwerkzeugen wie Dolchen? Kartoffel dreht vor Freude ziemlich ab, weil er von Anfang an auf der richtigen Fährte war: „Ja, ich habe sie. Ja, ich habe sie gefunden, wo es niemand glaubt, dass sie ist, außer mir.“ Ich freue mich mit ihm. Das hat er sich so verdient nach all den Verleumdungen der Polizei.

Edwards nutzt die Euphorie seines Gesprächspartners und fordert den Assistenten auf herauszufinden, von wo Kartoffel spricht. Er selbst versucht, ihn so lange wie möglich in der Leitung zu halten: „Ich frage nicht einmal, wo du bist. Weil ich dir vertraue. Drum ließ ich dich zweimal laufen.“ Wohl eher, weil du nicht einmal Beweise hattest, um ihn für die Untersuchungshaft einzubehalten. „Ich bin’s, der Kartoffel, der euch nicht vertraut“, durchschaut Kartoffel das Spiel. Er vertraut der Polizei sogar so wenig, dass er ihr nicht mal verraten hat, dass das ermordete Mädchen in der Telefonzelle seine Freundin war. Er prahlt mit seinem Wissen, will damit aber nicht rausrücken: „Ich habe etwas gesehen. Wenn ich es jetzt sage, dann glaubt ihr mir es nicht. Ich brauche noch eine Kleinigkeit.“ Was er gesehen hat? Keine Ahnung. Welche Kleinigkeit er noch braucht? Keine Ahnung. Während des Gesprächs wird Kartoffel von einer Fliege gestört, nach der er immer wieder schlägt.

Kartoffel: Scheiß Fliege, gleich stirbst du!
Edwards: Hallo?
Kartoffel: Nein, ich sprach mit einer Fliege, die noch lebt.

Er bittet noch um ein paar Stunden Zeit, bis er die Polizei an seinem Wissen teilhaben lässt, vergisst darüber hinaus aber doch glatt, vielleicht einmal von der bewusstlosen Haushälterin im Keller der Lyntaks zu erzählen. „Ich habe meine Nase in einen Gasgestank gesteckt“, sagt er nur kryptisch, ohne konkret zu werden. Gut, er hat Oberwasser. Da ist es verständlich, dass er in seiner Begeisterung nicht an alles denken kann. Dann wird die Leitung unterbrochen.

Lyntak ist noch mit der jungen Frau unterwegs. Ich wüsste zu gern, worüber die beiden gesprochen haben, aber vermutlich ist das nicht so wichtig. „Ich komme, um dich da abzuholen heute oder morgen Abend. Notiere inzwischen alles, was dir für die Aussage wichtig erscheint“, sagt Lyntak, und – wie gesagt – ich habe nicht die geringste Ahnung, was er da labert. Vielleicht jetzt: „Frag auch deine Freunde, ohne sie wissen zu lassen, dass mir ihre Antworten für eine Untersuchung dienen. Sie wären sonst weniger wahr.“ Nein, auch nicht. Welche Antworten? Welche Untersuchung? Es scheint um eine interessante Untersuchung zu gehen, denn die junge Frau steigt freudestrahlend aus und erwidert: „Die Aufgabe begeistert mich. Sie werden sehen, dass ich sehr gut bin. Diesen Abend und immer hier, so wird uns niemand sehen. Ciao.“ Es ist einfach so: eine(r) geisteskranker als der/die andere.

Kartoffel, der sich immer noch im lyntakschen Anwesen aufhält, tritt nun doch allmählich mal die Flucht an, allerdings in den Keller zurück zur immer noch bewusstlosen Haushälterin. Er bedauert: „Ich würde es dir etwas angenehmer machen, aber ich muss dich so liegen lassen. Die Polizei muss dich so finden, wie man dich zurückgelassen hat.“ Darüber könnte man sicherlich streiten, aber ich meine, der Mann hat in diesem Film so viel leiden müssen. Da sei ihm gestattet, dass es ausnahmsweise auch mal nach seiner Nase geht. Schwierig wird die Situation allerdings, weil plötzlich auch noch die Kellertür ins Schloss fällt und er nun endgültig gefangen ist. Er ist dennoch entschlossen: „Statt eines Toten werden sie zwei Lebende finden, auch wenn sie uns eingesperrt haben.“ Ihr wurdet eingesperrt? Ich dachte eigentlich, dein eigenes Ungeschick hat die Tür zufallen lassen.

In der Zwischenzeit finden Edwards und sein Assi heraus, von wo aus Kartoffel telefoniert hat. „Ist das möglich?“, fragt Edwards. Für sie mag das eine Überraschung sein, wir wissen es längst. Hitchcockscher Suspense ist was Feines.

Wir sind jetzt 65 Minuten im Film und somit eine gute halbe Stunde vor dem Ende, was läge da näher, eine weitere Figur einzuführen? Gut, streng genommen ist es keine weitere, es ist nämlich die Nichte von Onkel Herbert Lyntak, die wir ja schon in zwei Träumen und ganz am Anfang gesehen haben, doch eine besondere Rolle hat sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gespielt. Das bleibt zunächst auch weiterhin so. Sie kommt auf ihrem Moped angetuckert und ruft nach Marcia, sie möge sofort kommen.

Auch Lyntak hat mal wieder den Weg nach Hause gefunden und entdeckt dabei eine Nachricht an der Kellertür: „There is a man in the house. I locked him in the cellar. I’ve gone to look for you, Joaquine“. Joaquine? Wer ist denn das schon wieder? Mann oder Frau? Die Nichte? Und wen sucht er/sie? Lyntak? Marcia? Die Haushälterin? Fragen über Fragen. Aber es zeigt, dass Kartoffel recht hatte: Er und die Haushälterin wurden eingesperrt. Lyntak geht daraufhin sofort zu einer Schublade und holt einen Revolver hervor, aber nicht etwa, um sich vorsichtshalber zu bewaffnen, sondern um ihn zu entladen. „Wer immer es sei, ich will nicht riskieren, ihn umzubringen“, sagt Lyntaks inneres Ich. Ich habe das Denken ja seit geraumer Zeit eingestellt, wie ich oben schon schrieb. Deshalb kapiere ich mal wieder nichts. Langsam bin ich stolz drauf.

Kartoffel hört im Keller Schritte näher kommen. Natürlich ist es Lyntak, der erst einmal seinen entladenen Revolver zückt. Ja, es macht keinen Sinn. In keiner Beziehung. Dort findet er das Schlamassel in Form der mit Drogen vollgepumpten Haushälterin. Kartoffel, der sich zunächst versteckt hält, gibt sich todesmutig zu erkennen und lacht ihn aus, weil die Haushälterin noch lebt, was ja wohl sicherlich nicht im Sinne Lyntaks ist. Lyntak droht mit Schüssen, falls Kartoffel Dummheiten macht, aber der hebt die Hände in die Luft: „Nicht schießen, Doktor! Ich habe die Hände oben!“ Das ist aber nur ein Trick: In einem Moment der Unachtsamkeit eben dieses Doktors schlägt er diesem die Knarre mit einer Eisenstange aus der Hand und hat plötzlich die Oberhand: „Und jetzt sind Sie still und hören mir zu! Nein, ich biete dir das Du an. Sei still und hör zu! Wir tauschen die Rollen. Ich spiele den Doktor und du das Schwein, weil du ein Schwein bist. Und weißt du, was der Doktor Doktor sagt, Doktor Parkwächter? Du hast das Mädchen aus dem ‚Cat‘ umgebracht!“ Ich komme nicht umhin zu glauben, dass die Leute da im deutschen Synchronstudio den Spaß ihres Lebens hatten. Vielleicht war das ja alles ein Experiment: Ist es möglich, vernünftige Übersetzungen hinzukriegen, wenn bereits alle Übersetzer eine Flasche Korn auf Ex geleert haben?

