Das goldene Schwert des Königstigers

 
  • Deutscher Titel: Das goldene Schwert des Königstigers
  • Original-Titel: Dubei dao
  • Alternative Titel: The One-Armed Swordsman | Blood of the Dragon | Six Feet of Silver Death |
  • Regie: Chang Cheh
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    Wang Yu (Fang Gang), Chiao Chaio (Xiaoman), Yin Tze Pan (Qi Pei Er), Feng Tien (Qi Rufang), Ti Tang (Smiling Tiger Cheng Tianshou), Chih-Ching Yang (Long-Armed Devil), Chung-Hsin Huang (Wei Hsuan), Pei-Shan Chang (Sun Hao), Lei Cheng (Teng Chung), Feng Ku (Fang Cheng)


Vorwort

Aus Dankbarkeit dafür, dass sein Diener Fang Cheng bei der Abwehr eines Attentatsversuchs heldenhaft ins Gras beißt, nimmt Schwertkampfmeister Qi Rufang dessen Sohn Fang Gang als Schüler auf. Jahre später wird Gang von seinen Mitschülern aufgrund seiner niedrigen Herkunft herablassend und respektlos behandelt, auch von Qis Tochter Pei, die aber nebenbei so mindestens ein bis eineinhalb Augen auf den ansehnlichen Burschen geworfen hat. Nach einer weiteren Auseinandersetzung beschließt Gang frustriert, heimlich die Schule zu verlassen – doch seine Peiniger stellen ihn und zwingen ihn zum Kampf. Gang betreibt den Kampf nur pro forma, schubst Pei um, worauf die ihm im Affekt den rechten Arm abhackt. Gang schleppt sich schwer verletzt von der Kampfstätte und wird von der jungen Bäuerin Xiaoman aufgenommen und gesund gepflegt. Da’s mit der Schwertkämpferei mangels rechter Gräte nichts mehr rechtes ist, kann Xiaoman ihn überreden, ein neues Leben als Bauer – mit ihr zusammen – anzufangen…
Das ist nur nicht so einfach wie erhofft, denn Qi Rufangs 55. Geburtstag und programmgemäßen Rücktritt aus der Kampfkunstwelt wollen seine alten Rivalen Smiling Tiger und Long-Armed Devil nutzen, um die ein oder andere alte Rechnung endgültig zu begleichen. Mit neuen speziellen Schwertern, die so konstruiert sind, dass sie die „goldenen Schwerter“, wie sie Qi und seine Schüler exklusiv benutzen, blockieren können, wollen sie ihm und den Seinen den Garaus machen. Glücklicherweise hat Gang inzwischen, frustriert darüber, sich und seine neue Freundin nicht effektiv vor Banditen und anderem Gesockse schützen zu können, mit Hilfe eines angekokelten Kampfkunstlehrbuchs, für das Xiaomans Vater dereinst sein Leben gelassen hat, seinen linken Arm in eine beeindruckende Tötungsmaschine verwandelt. So kann er Pei, die von den Schergen Tigers und Devils entführt wurde, retten, macht ihr aber klar, dass sein Herz Xiaoman gehört und er mit dem ganzen Qi-Clan eigentlich nichts mehr zu tun haben will. Aber als er wenig später über einen sterbenden Schüler seines Lehrmeisters stolpert und der ihm aufträgt, Qi Rufang vor den neuen Superschwertern zu warnen, kann er nicht anders…


Inhalt

Nachdem ich in letzter Zeit mit meiner Filmauswahl nicht viel Freude hatte, stand mir der Sinn nicht nach einem weiteren Blindgriff in die Ramschkistenausbeute der letzten Wochen und Monate, sonder nach verlässlicher Qualitätsware, und so erinnerte mich daran, dass ich vor auch schon ewiger Zeit irgendwie an die thailändische „One-Armed Swordsman“-DVD-Box herangekommen war, sie aber, wie üblich, wenn ich mir irgendwas anschaffe, das ich unbedingt haben will, fortan mit Nichtachtung strafte. Die geballten Erlebnisse von Lethal Ninja, Deep Death – Lautlose Killer, Mr. Nanny, Coronado und Halloween Party (bezeichnend, wenn der beste Film, den ich in der letzten Woche gesehen habe, ausgerechnet die billige Martial-Arts-Doku Top Fighter 2 war) zogen mir dann Zähne in ausreichender Anzahl, um mir zumindest mal den ersten, originalen einarmigen Schwertkämpfer zu Gemüte zu führen.

