Dark Ocean – Eine Reise in den Tod

 
  • Deutscher Titel: Dark Ocean - Eine Reise in den Tod
  • Original-Titel: 2103: The Deadly Wake
  • Alternative Titel: Hydrosphere |
  • Regie: G. Phillip Jackson
  • Land: Kanada/Großbritannien
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Capt. McGuire/Sean Murdock: Malcolm McDowell
    Tarkis: Michael Paré
    Cora Fell: Heidi von Pallaske
    Nigel Chan: Mackenzie Gray
    Willie: Hal Eisen
    Martine Quiller: Gwynyth Walsh
    Baz: Derek Ritschel
    Santiago: Michael Johnson
    Cyborg: Daniela Nolano
    Klove: Morris Durante
    Manx Clifton: Sandy Kaizer


Vorwort

Wie Ihr vielleicht wisst (ich mein, es steht ja nur riesengross eine Bildschirmseite weiter oben) erfreue ich mich seit kurzem eines Joint-Ventures mit DVDmagazin.net, sprich, man versorgt mich von dort mit Material und ich kloppe für deren Site ein zusätzliches „Exklusivreview“, das sich mehr mit technischen Aspekten der jeweiligen Discs beschäftigt. Ein nettes Abkommen zu beiderseitigem Nutzen. Als nun vor kurzem der erste Stapel DVDs eintraf, traf gleich noch was, nämlich mich beinahe der Schlag. Dark Ocean, so verkündete es die DVD-Box stolz (na ja, eher verdächtig kleingedruckt) ist ein weiteres Werk des dynamischen Duos G. Phillip Jackson und Daniel D´Or.

Nach zehn Minuten Ohnmacht hatte ich mich weit genug erholt, um ernsthaft darüber nachzudenken, ob ich es nach den ernüchternden Erlebnissen mit Falling Fire und Future Fear riskieren könnte, eine weitere Jackson/D´Or-Produktion einer persönlichen Prüfung zu unterziehen oder ob ich die Disc nicht unbesehen mit einer Post-it-Note „Sucht Euch dafür einen anderen Trottel“ versehen zurückschicken sollte.

Nun, wie meinereiner sich entschieden hat, erkennt das traute Publikum schlicht daran, dass es jetzt diese Zeilen zu lesen hat. Der Doc ist halt doch ein Masochist (ich erneuere meinen Hinweis: das gilt nur für Filme! [Sacht er jetzt… Der Setzer]), ausserdem ein unerschütterlicher Optimist (interessante Kombination, gelle) – „schlimmer als Future Fear kann´s net werden“, dachte ich mir, und um besser zu werden als die angesprochenen Werke bedarf es ja keiner spektakulären Kraftanstrengung.

Vielleicht hätte ich mir die Sache noch mal anders überlegt, hätte ich vorher gewusst, dass Dark Ocean vor Future Fear und Falling Fire datiert und man gemeinhin ja der Ansicht ist, man könnte im Laufe der Zeit dazulernen. Was dann aber wieder für Dark Ocean spricht: Roger Corman hatte damit nichts zu tun… also hinein ins Vergnügen (wenn ich in zwei Stunden nicht zurück bin, benachrichtigt meine nächsten Angehörigen…).


Inhalt

Über die Titelsequenz labert ein Erzähler, der allerdings nach diesem Intermezzo nicht zurückkehren wird (da er gleichzeitig die Hauptrolle spielt) notwendigste Exposition. Im Jahr 2093 sei unter seinem Kommando der Seelenverkäufer „Jason Archer“ abgesoffen, was insgesamt dreiundzwanzig Seeleute das Leben gekostet habe. Als Käpt´n habe er notgedrungen die Verantwortung für das Unglück übernehmen müssen, aber der wahre Schuft sei eine gewisse Manx Clifton, seinerzeit seine Auftraggeberin. Zu diesem voice-over spielen sich ein paar, hüstel, Bilder der Katastrophe (vermeintlich von Überwachungskameras aufgenommen) ab, in denen die Jason-Archer-Crew mit lächerlichen „Flammeneffekten“ kämpft.