Kartoffel setzt seinen Monolog unbeirrt fort und beschuldigt Lyntak auch des Mordes an seiner Freundin aus der Telefonzelle. Lyntak versucht es mit Argumenten: „Ich war bei der Polizei, als Louisette getötet wurde.“ Das überzeugt sein Gegenüber nicht: „Siehst du, du erinnerst dich sogar an ihren Namen. Und warum hast du das nicht der Polizei gesagt?“ Äh, warum sollte er? Ich gehe mal davon aus, dass die das schon selbst rausgefunden hat. Soll ja so modernen Schnickschnack wie Ausweise geben und so. Na gut, den Polizisten in diesem Film traue ich andererseits auch wieder zu, dass sie nicht wissen, wie man die Namen von Opfern ermittelt. Das würde auch erklären, warum sie Kartoffel immer Parkwächter nennen. Vielleicht heißt er aber auch Kartoffel Parkwächter. Hm, jetzt bin ich unsicher. Aber ich schweife ab.

So sehr in den Redeschwall gekommen wird Kartoffel unaufmerksam und wird von Lyntak in ein Handgemenge verwickelt. Dabei schleudert ihm Kartoffel eine von den zahlreichen Eisenketten, die hier unten ja offenbar zu Dutzenden rumliegen, um den Hals, um ihn damit zu würgen. Doch Lyntak stellt sich geschickter an und kann sie selbst rechtzeitig greifen. Er macht auch gleich ernst, nutzt sie selbst als Würgehilfe und hört und hört nicht auf – jedenfalls solange nicht, bis er Kartoffel damit dahingerafft hat. Ganz ehrlich: Ich finde das schade. Er war mir ans Herz gewachsen, aber er hat einfach im falschen Moment viel zu viel geredet. Erst jetzt erscheint auch die Polizei. Edwards ruft von draußen: „Das Haus ist umstellt! Aufmachen, Kartoffel! Komm raus!“ Lyntak freut sich über den Besuch der Bullen, auch wenn Edwards zugeben muss, mal wieder versagt zu haben bei der Bewachung des Parkwächters. „Er hat sich unserer Kontrolle entzogen. Er hat mich angerufen. Er wollte einen Scherz am Telefon machen“, sagt er. Was soll man dazu noch sagen? Kartoffel hatte einfach nie eine echte Chance. Und nicht mal posthum wird es noch was mit Ruhm und Ehre, weil er sich am Telefon gegenüber Edwards zwar vorlaut gab, aber sehr verschlossen, als es darum ging, mal Nägel mit Köpfen zu machen und mit der Sprache rauszurücken, was er denn da entdeckt hat. So kann er nun wirklich für alles verantwortlich gemacht werden, auch für die benommene Haushälterin. „Er hielt Laurel gefangen“, sagt Lyntak auch schon. Dann frage ich mich aber: Wenn Laurel hier ist, wo ist dann Hardy?

Draußen im Garten versammeln sich dann neben dem Inspektor und Lyntak schließlich auch Marcia und die Nichte, um lose Handlungsfäden aufzulösen. „Dieser Zettel hat mich direkt in den Keller geführt“, berichtet Edwards stolz und meint damit den, der an der Kellertür hing. Ich bin auch stolz auf den Inspektor. Er kann lesen. Das ist mehr, als bei diesem Handlungsverlauf zu erwarten war. „Kompliment, Frollein, Sie haben mit ausgesprochen kaltem Blut gehandelt“, lobt er die anwesende Nichte (der wir somit den Namen Joaquine zuordnen können). Assi Willy bringt die telefonische Bestätigung, dass der Parkwächter tot sei und sich bei seiner Flucht das Genick gebrochen habe. Offenbar wollen sie Lyntaks guten Namen nicht besudeln. Das klingt nur fair. Oder auch nicht. Alles könnte also happy enden, wenn Edwards beim Abschied nicht Lyntak bitten würde, den Inspektor anzurufen, sobald Haushälterin Laurel in der Verfassung sei, befragt zu werden – und Marcia und Joaquine sich nach dieser Bitte nicht böse Blicke zuwerfen würden. Wird hier etwa ein Plottwist vorbereitet? (Am meisten an der gesamten Szene irritiert mich übrigens, dass Lyntak der Unterhaltung mit nacktem Oberkörper beiwohnt. Hä?)

Später liegt Laurel mit offener Bluse und gut sichtbaren blanken Brüsten (sicherlich aus keinem weiteren Grund, als dass Polselli dem männlichen Publikum was bieten wollte) noch total paralysiert auf ihrem Bett. Lyntak mixt ihr unter Anwesenheit der Gattin und Nichte einen Chemie-Cocktail, der sie wieder zur Besinnung bringen soll. Er fordert Joaquine auf, ihrer Tante Gesellschaft zu leisten, denn er selbst werde jetzt zur Polizei gehen. „Sicher, das hatte ich ja sowieso vor“, grinst Joaquine fast schon zu freundlich – und wirft dabei einen Blick auf Marcia. Ich frage nochmals: Wird hier etwa ein Plottwist vorbereitet? Da hätte Polselli eigentlich gleich am Bühnenbild irgendwo ein Schild mit PLOTTWIST in Großbuchstaben anbringen können.

Und so sitzen sie erneut zusammen, der Doktor und der Inspektor. Edwards hat in Kartoffels Jackentasche den Dolch gefunden. Er fragt Lyntak danach, der auch gleich ohne Umschweife zugibt, dass dies sein eigenes aus seinem Schreibtisch ist: „Es schenkte mir mal Frollein Heidrich nach dem Kursende für Psychologie, den sie bei der Polizei besuchte. Sie erinnern sich, Inspektor? Stimmt doch.“ In der Tat – Edwards erinnert sich und sieht sofort die Zusammenhänge: Jemand hat die Heidrich wegen dieses Dolches umgebracht, und sofern die Befunde nicht getäuscht haben, „traf dieser Dolch auch das Mädchen am Telefon und die Dirne im Park“. Wie er da wohl selbst drauf gekommen ist? Lyntak denkt weiter: „Das könnte natürlich ebenso die Anwesenheit des Parkwächters in meiner Villa verständlich machen.“ Er hätte die Waffe vom Tatort gestohlen und sie in sein Haus zurückgebracht. „Und daraus schließe ich, und daraus schließen wir, dass die Heidrich diese Waffe aufgehoben hat, die ihm entfallen war, und er sie kalt gemacht hat, um den Dolch wiederzuhaben, ja weil ich in der Nacht, in der die Heidrich den Tod fand, den Parkwächter heimschickte und wir und Dr. Lyntak noch ein paar Stunden zur Lösung des Problems zusammenblieben“, führt Edwards lang und breit aus. Entschuldigung, wenn ich mich einmische, aber warum kaut ihr uns das jetzt alles en detail vor? Den Tathergang hätten wir selbst uns gerade noch so zusammenreimen können, auch wenn wir wissen, dass Kartoffel ganz offensichtlich nicht der Täter ist. Willy, bekanntlich Berufshinterfrager, hat aber noch eine nicht ganz unwichtige Frage, war der Parkwächter (nennt ihn doch bitte endlich Kartoffel, der Anstand gebietet es, dass er wenigstens im Tode einen Namen bekommt) doch seinerzeit im Park auf Schritt und Tritt von Richard beschattet worden. Wie hätte er da also die Frau killen können? Doch auch dafür hat Edwards eine einfache Erklärung: „So, wie er [Richard] die Augen offen hatte, als Kartoffel [na bitte, geht doch!] in sein Haus zurückschlich, das ist keine Garantie. Und dann im Park, im Dunkeln, läuft man leicht Gefahr, sich aus den Augen zu verlieren. Wir waren viele in dieser Nacht. Jetzt entwickelt sich alles zur perfekten Klarheit.“ Ja gut, mit Nachlässigkeit könnte man natürlich alle Fragen beantworten. Dafür ist Edwards ja selbst der große Experte.