„The One-Armed Swordsman“ (den doofen deutschen Titel erspare ich mir an dieser und weiterer Stelle) war nicht nur der Karriere-Kickstart für Jimmy Wang Yu, der mit dieser Shaw-Brothers-Produktion, dem obligatorischen Sequel und seiner eigenen unautorisierten Nachfolgereihe „The One-Armed Boxer“ (deren Höhepunkt der hier besprochene Master of the Flying Guillotine sein dürfte) zu einem der größeren Stars des HK-Kinos der späten 60er und frühen 70er Jahre wurde (natürlich weit weit hinter Bruce Lee), sondern war auch ein maßgeblicher Wendepunkt im HK-Action-Kino an und für sich – zwar war der Schwertkampf-/Kampfkunstfilm schon vorher ein Fixum im HK-Kino, allerdings legte man bis dahin mehr Wert auf die Geschichten um rivalisierende Clans, korrupte Politiker, Loyalitätsfragen etc., also dem, was sich in der Folge zum reinen Backdrop entwickeln sollte, und betrachtete die Action mehr oder weniger als notwendiges Übel im Kontext der Storys. „The One-Armed Swordsman“ war einer der ersten Filme (und vor allen Dingen einer der ersten großen internationalen Publikumserfolge), in dem die choreographierte Schwertkämpferei singulär im Mittelpunkt steht und anstatt einer komplexen, speziell für Langnasen nahezu undurchschaubaren Hintergrundgeschichte ein schlichtes, von Western-Motiven geprägtes Charakterdrama den Rahmen hierfür abgibt.