Cut in die Gegenwart, wie wir uns später zusammenreimen, das Jahr 210nochirgendwas (hm… „3“, dem Originaltitel nach? – Der Setzer). Eine Nachrichtensprecherin verkündet uns, dass der Prozess gegen Captain McGuire, unseren seelengepeinigten Erzähler, geplatzt sei – McGuire teilt das „Freispruch elfter Klasse“-Schicksal von altgedienten Genossen wie Erich Mielke. Er sei geistig nicht mehr in der Lage, dem Prozessverlauf zu folgen, in weniger juristischen Worten, ein Fall für die Klapsmühle. Unser armer Kapitän dealt mit diesem Spruch wie Millionen Vorgänger – er strolcht durch die Hafengegend und besäuft sich. Nachdem er eine aufdringliche Nutte etwas handgreiflich von sich schubst, wird er von einer Zuhälterbande durch die Mangel gedreht, bis ein geheimnisvoller Uniformierter die Angreifer mit seiner Strahlenpistole unschädlich macht. Der Uniformierte ist Tarkis und ein Angestellter der Proxite Corporation. Und Proxite macht in Form von Martine Quiller, Managerin, attraktives Frauenzimmer und Tarkis´ Girlfriend, dem Käpt´n ein unmoralisches Angebot – Proxite, eine Company, die sooo gross und wichtig ist, dass sie „als zweite Firma nach Disney“ in die Vereinten Nationen aufgenommen werden soll, braucht ganz dringend einen Kapitän für den Frachter Lilith. McGuire weist auf den nicht völlig unwesentlichen Fakt hin, dass er gerade für offiziell geisteskrank erklärt wurde und daher vermutlich nicht mal mehr ein Dreirad befehligen darf, aber dafür hat Quiller eine Lösung – ein fertig ausgestelltes Kapitänspatent auf den Namen Sean Murdock. McGuire denkt ungefähr zwei Sekunden nach und erinnert sich dann daran, dass wir keinen Film haben, wenn er den vorgelegten Vertrag nicht unterschreibt. Und so wird der neugetaufte Captain Murdock eine Minute nach Vertragsunterzeichnung auf seinen neuen Kahn geführt. Chefingenieur Santiago kommt des neuen Chefs Visage bekannt vor und äussert dies – Murdock/McGuire schlägt Santiago prophylaktisch zusammen und lässt ihn abführen (ein wenig jähzornig, unser Cap, schliesslich hat Santiago gerade mal „Ich kenne Sie!“ geagt. Hätte ja theoretisch auch sein können, dass er Präsident des örtlichen McGuire-Fanclubs ist). Lernen wir noch ein paar Crewmitglieder kennen… da hätten wir Nigel Chen, zweiter Maat und Veteran des dritten Golfkriegs (na ja, George Bush wird´s schon richten), Barry „Baz“ Lang, den jungschen Seekadetten und Willy Chaney, den Navigator und Funkoffizier. Chaneys ganzer Stolz ist der fötal-neurale Navigationscomputer. Fötal-neural? Das ist exakt das, wonach es sich anhört … ein Bio-Computer, dessen wesentlicher Bestandteil ein (allerdings ziemlich GROSSER) Embryo in einem Nährflüssigkeitstank ist (und der fast, aber nicht ganz so lächerlich aussieht wie Bio-Computer „Elmö in Fred Olen Rays seligem Warlord). Dieser Compi hört auf den (kreativen) Namen Baby – man kann sich mit ihm über Tastatur, sprachlich oder – jetzt cyberpunken wir heftig – per direkter Kabelsteckverbindung verständigen. Chaney hat den entsprechenden Anschluss im Genick, aber McGuire/Murdock (ab jetzt Murdock, zwecks Vereinfachung) mag keine „Gehirnsurfer“ und verbietet daher entsprechende Aktivitäten (wetten dass? – und in der Tat stöpselt sich Chaney ein, sobald Murdock die Brücke verlässt).

El Capitano möchte nun noch die Ladung inspizieren, was nicht auf Quillers Gegenliebe stösst, aber Murdock hat seine Prinzipien. Die Ladung, die von zwangsfreiwilligen Strafgefangenen mit „Halskontrollringen“ (die Tarkis freudestrahlend gern demonstriert: „Absolute Kontrolle!“) verstaut wird, besteht angeblich aus irgendwelchen synthetischen Proteinen für den Wiederaufbau Nigerias. Erneut: wetten, dass?

Bevor die Reise los gehen kann, muss aber noch ein Erster Maat angeheuert werden, der in Form der hübschen Cora Fell (mich soll auf der Stelle der Schlag treffen, wenn die Maid jemals im Film mit Namen angeredet wird… wart… wart… nein, Schlag trifft nicht, also hab ich wohl recht). Murdock begrüsst seine Mannschaft offiziell über Sprechanlage und ist erfrischend ehrlich: „Die Crew ist ein Witz und das Schiff eine Katastrophe“. Das nennt man wohl Motivation… Tarkis macht die Reise auch mit, als Sicherheitsbeauftragter von Proxite – er verabschiedet sich noch mit heftigem Gestöhne und Geküsse von seiner geliebten Quiller, die ihm auch ein ungewöhnliches Vergissmeinnicht mit auf den Weg gibt: einen (festhalten) Schwanzring aus dem SM-Katalog. „Ich leg ihn dir gleich mal an,“ grinst Quiller und macht sich an die Arbeit… eh, ja…

Während Murdock sein Quartier (recht geräumig und gemütlich eingerichtet) inspiziert und sich mit seiner neuen Identität vertraut macht, bekommt Tarkis von Quiller noch ein weiteres Geschenk – ein Spezialhandy, mit dem er sie jederzeit erreichen kann.

Und dann geht die Reise auch schon los… die „Lilith“ ist, was jetzt mal das Design angeht, ein äusserst unimpressiver Kasten, der mehr aus sieht wie ein übriggebliebenes U-Boot-Modell aus einem Godzillafilm und über kein sichtbares offenes Deck verfügt (was lustigerweise Murdock und Tarkis wenig später nicht daran hindert, auf eben einem solchen beisammenzustehen). Murdock knöpft sich Santiago vor, der hoch dramatischerweise enthüllt, dass sein Papa mit der „Jason Archer“ abgesoffen sei. Murdock stellt dem Ingenieur ein Ultimatum: entweder hört er auf sein Kommando oder Tarkis kann mit ihm machen, was er will. Santiago ist sofort ein riesengrosser Murdock-Fan (hatte ich also doch recht) und der Kapitän besiegelt die wiedergefundene Loyalität mit sofortiger Blutsbrüderschaft (!!). Wusste gar nicht, dass das unter Seeleuten auch üblich ist… aber nach Santiagos Gesichtausdruck zu urteilen, wusste der das auch nicht…

Für eine Weile tut sich nichts, Tarkis gibt zu Protokoll, dass er nicht verstehen könne, warum sich irgendjemand in das strunzlangweilige Meer verlieben könne und Baz wird von Chen dazu verdonnert, einen verstopften Abfluss zu reinigen (da nimmt man Abfluss-Frei, das macht den Abfluss frei…). Verstopft ist der Abfluss offenbar seit 1958, denn der betreffende Raum steht schon ungefähr einen Meter unter Ekel-Wasser. Baz´ Blick streift eine ominöse Kiste mit der Aufschrift „BOUDICCÄ, wird aber dann von einer Ratte gebissen.
In der Offiziersmesse landet Tarkis mit seinem „Auf Proxite“-Toast den grössten Erfolg seit General Custer am Little Big Horn, während der Rest der Offiziere sich schon damit arrangiert hat, dass die Fuhre ein Himmelfahrtskommando ist (wie kommt ihr nur darauf?) und Geisterschiff-Geschichten von einem seit dreihundert Jahren brennenden Segler rezitieren. Tarkis mimt den Unbeeindruckten, aber Murdock warnt ihn: „Wir sind verdammt, wenn wir die Wahrheit ignorieren!“ Ein Philosoph…