So mit Joaquine allein in der großen Villa ganz ohne ihren Mann dreht Marcia derweil am Rad: „Ich bin verwirrt, Joaquine! Wegen mir, wegen Herbert. Ich habe Angst um uns alle, auch um Laurel. Was hat sie? Was haben sie ihr getan? Meine Nerven sind in Stücke. Ich habe Angst vor dem, was Laurel sagen könnte, wenn sie aufwacht.“ Joaquine, die mit ihrem irren Dauergrinsen bei mir bereits frühzeitig den Eindruck vermittelte, bei der laufe in den Hirnwindungen auch so einiges verkehrt, beruhigt sie: „Sie wird sagen, ich bin glücklich zu leben.“ Marcia aber gesteht: „Ich habe Angst vor Herbert.“ Ja, es ist mal wieder so weit. Unser Nervenbündel Marcia redet im Wahn.

Lyntak kehrt nach der Besprechung mit dem Inspektor nicht sofort nach Hause zurück, sondern gabelt die junge, ebenfalls latent durchgeknallte „Diesen Abend und immer hier, so wird uns niemand sehen“-Frau in seinem Wagen auf, die er am Vorabend auf der Pirsch im Park kennengelernt hat. „Es ist verwunderlich, aber mit seiner Einfühlsamkeit versteht er all unsere Probleme. Er ist wie einer von uns“, labert sie in der dritten Person von dem Mann direkt neben ihr auf dem Fahrersitz und macht damit nur noch klarer, dass bei ihr die lockeren Schrauben dringend fester gezogen werden müssen. Lyntak ist heute Abend aber nicht in der besten Verfassung. Er atmet schwer und japst nach Luft, denn er hat furchtbare Kopfschmerzen. „Oh, ich verstehe, ich soll ja nicht so viel reden“, meint sie und lässt es sich gefallen, wie er sie gedanklich mit seinen Blicken ganz unzweifelhaft auszieht. Sie ist offenbar wildem Sex nicht ganz abgeneigt und sorgt weiter für romantische Stimmung: „Es ist eine enorme Stille. Man hört nicht mal die Grillen. Meiner Mama würde es hier sehr gut gefallen. Sie sagt immer, dass sie vom Lärm verfolgt wird.“ Lyntak ist für solche Gespräche jedoch gerade alles andere als aufnahmebereit und kämpft gerade einen inneren Kampf gegen sein böses Ich. Er fleht sie an: „Entferne dich! Geh, Florence! Geh weit weg!“ Nicht mehr bei Sinnen fasst er sich mit den Händen ins Gesicht. „Geh weg!“ Florence wird das Ganze nun doch etwas unheimlich und greift vorsichtig nach der Autotürklinke. Warum so vorsichtig? Er sagt dir doch grad ganz explizit, Mädel, dass du gehen sollst! Immer noch sehr zaghaft steigt sie aus und entfernt sich ganz gemütlich spazierend von dem Wagen. Gerade will ich schon rufen: „Nun lauf doch endlich weg, du dumme Pute!“, da übernimmt Lyntak das schon für mich: „Lauf schon!“ Jetzt zieht sie doch das Tempo an und läuft davon. Danke. Dass man Frauen auch alles fünfmal sagen muss.

Und wo wir schon bei Frauen sind: Im Hause Lyntak geht es ähnlich haarsträubend zu. Joaquine schnürt der apathischen und somit immer noch bewusstlosen Laurel ein Band um ihren Oberschenkel. Sorgt das schon für ein kräftiges Stirnrunzeln, müsst ihr erst einmal Laurel selbst sehen: Die windet sich nämlich auf dem Bett hin und her und knetet dabei stöhnend ihre eigenen Brüste. Der Wahnsinn bahnt sich wieder vollumfänglich den Weg in diesen Film. „Unter unseren Freunden hieß es, es genügen nur drei Tropfen Blut austreten zu lassen. Das sei eine vorzügliche Wirkung gegen eine Droge“, sagt Joaquine und zieht an dem Band. Ich … äh … nein, ich weiß doch auch nicht. Marcia steht daneben und kommentiert: „Komisch. Eigenartigerweise ist sie von der Medizin, die Herbert ihr gegeben hat, nicht aufgewacht. Sie atmet normal, und sie hat Farbe, aber sie wacht nicht auf!“ Von der einen auf die andere Sekunde knallen bei ihr mal wieder alle Sicherungen durch: „Wach auf! Wach schon auf! Wach auf! Wach auf!“ Marcia gibt ihr eine Backpfeife, und eine solche brauche ich jetzt auch, um die Gewissheit zu haben, dass ich diesen Film nicht bloß träume.

Das Telefon klingelt. Joaquine läuft ins Nebenzimmer und hebt ab: „Bitte?“ Schweigen. „Bitte?“ Schweigen. „Bitte?“ Schweigen. „Bitte?“ Joaquine hat genug und legt auf. „Keiner dran. Es war wahrscheinlich eine Fehlverbindung“, sagt sie zu Marcia. „Das kommt manchmal vor. Vielleicht war ihm meine Stimme unsympathisch.“ Oder es lag daran, dass der Anrufer nicht mit Frau Bitte, sondern mit Frau Lyntak sprechen wollte. Es klingelt erneut. Diesmal geht Marcia ran, bereits im vollen Hysteriemodus: „Bitte?“ Schweigen. „BITTE?“ Schweigen. „BITTE?“ Schweigen. „BITTE?“ Schweigen. „BITTE?!“ Schweigen. „BITTE???!!!“ Wenn es Ziel des Films gewesen sein soll, das Nervenkostüm bis zum Zerreißen anzuspannen – Glückwunsch –, dann hat er es geschafft. Ich tigere selbst schon unruhig durch meine Wohnung und brülle die ganze Zeit mein Telefon an.

