Dark Ride

 
  • Deutscher Titel: Dark Ride
  • Original-Titel: Dark Ride
  •  
  • Regie: Michael West
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Jamie-Lynn Sigler (Cathy), Patrick Renna (Bill), David Clayton Rogers (Steve), Alex Solowitz (Jim), Andrea Bogart (Jen), Jennifer Tisdale (Liz), Brittney Coyle (Colleen), Chelsey Coyle (Samantha), Dave Warden (Jonah)


Vorwort

Einen schönen Tag im Jahre 1989 suchen sich die Zwillinge Colleen und Samantha aus, um als Mutprobe am örtlichen Vergnügungspark den „Dark Ride“ (was unsereins Geisterbahn nennen würde) auszuprobieren. Schlechte Idee, denn in diesem Fahrgeschäft lautert ein geisteskranker Killer, der mit Vorliebe Szenarien der Geisterbahn am lebenden bzw. frisch umgebrachten Objekt nachstellt und die Twins seiner Strecke hinzufügt.

Der Täter wandert in die Klapsmühle, der Dark Ride wird amtlich geschlossen und so vergehen knapp fünfzehn Jahre. Ein Rudel College-Studenten macht sich auf den Weg zu einem Spring-Break-Ausflug nach New Orleans. Mit von der Partie sind Kiffrübe Jim, seine sorta-kinda-Freundin Jen, die wandelnde Filmenzyklopädie=Nerd=Typ-mit-wenig-Freunden Bill, dessen Kumpel Steve und dessen Freundin Cathy. Letzteres Pärchen ist beidseitig geneigt, die Beziehung zu beenden, wenn der jeweils andere nicht jetzt endlich Anstalten macht, für eine ordentliche Popperei empfänglich zu sein.

Bei einer Pinkelpause gabelt Bill einen Flyer zur Wiedereröffnung des Dark Ride auf. Es wäre doch spaßig, so theoretisiert Bill, anstatt einer teuren Motelübernachtung einen kleinen Hausfriedensbruch zu begehen und IN der Geisterbahn zu übernachten. Kein Einfall, der in meinem Buch der Guten Ideen gesonderte Erwähnung finden wird, doch die Herren der Schöpfung überstimmen die skeptischen Damen. Unterwegs gabelt man noch die heiße Hippie-Anhalterin Liz auf. Vor Ort weigert sich Cathy, das Fahrgeschäft zu betreten. Sie wartet lieber im Van. Der Rest erkundet den Ride und erzählt sich gegenseitig die finstere Legende vom bösen Killer. Bill hat die grusligsten Details, kunftet er doch aus, dass die beiden Zwillingsgirls, des Killers letzte Opfer, seine Cousinen gewesen wären!

Nachdem man sich so ordentlich in Gruselstimmung gebracht hat, entdeckt die Truppe Cathy – allerdings mit aufgeschlitzter Kehle! Panik! Aufruhr! Kreisch! Doch falscher Alarm – das alles war nur ein generalstabsmäßig von Bill mit Hilfe von Cathy und Jen vorbereiteter Prank, mit dem uns Bill primär Steve foppen wollte. Die Cousinenstory sei aber echt und der Besuch für Bill eine Art Katharsis, weil ihm nicht mal erlaubt worden war, am Begräbnis teilzunehmen. Steve reagiert angemessen verständnisvoll und kündigt Bill an Ort und Stelle die Freundschaft. In Jims Augen hat sich Bill aber ein paar Dutzend Coolnesspunkte verdient. Dummerweise finden sich unsere Helden aber nunmehr eingeschlossen wieder – man vermutet, der angesäuerte Steve war hier am Werke. Jim verzieht sich in den Keller, um dort irgendwie die Elektrik soweit zu manipulieren, die Türen wieder aufzukriegen, wird aber von Liz abgelenkt, die ihm dringlich in die Hose zu steigen wünscht.

