
- Original-Titel: The Dark Knight
- Regie: Christopher Nolan
- Land: USA
- Jahr: 2008
- Darsteller:
Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, David S. Goyer
Christian Bale (Bruce Wayne/Batman), Heath Ledger (Der Joker), Aaron Eckhart (Harvey Dent/Two-Face), Maggie Gyllenhaal (Rachel Dawes), Gary Oldman (Det. Lt. Commissioner James Gordon), Michael Caine (Alfred), Morgan Freeman (Lucius Fox), Cillian Murphy (Scarecrow), Chin Han (Lau) ua.
Vorwort
Die Dinge haben sich geändert in Gotham City, seit Bruce Wayne des Nachts als gefledermauster Verbrechensbekämpfer durch die Strassen fegt. Die Kriminalitätsrate hat sich markant gesenkt und jüngstens plant er gar zusammen mit Detective Gordon, die örtlichen Mafiabanken auszuheben. Dass ein gewisser Joker nebst Bande eine davon überfällt, hat eine kleine Änderung des Zeitplanes zur Folge, aber schlussendlich kann mit Hilfe des Staatanwaltes Harvey Dent, der neuen grossen Hoffnung auf Seite der Gesetzeshüter, die Razzia in Gang gesetzt werden.
Dummerweise haben die Mafiosi Wind von der Sache bekommen, genauer gesagt, deren Finanzverwalter Mister Lau, der die Kohle ausser Landes bringen lassen und sich selbst nach Honkong abgesetzt hat. Dort holt ihn sich Batman in inoffiziellem Auftrag Gordons sowie Dents und bringt ihn zurück nach Gotham City, wo sich inzwischen obgenannter Joker der Mafia angedient (resp. aufgedrängt) hat und die Stadt mit einer Welle von Morden und Attentaten überzieht, die er nur zu stoppen gedenkt, sofern Batman seine Identität der Öffentlichkeit preisgibt.
Besagte Öffentlichkeit wendet sich hierauf in Rekordzeit gegen den dunklen Ritter und Wayne ist schon drauf und dran, die Bedingungen des Jokers zu erfüllen, als Harvey Dent sich überraschenderweise als Batman ausgibt. Dieser Trick führt schliesslich zur Verhaftung des Jokers, aber von da an wird es erst so richtig hässlich für Wayne, Dent und beider Liebesobjekt Rachel Dawes…
Inhalt
Handelte „Batman Begins“ davon, weshalb und wie Bruce Wayne zu Batman wurde, so geht es in „The Dark Knight“ um die Folgen seiner Entscheidung, Vigilant zu werden, für ihn selbst, die Menschen in seinem näheren Umfeld und die Gesellschaft insgesamt. Zunächst scheint die Bilanz positiv auszufallen, sind doch Kriminalität und Korruption bereits soweit in die Enge getrieben, dass Menschen wie Gordon und Harvey Dent selbst dem organisierten Verbrechen offen zu Leibe rücken können, ohne den Schutz einer geheimen Identität zu benötigen. Wayne kann sich angesichts dessen Hoffnung darauf machen, das Fledermauskostüm an den Haken zu hängen und seine Beziehung mit Rachel, die sein Doppelleben ablehnt, wieder aufzunehmen.
Da macht ihm der Joker einen Strich durch die Rechnung. Mit Terroranschlägen verbreitet dieser Angst und Schrecken unter einer Bevölkerung, die eigentlich einem goldenen Zeitalter entgegen zu gehen dachte, und bringt diese gar gegen ihren grossen Helden und Retter auf. Aber auch Batman selbst korrumpiert er dahingehend, dass dieser, eh schon in der Illegalität wandelnd, bei dem Versuch, den grinsenden Mistkerl zu fassen, ein moralisches Armutszeugnis abliefert, indem er die ganze Stadt heimlich überwacht (die Bezüge zum elften September und dem Patriot Act werden hier überdeutlich). Zwar kann Batman vermeiden, den letzten Schritt zur dunklen Seite hin zu machen, doch Harvey Dent, der weisse Ritter (welcher in seiner sich entwickelnden Doppelidentität offensichtlich Bruce/Batman gleicht), wird schliesslich ein Opfer des Jokers und fällt als Two-Face endgültig dem Wahnsinn anheim – dies aufgrund einer Handlungsentwicklung, die auch für den Kinozuschauer einen deftigen Fausthieb in den Magen darstellen dürfte.