Bei so viel spinnertem Verhalten kann auch eine noch so tief im Delirium schwebende Frau wie Haushälterin Laurel nicht mehr ruhig bleiben, und sie kommt langsam unbeobachtet zu sich. Von irgendwoher erklingt Klaviergeklimpere. Joaquine hört es und schaut sich ängstlich um. Marcia, ohnehin ja von Beginn an ein seelisches Überwrack, geht die Treppe runter und zur Haustür. Aus Gründen. Keine Ahnung, aus welchen, aber aus Gründen. Plötzlich fällt hinter ihr das Licht aus. Sie kreischt: „Wer macht das Licht aus? Joaquine, mach das Licht an! Los! Schnell!“ Laurel wird unterbewusst von der allgegenwärtigen Hektik angesteckt und ruft im Bett: „Nein! Nein!“ Die Schreie hört wiederum Marcia: „Da! Jetzt ist sie wach! Jetzt ist sie wach! Was ist da? Was passiert hier?“ Endlich stellt jemand diese Frage, endlich, endlich! Was passiert hier? Irgendwo im Hausflur sehen wir ein Schuhpaar. Auch Joaquine brüllt: „Nein! Marcia! Marcia!“ Und dann wieder Marcia: „Nein! Wer seid ihr?“ Irgendwer greift ihr ins Gesicht, und sie fällt zu Boden, wo sie mit großen Augen liegen bleibt.

Joaquine ruft: „Hilfe! Wer seid ihr! Wer sind Sie? Nein! Nein!“ Dann liegt auch sie auf dem Boden. Laurel erwacht und erhebt sich aus ihrem Bett. Marcia wimmert: „Wer schreit da? Wer schreit da? Wer schreit da? Wer schreit da?“ Ja, wer denn wohl außer Joaquine, Marcia? Sie versucht sich aufzurichten. Irgendwo wird ein Stuhl umgeworfen. Eine Tür klappt auf und zu. Extreme Nahaufnahme eines weiblichen Augenpaares. Wagga. Wagga. Wagga. „Ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht! Marcia! Marcia! Wer ist es? Wer ist es? Ich sterbe! Marcia!“, schreit Joaquine, und ich sterbe gleich auch. So müssen sich die Sekunden vor dem Tod anfühlen. Zu meiner eigenen Überraschung befinden sich Marcia und Joaquine inzwischen wieder in einem Raum, obwohl ich Marcia noch unten und Joaquine oben vermutete, und liegen gemeinschaftlich nebeneinander.

Dann geht das Licht an. „Was ist jetzt? Was ist jetzt?“, fragt Marcia panisch. „Ich weiß es nicht“, antwortet Joaquine. „Oh, ich werde wahnsinnig!“, jault Marcia. Dann rollt Joaquine ein paar Meter auf dem Boden in Richtung eines Radios, das sie kurzerhand einfach ausschaltet. Von dort kam das mysteriöse Klaviergeklimpere. „Ein Bandgerät“, lacht Joaquine hysterisch. Nein, ein Radio. Aber was soll man bei deren Zustand noch erwarten? Marcia stimmt in das Gelächter mit ein, wird aber ganz schnell wieder ernst, weil sie sich nähernde Schritte hört. Langsam stehen sie auf – und wer erscheint da ganz gemütlich? Natürlich Dr. Onkel Herbert Lyntak! Das abwartende Verhalten der Frauen wertet der eher negativ: „Es scheint, es freut euch nicht, mich zu sehen.“ Marcia widerspricht und schiebt alles auf den verrückten Tag. Lyntak erkundigt sich nach Laurels Befinden. Seine Frau bestätigt ihm, sie sei inzwischen aufgewacht. „Sie wird uns diesen verrückten Tag erklären können“, meint Lyntak. Das wiederum ist Marcia, die ja vorhin nichts lieber wollte, als dass die Haushälterin erwacht, nicht so recht: „Ich habe Angst. Ich habe Angst, wenn sie redet.“ Auch Joaquine ist wenig erpicht auf eine Aussprache mit ihr: „Laurel ist absolut nicht wichtig.“ „Gut, dann fangen wir mit dem Unwichtigen an“, erwidert Lyntak.

Der Doktor betritt das Schlafzimmer, in dem er Laurel vermutet. Überraschenderweise ist die aber gar nicht mehr brav in ihrem Bettchen, sondern über das Fenster längst über alle Berge. Er ruft nach Marcia, und sie erkennt wohl schon an seiner Stimmlage, dass irgendwas nicht stimmen kann und beginnt daher prophylaktisch schon mal das Schreien: „Nein! Nein! Nein!“ Oh nein, es geht wieder los. Die Frauen vergewissern sich selbst.

Marcia: Nein! Nein!
Lyntak: Marcia! Marcia!
Joaquine: Marcia!

Marcia aber bricht trotz beschwichtigen wollenden Zuredens ihrer Verwandten völlig zusammen, wirft sich heulend auf das Bett und windet sich. „Marcia, bitte beruhige dich!“, fleht Joaquine – und Lyntak: „Marcia! Marcia!“ Mit der guten alten Mehrfachbackpfeife versucht er, seine allmählich in einen katatonischen Zustand flüchtende Frau zurück ins Hier und Jetzt zu bringen und schreit: „Marcia!“ Das erzielt durchaus Wirkung. Sie kommt wieder zu sich, nimmt Joaquines Hand und kuschelt sich an den Bauch ihrer Nichte. Doch schnell merkt sie, dass sich durch ihr Gewinsel nichts am Istzustand geändert hat und Laurel immer noch nicht wieder da ist.

Marcia: Wo ist sie? Schließ alle Türen, Herbert! Lass niemanden rein! Schließ die Fenster! Es ist das Ende! Es ist das Ende!
Lyntak: Marcia, ich verstehe nicht. Warum? Warum, Marcia?
Marcia: NEIN!
Joaquine: Marcia!

Marcia rollt vom Bett und türmt aus dem Zimmer, um eigenständig die Haustür abzuschließen und zusätzlich noch eine Kommode davorzuschieben. „Lass mich nicht allein, Herbert“, bittet Joaquine ihren Onkel. Sie gehen ihr hinterher und schauen bestürzt dabei zu, wie Marcia auch weiterhin schluchzt und heult.

Auf dem Polizeirevier geht es auch ziemlich drunter und drüber. Willy weist Richard an: „Veranlasse, dass jeder, der rauskommt, verfolgt wird und keiner ins Haus kommt. Sofort!“ Und für Inspektor Edwards hat er ein paar tröstende Worte übrig: „Es tut mir für Sie leid, Chef, aber die Taten sind schwerer als unsere Gefühle.“ Was soll das denn bloß schon wieder alles heißen? Welches Haus? Was tut ihm leid? Welche Taten? Irritierenderweise werden diese Fragen mehr oder weniger umgehend beantwortet, obwohl der Film doch sonst immer die Taktik „Fragen werden mit Fragen beantwortet“ fährt. Im nächsten Moment liegt nämlich Laurel in einem Krankenbett und wird dabei von Willy und einem anderen Polizisten bewacht. Offensichtlich also ist sie bei ihrer Flucht direkt zur Polizei gelaufen und hat ihr alles erzählt. Das ist die erste und gleichzeitig einzige logische Tat, die irgendeine Figur im gesamten Film zustande gebracht hat. Respekt, Laurel. Gleichzeitig schließe ich mich Willys empathischen Worten für seinen Chef an. Lyntak mag der Polizei mit seinen messerscharfen Analysen so sehr ans Herz gewachsen sein, dass daraus über die Wochen und Monate Gefühle entstanden sind, da ist es natürlich schmerzhaft, sich einzugestehen, wenn man betrogen wurde. Oder gelten die Gefühle am Ende doch noch irgendeinem anderen Täter als Lyntak? Zwinker, zwinker.

Was sich Willy dadurch erhofft, dass er Laurel einen Telefonhörer in die Hand drückt, damit sie im Hause Lyntak durchklingelt, kann ich wiederum nicht so genau sagen. Das läutende Telefon löst in Marcia, die sich nach der ganzen Hysterienummer eben immerhin wieder so weit beruhigt hatte, dass sie sich vor Lyntak und Joaquine hingekniet hat, um mit deren Händen zu schmusen, einmal mehr Panik aus.