Wir kennen das ja aus zahllosen Martial-Arts-Kloppern – mehr Charaktere, als man gemeinhin im Telefonbuch einer Kleinstadt findet, alle untereinander durch ein komplexes Beziehungsgeflecht verwoben, munter die Seiten wechselnd und dabei „dein Urgroßvater hat dem Schwiegeronkel meiner Großtante vor dreihundertölfzig Jahren mal das Teeservice fallen lassen, dafür musst du sterben“ proklamierend, machen es oft genug sinnlos, dem Plot im Großen und Ganzen folgen zu wollen. „The One-Armed Swordsman“ reduziert das traditionelle Storykonstrukt, das auch hier grundsätzlich intakt ist, schon fast minimalistisch auf bloße Archetypen. *Warum* genau Qi Rufeng und Tiger/Devil einen Brass aufeinander schieben, muss uns nicht interessieren, es ist halt so (Qi führt hierzu nur aus, dass er ins einer langen Laufzeit als Schwertmeister vielen Leuten geholfen, sich dabei aber auch Feinde gemacht habe). Wir können davon ausgehen, dass moralisch Qis Seite im Recht ist (allein aufgrund der Methoden ihrer Gegner), aber letztlich *wissen* können wir es nicht (Ehre, Loyalität und Tradition, wie Qi sie vertritt, sind nun nicht gerade ausschließliche Attribute der Fraktion mit den metaphorischen weißen Hüten), und letztlich ist es egal, denn, wenn man so will, ist dieser Storyhintergrund eine reiner Platzhalter für den eigentlich wichtigen Part, die Charakterentwicklung, die Mannwerdung der Titelfigur – hier steht nichts existentiell wichtiges auf dem Spiel, es besteht keine Gefahr für Kaiser und Vaterland, es ist eine schlichte persönliche Fehde ohne machtpolitische Implikationen, vor der Gang vom überheblichen Jungschnösel (der im Endeffekt zu Filmbeginn genau das ist, für den ihn seine piesackenden Mitschüler halten – jemand, der vor dem Meister schön tut und sich einschmeichelt, vor seinen Mitschülern aber die Demut zur arrogant wirkenden Kunstform erhoben hat und sich in seiner ungeliebter-Außenseiter-Rolle viel zu sehr gefällt) über den weinerlichen, an sich selbst verzweifelnden Rekonvaleszenten (äh, hab ich das jetzt richtig geschrieben?), für den Kämpfen alles ist, weil er nichts anderes gelernt hat, und dem man nun im Wortsinne den potenten rechten Arm abgeschnitten hat, bis hin zum charakterlich Gereiften, der weiß, was für ihn richtig und wichtig ist, durch das harte Training wieder zu Selbstbewusstsein gefunden hat, aber nun eigentlich nicht mehr kämpfen will, aber immer wieder dazu gezwungen wird und sich moralisch seinem Meister verpflichtet fühlt, seine „Reise“ durchlebt. Gerade das Motiv des Nicht-Kämpfen-Wollens ist eines, das vielleicht wenige Jahre zuvor vom US-Spätwestern entdeckt wurde und das sich wider Erwarten mühelos auf die fernöstliche Mentalität übertragen lässt (sofern man nicht eh schon davon ausgeht, dass es sich dabei um einen Import japanischer Motive aus den Samurai-Filmen Kurosawas u.ä. handelt, was dann ein hübscher Beleg dafür wäre, dass manche Plotkniffe und -tricks erstaunliche Umwege nehmen müssen, ehe sie die von Haus aus kurze Distanz zwischen Japan und China überspringen). Gang ist nicht der klassische, unbesiegbare Held, sondern muss lernen, aus seiner Schwäche eine Stärke zu machen – das Training eines aus diesem oder jenem Grund Unbegabten wurde in der Folge zu einem unverzichtbaren Bestandteil des typischen Martial-Arts-Films (sei es ernsthaft wie in „Die 36 Kammern der Shaolin“, einem Film, der insgesamt sicher noch eine Spur *besser* ist als dieser; oder klamaukig wie in Jackie Chans „Drunken Master“-Filmen), aber nur selten stellte der HK-Film der kämpferischen auch eine charakterliche Entwicklung des Trainierenden gegenüber, und hier ist diese Charakterentwicklung mindestens genauso wichtig wie seine Kampffähigkeiten, wenn nicht noch eine Idee wichtiger; dies erlaubt, dass den Actionszenen gleichwertige Charakterszenen, die nicht nur als Füllsel oder Expositionsblöcke gegenübergestellt werden können (exemplarisch eine sehr schöne Szene, in der Gang, nachdem er Pei aus den Klauen von Smiling Tiger befreit hat, ihr klar macht, dass er das nicht ihretwegen getan hat, oder eine andere sehr schöne Sequenz, in der Xiaoman versucht, dem desillusionierten Gang nahezubringen, dass es noch etwas anderes als die Kampfkunst gibt); das mag nicht auf dem Niveau einer Shakespeare-Tragödie geschehen, aber es ist ernstes, ernsthaftes und ernst gespieltes * Drama *, das wichtig ist, um das Verhalten des Protagonisten zu verstehen und zu bewerten (und es macht ein sehr schönes, gleichermaßen befriedigendes wie nicht regenbogenfarben-happy Ende möglich). Das Script ist ein gelungenes Exempel dafür, dass ein „minimalistischer Plot“ nicht heißen muss, dass die Motivation der Hauptfigur sich auf plumpe „Dein Meister hat meinen Meister beleidigt. STIRB!“-Platitüden beschränken muss, sondern der zentralen Figur einen glaubhaften, nachvollzehbaren, schlüssigen und befriedigenden character arc verleihen kann.

Nitpicker könnten sich daran stören, dass Qi Rufang und seine Leute spätestens, nachdem ihnen erstmals das „sword lock“, mit dem ihre Schwerter effektiv ausgeschaltet werden, vorgestellt wird, nicht mal schnell in der Besenkammer nach anderen, nicht maßgleichen Aufspießern suchen (it does stretch the credibility a bit, I admit), aber das hieße zu verkennen, dass wir es hier mit einer Metapher zu tun haben- dadurch, dass Qi und seine Schüler ihre Schwerter nicht erfolgreich verwenden können, verlieren sie im übertragenen Sinne wie Fang ihren rechten Arm und sind hilflos wie er, bevor er (dank der plot convenience, dass aus Xiaomans Kampfkunstbuch nur die Seiten für das Training des linken Arms übriggeblieben sind) sein Selbstwertgefühl und seine Potenz wiedergefunden hat, und nun, seinem einstigen Lehrmeister nunmehr überlegen, zur Rettung des Tages schreien kann.