Dann tut sich endlich wieder was, denn es wird eine Bombe gefunden – billiger Schrott, von Amateuren zusammengebastelt, grummelt Tarkis, entschärft sie aber trotzdem. Murdock lässt der Fund ziemlich kalt und reicht den schwarzen Peter an Tarkis weiter: „Sie sind der Sicherheitschef hier!“ Tarkis denkt nach und liefert einen Tipp für angehende Terroristen: „Man legt nie nur eine Bombe!“ (McVeigh war ein Stümper!). Er lässt das Schiff durchsuchen und kontaktiert sofort seine geliebte Chefin, die aber nichts hören will, die Bombe ist bestimmt ein Geschenk der Konkurrenz und ausserdem solle er ein Auge auf den Captain haben (kann man einen Plotpunkt offensichtlicher antelegrafieren? Wohl nicht). Die „Lilith“ kreuzt durch schlechtes Wetter, Chaney würde gern mit Babys Hilfe navigieren, aber Murdock erlaubt es nicht. Santiago hat ein Gerät gebastelt, das auf den Zünder der gefundenen Bombe reagiert (was man davon hat, ist fraglich… warum sollte es gesteigert interessieren, wann der fremde Attentäter die „Lilith“ gen Meeresgrund schicken will? Gut, vielleicht war´s Beschäftigungstherapie). Die Sabotageakte gehen weiter – ein Defekt im Maschinenraum, eine zweite Bombe wird gefunden und in einer nervenzerfetzenden Spannungssequenz (das war Ironie) entschärft… Suspense! Drama! Excitement! Könnte man da draus machen, hiesse man nicht G. Phillip Jackson.

Wir schalten um zu Proxite, einer ausgesprochen idiotisch aussehenden künstlichen Insel im Ozean, wo die designierte Präsidentin Manx Clifton (wo haben wir den Namen schon mal gehört?) sich von Quiller berichten lässt, dass die „Lilith“ entgegen aller anderslautender Planungen noch kielunten schwimmt. „Verdammt,“ entfährt es Clifton, „informieren sie Nigeria!“

Tja, und so wird die „Lilith“, als sie in nigerianische Hoheitsgewässer einfährt, von einem Kampfflugzeug empfangen und zur sofortigen Umkehr aufgefordert – und als Murdock dem nicht gleich Folge leistet, wird der Forderung mit ein paar Warnschüssen vor und durch den Bug Nachdruck verliehen. Tarkis heult sich sofort wieder bei Quiller aus und fragt, was los ist, aber Quiller rät dem frustrierten Security Chief nur, ruhig zu bleiben und Murdock zu beobachten. Also, äh, ein fähiger Sicherheitschef würde jetzt langsam, aber sicher damit anfangen, sich die ein oder andere Frage über seine Auftraggeber zu stellen, oder? Chaney erhält die Erlaubnis, über Baby ein Mayday abzusetzen (funken Schiffe gemeinhin nicht lieber ein SOS? Und überhaupt, würde er einfach wie von den Nigerianern befohlen abdrehen, wäre das Feuerwerk doch vorbei…). Alas, Baby wurde ebenfalls sabotiert, alles mögliche an Geräten auf der Brücke brennt durch. Und da, wer den Schaden hat bekanntlich jeder Beschreibung spottet, gibt´s zusätzlich noch´nen Wassereinbruch und einen kleinen Sklavenaufstand, da die Zwangsarbeiter befürchten, das Schicksal der Zwischendeckspassagiere der „Titanic“ zu teilen. Letzterer wird niedergeschlagen, indem Tarkis einen Rädelsführer totschiesst (wobei er jetzt aber keine schicke Strahlenpistole mehr hat, sondern sich mit einem ordinären Schiessprügel behelfen muss). Murdock will die betroffene Sektion evakuieren lassen und setzt sich nach einem kleinen Handgemenge mit Tarkis durch (der alte Süffel ist also dem jungen Security-Chef überlegen? Proxite hat ein Personalproblem). Im allgemeinen Tohuwabohu geht einer der Sträflinge stiften (und was ist mit den Kontrollringen? Sind die Dinger nur Deko? Ich dachte, so ein Ring ummen Hals könnte einem mindestens die Rübe vom Körper fetzen, wie man das aus bekannten Lehrfilmen wie Wedlock oder Running Man kennt? Proxite hat offensichtlich auch ein technisches Problem), indem er bei einem Wärter einen Tyson ansetzt. Während Quiller und Clifton ihren neuerlichen Fehlschlag verarbeiten, untersucht Murdock einer göttlichen Eingebung folgend die Ladung mal genauer, und siehe da, unter dem braunen Pulver verbergen sich Kapseln mit Clarium… und das ist keine neue Kollektion von Autoradios, sondern ein biologisch-chemischer Kampfstoff, der in schlappen 20 Minuten tötet: „Damit hat die Texanische Föderation Syrien ausgelöscht,“ erinnert sich Chen (der Film ist wahrhaft prophetisch!) und der flüchtige Sträfling ist infiziert (wie er das angestellt haben sollte, weiss ich nun auch nicht, und warum dann nur der eine, ist die nächste Frage). Cora Fell spürt den Flüchtigen auf und schreitet mit ausgebreiteten Armen elfengleich auf ihn zu (das ist in der Tat ein subtiler Hinweis auf künftige Ereignisse), aber nicht, um ihm Trost zu spenden, sondern um ihm das Genick zu brechen: „Verbrennt ihn! Verbrennt alle!“ empfiehlt sie dann dem entsetzten Chen (vor lauter Schreck vergisst der gute Kriegsveteran auch, dass er zwei Sekunden vorher noch der felsenfesten Überzeugung war, Cora hätte sich angesteckt).