Marcia: Antwortet nicht! Antwortet nicht!
Lyntak: Ich antworte!
Marcia: Also, ich! Du nicht! Nein, ich!

Bevor Lyntak das Telefon erreichen kann, stürzt sie sich darauf und meldet sich: „Bitte? BITTE? Es ist mir egal, ob du bei der Polizei bist! Wo du auch bist, ich will nicht mit dir reden!“ Sie legt gleich wieder auf und berichtet Mann und Nichte, dass Laurel von der Polizei aus angerufen und die Polizei sie von hier entführt hätte. Von der Polizei entführt? Das ist doch schon wieder ihrer Fantasie entsprungen. Lyntak hält das allerdings für besser so, denn damit hätte man einen neuen Anklagepunkt gegen den Parkwächter. Sorry, ich wollte nicht mehr hinterfragen, aber: HÄ?! Parkwächter Kartoffel ist doch tot. Der muss nicht mehr angeklagt werden. Darüber hinaus war ich eigentlich der festen Überzeugung, dass der Fall mittlerweile für die Polizei abgeschlossen ist (zumindest seines Wissens nach, denn die neuerlichen Wendungen kennt er ja noch nicht). Gleichzeitig wird nun aber endgültig klar, dass Lyntak mit der ganzen unerfreulichen Sache rund um Laurel nichts zu tun hat. Was für uns natürlich sehr überraschend kommt, weil wir ja das merkwürdige Getue der Frauen in den vergangenen Minuten gleich wieder vergessen haben.

Marcia reagiert auf diese Neuigkeit nicht panisch, sondern apathisch: „Ja, sicher besser so. Möglich.“ Bedächtig entfernt sie sich von Lyntak und Joaquine und steigt die Treppen hinauf. Die beiden schauen ihr hinterher und wissen nicht so recht, was sie davon halten sollen, aber bei Lyntak macht sich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend breit. „Marcia!“, ruft er. Er folgt ihr langsam. So holt er sie nicht ein. „Marcia! Marcia!“ Sie reagiert auch weiter nicht auf ihn, sondern schreitet weiter nach oben. „Marcia! Marcia!“ Marcia ist mittlerweile fast ganz oben angekommen. „Marcia! Marcia!“ Lyntak ahnt, was sie vorhat. Sie erhöht die Geschwindigkeit, um aufs Dach zu gelangen und von dort in die Tiefe zu stürzen. Doch er ist so flink wie ein Kaninchen und kann den Sprung verhindern.

Lyntak: Marcia, warum? Marcia!
Marcia: Lass mich! Lass mich!
Lyntak: Warum? Warum? Marcia! Marcia!

Joaquine ist ihnen ebenfalls gefolgt – und hat nun die passende Antwort auf Lyntaks ständiges „Warum?“-Gewimmere. Marcia war es, die Laurel im Keller eingeschlossen und mit Morphium betäubt hat – und sie war es auch, die sie mit Gas umbringen wollte. Lyntak ist fassungslos: „Du, Marcia, du? Marcia, warum? Warum?“ Marcia, die sich auf Knien an ihren Gatten schmiegt, gefällt das alles gar nicht. Ihrer Meinung nach ist das ein Geheimnis, von dem ihr Herbert niemals hätte erfahren dürfen: „Herbert durfte es nicht wissen. Ich tat alles für ihn. Er durfte es nicht wissen. Ich wollte nicht, dass er es weiß. Eher wollte ich sterben, als dass er es weiß.“ Wissen wir das nun also auch.

Inspektor Edwards und seine Leute treffen ebenfalls ein – ausnahmsweise mal (noch) nicht zu spät.

Edwards (von unten): Dr. Lyntak, öffnen Sie uns!
Lyntak (vom Dach): Ah, Inspektor Edwards!
Edwards (von unten): Öffnen Sie schnell!
Lyntak (vom Dach): Ja, Inspektor! Zwei Minuten, und ich bin unten!
Edwards (von unten): Danke, Doktor! Ich wusste, dass ich mit Ihrer Mitarbeit rechnen konnte.

Ich komme nicht umhin, hier an „Die Ritter der Kokosnuss“ zu denken, genauer gesagt an die Szene, in der König Artus auf die frechen Franzosen trifft – auch wenn Lyntak und Edwards wesentlich freundlicher miteinander umgehen. Das hat aber natürlich auch damit zu tun, dass wir nun auch auf einem Stand mit der Polizei sind, die dank Laurel ja längst weiß, dass Lyntak unschuldig und Marcia schuldig ist. Jedenfalls was die letzten Morde betrifft, denn wie gesagt ist Lyntak ja trotzdem ein Mörder, aber das haben die Bullen ja immer noch nicht auf der Pfanne.

Wie uns ja nun auch schon mehr als deutlich vor Augen geführt wurde, ist allerdings auch Joaquine in ihrer Kindheit mindestens einmal zu viel mit dem Kopf voran gegen die Wand gelaufen und führt das in einem nun folgenden geistesgestörten Monolog schonungslos vor. Erst lacht sie lauthals los, um dann mit Lyntak, der sich bereits ohne weitere Worte auf dem Weg zur Haustür befindet und die Frauen oben allein zurücklässt, gnadenlos abzurechnen – und ihre eigene inzestuöse Liebe für ihre Tante zu offenbaren: „Ich habe dich bis zum Wahnsinn geliebt, immer, aber du wolltest Herbert nicht betrügen, obwohl Onkel Herbert dich ständig betrogen hat. Er übergibt dich der Polizei, um frei zu bleiben. Ich würde lieber mit dir sterben, als von dir getrennt zu werden.“ Dabei drückt die Schauspielerin der Joaquine gewaltig auf die Overacting-Tube und verzerrt ihr Gesicht mit weit aufgerissenen Augen zur Psychopathen-Fratze.

Marcia möchte nicht glauben, dass ihr Mann sie der Polizei ausliefern könnte und nimmt ihn auch weiter in Schutz: „Nein! Er ist kein Irrer und Krimineller! Nein!“ Das will Joaquine einfach nicht begreifen: „Herbert übergibt dich der Polizei, und du hast nicht die Kraft, ihm deine Verachtung für ihn ins Gesicht zu schmeißen. Du hast gemordet, und ich war deine Komplizin.“ Marcia aber will sich das nicht länger anhören und läuft dem immer noch die Treppe hinabsteigenden Lyntak hinterher. „Herbert! Herbert! Herbert!“, kreischt sie und wirft sich ihm vor die Füße. In typischer Manier einer völlig übergeschnappten Wahnsinnigen verrät sie nun wirklich alles für uns Zuschauer. Es ist nur leider immer ein schlechtes Zeichen für das Drehbuch eines Films, wenn das uns am Ende in Monolog-Form gerafft erklärt werden muss, anstatt es schon vorher deutlich zu machen. In diesem Fall bin ich aber froh, dass überhaupt noch irgendwas erklärt wird: „Ich habe für dich gemordet, Louisette im Park am See und dann die Heidreich [sic!], um jeden Verdacht von dir fernzuhalten später, um zu vermeiden, dass du dich der Polizei stellst, weil ich verstanden habe, was du machen wolltest. Ich wäre gestorben, wenn ich dich verloren hätte. Ich wollte dich nicht verlieren! ICH WOLLTE DICH NICHT VERLIEREN!“ (Ich kapier’s trotzdem nicht.) Laurel wäre irgendwann misstrauisch geworden und hätte ihr blutbefleckten Kleider und den Dolch von der Heidreich [sic!] gesehen. „Nein! Nein!“, schreit sie weiter. Dieses herzzerreißende Geständnis bewirkt allerdings kein Umdenken bei ihrem Mann: „Ich bin Dr. Herbert Lyntak. Ich habe immer das Verbrechen bekämpft.“ Außer eben, wenn du selbst ein Verbrechen begangen hast, du scheinheilige Hupe.