Auf der Zielgeraden, will sagen, mit dem Schlussmonolog (oder -dialog, je nachdem, wie man es sieht), fällt „The Dark Knight“ etwas auf die Schnauze, indem er Batman vorbehaltlos zum Märtyrer verklärt, dessen zwielichtige Methoden nötig sind, um der unwissenden und hiflosen Menschheit zurück auf den Pfad der Tugend zu helfen. Die Abhörfunktion würde einen Ansatz bieten, Batmans Rolle ausgehend davon konsequent zu hinterfragen, stattdessen wird sie mit diesem Ende quasi entschuldigt. Bin gespannt darauf, wie ein weiterer Teil da fortfährt.
An der Stelle bricht dann auch ein Pathos voll durch, das sich in geringerem Masse durch den ganzen Film zieht. In diesem wird ja eh mehr geredet, als unbedingt nötig, vieles wäre klar geworden, auch ohne dass die Figuren es extra nochmals erwähnen (Batmans Rolle als Sündenbock der Nation beispielsweise wird gleich an zwei Stellen ausführlich behandelt – eine davon ist der erwähnte Schlussmonolog – , damit’s auch der letzte Idiot im Kinosaal kapiert). Man wird dabei das Gefühl nicht los, dass Nolan und Co. ein bisschen zu verbissen versuchen, aus „The Dark Knight“ einen bedeutenden Film zu machen. Why so serious? Eine Kürzung der Dialoge hätte dem Film jedenfalls gut getan.
Und es soll nicht verschwiegen werden, dass die Story nicht immer völlig durchdacht ist: So muss der Joker schon ein Hellseher oder zumindest ein grandioser Glückspilz, oder die Polizei von Gotham City unfassbar inkompetent sein, dass seine Pläne immer aufgehen (man stelle sich nur mal vor, die Mitglieder seiner Bande wären nach der Verhaftung einer Leibesvisitation unterzogen worden). Und ich hab mich durchaus gefragt, ob Batman da jetzt tatsächlich stundenlang muxmäuschenstill im Dunkeln hockt, bevor er Jokers Birne auf den Tisch knallt, oder wie der Psycho-Clown wohl die nötigen Mengen an Sprengstoff in das Krankenhaus geschafft hat, ohne dass irgendwer was gemerkt hat.
Aber: Um sich daran ernsthaft zu stören, muss man ein analfixierter Berufshaarspalter sein, denn trotz dieser Probleme ist „The Dark Knight“ ein immer noch sehr intelligenter und besonders auch ein ausserordentlich spannender Film, der trotzt Überlänge keine Sekunde lang langweilig wird. Das Kräftemessen zwischen Batman und dem Joker ist in seiner Epik geradezu atemberaubend, die Plots des letzteren, der den Guten immer einen entscheidenden Schritt voraus ist, imponierend teuflisch.
Überhaupt, der Joker. Der ist aufgrund seines clownesken Wahnsinns in Verbindung mit einem nihilistischen, zynischen Kalkül, das durch keinerlei Skrupel behindert wird, einer der bedrohlichsten Bösewichter der Filmgeschichte. Modelliert nach den Terroristen unserer Zeit, fehlt ihm jedoch jegliche Motivation, die über die beinahe kindliche Freude an der Zerstörung hinausgeht – die Menschen Gotham Citys sind für ihn Ameisen, über deren kopfloses Verhalten er sich königlich amüsiert. Kommt die Zielgerichtetheit und Genialität hinzu, mit welcher er seine Pläne umsetzt und die ihn beinahe unbesieg- oder fassbar macht. Insbesondere gelingt es ihm dabei immer wieder, die Menschen erfolgreich dahingehend zu steuern, dass sie für ihn die Drecksarbeit übernehmen, ob sie wollen oder nicht – einzig bei Batman versagt er, wenn auch nicht vollständig. (Beim Fährenexperiment hingegen schon, dessen Ausgang aber auch etwas sehr optimistisch ist –Kitsch à la „Spider-Man 2“ ist da nicht mehr weit, ihr wisst was ich meine. Da wird zudem die hoffnungslose Atmosphäre, die vorher den ganzen Film hindurch aufgebaut wurde, abgewürgt.)