Murdock hat also ein Problem – und zwar ein grosses, denn wenn die „Lilith“ absäuft, tut dies zwangsweise auch das Clarium. Und während sich der gute Stoff an der Luft in zwanzig Minuten in pure Harmlosigkeit auflöst, wirkt Salzwasser äusserst anregend auf die Giftsuppe, kurz gesagt, wenn die „Lilith“ untergeht, bedeutet das auch den Untergang der ganzen Welt (womit Jackson und D´Or wieder bei ihrem Lieblingsthema globale Apokalypse wären). Murdock stellt Tarkis zur Rede, aber der schwört beim Grab seiner noch lebenden Grossmutter, höchstens von ein wenig Giftmüll gewusst zu haben, aber nichts von Kampfstoffen. Für Murdock machen die Sabotageakte jetzt Sinn, seiner Ansicht nach will Proxite das Schiff versenken, damit niemand etwas von deren Biowaffen erfährt. „Proxite ist eine Firma, die wollen Gewinn machen,“ widerspricht Tarkis. „Schon mal was von Versicherungen gehört?“ entgegnet Murdock säuerlich. Tarkis verspricht, dem Captain zu beweisen, dass solch schändliches Treiben nicht der offiziellen Firmenpolitik von Proxite entspricht.

Aber auch Murdock wird zur Rede gestellt, von Santiago, der endlich wissen möchte, was wirklich auf der „Jason Archer“ geschah. Murdock ergeht sich in kryptischen Bemerkungen: „Ich habe jemandem vertraut und den Preis dafür bezahlt.“ Damit kann sich Santiago nicht ganz zufrieden geben – er bohrt nach und erfährt, dass Murdocks Auftraggeber seinerzeit Manx Clifton gewesen sei, die die Schiffspapiere des nicht seetüchtigen Kahns manipuliert habe. „Die Geschichte wiederholt sich,“ grinst Santiago, „mein Vater starb auf einem Schiff unter ihrem Kommando, das Clifton gehörte und ich jetzt auch!“ Unglaublich aber wahr – Murdock gehen ein paar Leuchtraketen auf, denn bislang wusste er nicht, dass Clifton die Chefin von Proxite ist (man sollte meinen, das ein Name wie Clifton sich herumspricht, wenn man Präsident einer Firma ist, die in die UNO aufgenommen werden soll. Aber vielleicht war Murdock zu sehr mit saufen beschäftigt, anstelle mal die Fernsehnachrichten zu glotzen). Chaney gelingt es, Baby soweit wiederherzustellen (mit dem Segen des Captains auch mit Direktlink), dass man dem Compi ein paar Fragen stellen kann. Baby (das übrigens auch in Baby-Sprache spricht… „Baby hat dies“, „Baby tut das“ – enervierend) präsentiert auf mehrfache Nachfrage des Captains hinsichtlich des Schuldigen ein Bild von Clifton – was für´ne Enthüllung…

Murdock zieht sich in sein Quartier zurück und schmökert in alten Seerechts-Wälzern nach einem Schlupfloch. Dabei stellt sich heraus, dass, sofern Proxite den Staaten-Status erhält, die „Lilith“ als Kriegsschiff zu sehen sei und damit keinerlei internationaler Jurisdiktion unterstellt sei, nur der von Proxite (das ist m.E. eine etwas wackelige Theorie, es gibt doch schliesslich auch im Kriegsfall gewisse Regeln und Gesetze, sonst würde sich die Welt nicht bis heute die Köpfe darüber zerbrechen, ob die „Lusitania“ und die „Wilhelm Gustloff“ jeweils legal versenkt wurden). Was ihm das momentan helfen soll, wissen die Götter der See. Indes versucht Tarkis, dem sein Hemd mittlerweile näher ist als die Hose, die Offiziere zur Meuterei zu bewegen, er möchte nämlich einfach den nächstbesten Hafen anlaufen und so schnell wie möglich von Bord. Die Crew ist jedoch unbegreiflicherweise loyal. Murdock stösst hinzu und verkündet zu allgemeiner Überraschung den Kampfeinsatz. „Dieses Schiff ist verdammt,“ brummt er. „Ist ja auch nicht das erste Mal,“ kann sich Tarkis nicht verkneifen zu sagen (und lässt damit das bislang allseits gehütete Cover des Captains auffliegen, nicht, dass es irgendjemanden interessieren würde). Darauf wird Murdock melodramatisch, bis es Tarkis zu bunt wird und er jedem, der ihn an Land bringt, eine Top-Stelle bei Proxite andient. „For he´s a jolly good fellow“, singt Murdock vergnügt, ist er doch mittlerweile auch hochprozentig abgefüllt. Tarkis gibt auf, ruft im stillen Kämmerlein Quiller an und petzt, dass Murdock das Kriegsrecht ausgerufen hat. Alles halb so schlimm, beruhigt ihn das Weib, auch nicht, dass Murdock die wahre Fracht gefunden hat (wobei Tarkis sich immerhin clever genug verhält und nicht vom Kampfstoff, sondern nur von Giftmüll spricht… ein Ehrenpunkt für ihn), worauf Quiller ihm ein paar Einzelheiten des teuflischen Plans verrät. Eben wegen der illegalen Fracht habe man Murdock ausgesucht – jeder kenne ja seine „Jason-Archer“-Geschichte und wenn er nun mit dem Giftmüllskandal an die Öffentlichkeit ginge, würde jeder denken, er wolle sich wegen des vergangenen Vorfalls an Clifton rächen wollen und ihm kein Wort glauben. Die Bomben habe bestimmt die Konkurrenz gelegt, wenn Murdock nicht sowieso von den Wettbewerbern dafür bezahlt worden sei (spätestens jetzt müsste Tarkis das Geblubber seiner Freundin für absoluten Dumpfsinn halten… Murdock wurde ja direkt von der Vertragsunterzeichnung auf´s Schiff gekarrt… wann hätten ihn dann etwaige Konkurrenten auf die eigene Lohnliste setzen sollen?) Der Captain belauscht das Telefonat, haut Tarkis k.o. und freut sich, dass er mit dem Supadupa-Handy nun etwas hätte, das erlaube, einen Kurs auf Proxite zu setzen (?). Und das tut man dann auch, Kurs auf Proxite, denn Murdock hat in seinem Seerechts-Wälzer auch nachgeschlagen, dass ein Kapitän, der seinen Auftrag nicht erfüllen kann, das Schiff seinem Eigentümer zurückgeben muss (Entschuldigung, aber das muss Murdock NACHLESEN? Ich denke, das ist eine der eher wichtigeren Regeln der Schiffsführung).