Mit diesen Worten stürzt sich Joaquine hinterrücks mitten ins Getümmel, schubst Marcia beiseite und geht auf ihren Onkel los.

Joaquine: Du bist ein Feigling, ein bestialischer Feigling! Du Feigling! Du Feigling!
Marcia: Nein!
Joaquine: Feigling! Feigling!

Von irgendwo zaubert Joaquine eine Peitsche – vermutlich dieselbe, die schon beim Mord an Frollein Heidreich … sorry … Heidrich zum Einsatz gekommen ist – hervor und schlägt damit auf den ziemlich hilflosen Lyntak ein, der nur noch blutig verletzt die Treppe herunter taumeln kann. „Du kannst ihre Liebe nicht verhöhnen!“, schreit Joaquine und treibt ihn mit ihren Schlägen weiter nach unten.

Edwards und seine gurkige Polizeitruppe wird Ohrenzeuge der Auseinandersetzung im Haus, und der Inspektor fordert sofortige Erstürmung des Hauses. „Herbert! Herbert!“, schreit er und beweist damit, dass er und der kluge Psychologe von der Kamera unbemerkt mittlerweile echte Duz-Buddys geworden sind. Auch wenn Marcia zu intervenieren versucht, gelingt es Joaquine, den geprügelten Hund Lyntak bis nach unten in den Keller zu peitschen. Sie kriegt sogar eine Axt zu fassen, die sicherlich etwas tödlicher sein dürfte als so eine Peitsche, und hämmert auch damit auf ihn ein. Als Lyntak mehr tot schon als lebendig nur noch kriechen kann, stürzt sich Joaquine im Blutrausch auch auf Marcia und würgt sie mit einer Kette. „Nein, ich lasse dich nicht leben! Sie werden dich niemals lebend fassen!“, begründet sie ihren anhaltenden Mordversuch. Marcia kann nur noch vergeblich nach Herbert japsen und ist ihrer Nichte hoffnungslos unterlegen. „Die Polizei wird dich nicht kriegen! Sie wird dich nicht wegbringen! Nein, niemals! Niemals! Niemals!“ Der schwerst verletzte Lyntak lässt die beiden verrückten Furien spielen und kraucht durch die Kellerkorridore. „Inspektor … Edwards! Edwards!“, stöhnt er.

Hatte ich in den letzten Minuten dem grellen Treiben auf dem Bildschirm nur noch mit weit aufgerissenen Augen – ähnlich wie Joaquine vermutlich –, einem Kopfschütteln und offenem Mund, aus dem permanent der Sabber leckte, zugeschaut – ja, ich gebe es zu, ich bin offiziell hirntot! –, so verkrümme ich mich nun auch noch in die Embryonalstellung und wimmere, denn wer springt da plötzlich quietschfidel, als wäre nichts passiert, ins Bild? Kartoffel! Unser Held Kartoffel! Der tote Kartoffel! Ich bin schlichtweg sprachlos. Wie konnte das denn passieren? Nicht dass ich mich nicht freuen würde, dass er noch lebt, aber mal ganz ehrlich: Wie geht das? Jener Kartoffel jedenfalls befindet sich auf der Suche nach einem alternativen Eingang, und da er hier ja in der Vergangenheit schon einmal herumstöberte, hat er gegenüber der Polizei gewisse Vorteile. „Folgen Sie dem Kartoffel, Inspektor!“, ruft Kartoffel. Und der Inspektor folgt ihm. Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein.

Joaquine ist währenddessen immer noch am Würgen, Marcia immer noch am Leben. „Nur ihn werden sie mitnehmen! Er ist der sadistische Irre! Ihn! Ihn, den perversen Mörder!“, redet Joaquine unaufhörlich und lacht teuflisch, als sie endgültig die Lebenskraft aus ihrer Tante entweichen sieht. Lyntak wiederum taumelt immer noch durch die Gegend. „Marcia“, stöhnt er. Da öffnet sich direkt über ihm die Luke, und Edwards und Kartoffel schauen rein. „Helft mir!“, jammert er – und verscheidet.

Inzwischen haben auch Assistent Willy und Richard den Keller geentert, aber – das ist wirklich ein Markenzeichen dieses Films – auch sie kommen zu spät und finden nur noch zwei schwer verletzte bis tote Frauen auf dem Boden liegen: die irritierenderweise immer noch japsende Marcia – und Joaquine, der ein mit Eisenstacheln verziertes Folterinstrument in der Brust steckt. Äh, war das jetzt Selbstmord? Oder hat sich Marcia außerhalb des Blickwinkels noch mal mit letzter Kraft aufgerafft und die Kamera uns kackdreist entscheidende Teile des finalen Todeskampfes vorenthalten? Buh! Da Marcia noch atmet, tragen Willy und Richard sie auf Händen aus dem Keller ins Haus, können dort aber ebenfalls nur noch ihren Tod feststellen. Also legen sie sie hin.

Und mit einem hübschen Song („How many times“ von Gianfranco Reverberi und Raoul), der so wunderbar woodstocksches Anfang-70er-Jahre-Feeling atmet, werden wir auch schon in einen stylischen Abspann mit Standbildern aus dem eben gesehenen Film verabschiedet.

WOW!

Oder, um es dem Drehbuch, in dem ja offenkundig mehrere Seiten ausschließlich mit sich ständig wiederholenden Ausrufen der Protagonisten gefüllt wurden, gleichzutun: WOW! WOW! WOW!

Einfach nur WOW! WOW! WOW! WOW! WOW!

(Marcia! Nein! Bitte? Marcia, nein! Nein! Bitte? Bitte? Nein, Marcia! Bitte?)

Renato Polselli hat der Menschheit mit diesem schrillen Wahnsinn in Zelluloidform ein Geschenk gemacht, das gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Für Filme wie „Das Grauen kommt nachts“ – einen Titel, den ich hiermit das letzte Mal in diesem Review nenne, weil er dem Film einfach nicht gerecht wird – hat der Doc damals badmovies.de ins Leben gerufen. Bizarr, andersweltlich, hinreißend – ein Film, den man einfach nur lieben kann, wenn man denn ein Herz für die Außenseiter hat.

Wer einen ernsthaften Giallo im Stil eines Dario Argento erwartet, wird natürlich bitterlich enttäuscht werden. Dabei ist „Delirio Caldo“ von den Elementen her ein Prototyp des Subgenres: Morde an bevorzugt hübschen Frauen, ein unbekannter Killer mit schwarzen Handschuhen, ein Held, der selbst ins Zentrum dieser Morde gerät und sich an der Tätersuche beteiligt, und der Twist, der erst im Nachgang den wahren Killer enthüllt und bei diesem Probleme in der eigenen Sexualität offenlegt (hier: inzestuöse Wunschvorstellungen und Jungfräulichkeit, die sich in sadomasochistischen Gewaltfantasien äußert). Mehr Giallo geht nicht. Dadurch aber, dass hier praktisch jede Szene bis ins Extrem übertrieben wird, ginge das ganze Spektakel glatt als Parodie durch. Wenn Polselli genau so etwas vorschwebte, dann ist er ein wahres Genie. Und wenn nicht – dann auch.