Was aber von unseren Freunden keiner ahnt – justament in dieser Nacht ist uns fieser Killer Jonah aus der Irrenanstalt entsprungen und hat sich natürlich als Versteck sein altes Geläuf ausgesucht. Und sein Hobby ist nach wie vor das fröhliche Schnitzeln und Schnetzeln…


Inhalt

„Dark Ride“ soll angeblich, behauptet zumindest der Coverblurb, in den Staaten recht erfolgreich im Kino gelaufen sein. Muss eine sehr ruhige Woche an den Multiplex-Kassen gewesen sein, denn ein echter Grund, warum man sich diesen Film a) überhaupt und b) dann gleich im Kino zu Gemüte führen sollte, will mir nicht recht einfallen.

Vertrieben von Lions Gate, als der Laden noch kein Global Player, sondern ein aufstrebender Indie war, und inszeniert vom nicht weiter distinguierten Craig Singer, ist „Dark Ride“ ein wenig origineller Slasher, der es einem nicht sehr einfach macht, bei der Sache zu bleiben.

Zwar ist das Geisterbahn-Setup nicht unbedingt umwerfend neu (das erkundete ja schon Tobe Hooper in „The Funhouse“), sorgt aber für eine ganz passabel spooky Atmosphäre, aber Singer holt nun auch nicht gerade viel Wirkung aus Atmo und Kulisse heraus. Zudem braucht „Dark Ride“ auch verdammt viel Anlauf für seinen „good stuff“ – okay, der Urvater aller guten Slasher, „Halloween“, ist auch nicht berühmt für sein Mördertempo und Kills im Sekundentakt, aber wir haben halt auch nicht mehr 1978. Wir als Publikum haben eine gewisse Erwartungshaltung, und das heißt, dass auch vor der 62-Minuten-Marke (das ist die, an der „Dark Ride“ uns den ersten Kill abseits der Prolog-Sequenz gönnt) durchaus etwas passieren darf.

Singer versucht das a la „Scream“ mit selbstreferentiellen und ironischen Dialogen zu kaschieren, was eine Weile lang auch ganz gut funktioniert, weil einige der gerissenen Witze wirklich witzig sind („Seht mal, was ich auf dem Klo gefunden habe!“ – „Eine neue Geschlechtskrankheit?“) und der Cast, entgegen dem Standard beim handelsüblichen Teenie-Slasher, mal durchaus sympathisch ist.

Aber wie gesagt, das hilft nur bis zu einem gewissen Punkt, und dann müsste der Film liefern, tut dies aber nur eingeschränkt. Weder die Figur des Killers noch die Kills selbst sind Ausbünde der Kreativität, und bei einem Slasher anno 2006 *muss* da halt was Originelles kommen, weil wir uns sonst genauso gut irgendein Friday-Sequel zum x-ten Mal ankucken können. Kurz vor Schluss packt Singer dann noch einen Twist aus, den jeder hat kommen sehen, der nicht vollkommen mit Scheuklappen durch die Welt geht, und nach 82 Minuten ist dann auch schon Schluss (d.h. wir haben effektiv genau 20 Minuten stalk’n’slash) – acht Minuten Abspann notwithstanding.

Das zieht die Wurst also alles nicht vom Teller und wäre der Cast nicht, man wäre versucht, vorzeitig abzubrechen. Props zu verteilen sind insoweit an Alex Solowitz („Alpha Dog“, „She Wants Me“), der den Kiffer-Drogen-Guy-Stereotyp mal wirklich witzig (und nicht hysterisch-over the top) bestreitet, Jennifer Tisdale („House Bunny“, „Nictophobia“) als Liz, deren großen Monolog, warum sie eine Mitfahrgelegenheit braucht, man mal gehört haben sollte, und vor allem Patrick Renna („Herkules und die Sandlot-Kids“, „Lavalantula“) als Bill.

Ob einem die passabel-sympathischen Darstellerleistungen reichen, ist aber letztlich Geschmacksfrage. Als Horrorfilm hat „Dark Ride“ nicht viel zu bieten – klar gibt’s schlechtere Slasher, aber halt auch jede Menge bessere.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


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