Tarkis entkommt allerdings dem Arrest und macht sich an Baby zu schaffen, das dazu „Proxite böse“ vor sich hin nuschelt. Murdock und seine aufmerksame Crew hindern Tarkis jedoch an weiteren Aktivitäten, obwohl Tarkis beteuert, lediglich in die Proxite-Datenbanken eindringen zu wollen, um dort endgültige Beweise für oder gegen illegale Operationen der Firma zu finden. Murdock stimmt schliesslich zu, als Tarkis anbietet, dies unter Aufsicht zu tun und, falls Murdocks Annahme stimmen solle, kooperieren zu wollen. Und so ruft er einmal mehr Quiller an und bindet ihr den Bären auf, er habe das Schiff unter seiner Kontrolle. Während er mit Quiller Belanglosigkeiten austauscht, hackt sich Chaney ins System und findet in der Tat Referenzen zu Clarium in den Proxite-Unterlagen. Die sollten wohl dort nicht zu finden sein, wenn der Laden sauber wäre. Tarkis reicht die Erwähnung des Kampfstoffs in Kombination mit dem von Chen referierten Gerücht, das Clarium, mit dem die Syrer einst schlimme Dinge getan hätten (ich dächte, es wär´ genau andersrum gewesen??), wäre „unser eigenes“ gewesen. „Ich habe ihnen vertraut!“ gröhlt er verzweifelt, aber Murdock tröstet ihn: „Ihre Loyalität war in Ordnung!“ (??? Bitte? Erst mal, wer versteht Murdock jetzt noch und zweitens, Integrity Inc. ist der alte Saufkopf für mich auch nicht gerade).
Tja, was fehlt einem zünftigen B-SF-Film jetzt noch? Genau, eine Prise Alien und Terminator, und die bekommen wir jetzt auch. Tarkis befürchtet nämlich, dass Proxite Killercyborgs auf die „Lilith“ und ihre Besatzung ansetzen könnte (und Killercyborgs sind schon okay, Tarkis? Die sind keine illegalen Waffen, wa? Scheinheiliger August). „Boudicca“ heissen diese Cyborgs und da fällt es Baz wie Schuppen aus den Haaren… „Boudicca“ ist schon an Bord! Übrigens zum Missfallen von Quiller, die diesen Cyborg entwickelt hat, aber er passt nicht zum neuen Firmenimage von Proxite, wie Clifton ihr auseinandersetzt, und sollte deswegen auch mit der „Lilith“ entsorgt werden. Jetzt aber ist Boudicca nützlich, denn Quiller kann den Cyborg von Proxite aus aktivieren und kontrollieren… Und eins-zwei-drei wird die „Lilith“-Crew von einem mordgierigen Robotkiller, einer unaufhaltbaren Kampfmaschine dezimiert. Boudicca ist übrigens ausgesprochen feminin in Aussehen und Bewegung, elegant und grazil tanzt (dazu weiter unten mehr) der Cyborg durch die finsteren Korridore der „Lilith“ und meuchelt die Nebendarsteller nieder. Murdock rekrutiert die Strafgefangenen: „Kämpft mit mir, überlebt und ich lasse euch frei!“ Und wer nicht freiwillig mitmacht, wird ganz einfach erschossen, das übernimmt Cora (tolle Alternativen, was? Soll uns das die Helden sympathisch machen?) Während Boudicca fröhlich killt und dabei noch Bomben anbringt (wo hat das Teil die her?), zurrt Murdock das Steuer fest (schön, dass das auch im 22. Jahrhundert noch mit einem Seil geregelt wird) und stürzt sich ins Getümmel. Tarkis hat indes Boudicca gefunden und stellt im Laderaum fest, dass der Cyborg – als hätten wir´s geahnt – kugelfest ist. Aber Tarkis hat einen Plan, er schüttet den Giftmüll aus den Fässern aus und setzt ihn in Brand. Dummerweise ist Boudicca auch feuerfest. „Blödes Monster“, kommentiert Tarkis mit der absoluten Schenkelklopf-Zeile des Scripts. Sähe schlecht aus für Tarkis, wenn da der Streifen einen völlig unerwarteten (na ja, nicht völlig, aber doch ziemlich) Schwenk ins Übernatürliche nehmen würde, denn plötzlich erscheint Cora und verwickelt mit mystischen Armbewegungen den Cyborg in einen Spezialeffekt-Kampf, in dem beide Kombattanten mit diversen Strahlen um sich schiessen. Schlussendlich stürzt sich Cora aber eher weltlich auf den Cyborg und sich mit selbigem ins brackige Wasser. Captain Murdock sitzt auf der Brücke und erteilt dem Schiff den Befehl, nicht sinken zu dürfen, gleichzeitig landet Quiller auf der „Lilith“, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Tarkis stellt sich ihr in den Weg. „Du hast mich verraten,“ brummt Quiller. „Ich habe dich geliebt,“ sülzt Tarkis und macht ihr dann Vorwürfe von wegen Zerstörung der Welt usw. „Wieso die Welt retten, wenn man sie besitzen kann?“ bringt Quiller die Einstellung der Bösen Kapitalisten der B-Filmwelt auf den Punkt (ziemlich doofes Statement, oder?). Unbeobachterweise haben sich aber inzwischen Murdock und Chen angeschlichen und auf des Kapitäns Kommandos erlegt Chen die böse Frau mit einem fairen Schuss in den Rücken. Cyborg und Quiller erledigt, kann Murdock nun zum nächsten Teil seines Racheplans übergehen: das Schiff seinen Eignern zurückgeben… Cora materialisiert wieder auf der Brücke. „Sie konnte nicht schwimmen,“ grinst sie den fragenden Murdock an und meint damit den Cyborg, Murdock zuckt die Achseln, als wäre ein übernatürlich begabter erster Maat die grösste Selbstverständlichkeit der Welt. Chen ist mit dem Clarium und Quillers Jet unterwegs zur UNO, wo „das Clarium gut aufgehoben“ sei. Auch eine gewagte Hypothese. Die „Lilith“ rast mit voller Kraft auf Proxite zu, Clifton sieht sich genötigt, mit Murdock Kontakt aufzunehmen (wer hat den Funk repariert?). Clifton ist angesäuert, denn die UNO hat die Mitgliedschaft Proxites bereits storniert (so schnell sind die doch sonst nicht…) und wundert sich ansonsten darüber, dass der alte Seemann sich an völlig veraltete Gesetze hält (das „Zurückbringen“, you know). Murdock wirft Clifton die ganze Weltvernichtungschose erneut an den Kopf. „Meine Wissenschaftler sehen das anders,“ redet sich Clifton raus und reibt dem alten Seebären dann noch unter die Nase, dass sie zwar vielleicht bei der „Jason Archer“ von der mangelnden Seetauglichkeit des Kahns gewusst habe, er als Kapitän aber ja schliesslich auch und diese des Geldes wegen ignoriert habe. Das trifft den Captain ins Mark. Nichtsdestotrotz lässt er die „Lilith“ volle Kanne in Proxite reincrashen (wenn der Film ein Budget hätte, wäre das vielleicht eine eindrucksvolle Effekt-Sequenz, hier ist das deutlich weniger aufregend als eine langweiligere Ausgabe vom Siebten Sinn). „Hab keine Angst,“ meint da plötzlich Cora und tröstet den auf seiner brennenden Brücke hockenden Captain, „nicht alle Flammen brennen ewig“. (?) Und dann beginnen die beiden durch die Flammen zu tanzen (BITTE????)