Ich hatte oben angesprochen, es sei möglicherweise unfair, ihn zu beurteilen, ohne ihn im Original gehört zu haben, aber auch vor dem Hintergrund, dass ich mich der gewünschten Fassung des Regisseurs gewidmet habe, glaube ich, dass er auch ganz für sich allein wahnsinnig ist. In meine These passt, dass sein ein Jahr später erschienener Hexen-Horror „The Reincarnation of Isabel“ auf ganz ähnlichen Ebenen NICHT funktioniert (oder eben doch funktioniert, je nach Standpunkt). „Delirio Caldo“ ist ein einziges Rätsel, ein 100-Teile-Puzzle mit Teilen aus 100 verschiedenen Puzzles. Man stelle sich Luis Bunuels „Der andalusische Hund“ auf knapp 100 Minuten ausgedehnt vor, dann sind wir ungefähr da, wo „Delirio Caldo“ anzusiedeln ist. Kurz ausgedrückt: Figuren machen und sagen seltsame Dinge. Passiert dann aus Versehen doch einmal etwas, was in die Nähe von logischem Verhalten käme, wirkt das gerade hier wie ein Fremdkörper. Im Rahmen dieser Geschichte ist Irrsinn Logik und Logik Irrsinn. So einfach ist das.

Ins Detail gehen muss ich zu all den Ungereimtheiten nach der mehr als ausführlichen Inhaltswiedergabe ja sicherlich nicht mehr, aber betonen möchte ich unbedingt, wie viel Spaß dieser Film macht in seiner totalen Inkohärenz. Immer wieder wird der Zuschauer aufs Neue überrascht, gerade und insbesondere auch in den teils unbeschreiblichen Dialogen, die gleichermaßen unnatürlich wie auch in weiten Teilen völlig emotionslos gesprochen werden. Dr. Lyntak hat im Deutschen übrigens die Stimme von Christian Marschall, den ich persönlich hauptsächlich als Sprecher in der grandios komischen „Nick Knatterton“-Serie kenne, andere womöglich eher als Julius Caesar in „Asterix bei den Briten“ oder Nachbar „Schaufelmörder“ Marley aus „Kevin – Allein zu Haus“. Er gibt sich hier wahrlich nicht die größte Mühe und leiert seinen Text auf die Schnelle runter, als hätte er seiner Frau versprochen, in einer Stunde rechtzeitig zum Abendessen zu Hause zu sein. Neben Arnim André, der Inspektor Edwards spricht und den Kenner beispielsweise als Michael Biehns Stimme in „Abyss“ identifizieren könnten, sind hier aber offensichtlich nur Amateure im Einsatz – und man hört das. Vor allem die Sprecherin von Marcia lässt ihre Langeweile so penetrant in die Synchro einfließen, dass ich es als Arbeitsverweigerung bezeichnen würde. Besonders herrlich wird es dann, wenn man sich Satz für Satz durch die kryptischen Dialogzeilen ackert und sie einfach nicht aufeinander aufbauen wollen, sondern so klingen, als habe man sie aus mehreren Drehbüchern zusammengesetzt. Und ich bitte euch – wo sonst findet man instinktive Verdachte metaphysischen Charakters und Untersuchungen biochemischer chromosomatischer Art und Weise? Kurz und knapp: Die deutsche Synchronisation veredelt diesen Film nur noch.

Was für die Dialoge gilt, gilt auch für die Szenenfolge, denn wenn schon, denn schon. Wer mir schlüssig erklären kann, was da im einem vor greller Hysterie den Boden unter den Füßen wegziehenden Finale in der Villa der Lyntaks vor allem zwischen dem Stromausfall und dem Erscheinen des Doktors geschieht, hatte wohl Dennis Quaids Mini-U-Boot aus „Die Reise ins Ich“ für eine Exkursion in David Lynchs Gehirnwindungen genutzt. Auch davor und danach wird mitunter wild hin- und hergeschnitten, wirbelt die Kamera durch die Gegend, dreht sich und schwingt ruckartig von rechts nach links und wieder zurück, ist man plötzlich in einem Traum und dann doch wieder nicht, tauchen extreme Nahaufnahme von Augenpaaren auf, deren Eigentümer nie aufgeklärt werden. Das ist teilweise schon Dadaismus in Reinkultur. Das Zwischenspiel mit der Schülerin, die Lyntak im letzten Moment fortschickt, bevor er über sie herfallen kann, führt ebenso ins Leere, wie unklar bleibt, wie letztendlich Joaquine ums Leben kommt. Naja, und über Kartoffels unerklärte Wiederauferstehung brauchen wir ja nun wirklich gar keine weiteren Worte verlieren. Man sitzt da und kann die Welt nicht mehr verstehen – und mit jeder Szene gibt’s wieder neu auf die Fresse, und man wird überrollt von neuen Ereignissen, die den Zuschauer dazu animieren, wissen zu wollen, was das ist, was das soll und wie viel Kreativität es erfordern muss, das Skript nun wieder in diese Richtung zu schicken, auf die außer Polselli kein anderer Autor gekommen wäre.

Ein weiteres Merkmal, das Kritiker dem Giallo-Genre an sich immer wieder vorwerfen, ist die latente Frauenfeindlichkeit. „Delirio Caldo“ macht da keine Ausnahme – zumindest wenn man ihn nach normalen Maßstäben messen möchte. Alle Frauen sind hier entweder Opfer, Täter oder beides, niemand kommt ungeschoren davon, selbst diejenigen nicht, die eigentlich auf der richtigen Seite des Gesetzes stehen (Frollein Heidrich). Außerdem kommen alle anwesenden Damen nach phasenweise langwierigen, durchaus schmerzhaft anzusehenden Todeskämpfen ums Leben. Man denke nur an das Ende, in dem Joaquine ihre Tante zu Tode würgt, und das gefühlt minutenlang, weil Marcia einfach nicht sterben will. Dass gleichzeitig jede Frau in mindestens einer Szene, selbst nachträglich, wenn sie schon tot ist, noch blank zieht, erhöht den Sleaze-Faktor nur noch weiterhin. Wer also überempfindlich auf Gewalt gegen Frauen reagiert – und obendrein haben wir mit Marcia ja auch noch einen psychisch so instabilen Charakter, dass er allein die Fortschritte, die die Emanzipation in den vergangenen Jahrhunderten gemacht hat, mal eben wieder in die Steinzeit zurückwirft –, dem wird auch dieser Film sauer aufstoßen. Allerdings bin ich hier fast geneigt, die „Im Zweifel für den Angeklagten“-Karte auszuspielen, weil sich in der Geschichte nun mal ausschließlich durchgeknallte Menschen, also auch Männer, tummeln. Vielleicht war gerade das Polsellis Ziel: einen Film zu drehen, der den reinen Wahnsinn auf die Leinwand bringt. Wahnsinnige Menschen tun wahnsinnige Dinge. Fast 100 Minuten lang. Wenn dies der Fall sein sollte, ist ihm dann ebenfalls gelungen. Quasi ein Film, der in seiner ganz eigenen Welt auf allen Ebenen funktioniert.