„The One-Armed Swordsman“ markierte auch den offiziellen Startschuss für die erfolgreiche Regiekarriere Chang Chehs, der vor diesem Film lediglich drei unbedeutende Filme realisiert hatte, in der Folgezeit aber zu einem der umtriebigsten HK-Regisseure wurde und bis in die frühen Achtziger hinein (in denen sein Stern aber schon mächtig gesunken war und er sich genötigt sah, auch dem Ninjafilm einen Beitrag hinzuzufügen) über 90 Filme inszenierte, in seiner produktivsten Zeit (bis ca. 1975/76) schon mal gerne sieben oder acht in einem Jahr. Cheh war, wie gesagt, einer der ersten HK-Regisseure, für den die Action wirklich zentraler Bestandteil des Films war. Im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen verzichtet er auf die typischen weiten Totalen des traditionellen Martial-Arts-Films, wartet also nicht mit seiner Kamera darauf, was auch immer sich vor der Linse abspielen wird, sondern ist hautnah am Geschehen, , choreographiert die Kämpfe für optimale Kamerawirkung und filmt nicht nur das Herumgehopse der Kämpen ab (eine Schule, an der sich Wang Yu auch beim „Master of the Flying Guillotine“ orientierte); man kann darüber spekulieren, ob man hier aus der Not, dass Wang Yu im Gegensatz zu praktisch allen anderen Stars des Swordsplay-Kinos keinerlei Martial-Arts-Ausbildung genossen hatte und daher über Kameraführung und Schnitt seine diesbezüglichen Defizite ausgeglichen werden mussten, eine Tugend machte, aber es erwies sich als stilprägend und insgesamt für das Genre außerordentlich gewinnbringend, wenn der Zuschauer den Kämpfen nicht als passiver Betrachter aus der Entfernung beiwohnt, sondern „mitten im Getümmel“ steckt. Wie Ende der 60er Jahre üblich, regiert im Übrigen reines swordsplay – Kung-fu findet bis auf einige kurze Wing-Chun-Routinen nicht statt, hier wird noch zünftig mit Schwerten um sich geschlagen. Erst Bruce Lee machte das reine Hand- und Fußkantenschwingen populär und hoffähig. Aus heutiger Sicht mag die Actionchoreographie altbacken wirken – wer durch mindestens 20 Jahre „Eastern“-Kucken verwöhnt ist, wird wenig wirklich spektakuläres an den Fights finden, dafür wirken sie vergleichsweise realistisch, da Wirework nur sehr selten verwendet wird. Stellenweise könnte man sich bessere Kamerapositionen und -winkel und etwas vorteilhafteren Schnitt wünschen, aber man darf nicht vergessen, dass Cheh und sein Team hier noch in einer Lernphase amtierten, etwas neues ausprobierten und demzufolge zwangsläufig nicht alles hundertprozentig stimmig sein kann.

Ähnlich wie beim japanischen swordsplay-Kracher „Lady Snowblood“ gewinnt auch „The One-Armed Swordsman“ eindeutig durch die Studio-Atmosphäre (lediglich eine größere Sequenz scheint mir unter freiem Himmel gedreht zu sein), was das ikonische, archetypische der Story unterstreicht. Wie sehr man mittlerweile durch das moderne Actionkino versaut ist, wird dem geneigten Zuschauer deutlich, wenn er realisiert, wie sehr ihm in den Kampfszenen ein dynamischer, treibender Score fehlt.

Entgegen seines Rufs ist „The One-Armed Swordsman“ nicht übermäßig brutal – ja, natürlich verliert Fang seinen Arm und revanchiert sich später damit, zwei Tiger-Goons die Hände abzuhacken, aber das sind sekundenkurze Angelegenheiten mit klar erkennbaren Props; es wird ansonsten fleißig und theatralisch gestorben, aber eben mit erkennbar „falschem“ Theaterblut. Die Gore- und Splatterschraube zog Cheh mit dem Sequel deutlich an.