Eine andere Schiffsbesatzung ortet Flammen am Horizont. Die Kapitänin (die verteufelt unserem ersten Maat ähnlich sieht), beruhigt ihre Crew. „Das ist nur ein altes Geisterschiff, die ´Lilith´. Sie brennt angeblich seit dreihundert Jahren“… und so schliessen sich die Kreise und ein verblüffter Rezensent muss nun sehen, was er damit anfangen soll und kann.

Da steh´ ich nu, ich armer Tor, und muss was sagen zu dem davor (ich weiss, erstens grausamer Reim, aber es ist fünf nach zwölf nachts, und da hole ich meine Geistesblitze nicht mehr aus dem Keller, und zweitens muss ich gar nichts, aber ich bilde mir zumindest ein, dass Ihr, meine lieben Fans, tierisch enttäuscht seid, wenn ich nicht noch mindestens acht Bildschirmseiten als Zugabe liefere, harhar). Beginnen wir einfach mit dem, was zweifelsfrei feststeht und das ist, Dark Ocean (ich bleib jetzt mal bei der deutschen Betitelung, die schreibt sich schneller) ist der bislang beste von mir gesichtete Film des Duos D´Or/Jackson. Das will natürlich nicht viel heissen, ist die Konkurrenz doch von ausserordentlicher Grottigkeit. Aber während Falling Fire und Future Fear in jeder Hinsicht transusige Schwachmatenfilme waren, hat Dark Ocean tatsächlich einiges, was für den Film spricht.

Denn eines kann man dem Streifen beim besten Willen nicht absprechen – er hat Ideen… es sind nicht immer die besten, und so manche Szene hat den berühmten Effekt, dass Euer Webmaster vor der Glotze sitzt wie ein lebendiges Fragezeichen und sich denkt: „Was zur Hölle????“, aber es sind Ideen, und man muss heutzutage ja würdigen, wenn ein billig produzierter kleiner SF-Klopper nicht zum achtundzwanzigstenmal Standardplot Nr. 7b/3 herunterleiert. Ein Grund vielleicht, warum Dark Ocean besser funktioniert als die erwähnten anderen Werke seiner Schöpfer: die Jungs gehen´s hier eine Nummer kleiner an und planen nicht gleich die weltweite Apokalypse (sie können´s zwar nicht lassen und spielen das Thema zumindest an, aber hier ist es ein nebeherlaufender, nicht weiter bedeutsamer Subplot – so man das Ende der Welt als „nicht weiter bedeutsam“ bezeichnen mag). Vielmehr beginnt das Epos als vergleichsweise schlichte SF-Abenteuergeschichte (und man kann sich die Plotte auch gut ohne den utopischen Aufhänger vorstellen, als „einfaches“ Seefahrerdrama). Es mag nicht immer alles völlig logisch und in sich schlüssig sein, aber die Geschichte hat Potential und der SF-Kniff um Proxite als staatsgleiche Firma ist recht witzig, wenngleich natürlich nicht völlig neu. Bis etwa zur Filmmitte spielt sich der Streifen dann auch ziemlich straightforward mit den diversen Sabotageakten und Attentaten auf die „Lilith“ – und könnte immer noch gegenwartsbezogen gesehen werden – bis zur Vorbereitung des Finales dann die SF-Einflüsse deutlich hochgeschraubt werden, mit den üblichen „Referenzen“ an Genreklassiker wie Alien und Terminator. Und selbst das recht unerwartete Auftauchen des Killercyborgs bereitet den Zuschauer wenig vor auf den heftigen Schlenker in Richtung Übernatürliches und Fantasy, der im Finale vollzogen wird. Sehr seltsam, gewiss, aber zumindest in der Form noch nicht dagewesen (wenigstens ich hab eine solche Kombination ausserhalb eines spinnerten Hongkong-Films noch nicht gesehen). Dabei ist bemerkenswert, dass der Film nicht der – für andere Filmemacher vielleicht offensichtlichen – Versuchung unterliegt, in Anbetracht des Drehbuchs aufzugeben und auf puren camp value zu schielen, nö, Dark Ocean bleibt ungeachtet des wüsten Genresammelsuriums stoisch ernst und spielt das ganze mit der Ernsthaftigkeit einer Shakespeare-Tragödie ab – das könnte unter anderen Umständen böse ins Auge gehen, aber erstaunlicherweise funktioniert dieser Ansatz (warum u.a., darauf komme ich ein paar Absätze später bei den Schauspielern noch zu sprechen). Der Film ist bis auf die oben zitierte „Disney“-Zeile absolut humorlos, und, man glaubt es kaum, wo ich sonst zwar „comic relief“ verabscheue, aber eine gesunde Portion Selbstironie bei B-Filmen kaum missen mag, es tut dem Film wirklich gut. Nicht einmal die Tatsache, dass G. Philip Jackson als Regisseur ein weiteres Mal unter Beweis stellt, dass ihm eine temporeiche dynamische Inszenierung nicht einfallen würde, wenn sie ihm auf die Füsse steigt und laut „HIER!“ schreit und der Film sich objektiv gesehen in einem, um´s positiv auszudrücken, bedächtigen Tempo abspult, stört hier, im Gegenteil, die ruhige, manchmal statische Inszenierung verstärkt die eigentümliche Atmosphäre des Films (möchte man ganz abgehobene Vergleiche anbringen, was mir selbstverständlich völlig fern liegt, könnte man sich zu der These versteigen, dass ein billiges SF-Drehbuch, das von David Lynch ohne Budget verfilmt würde, ungefähr so aussehen könnte… es ist ein krummer Vergleich, ich weiss, aber ein besserer fällt mir jetzt nicht ein… ist inzwischen ja schon zwanzig nach zwölf).