Auch die Schauspieler bewegen sich völlig neben der Spur, verlieren sich entweder in Overacting oder – und dies ist die beliebtere Spielweise der Akteure – wandeln schlafwandlerisch durch den Film. Und wenn sie richtig gut drauf sind, dann kriegen sie sogar beides hin: zu übertreiben und herumzuhölzern. Dazu gehört etwa der Großmeister Mickey Hargitay (Lyntak), der sich über weite Strecken kühl-gelangweilt gibt, sich dann aber an anderen Stellen plötzlich mit seinem grundsätzlich vorhandenen Oliver-Reed-Holzfäller-Charme selbst übertrifft, so etwa in der auf alle Zeiten unvergesslichen „Hyäne“-Szene, der eigentlich jeder, der was auf sich hält, täglich huldigen sollte. Einige Darsteller warten ihr Leben lang vergeblich darauf, so eine Szene spielen zu dürfen, und Hargitay greift die Gelegenheit beim Schopfe, als sie sich ihm bietet, und bläst den Zuschauer geradewegs quer durchs Zimmer. Eine ähnliche Art zu spielen bevorzugt die hübsche Rita Calderoni als Lyntaks unterwürfig-repressive Frau Marcia, die mit einer solch beängstigenden Farblosigkeit an diesem Film teilnimmt, dass man immer wieder wie vom Donner gerührt ist, wenn es zwischendrin und vor allem am Ende lautstark heulend, schreiend und augenrollend aus ihr herausbricht und sich ihr Wortschatz vorübergehend auf gerade mal ein Wort zusammenkürzt, nämlich auf das Wort „Nein“, das aber immerhin in unterschiedlichen Lautstärken und Betonungen. Auch Christa Barrymore als noch wahnsinnigere Joaquine trifft in diesem Spektakel genau den richtigen Ton. Untertreibung ist nicht so ihres, dafür haut sie mit ihren überirdisch weit aufgerissenen Augen, bei denen ich echt Angst bekommen würde, wenn sie mir so gegenüberstünde (siehe auch Bilderleiste rechts), ganz gewaltig auf die Kacke. Tano Cimarosa (Kartoffel im Deutschen, Crocchetta aka Krokette im italienischen Original) kennt in seiner Mimik auch nur Lautstärke und verfügt darüber hinaus über eine sehr ausladende Gestik bereits bei seinem ersten Auftritt. Er legt den Hauptverdächtigen eher als Comic Relief an und gefällt sich sehr darin. Wie gesagt ist er auch mein persönlicher Held dieses Films: ein von der Umwelt Unterdrückter und Unterschätzter, vielleicht mit nicht allzu viel in der Birne, aber ein Kämpfer, der es einfach nur verdient hat, am Ende doch zu leben. Einer von uns.

Dieses Quartett thront über allen anderen Darstellern, die sich dann doch allesamt in der im vorigen Absatz angesprochenen Schlafzone bewegen. Raul Lovecchio (Inspektor Edwards) fällt eigentlich nur durch seine grauenhaften Hemden auf, die unverständlicherweise nicht auf dem Index stehen (im Gegensatz übrigens zu „Delirio Caldo“ – das Leben ist ungerecht), William Darni (Willy) wiederum macht nur durch seine (mitunter gar nicht mal so unklugen, aber vom Inspektor stets weggewischten) Fragen auf sich aufmerksam, Max Dorian (Richard) hat eine Haudrauf-Statur, sonst aber keinerlei Qualitäten. Bliebe noch Cristina Perrier (Laurel) in einer sehr entrückten Rolle, die wahlweise im Bett rumzucken darf und sonst teilnahmslos in der Gegend rumsteht. Die Darstellerinnen, die für maximal zwei Szenen ihre Opferrollen spielen, bestechen durch ihre Unbedarftheit, mit der sie geradewegs in ihr Verderben rennen – abgesehen von der Schülerin Florence, die aber nicht etwa aufgrund eines irgendwie intelligenten Verhaltens überleben darf, sondern nur, weil Lyntak sich ausnahmsweise mal beherrschen kann. Vor allem aber die Darstellerin der Louisette in der Telefonzelle gibt sich alle Mühe, dass der Zuschauer den Killer anfeuert.

Griffelspitzende Kritiker könnten also das Haar in der Suppe suchen und würden eine ganze Frisur darin finden, aber eines können auch sie nicht wegdiskutieren: „Delirio Caldo“ sieht, so wirr der Schnitt auch sein mag, in einigen Szenen schlicht wunderschön aus. Man könnte auch sagen: argentoesk bunt. Denn ähnlich wie Argento, der später sein Horrormärchen „Suspiria“ mit knalligen Farben zur visuellen Meisterschaft trieb, hat auch Polselli eine Vorliebe für grelle Primärfarben. In einem der Alpträume kommt das Rot des Vorhangs so richtig zur Geltung, in den Nachtszenen im Schlafzimmer der Lyntaks wiederum ein saftiges Blau. Da beweist der Regisseur schon Stil, wie auch sein Spiel mit Licht und Schatten einige hübsche Einstellungen generiert. Polselli war ja aber nun mal zum Zeitpunkt des Drehs auch schon ein alter Hase und schon 20 Jahre im Filmgeschäft.

„Delirio Caldo“ ist also mit einem Wort: GROSS. Nicht weniger als ein Meisterwerk des bizarren Films, obwohl auf dem Papier nach Giallo-Regeln spielend, fernab jeglicher Konventionen – laut, hysterisch, völlig durchgeknallt und dabei überraschender, als eine ganze Palette Überraschungseier es je sein könnte, und das selbst für Allesgucker. Die Dialoge sind in ihrem Irrsinn endlos zitierbar (die deutsche Synchro ist „Das Söldnerkommando“ der 70er, auch wenn ich nach wie vor nicht weiß, ob sie der eigenen Inkompetenz geschuldet ist oder sich da jemand einen gewaltigen Spaß erlaubt hat, so im Rainer-Brandt-Stil – macht aber in beiden Fällen nichts, unfreiwillig genial ist genauso genial wie freiwillig genial), die extrem merkwürdigen Verhaltensweisen der Figuren eigentlich durch die Bank völlig unerklärlich – und gerade das ist es doch, was den Reiz ausmacht. Renato Polselli muss ja irgendeine Vision gehabt haben, als er „Delirio Caldo“ drehte – nur ist völlig unklar, was genau ihm vorschwebte. Ein ernst gemeinter Giallo? Eine Parodie? Die Visualisierung eines selbst geträumten Traums? Wollte er einfach mal einen Film ganz auf Droge inszenieren, und das hier ist das Resultat? Es ist mir schleierhaft, aber letztlich herzlich egal, denn je älter ich werde, desto dankbarer bin ich für Unikate. Und wenn das hier keins ist – und dann noch ein ganz besonders schrulliges –, dann weiß ich auch nicht.

Ich habe mich unsterblich verliebt. „Delirio Caldo“ ist die Hyäne unter den italienischen Gialli!


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 8


mm
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Maecs
Maecs
14. Oktober 2020 17:02

Danke für dieses Review! Ich hab es mehrmals hintereinander gelesen – einerseits, um den Film zu kapieren, andererseits, um deinen Reviewstil zu genießen. Bitte mach weiter so! Das ist eine der spaßigeren Betrachtungen der letzten Zeit!