Jimmy Wang Yu ist durchaus treffend besetzt – den anfänglich arroganten, dann verzweifelten und schließlich zwischen Loyalität und Herz hin- und hergerissenen Gang verkörpert er ohne großen Pathos, sichtlich weniger an traditionellen chinesischen Heldenrollen denn amerikanischen Western- (und teilweise vorgegriffenen Italo-Western)-Archetypen hart an der Grenze zum Antihelden. In „Master of the Flying Guillotine“ ist er sicher noch eine Idee besser, aber es ist erkennbar, was Chang Cheh an dem noch frisch im Kinogeschäft angekommenen Jungschauspieler interessierte (seine einzigen Hauptrollen vor diesem Film hatte Wang Yu in früheren Cheh-Filmen), ein vergleichweise distinguiertes Äußeres, das ihn vom typischen HK-Actionstar abhob, erkennbares Charisma- und Screenpräsenz-Potential und der Wille, mit den Peking-Oper-Traditionen des übertriebenen Chargierens und Gestikulierens zu brechen; der Kontrast ist besonders gut erkennbar, wenn man seine Vorstellung denen von Feng Tien („Der Master mit den gebrochenen Händen“, „Todesgrüße aus Shanghai“) als Qi Rufeng, Ti Tang („The Iron Buddha“, „Fists of Vengeance“) als Smiling Tiger und speziell Chih-Ching Yang („Come Drink With Me“, „Heroes Shed No Tears – nicht der von John Woo -; um dessen Auftritt kurioserweise erheblicher Suspense-Aufwand betrieben wird, bis zum Showdown sieht man ihn ausschließlich von hinten – ich bin da jetzt nicht der Oberexperte, aber offensichtlich war Yang wohl ein ziemlich großer Star), die in dieser Hinsicht „old school“ sind, gegenüberstellt; speziell die Schurken Tang und Yang sind schon beinahe ungenießbar. Mit Chiao Chiao („In the Line of Duty 4“, „Return of the One-Armed Swordsman“) und Yin Tze Pan („Women’s Stalag“, „In 80 Tagen um die Welt“) stellen sich zwei hinguckenswerte Asia-Schnuckis vor, die auch schauspielerisch zu überzeugen wissen.

Bildqualität: Es ist immer wieder erstaunlich, was Celestial Films bei ihrer Restauration von Shaw-Brothers-Klassikern aus den alten Schinken herausholt. Auch „The One-Armed Swordsman“, in glorreichem 2.35:1-Widescreen (anamorph) präsentiert, kann am Tag seiner Premiere unmöglich besser ausgesehen haben. Brillante Farben, ausgezeichnete Schärfe- und Kontrastwerte, keinerlei Verschmutzungen oder Defekte, Jump-Cuts durch verlorene Frames sind mir zumindest nicht aufgefallen. Lediglich die Kompression könnte ein wenig besser sein, aber die Thais (die Thai-3er-Box stammt aus dem Hause United) legen auf solche Dinge wohl weniger Wert als wir qualitätsfanatischen Europäer. Dass diese Fassung satte 20 Minuten länger läuft als die alten deutschen Videofassungen (ungeschnitten debütierte der Streifen erst 2004 auf dem Fantasy Film Fest, eine DVD-Veröffentlichung in Deutschland steht m.W. noch aus), versteht sich von selbst.

Tonqualität: Mandarin- bzw. Thai-Ton in Dolby 5.1 wird geboten, die optionalen englischen Untertitel sind gelungen (kein Vergleich zu den üblichen HK-Subtitles, die ja mehr vage Annäherungen an die tatsächlichen Dialoge sind), nur manchmal etwas zu schnell wieder ausgeblendet, da kommt man mit dem Lesen kaum nach. Der Dialogton wirkt kräftig und bass-orientiert, Musik und Effekte sind angenehm beigemischt.

Extras: Leider gar nichts, dafür gehen Thai-Scheiben ja relativ billig weg…

Fazit: „The One-Armed Swordsman“ ist (noch) kein perfekter Swordsplay-Streifen, aber als erster ernsthafter Versuch eine verdammt gute Annäherung; er katapultierte Wang Yu in die Rolle des Shaw-Brothers-Vorzeigestars (bis zum unvermeidlichen Vertragskonflikt und Wang Yus Absturz in die Beinahe-Obskuritän von Werken wie Fantasy Mission Force) und Regisseur Chang Cheh zum Go-to-Regisseur des Studios. Kraftvolles Drama und harte (nicht überharte) Kampfszenen, die aus heutiger Sicht antiquiert vorkommen mögen, aber seinerzeit ungeheuren Impact auf das ganze Martial-Arts-Genre an sich ausübten, verbinden sich zu einem sehr gelungenen, sehr runden und optisch sehr gefälligen Gesamterlebnis von wegweisender, stilprägender Bedeutung. Daumen hoch!

4/5
(c) 2009 Dr. Acula


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