Wie auch immer, wir sind nun auch bei Heath Ledger angekommen („10 Things I Hate About You“, „The Patriot“, „A Knight’s Tale“, “The Brothers Grimm”, “Brokeback Moutain”), der kurz nach den Dreharbeiten starb und um den inzwischen ein handfester Kult entstanden ist. Der Hype um seine Person ist allerdings tatsächlich gerechtfertigt, zumindest, was das Abfeiern seiner Schauspielerleistung anbelangt; sein Joker ist ein verabscheuungswürdiger, hübsch ungepflegter und heruntergekommener Clown des Bösen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Er ist eindeutig das Highlight des Filmes.
Christian Bale („Velvet Goldmine“, „American Psycho“, “The Prestige”) steht ihm in der Titelrolle gegenüber und hört sich als Batman zwar ein bisschen so an wie meine kettenrauchende Grosstante, macht seine Sache als Getriebener, der zwischen gut und böse schwankt, aber sehr gut, auch wenn dem Charakter seiner Rolle nicht mehr ganz so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird wie in „Batman Begins“.
Harvey „Weisser Ritter“ Dent wird von Aaron Eckhart („The Core“, „The Black Dalia“) gespielt. Er überzeugt als Gotham Citys erster Staatsanwalt mit weisser Weste, der dank des Jokers allerdings ein paar psychische Unstabilitäten entwickelt, die unter dem schieren Druck von Mord, Tod und Schicksalsschlägen schliesslich in mörderischen Wahnsinn ausbrechen.
Zwischen Dent und Bruce Wayne steht Rachel Dawes, deren Rolle Maggie Gyllenhaal („Donnie Darko“, „Secretary“, „Mona Lisa Smile“), die ältere Schwester Jack Gyllenhaals, von Katie Holmes übernommen hat. Auch wenn mich Holmes längst nicht so nervig dünkte wie andere Rezipienten, so ist doch Gyllenhaal eindeutig die bessere Rachel.
Als Gordon haben wir wieder Gary Oldman, Michael Caine als Alfred und Morgan Freeman als Lucius Fox. Etwas verschwendet ist Cillian Murphy („28 Days Later“, „Sunshine“) als Scarecrow (nachdem sein Charakter doch schon in „Batman Begins“ etwas unwürdig abgehandelt wurde).
Was „The Dark Knight“ neben der Story und den Schauspielern sehenswert macht, sind natürlich Action und Spezialeffekte, die einem in der Tat die Augen übergehen lassen. Bemerkenswerterweise kommen die meisten Actionszenen weitgehend ohne GCI aus, was auch dementsprechend beeindrucken aussieht (das mit dem Lastwagen hat man dank dem Marketing ja schon zu Genüge im Vorfeld gesehen, aber trotzdem, im Kino – wow!) – dafür sind sie manchmal immer noch etwas unübersichtlich (immerhin ist’s seit „Batman Begins“ besser geworden). Wenn dann GCI doch mal zum Einsatz kommen, am prominentesten natürlich bei Harvey Dents zerstörtem Gesicht, glänzen diese durch absolute Perfektion. Wo und wann übrigens IMAX-Kameras zum Einsatz gekommen sind („The Dark Knight“ ist bekanntlich der erste Spielfilm, für den diese Technik eingesetzt wurde), wär mir allerdings nicht aufgefallen.
Der düstere bis majestätische Score von M. Night Shyamalans Hauskomponist James Newton Howard („Pretty Woman“, „The Fugitive“, „I Am Legend“) und Hans Zimmer („Black Rain“, „Hannibal“, „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“) rundet den Film angemessen ab, auch wenn mir etwas die markanten Themas fehlen.
„The Dark Knight“ könnte einer der besten Filme aller Zeiten sein, würde seine Botschaft etwas mehr hinterfragt, wäre das Pathos weniger und wäre die Story etwas besser durchdacht. Das ist schade, ändert aber nichts daran, dass der Streifen immer noch ein Vorschlaghammer von einem Film ist, wie er mir schon lange nicht mehr untergekommen ist. Mit Abstand die beste Superheldencomic-Verfilmung, die ich kenne.