Bevor das hier in eine Heiligsprechung ausartet, die der Film trotz aller Positiva nicht verdient hat, zu meinen Kritikpunkten, als da wären übermässiger Gebrauch von Farbfiltern (ich weiss, dass Farbfilter als künstlerisches Mittel durchaus akzeptabel sind, aber man kann alles übertreiben), die einmal mehr fürchterliche Musik von Hauskomponist Donald Quan und die Qualität der Spezialeffekte. Die Modelltricks sind von der eher schmerzhaften Sorte (um so erstaunlicher, dass der Verantwortliche seinen Namen nicht schamhaft im Nachspann versteckt, sondern sich prominent im Vorspann feiern lässt) – die Modelle sind ausgesprochen detailarm und werden zum Glück hauptsächlich für establishing shots verwendet. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich Biocomputer „Baby“ oder der Modell-/Matte-Kombination Proxite den Preis für den schwächsten Effekt des Films vergeben soll. Ein Lob geht dagegen wieder an die Abteilung, die den Cyborg-Suit entworfen hat, nicht der Gipfel der Originalität, aber im Verbund mit dem Geniestreich, den Cyborg von einer ausgebildeten Tänzerin mimen zu lassen, haben wir´s hier mal mit einem vom Bewegungsablauf her ganz anderen, grazilen und sehr femininen Killerroboter zu tun, der seine Mordtaten, man kann´s schlicht nicht anders ausdrücken, mit tänzerischer Leichtigkeit begeht, ein nicht alltägliches Konzept, das einem doch recht abgegriffenen Thema neue Reize abgewinnt. Das geringe Budget kann der Film nicht verbergen, die Sets sind relativ einfach, aber man macht das beste draus – ein Film, der nicht verhehlen kann, dass er mit kleinem Etat gedreht wurde, aber der auch nicht krampfhaft versucht, nach mehr auszusehen, was irgendwie auch wieder sympathisch wirkt.

Ich habe es oben schon angesprochen, ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Erfolgs des Films (ich bitte das bitte relativ zu verstehen) sind die darstellerischen Leistungen und in allererster Linie die von Malcolm McDowell. McDowell, legendär für seine Performance in Kubricks Clockwork Orange und einem jüngeren Kinopublikum wohl noch aus Star Trek Generations bekannt, hat bekanntlich auch schon einen ganzen Rattenschwanz an unterprivilegierten B-Movies in seiner Filmographie stehen, denken wir nur an Cyborg 3 oder Fist of the North Star. Aber hier in Dark Ocean geschieht seltsames: der „Star“, der angeheuert wurde, um seinen Namen gross auf die Videobox picheln zu können, ist motiviert und gibt alles! Ich neige sonst gern zu Übertreibungen, aber hier ist es absolut ungelogen – McDowell bietet eine echte Paradevorstellung, von der ersten bis zur letzten Sekunde ist der Mime gewillt zu vergessen, dass er in einem recht abstrusen B-Filmchen mit von der Partie ist, sondern liefert eine ganz ausgezeichnete Vorstellung ab – er arbeitet das komplette Spektrum von nuanciert-zurückhaltend bis over-the-top ab, immer die richtige Dosis zur passenden Szene. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Regisseur Jackson in der Lage ist, einen Schauspieler so zu führen, bei allem Respekt, ich denke, dass McDowell hier aus eigenem Antrieb einen par-force-Ritt absolviert, der eigentlich einen grösseren Rahmen verdient hätte (ich finde ihn hier sogar erheblich besser als in Generations). Ich kloppe ja mit Freuden auf schwachen Schauspielern herum, aber für McDowell schütte ich heute das Füllhorn meines Lobes aus. Wow.

Der Rest des Ensembles verblasst naturgemäss. Heidi von Palleske, auch in Falling Fire am Werke, hat hier als übernatürliches Wesen Cora Fell nicht wirklich viel zu tun, das Script billigt ihr wenig an Dialogen zu und gen Ende muss sie auch nicht viel mehr als exaltiert mit den Armen wedeln. Das macht sie ganz gut. Michael Pare´, den ich in Falling Fire recht desolat erlebt habe, überrascht hier mit einer ansprechenden Performance. Die Standardrolle „Typ arbeitet für die Bösen, entdeckt seinen Fehler und wechselt die Seiten“ ist nicht die allerdankbarste, aber Pare´ agiert zumindest lebhaft und motiviert, sicher fehlen zu seinen Durchbruchs-Rollen in Streets on Fire oder Das Philadelphia Experiment Welten, aber so gut aufgelegt habe ich Pare´ schon länger nicht mehr gesehen. Und als Zuckerl für die Star Trek-Fans gibt sich Gwynyth Walsh die Ehre, die die Freunde der Next Generation mit dem üblichen Hummerkopf-Make-up als fiese Klingonin B´Etor kennen. Hier agiert sie ohne extraterrestrische Attribute, dafür aber im engen Mini-Outfit, darf ihre Bosheit trotzdem ausleben und zeigt sogar sekundenkurz ihre Brüste (Klingonenfreaks mögen sich zu einem Standbild einen, äh… ZENSIERT).

Die DVD wird uns von den Freunden von Madison Home Video beschert. Entgegen der Coverangabe 4:3 präsentiert sich der Film in leichtem Letterbox-Format (ca. 1.66:1), so dass ich auf eine unerwähnte 16:9-Optimierung tippen möchte (ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass der Film in Widescreen gedreht wurde). Der Print ist okay, unspektakulär, aber angemessen, mit geringer Fehlerquote. Dito der Ton, der leider nur in Deutsch und nur in Dolby Digital 2.0 angeboten wird. Der Mix ist vielleicht ein wenig musiklastig, die Dialoge bleiben aber gut verständlich, auf der Strecke bleiben ein wenig die Soundeffekte, aber wer weiss, wie das im Original klang.

Die sogenannten Special Features sind ein Fall für die Sach- und Lachgeschichten. Die „Starportraits“ sind schon ein Hammer, sie werden für McDowell, von Palleske und Pare´ angeboten und bestehen aus einem grossformatigen Szenenfoto und zwei-drei Sätzen Text. Und für den Text haben sicher ganze task forces monatelang im Internet recherchiert, um mit solch aufwühlenden Fakten wie den folgenden aufzuwarten (Achtung, Zitate!)… Zu McDowell heisst es schlicht nach dem Geburtsdatum: „Er ist schon lange im Geschäft“, kein Wort zu Clockwork Orange, sondern nur noch eine Aufzählung ein paar halbwegs neuer B-Filme des Maestros. Und bei Michael Pare´ heisst es gar: „Er ist noch nicht so bekannt, weil er noch nicht lange im Geschäft ist.“ BITTE???? Der Knabe dreht seit ZWANZIG JAHREN Filme. Liebe Madison-Leute, lasst Eure Starportraits zukünftig wahlweise von dreizehnjährigen Bravolesern, einer Horde dressierter Schimpansen oder mir schreiben, da kommt alle mal was besseres raus als dieser Gehirnschwund. Dazu passt auch der Menüpunkt „Specials“, unter dem der geneigte Fan sich tatsächlich drei spezialeffektlastige Filmschnipsel von je zwei Minuten Länge noch mal ansehen kann. Was soll das dann???? Selbst bei Stormcatcher machten sich die Publisher wenigstens die Mühe, für ihr „Stealth Fighter-Special“ wenigstens die Stock Footage pur vorzuführen (ich weiss zwar auch nicht, was das dort soll, aber es klingt wenigstens etwas sinnvoller). Solche „Extras“ sind schlicht und einfach Verarsche, da ist mir eine blanke DVD mit Film und sonst nix am Ende lieber.

Fazit: Ich weiss es nicht, ich weiss es nicht, ein Teil von mir möchte den Film empfehlen, ein anderer Teil lieber nicht. Sagen wir es so: Dark Ocean dürfte es schwer fallen, sein Publikum zu finden. Für einen B-Film billigster Machart strotzt der Film zwar vor Einfallsreichtum und kann mit einer sagenhaften Performance seines Hauptdarstellers aufzuwarten, aber der langatmige Regiestil kommt den heutigen Sehgewohnheiten sicher nicht entgegen. Der Film wirkt irgendwie ein wenig zähflüssig, ein wenig mehr Tempo hätte sicher nicht geschadet, auch wenn darunter vielleicht die Atmosphäre gelitten hätte. Und die mutige Mischung verschiedener Genres kann man böswillig auch als Unentschlossenheit auslegen – ein SF-Fan wird von dem mystischen Finale vermutlich abgestossen werden und für Fantasy-Freunde ist der Film zu wissenschaftlich-technisch.

Ohne es richtig zu wollen, denn ich war nach meinen bisherigen Erfahrungen mit seinem Kreativteam fest dazu entschlossen, den Film zu hassen, habe ich persönlich mit Dark Ocean meinen Frieden geschlossen. Das Bemühen, einen etwas anderen B-Film zu machen, ist deutlich zu spüren, die Ideen sind vorhanden, nicht immer geht alles gut und der zähe Verlauf macht es nicht einfach, den Film zu mögen, aber im Ghetto moderner Low-Budget-Filme muss man auch mal eine mattschimmernde Perle preisen, und wenn alles andere fehlschlägt, kann man sich immer noch an einer der besten McDowell´schen Vorstellung der letzten Jahre erfreuen. Jetzt weiss ich immer noch nicht, ob ich den Streifen empfehlen soll… vielleicht geht´s so: wer Fast Food erwartet, wird enttäuscht, Dark Ocean verlangt ein wenig Zeit und Geduld vom Zuschauer. Wer diese Faktoren mitbringt, dem könnte der Film durchaus gefallen.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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